Kapitel 9

Daran könnte ich mich gewöhnen

 

 

Die Fahrt mit dem Aufzug zu Dustys Apartment hinauf kostete sie eine Menge Selbstbeherrschung. Dusty beobachtete David dabei, wie er unruhig von einem Fuß auf den anderen trat, während er Dusty immer wieder einen kurzen Blick zuwarf, dann errötete und wütend wurde, wenn Dusty ihn angrinste oder ihm zuzwinkerte. Dusty wüsste zu gerne, ob die Röte von Davids Wangen sich auch auf den Rest seines Körpers ausbreitete, wenn er erregt war. Er wollte ihm die Kleider vom Leib reißen und jeden Zentimeter seiner hellen Haut ablecken, bevor er seine Zunge durch Davids Schließmuskel drückte. Er hatte sich viel zu lange gegen seine Gefühle gewehrt. Die Unsicherheit und Angst in Davids Stimme, als er gesagt hatte, dass er gehen könnte, hatte wie ein Messer in seine Haut geschnitten, beinahe genauso schmerzhaft wie die Worte selbst. Ich kann gehen, mir geht’s besser.

In deinen Träumen! , knurrte Dustys Urinstinkt.

Sicher, seit David aus dem Koma erwacht war, hatte er sich immer an ihm festgehalten. Das machte die intensive Anziehung zwischen ihnen aber nicht weniger real. Mit David fühlte sich alles richtig an. Ihn im Arm zu halten, ihn zu trösten, ihn zu küssen, jede verdammte Kleinigkeit machte Dusty sicher, dass David genau da war, wo er hingehörte: bei ihm. Allein der Gedanke an den Kuss heute Morgen ließ Dusty hart werden. Er unterdrückte ein Stöhnen, hielt die Tüten mit den Supermarkteinkäufen so, dass David es nicht sehen konnte, und versuchte, sich zu beruhigen, um die Nachbarn, denen sie womöglich auf dem Flur über den Weg liefen, nicht mit seinem Schwanz zu erschrecken, der hart genug war, um einen Nagel in ein Brett zu schlagen.

Als die Türen sich öffneten, raste David aus dem Aufzug und den Flur entlang in Richtung Apartment. Dusty wühlte in seinen Taschen nach dem Schlüssel und fluchte, als seine Finger durch den Stoff hindurch den Schaft seines Penis streiften. Er war dankbar, dass David wartete, bis sie im Apartment waren, die Tür hinter sich zugezogen und die Einkaufstüten auf der Küchentheke abgestellt hatten, bevor er sich auf Dusty stürzte und versuchte, ihn zu besteigen, während er ihn stürmisch küsste.

Leider musste Dusty ihn noch einmal von sich wegschieben, um die Lebensmittel einzuräumen, bevor sie schlecht wurden. »Wieso wartest du nicht im Schlafzimmer auf mich? Ich muss nur schnell die verderblichen Sachen einräumen«, sagte er, küsste David auf die Nasensitze, drehte ihn herum und schob seinen Hintern mit einem kleinen Klaps in Richtung Schlafzimmer.

»Von mir aus.« David klang wie ein bockiges Kind und Dusty konnte nicht anders, als zu lachen. Als Antwort warf David ihm einen wütenden Blick zu, der ihn nur noch lauter lachen ließ.

So schnell er konnte, räumte er die Dinge, die verderben konnten, in den Kühlschrank, ließ alles andere liegen, ging rüber ins Schlafzimmer und zog sich im Gehen sein Shirt über den Kopf. Als er ins Zimmer trat, blieb er wie angewurzelt stehen. David lag splitterfasernackt auf seinem Bett ausgestreckt und bearbeitete seinen Schwanz mit der Hand.

»Was zur Hölle?«, murmelte Dusty. Die Worte lagen ihm auf der Zunge: Wer bist du und was hast du mit David gemacht? Es war als Kompliment gemeint und die meisten Männer würden es auch so verstehen, aber nicht David. Sein normalerweise schüchterner, introvertierter und launischer Vielleicht-bald-Lover würde die Worte nehmen und sie auseinanderpflücken, um darin irgendeine versteckte, böswillige Botschaft zu finden, weil er nie etwas anderes kennengelernt hatte. Der David, der gerade auf seinem Bett lag und mit Augen voller Lust zu ihm aufsah, hatte mit dem anderen David nicht viel gemein. Dusty leckte sich über die Lippen und entlockte David damit ein Geräusch, das klang, als würde er mit einem scharfen Atemzug alle Luft aus dem Raum saugen.

David ließ seinen steifen Penis los, setzte sich auf, krabbelte auf den Knien ans Fußende des Bettes und winkte Dusty mit einem Finger näher zu sich heran. Dusty ließ ein Kleidungsstück nach dem anderen fallen, während er die wenigen Schritte zwischen der Tür und dem Bett überbrückte, und feuerte das Selbstbewusstsein seines jungen Lovers damit sichtlich noch weiter an.

»Du bist so verdammt sexy, D«, flüsterte Dusty.

Ein Funke des Verlangens glomm kurz in Davids braunen Augen auf, zog Dusty in ihre Tiefen. Er beugte sich zu David hinunter und küsste ihn, bevor er unter seine Arme griff und ihn mit dem Rücken auf das Bett warf. Davids Pupillen weiteten sich und fixierten ihn, während Dusty langsam auf allen vieren über das Bett zu ihm hochkroch. Es war ein wundervoller Anblick.

Er leckte sich seinen Weg über Davids Körper, von seinem Knöchel bis zur Innenseite seiner Oberschenkel, ließ dabei jedoch absichtlich Davids Körpermitte aus. Dusty wusste, schon eine winzige Berührung dort würde genügen, um David über den Rand zu treiben, und er wollte den Augenblick so lange wie möglich auskosten. Er beugte sich zu David hinunter, gab ihm einen kurzen Kuss und lachte, als David ihn anknurrte, sobald er sich wieder zurückzog. Er ließ seine Hände über Davids Brust gleiten und zwickte in seine Nippel. Es gefiel ihm, wie Davids Körper unter seinen Fingern zitterte und eine Gänsehaut über seine helle Haut kroch, eine Antwort auf die Hitze, die Dustys Berührungen dort hinterließen.

»Du bist wunderschön, D«, raunte Dusty ihm zu. Ohne den Blick von Davids Augen abzuwenden, streckte er die Hand nach dem Nachttisch aus, zog die Schublade auf und tastete nach der Tube mit dem Gleitgel. Das Schnappen des Deckels hallte laut durch den stillen Raum und David zuckte zusammen. Dusty strich sanft über seine Oberschenkel, um ihn zu beruhigen. »Ist schon gut, D. Wir müssen nicht weitermachen, wenn du nicht willst.«

»Nein, ich hab mich nur erschreckt, das ist alles. Ich will das, D, ich will dich. Hör bitte nicht auf«, flehte David ihn an. Seine Brust und sein Gesicht färbten sich in einem attraktiven Rotton, als er Dustys unausgesprochene Frage beantwortete. David öffnete den Mund und schluckte ein paarmal, bevor er weitersprach. »Ich will dich, Dusty. Es ist mir egal, wie, solange es mit dir ist.«

»Na, wenn das so ist …« Dusty schloss die Finger um Davids Penis und beobachtete, wie der Körper des Kleineren erschauderte und bebte.

David schrie Dustys Namen, als er mit dem Daumennagel über die empfindliche Eichel fuhr. Während er den Kopf langsam zwischen Davids Beine senkte, beobachtete er, wie seine blauen Augen von dem Schwarz seiner Pupillen fast vollständig verschluckt wurden. Dusty leckte sich seinen Weg zur Unterseite von Davids Penis und ließ sich die Flüche und das Stöhnen, die von Davids Lippen kamen, auf der Zunge zergehen. David schrie und krümmte sich, als Dusty seinen Penis bis zur Wurzel in seinen Mund gleiten ließ. »Verdammte Scheiße! Oh mein Gott!«, schrie er.

Genau wie Dusty es vorhergesehen hatte, konnte er spüren, wie Davids Hoden sich zusammenzogen und, unerfahren, wie er war, eine Kettenreaktion auslösten, die ihn zum Höhepunkt brachte. Dusty griff nach der Tube mit dem Gleitgel und konnte gerade noch zwei seiner Finger damit benetzen, bevor sich sein Mund mit warmem, bitterem Sperma füllte. Er wartete, bis Davids Orgasmus abgeklungen war, während er behutsam über seinen Penis leckte, der kaum an Härte verlor. Er gab David noch ein wenig Zeit, um wieder zu Atem zu kommen, ehe er mit der Zunge zwischen seine Hinterbacken und weiter über seinen Schließmuskel bis hinauf zum Damm fuhr.

Das Geräusch, das David machte, war eine merkwürdige, zusammenhanglose Mischung aus Stöhnen, Brummen und Gemurmel, das Dusty nicht verstand, aber das störte ihn nicht. Er lächelte, bevor er Davids zuckenden Schließmuskel mit der Spitze seiner Zunge umkreiste. Er nahm einen Finger hinzu, folgte damit seiner Zunge den festen Muskelring entlang und weiter in Davids Körper, stieß ihn bis zum Anschlag in ihn hinein.

»Was zur …?«, brachte David hervor. Sein Körper sträubte sich gegen das fremde Eindringen, doch als Dustys Finger die festen Muskelstränge passierte, ging ein Ruck durch Davids Körper und sein Eingang lockerte sich so weit, dass Dusty einen zweiten Finger in ihn hineindrücken konnte. »D, was hast du …?« David starrte ihn an und keuchte.

Dusty lehnte sich zurück, sodass er Davids Gesicht beobachten konnte, während er seine Finger herumdrehte, um seine Prostata zu massieren. Mit aufgerissenen Augen und offen stehendem Mund kam David noch einmal, nur wenige Minuten nach seinem ersten Orgasmus. Sein ganzer Körper lief rot an, eine dünne Schicht Schweiß benetzte seine Haut und er verdrehte die Augen. Die Finger in die Decke gekrallt, den Rücken durchgebogen, die Beine gespreizt, entlud sich sein Sperma einmal, zweimal, dreimal, bevor er mit einem Stöhnen zurück auf das Bett sank. »Gott, David, du bist so verdammt schön, wenn du kommst.«

David lachte und streckte die Arme nach Dusty aus. Dusty ließ sich von ihm nach unten auf die Matratze ziehen. David rollte sich neben ihm ein und seufzte. »Gib mir eine Minute und dann kümmere ich mich um dich«, murmelte er.

»Das brauchst du nicht, D, ich hab das für dich gemacht. Mach dir um mich keine Gedanken. Genieß einfach das friedliche, befriedigte Gefühl.«

Innerhalb von fünf Minuten schlief David tief und fest ein. Dusty hatte nicht vor, ihn zu wecken. Er nahm eine Dusche und befriedigte sich selbst, bis sein Sperma über die Fliesen spritzte, bevor er es abspülte und aus der Dusche stieg, um das Abendessen vorzubereiten.

Die Nudeln hatten gerade erst angefangen zu kochen und Dusty rührte die Soße um, als sein Handy klingelte. Das Display zeigte Korys Namen an.

»Jo«, begrüßte Dusty ihn auf die übliche Art.

»D, hey, hast du Freitag schon was vor?«, fragte sein bester Freund.

»Bis jetzt nicht. Wieso?«

»Bowling mit den Brennans und wir sind eine ungerade Zahl, wir brauchen noch einen Spieler. Was meinst du? Willst du kommen und live dabei sein, wenn Jon und ich die zukünftigen Schwiegereltern beim Bowling vernichten?«, fragte Kory und lachte. Er konnte Jons gedämpfte Stimme im Hintergrund hören, die irgendetwas darüber sagte, dass sie zu Weihnachten ausgeladen würden.

»Vielleicht, lass mich mal schauen, was sonst noch so ansteht. Ich melde mich dann noch mal bei dir.«

»Du weißt, dass du David mitbringen kannst, D. Ich verspreche, mich zu benehmen und ihn nicht auszuquetschen.«

Dusty schnaubte. »Ist klar.« Sie waren Kory und Jon einmal begegnet, als sie gerade aus einem Sandwichladen in Downtown gekommen waren. Die zwei hatten Dusty bei der Gelegenheit in Andrews Namen eingeladen, zusammen mit den anderen ins Kino und anschließend noch gemeinsam essen zu gehen, aber er hatte abgelehnt. David war immer noch dabei, sich zu erholen, und laute Geräusche erschreckten ihn nach wie vor. Und was Menschenmengen anging … Tja, Menschenmengen machten ihn nervös und jagten ihm Angst ein. Und Dustys Großfamilie, also die Jungs, mit denen er bei All Cocks arbeitete, waren eine sehr laute und tosende Menge.

Kory flüsterte Jon zu, dass er die Klappe halten sollte, und riss Dusty damit aus seinen Gedanken. »Ernsthaft, D, was ist das für ein komisches Versteckspiel? Wieso stellst du den Kerl nicht deinen Freunden vor? Ist dir das peinlich? Was ist los?« Er konnte hören, wie angespannt die Stimme seines besten Freundes war. Seine Frustration war selbst durch die Leitung hindurch unüberhörbar.

»Das ist es nicht, Kory. Weißt du …« Dusty versuchte, die richtigen Worte zu finden, um Kory ruhigzustellen, ohne dabei so zu tun, als wäre er sich seiner Gefühle zu David nicht sicher. »Er hat sich gerade erst gegenüber seiner Familie geoutet und sie haben den Kontakt abgebrochen. Er ist, na ja, sensibel, und ich denke, es wäre zu viel für ihn, wenn ich ihn jetzt der spanischen Inquisition aussetze.« Dusty zuckte zusammen, als ihm bewusst wurde, dass er Kory mit Halbwahrheiten abspeiste, doch die ganze Wahrheit konnte er ihm einfach nicht sagen. Noch nicht.

»Oh Gott, D, das wusste ich nicht. Du musst mit mir reden. Du hättest nichts weiter tun müssen, als es mir zu sagen, dann hätte ich mich zurückgehalten. Ich bin kein Arschloch, Dusty.« Jetzt klang Kory verletzt und beleidigt.

»Das ist nicht, was ich gemeint habe, Kory«, versuchte Dusty ihn zu beruhigen. An seiner Stelle wäre er sicher auch wütend auf sich. »Tut mir leid, Kory. Ich wollte deine Gefühle nicht verletzen. Ich mache mir Sorgen, weil David nicht gut mit Menschenmengen zurechtkommt. Die Jungs sind einzeln schlimm genug und die ganze Brennan-Familie zusammen … Auf gar keinen Fall.«

Kory lachte und stimmte ihm zu. »Sag mir einfach Bescheid wegen Freitag, D, damit wir uns etwas anderes überlegen können, wenn du es nicht schaffst. Wie klingt das?«

»Alles klar, Kory. Ich sag dir spätestens Donnerstag Bescheid. Wir hören uns.« Damit beendete Dusty den Anruf und warf sein Handy auf die Küchentheke.

»Du kannst dich ruhig mit deinen Freunden treffen, D. Ich komme allein zurecht.« Davids Stimme überraschte ihn so sehr, dass er zusammenzuckte und einen Satz nach hinten machte.

»Mein Gott! Du hast mich fast zu Tode erschreckt, D«, rief Dusty und drückte sich eine Hand auf die Brust, als hätte er einen Herzinfarkt.

David kicherte, ging zu Dusty und legte die Arme um seinen Nacken. »Ich wollte dich nicht erschrecken.« Er stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste Dusty sanft. »Geh ruhig mit deinen Freunden bowlen, D, ich schaffe es auf jeden Fall auch ohne deine Hilfe, fernzusehen und mir Popcorn zu machen.«

Dusty seufzte und schlang die Arme um Davids Hüften. »Verdammt, D, ich wollte dich nicht einengen, ich mache mir nur Sorgen.«

»Du engst mich nicht ein. Aber du solltest ein bisschen Zeit mit deinen Freunden verbringen, bevor sie ein Suchkommando nach dir losschicken.« David lachte über seinen eigenen Scherz.

»Oh, ha, ha.« Dusty klatschte ihm auf den Hintern und lachte, als er aufschrie. »Hol uns zwei Teller, okay? Die Rigatoni sind fast fertig.« Dusty grinste, während er David dabei zusah, wie er mit Tellern, Servietten, Besteck und zwei Weingläsern für sie die Bar deckte. Er holte eine Flasche Wein aus dem Kühlschrank und schenkte ihnen ein, während er dabei fröhlich vor sich hin pfiff.

Daran könnte ich mich gewöhnen , dachte Dusty und sprach ein stummes Gebet, dass es auch so bleiben würde.

Was für eine Zukunft sie auch immer erwartete, er wollte ihr gemeinsam mit David an seiner Seite begegnen.