Wut und Unerfahrenheit
Die Beziehung mit David hatte einen Haken: die 72-Stunden-Regel von All Cocks. Der Junge war einfach unersättlich. Der Vorteil war, dass man als Model bei All Cocks unbegrenzt Zugriff auf Kondome und Gleitgel hatte. Irgendwie hatten sie, was das anging, einen sehr hohen Verbrauch. Sie hatten das Wochenende, an dem sie sich ihre Liebe gestanden hatten, nackt, verklebt und verschwitzt verbracht. David hatte darauf bestanden, dass Dusty ihn in jedem Zimmer, auf jeder Oberfläche und in jeder erdenklichen Position nahm; einige davon hatte selbst Dusty als Pornostar vorher noch nie ausprobiert. Sein Schwanz war völlig am Ende und hatte Montagmorgen keine Ambitionen mehr, irgendwo anders als in seinen Boxershorts zu sein. Tristan bedachte sie mit einem wissenden Blick, als sie am Dienstagnachmittag zu Davids wöchentlicher Sitzung kamen und kaum noch richtig gehen konnten.
Sie gingen allerdings nicht nur auf rosa Wolken. Manchmal holte David die Vergangenheit immer noch ein. Die Albträume, in denen sein Bruder auf ihn einschlug, wurden seltener, waren aber nicht weniger verstörend. Manchmal spürte David die Nachwirkungen davon noch Tage später. Als schließlich Wutanfälle dazukamen und David anfing, sich wegen jeder belanglosen Kleinigkeit mit Dusty anzulegen, drohte Tristan an, ihm Medikamente zu verschreiben, wenn David keine Beschäftigung fand, außer in Dustys Apartment herumzusitzen. Also halfen Dusty und Tristan ihm, die Sache mit seinem Studium zu regeln, und David nahm sich der Aufgabe an, das Semester zu wiederholen, das er wegen seines Komas nicht abschließen konnte.
Die finanzielle Seite war das größte Problem, das sie angehen mussten. Da David das Semester, von außen betrachtet, nicht bestanden hatte, wurde seine Förderung zunächst zurückgezogen. Erst als Tristan endlich von dem für Davids Fall zuständigen Ermittler alle Dokumente erhalten hatte, um zu beweisen, was vorgefallen war, erhielt David ein Teilstipendium, um das Semester zu wiederholen. Dusty hatte sich die Liste mit allen nötigen Lernmaterialien auf der Webseite der NYU heruntergeladen und alles, was darauf stand, besorgt, um David zumindest einen Teil der Kosten abzunehmen. Ausgerechnet dieser Shoppingtrip führte zu ihrem ersten richtigen Streit.
»Ich brauche niemanden, der sich um mich kümmert, Dusty!« David nannte ihn immer nur dann beim Vornamen, wenn er wütend auf ihn war.
»Ach ja? Wenn ich mich richtig erinnere, war das einer der Gründe, wieso du dich in mich verliebt hast, nämlich dass ich mich um dich kümmere , David!«, gab Dusty scharf zurück.
»Ich meinte das nicht finanziell und das weißt du genau. Wenn du so eine Scheiße machst, D, ohne es mir zu sagen oder mich zu fragen, habe ich das Gefühl, du denkst, dass ich nur wegen des Geldes mit dir zusammen bin.« David ging wütend auf dem Wohnzimmerteppich auf und ab.
Dusty ließ sich auf die Couch sinken, schnippte sich mit dem Finger gegen den Nasenrücken und versuchte, nichts zu sagen, was er später bereuen würde.
»Ignorierst du mich?«, brachte David zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Nein, D, tue ich nicht. Abgesehen davon bin ich mir ziemlich sicher, dass selbst die Nachbarn dich sehr gut hören, so laut, wie du schreist. Wie sollte ich das ignorieren? Ich bin ja nicht taub.« Dusty wusste, noch bevor er die Worte ausgesprochen hatte, dass er das nicht hätte sagen sollen, doch er war zu wütend, um sich darum zu scheren.
David sog scharf die Luft ein und seine Augen weiteten sich. »Tja, da du es nicht ertragen kannst, mir zuzuhören, kannst du heute Nacht auf der Couch schlafen, du Mistkerl!« Während er sprach, fuchtelte er wild mit den Armen, stapfte dann ins Schlafzimmer und schlug die Tür so heftig hinter sich zu, dass eines der Bilder an der Wand erzitterte und zu Boden fiel.
»Arschloch!«, schrie Dusty. Er nahm seine Schlüssel und sein Handy und verließ das Apartment. Dabei knallte er die Tür zu, sodass die Nachbarn nun auch das große Finale hören konnten, nachdem sie sowieso schon die ganze Show live mitverfolgt hatten.
Die Aufzugtüren waren noch dabei, sich zu schließen, als sein Handy klingelte. Davids Name wurde auf dem Display angezeigt, also ignorierte er es. Er würde nur rüber in die Bodega an der Ecke gehen, um sich ein Sixpack zu besorgen. Wegen ihm konnte David schimpfen und toben, soviel er wollte, bis er wieder zurück war.
Er griff gerade nach dem Sixpack, als sein Handy noch einmal klingelte. Schon wieder David. Er stellte das Sixpack zurück und nahm stattdessen ein Twelvepack. Das Handy klingelte noch zwei weitere Male, bevor Dusty wieder zurück zum Apartment kam. Er steckte den Schlüssel ins Schloss und machte einen Satz nach hinten, als plötzlich die Tür aufflog.
David starrte ihn mit wutverzerrtem und tränenüberströmtem Gesicht an. »Was soll der Scheiß? Wo bist du gewesen?«
Statt zu antworten, winkte Dusty demonstrativ mit dem Twelvepack vor seiner Nase herum, bevor er an ihm vorbei und in die Küche ging. Er riss die Verpackung auf, zog ein Bier heraus, entfernte die Verschlusskappe und leerte die Hälfte der Flasche in einem Zug. Er drehte sich wieder um und hätte die Flasche beinahe fallen lassen, als David ihm in die Arme sprang.
»Es tut mir leid, es tut mir leid, es tut mir leid«, sagte David immer wieder. Sein schmächtiger Körper zitterte in Dustys Armen. David schlang seine Beine um Dustys Hüften und hielt sich an ihm fest, während Dusty ihn rüber ins Wohnzimmer trug und sich mit ihm auf die Couch setzte. David klammerte sich an ihm fest und weinte an seiner Schulter.
»Willst du mir nicht sagen, wieso du so wütend warst, D?«, fragte Dusty ruhig.
David lehnte sich zurück, schniefte und wischte sich mit dem Ärmel seines Shirts die Tränen von den Wangen. »Ich … Ich weiß es nicht, D. Ich denke, es ist einfach der Stress … Die Uni, die Therapie, dass ich keinen Job habe und mich nicht an den Kosten für unser Apartment beteiligen kann. Das ist einfach alles zusammengekommen und ich bin durchgedreht.«
Als David nach dem Saum seines Shirts griff und begann an den Fäden herumzuzupfen, wie er es immer im Krankenhaus getan hatte, wenn er mit der Situation überfordert gewesen war oder nicht die richtigen Worte gefunden hatte, um seine Gefühle auszudrücken, wusste Dusty, dass noch mehr dahinterstecken musste. »Okay, und was noch?«, fragte er sanft.
Die Schamesröte, die sich über Davids ganzen Körper ausbreitete, ließ Dusty normalerweise in weniger als fünf Sekunden hart werden, doch dieses Mal steigerte sie nur seine Besorgnis. Er konnte an Davids Körpersprache, dem Klang seiner Stimme und dem, was er nicht sagte, erkennen, dass es etwas gab, das er Dusty verheimlichen wollte. Doch Dusty konnte ihn nicht so einfach davonkommen lassen. Er strich mit den Händen Davids Arme entlang nach oben, hielt an der Halsbeuge inne und sah ihm direkt in die Augen. »D, Babe, was verheimlichst du vor mir?«
»Ich … Ich habe einfach Angst, dass du eines Tages aufwachst und mich nicht mehr brauchst oder mich nicht mehr bei dir haben willst.« David warf ihm einen kurzen Blick zu, senkte dann rasch wieder den Kopf und biss sich auf die Unterlippe.
Dusty hob sein Kinn an. Er hatte nicht vor, David allein über dem brüten lassen, was immer ihn so aufgewühlt hatte. »Sag mir, was wirklich los ist.«
»Ich, ähm, ich hatte heute Nacht einen Albtraum. Ich war noch einmal mit Dale allein zu Hause und er …«
Davids Stimme zitterte und es kostete Dusty jeden Funken Selbstbeherrschung, den er aufbringen konnte, nicht die Arme um ihn zu legen, ihn an sich zu ziehen und ihm zu versprechen, dass alles wieder gut werden würde. Dusty musste wissen, was genau in diesem Traum passiert war und was daran David ihm gegenüber so aggressiv gemacht hatte.
»Er hat mich wieder verprügelt, aber dieses Mal … Er hat mir gesagt, dass ich nicht gut genug für dich sei. Du würdest mich nur benutzen, auf Sex aus sein, und wenn du bekommen hättest, was du wolltest, würdest du mich wegwerfen, weil ich in Wirklichkeit nur Abfall sei.« David zog den Kopf ein und drückte ihn an Dustys Schulter. Sein ganzer Körper zitterte.
Dusty nahm ihn in den Arm, strich mit der Hand über seinen Rücken und summte leise, während er David Zeit gab, sich zu beruhigen. »Hör mir zu, D, ich liebe dich und ich werde dich nie wieder loslassen. Es war nur ein böser Traum. Du hattest in letzter Zeit einfach zu viel Stress, weil du neben der Therapie auch noch dein Studium wieder aufgenommen hast. Es ist mir egal, ob du einen Job hast oder nicht. Ich verdiene mehr als genug für uns beide, D, also hör bitte auf, dir über das Geld Gedanken zu machen, und lass es einfach zu, dass ich mich um dich kümmere.« Dusty verstärkte seinen Griff um Davids Schultern. Er wollte ihm nicht nur mit Worten, sondern auch mit seinen Taten zeigen, wie sehr er ihn liebte.
»Aber …«
Dusty schnitt ihm das Wort ab. »Kein Aber, D, zumindest nicht jetzt. Wir können noch einmal darüber reden, wenn du nicht durcheinander oder erschöpft bist. Jetzt will ich dich einfach nur festhalten«, flehte Dusty ihn an.
In dieser Nacht tat Dusty kein Auge zu. Er hielt David im Arm und beobachtete ihn, jederzeit bereit, ihn zu wecken, wenn er wieder einen Albtraum hatte. Am Morgen rief er gleich als Erstes Tristan an, um ihn um Rat zu fragen. Tristan stand kurz vor seinem Abschluss. Tatsächlich war schon alles für die Party vorbereitet, mit der sie seinen und Jordans Abschluss feiern würden. Doch Tristan musste immer noch zweimal die Woche zur Berufsschule und heute war einer dieser Tage.
»Ich bin morgen wieder da, aber ich habe den Rest der Woche frei. Ich sag dir was, ich frage Gabe und Micah, ob wir euch beide nicht morgen Abend zum Essen einladen können«, sagte Tristan.
»Ich will dich zu Hause nicht stören, Tris«, ruderte Dusty zurück.
»Unsinn, ich bin mir sicher, das ist in Ordnung, aber ich will die Jungs vorher fragen und sie nicht einfach vor vollendete Tatsachen stellen. Ich rufe dich später zurück.« Tristan legte auf und rief fünf Minuten später wieder an, um ihm zu sagen, dass Gabe und Micah zugestimmt hatten.
Dusty dachte darüber nach, Andrew anzurufen und seinen Dreh am Sonntag abzusagen, entschied sich dann aber dagegen. Wenn er sich schon wieder drückte, würden sie anfangen, Fragen zu stellen, die Dusty ihnen jetzt noch nicht beantworten wollte. Er hatte gerade erst angefangen, sich mit dem Gedanken anzufreunden, seinem besten Freund und seiner Großfamilie die Wahrheit darüber zu sagen, wer David war, als seine Panikattacken eingesetzt hatten. Es würde noch ein wenig warten müssen.
David war begeistert, als er erfuhr, dass er die Möglichkeit hatte, einige von Dustys Freunden kennenzulernen, bis er den Namen Gabe hörte. Als sie einmal gemeinsam durch Dustys Fotoalben geblättert hatten, hatte Dusty ihm den kleinen Blonden gezeigt, der seinen früheren Partner hatte beerdigen müssen: Gio, den Barkeeper, der Dales Amoklauf zum Opfer gefallen war. Obwohl bereits so viel Zeit vergangen war und Gabe in der Zwischenzeit eine Beziehung mit Tristan und einem weiteren Mann, Micah, eingegangen war, scheute sich David davor, diese Tür zu öffnen und hindurchzugehen. Tristan hatte mit David gesprochen, als er die Beziehung mit Gabe und Micah eingegangen war. Er hatte David um Erlaubnis gebeten, mit seinen beiden Partnern offen und ehrlich über seine berufliche Verbindung zu ihm sprechen zu dürfen. Ich versichere dir, David, dass alles, was wir besprechen, in diesen vier Wänden bleibt. Alles, was ich möchte, ist, dass du mir die Erlaubnis gibst, meine Beziehung ohne Geheimnisse beginnen und Gabe und Micah sagen zu können, dass du Patient bei mir bist.
David hatte erst gezögert, doch dann hatte er versucht, sich vorzustellen, wie er sich fühlen würde, wenn er herausfände, dass Dusty etwas vor ihm verheimlichte. Schließlich hatte er sich entschieden, auf Tristans Urteilskraft zu vertrauen, und zugestimmt.
Dusty legte David die Hand auf die Schulter und riss ihn damit aus seinen Gedanken. »Babe, das ist kein Problem, versprochen. Gabe und Micah sind ziemlich direkt, das heißt, wenn Gabe ein Problem mit dir hätte, dann wüsstest du das längst. Das gilt auch für Micah; er ist sehr fürsorglich, wenn es um Gabe geht, genau wie Tristan«, versuchte er, David zu beruhigen.
»Versprichst du es?«, fragte David leise.
»Ich habe dich noch nie angelogen und das werde ich auch nie, D«, war Dustys Antwort.
Trotzdem war David sichtlich nervös, als sie vor dem Gebäude aus braunem Sandstein anhielten, und zögerte, sich abzuschnallen und aus dem Pick-up zu steigen. Glücklicherweise war es Tristan, der die Tür öffnete. Er führte sie in die offene Küche mit integriertem Esszimmer und begrüßte sie mit einem Lächeln und einer Umarmung. »Kommt rein, Jungs, Gabe und Micah kommen auch gleich nach unten. Darf ich euch etwas zu trinken anbieten? Wir haben Bier, Wein, Limo und Wasser.«
»Wasser reicht fürs Erste«, antwortete Dusty für sie beide.
Tristan nahm drei Flaschen Wasser und führte sie in ein kleines, uriges Wohnzimmer am anderen Ende des Hauses. »Bitte, setz dich und erzähl mir mehr über diesen Traum, der zu eurem Streit geführt hat, David.«
Sie setzten sich und begannen zu berichten. Dusty überließ es David, den Großteil der Geschichte zu erzählen, während Tristan einfach nur dasaß und zuhörte. Ein gelegentliches Kopfnicken war das einzige Zeichen dafür, dass er geistig anwesend war.
»Die menschliche Psyche ist sehr fragil, David, und deine ist nach allem, was passiert ist, in tausend Scherben zerbrochen. Du hast gerade erst angefangen, all das zu verarbeiten. Das ist nichts, was sich so einfach reparieren oder mit ein bisschen Schlaf kurieren lässt. Es ist gut möglich, dass es Jahre dauern wird, bis du wirklich darüber hinweg bist.«
Tristan beobachtete sie beide aufmerksam. Dusty hatte das Gefühl, sehen zu können, wie die Rädchen hinter seiner Stirn ratterten, während er darüber nachdachte, was er sagen sollte. Rücksichtsvoll, wie er war, würde Tristan so lange schweigen, bis er im Kopf eine passende Antwort geformt hatte, ohne etwas Falsches zu sagen. Dusty fragte sich kurz, ob er wohl auch so war, wenn es um seine Beziehung zu Micah und Gabe ging.
»Du bist den Großteil deines kurzen Lebens von zwei Menschen, die dich eigentlich bedingungslos lieben sollten, verhöhnt und verachtet worden, David. Dazu kommt, dass du keinen Vater, beziehungsweise keine Vaterfigur hattest und quasi dazu erzogen wurdest, zu denken, dass du es nicht wert bist, geliebt zu werden, dass du wertlos bist. Ist das richtig, David?«, fragte Tristan.
David antwortete nicht. Stattdessen nickte er und senkte den Blick.
Dusty hatte das Gefühl, der Grund dafür, warum er seine Antwort nicht in Worte fasste, lag möglicherweise daran, dass David zusammengebrochen wäre, wenn er den Mund geöffnet hätte.
Tristan beugte sich vor und griff nach Davids Händen. Er hielt sie fest und wartete so lange, bis David den Kopf hob und ihm in die Augen sah. »Du bist es wert, geliebt zu werden, David. Mehr als das, du hast es verdient. Glaubst du Dusty, wenn er dir sagt, dass er dich liebt?«
David zuckte zurück, als hätte man ihn geschlagen. »Was ist das denn für eine Frage? Natürlich glaube ich ihm.«
Tristan schien über seine Reaktion verblüfft. »Wenn du Dusty glaubst, wieso glaubst du dann auch deinem Bruder aus deinem Traum, wenn er dir sagt, dass Dusty dich nur benutzt?«
Dusty beobachtete David dabei, wie er Tristans Worte im Kopf hin- und herdrehte. Seine Wut ging in Verwirrung über, dann schien er zu begreifen. »Ich … Wow, darüber habe ich gar nicht nachgedacht.«
»Mach dir darüber keinen Kopf, David, das ist der Grund, wieso ich so viel Geld verdiene«, probierte Tristan einen Scherz und es funktionierte. David lachte laut und Dusty war erleichtert.
»Was ist denn so lustig?«, fragte eine Stimme hinter ihnen und sofort war David wieder ein einziges Nervenbündel.
»Hallo, meine Lieben, das hier ist David.« Tristan stand auf und begrüßte Gabe und Micah mit einem Kuss auf die Wange. Sie stellten sich vor und schüttelten einander die Hände, während David versuchte, sich in Luft aufzulösen, um Gabe nicht in die Augen sehen zu müssen.
»Okay, wir sollten aufhören, um den heißen Brei herumzureden, damit wir alle den Abend hier genießen können, oder was meinst du?«, fragte Gabe und wartete mit hochgezogenen Augenbrauen auf Davids Zustimmung. Als David mechanisch nickte, fuhr Gabe fort. »Tris hat recht, David: Dein Bruder ist derjenige, der meinen Partner getötet und damit meine ganze Welt zerstört hat. Dale Thompson, nicht David Thompson. Ich gebe zu, wenn ich dich damals getroffen hätte, dann hätte ich das sicher anders gesehen. Aber das ist vorbei. Mein Leben geht weiter, seit ich Tristan und Micah an meiner Seite habe, genau wie eures weitergeht. Eure Liebe füreinander wird euch helfen, über die Vergangenheit hinwegzukommen. Liebe kann fast alle Wunden heilen, David.« Gabe sah Tristan und Micah an, legte je einen Arm um ihre Schultern und grinste die beiden an wie ein Honigkuchenpferd.
Während er sich noch immer fest an Dusty klammerte, gelang David ein kleines Lächeln.
Als Gabe mit einem breiten Grinsen laut in die Hände klatschte, wäre er vor Schreck an die Decke gesprungen, wenn Dusty ihn nicht festgehalten hätte. »So, ich habe einen Braten im Ofen, um den ich mich kümmern muss, und ich habe keine Lust, mich heute Abend noch mal über Mörder oder tote Lover zu unterhalten, alles klar?«
David war verblüfft. Er sah zu Tristan, dann zu Gabe, zu Dusty und schließlich wieder zurück zu Gabe. »Hä?«
Gabe grinste, wandte sich der Küche zu und schnippte mit den Fingern. »Husch, husch, mein Essen brennt an, Leute.«
Micah lachte, legte David einen Arm über die Schulter und führte ihn in Richtung Küche. »Gabe muss immer alles sagen, was er denkt. Du wirst dich daran gewöhnen.«
»Halt die Klappe!«, rief Gabe ihm zu.
Dusty blieb hinter ihnen zurück und wandte sich an Tristan, sobald die drei das Zimmer verlassen hatten. »Kannst du Gabe und Micah bitten, den anderen Jungs nichts zu sagen? Über David, meine ich.«
Tristan stimmte zu.
»Danke, Tris.«
»Dir ist bewusst, dass du es ihnen irgendwann sagen musst, oder?«
»Ja, es ist nur … Ich will nicht, dass er verletzt wird, deshalb möchte ich warten, bis ich mir sicher bin, dass es der richtige Zeitpunkt ist.« Dusty wusste, dass er sich auf sehr dünnem Eis bewegte, doch Davids Wohlergehen stand für ihn an oberster Stelle.