Epilog

 

 

Musik dröhnte aus den großen Lautsprechern, die strategisch über die gesamte Fläche des großen Gartens verteilt standen. Dusty saß mit William, Beau, Tommy und Jacob am Tisch, David hockte auf seinem Schoß. Kory tanzte mit seiner Schwester auf der großen Tanzfläche, Sophia und Jon Brennan drehten sich um sie herum im Kreis. Jordan und Kassie waren in Jons Entschluss eingeweiht gewesen, Kory an dem Abend, als Victor, Andrew und Mattie ihnen ihr Baby vorgestellt hatten, einen Antrag zu machen. Jon hatte nicht gelogen, als er Kory gesagt hatte, dass er bereits seit Monaten versucht hätte, den richtigen Zeitpunkt dafür zu finden.

 

Als sie an jenem Nachmittag im Haus in Mamaroneck angekommen waren und Jon festgestellt hatte, dass der überwiegende Teil von Korys Großfamilie bereits da war, hatte er Kassie und Jordan zur Seite genommen und sie gefragt, ob sie dachten, es wäre in Ordnung, die Gelegenheit zu nutzen und um Korys Hand anzuhalten. Er hatte nicht von Mattie und seinen Ehemännern ablenken wollen und daher in dem Moment ein schlechtes Gewissen gehabt. Victor hatte ihre Unterhaltung zufällig mitgehört und Jon davon überzeugt, dass es in der Tat genau der richtige Augenblick gewesen war, um Kory einen Antrag zu machen. Der große Rumäne, der für so viele von ihnen wie ein Vater war, war begeistert gewesen und hatte angemerkt, dass es nicht das erste Mal gewesen wäre, dass sich ein Paar in seiner Küche verlobte.

Während Kassie sich auf den Weg gemacht hatte, um den Ring aus dem Handschuhfach in Jons Pick-up zu holen, hatte Jordan bei den Brennans zu Hause angerufen und ihnen schnell erklärt, was los war, und den Lautsprecher aktiviert, sodass sie hatten mithören können. Da er nicht noch mehr Zeit hatte verschwenden wollen, hatte er gesagt, als seine Mutter Sophia gefragt hatte, ob es denn schon einen Termin gäbe: Nächstes Wochenende beim Standesamt. Natürlich war seine Mutter völlig durchgedreht. Und nun waren sie hier, zwei Monate später, im Garten von Jons Elternhaus, umgeben von Familie und Freunden, offiziell verheiratet als Mr. und Mr. Brennan.

Vater O’Corvi hatte die beiden getraut, überglücklich, zwei Männer zu verheiraten, die mit der Zeit seine Freunde geworden waren. Der Pfarrer hatte Jon nach der Schießerei im Krankenhaus besucht und sich mit der Brennan-Familie angefreundet. Die Zeremonie hatte man in dem Pavillon abgehalten, der im Zentrum des Gartens der Brennans stand. Kassie hatte an der Seite ihres Bruders gestanden, Tristan an Jons, als die beiden sich das Versprechen gegeben hatten, einander zu lieben und zu ehren, bis dass der Tod sie schied.

Während der Empfang um sie herum weiterging, saß Dusty mit David auf dem Schoß, wippte auf seinem Stuhl und sah Kory dabei zu, wie er Kassie im Kreis drehte und sie dann an Jordan übergab. Er schlich sich von hinten an seine Frau an, packte sie und drehte sie im Kreis, während sie lachte. Jon nahm Korys Hand, zog ihn an sich und sah hinab in seine Augen, die so voller Liebe waren, dass Dusty wegsehen musste. Es fühlte sich einfach zu privat an, um dabei zuzusehen. Als er wieder hinsah, sagte Jon gerade zu Kory, dass er ihn liebte, bevor er ihn küsste und die beiden begannen im Takt von Justin Timberlakes Not a Bad Thing zu tanzen.

David sprang auf, drehte sich um und zog Dusty von seinem Stuhl in Richtung der behelfsmäßigen Tanzfläche. Sie hatten kaum angefangen zu tanzen, als das Lied endete und ein neues begann. Dusty kannte diesen Song; es war eins von Davids Lieblingsliedern. Youth von Troy Sivan schallte aus den Lautsprechern. Während er den Mann, den er liebte, in den Armen hielt, verlor alles um ihn herum an Bedeutung. Er konzentrierte sich nur noch auf den kleinen, schlanken, blonden und blauäugigen Engel, der sich an ihn schmiegte.

»Stimmt etwas nicht, Babe? Du guckst so ernst«, fragte David und lächelte ihn an.

»Nichts stimmt nicht, D, überhaupt nichts. Genauer gesagt könnte es überhaupt nicht besser sein.«

Ihre Lippen trafen sich sanft, ohne Begierde oder Verlangen, das ihren Kuss vertiefte. Dusty zog sich von David zurück, als jemand sie anrempelte.

»Hört auf mit dem Unsinn, das ist meine Hochzeit, kapiert?« Kory gab sich sichtlich Mühe, verärgert zu wirken, doch das Lächeln in seinen grauen Augen strafte ihn Lügen.

Das Lied endete, ein neuer, schneller Dancebeat setzte ein und Dusty machte sich schnell aus dem Staub. David liebte es, zu tanzen. Dusty nicht so sehr. Nun ja, es sei denn, sie waren nackt und das Ganze fand in der Horizontalen statt. Er warf einen Blick über die Schulter und gluckste. Kassie tanzte zwischen David und Jordan und es war zum Schießen.

Statt zurück zum Tisch zu gehen, trat Dusty an die Bar heran, die der Caterer auf einer Seite der Veranda aufgebaut hatte, und holte sich ein neues Bier. Von der Veranda aus konnte er den ganzen Garten überblicken. Victor stand neben dem Tisch, an dem seine Ehemänner zusammen mit Chris und Linc saßen, hielt seine Tochter im Arm, klopfte ihr auf den Rücken und wiegte sie langsam von einer Seite zur anderen. Chris sah zu Dusty. Als sich ihre Blicke trafen, hob er mit einem Lächeln sein Bier und Dusty tat es ihm gleich. Das ehemals heterosexuelle und nur für den Job schwule Model Linc hatte sich bewusst von David und Dusty distanziert, nachdem er erfahren hatte, dass Davids Bruder der Mann war, der ihrer aller Leben verwüstet hatte wie ein verheerender Sturm.

Chris hatte später erklärt, dass sie vor allem deshalb wütend gewesen waren, weil Dusty nicht nur sie, sondern auch fast alle anderen über die Wahrheit im Dunkeln gelassen hatte. Bei allem, was wir als Familie durchgemacht haben, Dusty, ist es wirklich sehr enttäuschend, dass du uns nicht genug vertraust, um uns die Wahrheit sagen zu können , hatte Linc zu Dusty gesagt, als sie sich einige Wochen später auf ein paar Drinks getroffen hatten.

Ein Gewirr aus roten Locken zog Dustys Aufmerksamkeit auf sich und riss ihn aus seinen Gedanken. Gran Brennan war an Victors Seite aufgetaucht, streckte die Hand nach Astrid aus und lächelte das kleine Baby an, während sie es durch die Luft wirbelte. Dusty konnte es kaum erwarten, Jon zu sagen, dass seine Großmutter tatsächlich wusste, wie man lächelte.

Auch einige Polizisten des NYPD waren gekommen und hatten sich über den Garten verteilt. Dusty entdeckte Vater O’Corvi, der bei Jons Partner Robert saß, der die ungeteilte Aufmerksamkeit des Pfarrers genoss. Als er in Richtung der Tanzfläche sah, um einen Blick auf David zu erhaschen, bemerkte Dusty seinen Vater in den Armen von Adam. Ihre Blicke waren ineinander verhakt, ihre Nasenspitzen nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, während sie deutlich zu langsam tanzten für das Lied, das gerade lief. Es fühlte sich immer noch merkwürdig an, seinen Vater ohne seine Mutter zu sehen, erst recht, wenn sein Vater mit einem Mann zusammen war. Doch seine Eltern waren nun glücklicher, als sie es seit Jahren gewesen waren, also was hatte er für ein Recht, sie zu verurteilen?

Ein hopsendes Energiebündel warf sich auf ihn und Dusty schlang lachend die Arme um David. »Was ist los, Babe?«

»Ich habe auf dich gewartet.« Dusty quittierte seinen Kommentar mit einem kurzen Kuss. »Hast du Durst?«

David nickte.

Dusty griff nach seiner Hand und zog ihn in Richtung Bar. »Jordan, Kassie, wollt ihr einen Drink?«

»Klar, ich nehme alles, was du hast«, antwortete Jordan. »Babe?«

Kassie schüttelte den Kopf. »Nein, ich brauche nichts.«

»Egal, solange du nicht schwanger bist, musst du mit uns trinken«, gab Dusty zurück. Als Kassie nicht sofort antwortete, hielt er inne und wandte sich zu ihr um.

Kassie hatte die Augen weit aufgerissen, ihre Wangen waren gerötet.

»Kassie, Babe, bist du …? Sind wir …?« Jordan konnte den Satz nicht zu Ende bringen.

Seine Frau lächelte ihn an und zuckte mit den Schultern. »Ich habe es erst heute Nachmittag gemerkt und wollte es dir heute Nacht sagen; ich wollte Kory und Jon nicht die Show stehlen.«

Jordan schnappte sich Kassie, küsste sie, hob sie hoch und wirbelte sie im Kreis. Als er sie wieder losließ, kletterte Jordan auf den Tisch neben ihm und pfiff durch die Finger, um die Aufmerksamkeit der anderen auf sich zu lenken. »Hey, Leute, ihr werdet es nicht glauben. Ich werde Vater!«, brüllte er und der ganze Garten brach in Jubel und Beifall aus.

Kassie lachte und streckte die Arme nach ihrem Mann aus, als er vom Tisch sprang und wieder zu ihr kam.

Dusty stand an der Bar, einen Arm um David gelegt. Sie tranken beide ihr Bier und sahen dabei zu, wie alle sich versammelten, um Kassies Bauch anzufassen.

»Denkst du, wir werden das auch irgendwann haben?«, fragte David.

Dusty sah ihn an. »Was haben, Babe?«

»Das hier.« David breitete die Arme aus und trat einen Schritt von Dusty zurück, drehte sich um die eigene Achse und blieb genau vor ihm stehen, lächelte mit so viel Liebe und Hingabe zu Dusty hinauf, dass es ihm den Atem nahm. »Hochzeit, Familie, ein Zuhause. Das alles, D.« David stellte sich auf die Zehenspitzen und stahl einen kurzen Kuss von Dustys Lippen.

»Solange ich am Abend neben dir einschlafen und jeden Morgen an deiner Seite aufwachen kann, bekommst du alles, was du willst, Babe.« Dusty liebte es, wie David lächelnd zu ihm aufsah, so sehr, dass er, als David ihn zurück zur Tanzfläche zog, bereitwillig mitging.