Maureen Hanks schaute aus dem Fenster und sah die Umrisse des Kingsville Wasserturms. In der Dichte der Dunkelheit stand er heraus wie ein riesiger Ghul, der die Stadt jagte. Und weil die Stadt so klein war, diente es manchmal als eine Art Leuchtturm, der Menschen half, das Zentrum der Stadt zu finden.
Natürlich befand Maureen sich nicht im Zentrum der Stadt. Sie saß auf dem Vordersitz von Bob Tullys Pickup, der am Rande eines alten überwuchernden Heufeldes geparkt war. Sie zog ihren BH wieder an und ihre Finger zitterten immer noch von der Intensivität, die ihr Körper erfahren hatte. Sie war außer Atem genauso wie Bob, beide waren erschöpft von den körperlichen Strapazen, die ihre Körper erfahren hatten. Der Truck roch nach Schweiß, Sex und leicht nach dem billigen Wein, den sie immer trank, wenn sie sich mit Bob traf.
Sie schaute vom Wasserturm weg und hinüber zu Bob, als dieser sich merkwürdig in seinen Sitz lehnte, um seine Hosen hochzuziehen. Sie nahm sich einen Moment Zeit, um seine feinen Brustmuskeln und die harten, aber kleinen Muskeln an seinem Arm zu bewundern, all die Ergebnisse des Hebens und Schweißens auf der Arbeit bei Connor Trucking. Seinen Körper nach dem Sex zu sehen, wenn der Schweiß noch an dem anderen klebte und ihre Nerven noch zuckten, erinnerte sie daran, wie sie so einfach in diese Affäre gestolpert war. Es machte es einfacher die Schuld wegzuschieben, wenn sie an ihren Mann und ihre dreijährige Tochter zu Hause dachte.
„Versteh das nicht falsch“, sagte Bob. „Aber wir können das nicht noch einmal machen.“
„Das sagst du jedes Mal“, sagte sie und ließ ihre Hand über seinen Bauch fahren. „Und zwei Tage späteren enden wir hier.“
“Ich weiß”, sagte er. “Aber es muss aufhören. Du verstehst das oder? Diese blöde Stadt ist so klein. Die Menschen werden es herausfinden. Und ich will nicht der Typ sein, der eine Familie zerbricht.“
Sie führten diese Affäre schon seit sechs Monaten. Sie fragte sich, warum er sich auf einmal darum sorgte, dass sie verheiratet war.
„Okay“, sagte sie. Sie wusste, dass er seine Meinung ändern würde. Er würde in ein paar Tagen wieder geil sein und ihr eine Nachricht unter der Bank hinter Homeland Realty hinterlassen, wo sie arbeitete. Sie würde ihn wieder haben … und wieder und wieder.
Und wenn nicht … naja dann würde sie vielleicht endlich das Glück in diesem Hausfrauenleben finden, von dem sie dachte, dass sie das vor vier Jahren wollte, als sie ihren Mann geheiratet hatte.
Bob warf ihr einen letzten Blick zu, als sie ihr T-Shirt anzog. Ihr gefiel die Art, wie er sie ansah – das war eine der Gründe dafür, warum sie die Affäre überhaupt begonnen hatte. Ihr Mann hatte sie nicht mehr so angesehen, seit sie ihre Tochter geboren hatte.
Bob startete den Motor und fuhr aus ihrem privaten Parkplatz. Der Lastwagen holperte über das Feld, bis sie den kleinen Trampelpfad gefunden hatten, der zu den Hinterwäldern von Kingsville führte. Dort außerhalb der Sichtweite der Straße hatte sie ihr Auto geparkt. Sie sagten nichts zueinander, als sie aus dem Lastwagen stieg. Sie lehnte sich zu ihm und sie küssten sich, ein intensiver und verrückter flüchtiger Kuss, der keinen Ausgleich zwischen Leidenschaft und Lust schaffen konnte.
„Wir sehen uns“, sagte sie, als sie die Tür öffnete und heraustrat. Sie ging zu ihrem Auto und setzte sich hinters Lenkrad. Sie saß dort eine Weile, sah, wie Bobs Lastwagen um die Kurve des Trampelpfads verschwand. Sie schloss einen Moment die Augen und hörte auf die Stille des Landes in der Nacht.
Das ist verrückt, dachte sie. Ich habe eine tolle Familie, einen Mann, der mich vielleicht noch liebt, wenn ich ihm eine Chance gebe und eine tolle Tochter.
Sie öffnete ihre Augen und suchte die Schlüssel. Nach einem Moment fühlte sich etwas merkwürdig an. Irgendwas fühlte sich … merkwürdig an.
Es waren wahrscheinlich nur ihre Nerven. Sie war immer paranoid nach einem Treffen mit Bob, sie fühlte sich dann, als wenn Augen aus dem Wald sie anblickten.
Sie startete den Motor und wollte losfahren. Aber noch ehe ihr Fuß das Gaspedal berührte, erklang eine Stimme vom Rücksitz, während sich etwas Hartes und Kaltes auf ihren Schädel legte.
***
Er wusste, schon seit einem Monat, dass Maureen Hanks und Bob Tully eine Affäre hatten. Er hatte geheime Orte in Kingsville gesucht, Orte, die vom Boden abstanden. Der Wasserturm war ihm in die Gedanken gekommen und dort hatte er sie zuerst gesehen. Bobs Truck war leicht zu sehen gewesen. Er hatte sich hinter einer Ansammlung von Bäumen versteckt, die ca. sechs Meter entfernt standen, und hatte zugesehen, hatte Maureen oben ohne durch die Windschutzscheibe gesehen und ihre Schreie und ihr lustvolles Stöhnen gehört.
Er hatte Maureen nie gemocht. Ihre Eltern waren Arschlöcher; sie dachten, ihnen gehöre die Stadt. Und sie war eine riesen Bitch in der Schule gewesen. Er hatte das bemerkt, auch wenn sie drei Jahre vor ihm war und die Schule abschloss, als er gerade die 9. Klasse beendet hatte.
Und jetzt war sie hier, saß vor ihm mit seiner Waffe, die an der Rückseite ihres Kopfes platziert war. Er konnte den Sex an ihr riechen. Er fragte sich, wie ihr Mann das nie mitbekam. Oder vielleicht tat er das und es war ihm egal. Er nahm an, Maureen Hanks war nicht die Art von Frau, für die es sich lohnte zu kämpfen.
„Was hast du denn gemacht?“, fragte er sie.
Er sah, wie sie versuchte, in ihren Rückspiegel zu schauen. Er drückte den Lauf noch fester in ihren Kopf. Sie konnte nicht wissen, dass sie nicht geladen war. Sie so auszutricksen ließ ihn noch mehr die Kontrolle über all das fühlen.
„Ich habe dir eine Frage gestellt“, sagte er. „Was hast du gemacht? Gerade eben … was hast du gemacht?“
“Bitte … bitte sage es niemanden.”
„Oh deine Affäre ist mir egal. Ich will nur, dass du es sagst.“
„Ich hatte Sex.“
„Mit deinem Mann?“
„Nein.“
“Mit Bob Tully”, sagte er. „Ein Mann, von dem ich sicher bin, dass er so schrecklich ist wie du.“
Sie ließ ein Schluchzen hören und er bemerkte, dass sie zitterte. „Bitte … Ich tue alles. Nur sag es niemanden. Und bitte … benutze diese Waffe nicht.”
“Ich bin mir sicher, dass du alles tun würdest”, antwortete er. „Bill zu ficken ist schon der Beweis. Und keine Sorge … ich werde die Waffe nicht benutzen, außer du zwingst mich dazu. Für jetzt mach einfach, was ich dir sage.“
„Ja, okay. Was?“
“Der Wasserturm …weißt du, wie man zu der Verbindungsstraße kommt?”
Sie zögerte und schüttelte leicht ihren Kopf. Sie saß so steif auf dem Sitz vor ihm. „Nein, ich glaube nicht.“
„Das ist einfach“, sagte er. „Wir fahren da jetzt hin. Ich gebe dir die Adresse. Jetzt fahr einfach los.“
“Warum der Wasserturm?”, fragte sie.
Er lächelte in der Dunkelheit seines Rücksitzes, der Ort an dem er gewartet hatte, als sie mit Bob beschäftigt war. Er hatte sich versteckt, wissend, dass sie da sein würden. Er war Bob in Kingsville nach der Arbeit gefolgt. Er hatte gesehen, wie Bob einen Zettel unter die Bank geschoben hatte. Dann war er später dem Lastwagen nach hier draußen gefolgt, hatte sein Auto eineinhalb Kilometer entfernt geparkt und war dann durch die Wälder geschlichen und hatte ihr Auto nur Momente nachdem Maureen in Bobs Truck geklettert war erreicht.
„Fahr einfach. Fahr auf die Straße und dann links.“
“Okay”, sagte sie und weinte jetzt. „Aber warum?“
Er unterdrückte ein Kichern und antwortete: „Wegen dem Ausblick.“