Z wei weitere Tage vergingen, bevor Maggie an ihren Arbeitsplatz zurückkehrte. Sie sah müde aus und hatte Schatten unter ihren Augen, aber sie schenkte Beth ein mattes Lächeln, als sie hereinkam und ihre Jacke aufhängte.

»Die Polizei bewilligt uns noch keine Beerdigung«, erzählte sie Beth, als sie ein paar Minuten Zeit zum Reden hatten. »Mein Onkel hat sich um alles gekümmert und mir auch angeboten, bei ihm zu leben, wenn ich will … aber er wohnt draußen in der Vorstadt, und es wäre teuer, jeden Tag hierherfahren zu müssen.« Sie schwieg für einen Moment und sah Beth schüchtern an. »Dürfte ich wirklich eine Zeitlang bei dir wohnen?«, fragte sie dann. »Ich bin mir noch nicht sicher, was ich tun soll, aber es ist mir unangenehm, wie schlecht meine Tante, meine Cousins und mein Onkel über meine Mutter sprechen.«

»Natürlich kannst du bei uns bleiben«, versicherte ihr Beth. »Tante Helen erwartet dich bereits – sie ist manchmal etwas pingelig und nörgelt viel, aber im Grunde kommen wir ganz gut miteinander aus. Ich glaube, du wirst dich bei uns wohlfühlen, wenn du dich erst mal eingewöhnt hast.«

»Vielen, vielen Dank!«, sagte Maggie. »Ich habe meine Sachen schon in zwei Taschen gepackt, die ich in dem Schrank unter der Treppe fand. Onkel Morris wird mir Bescheid geben, wann die Beisetzung stattfinden kann. Er sagt, Papa hätte eine Versicherung, die sie bezahlen wird – aber er sagte auch, dass meine Mutter mir die Hälfte der Entschädigungssumme schuldet, weil Papa die Hälfte von allem, was er besaß, mir hinterlassen hat …«

»Dann muss dein Vater ein Testament gemacht haben. Glaubst du, dass deine Mutter davon wusste?«

»Keine Ahnung«, erwiderte Maggie achselzuckend. »Außerdem ist mir dieses Geld egal – es wird weder ihn noch sie zurückbringen: Es ist Blutgeld!«

»Hat die Polizei deine Mutter ausfindig machen können?«

»Nein, sie sagen, es gäbe keine Spur von ihr«, erwiderte Maggie. »Aber wir wissen jetzt immerhin, dass sie den Scheck von der Versicherung vor einer Woche eingelöst hat und dann mit all dem Geld in ihrer Handtasche wieder ging …«

»Warum hat sie es nicht auf ein Postsparkonto eingezahlt?«, fragte Beth. »Ich habe auch eins. Bisher habe ich zwar erst ein Pfund gespart, aber das Geld ist dort sicherer als in einer Handtasche oder unter dem Bett.«

»Ich glaube, sie hatte ohnehin vor wegzugehen«, sagte Maggie. »Ich habe Mr. Jones gefragt, und er bestätigte mir, dass meine Mutter einen Geliebten hatte. Er arbeitete unten am Hafen wie Papa vor seinem Unfall. Mr. Jones glaubt, dass sie mit diesem Bill Rumble durchgebrannt ist und er das Ganze geplant hat, um an das Geld von der Versicherung zu kommen.«

»Wusste er denn, wie viel Geld dein Vater zu erwarten hatte?«

»Er war für die Auszahlungen zuständig, weil er einer der Interessenvertreter der Arbeitnehmer war. Er muss genau gewusst haben, wie viel Papa eingezahlt hatte und wie viel er als Entschädigung für eine Verletzung bekommen würde, die zur Arbeitsunfähigkeit führt.«

»Aber er hätte die Verletzung deines Vaters doch bestimmt nicht voraussehen können?«

»Mr. Jones sagt, er könnte den Unfall herbeigeführt haben, und Bill Rumble ist ja schließlich auch verschwunden – er ist jedenfalls nicht zur Arbeit gekommen an dem Tag, an dem meine Mutter ging.«

Beth sah sie bestürzt an. »Das würde ja bedeuten, dass er tatsächlich geplant hatte, deinen Vater umzubringen und mit deiner Mutter durchzubrennen …«

Maggie nickte und wurde sogar noch blasser als zuvor. »Mabel sagt, es sei Mord gewesen und sie würden beide am Galgen enden, wenn die Polizei sie schnappt.«

»Nein!«, rief Beth und griff sich an den Hals. »Das kann doch alles nicht wahr sein?«

Maggies Augen standen voller Tränen, die sie vergeblich wegzublinzeln versuchte. »Ich wusste, dass sie ihn nicht liebte und sich auch nicht um ihn kümmern wollte – aber ich kann nicht glauben, dass die beiden all das einschließlich des Unfalls geplant hatten.« Sie unterdrückte ein Schluchzen. »Das ist so abscheulich, Beth, dass ich es nicht wage, es mir auch nur vorzustellen!«

»Du Arme«, sagte Beth, die mit ihrer Freundin mitlitt. »Hoffentlich hat deine Mutter eine gute Erklärung für das, was sie getan hat …«

»Bloß wegen meinem Anteil an dem Geld würde ich keine Anzeige erstatten«, sagte Maggie nachdenklich. »Ich habe es nie gewollt und hätte lieber meinen Vater wieder – gesund und ohne die Schmerzen, die ihn so gequält haben –, aber wenn sie wirklich geplant hatten, ihn so schwer zu verletzen, verdienen sie es, bestraft zu werden. Mein Onkel sagt, sie hätten nicht nur ein Komplott geschmiedet, um die Versicherung und Papas Firma übers Ohr zu hauen, sondern auch ihn und mich.«

»Wie erschütternd das alles für dich sein muss!«

»Ja … Ich konnte es kaum erwarten, wieder bei dir und Mrs. Craven zu sein.«

»Und ich bin genauso froh, dass du wieder da bist«, sagte Beth und drückte Maggies Hand.

»Ich weiß nicht, was ich ohne meine Freundinnen hier täte …«

Beth nickte, doch sie konnten ihr Gespräch nicht länger fortführen, weil Kundinnen hereinkamen und sie für den Rest des Tages sehr beschäftigt waren. Nach Feierabend machten sie sich jedoch zusammen auf den Heimweg.

Maggie war blass, nervös und sichtlich verunsichert wegen des Empfangs, der sie erwartete, als sie die Straßenbahn bestiegen. Zu Beths Überraschung hatte Tante Helen jedoch nicht nur das Abendbrot beinahe fertig, sondern sogar ein paar Blumen aus dem Garten in Beths Zimmer gestellt, für den Fall, dass sie ihre Freundin mitbrachte.

»Komm herein, Kind«, sagte sie, als Maggie in der Küchentür stehenblieb. »Als Freundin von Beth bist du uns jederzeit willkommen – und ich möchte, dass du so lange bleibst, wie du es willst.«

»Vielen, vielen Dank! Es ist sehr lieb von Ihnen, mich hier aufzunehmen«, sagte Maggie. »Ich bin mir nur nicht sicher, wie ich Sie nennen soll?«

»Sag einfach Tante Helen und du, wie Beth es tut«, erwiderte sie lächelnd. »Aber du bist ja ganz blass und frierst – setz dich ans Feuer, und wärm dich gründlich auf.«

Beth warf ihr einen dankbaren Blick zu. Tante Helen nickte, sagte aber nichts mehr, sondern überließ es ihrer Nichte, sich um das Abendbrot zu kümmern, während sie aus der großen braunen Kanne, die auf dem Tisch stand, Tee einschenkte.

»Ich werde euch zwei jetzt in Ruhe essen und den Tisch abräumen lassen«, sagte sie, nachdem sie eine Tasse Tee mit ihnen getrunken hatte. »Ich muss heute Abend noch zu einer Kundin und will euch beide im Bett sehen, wenn ich wiederkomme.«

»Wirst du lange bleiben, Tante Helen? Soll ich die Hintertür besser nicht verriegeln?«

»Das ist nicht nötig, weil ich den Haustürschlüssel mitnehmen werde«, sagte ihre Tante. »Und ich verlasse mich darauf, dass du wie immer deine Aufgaben erledigst, Beth.«

Sie nickte Maggie zu und ging dann, um sich umzuziehen. Kurze Zeit später hörten sie die Haustür hinter ihr zufallen.

»Ich muss noch backen«, sagte Beth, nachdem sie gegessen hatten. »Kann ich es dir überlassen, das Geschirr zu spülen?«

»Aber ja, natürlich«, stimmte Maggie zu. »Ich bin froh, etwas zu tun zu haben. Du brauchst mir nur zu sagen, was noch erledigt werden muss …«

»In dem Schrank unter der Treppe steht ein Teppichkehrer«, sagte Beth. »Du brauchst ihn nur zu schieben, und er sammelt die Fädchen in Tante Helens Zimmer auf – aber sei vorsichtig mit ihren Nadeln! Sie sind teuer, und sie nörgelt, wenn ich sie zerbreche …«

»Ich werde darauf achten, alle aufzuheben, die ich sehe«, versprach Maggie. Dann ging sie zu dem Schrank in der Diele und holte den Teppichkehrer heraus, und ein paar Minuten später hörte Beth sie die kleine Maschine hin- und herschieben.

Beth bereitete die Pastete für den nächsten Tag zu und backte dann ein paar Marmeladentörtchen. Sie machte mehr als normalerweise, weil sie jetzt zu dritt waren, und spülte dann die Förmchen, die sie benutzt hatte. Als Maggie in die Küche zurückkam, waren beide bereit, ins Bett zu gehen.

Maggie sah müde aus, aber ihre Erschöpfung war mehr geistiger als körperlicher Natur, da keine von ihnen sich heute überanstrengt hatte. Beth hielt es jedoch für besser, nichts dazu zu sagen. Maggie musste sich nun an ihr neues Leben gewöhnen, und nichts, was Beth sagte oder tat, könnte die Sorgen im Hinterstübchen ihres Kopfes lindern. Sie würde damit leben müssen, bis ihre Mutter gefunden wurde und der Fall abgeschlossen wäre.

***

Am nächsten Montagmorgen waren Beth und Maggie schon früh aufgestanden, um sich auf die Arbeit vorzubereiten, und sie hatten auch schon ihre Frühstücksteller abgewaschen, bevor Tante Helen aufstand und die Treppe herunterkam.

»Das Wasser kocht schon«, sagte Maggie zu ihr. »Ich habe noch Zeit, dir eine Kanne Tee zu machen, bevor wir gehen, wenn du möchtest?«

»Schert euch fort, ihr zwei«, sagte Tante Helen, aber sie lächelte Maggie dabei an. »Ihr wollt doch nicht zu spät kommen – und wenn du jetzt einen eigenen Verkaufstisch hast, Maggie, sollten sie dir auch den gleichen Lohn zahlen, den Beth bekommt. Sprich mit ihnen, und setz dich dafür ein.«

Beth sah Maggie an, als sie zusammen das Haus verließen und zur nächsten Haltestelle gingen, an der sie die Straßenbahn nehmen konnten, die sie bis zur Oxford Street bringen würde. Da sie schneller war als der Bus, den Beth manchmal abends nahm, würden sie mehr als pünktlich sein.

Tatsächlich waren sie mit die Ersten, die bei Harpers ankamen, und Fred schloss gerade erst den Personaleingang auf. Er lächelte sie an und blieb einen Moment stehen, um mit ihnen zu plaudern und ihnen zu erzählen, dass er ein Telegramm von seinem Sohn erhalten hatte, in dem Jack bestätigte, dass er am Leben und wohlauf war. »Er wird noch ein paar Wochen in Amerika bleiben«, sagte er fröhlich, »und dann wird er sich ein Schiff suchen und seine Überfahrt abarbeiten.«

»Das sind ja wunderbare Neuigkeiten, Fred!«, sagte Maggie. »Ich freue mich sehr für Sie.« Dann überließen die beiden Mädchen ihn seiner Arbeit und gingen zu ihrer Abteilung hinauf, die sie im selben Moment erreichten, in dem auch Sally hereinkam. Kurz zögerte sie, aber dann ging sie auf Maggie zu und küsste sie auf die Wange. »Ich habe das mit deinem Vater gehört, und es tut mir furchtbar leid. Kann ich irgendetwas für dich tun?«

»Vielen Dank, Sally, aber im Moment wohne ich bei Beths Tante, und … um alles andere kümmert sich mein Onkel«, sagte Maggie.

»Und ich bin ja hier, falls du mich brauchst.« Sally lächelte die beiden an. »Ihr seid früh dran heute Morgen«, bemerkte sie. »Und ich bin tatsächlich froh, dass du schon hier bist, Beth. So bleibt uns noch ein bisschen Zeit, damit du mir sagen kannst, was du von dem neuen Silberschmuck hältst – ist er genauso beliebt wie die Armreife, die Miss Harper gekauft hat?«

»Das kommt auf die Kundin an«, erwiderte Beth ehrlich. »Ich glaube, die älteren, eleganteren Frauen ziehen die neue Ware vor, aber einige der jüngeren Frauen mögen das mexikanische Silber lieber.«

»Ja, das leuchtet mir ein – die mexikanischen Armreife waren schwerer und schienen mehr fürs Geld zu bieten, aber die neuen sind feiner, und die Steine sind wunderschön geschliffen.« Sie nickte nachdenklich. »Ich habe gestern bei einem neuen Lieferanten einige andere Modelle gekauft. Manche der Armreife sind rosa oder grün emailliert, und ich probiere gerade ein goldenes Kettengliederarmband aus. Auch in Rotgold habe ich ein halbes Dutzend Armreife gekauft, aber sie sind sehr schön.«

»Glaubst du denn, dass Gold sich hier verkaufen lässt?«, fragte Beth stirnrunzelnd. »Könnte das nicht ein Schritt zu weit für unsere Kundinnen sein?«

»Vielleicht – deshalb habe ich ja auch nur einige wenige zum Ausprobieren gekauft. Mein Lieferant hat mir ein gutes Angebot für das ganze Paket gemacht, aber das heißt nicht, dass ich sie billig verkaufen werde. Die Leute würden glauben, sie seien nicht aus echtem Gold, wenn ich das täte, und deshalb werde ich sie mit ihrem vollen Preis auszeichnen und sehen, was passiert.«

Nun ging Sally zu dem Schrank mit den Handtaschen hinüber und überprüfte auch sie. Drei der teuersten waren noch da, obwohl an den meisten Tagen mindestens eine gute Ledertasche verkauft wurde. »Ich glaube, wir sollten die Krokodilledertaschen und dergleichen Unsinn nach Amerika zurückschicken, wenn Miss Harper uns das nächste Mal besucht«, sagte Sally. »Ich glaube nicht, dass sich diese drei hier je verkaufen werden …«

»Neulich hätte ich fast eine verkauft«, warf Beth ein. »Die Kundin wollte sie unbedingt haben, aber sie konnte sie sich nicht leisten. Deshalb fragte sie, ob sie eine Anzahlung machen und den Rest in wöchentlichen Raten begleichen könne. Ich habe ihr gesagt, dass wir das nicht machen. Also wollte sie gerne wiederkommen, wenn sie die Tasche bezahlen könnte.

»Na ja, es wird wohl noch eine Weile dauern, bis Miss Harper zurückkommt, also wird sie ihre Chance bekommen.« Sally lächelte Beth an. »Sie sehen wunderbar aus in der Auslage, aber ich werde mich an Ledertaschen mittlerer Preisklasse halten, die ohnehin den Großteil unseres Bestands ausmachen.«

»Ja, die verkaufen sich auch wirklich gut«, stimmte Beth ihr zu und schaute sie neugierig an. »Gefällt Ihnen Ihre neue Arbeit, Miss Ross?«

Sally lachte. »Ihr könnt mich gerne weiter Sally nennen, wenn wir allein sind. Ich werde euch dafür bestimmt keine sechs Pence Strafe abverlangen«, entgegnete sie grinsend. »Und ja, ich liebe meine Arbeit, Beth. Die Damenbekleidung und diese Abteilung sind etwas ganz Besonderes für mich.«

Beth nickte. »Hast du deine neue Wohnung schon gefunden?«

Sally schüttelte den Kopf. »Leider nicht. Mrs. Craven und ich sehen uns heute Abend eine an. Sie hat drei Schlafzimmer, eine Küche, ein Wohnzimmer und ein Bad. Die erste, die wir gesehen haben, war viel größer, aber sie wollen sie lieber an eine Familie vermieten statt an zwei alleinstehende Frauen … und vielleicht könnten wir die Miete ja auch gar nicht bezahlen«, schloss sie seufzend. »Und nun sollte ich besser gehen, da ich in fünf Minuten eine Besprechung mit Mr. Marco habe …«

»Ich habe gestern mit ihm gesprochen«, warf Beth ein. »Er war hier in der Abteilung, um sich unsere Bestände anzuschauen, und fragte uns, was wir gerne in einem seiner Schaufenster sehen würden. Er bat uns auch um einige der neuen Hüte, die ihm sehr gut gefielen.« Beth lächelte. »Er meinte, wenn wir irgendetwas hätten, was wir nicht loswerden, könne er es für die Schaufensterdekoration verwenden und es danach als leicht beschädigt abschreiben, um uns unter die Arme zu greifen … Maggie und ich haben gelacht, und sogar Mrs. Craven hat ein wenig gelächelt.«

»Ja, er kann ein richtiges Original sein«, stimmte Sally zu. »Aber er hat auch nicht ganz Unrecht, denn ich weiß, dass einige der Schaufensterartikel tatsächlich beschädigt werden. Bisher wurden solche Waren deutlich heruntergesetzt und dem Personal angeboten … was alle sehr zu freuen scheint.«

»Oh, das wusste ich gar nicht – aber jetzt werde ich gleich nach einem Schnäppchen Ausschau halten«, witzelte Beth, als Sally sich anschickte, die Abteilung wieder zu verlassen.

Beth ging zu ihrem Verkaufstisch und begann einen Filzhut mit einer weichen Bürste sanft zu glätten. Hüte, die außerhalb des Schranks auf Ständern standen, verstaubten zwar nicht, weil sie sie jeden Abend mit Seide abdeckte, aber die Kundinnen probierten die Hüte an und hinterließen manchmal Fingerabdrücke auf dem Filz, die dann wieder geglättet werden mussten.

Sally unterhielt sich noch einen Moment mit Maggie, und dann kam Mrs. Craven, mit der sie ebenfalls ein paar Worte wechselte, bevor sie ging.

»Wie schön, dass Sie beide schon so pünktlich da sind«, sagte Mrs. Craven und lächelte die Mädchen an, während sie ihren Hut ablegte und ihre Handschuhe abstreifte. »Ich habe mit Sally über eine weitere Auszubildende gesprochen, die in den verschiedenen Abteilungen einspringen könnte, wenn Mitarbeiter krank oder im Urlaub sind. Sally hat mir angeboten, mit Mr. Stockbridge darüber zu sprechen. Ich hätte nämlich gern jemanden, den ich selbst ausbilden kann – das Mädchen, das Miss Hart uns geschickt hat, als Maggie nicht da war, war für unsere Abteilung nicht geeignet.«

Miss Hart suchte täglich jede einzelne Abteilung auf. Als Etagenaufsicht war es ihre Aufgabe, dafür zu sorgen, dass jede Theke besetzt war, die Waren sich an ihrem Platz befanden und ihr sämtliche Probleme gemeldet wurden. Aufgrund ihrer Einstellung den Mitarbeitern gegenüber zog Mrs. Craven es jedoch vor, Sally um ein Gespräch mit Mr. Stockbridge zu bitten. Als Einkäuferin der Abteilung würde man ihr eher zuhören.

»Tante Helen ist der Meinung, dass Miss Gibbs mehr bezahlt werden sollte, da sie nun als Verkäuferin an ihrem eigenen Ladentisch arbeitet«, sagte Beth. »Ich stimme meiner Tante zu, aber Miss Gibbs würde sich niemals selbst dafür stark machen.«

Mrs. Craven nickte lächelnd. »Und deshalb habe ich mit Sally darüber gesprochen. Weil ich nämlich nicht glaube, dass es etwas bringen würde, Miss Hart nach einer Lohnerhöhung für eine Mitarbeiterin zu fragen …«

Beth nickte zustimmend, während sie einige der samtbezogenen Tabletts herausnahm, um sie abzubürsten und den Silberschmuck hübsch darauf anzuordnen, bevor sie die Tabletts wieder in ihre Schubladen schob. Und dann kam auch schon die erste Kundin des Tages herein und ging geradewegs auf Beths Theke zu.