Kapitel 16

B itte sehr, Ember.« Yurik schob ihr den Fellwein über den Tisch zu und versuchte dabei, keine Miene zu verziehen. Tate kicherte. Bhandi ließ ihren Becher fast senkrecht auf ihr Gesicht fallen, rülpste und knallte ihn wieder auf den Tisch, bevor sie nach einem der Krüge griff. Sie hielt inne, als sie den Kupferbecher sah, kicherte dann und füllte ihr Getränk wieder auf.

Ember schaute in den Becher vor sich, lehnte sich dann in ihren Rollstuhl zurück und grinste den Kobold an. »Lass mich raten. Du willst mir erzählen, dass Fellwein am besten schmeckt, wenn man ihn in einem Zug runterkippt, stimmt’s?«

Die Belustigung verblasste aus Yuriks Gesicht und er schaute zwischen der Fae und dem Kupferbecher hin und her. »Scheiße.«

»Habe ich dir davon erzählt?« Cheyenne entschied sich für den leeren Stuhl neben Ember und stellte beide Getränke auf den Tisch.

»Vielleicht. Aber ich habe schon ein paar Mal gesehen, wie das Zeug bei Familientreffen einen Aufstand ausgelöst hat.« Die Fae schüttelte den Kopf und lachte. »Ich weiß es besser.«

Tate lächelte in seinen Becher.

»Komm schon.« Yurik zeigte auf den Fellwein. »Nur einen kleinen Schluck, ja?«

»Nicht mein Ding.«

Er warf einen Blick auf die Bar, beugte sich über den Tisch und senkte seine Stimme. »Wenn du das trinkst, wird Ogsa meine Rechnung ausgleichen. Ich würde dir wirklich etwas schuldig sein.«

»Nun, dann weiß sie, wovon sie spricht.« Ember kicherte. »Tut mir leid.«

»Du willst das nicht trinken? Alles klar.« Bhandi griff über den Tisch und nahm den Kupferbecher in die Hand. Sie nahm ihren eigenen Becher in die andere Hand, trank die Hälfte davon und goss den Fellwein zu dem Rest ihres Grogs, bevor sie ihren Becher erhob, um anzustoßen. »Auf die Fae. Sie ist nicht so naiv, wie sie aussieht.«

»Im Ernst? Es gab kein Zeitlimit, um sie dazu zu bringen, das Zeug zu trinken.« Yurik starrte die Trollfrau an und niemand sonst hob ein Glas, um mit ihr anzustoßen.

»Genau. Als ob du eine Chance hättest, dass Ogsa dir das auszahlt, was du ihr schuldest.« Bhandi nahm einen großen Schluck ihres Fellwein-Mischgetränks, knallte den Becher praktisch auf den Tisch und schüttelte überrascht den Kopf. Ihre scharlachroten Zöpfe flogen in alle Richtungen. »Heilige Scheiße! Ich habe gerade die magische Version einer Irish Car Bomb erfunden.«

Cheyenne und Ember tauschten amüsierte Blicke aus. Wenigstens hatte Bhandi nie mit echten Autobomben zu tun. Das kann ich für mich behalten.

Tate lehnte sich in seinem Stuhl vor und kicherte. »Du bist bestimmt nicht das erste magische Wesen, das Selbstmord in einem Becher mischt.«

»Es ist mir egal, was die anderen damit gemacht haben.« Bhandi nahm noch einen Schluck, verzog angewidert das Gesicht und kniff die Augen zusammen. »Aber verdammt. Ich glaube, ich habe ein neues Lieblingsgetränk.«

Yurik schnaubte. »Ich bezahle nicht für deine Krüge mit Grog und mehr Fellwein, als man in einer Nacht trinken sollte.«

»Du bezahlst doch gar nichts, oder? Noch nicht.«

»Du hast deinen verdammten Verstand verloren, stimmt’s?«

Bhandi deutete auf den muskulösen Kobold und öffnete den Mund, um zu antworten, dann nahm sie einen weiteren Schluck Fellwein-Grog, bevor sie scharf einatmete. »Das weißt du schon, seit wir das erste Mal aufgerüstet haben und zu einem Auftrag aufgebrochen sind. Tu nicht so, als wärst du jetzt überrascht.«

»Nein, ich bin nur überrascht, dass du noch atmest.«

Die Trollfrau schlug mit beiden Fäusten auf den Tisch und beugte sich vor, um ihren Kollegen anzugrinsen. »Dieser Troll lässt sich nicht so leicht unterkriegen. Wir haben alle schon viel Scheiße erlebt, Mann. Wenn uns das noch nicht umgebracht hat, dann wird eine Fellwein-Car-Bomb das auch nicht schaffen.«

»Ja.« Tate bewegte sich in seinem Stuhl hin und her und hob seinen Becher, um noch einmal anzustoßen. »Darauf, dass wir durch Scheiße gehen und nicht sterben.«

»Ich denke, das ist alles, was gesagt werden muss.« Yurik hob ebenfalls seinen Becher und wartete darauf, dass Bhandi noch mehr von ihrem O’gúleesh-Getränk hinunterschluckte.

»Darauf kann ich trinken.« Cheyenne hob ihren schäumenden Becher und die FRoE-Agenten lachten.

»Ja, die Goth-Drow hat auch schon oft genug die hässliche Seite der Medaille gesehen«, rief Bhandi und beugte sich mit einem schiefen Lächeln zu der Halbdrow.

Ember hob ihren Kelch mit dem Fae-Getränk und ließ ihn leicht gegen die erhobenen Becher in der Mitte des Tisches klirren. »Darauf, nicht zu sterben.«

Alle Becher wurden gesenkt und auf den Tisch geklopft, bevor die magischen Wesen ihre Getränke an die Lippen hoben und tranken. Bhandi schluckte den Rest ihres Getränks herunter, rülpste erneut und leerte den Krug in ihren Becher, bevor sie aus dem anderen einschenkte. »Und wie wärst du fast gestorben, Fae-Mädchen?«

Tate schlug sich die Handfläche an die Stirn.

»Was? Ehrliche Frage. Sie ist die einzige, die ich noch nicht in Aktion gesehen habe.«

Ember nahm einen weiteren Schluck ihres silbern leuchtenden Getränks und lächelte über den warmen Rausch des magischen Alkohols, der schnell in ihren Wangen aufblühte. »Ich würde es nicht unbedingt als ›in Aktion‹ bezeichnen.« Als sie Cheyenne anschaute, hob die Halbdrow eine Augenbraue und zuckte mit den Schultern. »Mir wurde ins Rückenmark geschossen.«

Diesmal spritzte Bhandi ihren nächsten Schluck Grog und Fellwein über den ganzen Platz, aber sie war so geistesgegenwärtig, sich vom Tisch wegzuducken und ihn auf den ohnehin schon klebrigen Boden der Taverne zu richten. Die Gäste, die am nächsten an ihrem Ecktisch saßen, sahen die Trollfrau angewidert an. Sie ignorierte sie und wischte sich das tropfende Kinn mit dem Handrücken ab, als sie sich wieder aufsetzte und Ember entgeistert ansah. »Scheiße.«

»Ja, schon.« Die Fae grinste über den Rand des Kelches, als sie erneut trank.

»Dafür, dass du eine Kugel in den Rücken bekommen hast, siehst du aber gut aus«, fügte Yurik achselzuckend hinzu.

»Eher durch den Rücken. Das Arschloch hat mich hier getroffen.« Ember berührte sanft ihren Unterleib. »Und jetzt sitze ich in diesem Stuhl. Vorübergehend.«

Tate stieß einen leisen Pfiff aus. »Wenn du nach so etwas immer noch mit Cheyenne herumrennst, Mann, dann bin ich mir sicher, dass du wieder auf die Beine kommst. Ich habe gehört, dass Fae darin ziemlich gut sind.«

»Was ist mit dem anderen Kerl passiert?«, fragte Yurik.

Ember lächelte Cheyenne an, das rosafarbene Leuchten um ihren Körper pulsierte durch den magischen Alkohol in ihrem Körper. »Cheyenne hat ihm einen Besuch abgestattet.«

»Scheiße.« Bhandis Augen weiteten sich und sie schaute sich am Tisch um, um den Blicken ihrer Kollegen zu begegnen. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir alle wissen, was das bedeutet.«

Cheyenne zwang sich, nichts zu sagen und lächelte stattdessen grimmig. Ich bin nicht dazu gekommen, ihr zu sagen, was wirklich mit Durg passiert ist und jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür .

Ember nahm einen weiteren Schluck von ihrem Fae-Getränk. »Aber meine Geschichte ist nicht annähernd so interessant wie ihre.«

Yurik lachte laut und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Oh, ja. Wir wissen alles über Cheyennes interessante Geschichte.«

»Das bezweifle ich.« Embers Augen blitzten violett auf.

»So, jetzt wird’s gut.« Bhandi stützte ihre Unterarme auf den Tisch und sah Cheyenne erwartungsvoll an. »Ich habe das Gefühl, wenn du uns nicht sagst, was los ist, Goth-Drow, wird deine Freundin alles ausplaudern, was wir wissen wollen.«

Cheyenne lachte, sah Ember aber mit einer hochgezogenen Augenbraue an. »Geht’s dir gut?«

»Ich fühle mich verdammt gut!« Die Fae grinste sie an und betrachtete dann den Kelch in ihrer Hand. »Scheiße. Dieser Ork hat mich mit vier Schlucken betrunken gemacht.«

Die FRoE-Agenten brachen in Gelächter aus.

»Das ist ihr Job, Mann.« Tates Lachen ging in ein Glucksen über und er kratzte sich am Hinterkopf. »Genieß es.«

»Ja, vor allem, weil es kostenlos ist«, fügte Yurik hinzu und tat, als sei er beleidigt.

»Weißt du was, Grüngesicht? Wir haben es alle satt, dass du über die Rechnung meckerst, die du noch nicht einmal bezahlt hast. Hör auf, das Thema zu wechseln.« Bhandi sah Yurik vorwurfsvoll an, der ihr den Mittelfinger zeigte, bevor die Trollfrau ihren Blick wieder auf Cheyenne richtete. »Ich will diese interessante Geschichte hören, von der Ember so sicher ist, dass wir sie nicht kennen.«

»Ihr könnt sie gar nicht kennen.« Ember warf eine Hand in die Luft und lachte. »Es ist letzte Nacht passiert.«

»Also, was zum Teufel ist los?« Bhandis große Augen wichen nicht von Cheyennes Gesicht. Tate und Yurik spiegelten die große Faszination der Trollfrau wider, während sie sich über ihre Becher beugten.

Cheyenne warf Ember einen Seitenblick zu. »Erinnere mich daran, dich nicht auf einen Drink einzuladen, wenn ich das Thema allein ansprechen will.«

»Ach, komm schon.« Ember schnaubte. »Du wolltest es ihnen doch sowieso sagen.«

»Uns was sagen?« Yurik schniefte und schob seinen Finger unter den riesigen Stierring in seiner Nasenscheidewand, um sich an der Oberlippe zu kratzen.

Die Halbdrow schmunzelte und hob langsam ihren Becher an die Lippen, um ihren zweiten Schluck in dieser Nacht zu nehmen. Ich denke, genau jetzt ist ein besonders guter Zeitpunkt .

»Hör auf mit dem Scheiß, Goth-Drow«, murmelte Bhandi. »Was zum Teufel ist passiert?«

Cheyenne senkte ihren Becher und blickte an die Decke. »Ich hatte letzte Nacht wieder einen dieser Momente, in denen ich fast gestorben wäre.«

Tate lachte zischend. »Ist das alles?«

»Nicht einmal annähernd.« Es ist so seltsam, darüber zu reden. Aber L’zar und Corian hatten recht. Ich halte die FRoE an der kurzen Leine, solange ich kann. »Vor dem Haus meiner Mutter hat sich ein neues Portal geöffnet.«

»Was zum Teufel?« Bhandis amüsiertes Lächeln verschwand und wurde durch ein tieferes Stirnrunzeln ersetzt.

»Also bei ihr zu Hause?«, fragte Tate.

»Ja. Gleich draußen im Garten.«

»Verdammt.« Yurik ließ seinen Becher los, lehnte sich zurück und strich sich über das Kinn. »Es ist also wirklich passiert.«

»Scheint so. Was auch immer es ist.«

»Mann, ich hatte ernsthaft gehofft, dass Sir nur Scheiße erzählt.« Bhandi versuchte zu lachen, aber es hatte nichts von ihrer üblichen ruppigen Unbeschwertheit.

Cheyenne zuckte mit den Schultern. »Ich meine, tut er.«

Die Agenten kicherten und schüttelten den Kopf.

»Darauf trinke ich.« Bhandi hob ihren Becher, um genau das zu tun.

»Du trinkst auf alles.«

»Verdammt richtig.« Die Trollfrau kippte einen weiteren Schluck hinunter, stellte ihren Becher ab und hob eine Augenbraue mir Blick auf Tate. »Und du bekommst gleich eins in die Fresse, wenn du weiter so tust, als würde dich dieser ganze Portalscheiß nicht so sehr stören wie uns.«

»Ja, das stört mich auch.« Tate verschränkte wieder die Arme, wobei sich die dunkelblauen und schwarzen Tattoos auf seinem Bizeps kräuselten. »Größtenteils, weil ich nicht weiß, was zur Hölle es ist.«

»Ich auch nicht«, fügte Cheyenne hinzu. Größtenteils . »Aber ich weiß, dass die neuen Grenzportale sich nicht so verhalten, wie sie sollen.«

»Nun, das ist offensichtlich.« Bhandi beugte sich vor. »Diese Dinger sollten gar nicht existieren.«

»Genau. Aber sie tun viel mehr, als nur zu existieren.« Die Halbdrow nahm noch einen Schluck von ihrem Grog und beobachtete die Reaktionen der Agenten. Ich weiß nicht, wie viel ich ihnen sagen kann, aber vielleicht wissen sie etwas, was ich nicht weiß .

»Warte.« Yurik runzelte die Stirn. »Es gibt mehr als eins?«

»Wahrscheinlich.« Cheyenne zeigte auf sich und Ember. »Das Einzige, das wir aus nächster Nähe gesehen haben, ist das, was das Haus meiner Mutter zum Beben gebracht und sich in ihrem Hinterhof geöffnet hat.«

Ember blinzelte schnell und warf ihrer Freundin einen verwirrten Blick zu.

Bitte spiel einfach mit, Em. Die FRoE darf nicht wissen, dass ich mit L’zar Verdys und seiner Crew ein zweites Portal verstecke.

»Und das Erdbeben hätte dich fast umgebracht oder was?« Bhandi blinzelte und schaute zwischen Cheyenne und Ember hin und her.

»Nicht das Erdbeben. Das Portal ist undicht.«

Yurik schnaubte. »Okay. Das hört sich so an, als würdest du das Scheißspiel von Sir spielen.«

»Tut sie nicht.« Ember schüttelte den Kopf. »Ich habe noch nie so etwas gesehen wie das, was letzte Nacht aus dieser seltsamen, schwarzen Wand kam.«

»Es ist also undicht .« Tate legte den Kopf schief. »Inwiefern?«

»Ihr habt doch gehört, wie O’gúleesh über die Überfahrt gesprochen haben, oder?«

»Ein oder zweimal, sicher.« Yurik kratzte sich am Kopf. »Ehrlich gesagt klang es eher so, als hätten sie alle Kühlwasser getrunken, bevor sie auf die Erde kamen.«

»Verrückte Geschichten«, fügte Bhandi hinzu und schüttelte den Kopf. »So ein Scheiß über Monster aus Rauch und Oktopusse, die aus dem Boden auftauchen oder so.«

Tate sah sie stirnrunzelnd an. »Es heißt Oktopoden

»Was? Bist du schon besoffen?«

Ember zuckte mit den Schultern. »Beides ist richtig.«

Der Troll sah die Fae überrascht und verwirrt an.

Yurik schüttelte den Kopf. »Wen kümmert das schon? Cheyenne versucht, etwas zu sagen und ich will es hören.«

Cheyenne schaute sich in der überfüllten Taverne um und stellte erfreut fest, dass die meisten der anderen Gäste sie absichtlich nicht ansahen. Dann beugte sie sich über den Tisch zu ihren Freunden und senkte ihre Stimme. »Was ich sagen will, ist, dass das, was auch immer diese Dinge sind, aus den Portalen herauskommt.«

»Blödsinn«, murmelte Bhandi.

Ember zog den Kelch näher zu sich heran, nahm ihn aber nicht hoch an den Mund. »Kein Scherz. Ich habe es auch gesehen. Das war es, was Cheyenne letzte Nacht allein abwehren musste.«

Die Halbdrow zuckte mit den Schultern. »Das hat mich letzte Nacht fast umgebracht.«

Yurik schluckte. »Verdammt.«

Tate rieb energisch seine Glatze und sah sich hektisch am Tisch um, bevor er seinen Blick auf die Decke der Taverne heftete. »Wie zur Hölle sollen unsere Leute alles geheim halten, wenn überall neue Portale auftauchen?«

»Neue Portale, die gefährlich sind«, fügte Bhandi mit einem besorgten Gesichtsausdruck hinzu.

Cheyenne legte den Kopf schief. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass das die Frage war, die Sir dazu gebracht hat, in diese … was auch immer er gerade durchmacht, zu verfallen.«

»Midlife-Crisis?«

»Mentale Krise?«

»Kompletten Nervenzusammenbruch?«

Die Agenten sahen sich an und kicherten, aber dieses Mal war es angespannt.

»Wahrscheinlich alles davon«, fügte Cheyenne hinzu. »Ich habe ihn gestern Abend angerufen, nachdem ich nicht gestorben bin und ihm erzählt, was passiert ist und was ich weiß. Das hat anscheinend nicht gereicht, um ihn davon abzuhalten, durchzudrehen.«

»Das tut es nie.« Bhandi warf ihren Kopf zurück und kippte ihren Becher hinunter.

»Hat er dich deshalb heute Morgen herbestellt?«, fragte Yurik. »Um den Rat der Drow einzuholen, wie man mit so einem Schlamassel umgeht?«

»Nein.« Cheyenne stieß ein humorloses Lachen aus. »Er hat Rhynehart mit einem ganzen Team zu meiner Mutter geschickt, um die Sache im Auge zu behalten, ohne Fragen zu stellen. Fast. Sie sind seit gestern Abend dort und soweit ich weiß, hat niemand versucht, durch das Portal zu kommen. Ich hoffe wirklich, dass sie noch da sind.«

»Er hat dich also auf die Basis bestellt, um über L’zar zu reden.«

Cheyenne hob eine Augenbraue zu Tate. »Das wisst ihr auch, ja?«

»Es ist unmöglich, nicht zu hören, dass der Typ wie ein Verrückter tobt. Er hat mit keinem von uns darüber geredet und wird es auch nicht tun. Aber ja. Die ganze Basis weiß es.«

»Nun, ich kann nicht sagen, dass ich überrascht bin.«

»Weißt du, wo er ist?«

Die Halbdrow wandte ihre Aufmerksamkeit Yurik zu und warf ihm den starren Blick zu, den sie im Laufe ihres Lebens perfektioniert hatte. »Ich habe mehr als genug Missionen oder was auch immer mit euch gemacht, um zu wissen, dass wir uns gut verstehen. Ihr habt mir diesen Ort gezeigt und ihr habt mir mehr als einmal den Rücken gestärkt. Ich sage euch also, dass ich keine Ahnung habe, wo L’zar Verdys gerade ist und ich meine es todernst, wenn ich euch sage, dass ihr mich nicht noch einmal fragen sollt.«

Yurik breitete seine Arme aus und senkte den Kopf. »Ich höre dich laut und deutlich, Cheyenne. Ich hatte nicht vor, dich aufzuregen.«

»Im Moment geht alles drunter und drüber.« Die Halbdrow nahm einen langen Schluck von ihrem Grog, um ihr Gesicht in dem Metallbecher zu verbergen. Ich habe es satt, dass mich die Leute nach diesem verdammten Drow fragen.

»Niemand nervt eine Goth-Drow und kommt damit durch, hm?« Bhandis Augenlider fielen langsam über ihre scharlachroten Augen und sie schwankte auf ihrem Stuhl, als sie ihren Becher wieder anhob. »Der Oger hat das verdammt schnell herausgefunden.«

»Mehr als nur der Oger.« Tate lachte in seinen Becher.

»Ja, das stimmt. Du hast dem in der Villa die Beine weggesprengt, stimmt’s?« Bhandi schüttelte den Kopf und rülpste erneut. »Diese kranken Kidnapper.«

Ember schaute Cheyenne fragend an und die Halbdrow zuckte mit den Schultern. »Ein harter Tag für alle.«

»Das kannst du laut sagen.« Yurik blickte starr in seinen Becher. »Und du hattest recht, als du meintest, dass diese Bastarde die Kinder für ihren schwarzmagischen Scheiß entführt haben, den sie vorhatten. Im Moment glaube ich dir eher, was du uns erzählst, als alles, was aus Sirs Mund kommt.«

»Über die Portale?«

Der Kobold nickte.

»Was sagt er denn?«

»Nö! Pause! Auszeit!«, rief Bhandi und knallte ihren Becher auf den Tisch. »Mit leerem Magen kann ich mir diesen Scheiß nicht anhören.«

»Du hast nie einen leeren Magen.«

»Weißt du was, Tate?« Die Trollfrau erhob sich von ihrem Stuhl, schwankte erneut und hob ihre Hände vor sich, wobei sie mit allen zehn lilafarbenen Fingern wackelte. »Ich dachte auch immer, dass Fellwein jemandem die Kraft eines Berserkers verleiht. Im Moment habe ich das Gefühl, dass ich dir den Kopf von den Schultern reißen könnte.«

Tate grinste. »Du könntest es versuchen.«

»Pause.« Bhandi gestikulierte betrunken in die Richtung der Bar. »Ich werde uns etwas zu essen besorgen. Ogsa kocht, als hätte sie es noch nie getan, aber verdammt, es saugt den Alkohol auf.«

Bevor jemand sie aufhalten konnte, stolperte die Trollfrau hinter dem Tisch hervor und taumelte zur Bar. Sie stieß mit einer kleinen, schüchtern aussehenden Trollfrau zusammen, die ebenfalls auf dem Weg zur Bar war. Die andere Trollin zischte Bhandi an und knurrte etwas Unverständliches über den Lärm der vielen magischen Gäste, die das leere Fass füllten. Bhandi zischte zurück und schubste die andere Frau weg, bevor sie beide Fäuste auf die Theke schlug und auf die lange Reihe von Schnapsflaschen im Regal schielte.

»Ist sie immer so?«, fragte Ember, bekam einen Schluckauf und blinzelte überrascht.

»Ja.« Tate starrte auf den Rücken der Trollfrau, die sich über die Theke beugte. »Jedes einzelne Mal. Niemand hier unten weiß, was sie mit ihnen anstellen könnte, wenn sie sie jemals im Feld erwischen würden. Diese Verrückte ist eine verdammt gute Soldatin.«

Yurik kicherte. »Aber sie wissen, dass man sich hier unten nicht mit Blankarsch-Bhandi anlegen sollte.«

Ember brach in Gelächter aus. »Die Leute nennen sie so?«

»Oh, ja. Ich glaube, es ist hängen geblieben.«

Die Fae lachte und schüttelte den Kopf. »Was muss man hier eigentlich tun, um so einen Namen zu bekommen?«

Tate kicherte. Yurik unterdrückte sein eigenes Lachen und hob seinen Becher wieder hoch. »Das ist doch verdammt offensichtlich, oder?«