Kapitel 17

D as ist schon besser.« Bhandi schob den letzten riesigen Teller mit O’gúleesh-Tavernenessen, das wie Hundefutter aussah, in die Mitte des Tisches und rülpste. »Möchte jemand etwas?«

Tate stopfte sich eine Handvoll gebratener Grashüpfer in den Mund und knusperte laut. »Nicht von diesem Teller, nachdem du dir das mit beiden Händen ins Gesicht geschaufelt hast.«

»So soll man es essen.« Die Trollfrau zeigte auf den Servierteller. »Da ist kein Besteck dabei, oder?«

Ember beugte sich vor und nahm ein Stück Fladenbrot von dem kleineren Teller neben der Platte, von dem sie hoffte, dass es Pitabrot war. »Ich glaube, dafür sind die hier gedacht.«

»Hm?« Bhandi warf einen Blick auf den Teller. »Seit wann sind die hier?«

Tate und Yurik kicherten und aßen weiter ihre Barsnacks.

Cheyenne sah zu, wie ihre Freundin einen großen Bissen von dem Brot nahm. »Wie ist es?«

»Besser als ich erwartet habe.«

»Hey, sie hat’s kapiert.« Yurik zeigte auf die Fae. »Wenn du deine Erwartungen an diesen Ort so weit wie möglich herunterschraubst, wirst du eine tolle Zeit haben.«

Bhandi zuckte zusammen, klopfte sich auf die Brust und schüttelte den Kopf. »Irgendetwas klemmt.«

»So ein Problem kannst du für dich behalten.« Tate schaute die Trollfrau von der Seite an und schüttelte den Kopf.

Cheyenne lachte. »Okay. Jetzt, wo der hungrige Troll seinen Hunger gestillt hat, lasst uns darauf zurückkommen, was ihr über diese Portale gehört habt.«

»Weißt du, die meisten Leute würden schreiend weglaufen, wenn sie sehen würden, wie ein neues auftaucht, kurz, bevor sie gegen die verrückten Dinge kämpfen müssen, die da herauskommen.«

Die Halbdrow beäugte Yurik mit einer hochgezogenen Augenbraue. »Ich bin nicht wie die meisten Leute.«

»Ja, das haben wir inzwischen herausgefunden. Warum bist du so interessiert?«

Cheyenne lehnte sich wieder über den Tisch. »Hör zu. Meine Mutter lebt mitten im Nirgendwo, mehr oder weniger. Es gibt nur sie und ihre Haushälterin.«

»Sie hat eine Haushälterin?« Bhandi verzog erneut das Gesicht, rülpste schließlich und lehnte sich mit einem Seufzer zurück.

»Ja. Bist du fertig?«

Die Trollfrau gab der Halbdrow ein Zeichen, weiterzumachen.

»Sie wollen das Haus nicht verlassen. Meine Mutter weigert sich, woanders hinzugehen, obwohl sie alles gesehen hat, was letzte Nacht in ihrem Hinterhof passiert ist. Deshalb habe ich Sir angerufen und um ein Team gebeten, das sie vor allem beschützen soll, was sich auf die Erde schleichen will. Ich habe ihn in dem Glauben gelassen, dass ich die ganze Sache euch überlasse, denn Portale sind die Hälfte von dem, was ihr macht, richtig?«

»Du hast ihn das denken lassen .« Yurik schnaubte. »Gut gespielt.«

»Nun, ich musste meine Mutter in Sicherheit bringen. Deshalb bin ich daran interessiert. Sir hat mich zum Portaldienst eingeteilt und wenn ich noch etwas sehe, werde ich es ihm sagen. Aber wenn ihr etwas wisst, was ich noch nicht weiß, will ich es auch hören. Es war schwer, meine Mutter mit Rhynehart und einem Haufen eurer Jungs da oben zurückzulassen.«

»Hast du das gehört? Die Goth-Drow hat doch ein Herz.« Bhandi zog den zweiten Krug zu sich und kippte ihn über ihren Becher. Lediglich ein kleiner Tropfen landete in ihrem Becher und sie schüttelte den Krug, bevor sie ihn missmutig ansah. »Ich brauche mehr.«

»Warte noch einen Moment damit, ja?« Yurik nahm ihr den Krug ab und stellte ihn auf die andere Seite des Tisches. »Lass den Fellwein wirken.«

»Seit wann bist du meine Mutter, Arschloch?«

Er klopfte ihr mit dem Handrücken auf die Schulter und zeigte auf Cheyenne. »Seit wir hier versuchen, ein ernsthaftes Gespräch zu führen. Das ist der Grund, warum wir uns getroffen haben.«

Bhandi verschränkte ihre Arme und ließ sich in ihrem Stuhl zurücksinken. Fast wäre sie zur Seite gerutscht, konnte sich aber wieder aufrichten. »Zwanzig Minuten. Dann fülle ich ihn wieder.«

»Wie auch immer.«

Tate stützte seine Unterarme auf den Tisch und blickte in die volle Taverne um sie herum. »Wir wissen nicht viel, ehrlich gesagt. Ich meine, ja, jeder weiß über L’zar Bescheid und wir haben hinter vorgehaltener Hand ein paar Dinge über neue Portale gehört. Bisher hört es sich so an, als würde Sir versuchen, aktives Personal aus den Reservaten abzuziehen, um einen Spähtrupp zu bilden. Ziemlich dumm, aber das hat mir Karzen jedenfalls erzählt.«

Yurik nickte. »Das ist keiner von uns. Wir gehen raus ins Feld, um die Art von Operationen durchzuführen, bei denen du uns begleitet hast. Es ergibt keinen Sinn, einem Einsatzkommando zu beauftragen, ein neues Portal zu bewachen, das gerade erst aufgetaucht ist. Sie werden die Leute schicken, die für die Regulierung des Gebiets zuständig sind.«

»Das ist eine wirklich dumme Entscheidung.«

»Könntest du das näher erläutern?«

Cheyenne fuhr sich mit der Hand durchs Haar, die Ketten klirrten an ihrem Handgelenk. »Diese neuen Portale brauchen ein Einsatzkommando. Korrigiere mich, wenn ich falsch liege, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die Regulierung der Bezirke und die Registrierung der neuen O’gúleesh nichts mit dem Kampf gegen gestaltwandelnde Wesen zu tun hat, die eigentlich gar nicht durch die Portale kommen sollten.«

»Genau.« Bhandi schnaubte. »Und jemand, der seine ganze Karriere in einem Reservat direkt neben diesen riesigen Portaltürmen verbracht hat, weiß nicht, wie man mit den neuen Türmen umgeht.«

Die Halbdrow legte den Kopf schief. »Sir hatte keine Ahnung von dem neuen Portal, bis ich ihn angerufen habe. Wenn der Chef so blind ist, glaubst du wirklich, dass die Grenzpatrouille gut genug vorbereitet ist, um mit etwas fertig zu werden, das keiner von ihnen je gesehen hat?« Cheyenne lehnte sich näher heran und senkte ihre Stimme. »Ihr habt es selbst gesagt. Jeder, mit dem ihr arbeitet, wurde auf der Erde geboren. Keiner von euch hat die Überfahrt gemacht, also habt ihr keine Ahnung, wovon ich spreche, wenn ich sage, dass diese Dinge auf unsere Seite überschwappen. Aber ein Einsatzkommando weiß, wie man sie abwehrt. Richtig?«

Yurik sah Tate stirnrunzelnd an, der sich über sein haarloses, tätowiertes Kinn strich. »Sir klammert sich an Strohhalme.«

Cheyenne zuckte leicht mit den Schultern. »Ich sage es euch nur ungern, aber Sir weiß nicht annähernd so viel, wie er glaubt.«

»Ha!« Bhandi klatschte mit der Hand auf den Tisch. »Versuch mal, ihm das ins Gesicht zu sagen.«

»Oh, das habe ich schon.«

Der Tisch wurde still, als die drei FRoE-Agenten Cheyenne schockiert anstarrten. Dann fingen sie wieder an zu lachen. Bhandi schlug mit den Fäusten auf den Tisch, sodass das hundefutterähnliche Essen auf dem Teller hochflog und Tate fiel fast von seinem Stuhl, als er sich vor Lachen krümmte und sich zu weit zur Seite lehnte.

»Mein Gott.« Yurik wischte sich die Augen und blickte an die Decke der Taverne. »Du hast eine Todessehnsucht, nicht wahr?«

»Hey, ich arbeite nicht für ihn.« Cheyenne zuckte mit den Schultern und schmunzelte. »Ich arbeite für niemanden. Selbst wenn ich es täte, würde mich das nicht davon abhalten, die Dinge so zu sagen, wie sie sind.«

»Kein Wunder, dass Sir immer so sauer ist.« Tate lachte. »Er kann dich nicht kontrollieren, aber er kann es sich auch nicht leisten, auf dich zu verzichten.«

»Er wird schon herausfinden, wie es funktioniert.« Die Aussage der Halbdrow löste eine weitere Runde unkontrollierten Gelächters aus.

Bhandi stampfte mit ihren Füßen immer wieder auf, bis ihre Knie gegen die Unterseite des Tisches stießen und ihn fast zum Umkippen brachten. Ember rollte sich vorsichtshalber auf ihrem Stuhl nach hinten, aber Tate und Cheyenne fingen den Tisch auf und stellten ihn wieder aufrecht hin, bevor etwas von dem Geschirr auf den Boden rutschen konnte.

»Hey!« Ogsa lehnte sich über die Theke und zeigte auf die Gruppe in der Ecke. »Zwingt mich nicht, euch rauszuwerfen!«

Bhandi breitete ihre Arme aus. »Fürs Lachen?«

»Dafür, dass ihr euch wie ein Haufen Verrückter benehmt und meine Kunden verschreckt habt.« Die Orkfrau deutete mit einem Nicken zur Eingangstür, wo zwei hochgewachsene magische Wesen in langen, purpurroten Gewändern schnell aus der Taverne gingen.

»Nein.« Bhandi schnaubte. »Wenn sie Angst haben, sich zu amüsieren, gehören sie gar nicht erst hierher.«

»Wie auch immer du es nennst, lass es sein.« Ogsa warf ihren schmutzigen Lappen auf den Tresen und schenkte den anderen Gästen weitere Getränke ein.

Schmunzelnd zwinkerte Bhandi Ember verschwörerisch zu. »Sie liebt uns wirklich.«

Ember kicherte. »Warum? Du vergraulst ihre Kunden und zahlst nicht einmal für deine Getränke.«

Tate lachte laut und seine Augen traten hervor. Bhandi sah ihn grimmig an.

»Im Moment ist Cheyenne vielleicht der einzige Grund, warum der Ork uns noch hier reinlässt.« Yurik hob seinen Becher und die Reste seines Grogs in Richtung der Halbdrow. »Und damit habe ich kein Problem.«

Cheyenne stieß mit ihm an und leerte den Rest ihres Bechers. Sie betrachtete den dunklen, leeren Metallbecher und wandte sich Ember zu. »Die Stunde der Wahrheit, Em. Kein Alkohol mehr am Tisch.«

»Also füll die Krüge wieder auf!«, brüllte Bhandi und erntete damit erneut verärgerte Blicke von den magischen Wesen an den nächstgelegenen Tischen.

»Vielleicht in einer anderen Nacht.« Ember blinzelte und riss die Augen auf, als sie bemerkte, dass sie das Fae-Getränk, das den Kelch gefüllt hatte, geleert hatte. »Mit deiner Mutter zu trinken, war eine Sache. Das hier ist so, als ob man zum ersten Mal säuft.«

»Verdammt.« Bhandi betrachtete neidisch den Kelch. »Ich hätte stattdessen einen von denen bestellen sollen.«

»Ja, genau.« Tate schnippte mit den Fingern und zeigte auf sie. »Du könntest mit nichts umgehen, das für eine Fae gemacht ist.«

»Wollen wir wetten? Kauf mir einen Drink in einem dieser schicken Becher, Troll. Ich haue dich um.«

»Nicht vom Boden aus.«

Ember schüttelte langsam ihren Kopf. »Ich wäre bereit, zu gehen. Ich muss anscheinend eine Toleranz aufbauen.«

Cheyenne lachte und stand auf. »Na gut.«

Yurik zog sein Handy aus der Tasche, um die Zeit zu überprüfen und seine Augen weiteten sich. »Scheiße, es ist halb zehn. Wie konnten wir so lange hier unten bleiben, ohne dass jemand versucht hat, sich mit der Drow anzulegen?«

»Sehr lustig.«

»In Ordnung. Los geht’s.« Yurik richtete sich auf und nickte seinen Kollegen zu. »Wir sollten diese Bar langsam verlassen.«

»Um halb zehn?« Bhandi streckte ihre Beine unter dem Tisch aus und verschränkte ihre Arme. »Ohne eine Kneipenschlägerei?«

»Ja. Ich muss mich in aller Herrgottsfrühe bei einer verdammten Prüfung melden.«

»Ich brauche dich nicht, um mich zurückzufahren.« Die Augenlider der Trollfrau flatterten langsam zu.

»Klar. Viel Glück bei der Suche nach einem Uber-Fahrer, der sich mit deinem Arsch abgeben will. Viel Glück bei der Suche nach jemandem, der dich zur Basis fahren kann.« Yurik warf der Bar einen Seitenblick zu. »Wenn du also mitfahren willst, solltest du jetzt aufstehen. Ich versuche, hier rauszukommen, bevor Ogsa mich zur Kasse bittet.«

Tate stand auf und schaute enttäuscht in die leeren Krüge. »Sie nervt dich doch immer.«

»Ja, aber ich habe ihr gesagt, dass ich das nächste Mal ihr Geld haben werde. Wenn sie uns nicht gehen sieht, wird sie es vielleicht vergessen.«

»Sie wird es nicht vergessen.« Mit einem Stöhnen stand Bhandi auf und zeigte auf Cheyenne. »Schon gar nicht, wenn wir hier mit einer Drow und ihrer Fae-Freundin rausgehen. Da kannst du genauso gut anfangen herumzuschreien.« Die Trollfrau schlug die Hände vor den Mund und lehnte sich so weit zurück, dass sie hätte umfallen können. »Passt auf, ihr Trottel! Wir haben Freunde!«

Das dumpfe Geplapper dutzender Gespräche verstummte bei Bhandis Ruf und die Köpfe drehten sich um, um die betrunkene Trollfrau zu beobachten, die um Aufmerksamkeit schrie. Yurik verdrehte die Augen und trat vom Tisch weg. Tate war bereits durch die Hälfte der Bar gegangen und Ember folgte seinem Beispiel, bevor sie den Mittelgang hinunterrollte.

»Hey!«, rief Ogsa.

Yurik drehte sich mit großen Augen um, aber als er merkte, dass die Tavernenbesitzerin nicht mit ihm sprach, schlich er sich durch die Menge und ging zur Tür.

»Mochtest du dein Getränk?«

Ember warf Cheyenne einen verwirrten Blick zu und winkte dann der Orkfrau hinter der Theke zu. »Ja, der war stark. Danke.«

»Ha.« Ogsa schlug auf die Theke und Spucke flog zwischen ihren vorstehenden Hauern hervor. »Du kannst jederzeit wiederkommen. Wo das herkommt, gibt es noch viel mehr. Es wird immer stärker, je länger du es stehen lässt.«

»Wahnsinn.« Ember nickte und rollte den Gang entlang, der nun viel enger war, weil sich das leere Fass so gefüllt hatte.

Cheyenne steckte ihre Hände in die Hosentaschen und folgte ihrer Freundin, wobei sie gelegentlich auf die anderen Gäste schaute. Sieht nicht so aus, als wolle jemand heute Abend sein Glück auf die Probe stellen. Ich schätze, ich habe beim letzten Mal den richtigen Eindruck hinterlassen .

Tate hielt ihnen die Tür auf und seine Augen weiteten sich, als Ember nicht langsamer wurde, als sie sich der Treppe näherte. »Hey, brauchst du Hilfe?«

Die Räder und die Hände der Fae pulsierten in einer Wolke aus violettfarbenem Licht, als sie aus der Tür der Taverne rollte. Ihre Magie ließ sie über die Stufen schweben und setzte sie sanft auf dem unebenen Stein des Marktplatzes ab.

»Natürlich brauchst du keine Hilfe.« Tate lachte, als er Cheyenne die Tür aufhielt. »Warum würde ich überhaupt fragen?«

Ember hob ihre Hände von den Rädern und lächelte breit, während sie ihn über ihre Schulter ansah. »Das heißt aber nicht, dass ich es nicht zu schätzen weiß. Ich kann diese Tricks da oben nicht abziehen, wann immer ich will.«

Sie blickten alle auf die weitläufige Tunneldecke, die sich einige Meter über ihnen befand. Tate zuckte mit den Schultern. »Stimmt. Es ist schön, in die Öffentlichkeit zu gehen, ohne sich fragen zu müssen, wer sich in die Hose macht, wenn er dein echtes Gesicht oder ein paar blinkende Zaubersprüche sieht, oder?«

»Auf jeden Fall erfrischend.« Ember holte einmal tief Luft und gähnte. »Wir müssen los, bevor ich meine treue Assistentin bitten muss, mich zu schieben. Wenigstens ist das ihr Fachgebiet.«

Als Ember ihren Rollstuhl in Richtung des Aufzugs am anderen Ende von Peridosh drehte, fing Tate Cheyennes Blick auf und fragte belustigt: »Treue Assistentin?«

Kichernd zuckte die Halbdrow mit den Schultern. Ich schätze, die beschwipste Ember denkt auch, dass ich für sie arbeite .

Die Tür zum leeren Fass flog mit einem Knall auf und Bhandi stolperte auf die belebte Straße hinaus. Sie drehte sich um und zeigte jemandem drinnen den Mittelfinger. »Du kannst mich auch mal, Fischgesicht! Nimm dein schickes Glasauge und schieb es dir in den Arsch. Die Aussicht könnte dir gefallen.« Mit einem weiteren Rülpser sprang die Trollfrau von der letzten Stufe und breitete ihre Arme aus, als die Tür hinter ihr zufiel. »Was soll das, hm? Will mir keiner von euch Trotteln die Tür aufhalten?«

Yurik tauchte aus der Menge auf und trat neben die Trollfrau, die Hände in die Taschen seiner olivgrünen Cordhose gesteckt. »Niemand weiß, wie lange du brauchst, um etwas zu tun. Wer ist das Fischgesicht?«

»Woher soll ich das wissen?« Bhandi stolperte in ihn hinein und schlug seine Hände weg, als er versuchte, sie von seiner Schulter zu stoßen.

»Hat Ogsa nach mir gefragt?«

»Bist du in sie verliebt oder was?«, spottete Bhandi und wankte in Zickzacklinien über den Steinboden. »Scheiße, Mann. Ich wusste ja, dass du einen schlechten Geschmack hast, aber das ist ja noch mal was ganz anderes.«

Yurik warf Cheyenne einen verärgerten Blick zu und zeigte auf seine Kollegin, die hinter Tate und Ember hertaumelte. »Das ist der Grund, warum der Fellwein keine normale Sache ist.«

Cheyenne schnaubte. »Ich dachte, sie kann auf sich selbst aufpassen?«

»Das hängt von deiner Definition von ›aufpassen‹ ab. Kann sie drei Orks nacheinander unter den Tisch trinken, ihnen mit betrunkenem Kung-Fu die Köpfe einschlagen und am nächsten Morgen mit rasenden Kopfschmerzen und einer klaren Erinnerung an die ganze Sache aufwachen? Klar.«

»Klingt, als wäre das eine regelmäßige Sache.«

»Japp. Aber sie kann sich nicht beherrschen . Ich bin überrascht, dass sie nicht versucht hat, mit mir um mehr Grog zu kämpfen.«

Cheyenne schüttelte den Kopf, dann nahm ihr Drowgehör ein seltsames, gedämpftes Rumpeln wahr. Sie runzelte die Stirn und blieb in der Mitte der Allee stehen. Was ist das ?

Yurik ging unbeeindruckt weiter. »Ehrlich gesagt, Cheyenne, bevor wir dich das erste Mal hierher gebracht haben, war ich mir sicher, dass niemand sonst hier unten so viel Ärger machen kann wie Bhandi. Sie war sich da auch ziemlich sicher, wenn ich so drüber nachdenke.«

Cheyenne schaute auf zur Decke des Tunnels und suchte nach der Ursache für dieses Geräusch.

»Du hattest einen Drink.« Lachend drehte sich der bullige Kobold zu ihr um. »Ich weiß schon, dass du kein Leichtgewicht bist. Erzähl mir nicht, dass du Gesichter in den Wänden siehst.«

»Keine Gesichter.« Langsam senkte Cheyenne ihren Kopf, um in Yuriks gelbe Augen zu schauen. »Gibt es hier Erdbeben?«

Er schnaubte. »Woher soll ich das wissen? Ich bin nicht für die Wartung zuständig.« Sein schiefes Lächeln verschwand und auch er warf einen kurzen Blick an die Decke. »Warum fragst du?«

»Ich höre etwas.«

»Super-Drowgehör. Ich verstehe schon.« Yurik trat neben sie, als sie sich wieder durch die Menge bewegte. »Aber nach allem, worüber wir gerade gesprochen haben, kannst du mir nicht verübeln, dass ich dich frage, warum du sofort an ein Erdbeben denkst.«

»Es hört sich an, als würde sich da oben etwas bewegen.« Als sie die fast panische Angst in seinen großen Augen sah, schüttelte Cheyenne den Kopf. »Flipp nicht aus, okay? Es könnte ein Erdbeben sein. Es könnte auch etwas sein, das sich bewegt. Wenn wir einen Haufen blinkender Lichter sehen und der ganze Ort auseinanderbricht und riesige, schwarze Steine wie vier Meter lange Messer in die Höhe schießen, dann sage ich dir, dass es ein neues Portal ist.«

»Scheiße, ist das alles?« Yurik versuchte zu scherzen, aber es war nicht so einfach, wie er wollte. »Und was, wenn es eins ist?«

»Dann kümmern wir uns darum. Aber ich hoffe wirklich, dass es nicht so ist.«