Kapitel 23

O bwohl sie sich nicht ins Dark Web begeben hatte, zumindest nicht zu Beginn, hatte Cheyenne eine doppelte Verschlüsselung über ihren regulären Server laufen lassen und dann als Bonus ihr VPN eingeschaltet. Ich werde nicht zulassen, dass Glen ohne zusätzlichen Schutz auch nur eine Google-Suche über diesen Typen durchführt. Nicht, dass er besser sein könnte als ich. Der Kerl hat wahrscheinlich ein ganzes Team von Cyber-Nerds, die für ihn arbeiten und hat noch nie in seinem Leben selbst ein Stück Code angeschaut. Geld kann so etwas bewirken. Nur nicht bei mir .

Sie führte eine weitere Google-Suche nach Matthew Thomas durch und dieses Mal wurde ihr Surfen nicht unterbrochen.

Cybersecurity, Börsenhandel und fortschrittliche Prothesen waren nur die Spitze des Eisbergs für ihren seltsam ruhigen Nachbarn. Soweit der Rest der Welt sehen konnte, war Matthew auch im Vorstand, wenn nicht sogar der Gründer, mehrerer internationaler gemeinnütziger Organisationen und globaler Wohltätigkeitsorganisationen, die Grundschulkindern in unterprivilegierten Gemeinden Bildungsmittel, Unterstützung und Schulmaterial zur Verfügung stellten.

Der Ruf dieses Mannes steht dem von Bianca Summerlin in nichts nach, nur dass er in seinem Loft-Apartment keine Halbdrow versteckt.

Cheyenne rümpfte die Nase.

Niemand ist so altruistisch, nur weil er es will. Ein billiger Versuch, das, was er sonst noch macht, dahinter zu verstecken, dass er Kindern beim Lernen hilft und ihnen Bücher schickt, für die sie nie Zeit haben werden.

Sie klickte sich durch einige der gemeinnützigen Organisationen und Wohltätigkeitsvereine, um sich dort umzusehen, aber soweit sie sehen konnte, war nichts verdächtig oder fehl am Platz. Matthew Thomas’ Name stand in jedem Vorstand und auf der Liste der Treuhänder. Es gab sogar ein nach ihm benanntes Stipendium, das er anscheinend persönlich für hundert Highschool-Schülerinnen und -Schüler finanziert hatte, und zwar auf der Grundlage von finanzieller Bedürftigkeit, schulischen Leistungen und einem, wie es auf der Website hieß, ›außergewöhnlichen Verständnis für persönliches Wachstum und Potenzial, kombiniert mit dem unbändigen Wunsch, sich selbst und die Gemeinschaft zu verbessern‹.

»Okay.«

Sie scrollte durch die Infoseite zum Stipendium und fand einen Ausschnitt aus einem Interview mit dem Mann selbst.

›Ja, ich lese mir jede einzelne Bewerbung durch. Das ist etwas, das ich persönlich anbiete, nicht über eine meiner vielen anderen Organisationen (Gelächter). Es gibt also niemand anderen, der diese unglaublichen Aufsätze, die auf meinem Schreibtisch landen, durchliest. Ich kann Ihnen sagen, dass die Auswahl von nur hundert Bewerbungen pro Jahr eine der schwierigsten Aufgaben ist, die ich je zu bewältigen hatte. Wie treffe ich also letztendlich diese Entscheidung? Ich suche nach Herz, Hingabe und Durchhaltevermögen. Ich suche nach jemandem, der das wirklich will und der in einer perfekten Welt diese Chance nicht vergeudet, indem er das ganze College durchfeiert und alles andere hinter dem gegenwärtigen Moment zurückstehen lässt. Ich weiß, das ist eine unrealistische Erwartung, aber ich setze große Hoffnungen in diese Jugendlichen. Ich möchte sehen, dass sie es tun und ob sie tief in sich selbst eintauchen und mir zeigen können, wie sie gesehen werden wollen, anstatt mir zu zeigen, was sie denken, dass ich sehen will. Das erhöht ihre Chancen, eines dieser Stipendien zu erhalten, erheblich.‹

»Oje.« Cheyenne überflogen den Rest des Interviewauszugs und schüttelte den Kopf. Das klingt nach einem wirklich guten Kerl, der davon besessen ist, anderen zu helfen. Warum stört er mich so sehr?

Nachdem sie durch seine Wikipediaseite gescrollt und auf mehrere Links zu seinen verschiedenen Organisationen und hochkarätigen Firmen geklickt hatte, entschied sie sich, mit der Cybersicherheitssäule von Matthew Thomas, ThomasSafe, zu beginnen.

»So bescheiden und originell.« Sie schnaubte und wartete eine halbe Sekunde, bis die Seite geladen war.

Sie spürte auf einmal ein misstrauisches Kribbeln in ihrem Nacken und griff mit beiden Händen nach dem Monitor, um ihn nach unten zum Schreibtisch zu neigen. Ich kann es echt nicht gebrauchen, dass mir jemand hinterherschnüffelt, wenn es wirklich das ist, was hier passiert .

Cheyenne rollte den Bürostuhl vom Schreibtisch weg und drehte ihn träge in Richtung der hinteren Ecke des Mini-Lofts. Sie tastete den Spalt zwischen der Wand und der Decke ab und grinste. Wenn er zusieht und danach nicht ausflippt, entscheide ich mich für die Option Psychopath .

Die Halbdrow schlüpfte in ihre Drowgestalt und erhöhte einen Sekundenbruchteil später ihre Geschwindigkeit. Dann stand sie auf und rollte den Stuhl hinter sich in Richtung der Ecke. Der Drehstuhl blieb komplett still, als sie sich draufstellte und die Ecke absuchte. Sie fuhr mit den Händen an den Wänden und der Decke entlang, um nach einer anderen Art von mechanischer Wanze zu suchen. Sie sind klein und das ist ein lächerlich offensichtlicher Ort, um eine winzige Spionagekamera anzubringen.

Die Halbdrow drehte den Stuhl so, dass sie den Rest ihres hoch gelegenen Büros sehen konnte und suchte alle möglichen Verstecke ab. Sie streckte die Hand zur Wand hinter sich aus und gab einen kleinen, kontrollierten Stoß telekinetischer Energie ab, woraufhin der rollende Bürostuhl in die Mitte des Mini-Lofts gestoßen wurde, während sie noch immer auf ihm stand.

»Woah.« Ihre Arme schossen zur Seite, um das Gleichgewicht zu halten und sie kicherte. »So viel Kontrolle zu haben, macht alles viel zu einfach. Kein Wunder, dass jeder Drow seine Prüfungen bestehen will.«

Der Stuhl war genau dort stehen geblieben, wo sie ihn haben wollte, nämlich unter der Einbauleuchte in der Decke. Cheyenne griff nach oben und schraubte die spiralförmige Glühbirne heraus. Dann fuhr sie mit dem Finger am Rand der Leuchte entlang, bevor sie sich der Glühbirne selbst zuwandte. All dieses gewundene Glas bietet eine große Oberfläche. Eine Kamera könnte man genau an der richtigen Stelle verstecken.

Sie drehte die Glühbirne in ihrer Hand und fuhr mit den Fingern an jeder Kante des Glases entlang. Ein leises Knacken ertönte hinter ihr, gefolgt von: »Was machst du da?«

Vor lauter Überraschung rutschte ihr die Glühbirne aus den Fingern und krachte auf den Holzboden unter ihr. Sie drehte sich zu schnell um, um über ihre Schulter zu schauen und wäre fast vom Stuhl gefallen. So viel dazu, schneller nach Wanzen zu suchen, als man mich beobachten kann.

Corian stand zwischen ihr und der hinteren Ecke des Mini-Lofts, die Arme verschränkt und den Kopf komisch weit zur Schulter geneigt.

»Ich wechsle eine Glühbirne.«

»Wie das? Ich wusste nicht, dass man erhöhte Drowgeschwindigkeit braucht, um nicht lebenswichtige Reparaturen zu erledigen.«

»Vielleicht wollte ich mir ein bisschen mehr Zeit verschaffen und alles erledigen, bevor du kommst.

»Klar. Denn das ist eine häufig gestellte Frage. Wie viele Drow braucht man, um eine Glühbirne einzuschrauben?«

Cheyenne sah ihn ausdruckslos an und sprang vom Stuhl, wobei sie darauf achtete, nicht in dem zerbrochenen Glas zu landen. »Nun, jetzt habe ich meine Antwort. Keine. Aber der Nachtpirscher hat ein furchtbares Timing und hat die Glühbirne kaputt gemacht.«

»Ich habe deine Glühbirne nicht angefasst.«

Cheyenne rollte den Stuhl zurück an ihren Schreibtisch und schüttelte den Kopf. »Das ist der Preis für die nutzloseste Konversation.«

»Ich stimme zu. Können wir los? Ich habe nicht eine Viertelstunde damit verbracht, die Dämpfungsmaßnahmen zu verdoppeln, um hier zu stehen und zu plaudern.«

»Ja, ich weiß.« Nachdem sie sich in dem Mini-Loft umgesehen hatte, bückte sie sich, um ein Blatt Papier aus dem Drucker auf dem Boden zu holen und benutzte es als Kehrblech für so viel Glas, wie sie mit der Hand darauf fegen konnte.

Corian runzelte die Stirn. »Willst du richtiges Putzzeug? Wenigstens Handschuhe.«

Sie schüttelte den Kopf. »Anscheinend bin ich immun gegen Glasscherben. Nein, das ist nicht das erste Mal, dass ich diese Theorie getestet habe.«

»Das klingt, als ob ich mir Sorgen machen müsste.«

»Weißt du was?« Cheyenne stand auf, rollte das Papier vorsichtig zusammen, damit der Inhalt nicht herausfiel und warf es in den schwarzen Blechmülleimer, der noch aus der Zeit stammte, als die Pellerville Gables Apartments so taten, als wäre das Mini-Loft ein funktionierendes Büro. »Wenn du dabei gewesen wärst, als ich selbst herausgefunden habe, warum ich keine Schnitte bekomme, würdest du wissen, dass dies das Letzte ist, worüber du dir Sorgen machen musst. Ich habe viel kaputt gemacht, als ich versucht habe, die Drow zu zähmen, wenn ich nicht wollte, dass sie herauskommt. Jetzt, wo ich meine Magie im Griff habe, mache ich immer noch Dinge kaputt, weil du gerne eine kleine Portalüberraschung ausheckst, wenn ich auf andere Dinge konzentriert bin.«

»Cheyenne.«

»Was?« Sie verlagerte ihr Gewicht auf ein Bein und sah Corian mit hochgezogenen Augenbrauen an.

»Lass uns das woanders besprechen. Wo es sicher ist.«

»Gut.« Cheyenne zeigte auf die Couch im Wohnzimmer. »Das Bein-Ding ist da drüben.«

Corian bewegte sich wie ein silberner Fleck. In der nächsten Sekunde wehten Cheyennes Haare aus ihrem Gesicht. Das gefaltete Papier in der Mülltonne flatterte in der Brise der Rückkehr des Nachtpirschers. Er hob die schwarze Metallstange an und nickte dem Oval aus schwarzem Licht zu, das hinter ihm in der Luft schwebte. »Los geht’s.«

»Ja.« Sie schob sich an ihm vorbei, trat durch sein Portal und fand sich zum zweiten Mal heute vor Persh’als offenem Platz mit Computertischen wieder. Sie schaute auf ihre Füße hinunter und runzelte die Stirn. »Sind dir die Kerzen ausgegangen?«

»Nein, mir sind die Schutzsteine ausgegangen.« Das Portal schloss sich hinter Corian, als er neben ihr stehen blieb. »Kerzen sind das Nächstbeste und das war alles, was ich drüben hatte. Anscheinend hat Byrd hier aber eine ganz schöne Sammlung angelegt.«

Byrd lehnte sich an das linke Ende des nächstgelegenen Tisches und zuckte mit dem Kopf. »Mit ihnen fühle ich mich sicher. Vielleicht hätten wir deine Taschen damit füllen sollen, hm?«

»Ich war sicher«, murmelte Cheyenne. »Bin ich immer noch.«

»Du bist hier sicher, weil wir die richtigen Werkzeuge zur Verfügung haben.« Corian zeigte auf den Ring aus glitzernden Steinen, die in allen Farben leuchteten und eine grobe, ungeschliffene Außenseite besaßen. »Du warst relativ sicher, bevor du dieser Maschine alles gegeben hast, was sie braucht, um dich aufzuspüren und das Ziel der Krone viel leichter zu erreichen.«

»Okay, erstens: Woher zum Teufel sollte ich wissen, dass Tracker auch mit Magie funktionieren? Diese Kanister oder was auch immer du aus den geschmuggelten Kisten genommen hast, funktionieren mit Blut. Alles andere funktioniert auch mit Blut. Ich mache das nicht schon seit Jahrhunderten, das weißt du. Wenn du willst, dass ich meine persönliche Visitenkarte nicht an alles verteile, was mich angreift, hättest du mir sagen müssen, dass das möglich ist.«

Persh’al saß in seinem Chefsessel vor den Monitoren und kratzte sich am Kopf neben dem neonorangefarbenen Irokesen. Dann drehte er sich in seinem Stuhl und begegnete Cheyennes Blick. »Das haben wir vermasselt, Kleine.«

»Ja, das habt ihr.«

Corian sah sie stirnrunzelnd an und presste seinen Kiefer zusammen. »Du bist nicht die Einzige, die Fehler machen darf.«

Die Halbdrow verschränkte ihre Arme und begegnete seinem Blick. »Damit habe ich kein Problem, solange ihr aufhört, so zu tun, als würdet ihr nie welche machen.«

»Bis du ins Spiel kamst, haben wir das nicht.«

»Siehst du, das ist das Gegenteil von dem, was ich gerade gesagt habe.«

Persh’al hob einen Finger und wartete darauf, dass die Halbdrow und der Nachtpirscher ihn böse ansahen. »Ich möchte nur alle daran erinnern, dass das, was gerade passiert, Neuland ist. L’zars Kind hat die Prüfungen bestanden. Die Portale sprießen wie die Gänseblümchen aus dem Boden, was sowieso nicht der Fall sein sollte. Wir haben die O’gúl-Technologie in Betrieb genommen und verfolgen ein Ziel, bevor wir herausfinden können, wie das möglich ist oder wie wir es aufhalten können. Es gibt mehr als genug Spielraum für Fehler, wenn wir keine Ahnung haben, was wir tun, aber ein wirklich großer wäre es, weiter dazustehen und uns gegenseitig die Schuld für das zu geben, was bereits geschehen ist. Oder?«

Keiner von ihnen sagte ein Wort.

»Ach, kommt schon. Oder

Cheyenne warf Corian einen Seitenblick zu und schlüpfte aus ihrer Drowgestalt, wobei sie spürte, wie die Hitze ihrer Magie langsam in den unteren Teil ihrer Wirbelsäule abfloss. Dann wandte sie ihren Blick ab, um die gegenüberliegende Seite des Lagerhauses zu betrachten und zuckte mit den Schultern. »Ja. Du hast recht.«

»Corian.«

Der Nachtpirscher starrte auf die offenen Eisenbalken der Decke und hob die Augenbrauen. »Jeder macht Fehler.«

»Ich betrachte das als Zustimmung und es ist mir scheißegal, ob es dir gefällt oder nicht. Also lass uns weitermachen und nicht so tun, als wäre es das Ende der Welt.«

Byrd schnaubte. »Könnte es sein.«

»Du bist keine Hilfe, Kobold.« Persh’al zeigte auf ihn und hob warnend eine Augenbraue. »Das Gute daran ist, dass wir jetzt wissen, dass mindestens eine dieser Maschinen bereits in Betrieb war und nach etwas gesucht hat, vermutlich Cheyenne. Wenn das der Fall ist, müssen wir herausfinden, woher der Programmierer wusste, dass er ein veraltetes Gerät auf sie ansetzen musste, ohne vorher einen magischen Tracker zu benutzen.«

»Nicht mehr überflüssig.« Cheyenne trat aus dem Ring aus Steinen heraus und deutete auf das gebrochene Bein der Kriegsmaschine, das Corian in seiner Hand hielt. »Ich dachte mir, es könnte helfen, etwas zu holen, das aktiviert wurde.«

Persh’als Augen weiteten sich. »Aus Peridosh?«

»Ich hoffe ernsthaft, dass ich nicht noch so ein Ding woanders abwehren sollte.« Sie griff in ihre Tasche und zog das seltsame, fast s-förmige Metallzahnrad heraus. »Und das hier.«

Der blaue Troll fing es leicht auf, als sie es ihm zuwarf. Er betrachtete das Metallstück blinzelnd und sog einen langen, zischenden Atem ein. »Ich werde etwas Zeit brauchen, um sie auseinanderzunehmen. Wenn es eine gespeicherte Erinnerung gibt, sollte ich sie finden können. Ich kann es durch ein menschliches System laufen lassen, aber die O’gúl-Analyse wird einige Zeit dauern.«

»Komplizierte Sprache, hm?«

Persh’al sah Cheyenne an und zog die Augenbrauen zusammen. »Nicht wirklich. Ich muss nur alle Vergleiche von Hand machen.«

»Bäh.«

»Wem sagst du das?«

Corian schlenderte durch das Lagerhaus und ließ die schwarze Metallstange mit einem Klirren auf den Tisch fallen, als er ihn passierte. »In der Zwischenzeit werden wir selbst nach Informationen suchen. Wer weiß? Das könnte schneller gehen.«

»Super. Zeit für Runde drei.« Byrd richtete sich auf und rieb seine Hände aneinander.

»Wovon?« Cheyenne beobachtete, wie der Kobold auf die andere Seite von Persh’als Platz ging, bevor sie ihm folgte.

Persh’al räusperte sich und rollte seinen Stuhl in Richtung Monitor und Tastatur. Als die Halbdrow ihm einen neugierigen Blick zuwarf, schüttelte er den Kopf und vertiefte sich in sein System.

Byrd blieb an der dicken Stahltür des Lagerhauses stehen, die zum hinteren Teil des Grundstücks führte und stieß sie auf. »Wir versuchen es noch einmal!«

»Schon?«, rief Lumil von draußen. »Ich hätte nicht gedacht, dass er es in sich hat.«

»Vielleicht nicht.« Byrd lachte und öffnete die Tür weiter, als Lumil eintrat. »Aber Cheyenne ist hier.«

»Oh, hey.« Die Koboldfrau reckte der Halbdrow ihr Kinn entgegen und wischte sich die leicht feuchten Hände an ihren Hosenbeinen ab. »Was gibt’s, Mädel?«

»Ich warte auf jemanden, der es mir sagt.«

Lumil ignorierte sie und sah stattdessen Corian an, der damit beschäftigt war, ein weiteres Portal in der Mitte des Lagerhauses zu öffnen. »Wie kann das Auftauchen von L’zars Kind den Echsenkopf gesprächsbereiter machen?«

Byrd lächelte verschmitzt. »Ich meine, sieh sie dir an!«

Die Koboldfrau sah Cheyenne von oben bis unten an und lachte kurz. »Ja, sie ist ziemlich furchterregend. Du hast das schon mal gemacht, stimmt’s? Ich glaube, du hattest das schon mal erwähnt.«

Mit einem Blick auf das Portal, das sich schnell vor Corian öffnete, zuckte Cheyenne mit den Schultern. »Ich brauche jemanden, der mir sagt, wovon du sprichst, bevor ich das beantworten kann.«

»Überredungskunst, Mädel.« Byrd schlug seine Faust in die andere Handfläche. »Eine direkte und absichtliche Befragung.«

Lumil lehnte sich von ihrem Gegenüber weg und warf ihm ein spöttisches Stirnrunzeln zu. »Verhör. Die körperliche Art.«

»Ja, ich habe das schon ein- oder zweimal gemacht.« Es brauchte nicht viel, um Durg zum Quieken zu bringen. Gut, dass er es getan hat . »Habt ihr diesen schuppigen Kerl immer noch irgendwo eingesperrt?«

»Allerdings.« Byrd marschierte in die Mitte der Lagerhalle, wo sich Corians Portal nun vollständig in den dahinter liegenden Raum geöffnet hatte. »Wir haben zwölf Stunden damit verbracht, dieses Arschloch zu jagen. Er wird auf keinen Fall so schnell wieder freigelassen.«

»Hat er noch etwas gesagt?«

»Na ja.« Lumil rümpfte die Nase und wackelte mit der Hand hin und her. »Beim letzten Mal fing er nach zwei Stunden an, etwas zu murmeln. Wenn er was gesagt hat, war es verdammt unverständlich.«

Cheyenne gesellte sich langsam hinter Corian zu ihnen und spähte über den Rand des offenen Portals, um einen besseren Blick zu erhaschen. »Er sah heute Morgen auch nicht so toll aus.«

»Oh, es ging ihm auch nicht gut.« Lumil grinste. »Hey, lass mich wissen, ob er jetzt schlechter oder gleich aussieht, ja? Es ist schwer zu sagen. Wenn du den ganzen Tag damit verbringst, einem Typen das Gesicht einzuschlagen, wird das irgendwie schwer zu beurteilen.«

Corian schaute langsam über seine Schulter und fixierte die Koboldfrau mit seinen glühenden Silberaugen. »Ich verstehe deinen besonderen Humor, Lumil, aber er gefällt mir nicht. Das hier ist kein Spiel.«

Lumils Lippen verzogen sich zu einem schmalen, humorlosen Lächeln. »Sprich nicht so herablassend mit mir, Nachtpirscher. Ich weiß genau, was das hier ist.«

»Ich weiß, dass du das tust. Versuch einfach, nicht so auszusehen, als würde es dir Spaß machen.«

Corian blickte Cheyenne an und deutete auf das offene Portal. »Wir wollen versuchen, herauszufinden, wie das heute Nacht passiert ist. Hast du ein Problem damit?«

Die Halbdrow presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. »Nein.«

»Dann lasst uns ihn aufwecken.« Corian trat durch das Portal, schnell gefolgt von Byrd, der seine Hände kräftig aneinander rieb und tief durch die Nase atmete.

»Nach dir, Mädel.« Lumil deutete auf das Portal und knackte ihre Fingerknöchel. »Ich wärme mich noch auf.«