Wärme brodelte in Alices Bauch, als sie in Aerics Armen aufwachte. Nach dem anfänglichen Ausbruch der Leidenschaft war sie in einen leichten Schlaf gefallen, aber Aeric weckte sie nachts immer wieder auf. Sanft und hart, Arics Art der Liebe war unglaublich und erschöpfend. Als sie aufwachte, bemerkte sie, dass er sich angezogen hatte und war beinahe erleichtert. Wenn er nackt gewesen wäre und in ihrer Reichweite, dann hatte sie Zweifel, dass sie es heute überhaupt noch aus dem Raum geschafft hätten.
„Duverjay war gerade hier, er hat mir gesagt, dass sich alle unten versammeln”, sagte Aeric entschuldigend.
„Wer?
„Unser Butler.“
„Ah, schön”, sagte Alice mit einem Grinsen.
„Spotte nur, aber er hat ein paar Kleider für dich gebracht. Cassie hat ihm ein paar Maße gesagt, denk ich.“
„Ohhhhh, schön. Ich habe noch gar nicht so weit gedacht“, sagte Alice. „Ich muss … wie heißt der noch mal?”
„Man spricht es Du-vurr-jay aus. Drei harte Silben und er ist nicht sehr freundlich, aber du kannst versuchen ihm dafür zu danken, wenn du das wirklich willst.“
„Dankbarkeit ist wichtig in allen Beziehungen, egal welche Personen involviert sind“, sagte Alice und zog eine Augenbraue hoch. Sie stieg aus dem Bett und ging zu dem silbernen Rollgestell an der Wand, ein Grinsen lief über ihr Gesicht, als sie die Kleider sah. „Ah, Cassie hat voll ins Schwarze getroffen. Alles schwarz, viel von Anthropologie und Topshop.“
„Ich habe keine Ahnung was diese Worte bedeuten”, sagte Aeric, während er ein schwarzes Baumwollshirt überzog. Alice warf ihm einen bewunderten Blick zu.
„Naja, du trägst Tom Ford, also wählt jemand deine Kleidung aus. Ich glaube, du musst Duverjay mehr danken, als du glaubst.“
„Ja?“, sagte Aeric und seine Miene war nachdenklich. „Solange du denkst, dass ich gut aussehe.“
Alice zog ein schimmerndes Satinkleid mit Spitze aus dem Rollgestell. Es bedeckte alles, vom Nacken bis zu den Knien und es war schmucklos genug, um zu ihrem Stil zu passen.
„Die sind alle schwarz und dunkelgrau“, sagte Aeric und nickte zu den Kleidern.
“Ja.”
“Gefällt es dir nicht Farben zu tragen?”, fragte er.
„Das sagt der Style Guru, der seine eigene Kleidung nicht aussucht. Ich würde gerne darauf hinweisen, dass ich dich bis jetzt nur in Schwarz und Dunkelblau gesehen habe“, sagte Alice, während sie sich seidene Unterwäsche nahm und begann, sich anzuziehen.
„Nur Neugierde, ich meine damit nichts. Ich stelle mir einfach vor, dass du in fast jeder Farbe gut aussiehst“, sagte Aeric und sein Blick wanderte über ihren Körper, während sie das Kleid über ihren Kopf zog.
Alice hielt inne, ihre Lippen zuckten.
„Ich werde darüber nachdenken“, sagte sie und zog ihre schwarzen Haare vorne zusammen und warf sie über eine Schulter. „Sollen wir runtergehen?“
„Klar. Ich glaube, es gibt eine Menge Kisten mit Schuhen für dich da unten und einige weitere weibliche … Dinge“, sagte Aeric und sein Zögern ließ Alice lachen. Er war angespannt, seitdem sie ihn kannte, selbst in den Zeiten, als sie ihn mit einer Kristallkugel ausgespäht hatte. Diese milde Seite an ihm war unglaublich anziehend. Sie bekam einen Knoten im Hals, als sie sich daran erinnerte, dass ihre Zeit zusammen begrenzt war. Sie musste den Gedanken beiseiteschieben, als sie die Hand nahm, die Aeric ihr bot und ihm nach unten folgte.
Die Guardians waren bereits in Stimmung als Alice und Aeric es endlich zu dem großen Konferenztisch geschafft hatten. Duverjay machte sich nützlich, er lief umher und bot Kaffee und Kuchen an, während alle anderen redeten und mit Papier raschelten. Es gab drei große Informationstafeln, die an die Wand gelehnt standen. Alice musterte sie, während sie zwischen Aeric und Echo Platz nahm, und an einem Croissant knabberte, als die andere Frau sie einholte.
„Die Tafel dreht sich um die Three Lights. Das sind ich, Cassie und Kira, glauben wir. Die Mitte hat alles, was wir über Pere Mal wissen, das ist ziemlich offensichtlich. Und diese hier … das sind Männer, die aufgetaucht sind, als wir die anderen drei Namen gesucht haben.“
Die dritte Tafel war in zwei Hälften geteilt. Eine Seite zeigte einen dunkelhaarigen Mann mit olivenfarbiger Haut, der auf jedem einzelnen Foto finster schaute. Er hatte auffallend gelbe Augen und erinnerte Alice ein wenig an Aeric, wenn sein Drachen in den Vordergrund drängte. Er sah auf eine exotische Weise gut aus, als wenn er aus dem Mittleren Osten käme.
Die andere Seite gehörte einem schockierend gut aussehenden, grünäugigen Mann, sein schwindendes Haar wurde an den Schläfen und vorne schon grau. Mit hohen Wangenknochen, vollen Lippen und einem Ausdruck, der ein wenig amüsiert und brodelnd aussah, war er schon fast unerträglich attraktiv.
„Ja“, sagte Echo mit einem Lachen, als sie Alices gezogene Augenbraue bemerkte. „Das ist Kieran Kellan.“
„Er sieht ein wenig … Fae aus”, sagte Alice und blinzelte auf die Fotos.
„Er ist sehr, sehr Fae, wie sich herausgestellt hat. Er ist ein Faerie Prinz im Exil und er macht hier in New Orleans schon lange Zeit Probleme.“
„Dann sollte es einfach sein, ihn zu finden“, meinte Aeric und warf beiden einen skeptischen Blick zu. Die anderen Guardians hatten denselben Ausdruck auf dem Gesicht, es schien, dass niemand von ihnen die Bewunderung für Kieran Kelleans gutes Aussehen teilte.
„Das Gegenteil. Verdammt Faerie Magie, ich komme an diesen Mann überhaupt nicht ran“, seufzte Aeric.
„Ich denke, ich habe vielleicht einen Kontakt, der uns von Ephraim erzählen kann, aber er wird nicht leicht zu finden sein”, sagte Echo und nahm einen Schluck von ihrem Kaffee.
„Was ist mit Ciprian?“, fragte Cassie.
Es wurde einen Moment ruhig am Tisch.
„Nein, auf keinen Fall“, sagte Gabriel und schlug auf den Tisch.
„Wer ist Ciprian?“, fragte Kira und sah zwischen Gabriel, Rhys und Cassie verwirrt hinter her.
„Er ist eine gute Quelle“, sagte Cassie schelmisch.
„Er ist ein blutsaugender Abschaum”, sagte Rhys ohne eine Spur von Amüsiertheit.
„Ein Vampir?“, fragte Alice. Als Gabriel nickte, zitterte sie. Sie hatte Vampire nie gemocht, man konnte ihnen nicht die einfachsten Dinge anvertrauen, als würden sie ihre Reißzähne nicht in den Nacken senken, sobald man den Kopf von ihnen weggedreht hatte.
„Genau meine Meinung”, stimmte Cassie zu. „Aber er ist derjenige, der Kieran überhaupt erst erwähnt hat, der gesagt hat, dass der Mann in New Orleans ist. Er weiß auf jeden Fall etwas. Außerdem hat er, glaube ich, Gefallen an mir gefunden.“
Alle starrten Gabriel an, als ein tödliches Knurren seinen Lippen entwich.
„Ich glaube, das ist noch untertrieben. Er wollte mit dir schlafen und dein Blut haben“, beschuldigte Gabriel ihn.
„Naja … hm. Er ist ein Vampir. Das ist sein Leben”, sagte Cassie und rollte mit den Augen. „Es ist ja nicht, als ob ich da alleine hingehe und mich ihm anbiete. Wofür hältst du mich?“
„Nein“, fauchte Gabriel und verschränkte seine Arme. „Du bist im siebten Monat schwanger mit meinem Kind, Cass. Das wird nicht passieren.“
Cassie blickte finster drein und schaute sich nach Unterstützung um. Rhys seufzte und klopfte ihr auf den Arm.
„Es tut mir leid, das steht nicht infrage, Mädchen. Es ist einfach zu gefährlich, während du schwanger bist.“
„Okaaaaaay”, seufzte Cassie und legte eine Hand auf ihren Bauch und starrte nach unten. „Verdammt, Kind. Du hältst mich aus allem Unfug raus!“
„So mag ich es eben gerne”, sagte Gabriel.
Cassie machte ein sanftes pfft Geräusch, aber antwortete nicht. Es war klar, dass sie wusste, dass ihr Partner recht hatte, selbst wenn es sie für einen längeren Zeitraum aus der Handlung heraushielt.
„Lasst uns alle an einigen Verbindungen arbeiten und heute Nacht wieder darüber reden“, schlug Rhys vor und drückte sich vom Tisch hoch.
Alle murmelten ihre Zustimmung und erhoben sich und dann war die Besprechung vorbei. Duverjay ging herum und nahm die Gebäckteller mit und beschwerte sich über die Croissant Krümel. Alice zögerte einen Moment und schaute sich seinen mürrischen Ausdruck an, dann beeilte sie sich, Aeric auf sein Zimmer zu folgen.
Sie ging durch das Schlafzimmer und Badezimmer, und warf einen verlangenden Blick auf die Dusche, hielt dann aber an, als sie ihn in seiner überfüllten Bücherei stehen sah und bemerkte, wie er seine Waffe ins Holster steckte.
„Was machst du?”, fragte sie. „Wo gehst du hin?“
„Ich will Ciprian sehen. Er hat vielleicht ein Auge auf Cassie geworfen, aber heute wird er mit mir reden. Ich werde ein paar Antworten bekommen“, grunzte Aeric und schob ein paar Katanas in überkreuzte Hüllen über seinen Rücken und über seine schwarze taktische Weste.
„Lass mich schnell meine Schuhe anziehen“, sagte Alice und drehte sich in Richtung Tür.
„Alice, du kannst nicht mit mir gehen. Das kann sehr gefährlich werden. Ich will nicht, dass du in die Nähe dieses Mannes kommst“, sagte Aeric, seine Stimme hatte merkwürdigerweise keinen Tonfall. Er sprach mit ihr, aber sein Blick war distanziert, als ob er im Kopf bereits die nächsten 10 Schritte plante.
„Hey”, sagte Alice und schnappte mit ihren Fingern, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Als er sie ansah, stieß sie einen Finger in seine Brust. „Du lässt mich nicht hier. Wir haben uns gerade erst gefunden, erinnerst du dich? Das gilt für beide Seiten.“
„Es ist keine gute Idee, wenn du mitkommst“, sagte er und seine Muskeln zuckten unter seinem Shirt, als er seine Arme über seine Brust verschränkte.
„Das ist mir egal. Ich will bei dir sein. Außerdem bin ich wahrscheinlich das gefährlichste Ding in der Stadt im Moment“, sagte Alice ehrlich.
Aeric hielt inne und schaute sie einen Moment an, ehe er laut lachte. „Okay. Aber du wirst mir auf dem Weg davon erzählen, wie es ist, eine Fury zu sein, damit ich endlich verstehe, mit was ich es hier zu tun habe“, verhandelte er.
Alice lachte.
„Abgemacht.“
„Du wirst eine Seite an mir kennenlernen, die nicht … schön ist“, warnte sie Aeric. „Oh, Darling … warte bis meine Fury zum Spielen herauskommt. Ich kann den Himmel Blut regnen lassen“, sagte Alice und schlug ihm auf die Hand. „Man hat mir gesagt, dass es schrecklich ist.“
„Ich treffe dich unten bei den Schuhkisten”, sagte sie strahlend.
Alice liebte schon immer das Abenteuer ….