Schlachtensplitter 2
In den Ruinen von Nimora, auf der Roten Ebene
Die Schlachtreihen sind längst zusammengebrochen. Unzählige, vereinzelte Scharmützel. Feuer, überall, eine Chaosmagierin, wunderschön, halbnackt. Ihr Stirnreif leuchtet böse, irgendetwas heckt sie aus. Eine Teufelei, keine Frage. Ich frage mich, welche Art von Tod sie uns bringen will. Aber die Schlacht bleibt mir der Antwort schuldig. Unsere Bogenschützen erwischen sie, bevor sie ihren Zauber wirken kann. Getroffen stürzt sie zu Boden. Hinter mir johlt und grölt ein Trupp unserer Kämpfer. Sie wollen angreifen, vorrücken und Chaos-Kreaturen zerhacken. Sie haben es auf eine Gruppe von Guhlen abgesehen. Der schwarze Hexer, der die Gruppe anführt, wirkt einen Zauber. Er verleiht den untoten Kreaturen eine Steinhaut.
Unsere Klingen werden es schwer haben mit den Guhlen. Krieger und Kriegerinnen stürmen an mir vorbei. Ich renne mit ihnen. Das Schlachten beginnt. Einzelheiten verschwimmen. Drei strecke ich nieder, dann sehe ich mich eingekreist von fünfen. Ich wehre mich verbissen. Eine Hand schlage ich ab. Scharfe Krallen schaben über meine Rüstung. Sie schlagen nach meinem Gesicht. Eine Bestie springt mir auf den Rücken, versucht, mich niederzureißen. Ich habe Mühe auf den Beinen zu bleiben. Ich strenge mich an, es gelingt mir sie abzuschütteln.
Ich reiße meine Klinge hoch, lasse sie niederfahren, spalte den Schädel des Guhls. Kurz kann ich verschnaufen, ich sehe mich um. In dem Moment, in dem ich hinsehe, stirbt der Letzte der Guhle mit einer Axt im Kopf. Von dem schwarzen Zauberer ist nichts mehr zu sehen. Nur drei der unseren sind gefallen. Meine Kameraden sind frohen Mutes. Aber mir ist klar, es ist noch früh am Tag. Dann entdecke ich den schwarzen Magier doch noch. Er brennt und schreit und wedelt mit den Armen. Einer unserer Magier muss ihn mit einer Flammenlanze oder einem Feuerball erwischt haben. Das Siegesgeschrei meiner Leute verebbt.
Zu hören ist nur das Knistern der Flammen, dann ducken sich alle, auch ich. Ein Sturm vernichtender magischer Energie braust über unsere Köpfe hinweg. Von Norden her, vom Herrn des Tores Gaarth, das die Chaos-Kreaturen ausspuckt. Aber die Ruinenstadt, in der wir kämpfen, war nicht sein Ziel. Klar ist nur, dass in einem Moment viele der Unseren, die an einem anderen Ort kämpfen, sterben werden.
Wir erheben uns wieder, Streifen weiter durch die Straßen. Eine Kriegerin neben mir weint, still und leise. Kein Schluchzen, kein Jammern, nur Tränen. Eine andere blutet aus einer Wunde an ihrer Seite. Ich gebe ihr einen meiner Heiltränke. Sie ist dankbar, nickt mir zu. Sie trinkt, die Blutung verebbt. Für einen Moment scheint die Zeit stehen zu bleiben, als ich zusehe, wie die Wunde sich schließt.
Plötzlich, dämonisches Geschrei. Ein Trupp Gehörnte hat uns gefunden. Kampflüsterne Dämonen. Einer von ihnen drischt mit dämonischer Urgewalt auf die Frau ein, die ich mir gerade angesehen habe. Seine Krallen zerfetzen ihr Gesicht, Rüstung und Brustkorb. Sie stirbt. Einer meiner Kameraden springt vor, ein Schwertkämpfer. Er ist gut. Er braucht drei Hiebe, um den Gehörnten zu fällen. Der Mann wartet keinen Applaus ab, sucht sich sofort den nächsten Gegner. Plötzlich steckt ein Pfeil in meinem Bein. Es schmerzt, aber wie aus weiter Ferne. Ich reiße ihn heraus. Ich trinke einen Heiltrank.
Energie durchflutet mich, die Wunde schließt sich. Ich fasse mein Schwert fester, auch ich will jetzt einen Gehörnten erschlagen. Ich suche mir einen aus, stürme auf ihn zu, die Klinge hoch erhoben. Aber bevor ich ihn erreiche, wird er getroffen, von den magischen Geschossen eines unserer Zauberer. Manchmal hasse ich Magier. Ich sehe mich um, eine Frau in blauer Robe, blond, so alt wie ich etwa. Sie lächelt, erwartet meinen Dank. Ich drehe mich weg.
An einem Speerträger neben mir prallt ein Pfeil ab. Die Spitze hinterlässt einen Kratzer in der Rüstung. Weiter geht es durch die Ruinen von Nimora. Gepflasterte Straßen, glitschig vom Blut. Leichen überall, ein Dutzend Meter vor mir kracht es plötzlich, ein Haus bricht zusammen. Einer unserer Schleudersteine hat es getroffen. Die orkischen Bogenschützen auf dem Dach stürzen und schreien und sterben. In einer Gasse sehe ich Narbuk Kremlan kämpfen. Seinen Bogen scheint er verloren zu haben, er kämpft mit Kurzschwert und Dolch. Er hat es mit gleich drei Gehörnten aufgenommen. Er macht es ihnen schwer, aber er ist schon stark verwundet. Heute wird er nicht mehr lange kämpfen. Einen der Gehörnten streckt er nieder, die anderen zwei zerfetzen seinen Leib. Aber das macht nichts. Morgen ist er wieder hier, auf der Roten Ebene.
Ein infernalisches Brüllen von rechts. Ich habe diesen Schrei schon gehört. Ein Fleischreißer. Mir wird kalt. Diese Bestien versprechen einen sehr schmerzhaften Tod. Groß wie ein Haus und wütend, schuppenbesetzt und stark. Ich überlege, ob ich jetzt schon sterben will. Nein, heute soll es ein Pfeil sein, nicht Zähne und Klauen. Ich suche mir einen anderen Ort zum Sterben. Nach links, weiter durch die Gasse. Ich erschlage die Gehörnten, die Narbuk Kremlan getötet haben. Dann weiter, die Zweite rechts. Drei Silberskelette versperren mir den Weg. Ich entfessle meine Stoßwelle. Meine Magie reißt sie von den Füßen. So schnell ich kann, zertrete ich ihnen die Schädel. Eines der Skelette ist mit einem Speer bewaffnet.
Er gefällt mir. Ich stecke mein Schwert zurück und hebe ihn auf. Ich werde schon ein Monster finden, auf das ich mit der Waffe werfen kann. Weiter durch die Ruine von Nimora, unter hohen Torbögen hindurch, über düstere Plätze, ich rieche Feuer und verbranntes Fleisch, offene Eingeweide und Blut. Dort die Matriarchin von Loom. Sie trägt wieder ihre Kriegskrone aus gerötetem Eisen. Ihr Gesicht ist halb weggebrannt. Um sie herum verteilt liegen drei Großknüppler. Sie erwehrt sich dem Letzten. Es sieht so aus, als würde sie unterliegen, und ich greife nicht ein. Die Brandwunde wird ihr große Schmerzen verursachen. Wenn es nach mir geht, darf sie die Schlacht für heute verlassen.
Zwei unserer Axtkämpfer hacken einen Ork in Stücke. Die brauchen auch keine Hilfe. Auf halbem Weg dorthin sehe ich die Leiche einer Schwertkämpferin. Totranken haben sie erdrosselt. Ihre Züge sind blau angelaufen. Würgemale um ihren Hals.
Endlich sehe ich einen Kampf, in den ich eingreifen will. Eine Kriegerin mit Streitkolben erwehrt sich dreier Echsenmenschen. Endlich eine Gelegenheit, den Speer zu werfen. Die Waffe des Silberskeletts trifft und tötert. Einer anderen Echse hacke ich von hinten die Kniekehle. Irgendwie fühle ich mich mit meinem Schwert in der Hand doch wohler. Die Kriegerin, der ich helfen wollte, erledigt die letzte Echse mit einem harten Schlag von oben. Der Schädel bricht.
An meine nächsten Kämpfe kann ich mich nicht so recht erinnern, bin wie in Trance. Ein von einem unserer Magier gewirkter Feuerball lässt eine Sulphurspinne in Flammen aufgehen. Das Feuer greift über auf die Häuser ringsum. Stein schmilzt zu Glas. Plötzlich das Geräusch einer Pfeilsalve. Ich werfe mich zu Boden, rolle mich unter einen alten Holzkarren, der wie durch ein Wunder noch kein Feuer gefangen hat. Drei Pfeile schlagen ein, Armbrüste klackern zur Antwort. Die Bolzen surren an mir vorbei. Den Schreien nach zu urteilen werden ein paar der Bogenschützen getroffen. Ich sehe mich um, suche sie. Dort hinten auf dem Platz. Meine Hand findet einen Pflasterstein.
Ich nehme ihn, rapple mich auf und werfe. Der Wurf ist nicht gut, viel zu kurz. Aber es sind die Gesten, die zählen, nicht wahr? Ich wende mich ab, gehe weiter. Ich weiß nicht, was ich suche. Den Sieg, den Rausch der Schlacht oder einen schnellen Tod. Ein Kampfschrei ertönt. Eine Frau. Ich drehe mich um. Die Kriegerin rammt ihren Speer in eine Goldassel. Ein guter Stoß, ein guter Treffer, doch er hilft ihr nicht. In ihrem Todeskampf schleudert die Goldassel die Frau gegen eine Wand. Mit zerschmetterten Knochen und zerschmettertem Schädel bleibt sie liegen. Auch die Goldassel stirbt.
Hinter ihr kommt jemand zum Vorschein, eine Harpye. Ein Flügel der Vogelfrau ist gebrochen. Sie versucht zu flattern, aber es sieht erbärmlich aus. Die Brüste wippen. Ich sehe die Panik in ihren Augen. Ich kann mir ein gemeines Grinsen nicht verkneifen. Ich sehe mich um. Ja, die Wurfaxt. Es wird genügen. Ohne Hast gehe ich näher an die Harpye heran. Der Boden unter meinen Füßen bebt. Irgendeine magische Teufelei wird ausgeheckt. Als ich nah genug herangekommen bin, werfe ich die Axt. Die Harpye stirbt mit einem gespaltenen Schädel.
Ein Magier winkt mich zu sich heran. Ich gehorche. Energie umhüllt mich. Ich fühle mich stärker, schneller. Besser. Ich danke dem Mann. Dann wird er vom Spruch einer Orkschamanin getroffen, die just in diesem Moment um die Ecke kommt. Sie hat schnell reagiert. Energie schießt aus ihrem Totemstab. Der Magier wird in der Mitte in zwei gerissen. Platschend treffen seine Eingeweide auf den Boden. Ich bin besudelt. Ich habe auch Schmerzen im Arm. Ein Überschuss der magischen Energie muss mich verletzt haben. In meinen Augen sieht die Orkschamanin, dass sie dafür bezahlen wird. Sie wendet sich zur Flucht. Jetzt muss ich auch noch rennen.
Ich kriege sie. Ja, ich kriege sie. Mache ein Ende mit ihr.
Die Jagd hat mich weiter in die Stadt hineingetragen. Das Fauchen magischen Feuers dringt an mein Ohr, nachdem ich sie erschlagen habe. Ein Trupp unserer Paladine steht in Flammen. Die Männer und Frauen werden in ihren Rüstungen gebraten. Die Schreie sind grässlich. Eine Hundebestie stürmt auf mich zu. Roter Wams, Kettenhemd, Schulterplatten, eine Karikatur eines Menschen. Ihre Klauen finden keinen Weg an meiner Klinge vorbei. Ihr Kopf rollt. Ein Brandgeschoss schlägt neben mir ein. Von einem unserer Katapulte. Natürlich. Spritzer brennenden Öls verbrennen mir die linke Hälfte des Gesichts. Noch mehr Hundebestien in animalischem Zorn.
Einer weiche ich aus, stoße sie in die Flammen, einer anderen fährt meine Klinge ins Knie, einer dritten spalte ich den Schädel. Die anderen beachten mich nicht, ich bin durch durch die Gruppe, ich gehe weiter. Dann ein besonders großer Tiermensch, doppelt so groß wie ich, er trägt eine schwere Keule.
Er beachtet mich.
Vielleicht ist es auch ein Weibchen, es ist egal. Er reißt sein Maul auf und brüllt, holt mit der Keule aus. Ich springe hoch. Meine Klinge schlitzt ihn auf, vom Brustbein bis zum Schritt. Ich springe zur Seite, will nicht schon wieder von Eingeweihen beschmutzt werden. Jetzt füllen sich die Straßen plötzlich mit Chaos-Kreaturen. Sie kommen von überall her.
Ich aktiviere meine Hast.
Für sie bin ich nur ein Schemen, ein Windhauch. Sie sind für mich langsam, fast bewegungslos. Ein paar von ihnen schlitze ich auf. Dann ist meine Hast verbraucht, aber durch die meisten meiner Feinde bin ich durch. Immer noch in Eile, aber nicht mehr magisch verstärkt, gehe ich weiter. Ich sehe einen Narbengeißler. Seine Rüstung hängt in Fetzen, er blutet aus einigen Wunden am Oberkörper. Ich nutze die Gunst des Augenblicks und erschlage die Kreatur. Dann das Knistern magischer Energie, ich werfe mich zur Seite. Dort, wo ich mich gerade eben noch befunden habe, bildet sich eine Säurewolke. Glück gehabt!
Hastig drehe ich mich um. Die verfluchte Chaoshexe bereitet ihren nächsten Spruch vor. Noch immer hat sie es auf mich abgesehen. Ich renne auf sie zu, muss ihr zuvorkommen. Ehe ich sie erreiche, wird ihr Schädel von einem Armbrustbolzen durchschlagen. Sie fällt sofort um. Der Schütze gehört zu einer ganzen Gruppe unserer Armbrustschützen. Ich erkenne ihn, weil er der einzige von ihnen ist, der seine Waffe neu spannt.
Ich nick ihm zu.
Ich hebe meine Hand, segne ihn. Es wird ihm Glück bringen.
Mehr Echsler tauchen auf. Sie bedrängen die Armbrustschützen. Eine Bolzensalve streckt die ersten nieder, durchschlägt ihre grünlichen Schuppen. Die zweite und dritte Reihe der Echsenwesen sind davon allerdings alles andere als angetan. Gleich zwei von ihnen dringen auf den Jungen ein, der mich gerade gerettet hat. Ein Barbar taucht hinter ihnen auf.
Trelloch, er gehört zu uns.
Fast im Alleingang machte die dritte Reihe Echsenwesen nieder. Dabei lacht und brüllt er. Auch ich stürme zu auf den Ort des Kampfes. Noch im Laufen wirke ich eine Stoßwelle. Sie reißt drei der Echsenwesen von den Füßen, darunter die beiden, die auf meinen neuen Freund eingedroschen haben. Aber zu spät. An den Wunden an seinem Leib erkenne ich, dass er es nicht mehr lange machen wird. Aber das macht nichts, denn morgen wird er wieder kämpfen, auf der Roten Ebene. Vielleicht werde ich dann ein paar Worte mit ihm wechseln können. Aber jetzt bin ich wütend. Die übrigen Armbrustschützen, Trelloch und ich machen die Echsenmenschen gnadenlos nieder.
Als es getan ist, lacht Trelloch mich an. Er hat heute seinen Spaß, so wie es aussieht. Ich selbst ... nicht so sehr. Dort, wo die Echsenwesen hergekommen sind, taucht plötzlich ein Trupp Korrumpierter auf. Aber es sind nur eine Hand voll. Armbrüste klackern, Bolzen surren, die Korrumpierten sind nicht mehr.
Ich gehe dorthin, wo die Korrumpierten hergekommen sind. Eine Speerträgerin hat ein paar von unseren Leuten um sich geschart und geht gegen einen Neonritter vor. Seine Erzrüstung ist fremdartig, leuchtet und blinkt in falschen Farben. Aus seinen Augen schießen rote Strahlen, die schneiden und brennen. Aber die Frau kennt keine Angst.
Tapfer stellte sich in sein Schussfeld. Sie will ihren Leuten die Gelegenheit geben, zuzuschlagen. Sie erringt die Aufmerksamkeit des Neonritters. Als ihr das klar ist, wirft sie sich zur Seite. Die roten Strahlen zischen heran. Ihr Manöver war ein Erfolg, zumindest im Großen und Ganzen betrachtet. Ihre Leute zerhacken den Neonritter. Sie verliert einen Fuß. Sie schreit gequält, und ich erlöse sie. Keiner ihrer Leute hat etwas dagegen. Einer bedankt sich sogar.
Oh, das Gesicht dieses jungen Mannes. Er kann auch noch nicht lange hier sein. Er brennt noch für die Sache, hat die Sinnlosigkeit all dessen nicht begriffen. Aber das wird noch kommen. Eine Axtkämpferin aus seiner Gruppe will sich mir anschließen, und ich habe nichts dagegen. Zusammen gehen wir weiter. Kurze Zeit später werden wir Zeuge, wie eine Hoffnungszehrerin stirbt, mit acht Pfeilen im Leib. Die widerliche, untote Chaos-Kreatur kämpft dagegen an. Aber ihr Wille kann nichts an ihrer Realität ändern. Durchbohrt, zerrissen, tot. Seite an Seite gehen wir weiter durch die Ruinen von Nimora. Die Axtkämpferin neben mir fängt plötzlich an zu weinen. Ich halte sie, aber nur einen Moment lang. Es muss reichen. Bald kommen wir an einer Gruppe toter Nacktalben vorbei. Unsere Krieger haben allen von ihnen die Eingeweide aus den Bauchhöhlen gezerrt.
Es stinkt und es sieht widerlich aus. Wir haben noch ein paar Kämpfe, sie und ich, aber ich bin nicht ganz dabei. Metall auf Metall, Klingenspiel, durchtrenntes Fleisch, tote Chaos-Kreaturen. Als ich mich wieder in der Realität der Roten Ebene befinde, ist sie noch bei mir. Verwunderlich.
In einem Moment der Ruhe erzähle ich ihr von meiner Kindheit. Die Straßen von Harloch, Bettler, Huren, Diebe, ich einer von ihnen. Sie will nicht von sich erzählen, aber sie gibt mir einen Kuss. Auf die Wange, nicht auf die verbrannte, auf die andere. Ich frage sie nach einem Heiltrank, sie gibt mir einen.
Jetzt, da meine Wange wieder unversehrt ist, frage ich nach noch einem Kuss. Sie will nicht.
In gewisser Weise könnte man nun meinen, dass der Sukubus, der uns entgegengeht, mir da ganz gelegen kommen würde. Dem ist aber nicht so. Wir beide widerstehen der verführerischen Macht der Chaoskreaturen, töten sie. Von Osten her kommt ein starker Wind auf. Er heult und pfeift durch die Gassen und Straßen und über die Plätze der Ruinenstadt. Er erinnert mich an irgendetwas, aber ich weiß nicht woran. Das wiederum macht mich zuerst traurig und dann wütend. Ich bin schon viel zu lange hier. Das hab ich nicht verdient. So schlimm waren meine Verbrechen nicht.
Ich frage mich, was sie getan hat. Aber ich spreche die Frage nicht laut aus, ich denke sie bloß.
Von dem Dach einer verfallenen Taverne springt ein Narbengeißler herab. Er schwingt seine Stachelkette nach mir, er trifft. Die Wucht des Treffers wirft mich um, aber meine Rüstung hat gehalten. Sie springt vor, holt aus, erwischt ihn seitlich am Hals. Schief hängt der Kopf, die Knie geben nach, die Bestie bricht zusammen.
Seit einiger Zeit sind wir nicht mehr auf größere Verbände von Chaos-Kreaturen gestoßen. Es könnte sein, dass wir heute gewinnen. Na ja, ich habe auch schon seit einer Weile keine größeren Verbände unserer eigenen Truppen mehr gesehen, um ehrlich zu sein.
Vielleicht sind wir einfach zu weit weg vom Kampfgeschehen, bekommen quasi nur die Reste ab. Als hätte der Herr des Tores Gaarth mich gehört, schickt er uns eine Sulphurspinne. Ihr Säurestrahl trifft mich unvorbereitet. Erneut werde ich verätzt und dann von einem Schlag von den Füßen gerissen. Ich spüre, dass ich blute. Ich habe starke Schmerzen. Aber nichts, was ich nicht schon einmal gefühlt hätte. Trotzdem, ich bin benommen, für einen Moment kampfunfähig. Meine Begleiterin nicht. Zwei Beine schlägt sie mit ihrer Axt der Bestie ab, bevor sie vom Dritten durchbohrt wird.
Ihr Körper fällt ganz in meiner Nähe. Ich beeile mich, ihn zu erreichen. Mit letzter Kraft wühle ich in ihren Taschen herum. Ja, sie hat noch einen weiteren Heiltrank. Ich schnappe mir die Phiole, entkorke sie, schütte den Inhalt in meinen Hals. Sofort setzt die Heilung ein. Haut und Fleisch erneuern sich, ich habe neue Kraft.
Wo ist mein Schwert? Dort.
Wo ist die Sulphurspinne? Ha, weg, sie interessiert sich nicht für mich. Denkt, ich bin schon tot.
Eine Weile bleibe ich liegen. Ich schaue in den Himmel, wo Drachen und Harpyen fliegen, sich untereinander bekriegen. Sieht eigentlich ganz schön aus.
Als ich wieder auf meinen beiden Füßen stehe, sehe ich Lord Whiley, die Flamme von Brakenburg.
Der alte Ritter kämpft mit Schwert und Schild gegen zwei Schwerthexer. Er macht seine Sache gut, siegt, tötet sie, hackt sie in Stücke, geht weiter, er sieht mich nicht. In der Ferne höre ich Schreie durch die Straßen hallen. Karren werden gezogen, Blockaden errichtet. Ich rieche Fäulnis und Feuer. Der Geruch wird stärker. Ich gehe weg von diesem Ort.
Auf einem Platz versammeln sich zwei Dutzend Ungetüme. Nackte Leiber ineinander verschmolzen, grotesk und widerlich. Sie türmen sich auf. Köpfe, Füße, Arme, all das ragt aus ihnen heraus, ganze Leiber. Dann spüre ich magische Energie, die mich in die Knie zwingt. Der Turmmeister, der Herr des gewundenen Turmes greift ein. Über den Ungetümen bilden sich dunkle Wolken. Ein Blitz schießt herab, dann noch einer, und dann zehn, und zwanzig, und dreißig. Als es nicht mehr blitzt, sind die Ungetüme fort, zu Schlacke verbrannt. Als zäher Schleim fließen sie über das Pflaster von Nimora. Eine ganze Weile lang stehe ich nur da und glotze. Plötzlich steht Marakelle von Eisenstein neben mir. Die kahlköpfige Klerikerin hat ihren Kriegshammer abgelegt.
Sie sieht mich an, legt mir die Hand auf, meine Wunden schließen sich, ich fasse neuen Mut. Sie sagt mir, wo ich hingehen soll, aber sie achtet nicht darauf, ob ich es auch tue. Tue ich nicht, ich will einfach nur ein wenig hier stehen, für den Moment.
Fühle mich entkräftet und ausgebrannt, meine Seele konnte Marakelle nicht heilen. Ich kann mich düsterer Gedanken kaum erwehren. Die Sonne wandert weiter über die Rote Ebene. Irgendwann tue ich das auch, allem zum Trotz. Da vorne sehe ich wieder Marakelle von Eisenstein mit ihrem Kriegshammer. Sie befindet sich im Duell mit einem besonders großen Skelettkrieger. Sie heizt der Chaos-Kreatur ordentlich ein.
Gegen diese Wesen ist ihr Kriegshammer die Waffe der Wahl. Mit beinahe jedem Treffer zertrümmert sie irgendeinen Knochen. Aber schwarze Magie hält das Biest noch auf den Beinen. Es kämpft mit zwei übergroßen Säbeln. Es war wohl nicht das Skelett eines Menschen, eher das eines Schlachtogers. Es überragt Marakelle um beinahe das Eineinhalbfache. Aber die Klerikerin kennt keine Furcht. Sie reagiert eiskalt, immer rational. Ich beschließe, dass ich ihr keine große Hilfe wäre. Ich würde sie eher aus dem Konzept bringen, wenn ich jetzt eingreifen würde. Eine oder zwei oder drei Minuten lang tauschen sie noch Schläge miteinander aus. Dann landet Marakelle von Eisenstein, den finalen Treffer.
Sie taucht unter einem Arm des übergroßen Skelettes hindurch, gelangt so in seinen Rücken. Kurz über der Hüfte zertrümmert sie die starke Wirbelsäule mit einem gewaltigen Schlag. Die schwarze Magie schwindet, die Knochen fallen auseinander. Das Skelett ist besiegt. Marakelle bemerkt mich, sieht in meine Richtung. Ihr Gesicht verrät nicht, was sie von mir hält. Sie dreht sich um und geht weg. Auch ich setze mich in Bewegung. Erst jetzt bemerke ich, dass überall auf diesem Platz Arme, Beine und Körper liegen. Köpfe auch, natürlich. Die meisten sind von unseren Leuten. Das große Skelett hat gut gewütet. Aber es gibt immer diesen einen Moment, in dem irgendjemand daherkommt, der schneller oder stärker ist als man selbst. In diesem Fall war es Marakelle. Ich nehme den Weg, den auch sie genommen hat.
Aber ich gehe langsam. Als ich sie das nächste Mal sehe, spricht sie vor einem Tempel mit einem unserer Zauberer. Neben den beiden kniet ein Terrorbringer. Marakelle und der Zauberer reden eine ganze Weile miteinander. Dann nimmt Marakelle ihren Hammer und zertrümmert dem Terrorbringer den Schädel. Eine unserer Zauberinnen kommt hinzu. Jetzt sind sie zu dritt. Sie achtet nicht auf die Leiche. Langsam und zögernd geselle ich mich zu ihnen. Ich höre, wie sie Straßennamen aufzählen, die wir erobert haben. Plätze, auf denen noch gekämpft wird. Stadtviertel von Nimora, in denen wir zurückgedrängt werden. All das hat keine Bedeutung für mich.
Ich fühle mich klein, und ich hasse es, mich klein zu fühlen. Neben Marakelles Hammer wirkt mein Schwert wie ein Zahnstocher. Neben ihr wirke ich wie ein Welpe. Es sollte mich nicht ärgern, denn ich weiß, dass auch das keinerlei Bedeutung hat, nicht auf der Roten Ebene, aber es ärgert mich dennoch. Marakelle beendet ihr Gespräch mit den beiden Zauberern, reckt sich und streckt sich und geht weiter, um irgendwo zu kämpfen. Ich überlege, ob ich ihr auch dorthin folgen soll. Ich bin unentschlossen, bis die Zauberin mich ansieht. Was ich will, fragt sie. Nichts, sage ich. Dann drehe ich mich um und gehe Marakelle hinterher.
Zielsicher findet sie die besten Kämpfe. Diesmal stehe ich ihr bei. Wir sind ein ganz gutes Team. Zusammen töten wir einen Goldkriecher und einen Knochenbären. Dann drei Straußentreter. Erst der Sturmangriff von ein paar Wargreitern bringt Marakelle eine Verletzung bei. Ich habe schon ein paar, aber keine davon tödlich. Marakelle stirbt schlussendlich durch die Bombe eines Terrorbringers. Wenig poetisch, aber es ist auch nicht schlimm. Denn morgen wird sie wieder kämpfen, auf der Roten Ebene. Vielleicht wird sie sich sogar an mich erinnern. Zwei der Wargreiter und einen der Warge erschlage ich noch.
Der Terrorbringer ist schon weitergezogen, bringt anderswo Terror. Dann fliehe ich, als die Wargreiter Verstärkung durch einen Oger bekommen. Die Straßen von Nimora beben unter seinen Schritten. Fettes Schwein. Ein paar Straßen weiter seh ich, wie zwei Hoffnungszehrer eine Speerträgerin in ihrem Griff haben. Die Magie der Chaos-Kreaturen saugt der Frau die Hoffnung aus. Sie lassen von ihr ab, lassen nur eine leere, leblose Hülle zurück, die da steht und sabbert. Ich warte, bis die Hoffnungszehrer weg sind. Dann köpfe ich sie. Schnell, schmerzlos.
Einer unserer Armrustschützen und eine Axtkämpferin haben sich zusammengetan. Ich treffe sie an einem Brunnenplatz. Sie haben ihre Einheiten verloren. Wir gehen zu dritt weiter. Ich werfe der Axtkämpferin einen Blick zu. Sie hat keine Ähnlichkeit mit der von vorhin.
Ich erinnere mich gern an den Kuss auf die Wange.
Ein dunkler Schlachtenritter stürmt auf uns zu. Der Armbrustschütze tut das, wozu er da ist. Sein Bolzen schrammt über die Rüstungen des Schlachtenritters. Zu dritt machen wir der Kreatur ein Ende. Es war ein harter Kampf, aber keiner, an den ich mich im Detail erinnern kann. Irgendetwas Großes prescht von hinten heran und wirft mich um. Keine Ahnung was, aber als ich wieder zu mir komme, bin ich alleine. Inzwischen dämmert der Abend heran. Mehr Schatten in der Stadt, mehr dunkle Winkel. Ich will mich lieber nicht mehr in den Gassen aufhalten. Ich suche einen Platz. Einen Ort, an dem ich die Chaos-Kreaturen kommen sehen kann. Auf dem ersten Platz, den ich finde, tobt ein Gemetzel. Scheiße. Unsere Leute gegen unzählige Orks.
Tote und Sterbende liegen auf dem Boden. Ich entschließe mich, mitzumachen. Irgendwie muss dieser Tag ja zu Ende gehen. Meine Leute sind offenbar frohen Mutes. Auch ich erschlage noch etwa ein Dutzend Orks, steche auf ihre widerlichen Visagen ein, schlage ihnen die Köpfe von den Schultern.
Weißt du, wie Orkblut stinkt? Es ist einfach nur widerlich. Trotzdem mache ich noch weiter.
Auf diesem Platz herrscht irgendwie kein Mangel an Orks. Einer ihrer Pfeile trifft mich in die Schulter. Aber nur links, ich kann noch weiterkämpfen. Irgendwann verliere ich mein Schwert, schnappe mir eine Axt, kämpfe damit weiter. Und irgendwann, irgendwann ist es vorbei. Ich stehe immer noch auf meinen beiden Beinen, genauso wie etwa fünf andere. Der Platz ist von Leichen übersät.
Am Himmel kreischt ein Drache. Ich weiß nicht, ob es einer von uns oder einer des Herrn des Tores Gaarth ist. Ist auch egal, denn die Bestie beachtet nichts unter sich. Sie hat mit einem anderen Drachen zu tun. Ein paar Minuten lang sehe ich den beiden Bestien zu, dann verlagert sich ihr Duell und ich kann sie nicht mehr sehen. Ein orkischer Kampfschrei ertönt, es kommen noch mehr. Meine Begeisterung hält sich in Grenzen. Diesmal haben sie noch ein Flederbiest dabei. Ich sehe mir meine Mitstreiter an. Wir haben keine Chance. Ich überlege, ob ich jetzt sterben will, aber ich entscheide mich dagegen.
Ich lasse sie stehen. Sollen sie tun, was sie müssen. Ich mache einen großen Schritt über ein paar Eingeweide, die aus der Bauchhöhle eines unserer Paladine herausgezerrt wurden. Der Boden unter meinen Füßen ist glitschig vom Blut. Ich muss vorsichtig gehen. Ich will nicht hinfallen. Bevor ich den Platz verlasse, drehe ich mich noch einmal kurz um. Zwei Orks meucheln einer der Kriegerinnen, die zurückgeblieben sind. Die anderen kämpfen noch.
Tja, was gibt es da schon zu sagen? Jeder wie er mag. Ich gehe durch die Straßen von Nimora. Es ist ruhiger geworden. Gekämpft wird allerdings immer noch.
Es stinkt an allen Ecken und Enden, schreie voller Agonie. Der Wind, der etwas nachgelassen hatte, frischt wieder auf. Er heult durch die Gassen.
Ich mag nicht mehr. Aber irgendetwas treibt mich dennoch weiter.
Einem unserer Offiziere gelingt es sogar beinahe, mich zu inspirieren. Er halt eine flammende Rede. An einem Hof wäre sie gut angekommen. Hier, vor einem Dutzend zerschlagener Krieger, klingt sie nur noch hohl. Einer der Speerträger spuckt sogar auf den Boden. Eine andere Kriegerin dreht sich einfach um und geht. Ich überlege, es genauso zu machen. Ein anderer bessert einen Schaden an seinem Kettenhemd aus. Er hat gar nicht zugehört.
Mein Blick tastet von hier nach da. Ich entdecke ein besseres Schwert als das, das ich im Moment habe. Ich werfe meines weg, nehme das andere mit. Als ich in die Knie gehe, um es aufzuheben, knackt es und tut weh.
Der Offizier hat seine flammende Rede beendet. Jetzt heult er. Verloren gehe ich durch die Straßen von Nimora. Ich bin nicht im Hier und Jetzt. Trotzdem kann ich mich noch zweier Meuchelkatzen erwehren, die von den Dächern auf mich herabspringen. Sie riechen streng nach Raubtier und jetzt nach Blut und Eingeweiden. Ein weiterer Platz, der vor dem Palast, liegt auf meinem Weg. Reißer, etwa zwei Dutzend.
Sie machen unsere Leute rechts und links nieder. Ich bin sehr müde. Also schnappe ich mir einen Bogen, suche mir einen zweiten Pfeilköcher, stelle mich auf einen Karren in einer Gasse. Meine Pfeile leisten ihren Beitrag, unsere Leute gewinnen.
Aber der Blutzoll ist hoch. Kurz vor Ende des Kampfes taucht ein Nekromant auf. Er kann zwei der Chaosbestien wiederbeleben, bevor ich ihn erwische. Die Pfeilköcher sind jetzt leer. Eines der wiederbelebten Biester reißt einer Kämpferin den Bauch auf. Sie stirbt nicht gleich, bleibt einfach sitzen und heult.
Eine der untoten Bestien ist offenbar zaubermächtig. Ähnlich wie ich beherrscht sie die Stoßwelle. Nur ist ihre ungleich stärker. Die Stoßwelle fegt über den gesamten Platz, reißt alles von den Beinen. Drei unserer Krieger prallen gegen eine Hauswand, sind tot. Ein Magier taucht auf. Jetzt wo ich es sage, bin ich nicht sicher. Vielleicht war er auch schon die ganze Zeit da, hat der Stoßwelle widerstanden. Er errichtet eine magische Mauer, erlaubt unseren Leuten wieder zu Kräften zu kommen.
Die untoten Bestien schlagen darauf ein, er muss sich konzentrieren. Nach einer Weile gelingt es ihm nicht mehr. Der magische Schutzwall bricht zusammen. Die Bestien zerreißen ihn. Eine von ihnen wirft seinen Kopf in meine Richtung. Ich durchsuche eine Leiche, finde einen Heiltrank.
Er hilft ein wenig. Ich habe wohl ziemlich lange gewartet, habe hingeschaut, aber doch nichts gesehen. Die beiden untoten Bestien haben alle unsere Krieger niedergemacht und wenden sich jetzt mir zu. Ich schieße noch zwei Pfeile ab, als Geste. Sie bewirken nichts.
Wieder aktiviere ich meine Hast und sehe zu, dass ich Land gewinne. Der Bolzen einer orkischen Armbrust bringt mich ins Stolpern und ich pralle gegen eine Wand. Mein Schädel ist angebrochen. Meine Nase sowieso. Mir ist schlecht. Ich habe Schmerzen. Aus irgendeinem Grund kann ich nur noch kriechen.
So schnell ich kann, aber dennoch elend langsam drehe ich mich um. Sie sind mir nicht mehr auf der Spur, dafür biegt ein Trupp von Gathors um die Ecke.
Krokodilmänner, mehr als ein Dutzend. Ich beschwöre den Himmelszornn auf sie herab. Speere aus Hagel durchbohren ihre Reptilien-Schädel. Sie erwischen auch eine unserer Armbrustträgerinnen.
Na ja, wo gehobelt wird, nicht wahr?
Das Geräusch ist nass und trocken zugleich. Zuerst trocken, der Schädel nehme ich an. Wie dem auch sei, die Gathors sind Geschichte für heute. Von irgendwo her hagelt es Pfeile und ein Haus stürzt ein. Instinktiv krieche ich weg.
Einer der Pfeile steckt jetzt in meinem Bein. Von den Trümmern hat mich glücklicherweise keines erwischt. Die haben nur ein paar ohnehin schon tote Gathors unter sich begraben. Marakelle von Eisenstein scheint mich heute zu verfolgen. Schon wieder sehe ich ihren kahlen Schädel auf mich zukommen. Noch immer trägt sie ihren Hammer. Noch immer hat sie Energie und Kampfeswillen. Sie sieht mich an. Ohne Mitleid reißt sie den Pfeil aus meinem Bein heraus. Er hat Widerhaken. Es tut weh, aber das ist egal. Das Nächste, was sie macht, ist ein Heilzauber für mich zu sprechen. Ich glaube nicht, dass sie das aus Sympathie tut, sondern einfach nur, weil wir auf derselben Seite stehen. Dann kann ich die Augen wieder öffnen und der Pfeil steckt noch immer in meinem Bein.
Verdammt, ich hab von Marakelle geträumt.
Ist es denn zu fassen?
Auf meinem Hintern rutsche ich über das Pflaster, ziehe eine Blutspur hinter mir her. Hinter mir höre ich jemanden rennen, drehe den Kopf, so schnell ich kann. Einer, der unsern flieht vor einem orkischen Lanzenträger. Er hat keine Chance. Der Ork sticht ihn nieder. Die Leiche kommt neben mir zum Liegen. Der Ork mustert mich, verliert dann das Interesse. Ich bin seiner Aufmerksamkeit nicht wert. Das könnte daran liegen, dass ich bald sterben werde. Ich kann fühlen, wie der Tod herannaht. Aber das macht nichts. Tatsächlich könnte er sich ruhig ein wenig beeilen. Die Orklanze hat die Eingeweide des Mannes durchstochen. Es stinkt und ich kann nur langsam von hier weg.
Ich weiß nicht, wie lang ich meinen Leib noch über die schwarzen Pflaster der Ruinenstadt Nimora ziehe.
Eine Stunde oder zwei?
Egal.
Als die Sonne untergeht, wird es auch in mir dunkel. Aber das macht nichts, denn morgen werde ich wieder kämpfen, auf der Roten Ebene.