Schlachtensplitter 21
Nahe des Sees der Qualen, auf der Roten Ebene.
Ich sehe Narbuk Kremlan. Er zielt mit dem Bogen. Ich versuche zu sehen, auf wen oder was, aber es gelingt mir nicht. Dann wird mein Blick abgelenkt. Ein Ungetüm hat einen unserer Krieger erwischt. Das groteske Monster aus ineinander verschmolzenen Leibern zieht ihn praktisch in sich hinein. Vier Arme haben ihn ergriffen. Fünf Münder zerbeißen sein Gesicht und seinen Kopf. Als das Ungetüm von ihm ablässt, lebt er noch.
Aber das wird nicht mehr lange so sein. Das Ungetüm lässt ihn fallen, er kommt neben der Leiche einer Frau zum Liegen. Ich packe mein Schwert fester. Pfeile und Bolzen zischen an mir vorbei, in beide Richtungen. Ich dränge mich nach vorne. Kaum bin ich an der Front und in der ersten Reihe angekommen, geht es auch schon los. Wir stürmen der Armee aus Chaos-Kreaturen entgegen. Ich spüre die Einschläge auf meinem Schild. Der Kraft und den Geräuschen nach zu schließen waren es auch Bolzen. Ein Katapultstein schlägt dicht vor mir ein. Erde und kleine Steine spritzen hoch, der Katapultstein ändert seine Richtung. Irgendwo rechts von mir springt und rollt er in unsere Reihen hinein.
Ich stürme weiter. Zumindest will ich das, denn plötzlich hält mich etwas fest und ich falle. Totranken sind aus dem Boden gekrochen, haben sich um meinen linken Fuß gewickelt. Ich lasse mein Schwert fallen, ziehe meinen Dolch. Blauröcke strömen an mir vorbei. Mit meinem Schild verhindere ich, dass sie über mich hinwegtrampeln. Ich verspüre Wut, die Totranken haben mich um den Rausch gebracht. Den Rausch, den es mir gibt, in der ersten Reihe auf den Feind einzuhacken. Und es ist auch nicht nur der Rausch, auch die Möglichkeit eines frühen Endes an diesem Tag auf der Roten Ebene. Ich mache kurzen Prozess mit den Totranken. Dann stecke ich den Dolch weg, greife mir mein Schwert und stehe wieder auf.
Noch immer strömen viele Krieger von hinten nach. Bald lasse ich mich vom Leiberstrom mitreißen. Neben mir rennt ein junger Magier. Während er über sich eine magische Barriere aufrechterhält, feuert er Blitze aus seinen Fingerspitzen in Richtung der Chaos-Kreaturen. Ich halte mich in seiner Nähe auf. Nun antworten auch die Chaos-Hexer mit Zaubern. Violette Energielanzen schlagen neben mir ein. Ich versuche, den Magier des Chaos zu sehen, aber es gelingt mir nicht. Dennoch habe ich das Gefühl, dass ich das Ziel dieser magischen Angriffe war. Ich unterbreche meinen Lauf, gehe hinter dem toten Körper einer Sulphurspinne in Deckung, für ein Weilchen.
Ich drehe mich nach hinten um. Überall Blauröcke. Wieder strömen sie an mir vorbei und ich fange den Blick einer Kriegerin auf. Sie hat nur Verachtung für mich übrig, weil ich mich hinter der Spinne verstecke. Dann rennt sie weiter. Kampfeslustig. Sie alle folgen dem Befehl des Turmmeisters. Wir sind weit im Norden, im Nordwesten, um genau zu sein. Haben das Sumpfland durchquert, das den See der Qualen umgibt. Warum wir um den See kämpfen sollen, wo wir relativ nah am Tore Gaarth sind, das verstehe ich nicht. Aber ein anderer lenkt unsere Geschicke. Endlich stehe ich erneut auf. Ich kämpfe. Es geht gegen Golems und Troll-Biester. Chaos-Streiter sind auch dabei. Ich gerate in eine Schlachtentrance.
Gegen die großen Biester arbeite ich instinktiv mit unseren Bogenschützen und Speerträgern zusammen. Bald dröhnt mir der Schädel, ich schwitze und japse, bin über und über mit Blut bedeckt, verletzt wurde ich noch nicht. Ich spüre Seelen an mir vorbeischweben zurück zum gewundenen Turm. Neben mir stirbt eine Kriegerin durch die Hand eines Orkschamanen, nicht durch seinen Zauber, durch seine Keule. Er zerschlägt der Frau den Schädel, ich spalte seinen. Die Kriegerin von vorhin nickt mir zu, ist erfreut, dass ich doch hier bin, glaubt jetzt wieder an die Sache.
Mir fällt ein orkischer Bogenschütze auf. Er wird von vier Kriegern beschützt. In einer unglaublich schnellen Folge schießt er seine Pfeile ab. Eine Art von Hast, ähnlich meiner, wird es wohl sein. Ich hebe meinen Schild, mache mich auf dem Weg dorthin. Alle fünf Orks reiße ich mit meiner Stoßwelle von den Füßen. Der Rest ist dann ein Kinderspiel. Stiche in die Brust meistens. Nur einen köpfe ich. Auch ihre Seelen kann ich fühlen. Aber sie schweben nicht zum gewundenen Turm, nein. Diese Seelen schweben zum Tore Gaarth. Ich sehe mich weiter um. Eine Gruppe von Blauröcken ist in arger Bedrängnis.
Fleischreißer haben sie eingekreist. Wo sie kämpfen, liegen schon einige zerfetzte Körper. Ich muss mich beeilen. Ich renne. Mal wieder. Ich versuche nicht, die groteske, großen und muskulösen Kreaturen zu töten. Nein. Ich hacke meine Klinge in eine Kniekehle hinein, von hinten. Dann weiter zum nächsten Fleischreißer, bevor sie bemerken, dass ich da bin. Der Schmerz und die mit der Wunde einhergehende Behinderung wird es den anderen ermöglichen, sich effektiver zu wehren und zu siegen. Eine Handvoll unserer Bogenschützen wird auf die Szene aufmerksam und gibt Unterstützungsfeier. Ich spüre die Hitze eines Chaosfeuerballs, der in der Nähe einschlägt. Die Zahl der Fleischreißer, die sich noch auf den Beinen halten, ist um die Hälfte geschrumpft.
Aber ich bin zu langsam. Zwei von ihnen haben einen Schwertkämpfer in ihren Klauen. Ihre Hände haben sich durch die Rüstung hindurch tief in ihn hineingegraben. Und dann tun sie, was Fleischreißer eben tun. Sie zerreißen ihn. Und das mit einer solchen Kraft, dass plötzlich Blutnebel in der Luft schwebt, ein hauchfeiner Dunst. Sturmling Namenlos kommt angerannt, die Geisel der Hyggensee. Der junge Pirat will eingreifen. Er schwingt seinen Säbel, hebt seinen Rundschild. In einem Moment will er zuschlagen, im anderen ragen drei Pfeilschäfte aus seinem Rücken. Er spuckt Blut, fällt, ist tot.
Das macht nichts. Morgen wird er wieder kämpfen. Bald ist auch der letzte Fleischreißer gefallen. Wir formieren uns neu. Die anderen in meiner Umgebung und ich und bald suchen wir uns neuer Gegner. Was sonst? Ein Axtkämpfer hält sich dicht in meiner Nähe. Ich kenne ihn nicht und als unsere Blicke sich treffen, sagt er nichts. Ich ignoriere ihn. Vielleicht fühlt er sich in meiner Nähe sicherer oder so etwas. Ich weiß es nicht. Dann sind es unsere Katapulte und Ballisten, die feuern. Die Geschosse heulen über uns hinweg und schlagen ein.
Chaos-Kreaturen schreien, es schreien sowieso alle, die ganze Zeit schon. Im Schlachtenlärm glaube ich etwas zu hören. Ich konzentriere mich. Ein Landkrake. Ja, er wälzt sich auf uns zu. Ich mache die anderen darauf aufmerksam. Unsere Bogenschützen nehmen das Vieh sofort unter Beschuss. Ich schicke die Speerträger nach vorne. In diesem Kampf bin ich von keinem großen Nutzen. Ich beobachte ihn nur. Wir verlieren sieben, töten aber den Landkraken. Durch Pfeilbeschuss verlieren wir noch fünf. Dann stehen wir einigen Gathors gegenüber. Ich stürme vor, täusche einen hohen Schlag an. Dann aber führe ich die Klinge wahrgerecht, schlitze dem Echsenwesen den Bauch auf, Eingeweide quellen hervor, weiter zum nächsten Gegner. Ich überrenne ihn, Schild voraus, stoße dann die Klinge nach unten, das Herz durchbohrt. Die Blauröcke in meinem Trupp stehen mir um nichts nach. Am Ende sind zwei Dutzend Gathors tot. Mein Trupp ist schnell geschmolzen, denke ich. Auch der Axtkämpfer, der meine Nähe gesucht hat, ist nicht mehr da. Tja, war wohl nichts mit Sicherheit und Schutz in meiner Nähe. Irgendwie nimmt mir das für einen Moment die Kampfeslust. Ich lasse die anderen weiterziehen, bleibe eine Weile an Ort und Stelle stehen.
Ich sehe eine Speerkämpferin zu, die ihre Rüstung ausbessert. Ich gehe zu ihr hinüber. Etwas Wind kommt auf, er weht vom Süden heran. Blut und Feuer liegt darin. Zwei versprengte Schwertkämpfer finden uns ein Weilchen später. Einer versucht seine Bauchdecke geschlossen zu halten, was ihm eher schlecht als recht gelingt. Ich gebe ihm einen meiner Heiltränke. Er bedankt sich. Aber auch ohne das, sein Gesichtsausdruck ist es wert. Er bedankt sich erneut, lächelt, aber dann frieren seine Züge ein. Er starrt auf eine Stelle hinter mir. Ich drehe mich um, und dann weiß ich, warum er so starrt.
Scherer, halbhumanoide Hummerwesen, Albtraumkreaturen aus einer Hölle, die man sich nicht ausdenken kann. Sie sind gefährlich, diese Biester. Bögen, wir brauchen Bögen. Ich suche mir einen, die anderen machen es mir nach. Es sind mehr als ein Dutzend Scherer. Bis zu uns schaffen es aber nur drei. Das liegt auch daran, dass uns von irgendwo her ein Magier ein Trugbild geschickt hat. Es hat die Viecher abgelenkt. Wir hatten genug Zeit, sie mit Pfeilen zu beharken. Mit den dreien werden wir schnell fertig. Ich fühle mich seltsam leer nach dem kurzen Kampf. Aber er ist noch nicht zu Ende. Troll-Biester, eine ganze Horde.
Zu viele für uns. Während die anderen ihre restlichen Pfeile auf die Trollbiester abfeuern, rufe ich meinen Himmelszorn. Der Hagel aus Eisgeschossen macht relativ kurzen Prozess mit den Trollbiestern. Die Geschosse fallen so dicht, dass die Regenerationsfähigkeiten nicht zum Tragen kommen. Ein Glück für uns. Die Speerkämpferin aber hat bei dem Anblick zu viel bekommen. Sie dreht sich um und rennt weg. Jetzt sind da nur noch ich und die beiden Schwertkämpfer. Wir ziehen weiter. Das Schlachtfeld sieht so aus wie jedes auf der Roten Ebene. Übersät von Leichen, Menschen und Chaos-Kreaturen. Reste magischer Energie blitzen hier und da auf. Manche der Leichen brennen noch.
Während wir uns den nächsten Kampf suchen, einen, den wir hoffentlich gewinnen können, treffen wir auf zwei weitere Kämpfer. Einer von ihnen erinnert mich an jemanden. Dieses Gesicht, verlebt, war gutmütig. Ich glaube, ich kannte mal einen Schankwirt, der so ähnlich aussah. Wenn mir nur der Name einfallen würde. Einige Zeit überlege ich, aber am Ende komme ich nicht darauf. Zu fünft treffen wir auf einen Trupp schwergerüsteter Chaosstreiter. Die Rüstungen sorgen dafür, dass dieser Kampf länger dauert, als es mir lieb ist. Am Ende atme ich schwer, aber ich stehe noch. Meine Brustplatte hat Risse bekommen, Dellen und Abschürfungen. Meine vier Begleiter haben ihn überlebt, allerdings musste ich nach dem Kampf meine letzten beiden Heiltränke hergeben. Dann noch mehr Chaos-Streiter. Sie stapfen auf uns zu. Aufgrund der Rüstung machen Bögen kaum einen Sinn. Wir wappnen uns, dann beginnt der Kampf von neuem. Tote Augen schicken mir hassvolle Blicke durch die Visiere hindurch. Der Klang von Stahl auf Stahl. Schreie vor Anstrengung, Schmerz, Wut und Angst. Es gelingt mir, einem der Chaos-Streiter durchs Visier zu stechen. Sein Tod verschafft mir etwas Luft, um mich umzusehen. Eine meiner Leute wird von gleich zweien bedrängt.
Ich sehe, dass das nicht mehr lange gut gehen kann. Ich schaue mich um. Da, ein Speer, ein guter Wurf, auch eine guter Spitze. Er trifft den Rücken eines Chaos-Streiters, durchdringt die Rüstung. Chancengleichheit wiederhergestellt. Ich wirble herum und fange mit dem Schild einen Axtschlag ab. Die Wucht schleudert mich zu Boden. Instinktiv schwinge ich meine Klinge auf Kniehöhe. Ein Treffer. Gut. Der Chaos-Streiter fällt neben mir zu Boden. Ich lasse mein Schwert los, ziehe meinen Dolch. Ein Stich in den Hals. Ich trage meinen Teil bei, aber es sieht so aus, als würden wir verlieren. Also bleibt nur eines. Ich aktiviere meine Hast.
Als die Hast verfliegt, sind alle Chaos-Streiter tot und auch noch ein paar Skelette und dunkle Schlachtenpriester. Der Kampf hat mich von meinen vier Begleitern weggeführt. In ein Gebiet, das, naja, aufgewühlt ist, verwüstet, entstellt, es blitzt und blitzt violett. Hier und da zumindest. Ein Zauber des Herren des Tores Gaarth muss hier niedergegangen sein. Das erklärt auch die unzähligen toten Blauröcke, die hier verstreut liegen. Ich hatte Glück, dass ich erst jetzt hier angekommen bin. Aber wie dem auch sei, morgen werden sie wieder kämpfen auf der Roten Ebene. Ich nehme an Heiltränken und und Pfeilen, was ich finden kann. Dann mache ich mich daran, diesen Totenacker zu durchqueren? Ich weiß nicht, wie lange ich das alles noch aushalten kann.
Ewiger Kampf, der ewige Schmerz, die ewige rote Ebene. Aber am Ende habe ich keine Wahl, ich kann von hier nicht entkommen. Wie sollte ich, wie könnte ich, wäre dies ein echtes Leben? Ich hätte es schon von selbst beendet, aber so ... natürlich, an manchen Tagen mache ich das Beste draus, was auch sonst? Vielleicht, ja vielleicht sollte ich mir wieder eine Aufgabe stellen. Jemanden beschützen, irgendwo hingelangen, irgendwo hin. Das Tor Gaarth ist nicht weit von hier.
Ja, vielleicht könnte es funktionieren. Eine Gänsehaut überkommt mich, reißt mich aus meinen Gedanken. Der Turmmeister antwortet auf die Massenvernichtung des Herrn des Tores Gaarth. Oben kreischen Drachen und Harpyen. Zwischen den fliegenden Monstern und mir braust eine riesige Energiewelle gen Norden. Ich werfe mich zu Boden, berge den Kopf zwischen den Armen. Dennoch - etwas dieser Energie züngelt in Richtung Boden, greift nach mir, will mich verbrennen und verdampfen. Ich sehe es. Ich bin sicher, es wird mein Ende sein.
Doch dann passiert am Ende nichts. Ich finde mich in eine Schutzkuppel eingehüllt. Es knistert und zischt und blitzt, als die magischen Kräfte aufeinander treffen. Aber sie ist von der gleichen Art, die Magie des Turmmeisters und die des Zauberers, der mir gerade das Leben gerettet hat. Eine Weile später ist es vorüber. Die gigantische Kraftwelle ebbt ab. Die Schutzkuppel löst sich auf. Der Magier kommt zu mir. Ich bedanke mich. Er zeigt auf meine lädierte Rüstung, sagt mir, dass ich ganz schön mitgenommen aussehe. Ich zucke mit den Schultern und nicke dann. Er hat ja recht, aber es spielt eben keine Rolle. Ich beschließe ihn, zu meiner Aufgabe zu machen.
Für heute.
Ich stecke mein Schwert zurück in die Scheide, suche mir einen guten Bogen und zwei Köcher. Die Köcher sind bestenfalls halb gefüllt, na ja, eigentlich fast gar nicht. Ich muss mir die Pfeile erst noch zusammensuchen. Aber wie von selbst bleibt der Magier in meiner Nähe. Ich muss es ihm nicht erst sagen. Eine Weile geht alles gut, bis von Norden her eine Gruppe Echsler herankommt. Mindestens einer von ihnen leuchtet vor Chaosmagie. Ich mache den Magier darauf aufmerksam. Er konzentriert sich und nickt. Wir erwarten die Echsenwesen auf einem niedrigen Hügel. Ich habe einen Pfeil aufgelegt.
Der Magier macht sich ebenfalls bereit. Er sieht konzentriert aus, angestrengt, unablässig murmelt sein Mund lautlose Worte. Die Echsler sind unvorsichtig, von wilder Wut getrieben. Das macht einige von ihnen zu leichten Opfern meiner Pfeile. Der, der vor Chaosmagie erstrahlt, wird ein Opfer des Magiers. Es braucht mehr als nur eine Flammenlanze, aber am Ende war es für den Zauberer neben mir kein Problem, die Echse zu erledigen. Aus dem Trupp schaffen es gerade mal zwei auf eine Distanz, für die ich zu meinem Schwert greifen muss. Und diese zwei sind dann auch kein allzu großes Problem. Am Ende hat meine Rüstung noch ein paar Kratzer mehr, weil ich nicht aufgepasst habe, zu überheblich war. Aber wir leben noch, der Magier und ich.
Trotz allem bin ich ziemlich entkräftet. Ich reinige meine Klinge. Dann gehe ich langsam los, um die Pfeile wieder einzusammeln. Eine Handvoll, die nicht zerbrochen sind, kann ich finden. Ich kehre zu dem Hügel zurück, wo der Magier auf mich wartet. Eine Weile sitzen wir stumm nebeneinander, lassen den Blick schweifen. Meistens bleibt er an Stellen hängen, an denen gerade Magie durch die Luft flimmert. Hoch über unseren Köpfen zischt ein verirrter Bolzen vorbei. Wir sehen eine andere Gruppe von Blauröcken. Ein Trupp Flagellanten steuert auf sie zu. Der Magier schickt den Chaos-Kreaturen ein paar Zauber, um unsere Leute zu unterstützen. Aber ich will den Hügel noch nicht verlassen und mein Begleiter scheint es genauso zu sehen.
Zusätzlich schießen die Blauröcke mit Pfeilen. Als die Flagellanten bei ihnen ankommen, ist das Kräfteverhältnis ausgewogen. Eigentlich wäre das eine gute Gelegenheit für eine Wette, aber das ernste Gesicht meines Begleiters lässt mich da wenig Hoffnung haben. Ich wetter also mit mir selbst auf die Blauröcke und gewinne. Auch am Himmel wird wieder gekämpft. Rote und weiße Drachen, Harpyen, alle in ihrem ewigen Reigen. Keines der Wesen dort oben kann aus seiner Haut.
Ein paar Guhle kommen angekrochen, ziemlich viele sogar. Für die Feuerbälle meines Begleiters sind die Untoten allerdings kein Problem. Mein Genick schmerzt, ich bin verspannt. Ich gönne mir einen Heiltrank, biete dem Magier auch einen an. Der nimmt ihn an. Unten kämpft die Gazelle gegen einen Golem. Mit ihrem Rapier hat sie keine großen Chancen, denke ich mir. Aber sie ist flink, schnell, behände und geschickt mit ihrer Waffe. Trotzdem war mein erster Gedanke dazu richtig. Der Golem erwischt sie mit einer steinernen Faust an der Brust. Sie fliegt ein paar Meter, kracht in den Boden hinein. Das Riesending kommt angestapft und zertritt sie.
Ich frage den Magier, ob er nicht etwas hätte tun können. Er sagt Ja. Ich frage ihn, ob er die Gazelle nicht mag. Er sagt nein und ich lasse es dabei bewenden, es spielt keine Rolle. Morgen wird die Gazelle wieder kämpfen, auf der Roten Ebene. Die Pfeile, die dann um uns herum einschlagen, waren eindeutig auf uns gezielt.
Orks ... Orks und drei Warge. Der Magier und ich springen auf, ich beginne den Bogen zu benutzen und er seine Magie. Die Warge töten wir als Erste. Es ist eine große Horde von Orks, mindestens vier Dutzend. Eines davon erledigt der Magier mit einem Feuerball. Dann kann er keinen mehr wirken. Ich aktiviere meine Hast. Als ich damit fertig bin, stehen noch ein Dutzend der Orks. Das allerdings hat den Magier eingekreist. Er wehrt sich nach Leibeskräften, aber irgendein Säbelschlag erwischt ihn dann doch, schlitzt ihn auf von der rechten Schulter bis zur linken Gesäßbacke. Er schreit, verkrümmt sich, drückt die Wirbelsäule durch, reißt den Kopf in den Nacken. Ein anderer Ork, ein kleiner, springt vor, rammt ihm die Klinge in den Bauch. Tja, mein Freund, das war's für dich. Und die Aufgabe, die ich mir gestellt habe, die ist... Na, vielleicht ist sie doch noch nicht gescheitert. Ich aktiviere nun meine Steinhaut, springe. Ich komme in die Nähe des Gefallenen. Er lebt noch. Es muss mir gelingen, die Orks davon abzuhalten, ihm den Rest zu geben.
Tatsächlich schaffe ich es, die letzten Orks fliehen vor mir, ich knie mich neben den Magier. Er ist schon ganz blass und blau vor Blutverlust, aber seine Augen fixieren mich. Ich hole einen Heiltrank heraus, aber als er die Phiole sieht, schüttelt er den Kopf.
Soll mir auch recht sein. Ich halte stattdessen meinen Dolch hoch und er nickt. Ich durchtrenne seine Halsschlagader mit einem schnellen Schnitt, dann lasse ich ihn in Ruhe sterben.
Tja, also doch versagt.
Oder nein, eigentlich nicht, es war ja seine Entscheidung.
Ich seufze, wende mich ab. Meine Augen tasten die rote Ebene um mich herum ab. Es gibt im Moment nur eine Schlacht, in die ich eingreifen könnte. Keine besonders große, vielleicht zweihundert Blauröcke gegen fünfhundert Chaos-Kreaturen. Das ist doch mal was, denke ich mir. Ich gehe hin, die Schlacht wird noch eine Weile im Gange sein. Ich beeile mich also nicht zu sehr. Als ich ankomme, hat sich das Kampfgeschehen so verschoben, dass ich im Rücken der Chaos-Kreaturen bin.
Zuerst schieße ich meine Pfeilköcher leer. Kaum ein Chaos-Wesen nimmt Notiz von mir. Als sich das dann aber doch wieder ändert, na ja, muss ich eben mein Schwert ziehen. Ich töte einen Ork. Von hinten werfe ich einem Todesritter einen Speer durch den Kopf. Ich habe heute Glück mit Speerwürfen, so wie es aussieht. Nicht, dass es eine Rolle spielen würde. Ein Troll-Biest verletzt mich schwer, bevor es mir gelingt, es zu köpfen. Ich kippe den letzten Heiltrank in mich hinein. Die klaffende Wunde an meinem linken Oberschenkel schließt sich. Eine Weile lang bin ich noch etwas benommen. Daher aktiviere ich meine Steinhaut erneut und dann die Hast.
Zwei oder drei Dutzend schwächere Chaos-Kreaturen erledige ich in diesem Zustand. Zu guter Letzt noch einmal der Himmelszorn. Ich suche mir eine Stelle aus, an der die Chaos-Kreaturen dicht gedrängt stehen. Blitze, Eis, Hagelkörner groß wie Köpfe, Eiszapfen lang wie Männer. Es ist immer wieder ein Schauspiel. Danach fühle ich mich leer, ausgebrannt, hohl, ausgezehrt.
Ich halte inne, ich suche.
Ich finde eine Gruppe von Ogern. Dann greife ich sie an. Ich töte drei. Dann packt mich einer. Seine Pranke umschließt meinen Kopf. Er drückt zu, er grunzt und er stinkt.
Dann wird alles schwarz.