Das Beobachtungsfenster in der Tür zu Chekovs Zelle öffnete sich, und ein unbekanntes Gesicht wurde sichtbar. »Ihnen steht noch immer ein Anruf zu«, erklärte der Wachtposten, »sofern Sie Wert darauf legen.«
Chekov blickte hoch, ohne das Kinn von den Händen zu nehmen. »Kann ich meinen Captain auf der Enterprise anrufen?«
»Nein. Nur jemanden innerhalb der Station.«
Achselzuckend richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die gegenüberliegende Wand. Ihre Antwort hatte sich nicht geändert, seit er diese Frage zum ersten Mal gestellt hatte, und seine Reaktion darauf ebenso wenig. Chekov nahm an, dass sie es früher oder später kapieren und aufhören würden, ihn weiter zu fragen.
Einen Augenblick später schloss sich das Fenster wieder, und Chekov blieb allein zurück.
Wer immer die Arrestzellen auf Sigma Eins entworfen hatte, war offensichtlich nicht davon ausgegangen, dass sie für einen längeren Zeitraum belegt sein würden. Chekov vermutete, dass hier hauptsächlich Betrunkene und Schläger untergebracht wurden – in der Regel also hartgesottene Raumfahrer auf Urlaub. In der Zelle befanden sich eine Toilette, eine an der Wand befestigte Mischung aus Bett und Sitzbank sowie vier entmutigend gleichförmige Ecken. Es gab nicht einmal genug Platz, um auf und ab zu gehen, da in der einen Richtung das Bett ein Viertel der Zelle einnahm; bewegte man sich in der anderen Richtung zu nahe an die Tür heran, eilten sofort die Wachen herbei, um sich zu vergewissern, dass man keinen Ausbruch plante. Da die einzige Alternative offenbar darin bestand, sich im Kreis zu drehen, hatte Chekov es vorgezogen, sich auf die Bettkante zu setzen und abwechselnd mit den Füßen und den Händen zu trommeln, weil es nichts besseres zu tun gab.
Als man ihn in den Sicherheitstrakt von Sigma Eins brachte, hatten sich die Wachen sich auf eine raue Art anständig verhalten.
»Sieh dir den hier an, John! Noch so ein Superheld, der den Orionern die Kanonen abnimmt.«
»Warum versuchst du nicht mal, mir meine Waffe wegzunehmen, Jungchen? Wenn du es schaffst, darfst du gehen.«
Chekov hätte den Mann fast beim Wort genommen. Er war sich ziemlich sicher: Würde dabei jemand niedergeschossen, dann gewiss nicht er selbst. Allerdings hatte er bereits Sulu und Uhura losgeschickt, um in Commodore Petersens Büro vorstellig zu werden, und der Commodore würde seinem Fall vermutlich nicht besonders aufgeschlossen gegenüberstehen, wenn die Geschichte damit endete, dass Chekov die gesamte Sicherheitsabteilung in Schach hielt. Also hatte er den Mund gehalten, während sie eine Reihe von Formularen ausfüllten und den orionischen Phaser konfiszierten.
Dann hatten sie eine Retinaüberprüfung vorgenommen und eine positive Identifikation erhalten.
»O du lieber Himmel«, hatte der aufsichtführende Sergeant mit dem strähnigen Haar gekeucht, während seine Wangen rot anliefen. »Sie gehören zu Starfleet!«
Chekov fragte sich, was die Identifikationsdatei wohl über ihn aussagen mochte. »Das habe ich Ihnen doch gesagt.«
Ein halbes Dutzend Wachen drängten sich hinter dem Sergeant zusammen und blickten über seine Schultern, als er auf ein oder zwei Punkte auf dem Bildschirm deutete. »Raumschiffssicherheit«, murmelte einer, als hätte er gerade herausgefunden, dass ihr Gefangener in Kürze explodieren würde. »Heiliges Kanonenrohr …«
Danach hatten sie Chekov die Jacke, den Gürtel und alle persönlichen Gegenstände abgenommen. Wahrscheinlich hätten sie sogar seine Stiefel genommen, doch offenbar herrschte eine gewisse Unstimmigkeit darüber, wie man sie ihm abnehmen könnte, ohne dabei in die Reichweite derselben zu gelangen. So konfiszierten sie alles, was sie von jenseits der Barriere erreichen konnten, und eskortierten ihn dann in seine Zelle zurück, wo er augenscheinlich für niemanden als sich selbst gefährlich werden konnte.
Chekov hatte den Eindruck, Starfleet sollte vielleicht etwas unternehmen, um die Reputation der Sicherheitskräfte beim Zivilpersonal zu verbessern.
Ein lautes Rumpeln vor der Zelle lenkte Chekovs Aufmerksamkeit von der faszinierenden Betrachtung der Wand ab, und er schaute gerade rechtzeitig hoch, um zu sehen, wie die Tür zur Seite glitt und ihm einen Blick auf die nahe Freiheit gewährte. Der Wachtposten auf dem Flur trat ehrerbietig beiseite und wurde durch eine kräftige Gestalt in den vertrauten, wohltuenden burgunderroten und goldenen Farben Starfleets ersetzt.
»Lieutenant Chekov?«
Chekov sprang auf die Füße, froh darüber, jemand zu sehen, der nicht das Schwarz von Sigma Eins trug. »Lieutenant«, sagte er, sobald er den Rang des anderen erkannte, der näher trat, um ihm die Hand zu schütteln.
»Lieutenant Lindsey Purviance, aus Commodore Petersens Büro.« Obwohl er fast zwanzig Zentimeter größer war als Chekov und in den Schultern breit genug, um den ganzen Flur auszufüllen, wirkte sein Händedruck nervös und fiel bemerkenswert sanft, fast schüchtern aus. »Ich habe mit den Sicherheitsleuten der Station über die Geschehnisse gesprochen«, sagte er mit einer Stimme, die zu seinem vorsichtigen Verhalten passte. »Sie wissen, dass Ihr Captain auf Sie wartet, damit er ablegen kann, daher übergeben sie Sie meiner Obhut. Wenn Sie versprechen, zurückzukommen und vor dem hiesigen Gericht zu erscheinen, sobald Ihre Mission beendet ist, gestatten Sie mir, Sie zur Enterprise zu bringen.«
Chekov beugte sich um Purviances imponierende Muskelberge herum und nickte dem Wachtposten zu. »Ich verspreche es.«
»Also gut.« Purviance reichte ihm seine Jacke, in deren Taschen bereits seine übrigen Habseligkeiten steckten. »Ein Shuttle steht bereit, und Ihre Freunde warten in der Lobby. Sind Sie soweit?«
Chekov nickte und durchwühlte rasch seine Taschen, während er dem Lieutenant folgte, um zu überprüfen, ob auch alles vorhanden war. Als sie das vordere Büro durchquerten, schaute Chekov gewohnheitsmäßig auf die Wanduhr und spürte, wie ihm die Knie weich wurden. »Du lieber Himmel! Stimmt diese Uhrzeit?«
Purviance schaute sich stirnrunzelnd um, bis er bemerkte, wohin Chekov blickte. »Nun, äh, ja. Gibt es irgendwelche Probleme?«
»Die Enterprise sollte schon vor achtundzwanzig Minuten ablegen.« Chekov stöhnte und verbarg sein Gesicht in der Jacke. »Ich bin schuld, dass sich ein ganzes Raumschiff verspätet.«
»Der Captain wird uns umbringen«, erklärte Sulu zum hundertsten Mal, seit sie die Schleuse von Sigma Eins verlassen hatten – oder zumindest kam es Chekov so vor.
»Wir sind doch nur vierzig Minuten zu spät«, sagte Chekov, der auf dem schmalen Gang hin und her lief, während ihr Shuttle mitten in der Landebucht der Enterprise aufsetzte. »Außerdem hat euch niemand gezwungen, auf mich zu warten. Schließlich habt ihr ja nicht unter Arrest gestanden.«
Sulu seufzte und nickte. »Ich weiß.« Diesen Dialog hatten sie auch schon hundertmal geführt.
»Außerdem wären wir ohne diese Orioner rechtzeitig zurück an Bord gewesen, um planmäßig abzulegen.« Chekov wünschte sich, er könnte sich hinsetzen, doch nach fast zwei Stunden in der winzigen Arrestzelle erschien ihm selbst das Passagiershuttle groß und einladend genug, um darin herumzulaufen. »Sicher weiß der Captain, dass es nicht unsere Schuld ist.«
Uhura stieß einen leisen Laut aus, der Unglauben ausdrückte, und sah sich dann um, als sich die äußere Tür zischend öffnete und damit signalisierte, dass sie aussteigen konnten. »Aber es ist unser Fehler, Chekov.« Sie blieb stehen, beide Arme um den Topf von Sulus langsam welkender Wasserlilie geschlungen. »Wenn Sie nicht die Waffe des Polizisten genommen hätten …«
»Hätte ich zulassen sollen, dass er den alten Mann weiter verprügelt?«
»Ich sage ja nicht, dass Sie falsch gehandelt …«
»Schon gut, schon gut.« Sulu, in jeder Hand einen Plastiksack voll Wasser, drängte seine Freunde mit weit ausholenden Armbewegungen in Richtung der offenen Luke. »Ich bin sicher, darüber lässt sich prächtig streiten, aber können wir das nicht später erledigen? Ich würde jetzt wirklich gerne meine Eidechsen in etwas Besserem als diesen Plastiktüten unterbringen, damit sie wenigstens eine kleine Chance haben, dieses Abenteuer zu überleben. Und außerdem wäre es auch ganz nett, wenn wir uns irgendwann zum Dienst melden könnten. Also beeilen wir uns, ja?«
Chekov hob den Lilienteich aus dem Sitz, ganz so, als wäre er froh, eine Entschuldigung zu haben, diese Diskussion nicht fortsetzen zu müssen. Er war die ganze Geschichte schließlich schon unzählige Male durchgegangen, während er die Einrichtung seiner Zelle betrachtet hatte, und es war keineswegs nötig, ihn ständig daran zu erinnern, dass er, so wie es ihm vorkam, niemandem außer sich selbst die Schuld zuweisen konnte. Er stemmte den Zierteich gegen seine Hüfte und trat beiseite, um den Gang für den vierten Passagier des Shuttles freizumachen.
»Brauchen Sie Hilfe?«, fragte Purviance.
Chekov schüttelte den Kopf. Trotz seiner Größe zeigte Purviance alle Symptome eines Büroarbeiters, der vor jeder Anstrengung zurückschreckt. »Es ist nicht so schwer; ich schaffe das schon.«
Purviance nickte mit einem raschen, selbstbewussten Lächeln, trat dann hinter Sulu und Uhura durch die Tür und überließ es Chekov, das Schlusslicht zu bilden.
Nicht dass sich der Empfang durch den Umstand, dass er als letzter in den Hangar hinaustrat, nennenswert verbessert hätte.
»Mr. Chekov, freut mich zu sehen, dass Sie es geschafft haben.« Kirks Worte klangen freundlich, standen jedoch im Widerspruch zu seiner ernsten Miene.
Chekov spürte, wie Verlegenheit seine Wangen rötete. Es war schon schlimm genug, Kirks Missbilligung ertragen zu müssen, aber das in Zivilkleidern zu tun, die noch nach dem Zivilistenknast stanken, machte die Situation geradezu unerträglich. »Captain, ich kann erklären …«
»Ich bin mir sicher, dass Sie das können.« Kirk warf einen ähnlich scharfen Blick auf Sulu und Uhura. »Sofern Sie beide nicht zu beschäftigt sind, würde man Ihre Anwesenheit auf der Brücke begrüßen.«
»Ja, Sir.«
»Aye, Sir.«
Sulu blieb gerade lange genug stehen, um die beiden Plastiktüten in den Lilienteich zu legen, den Chekov trug, dann eilte er ohne ein weiteres Wort hinter Uhura und seiner Pflanze her. Im Innern der Beutel stießen die Echsen in dem aufgewühlten Wasser gegeneinander, ließen wieder einmal zirpende Alarmrufe laut werden und wurden prompt unsichtbar.
Chekov wusste genau, wie sie sich fühlten.
»Captain Kirk?« Purviance trat unsicher vor und versuchte Kirks Aufmerksamkeit zu erwecken, indem er ihm die Hand hinstreckte. Als der Captain sie nahm und schüttelte, zeichnete sich so etwas wie Erleichterung auf dem Gesicht des Lieutenants ab. »Captain, ich bin Lieutenant Lindsey Purviance aus Commodore Petersens Büro.«
Kirk nickte, doch die schmale Linie zwischen seinen Brauen zeigte Chekov, dass der Captain mit dieser Vorstellung nicht viel anfangen konnte. »Lieutenant Purviance …«
»Commodore Petersen hat Mr. Purviance geschickt, um meine Freilassung zu arrangieren«, erklärte Chekov. Er nahm sich dabei fest vor, nicht unter Kirks Blick zusammenzuzucken, als sich der Captain wieder ihm zuwandte. »Die Dinge sollten dadurch etwas beschleunigt werden, Sir. Sobald die Sicherheitskräfte mich freiließen, sind wir sofort hergekommen.«
»Ich bin etwas verspätet dort eingetroffen«, kam ihm Purviance zur Hilfe. »Im Büro hat es gewisse Kommunikationsprobleme gegeben, daher bin ich zuerst bei ein paar Andorianern unten im …« Er verstummte mit einem entschuldigenden Achselzucken, noch bevor Kirk seine Rechtfertigungsversuche mit einer Handbewegung beiseite wischte.
»Sie sind nicht derjenige, der eine Erklärung vorbringen muss, Mr. Purviance«, sagte Kirk. Er bedachte Chekov mit einem messerscharfen Blick. »Wenn ich Ihren Bericht über diesen Zwischenfall erhalte, sollte darin auch eine hervorragende Rechtfertigung stehen.«
Chekov nickte und umklammerte den Lilienteich fester. »Ich werde mein Möglichstes tun.«
Der Captain nickte kurz, doch Chekov wusste, dass er damit noch keineswegs entlassen war. »Mr. Purviance«, Kirk wandte sich wieder dem hochgewachsenen Besucher zu. »Ich weiß Ihre Hilfe bei der Freigabe meines Offiziers zu schätzen. Bitte richten Sie Commodore Petersen meinen Dank aus und versichern Sie ihm, dass sich etwas Derartiges nicht …«
»Oh!« Purviance riss erstaunt die Augen auf. »Ich kehre nicht wieder zur Station zurück, Sir.« Er schien sich plötzlich wieder höchst unbehaglich zu fühlen. »Commodore Petersen hat mich als Verbindungsoffizier zum Inspektorenteam hierherbeordert. Ich soll diese Leute gewissermaßen mit den Gepflogenheiten an Bord des Schiffes vertraut machen und dafür sorgen, dass Sie nicht von ihnen belästigt werden. Ich werde also für die Dauer des …« Er sah Kirk ein bisschen ängstlich an. »… sofern Sie damit einverstanden sind, Sir.«
Kirks Lippen pressten sich zu einer schmalen Linie zusammen, die ebenso Missvergnügen wie Ärger ausdrücken mochte. »Ich wollte, der Commodore hätte mich angerufen«, meinte er. Dann zuckte er die Achseln. »Was macht schon ein Passagier mehr oder weniger? Willkommen an Bord.«
Purviance verfärbte sich dunkelrot. Chekov hätte nicht sagen können, ob aus Verlegenheit oder Freude. »Danke, Sir.«
»Nun, ich glaube, im Moment haben wir alle genug zu tun.« Kirk klopfte mit den Knöcheln gegen den Lilienteich, und Chekov wäre fast zusammengezuckt, so laut klang das hohle Geräusch. »Sehen Sie zu, dass Sie einen Platz finden, an dem Sie Ihren Souveniraschenbecher verstauen können, und dann bringen Sie Mr. Purviance zu den Inspektoren. Über diese andere Geschichte unterhalten wir uns, wenn das Schiff unterwegs ist.«
Chekov wäre durchaus bereit gewesen, diese andere Geschichte gänzlich unter den Tisch fallen zu lassen, nickte jedoch klugerweise zustimmend. »Ja, Sir.«
Sobald Kirk gegangen war, lockerte Chekov die verkrampften Schultermuskeln und dankte Gott dafür, dass sie einen Besucher hatten, dessen Anwesenheit dazu beigetragen hatte, Kirk von einer schärferen Standpauke abzuhalten. Als könne er die Gedanken des Russen lesen, stieß Purviance einen schweren Seufzer aus, der für sie beide reichte. »Ist er immer so furchterregend?«
Chekov blickte zu ihm hoch und lächelte schief. »Das war nicht furchterregend. Das war geradezu unglaublich höflich und zurückhaltend.«
»Puh!«
Chekov bedeutete dem Verbindungsoffizier mit einem Kopfnicken, sich in Richtung Ausgang zu begeben. Er konnte es kaum noch erwarten, den Teich endlich irgendwo loszuwerden. »Warten Sie nur, bis Sie ihn zusammen mit den Inspektoren erleben.«
Sulu hörte das leise Zischen, mit dem sich die Türen des Turbolifts draußen vor seiner Kabine öffneten, stieß ein Stöhnen aus und griff nach seiner Uniformjacke. Wenn Kirk jemanden auf der Brücke zu sehen wünschte, konnte selbst die kurze Wartezeit auf den Turbolift eine inakzeptable Verzögerung darstellen. Er schlüpfte in seine Stiefel, eilte aus der Tür der Kabine und rief: »Halten Sie den Lift auf!«
»Keine Sorge, ich habe ihn.« Im Gegensatz zu Sulu hatte es Uhura geschafft, sich komplett umzuziehen, doch ihr Haar hing im Nacken ungekämmt herunter. Mit dem Ellbogen hielt sie die Lifttüren offen, bis Sulu eingetreten war.
»Brücke«, sagte sie, den Mund voller Haarklammern, und der Lift setzte sich von Deck sechs aus aufwärts in Bewegung. Sulu zog sich die Uniformjacke an und kontrollierte die Verschlüsse, dann schaute er zu, wie die Kommunikationsoffizierin ihr Haar zu einem Knoten zusammenfasste und mit den Klammern feststeckte. Er fand es erstaunlich, dass jemand eine derart komplizierte Operation ohne die Hilfe eines Spiegels zuwege brachte.
Er fuhr sich mit der Hand durch sein eigenes, verstrubbeltes Haar und zog eine Grimasse. »Geht es nur mir so, oder fühlen Sie sich auch wieder wie ein Kadett, weil Sie zu spät zum Dienst antreten?«
»Jetzt, wo Sie es erwähnen, ja.« Uhura überprüfte den Sitz ihrer Ohrringe und warf ihm dann einen argwöhnischen Blick zu. »Wieso passieren solche Dinge eigentlich immer, wenn ich mit Ihnen und Chekov unterwegs bin?«
Sulu versuchte eine möglichst unschuldig wirkende Miene aufzusetzen. »Genau das wollte ich Sie auch gerade fragen.«
»Ah ja.« Die Lifttüren öffneten sich zischend, bevor Uhura mehr zu dem Thema sagen konnte. Sulu trat auf das vor Geschäftigkeit summende Brückendeck hinaus und spürte den Blick des Captains auf seinem Rücken, als er seinen Platz an der Steuerung einnahm. Er zuckte zusammen und wünschte sich plötzlich, man hätte ihn einer hübschen, unverdächtigen Brückenstation wie etwa der Kommunikationsanlage zugeteilt.
»Bereiten Sie den Abflug von Sigma Eins vor, Mr. Sulu«, sagte Kirk mit sanfter Stimme und drehte dann seinen Sessel, um die Statusberichte abzulesen, die über die Bildschirme der technischen Station liefen.
»Aye, Sir.« Sulu stieß ein erleichtertes Seufzen aus, während er seinen Sicherheitscode in den Brückencomputer eintippte und den üblichen Systemcheck startete. Der Captain hatte offenbar entschieden, die Verantwortung für ihre Verspätung dem Verbindungsoffizier von Sigma Eins anzulasten. Entweder ihm oder Chekov.
Rings um ihn ließen die anderen Brückenoffiziere ähnliche Checks ablaufen und teilten einander die neuesten Daten mit ruhiger Stimme mit, während sie das mächtige Raumschiff startklar machten. Sulu beendete den Systemcheck für die Steuerung und rief dann die schematische Darstellung der Station auf. Die Hauptandockbucht glühte in grellweißer Farbe auf dem Schirm auf, unterbrochen vom Gold der Signalbrücken und den blauen Punkten, die angedockte Schiffe darstellten. Einer dieser blauen Punkte bewegte sich die Andockbucht entlang und hatte schon fast den freien Raum erreicht.
Sulu schaute zu der dunkelhaarigen Frau hinüber, die neben ihm an der Steuerungskonsole saß. »Wer fliegt da vor uns her?«
Lieutenant Bhutto warf einen Blick auf die schematische Darstellung. »Ein orionischer Polizeikreuzer – ich glaube, die Flugkontrolle hat den Namen mit Mecufi angegeben.« Sie deutete auf den Hauptschirm, der eine Weitwinkelaufnahme der Dockanlagen zeigte. Die Lichter der Signalbrücke am jenseitigen Ende der Anlage flackerten, als ein schlanker Schatten über sie hinwegzog. »Da fliegt sie.«
»Captain Kirk.« Uhura hob die Stimme, um das Gemurmel der Startvorbereitungen zu übertönen. »Die Flugkontrolle von Sigma Eins hat uns für den Abflug freigegeben.«
»Sehr schön.« Kirk drehte den Sessel wieder in Richtung des Hauptschirms. »Bringen Sie sie raus, Mr. Sulu.«
»Aye, Sir.« Sulu holte tief Luft und startete dann die ausgefeilte Routine, mit der ein Schiff in den Raum hinausgesteuert wurde. Die Impulstriebwerke liefen mit einem Viertel Kraft, um die Signalbrücken der Station nicht zu zerstören. Die schwach vom Sternenlicht erhellte Hülle der Station beherrschte die interstellare Nacht, in der ein Spinnennetz aus roten und grünen Positionslichtern glühte. Die Enterprise schob sich langsam aus dem Dock und bewegte sich unter Sulus Händen so ruhig wie ein dahingleitender Schwan. »Wir kommen in schätzungsweise fünfeinhalb Minuten von der Station frei, Sir.«
»Sehr gut. Lieutenant Bhutto, berechnen Sie einen Kurs, der uns im Sektor neun-achtzehn Punkt drei längs der andorianischen Grenze führt. Und achten Sie darauf, dass wir auf Föderationsgebiet bleiben.« Die Spannung, mit der Kirk den vor ihnen liegenden Raum beobachtete, strafte seinen munteren Ton Lügen. »Schließlich sollen wir hier einen Krieg verhindern und keinen neuen vom Zaun brechen.«