Kapitel 18

 

Muav Haslev stöhnte, als der Schirm auf der andorianischen Brücke vom Licht der fernen Schlacht erhellt wurde. Der Raumsektor zwischen der Enterprise und der Umyfymu ähnelte jetzt einem winzigen Nebel, erfüllt von Trümmern und dem Nachleuchten der Photonenexplosionen. »Commander Sulu, wenn Sie dort hineinfliegen, bringen Sie uns um!«

»Nein, das werde ich nicht.« Sulu tippte eine Reihe komplexer Befehle in den Speicher der Steuerung, um auf die bevorstehenden Manöver vorbereitet zu sein. »Zumindest nicht, solange ich nicht durch unnütze Kommentare in meiner Arbeit gestört werde. Uhura, ich brauche Sie am Navigationspult.«

»Bin schon da.« Die Kommunikationsoffizierin zog den graugesichtigen Navigator aus seinem Sessel und setzte sich neben Sulu. Ihre dunklen Augen überprüften den Schirm, während ihre Miene jenen Ausdruck von Ruhe annahm, den sie in Notsituationen stets zeigte. »Orionischer Polizeikreuzer Mecufi ist jetzt in Schussweite.« Sulu zwang das Schiff in eine Rolle, als ein Phaserschuss an ihnen vorbeijagte. »Entfernung dreitausend Kilometer, abnehmend.«

»Genau dort, wo ich sie haben will.« Sulu fixierte die komplexen parabolischen Gleichungen auf seinem Schirm, überprüfte seine Kalkulationen ein letztes Mal und sah dann kurz zur technischen Station hinüber. »Wie hoch ist die Maximalgeschwindigkeit?«

Die Antennen des Andorianers zuckten nervös. »Warp vier, wenn es nötig ist, aber nur für ein paar Minuten.«

»In Ordnung. Warten Sie auf mein Zeichen.« Sulu sah zum Hauptschirm hoch und beobachtete, wie sich die Umrisse von Enterprise und Umyfymu langsam aus dem Glanz lösten. Der Kurs, den er zwischen den beiden Schiffen hindurch einschlagen wollte, führte durch die Koronen diverser Torpedoexplosionen und wurde durch das gelegentliche opalisierende Feuer von Phaserschüssen erhellt. Der Steuermann hielt den Blick auf den orionischen Zerstörer gerichtet, während seine Finger über dem Pult schwebten.

»Orionischer Kreuzer Mecufi jetzt zweitausend Kilometer entfernt und näher kommend«, meldete Uhura.

»Warp vier – jetzt!« Sulu löste das erste der vorprogrammierten Manöver aus, und die Shras sprang geradezu in das Kampfgebiet. Statik flimmerte über den Schirm, als sie die Korona einer Photonenexplosion durchbrachen, hellte sich dann wieder auf und zeigte den fast unsichtbaren Schimmer der Warpspur der Umyfymu direkt vor ihnen. Schneller, als es menschlichen Reflexen möglich gewesen wäre, schlug der kleine andorianische Transporter einen Spiralkurs um das größere Schiff, eng genug, um sämtliche Annäherungsalarme bei den Orionern auszulösen.

»Jetzt sollte die Umyfymu außer der Enterprise noch ein anderes Ziel haben, worauf sie schießen kann.« Sulu biss die Zähne zusammen, als die Shras eine extrem enge Kurve flog, um dem plötzlichen Ausbruch von Phaserfeuer auf dem Zerstörer auszuweichen. »Jetzt wollen wir mal sehen, ob wir die Mecufi dazu bringen können, an unserer Stelle zurückzuschießen.« Er kämpfte gegen den Zug kurzfristig durchschlagender Gravitationsfelder, um das zweite der vorprogrammierten Manöver auszulösen. Diesmal wich das kleine Schiff zur Seite aus und schoss direkt zwischen die beiden orionischen Schiffe. Dort hing es für einen langen, atemlosen Moment und lud die Gegner geradezu zum Feuern ein.

Uhura blickte mit weit geöffneten Augen vom Navigationsmonitor hoch. »Mecufi eintausend Kilometer entfernt, näher kommend.«

»Sensoren zeigen, dass sie Photonentorpedos abfeuern«, ergänzte einer der Andorianer. Sulu hörte Haslev abermals aufstöhnen. »Torpedos nähern sich auf Vektor fünfundneunzig Punkt sechs …«

»Phaserfeuer von der Umyfymu!«, warnte ein anderer Andorianer. Die Schiffssensoren gaben Schadenalarm. »Backbordschilde getroffen …«

»Tun Sie etwas, Steuermann!«, brüllte Captain Kanin. »Die Orioner werden uns vernichten.«

»O nein, das werden sie nicht.« Sulu holte tief Luft und löste dann das letzte Manöver aus. Die Shras erzitterte protestierend, als der Warpantrieb sie herumriss und wieder zur Umyfymu zurückführte. Im letzten Moment wich das andorianische Schiff aus und trieb direkt unter den falschen Frachtcontainern des Zerstörers her, wo dessen Phaser sie nicht verfolgen konnten. Auf der anderen Seite tauchte die Shras wieder auf, wobei sich die Bildschirmsensoren automatisch drehten, um auf die hinter ihr liegenden Schiffe ausgerichtet zu bleiben. Sulu grinste, als er weit hinten auf ihrer Warpspur den irisierenden Blitz eines Photonentorpedos bemerkte.

»Worüber freuen Sie sich denn so?«, fragte Haslev giftig. »Die Mecufi hat gerade Photonentorpedos auf uns abgefeuert!«

»Aber sie haben sie abgeschossen, bevor wir unter der Umyfymu durchgeflogen sind.« Sulu beobachtete den Schirm und konzentrierte sich auf die Mecufi. Der Polizeikreuzer legte sich plötzlich in eine Kurve, um den Trümmern der Torpedos auszuweichen, die an den Flanken der Umyfymu zerborsten waren. »Das Schöne an Photonentorpedos«, erklärte er Haslev, »ist der Umstand, dass sie ein Schiff nicht vom anderen unterscheiden können.«

»Ein guter Trick«, stimmte Uhura zu. »Aber Sie wissen ja, dass man die Orioner nicht zweimal mit dem gleichen Trick hereinlegen kann. Was für ein raffiniertes Manöver werden wir denn nun bei der Mecufi anwenden?«

Sulu runzelte die Stirn und beobachtete die haifischähnliche Silhouette, die an der verkrüppelten Hülle des Schwesterschiffs vorbeizog und hinter der Shras durch die Dunkelheit jagte. »Eines, das mir Chekov einmal verraten hat«, sagte er und stellte den Hauptschirm wieder so ein, dass er das vor ihnen liegende Gebiet zeigte. Irgendwo dort zwischen den Sternen wartete noch immer ein dunkler Fleck, das Shuttle Hawking. »Es wird russisches Roulette genannt.«

 

Purviance landete mit der Gewalt von zehn Männern auf Chekov, und der Lieutenant spürte, wie eine seiner Rippen brach. Einen Augenblick später durchfuhr ein brennender Schmerz seine Lungen, und der letzte Atem wurde aus ihm herausgepresst, als Purviance ein Knie in seinen Rücken stemmte und seinen Oberkörper hochzog.

Ich bin tot. Chekov war überrascht, wie ruhig er diese Gewissheit hinnahm. Purviance würde ihm einfach das Rückgrat brechen, die Transschild-Anode nehmen und mit der Enterprise machen, was immer ihm gefiel. Worum es sich bei dieser Anode auch handeln mochte, sie war offenbar wichtig genug, dass sechs Leute dafür hatten sterben müssen. Chekov kam zu dem Schluss, dass er wenigstens noch retten konnte, was zu retten war, bevor er die Nummer sieben wurde.

Die Anode zersplitterte zu einer Million bunter Stücke, als er sie gegen das Deck schlug. Purviance erstarrte, und Chekov schloss die Augen, während er auf den tödlichen Schlag wartete. Statt dessen ließ ihn der Orioner los, und er landete keuchend auf dem Boden.

»Sie Narr!«, rief Purviance. »Die Anode war unersetzbar!«

Chekov drückte die Arme an seine Seiten und versuchte zu atmen, ohne durch den Schmerz das Bewusstsein zu verlieren. »Dann sitzen Sie in der Falle«, stöhnte er, »genau wie ich. Ihre Leute können Sie nicht herausbeamen, und Captain Kirk wird nicht zulassen, dass Sie das Schiff lebend verlassen.«

Das Gewicht auf Chekovs Rücken verschwand, und er hörte Schritte, die sich langsam und unsicher ein paar Meter zurückzogen. »Ich glaube nicht, dass Ihr Captain sich den Luxus dieser Entscheidung wird gönnen können.«

Einen Moment später wurde Purviances Stimme durch einen Phaserschuss abgelöst, der in der engen Kabine scharf und hell klang. Chekov erinnerte sich, dass Haslev einen Phaser gehört hatte, bevor die Abschirmung der Hawking explodiert war, und mit plötzlichem Schrecken erkannte er, was der Orioner vorhatte.

»Das können Sie doch nicht tun!«, schrie er und kämpfte sich auf die Knie. »Purviance, Sie vernichten das ganze Schiff und sich selbst mit!« Es kam ihm so vor, als würde das Deck unter ihm schwanken, als er mit um die Brust gelegten Armen zum Heck des Shuttles stolperte. »Damit erreichen Sie doch gar nichts!«

Purviance ragte im Durchgang zum Maschinenraum auf und hatte beide Arme gegen die Türpfosten gestemmt, um sich abzustützen. »Ich erreiche damit das, wozu ich ausgesandt worden bin«, knurrte er. »Oder zumindest einen kleinen Teil davon. Sie bekommen die Anode nicht, und Sie können auch niemandem erzählen, dass diese Höllenmaschine jemals existiert hat.«

Er sah auf Chekov hinab, als amüsiere ihn die Hartnäckigkeit des kleineren Mannes, ihn aufzuhalten. »Der einzige wirkliche Unterschied zwischen Ihnen und mir, Lieutenant, besteht darin, dass ich niemals vorhatte, das Ende meiner Mission zu überleben. Es wäre zwar nett gewesen, aber ich habe es nie für notwendig gehalten.« Er beugte sich fast vertraulich vor. »Sie haben mich jedenfalls ganz schön auf Trab gehalten.«

Purviance lächelte noch immer, als der Abschirmungsbehälter des Shuttles explodierte. Ohne zwei geschlossene Abteile dazwischen, die den Lärm dämpften, klang die Explosion erheblich lauter. Chekov duckte sich automatisch, als eine Schockwelle die Metallsplitter und flüssiges Nitrogen mit sich führte, Purviances Rücken traf und beide Männer den Mittelgang entlangschleuderte.

 

Ein greller Phaserblitz zuckte über die Shras hinweg. Sulu steuerte das Schiff in eine zufallsbestimmte Spirale, um dem Feuer auszuweichen, und versuchte, das Nachführsystem der Mecufi zu überfordern, ohne den Kurs in Richtung des defekten Shuttles zu verlassen.

»Steuermann.« Die Stimme von Captain Kanin hatte einen unangenehmen Unterton. »Wie sieht dieses Manöver namens russisches Roulette genau aus?«

Sulu zuckte die Achseln, ohne den Blick vom Schirm zu nehmen. »Die ursprüngliche Version ist ein Spiel, das mit einer altmodischen Waffe, die mit Explosivgeschossen geladen war, durchgeführt wurde. Man steckt ein einziges Geschoss in eine der sechs Kammern. Dann richten die Spieler die Waffe abwechselnd auf ihre Köpfe und drücken ab.« Er betätigte einen anderen Schalter an seiner Konsole, als die Phaserschüsse näher rückten. »Da die Waffe nur ein Projektil enthält, überlebt der glücklichere Spieler.«

Der unheilvolle Ton in Pov Kanins Stimme wurde drängender. »Und wie wollen Sie dieses Spiel mit Raumschiffen durchführen?«

»Indem ich die Orioner dazu bringe, uns solange um das beschädigte Shuttle dort draußen zu jagen, bis es explodiert.« Ein winziger Fleck aus Dunkelheit erschien in der Ecke des Schirms. Sulu stieß ein erleichtertes Seufzen aus. Insgeheim hatte er befürchtet, der instabile Kern der Hawking könnte bereits, unbemerkt in der Hitze der Schlacht, detoniert sein.

Muav Haslev stöhnte und ließ sich mit melodramatischer Verzweiflung in den leeren Sessel der Kommunikationsstation sinken. »Sie meinen, nach alledem sollen wir uns jetzt die Antennen rösten lassen?«

»Schon möglich.« Sulu tippte eine neue, erheblich kompliziertere Befehlskette in den Steuerungscomputer ein. Die Shras schwenkte in einen sonderbar schlingernden Orbit um das aufgegebene Shuttle und behielt einen mehr oder weniger konstanten Anstand bei, ohne allerdings jemals einen vorhersehbaren Kurs zu verfolgen. Sulu hörte Uhura aufkeuchen, sah zu ihrem Schirm hinüber und bemerkte, dass die rote Linie, die den Weg des orionischen Kreuzers darstellte, in einem Abfangkurs ihren eigenen Kreisbogen schnitt. Das größere Schiff schien nicht zu bemerken, dass es sich der Hawking bis auf hundert Kilometer genähert hatte. »Aber vielleicht auch nicht. Wenn ich die Orioner dazu bringen kann, Abkürzungen wie diese zu fliegen, dann sind sie die ganze Zeit über näher an dem Shuttle als wir.«

»Aber unterdessen holen sie uns ein!«, protestierte Kanin. »Und selbst wenn das Shuttle explodiert, wer garantiert uns denn, dass wir nicht auch von Detonation erfasst werden?«

»Niemand«, gab Sulu offen zu. Er zuckte zusammen, als ein Photonentorpedo nahe genug explodierte, um die Schiffshülle trotz der Schirme aufdröhnen zu lassen. »Deshalb habe ich es ja auch russisches Roulette genannt.«

Haslev öffnete den Mund, um etwas zu sagen, stieß dann aber einen erschrockenen Schrei auf, als ein durchdringendes Pfeifen von seinem Pult ertönte. »Jemand ruft uns!«

»Legen Sie es auf den Hauptschirm«, wies ihn Uhura an. Sie warf einen entnervten Blick auf Haslev, als kein Bildausschnitt vor den wirbelnden Sternen erschien. »Es ist der kleine gelbe Knopf neben der Frequenzkontrolle.«

Ein finster blickendes, grünhäutiges Gesicht wurde auf dem Schirm sichtbar. Sulu erkannte den doppelt geflochtenen schwarzen Bart und die düster blickenden Augen von Polizei-Commander Shandaken wieder. Das übertragene Bild sparte den größten Teil der orionischen Brücke aus, doch der Schweiß, der dem Commander über das Gesicht rann, und das heftige Gebrüll orionischer Stimmen im Hintergrund verrieten Sulu, dass die Jagd den Polizeikreuzer bis an die Grenzen der Belastbarkeit getrieben hatte.

»Ergebt euch, Andorianer!«, knurrte Shandaken. »Wir sind schneller als ihr, und wir sind bewaffnet. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir euch erwischen.«

»Oder bis ihr in die Luft fliegt«, sagte Sulu leise. Uhura warf ihm einen warnenden Blick zu, und er bemerkte, dass Captain Kanin den Kommunikationsmonitor an der Decke aktiviert hatte, um antworten zu können.

»Sie verletzen Föderationsgesetze, Orioner.« Die Stimme des andorianischen Captains klang höflich, doch seine Antennen zitterten vor Wut. »Sie haben keinerlei Recht, dieses Schiff anzugreifen.«

»Doch, das haben wir, wenn Sie orionischen Kriminellen zur Flucht verhelfen.« Eine Reihe unregelmäßiger Zähne erschien inmitten von Shandakens schwarzem Bart – eine Miene, die Orioner als Lächeln zu betrachten pflegten. »Wenn Sie allerdings den Verräter Haslev zu uns herüberbeamen, könnten wir zu einem Kompromiss bereit sein.«

»Was für ein Kompromiss?«, fragte Kanin.

Shandakens Lächeln wurde breiter. »Wir würden nur den vorderen Teil Ihrer Schiffshülle zerstören, und nicht den gesamten Warpantrieb.«

Pov Kanins Gesicht lief vor Wut indigofarben an. Sulus Respekt vor dem Andorianer nahm ein wenig zu. »Ich muss diese Entscheidung besprechen«, erklärte er gepresst. »Mein Schiff steht derzeit unter dem Kommando von Starfleet.«

»Überlegen Sie nicht zu lange.« Shandaken hob eine fleischige Faust und zeigte ihnen das Chronometer, das er am Daumen trug. »Sie haben eine Standardminute, um darüber nachzudenken.«

 

Der Bildschirm der Enterprise glühte in Reaktion auf die Torpedotreffer, die die Mecufi an der Hülle der Umyfymu gelandet hatte, in einem blendenden Blau auf. Plasmasplitter schossen in allen Richtungen davon, und der orionische Zerstörer legte sich schwerfällig auf die Seite, während die unteren Schilde lautlos erloschen.

Kirk ballte begeistert die Faust. »Gut gemacht, Sulu!« Er sah zu Mullen hinüber. »Alle Phaser mit voller Kraft abfeuern – Ziel ist der ungeschützte Bereich!«

»Aye, Sir.«

»Feuer!«

Phasertreffer glühten dunkel längs der Unterseite des Zerstörers auf, und das Schiff wurde erschüttert, als wäre es in einen schweren Sturm geraten. Als die ersten Wolken gefrorenen Gases aus den Schweißnähten austraten, bedeutete Kirk Mullen, das Feuer einzustellen. Er wollte die Orioner aufhalten, aber nicht umbringen. »Spock – Sensordaten?«

»Die Scanner zeigen schwere Schäden an der Hülle der Umyfymu an, Captain. Sie scheinen die Kontrolle sowohl über Phaser wie Photonentorpedos verloren zu haben, und über den Warpantrieb ebenfalls.«

Kirk nickte und suchte das mit Schlagseite treibende Schiff nach einer Bewegung ab. »Ist die Brücke noch besetzt?«

»Ich funke sie an, Sir«, meldete Goldstein. »Kontakt kommt auf den Hauptschirm.«

Diesmal wies Kirk den Kommunikationsoffizier an, den gesamten Bildschirm für die Übertragung zu nutzen, doch sobald sich das Bild stabilisierte, fragte er sich, ob das nicht ein Fehler gewesen sein mochte. Die Hälfte der Brückenbeleuchtung der Umyfymu schien ausgefallen zu sein, doch es blieben noch genügend Lampen übrig, um eine Reihe verbrannter Leichen zwischen den zerstörten Kontrollpulten zu zeigen. Der orionische Commander, dessen schwarzes Haar blutverschmiert war, blickte Kirk aus zusammengekniffenen Augen düster an.

»Nun, Commander«, sagte Kirk und unterdrückte sein Mitgefühl, »ich glaube, jetzt bin ich an der Reihe, Sie zur Kapitulation aufzufordern.«

»Niemals.« Der Orioner spuckte blutigen Schleim zwischen seine Füße. »Orionische Offiziere würden lieber sterben, als sich minderwertigen Säugetieren zu ergeben.«

Diese Reaktion rief bei Kirk ein dünnes Lächeln hervor. »Darf ich Sie als minderwertiges Säugetier darauf hinweisen, Commander, dass Sie momentan unserer Gnade ausgeliefert sind? Ihre Schiffshülle würde keinem weiteren Phaserangriff standhalten …«

»Und Ihre Schilde würden der Explosion unseres Warpkerns nicht standhalten«, erwiderte der Orioner knurrend. »Da Sie nicht schnell genug fliehen können, sind Sie unserer Gnade ausgeliefert, sollten wir den Weg der Selbstzerstörung wählen.«

Kirk drehte dem Schirm den Rücken zu und bedeutete Goldstein, die Sprachübertragung zu unterbrechen. »Spock«, fragte er den Wissenschaftsoffizier, »würde die Explosion ihres Warpkerns uns tatsächlich vernichten?«

Der Vulkanier warf einen kurzen Blick auf den Schirm und stellte sich dann, ebenfalls mit dem Rücken zu dem Orioner, neben Kirk. »Durchaus möglich, Captain. Bei dieser Entfernung rechne ich zwar nur mit einer vierunddreißigprozentigen Chance für einen Zusammenbruch der Antimaterie-Reaktion infolge der Explosion, aber die Wahrscheinlichkeit von Schäden durch sekundäre Strahlungseffekte beträgt sechsundachtzig Prozent.«

Kirk stützte sich seufzend mit einer Faust auf. »Die Chancen stehen also nicht gut genug, um ein Spiel zu riskieren.«

»Ich glaube, wir befinden uns in einer Situation, die Dr. McCoy als ›mexikanisches Unentschieden‹ bezeichnen würde.«

»Ja …« Kirk wandte sich wieder dem Schirm zu und gab Goldstein das Zeichen, die Sprachübertragung einzuschalten. »Commander, sind Sie mit einem Waffenstillstand anstelle einer Kapitulation einverstanden?«

Der Orioner rieb sich nachdenklich den Mund. »Würden die Bedingungen des Waffenstillstands die Auslieferung des Verräters Muav Haslev einschließen?«

Soweit es Kirk betraf, war ihm jeder recht, der Haslev haben wollte. Allerdings war er sich nicht sicher, ob er überhaupt die Vollmacht besaß, ein derartiges Versprechen abzugeben. »Was mit Haslev geschieht, hängt von den Andorianern ab.« Er sah zu Goldstein hinüber. »Stellen Sie die Verbindung zur Shras her. Ich will …«

»Sir«, fiel ihm Goldstein ins Wort, »die Shras antwortet nicht auf unseren Ruf. Ich empfange einen Kontakt zwischen ihnen und der Mecufi, Sir, und …« Er schaute überrascht hoch. »… und die Mecufi hat gerade ihre Absicht erklärt, die Shras zu vernichten!«