12. Soko »Gruft«

Üblicherweise war Kriminalkommissar Winterhalter ein »Strichfahrer«. Er achtete darauf, nicht einen Kilometer schneller zu fahren als vorgegeben, was seine Frau Hilde manchmal zur Weißglut brachte. Doch heute war er nicht nur ein zweites Mal in die Radarfalle getappt, sondern hatte auch auf der langgezogenen Strecke bei Herzogenweiler einen anderen Wagen mit weit mehr als hundert Sachen überholt. Im Vorbeirauschen hatte er erkannt, wer die Fahrerin des Wagens war: niemand anderes als seine neue Kollegin. Aber die Erkenntnis war zu spät gekommen, um noch irgendetwas an der Sache zu ändern.

Als der Schwarzwälder Kommissar auf den Parkplatz der Villinger Polizeidienststelle in der Waldstraße vorfuhr, ärgerte er sich über seine heutige Unbeherrschtheit. Wobei die Kaltenbach an den Geschehnissen – seiner Meinung nach – nicht ganz unschuldig war.

Üblicherweise galt er als besonnen, fast stoisch.

Doch seit die neue Kollegin hier aufgeschlagen war, war nichts mehr wie zuvor. Sie hatte alles völlig durcheinandergebracht: in der Dienststelle, am Tatort, ja sogar bei ihm zu Hause. Letzteres ärgerte Winterhalter am meisten.

Innerhalb kürzester Zeit war sein Privatleben zu einem Tollhaus geworden – dank der freundlichen Mithilfe dieser vorlauten, aufgeblasenen Schnepfe.

»Schnepfe!« Er zischte das Wort, dann sog er noch einmal tief die klare Schwarzwaldluft ein, nahm seinen Filzhut ab, strich sich über die dichten schwarzen Haare und betrat das Dienstgebäude. Kurz darauf streckte er den Kopf mit Kollege Kiefer über den Bericht der Spurensicherung zusammen. Sie saßen im großen Besprechungsraum.

Einige Kollegen plauderten noch bei einer Tasse Kaffee über die Politik in der Doppelstadt und die neuesten sportlichen Entwicklungen. Gerade hatte der örtliche Fußballverein FC08 Villingen den Aufstieg in die Dritte Liga geschafft.

Frau Bergmann war noch nicht anwesend. Tja, dachte Winterhalter. Er hatte vorhin wirklich ordentlich Gas gegeben.

Nachdem er den nächsten Absatz im Bericht gelesen hatte, hob er mit einem Ruck den Kopf.

»Das ist doch interessant! Warum haben die Kollegen des nicht gleich erwähnt? Könnte ein wichtiges Indiz sein.« Er sah Kiefer an, deutete auf die entsprechenden Sätze.

»Die haben uns das aber gesagt«, entgegnete Kiefer.

»Hm«, machte Winterhalter nur und war erneut erbost über sich selbst. Sollte ihm das tatsächlich entgangen sein? Trübte die Anwesenheit der neuen Kollegin derart seine Wahrnehmung?

In diesem Moment betrat Marie Kaltenbach den Raum. Gerade noch rechtzeitig vor dem Eintreffen der Chefin. Auch sie strich sich über das Haar, zog ihre Jeansjacke aus und warf sie lässig über eine Stuhllehne.

»Heißer Reifen«, bemerkte sie in Winterhalters Richtung.

»Heiße Nummer, die Sie da abziehen«, konterte er. Und obwohl er beschlossen hatte, jetzt ganz ruhig zu bleiben, brannte ihm schon wieder eine Sicherung durch.

»Also dass Sie, kaum hier in der Dienststelle angekommen, Zeugen befragen, ohne mich und die Kollege«, er machte eine wischende Handbewegung, die die durchweg männlichen Kriminalbeamten im Raum umfasste, »zu informieren, ist an sich schon ein starkes Stück. Dass Sie dann aber auch noch meinen Sohn ohne Rücksprache mit mir in Bezug auf ein Tötungsdelikt befragen, ist ja wohl de Gipfel.«

»Befangen«, sagte die Kaltenbach nur und schlürfte genüsslich an ihrer Kaffeetasse aus dem Berliner Szene-Club Berghain. »Sie wissen doch, dass Sie nach Meinung von Frau Kriminaldirektorin Bergmann im Hinblick auf Ihren Sohn Thomas befangen sind. Und außerdem sollten Sie mir schon vertrauen, dass ich das fachlich und sachlich korrekt mache.«

»Fachlich und sachlich? Dass ich nicht lache. Sie haben es geschafft, sich bei mir in absolut private Angelegenheiten einzumischen. Und das, obwohl sie grade mal drei Tage hier sind. Das ist doch ungeheuerlich.«

»Ha, jetzt hör doch mol auf mit dem Gegosche«, ermahnte ihn nun der Kollege Fleig.

Fleig gehörte zusammen mit Winterhalter normalerweise zu der gemütlichen Fraktion im Kommissariat.

Aber was war derzeit schon normal?

»Ich gosch, so lang’s mir passt«, gab Winterhalter jetzt im besten Schwarzwälderisch zurück. »Diese Dame hat ihre Nase in höchst private Angelege’heite g’steckt.« Bei den letzten Worten war seiner Stimme wieder deutlich lauter geworden.

»Was geht hier vor? Was ist höchst privat?«, feuerte Frau Bergmann gleich mehrere Fragen ab, als sie mit ihren hochhackigen Schuhen in den Raum stöckelte. Fast konnte man den Eindruck bekommen, sie marschierte. Sie kam wieder einmal daher wie aus dem Ei gepellt, trug einen eleganten Blazer, war akkurat frisiert und geschminkt.

Winterhalter und Marie Kaltenbach schwiegen. Die anderen Kollegen ebenso.

»Ich höre … Was lief hier gerade für eine Diskussion ab?«, ging der Ton der Bergmann nun vom Militärischen ins Schulmeisterliche.

»Ich hab mich nur beschwert, dass Frau Kaltenbach meinen Sohn befragt hat, ohne mich vorher zu informieren. Und diese andere Sache ist, wie gesagt, privat. Das will ich hier nicht breittreten.«

Die Bergmann musterte Winterhalter scharf. Die Augen hinter den Gläsern ihrer altmodischen Brille schienen kleiner zu werden, gefährlich klein.

»Wenn’s privat ist, muss es hier ja auch nicht angesprochen werden. Und was die Befragung anbelangt, würde ich mir von Ihnen ein bisschen mehr Professionalität wünschen. Im Übrigen habe ich persönlich Frau Kaltenbach den Auftrag erteilt, wie ich Ihnen vorhin ja schon sagte.«

»Ich kläre das mit der Verwechslung auf, das hab ich Ihrer Frau versprochen«, wandte sich die Kaltenbach nun an Winterhalter.

»Nicht hier, verdammt noch mal. Ich hab doch gesagt, das ist privat. Dann bleibt’s auch privat!«

»Ruuuhe!«, übertraf die Bergmann ihn in Sachen Lautstärke mindestens um das Doppelte. »Was ist denn heute los? Klären Sie das gefälligst nach Dienstschluss. Hab ich mich klar genug ausgedrückt?«

Winterhalter zupfte einen nicht-existenten Fussel von seiner Jacke und nickte. Dass die Bergmann ihn nicht mochte, war ein offenes Geheimnis. Derart abgekanzelt hatte sie ihn aber noch nie – nicht mal in den Zeiten, als er sich mit dem phobischen Kollegen Thomsen hatte herumschlagen müssen.

Er warf der Kaltenbach einen scharfen Blick zu. Die beeilte sich, ihre Augen auf Frau Bergmann zu richten, die nun die Soko-Sitzung eröffnete.

»Was gibt es Neues im Fall ›Gruft‹?«, fragte sie in die Runde. »Ich bitte um eine Zusammenfassung der bisherigen Erkenntnisse. Wer übernimmt das?«

Kiefer blickte fragend Winterhalter an. Der bedeutete ihm, dass er übernehmen sollte. Die Kaltenbach hatte offenbar beschlossen, sich zurückzuhalten. Jedenfalls machte sie keine Anstalten, einen Vortrag zu halten.

War ja auch höchste Zeit, dass sie ihr Benehmen in der neuen Dienststelle mal etwas anpasste und sich zurückhielt!

Also begann der junge Kollege mit seinem Referat, schilderte nochmals die Auffindesituation und zählte einige »spurenrelevante Dinge« auf. Und er gab auch seinen Eindruck wieder, dass es höchst skurril wirkte, wie der tote Mann in Frauentracht in der Fürstengruft abgelegt, ja geradezu aufgebahrt worden war. Stand die Frauentracht womöglich in Relation zum Tatmotiv? Kiefer wartete vergeblich auf eine Antwort.

»Ja, ja, ein höchst skurriler Fall«, bestätigte die Bergmann stattdessen und bedeutete dem jungen Ermittler Kiefer dann mit einer etwas ungeduldigen Handbewegung, dass er fortfahren solle.

»Das Handy des Toten haben wir bislang nicht orten können – es scheint ausgeschaltet zu sein. Die Staatsanwaltschaft erwirkt gerade einen richterlichen Beschluss, damit wir über die IMEI-Nummer das Gerät identifizieren können.«

»Vielleicht sollte ich mich da auch noch einschalten«, überlegte Frau Bergmann, doch keiner wollte sie dazu ermutigen.

»Bislang ist auch das Auto von Herrn Schätzle nicht aufgefunden worden«, rapportierte Kiefer brav weiter.

»Öffentlichkeitsfahndung über den Ö«, knurrte die Bergmann. Ihrem Tonfall nach zu schließen, stand sie mächtig unter Druck. »Beeilen Sie sich! Und was gab es denn sonst noch Auffälliges am Leichenfundort?« Die Kripochefin schob ihre Brille die Nasenwurzel hoch.

Jetzt mischte sich Winterhalter doch ein, obwohl er sich eigentlich vorgenommen hatte, erst mal nichts mehr zu sagen: »Wir haben das private Umfeld des Opfers durchleuchtet. Er war mit einem Mann liiert, ja sogar verheiratet, hat aber wohl eine offene Beziehung geführt. Und wie ich Ihnen, Frau Bergmann, vorhin schon gesagt habe, hatte Peter Schätzle Kontakte in die Freiburger homosexuelle Szene. Es geht hier unter anderem um zwei Männer, die bereits Vorstrafen haben. Körperverletzung und Hehlerei. Wir sind gerade dabei, die Herrschaften zu überprüfen.«

Diesmal war Winterhalter bemüht, gerade im Hinblick auf die sexuellen Vorlieben des Opfers mit einem korrekten Vokabular zu operieren. Die Bergmann nickte und hatte nichts zu beanstanden.

Dafür ergriff die Kaltenbach nun das Wort: »Durch seine eher moderne Interpretation der Schwarzwälder Tradition war das Opfer wohl nicht unumstritten. Es gab auch schon Drohungen, weil sich Traditionalisten verunglimpft sahen. Hier wäre ebenfalls ein möglicher Ermittlungsansatz zu finden.«

Die Bergmann nickte: »Tragen Sie schnell alles zusammen – jeden Einzelnen, der das Opfer jemals scheel angeschaut hat.«

»Wir sind dabei«, erklärte die Kaltenbach.

»Sonst noch etwas, was uns in dem Fall weiterbringen könnte?« Kiefer sah Winterhalter an und deutete auf den Bericht der Spurensicherung.

»Bärlauchblätter!!«, erklärte Winterhalter prompt.

Dann sagte er mehr zu sich selbst: »Ist doch klar, deshalb war da dieser starke Geruch am Tatort. Dass ich da nicht gleich darauf gekommen bin! Und jetzt ist doch Bärlauchzeit.«

»Bärlauchblätter?«, echote Frau Bergmann. »Kollege Winterhalter, Sie sprechen in Rätseln.«

»Ich habe einen starken Geruch an der Leiche bemerkt. Zunächst dachte ich an Knoblauch. Des riecht ja ähnlich. Aber das war kein Knoblauch, sondern Bärlauch. Im Mageninhalt des Opfers war ebenfalls keine Spur von Knoblauch – von Bärlauch allerdings auch nicht.«

Kiefer nickte eifrig und deutete erneut auf einen Abschnitt im Bericht der Spurensicherung. Dann beugte er sich zu Winterhalter und flüsterte ihm etwas ins Ohr.

»Jetzt kommen Sie mal auf den Punkt, Winterhalter! Ich will hier keinen Kräutervortrag hören. Und was soll das Getuschel?«, schulmeisterte die Bergmann. »Was ist denn jetzt mit dem Bärlauch?«

»Kommissar Huber«, Winterhalter deutete auf den etwas gesetzteren Kollegen mit hoher Stirn, der in solchen Besprechungen lieber schwieg, »hat in Zusammenarbeit mit der Kriminaltechnik herausgefunden, dass sich an der Kleidung des Opfers Teile von Bärlauchblättern befunden haben.«

»Nun ja, das scheint aber nun keine bahnbrechende Entdeckung zu sein. Schließlich wurde die Leiche in einer Gruft entdeckt, die von einem Park umgeben war. Da dürfte es nicht ungewöhnlich sein, wenn es dort Bärlauch gibt«, argumentierte die Bergmann.

»Ja, prinzipiell schon«, bestätigte Winterhalter. »Aber zum einen muss die Leiche – so intensiv, wie die gerochen hat – sich quasi durch Bärlauchfelder bewegt haben.«

»Der Kollege Huber«, Winterhalter deutete erneut auf den Kollegen, der die Hände vor seinem rundlichen Bauch verschränkt hielt und ihm freundlich zunickte, »hat aber festgestellt, dass es im Park der Fürstenbergischen Gruft keine Bärlauchfelder größeren Ausmaßes gibt. Allenfalls hier und da mal eine Pflanze …«

Frau Bergmann gab sich begriffsstutzig und leicht ungeduldig: »Worauf wollen Sie hinaus?«

»Der Kollege Huber hat daraus die Hypothese abgeleitet …«, setzte Winterhalter an, »… dass Tatort und Leichenfundort nicht identisch sind. Dort, wo Peter Schätzle getötet wurde, muss es Bärlauch größeren Ausmaßes geben«, mischte sich die Kaltenbach dreisterweise ein, was Winterhalter mit einem leisen Grunzen quittierte. Die neue Kollegin blieb davon unbeeindruckt: »Bei der Umlagerung der Leiche müssen die Bärlauchblätter vom Tatort zum Leichenfundort gelangt sein. Ein ebenfalls interessanter Ermittlungsansatz.«

Winterhalter bemühte sich, keine weiteren Gemütswallungen nach außen dringen zu lassen: »Es könnt natürlich auch sein, dass die Leiche, also der Herr Schätzle, kurz vor dem Mord im Bärlauch war. Also noch lebendig, sozusagen. Aber vermutlich war es eher so, dass der Täter das Opfer irgendwo anders getötet hat. Und am Tatort muss es viel Bärlauch gegeben haben«, formulierte er dann noch mal in eigenen Worten, was die Kaltenbach eben von sich gegeben hatte – so, als hätte sie gar nichts gesagt. »Sehr viel!«

»Kollege Winterhalter, ich habe das schon verstanden. Aber wie bringt uns das letztlich in dem Fall weiter?«

»Wir könnten beispielsweise eine Isotopenuntersuchung veranlassen«, war Winterhalter ganz im Element seines kriminaltechnischen Spezialgebiets. »Also die Blätter von Pflanzenexperten untersuchen lassen und abklären, woher sie vermutlich stammen … Wenn Hubers Hypothese stimmt, dann muss der Täter ähnlich intensiv mit Bärlauch in Kontakt gekommen sein. Und es gibt halt auch bestimmte Gebiete, wo das Bärlauchvorkommen besonders groß ist.«

»Schön und gut. Aber bringt uns das denn nun wirklich weiter?«, fragte die Bergmann, stand auf und begann um den Tisch herumzulaufen, so als wolle sie die Kollegen und damit einen möglichen Täter einkreisen. »Wir haben ja noch nicht mal einen dringend Tatverdächtigen – und auch kein eindeutiges Motiv.«

»Das könnte sich nach den weiteren Befragungen bald ändern. Und dann könnte der Bärlauch vielleicht wirklich der entscheidende Ermittlungsansatz sein«, entgegnete die Kaltenbach.

Winterhalter nickte ihr nun erstmals halbwegs freundlich zu.

»Also gut. Wir behalten die Isotopenuntersuchung im Auge, Winterhalter«, sagte Frau Bergmann. »Aber lassen Sie es uns erst mal mit den einfacheren Methoden probieren: das Umfeld untersuchen, weitere Zeugenbefragungen machen. Außerdem gibt es vermutlich im Schwarzwald und auf der Baar ja recht viele Bärlauchgebiete.«

Winterhalter konnte ihr da nicht widersprechen. Trotzdem … Er überlegte, ob das gerade so etwas Ähnliches wie ein Lob gewesen war. Vermutlich schon. In dieser Hinsicht hatte er ausnahmsweise etwas mit seiner Chefin gemein. Auch bei ihm galt das Credo: »Nit g’schimpft, isch genug g’lobt.«

Die Bergmann sagte derweil: »Wir müssen möglichst schnell die Tatverdächtigen ermitteln. Haben hier die weiteren kriminaltechnischen Untersuchungen und Vernehmungen schon etwas Konkretes ergeben? Haben wir zum Beispiel beim Opfer mögliche Spuren des Täters gefunden – außer Bärlauch?«

Jetzt sprach der neben Winterhalter für dieses Spezialgebiet zuständige Huber doch kurz: »Nein. Wir haben zum Beispiel auch die Fingernägel des Opfers unter die Lupe genommen. Der Tote muss sich ja eigentlich gewehrt haben. Aber leider bisher keine Fremdspuren, die zum Täter führen könnten. Der muss sehr sorgfältig vorgegangen und außerdem von hinten gekommen sein.«

Sodann berichtete die Kaltenbach unter dem argwöhnischen Blick Winterhalters von der Befragung seines Sohnes.

»Thomas Winterhalter respektive seine Begleiter haben am Leichenfundort, bevor sie auf den Toten gestoßen sind, jemanden in dem Park herumschleichen sehen. Es war wohl eine mittelgroße Gestalt mittleren Alters mit eher längeren Haaren«, trug sie vor.

»Wir haben die vier Geocacher ja bereits am Tatort befragt. Sie hatten an diesem Morgen die Gruft als Ziel, weil diese nur anlässlich solcher Festtage geöffnet ist. Und sie waren früh dran, weil sie die Ersten sein wollten. Es wäre aber sicher sinnvoll, noch einmal eine ausführlichere Befragung anzuberaumen, um eine noch genauere Beschreibung der verdächtigen Person zu erhalten.« Sie stoppte kurz und schenkte sich eine Tasse Kaffee aus der Thermoskanne ein, welche Frau Hirschbein, die Sekretärin, bereitgestellt hatte.

Üblicherweise dauerten Soko-Sitzungen unter der Leitung von Frau Bergmann mindestens zwei Stunden. Da brauchte es viel Koffein.

»Das sollten wir dann wirklich bald machen«, bestätigte Winterhalter und zeigte auf die Uhr, so als wollte er Frau Bergmann auffordern, die Sitzung zu beenden.

»Außerdem sollte die Befragung des Fürstenhauses durchgeführt werden. Ich habe gerade mit dem Privatsekretär seiner Durchlaucht telefoniert. Sie wären morgen früh um neun Uhr empfangsbereit. Herr Winterhalter, das könnten Sie ja gemeinsam mit Frau Kaltenbach übernehmen«, sagte die Bergmann nun in einem Ton, als wollte sie Winterhalter mit seiner neuen Kollegin geradezu verkuppeln. »Teambuilding, Sie verstehen?«, fügte sie noch hinzu.

Winterhalter gab sich keine Mühe, sein Augenrollen vor der Chefin zu verbergen.

Er grummelte irgendetwas Unverständliches, was die Bergmann als Zustimmung wertete.

Nachdem auch die weiteren Aufgaben verteilt waren, schloss die Kriminaldirektorin die Soko-Sitzung mit einem »Auf geht’s, Herrschaften!«.

Als Winterhalter und Marie Kaltenbach gemeinsam aus der Tür traten, sagte sie anerkennend: »Das mit dem Bärlauch könnte noch ein entscheidender Ermittlungsansatz werden, Kollege Winterhalter.«

»Denken Sie jetzt nur nicht, dass das mit der Ehetherapie vergessen ist. Ich rat Ihnen gut, sich in Zukunft aus meinen Privatangelegenheiten herauszuhalten. Und halten Sie sich von meinem Hof fern.«

Der letzte Satz klang wie eine Drohung.