Als Marie am nächsten Morgen in der Einliegerwohnung des elterlichen Hofs aufwachte, erschrak sie. Zunächst einmal hatte sie die Befürchtung, dass sie nach dem Absturz am vorigen Abend womöglich verschlafen hatte. Und das würde sich am vierten Tag in der neuen Dienststelle nicht gerade gut machen. Ein Blick auf den Wecker, und sie konnte sich für einen kurzen Moment mit einem Seufzer ins Kissen zurückfallen lassen. Es war gerade mal sechs Uhr morgens. Aber da war ja noch diese andere Sache, die ihr jetzt Sorgen machte – zumal nach diesem totalen Absturz gestern Abend.
Sehr behutsam tastete sie sich mit der rechten Hand zur anderen Seite des Betts vor.
Sie horchte für einen Moment: Komplette Stille, es kamen auch keine verdächtigen Geräusche aus dem Badezimmer, das direkt an das Schlafzimmer angrenzte. Nach einigen Sekunden folgte der zweite Seufzer der Erleichterung. Sie war zum Glück ohne ihn nach Hause gekommen.
Er – das war Sven. Sozusagen ihre Eroberung des gestrigen Abends. Anfang vierzig, gepflegte Erscheinung und sehr von sich und seinem Äußeren überzeugt. Er war Immobilienmakler und hatte sich keine Mühe gegeben, zu verschleiern, dass er verheiratet war. »Das zwischen meiner Frau und mir ist nicht mehr das, was es mal war«, hatte die Analyse seiner Ehe gelautet. Und: »Wir führen eine offene Beziehung. Jeder macht, was er will. Wir haben beide unseren Spaß.«
Ersterer Aussage konnte Marie noch Glauben schenken. Was die zweite betraf, hatte sie so ihre Zweifel. Gestern hatte das allerdings zwischenzeitlich keine große Rolle gespielt. Für Marie wäre ein verheirateter Mann normalerweise ein »No Go« gewesen, aber an diesem Abend hatte sie sich in einer emotionalen Ausnahmesituation befunden, wie sie es mehrfach zu sich selbst gesagt hatte – oder hatte sie es sich einfach nur eingeredet?
Jedenfalls hatte sie sich nach dem gestrigen Tag in der Dienststelle verloren und einsam gefühlt. Auch die bösen Geister der Berliner Vergangenheit hatten sie eingeholt. Letztlich hatte sie einen derartigen »Blues« gehabt, dass sie in einer Cocktailbar in der Färberstraße – der Villinger Kneipenmeile – alkoholisch und auch sonst ihr übliches Limit überschritten hatte. Das »sonst« bezog sich auf Sven, der plötzlich vor ihr gestanden hatte. Eigentlich überhaupt nicht ihr Typ, aber im Dunst des Alkohols hatte das wohl keine Rolle mehr gespielt. Sie hatte einfach Trost und Anlehnung gesucht.
Letztlich hatte sie sich auf eine wilde Knutscherei mit ihm eingelassen. Seinem Vorschlag, mit ihm ins Hotel zu gehen, war sie zum Glück nicht gefolgt. Und auch das Auto ihres Vaters hatte sie aufgrund ihres Alkoholpegels nahe der Villinger Stadtmauer stehen gelassen.
So viel Vernunft hatte Marie dann doch noch aufgebracht: Bei einer Alkoholfahrt erwischt zu werden, das wäre der Kriminalhauptkommissarin kurz nach Dienstantritt in Villingen-Schwenningen wohl teuer zu stehen gekommen. Vermutlich hätte sie dann den nächsten Versetzungsantrag oder gleich ihre Entlassung bei der Kripo beantragen können. Und nach »Schütze Arsch« in Berlin hätte sie im Schwarzwald mit »Promille Marie« wohl gleich den nächsten unschönen Spitznamen weggehabt.
Apropos Promille. So viel wusste Marie noch: Sven hatte sich nicht so leicht abschütteln lassen. Er hatte sie zum Bahnhof begleitet und schließlich beim Taxistand versucht, sie zu befummeln. Danach war bei ihr ein beunruhigender Filmriss eingetreten. Die frische Luft schien den Alkoholpegel potenziert zu haben.
Marie wälzte sich aus dem Bett, öffnete ganz vorsichtig die Badezimmertür und spähte durch den Türspalt, um noch mal ganz sicher zu gehen, dass sie tatsächlich ohne männlichen Übernachtungsgast hier aufgekreuzt war. Nicht auszudenken, was ihre Eltern zu einem derartigen Mitbringsel gesagt hätten. Immerhin wohnten sie ja nur ein Stockwerk über ihr. Wenn sie jetzt mit einem One-Night-Stand am Frühstückstisch erschienen wäre, hätte das ihre Eltern sicher gehörig schockiert. Sobald er weg gewesen wäre, hätte ihre Mutter mit Sicherheit verkündet. »Des kann aber auch ins Auge gehe, Mädle. So än wildfremde Mann. Des isch doch auch g’fährlich.«
Marie ärgerte sich nun nachträglich über den nächtlichen Kontrollverlust. Und allmählich kam die Erinnerung daran zurück, wie sie sich mit Händen und Füßen und mit Erfolg dagegen gewehrt hatte, dass Sven mit ins Taxi gestiegen war. Zum Glück!
Sie stellte sich unter die Dusche und drehte den Warmwasserhahn auf. Normalweise duschte sie morgens kalt. Doch heute erfüllte heißer Wasserdampf nach kurzer Zeit das mit grünen Siebzigerjahre-Fliesen ausstaffierte Badezimmer. Das Wasser brannte fast schmerzhaft auf ihrer Haut, aber sie genoss das Gefühl. Mehrfach seifte sie sich ein, um alles abzuwaschen: den Geruch von Sven, den sie irgendwie noch immer in der Nase hatte, die Erinnerungen an letzte Nacht und die unschönen Erinnerungen aus ihrer Berlin-Zeit gleich mit.
Wenig später lief sie die knarzenden Stiegen hinauf zur elterlichen Wohnung. Es war mittlerweile halb sieben. Als sie die Wohnstube betrat, stand – genau wie früher – ihr Vater in einem schwarz-weiß karierten Pyjama vor ihr. Er deckte gerade den Frühstückstisch und warf ihr ein freundliches »Morgä« zu.
»Morgä«, gab sie zurück und lächelte ein wenig verlegen. Den Dialekt hatte sie in ihrer Berliner Zeit so gut wie abgelegt. Jetzt, da sie wieder auf dem elterlichen Hof bei Langenbach wohnte, kamen immer mal wieder ein paar Fetzen zum Vorschein.
Auch wenn sie bald ihre Wohnung an der Villinger Stadtmauer beziehen würde und darüber sehr froh war, vermittelten ihr die Tage auf dem elterlichen Hof doch wieder ein heimeliges Gefühl. Und gerade das brauchte sie nach ihrer Rückkehr in den Schwarzwald. Auf dem Kaltenbachhof war sie Kind, blieb sie Kind und würde immer Kind bleiben.
Die Kaffeemaschine gluckerte vor sich hin, der Kachelofen, den ihr Vater schon morgens um fünf angemacht hatte, knisterte dazwischen. Und in diese Geräusche mischte sich das Knuspern, als ihr Vater die Frühstücksbrötchen vom guten Rohrbacher Landbäcker aufschnitt.
»Was magsch zum Veschper ins G’schäft mitnehme?«, fragte der Vater. Marie hatte noch ein Déjà-vu: Diese Frage hatte kaum anders geklungen, als sie noch zur Schule gegangen war.
»Nint«, entgegnete sie, wieder im Dialekt.
»Ha Mädle, du musch doch ebbes esse. Also ich schmier dir jetzt mol ä Weckle mit Leberwurscht«, ließ sich der Vater nicht davon abbringen, packte das Brötchen akkurat in ein Butterbrotpapier ein und legte es dann gemeinsam mit einem Apfel in die gute alte Vesperdose aus Blech, die Marie früher immer mitbekommen hatte. Schon mehrfach hatte sie versucht, ihren Eltern zu erklären, dass sie seit einiger Zeit Veganerin war. Aber irgendwie schien diese Botschaft nicht bei ihnen anzukommen. Deshalb machte sie jetzt keine erneuten Versuche, es ihrem Vater klarzumachen.
Als der dann noch damit begann, ihr ein weiteres »Weckle« aufzuschneiden, mit Marmelade zu bestreichen und in kleine »Stückle« zu zerteilen, da schien Maries Welt wieder vollends in Ordnung zu sein. Sie hatte eigentlich überhaupt keinen Hunger, schon gar nicht um diese frühe Uhrzeit. Doch allein schon aus Liebe zu ihrem Vater musste sie die Marmeladen-Weckle-Stückle einfach essen – so wie sie es früher auch getan hatte.
»Komm, hock dich na, Mädle. Mir beide frühstücket jetzt miteinander«, sagte ihr Vater.
Marie betrachtete ihn liebevoll. Das volle, graue Haar hatte er schon am frühen Morgen mit Pomade akkurat zurückgekämmt – im Gegensatz zu ihrem eigenen, das sich wild lockte, da sie es nach der Dusche nicht geföhnt hatte. Sie musterte ihren Papa, seine kleinen Gesichtsfurchen, seine gütigen graublauen Augen. Der nächste Mann in ihrem Leben musste etwas von ihrem Vater haben. Er musste ein »Kümmerer« sein. Natürlich hätte sie sich lieber die Zunge abgebissen, als das laut zuzugeben. Denn eigentlich war sie ja ein »starkes Mädle«, wie ihr Vater es ausdrückte. Und doch hatte sie manchmal das Bedürfnis nach einer starken Schulter zum Anlehnen.
Marie drückte ihrem Papa einen dicken Kuss auf die Wange, als sie sich auf die Holzbank am Kachelofen setzte. Der Ofen verschaffte ihr eine wohlige Wärme am Rücken.
Vom Nachbarhof hörte man schon die Kuhglocken. Die Viecher durften auf die Weide. Ihr Vater schenkte ihr den zu dünnen Filterkaffee ein, den ihre Eltern immer so gerne tranken. Eigentlich mochte Marie ihn nicht, sie bevorzugte einen starken Cappuccino oder einen Espresso macchiato. Aber im elterlichen Haus gehörte der wässrige Filterkaffee nun mal zu einem guten Frühstück dazu.
»Und, wie läuft’s im G’schäft?«, begann ihr Vater die Unterhaltung und biss appetitvoll in eines der Brötchen, das er dick mit Leberwurst bestrichen hatte.
»Guet«, log Marie. »Die sind alle recht nett zu mir.«
»Von dem Kommissar Winterhalter, dem Linacher Bauer, hät mer jo schon einiges g’hört. Des soll ä recht’s Käpsele, än echte Überflieger sein«, meinte ihr Vater anerkennend und schlug den »Schwarzwälder Kurier« auf.
Die Geschichte mit dem toten Peter Schätzle nahm breiten Raum ein – der »Ö« hatte keine Chance gehabt, eine Veröffentlichung zu verhindern. Neuigkeiten, die die Polizei weiterbrachten, schienen die Journalisten aber nicht recherchiert zu haben. Peter Schätzle, geborener Weißhaar, wurde als »bunter Hund, der mitunter aneckte«, charakterisiert – was andeutete, seine Art des Umgangs mit der Schwarzwälder Tradition könnte ihm zum Verhängnis geworden sein.
»Wir ermitteln auf Hochtouren«, wurde Kriminaldirektorin Bergmann zitiert.
Auch das hatte schon immer zum Frühstücksritual im Hause Kaltenbach gehört: Man unterhielt sich, las aber gleichzeitig die Lokalzeitung quer. Zu dieser Gewohnheit gehörte auch, dass Vater Kaltenbach seiner Tochter zwischendurch den Lokalsport reichte.
Marie überflog die Sonderseite über die Aufstiegsfeier des FC08 Villingen, zu dem auch ihr Vater seit einem halben Jahrhundert immer mal wieder ging.
Sie las gerade die Schlagzeile »Villingen stößt das Tor zum Profifussball auf«, als ihr Vater mit einer überraschenden Frage das Ofenknistern und das Rascheln der Zeitungsblätter unterbrach. Und dabei ging es nicht um Fußball.
»Dir geht’s nit so guet Mädle, gell?«
Marie schluckte. Gleich darauf spürte sie, wie ein paar Tränen über ihre Wangen kullerten. Ihrem »Bapa« konnte sie einfach nichts vormachen.
Seine große raue Hand legte sich auf ihre und streichelte sie.
»Sei nit traurig, Mädle. Des gibt halt e’mol so Phase im Lebe. Da geht’s einem nit guet. Aber des wird schon wieder. Des musch du mir glaube. Die Mama und ich unterstütze dich immer«, sagte er, stand auf und gab seiner Tochter einen dicken Kuss auf die feuchte Wange. Dann legte er ein paar große Holzklötze in den Kachelofen nach.
Solche Momente hatte Marie in Berlin vermisst.
»Übrigens, der Berliner hät ang’rufe. Schon mehrfach«, hatte Vater Kaltenbach dann noch eine Überraschung parat und setzte sich wieder an den Frühstückstisch.
»Wer hat angerufen?«
»Ha dein Berliner G’schpusi. De Mike. Er wollt wissen, ob mir deine neue Adresse kenne. Er will dich unbedingt hier im Schwarzwald b’suche und mit dir ä paar Sache kläre, hat er g’sagt. Komisch, sonscht wollt der doch nie hierher komme …«
Ihr Vater gab sich keine große Mühe, zu verbergen, dass er Mike, ihren Ex-Freund, nicht besonders mochte. Er war einfach zu großspurig, zu großstädtisch aufgetreten. Irgendwie hatten ihre Eltern wohl immer den Eindruck gehabt, dass er die Leute auf dem Land für zurückgeblieben hielt.
Herrje … Ihr Ex fehlte Marie in dem derzeitigen Gefühlschaos gerade noch. Natürlich wusste Mike, dass sie sich in den Schwarzwald hatte versetzen lassen. Am Ende tauchte er noch bei ihr in der Dienststelle auf – oder auf dem elterlichen Hof. Aber egal, wo Mike möglicherweise erscheinen würde – Marie fürchtete sich vor dem Moment des Wiedersehens und davor, was das gefühlsmäßig in ihr auslösen könnte.
Mike war nicht nur mit Maries zwischenzeitlicher Affäre, sondern auch mit der plötzlichen Trennung alles andere als einverstanden gewesen. Aber die sich überschlagenden Ereignisse in der Hauptstadt hatten ihr letztlich geholfen, die Sache endlich durchzuziehen – obwohl die Entscheidung schon jahrelang überfällig gewesen war.
Natürlich hatte sie noch sehr an ihm gehangen. Aber er war eigen – und egoistisch. Obwohl sie schon jahrelang zusammen gewesen waren, hatte er jeglichen Gedanken an eine – wie er das nannte – »Spießerbeziehung« strikt abgelehnt. Heirat oder Kinder? Kamen für ihn nicht infrage, egal, was Maries Vorstellungen und Wünsche waren. Keine Verpflichtungen, denen man eh nicht gerecht werden würde – das war Mikes Motto. Solange es gut ging, ging es gut. Und ansonsten hielt man sich alles offen.
Marie hatte unter dieser ewigen Unsicherheit gelitten. Doch sie hatte die Entscheidung, wie es mit ihr und Mike weitergehen sollte, immer wieder hinausgezögert. Vielleicht in der Hoffnung, dass er seine allzu starre Meinung eines Tages doch noch ändern würde. Aber das war in den acht Jahren nie der Fall gewesen, es hatte sich nicht einmal angedeutet.
Mit dem Schuss in den Allerwertesten ihres Chefs hatten sich dann die privaten Ereignisse überschlagen. Plötzlich war sie zu der rationalen und nicht gefühlsmäßigen Entscheidung fähig gewesen, die sie jahrelang schon gedanklich vollzogen hatte.
Und prompt hatte sich das Blatt gewendet. Plötzlich war Mike zu Zugeständnissen bereit gewesen. Hatte ihr versichert, wie sehr er an ihr hing. Aber da war es schon zu spät gewesen. Marie hatte innerlich bereits einen Schlussstrich gezogen gehabt – sosehr der Gedanke, Mike zu verlieren, auch schmerzte.
»Du hast ihm hoffentlich nicht gesagt, dass ich vorübergehend bei euch auf dem Hof wohne?«, fragte Marie.
Sicher würde ihr Ex sich hier für ein paar Tage einquartieren wollen, wenn er vorbeikäme. Das fehlte ihr gerade noch.
»Ha nei, wie käm ich dazu? Des isch doch deine Privatsach. Außerdem hasch du uns doch g’sagt, dass mir des gege’über dem Herrn geheimhalte solle«, sagte ihr Vater und schlürfte an seiner klobigen Kaffeetasse.
Die Distanziertheit ihrer Eltern gegenüber Mike hatte sich auch daran gezeigt, dass sie – wenn Marie bei ihren Anrufen mal die Rede auf ihn brachte – vermieden, seinen Vornamen auszusprechen. Stattdessen sprachen sie immer nur von »jenem«, »dem Herrn« oder einfach von »dem Berliner«.
»Warum isch des mit euch eigentlich auseinander’gange?«, fragte ihr Vater dann aber doch nach einer kurzen Pause.
»Ach Bapa, das ist eine lange Geschichte. Ich geh mich jetzt richten, hab heute einen langen, anstrengenden Tag vor mir.«
»Jo, isch recht, Mädle. Und du weisch schon, dass die Mama und ich uns freue däte, wenn du uns mol en nette Mann vorstelle dätsch, mit dem es auf Dauer was werde kann? Der muss auch nit unsere Vorstellunge entspreche, sondern natürlich nur deine«, wurde ihr Vater gerade jetzt redselig.
»Jo, Bapa. Das weiß ich doch«, sagte Marie mit einer Spur Ungeduld in der Stimme und hatte schon den verschnörkelten Türgriff der Stube in der Hand.
»Mir machet uns halt ä bissle Sorge um dich. Mir wollet uns um Gottes wille nit in dein Privatlebe einmische«, meinte Vater Kaltenbach fast etwas verlegen.
Schon passiert, dachte sich Marie, war aber auch irgendwie gerührt, dass sich ihre Eltern so viele Gedanken um sie machten.
Und dann kam doch noch der Satz, den sich Marie schon seit einigen Jahren von ihren Eltern anhören musste: »Und du weisch schon, dass d’Mama und ich uns freue däte, wenn du uns eines Tages än Enkele heimbringe dätsch. Mir dätet dann auch jederzeit auf des aufpasse.«
Eigentlich war der Satz ein bisschen taktlos, dachte Marie. Ihr Vater hatte damit einen empfindlichen Nerv bei ihr getroffen.
Sie spürte, wie ihre Augen zu brennen begannen. Und ihr Vater, der eigentlich ein einfacher, direkter Schwarzwälder war, der nicht unbedingt über Gefühle redete, war plötzlich hoch sensibel.
Er ging auf sie zu und nahm sie in den Arm. Sie schluchzte leise.
»Isch guet, Mädle. Des wird alles gut«, sagte er dann und drückte ihr mit seinen rauen, von der Schwarzwaldsonne gegerbten Lippen einen Kuss auf die Stirn.
»Jo, Bapa«, sagte Marie und nahm die knarzenden Treppen in Richtung Einliegerwohnung.