Burren National Park, County Clare, Irland | 24. Juni | 14.22 Uhr
Für mich sind Blumenwiesen eines der größten Wunder der Natur. Im Verlauf eines Frühlings und Sommers verwandeln im Boden ruhende Samen eine für den Rest des Jahres unscheinbare, karge Fläche in ein Meer von Formen und Farben. Leider gibt es immer weniger dieser artenreichen Heuwiesen. Ihre Blumenvielfalt musste den für die Landwirtschaft lukrativeren, schnell wachsenden Gräsern weichen.
Eine der wenigen überlebenden naturbelassenen Heuwiesen im Burren National Park steht jedes Jahr auf meiner Liste und stellt auch jedes Jahr wieder eine Herausforderung dar. Das Wirrwarr von Stängeln, Blättern und Blüten in Szene zu setzen, ist immer ein langwieriger, aber aufregender Prozess, und einige Stunden umgeben von Blumen mit dem Gesumme der Bienen, Hummeln und anderer Insekten als Begleitmusik zu verbringen, ist – für mich zumindest – ein Privileg.
Um eine Blumenwiese zu fotografieren, gibt es eine Reihe von Herangehensweisen. Einerseits kann man den Weitwinkelblick wählen und die umgebende Landschaft mit einbeziehen. Hier treten die Blumen selbst allerdings in den Hintergrund und werden nur ein Teil der Landschaft. Auf der anderen Seite kann man formatfüllende Makroaufnahmen einzelner Pflanzen anfertigen. In ihnen steht die Blume offensichtlich im Mittelpunkt, allerdings fehlt der Bezug zum umgebenden Lebensraum.
In den letzten Jahren habe ich mehr und mehr versucht, einen Mittelweg zwischen diesen beiden Extremen zu beschreiten. Ich versuche, die Blume in den Mittelpunkt zu stellen, aber gleichzeitig den Lebensraum der Blume oder Blumengruppe zu zeigen. Dieses Bild ist eines der gelungeneren Beispiele dieser Versuche. Die Schwierigkeit bei dieser Art von Bildern ist es, den Hauptteil des Motivs – in diesem Falle eine Fuchssche Fingerwurz – klar abzubilden und gleichzeitig einen repräsentativen Teil der umgebenden Wiese erkennbar, aber nicht zu aufdringlich zu zeigen. Die Wahl der richtigen Blendeneinstellung und die Lage der Schärfenebene sind hier entscheidend.
Ich platzierte die Fuchssche Fingerwurz im Goldenen Schnitt, um genügend Raum für andere Blumen in der linken Bildhälfte (Blutroter Storchenschnabel) und im Hintergrund (Butterblumen, Weißklee und eine weitere Fuchssche Fingerwurz) zu lassen. Eine Blende von f/10 (die entsprechende Blendenöffnung im Kleinbildformat wäre um die f/8) gewährleistet, dass sich die Fingerwurz vom Hintergrund deutlich abhebt, die Blumen im Hintergrund aber immer noch als Blumen erkennbar sind.