26. Wer noch
Winzige Schneeflocken wehten mir ins Gesicht und legten sich wie Puderzucker auf meine Haare. Mit klammen Fingern holte ich mein Handy aus der Tasche und überlegte, wen ich anrufen sollte.
Ich könnte den Bus nehmen und ins Krankenhaus fahren. Vielleicht würde Paps aufwachen und sich daran erinnern, wer ihn mit Drogen und Alkohol abgefüllt hatte. Doch selbst wenn – das war bestimmt auch bloß ein Mittelsmann gewesen, der nicht wusste, für wen er arbeitete.
Ich könnte Siegfried Werner anrufen. Der sich an die Stirn fassen und auflegen würde, weil er meinen Vater und mich für nervlich angeschlagen hielt.
Ich könnte zum Autohaus Konrad fahren, so tun, als wollte ich einen ihrer Luxuswagen kaufen, und ihn dann anbrüllen, weil er das Leben meines Vaters auf Spiel gesetzt hatte. Für David.
Alles für David.
Für den kleinen Lennart.
Für Alisa und Sebastian und Jakob.
Für die reichen Kids, die mir auf einmal alle so arm vorkamen. Gefangen von der Angst ihrer Eltern.
Ob Herbert Konrad sich wohl einen Teil des Geldes von Merten Stendhal zurückgeholt hatte?
Sie alle verschwiegen etwas. Ich konnte niemandem trauen.
Unwillkürlich drehte ich mich um, horchte in die Finsternis hinter den akkurat geschnittenen Hecken. Wenn der Entführer so viel über das Leben dieser drei Familien wusste, musste er ganz in der Nähe sein. Vielleicht beobachtete er mich. Wartete darauf, dass ich aufgab, die Dinge ruhen ließ. Belauerte mich, um sicherzugehen, dass ich nicht zur Polizei rannte.
Wer würde noch verschwinden oder verletzt werden?
Oder sterben?
Ich starrte auf die hell erleuchteten Fenster der Zahnarztvilla und fragte mich, ob Andrea wieder jemanden informieren würde oder es sogar schon getan hatte. Ob sie sofort weitergab, dass es einen Mitwisser gab, nämlich mich, und ob Herbert Konrad mir den Entführer auf den Hals hetzen würde. War der Killer vielleicht schon unterwegs?
Kein Wunder, dass ich erschrocken herumfuhr, als ein Wagen neben mir am Bürgersteig hielt. Ein silbergrauer Audi.
Die Scheibe fuhr herunter. »Luis?«
Voller Erleichterung atmete ich aus. »Herr Werner! Mann, haben Sie mich erschreckt. Haben Sie letztes Mal nicht noch einen Fiat gefahren?«
»Der gehört meiner Frau. Ich wollte nur mal nachschauen, wie es dir geht. Also, kann ich ein paar Worte mit Frau Perlander wechseln?«
»Nein!« Hastig senkte ich die Stimme, denn seine verblüffte Miene konnte jeden Moment in Misstrauen umschlagen. »Nein, ich meine, ich wollte mir gerade ein Taxi rufen und ein paar Freunde besuchen. Vielleicht kann ich bei Ihnen mitfahren?«
Selbst wenn mich jemand beobachtete, konnte dieser Jemand nicht wissen, dass ein Kommissar von der Kriminalpolizei in diesem Auto saß, oder? Es sei denn, dass er alles wusste. Dass es nichts gab, was wir sagten oder taten, ohne dass jemand mithörte.
Mich schauderte, die Furcht ließ meine Zunge am Gaumen festkleben. »Äh, was?«
Werner hatte mich etwas gefragt, während ich mich auf den Beifahrersitz fallen ließ. Wieder fuhr ich vor Schreck zusammen. Meine Nerven waren zum Zerreißen angespannt.
»Das ist mir auch noch nicht passiert«, sagte er. »Dass ich Taxi spielen muss. Wohin möchte der junge Herr denn?«
»Zu Miko. Meinem Freund Miko.«
»Der Knirps?«
Woher wusste Werner das? Kannte er alle meine Freunde? Die Furcht schuf einen pelzigen Belag in meinem Mund. Ich versuchte zu lachen. »Genau der. Kastanienallee 17.«
»Nun denn, das Taxameter läuft.« Gut gelaunt schaltete er das Radio ein. »Also, erzähl mal. Wie läuft es bei diesem Promi-Zahnarzt und seiner Familie? Du musst nicht unter der Treppe wohnen und wirst mit Kartoffelresten gefüttert?«
»Nein, ich muss bloß die Zahnbürsten abwaschen. Andrea ist total um mich besorgt und hat heute alle meine Lehrer angerufen. Holger sehe ich kaum, eigentlich nur abends beim Essen. Dann will er wissen, ob Jakob in der Schule glänzt.«
Ich könnte es ihm sagen, dachte ich. Ihm alles erzählen. Jemand anderes muss sich darum kümmern. Gott, war ich müde.
»Und Frau Perlander, die spricht also viel?«
Schon wieder erschrak ich. Warum fragte er das? Wollte er wissen, was sie mir erzählt hatte?
Siegfried Werner kannte Miko, das hieß, er musste sich an der Schule umgehört haben, wahrscheinlich nach Davids Verschwinden. Oder hatte er vorher schon alles über uns Schüler gewusst?
Denn auf einmal war mir klar: Wer auch immer David entführt hatte, hatte nicht spontan gehandelt. David war nach dem Kuss verschwunden, nachdem Alisa Schluss gemacht hatte. Und nur deshalb hatten alle sofort an einen Selbstmord geglaubt. Niemand hatte auch nur in Erwägung gezogen, dass man ihn dazu gezwungen haben könnte, den Abschiedsbrief zu schreiben.
Nein, dieser Plan hatte so gut funktioniert, weil der See gefroren war und man die Leiche nicht gleich finden konnte. Und weil erst recht niemand nach dem lebenden David suchte. Alles begann mit dem Kuss.
Jemand hatte Jakob diese Idee in den Kopf gesetzt.
Jemand hatte gewollt, dass Alisa sich mit David überwarf.
KillingColin.
Es war jemand, der uns alle kannte, der mit unseren Gefühlen gespielt hatte, um seine Beute mit Fingerspitzengefühl aus dem Chaos herauszuklauben und dann zu verstecken. Und eine halbe Million Euro zu kassieren, während niemand David vermisste. Keine Polizei, keine Suchtrupps, keine Verdächtigungen.
Aber wer kannte David und Alisa, mich und Jakob? Was hatten wir gemeinsam? Wir waren an derselben Schule, in einer Stufe.
Konnte es einer unserer Lehrer sein?
»Luis?«, fragte Werner. »Du hörst mir gar nicht zu. Nun mach doch nicht so ein Gesicht, ich heule gleich mit. Deinem Vater geht es bestimmt bald wieder besser.«
»Wirklich?«, fragte ich mutlos, nur um überhaupt irgendetwas zu sagen.
»Ja, wirklich«, bekräftigte er. »Die Ärzte haben ihn noch nicht aufgegeben. Sein Körper kämpft. Er hat eine starke Seele, dein Vater. Er wird nicht einfach aufgeben und dich allein lassen. Glaub mir, ich kenne Steffen. Er wird wie ein Löwe darum kämpfen, aufzuwachen und gesund zu werden.«
Das war das Schönste, was er je gesagt hatte. Unwillkürlich fragte ich mich, wie lange er unsere Familie schon kannte. Was er sonst noch alles über uns wusste.
Ich wollte ihn um Hilfe bitten, aber ich brachte kein Wort heraus. Keins der Worte, die wichtig waren. Sie müssen David retten. David und seinen kleinen Bruder, Alisa und Sebastian. Und Jakob. Sie müssen uns alle retten.
»Oh, hier sind wir schon. Kastanienallee 17. Und du meldest dich, wenn du was brauchst?«
»Ja, klar. Mach ich.«
Erst als ich ausgestiegen war und die Tür zugeschlagen hatte, fiel mir auf, dass er ein Thema ausgespart hatte: meine Mutter.
Er hatte nichts dazu gesagt, ob es ihm gelungen war, sie zu erreichen.
»Lusi?«
»Danke, Luis reicht.« Ich schob mich an Miko vorbei in den vollgestopften Flur. Die Mäntel hingen mir ins Gesicht und ich stolperte über ein paar Stiefel. Nach der großflächigen Einöde des Perlander-Domizils wurde ich recht abrupt in die Lebenswirklichkeit des Durchschnittsbürgers gestoßen.
Miko hob die Augenbrauen. »Ist was passiert?«
»Das kannst du wohl sagen.« Ohne auf ihn zu warten, stapfte ich zu seinem Zimmer, wo Scarlett auf dem Bett saß und häkelte. »Oh, hi. Du bist auch da?«
»Du brauchst gar nicht so überrascht zu tun«, fuhr sie mich an. »Der Schal sieht nur zufällig wie deine Lieblingssocken aus. Außerdem kann ich häkeln, was ich will. Ich bin diejenige, die überrascht sein sollte. Was tust du hier?«
»Das Raumschiff ist wohl wieder auf der Erde«, sagte Miko. »Wie geht es denn Jacke, Ilasa und dem ganzen Rest? Hast du Grüße vom Mars mitgebracht?«
Ich ließ mich neben Scarlett fallen und wurde plötzlich unendlich wütend. »Hört endlich auf! Das ist nicht mehr witzig, es geht schließlich um Leben und Tod!«
Sie warfen einander seltsame Blicke zu. Natürlich, sie wussten ja von nichts. Ich hatte Miko nur kurz einige Brocken zugeworfen, mit denen er sicher nichts hatte anfangen können.
»David ...«, fing ich an und wusste nicht weiter. Dann sagte ich: »David wurde entführt. Jemand muss dahinterstecken, den wir kennen, jemand von der Schule. Oder er hat Helfer an der Schule. Wer hat uns im Mädchenklo gefilmt? Oh Gott, wenn ich doch bloß nachgesehen hätte, ob in den Kabinen jemand war! Dann wüsste ich jetzt, wer dahintersteckt.«
»Ich glaub, er meint es ernst«, sagte Scarlett leise.
Miko schluckte. »Schon mal dran gedacht, zur Polizei zu gehen?«
»Ich bin mit der Polizei hergekommen! Und die ganze Zeit hab ich mich gefragt, ob Herr Werner mit drinsteckt. Ich kann überhaupt niemandem mehr vertrauen, versteht ihr? Jeder könnte beteiligt sein, jeder könnte dem Entführer alles über uns erzählt haben!«
»Und wir?«, fragte Scarlett. »Wir doch auch.«
Ich schüttelte ungeduldig den Kopf. »Ihr doch nicht. Oder ist einer von euch KillingColin?«
»Colin?«, fragte Miko.
»Nicol?«, fragte Scarlett.
»Was? Was hast du gesagt? Nicole?«
Ȁh, ich hab gar nichts gesagt. Colin
ist ein Anagramm von Nicole
, bloß ohne e, das bleibt übrig, daher ist es eigentlich kein richtiges ...«
»Nicole«, sagte ich.
Ich war so lange still, bis Miko und Scarlett einander betreten ansahen.
»Äh, was ist mit Nicole?«, fragte Scarlett.
»Sie ist Alisas beste Freundin. Warum bin ich nicht selbst darauf gekommen! Wo wohnt sie?«
Miko kramte schon in seinem Regal, das beinahe überquoll vor Zeug. Vielleicht klebte er seine Bücher mit Gummibärchen fest, damit sie nicht herausfielen. »In Erdkunde bin ich in ihrem Kurs, ich müsste eine Adressenliste haben.«
Das Blatt war fleckig und zerknittert, aber noch lesbar.
»Das ist sie. Nicole Brinkmeyer. Sie wohnt zwei Straßen weiter.«
Ich sprang auf. »Ich muss sofort zu ihr!«
»Willst du nicht wenigstens jetzt die Polizei rufen?«, fragte Scarlett.
»Und wenn ich mich irre? Und der Entführer mitkriegt, dass jemand alles verraten hat? Nein, danke. Mit Nicole werde ich schon noch fertig.«
»Ich kann dich hinbringen.« Miko warf Scarlett einen zögernden Blick zu. »Du kannst ruhig hierbleiben und weiterstricken.«
»Das könnte dir so passen.« Scarlett stopfte Haken und Wolle in ihren quietschgelben Shopper. »Diese Tussi falte ich zusammen, darauf kannst du wetten. Wenn die was weiß, dann spuckt sie es aus.«
Ich machte nicht einmal den Versuch, es ihr auszureden. Wenn Nicole KillingColin war, würden wir es bald wissen.
Im Gegensatz zu ihren wohlhabenderen Freunden wohnte Nicole in einem schlichten Reihenhaus. Fahrräder standen dicht an dicht im Hof, sodass wir Slalom laufen mussten, um die Haustür zu erreichen.
»Der Name steht jedenfalls dran«, sagte Miko. »Brinkmeyer. Wir sind richtig.« Scarlett und Miko hatten sich links und rechts von mir aufgebaut. Er drückte auf die Türklingel.
Ein Mädchen von etwa zwölf Jahren öffnete. »Ja? Hallo?«
»Ist Nicole da?«, fragte ich.
Ich hatte mir noch gar nicht überlegt, was wir tun sollten, falls sie nicht zu Hause war. Wenn sie von unserem Überraschungsbesuch erfuhr, würde sie sofort an den Entführer weitergeben, dass wir ihren Part in dem Spiel herausgefunden hatten? Was würde dann mit David geschehen?
»Nico-holl!«, rief das Mädchen. Sie hatte dieselben glatten blonden Haare wie ihre Schwester.
»Wer ist denn da?« Gleich darauf erschien Nicole. Sie war gerade dabei, sich Locken einzudrehen, die Hälfte ihres Kopfes war mit Wicklern belegt, was irgendwie grotesk aussah, vor allem, wenn man sich KillingColin nannte. »Was wollt ihr denn hier? Ich hab zu tun.« Sie fixierte mich giftig.
»Das willst du nicht hier im Flur besprechen«, sagte ich. »Glaub mir.«
Nicole zögerte.
»Was wollen die denn?«, rief ihre kleine Schwester aus dem Wohnzimmer.
»Na schön. Aber ich hab echt nicht lange Zeit, ich bin am Lernen, für Latein morgen.«
»Das sieht man«, sagte Scarlett freundlich.
Nicole führte uns zu ihrem Zimmer und setzte sich vor den großen Spiegel, vor dem sie sich offenbar gerade die Haare gemacht hatte. »Was ist denn?«
»Sag du es uns ... KillingColin.«
Entsetzt starrte sie mich an.
»Colin, Nicole«, sagte Miko. »Ganz schön blöd.«
»Du hast Jakob dazu angestiftet«, sagte ich. »Zu diesem bescheuerten Kuss-Plan. Wir hätten gerne gewusst, wieso. Mann, Alisa ist deine beste Freundin. Wie kommst du dazu, bei einer Entführung mitzuhelfen?«
»Was?« Sie ließ die Haarbürste wieder sinken.
»Entführung? Wovon redet ihr bitte? David ist tot, und Alisa will nichts mehr von mir wissen, sondern hängt nur noch mit dir ab. Das ist alles überhaupt nicht lustig.«
»Du hast Jakob gesagt, dass David in jemand anderes verliebt wäre«, sagte ich. »Woher wusstest du das? Wie bist du überhaupt auf diesen Plan gekommen?«
Ich hatte halb damit gerechnet, einer eiskalten Intrigantin gegenüberzustehen. Aber Nicoles Hände zitterten, während sie nach dem nächsten Lockenwickler griff.
»Kann ich mal kurz allein mit dir reden?«, fragte sie.
Scarlett schüttelte wild den Kopf. »Wir lassen Luis doch nicht mit dir allein. Nachher rammst du ihm noch deine Haarnadeln in den Hals.«
»Kommt, Leute.« Nicole klang traurig und erschöpft.
Ich nickte meinen Freunden auffordernd zu.
»Na schön«, sagte Scarlett. »Dann gehen wir mal und spielen mit deiner kleinen Schwester.« Miko trottete hinterher.
Wir waren eine Weile allein, bevor Nicole zu sprechen begann. Abwesend spielte sie mit ihren Lockenwicklern. »Das ist furchtbar gelaufen. Ich wollte nicht, dass es so kommt, ehrlich. Dass David sich umbringt. Ich dachte, er braucht nur einen Grund, um sich von Alisa zu trennen. Ich dachte ...« Ihre Unterlippe bebte.
Und auf einmal verstand ich. »Du hast geglaubt, er wäre in dich verliebt?«
»Ich mochte ihn schon immer«, sagte sie leise und wischte sich über die Augen. »Wir haben uns manchmal so toll unterhalten. Er war so unglaublich süß. Ich dachte, er würde mich küssen und begreifen, dass da mehr zwischen uns ist. Warum ist er zu dir gegangen? David ist nicht schwul! Ich versteh’s nicht. Ich versteh’s echt nicht.«
Die ganze Zeit hatte ich geglaubt, dass sie mich wegen Alisa hasste. Weil ich Alisas Gesundheit gefährdet hatte, weil ich der Grund war, warum die beiden sich getrennt hatten. Dabei war sie einfach nur eifersüchtig gewesen – auf mich. Auf den Kuss.
»Du hast uns gefilmt«, sagte ich.
»Nein, hab ich nicht. Mann, glaubst du wirklich, ich hätte das an die ganze Schule geschickt? Ich war in David verliebt. Ich wollte ihn nicht reinlegen oder bloßstellen. Ich wollte doch nur ... ihn.«
War es wirklich nur ein Zufall gewesen, dass uns jemand gefilmt hatte – ein Mädchen, das zufällig in einer der Kabinen gewesen war? Und der Entführer hatte einfach bloß die Situation ausgenutzt? Die Suche nach KillingColin hatte sich als Sackgasse erwiesen.
»Du dachtest, er würde zu dir gehen, wenn sie sich trennen.« Auf einmal erfasste mich tiefes Mitleid mit ihr. Ich hatte mich schuldig gefühlt, aber wie mochte es ihr erst ergangen sein?
»Das hat er doch gesagt«, flüsterte sie.
»Was? Das hat David dir versprochen?« Ich dachte an den Kuss im Schnee, an seine glühende Freude. Und dabei war er in Nicole verliebt gewesen? Das konnte nicht sein.
»Nein, nicht David«, meinte sie, »David hat nie was gesagt. Ich hab nur gehofft ...«
Aber ich bohrte sofort nach. »Wer hat dir das denn gesagt?«
»Ich hab geschworen, dass ich ihn da raushalte. Er verrät keinem, dass ich David in den Tod getrieben habe, und ich sage keinem, dass es seine Idee war.«
Ein Beben lief durch meinen Körper. Ich war so nah dran. Nicole war nur benutzt worden. Jemand hatte bemerkt, dass sie in David verliebt war, jemand hatte ihr einen Plan unterbreitet, dem sie unmöglich widerstehen konnte – im Glauben, dass David ihre Gefühle erwiderte.
»David ist nicht tot«, sagte ich. »Er wurde entführt. Nur dass niemand nach ihm gesucht hat, weil alles so gut zusammengepasst hat, der Kuss und der Streit zwischen David und Alisa. Er hat sich nicht umgebracht, hörst du!« Ich griff nach ihren Händen, die schlaff und weich in meinen lagen. »Nicole, ich glaube, dass er noch lebt! Und dass der Entführer den Zeitpunkt ein bisschen zu gut gewählt hat. Wir müssen ihm auf die Spur kommen, bevor es zu spät ist! Sag mir, wer dich auf die Idee gebracht hat!«
Ihr Gesicht war tränennass. Dunkle Spuren liefen über ihre Wangen, ihr verschmiertes Make-up verwandelte ihre Schönheit in eine Maske.
»Sebastian«, sagte sie. »Das war Sebastian.«