25.
Es war gegen Ende der Sommerferien, und Coralie stand in der Werkstatt und fachsimpelte mit Matze, dem besten Freund ihres Vaters, über die Vorzüge von Retro-Lackfarben, während René im Schacht unter einem Mercedes 190 SL stand und gerade fluchend eine Aufstellung von schlampigen Reparaturen und Restaurierungen erstellte, die bei Re-Importen keine Seltenheit waren.
»Du willst aber jetzt nichts mit Autos machen, ne?«, fragte Matze, dessen Weltbild außerhalb von Werkstätten eigentlich normal war. Er hatte nichts gegen Frauen. Auch nichts gegen Frauen an und in Kraftfahrzeugen. Solange sie auf dem Beifahrersitz saßen.
»Ach, eigentlich habe ich nur drüber nachgedacht, Rennwagen für Frauen zu konstruieren. Da fehlt der Spiegel fürs Make-up.«
»Rennwagen«, wiederholte Matze. »Für Frauen.«
Renés ölverschmiertes Gesicht tauchte kurz hinter den Vorderrädern auf. Er warf Coralie einen scharfen Blick zu und verschwand wieder.
Dass das Thema Ballett im Moment kein Thema war, hatten ihre Eltern verstanden. Coralie befand sich in einer mittleren Sinnkrise. Ihr ganzes Streben und Denken hatte sich auf London gerichtet. Natürlich würde sie das Tanzen nie aufgeben. Aber eine Bühnenkarriere? Dazu gehörte mehr als ein Traum. Es war eine schillernde Seifenblase gewesen, die vor ihren Augen zerplatzt war. Was kam stattdessen?
Sie nahm einen Lappen und fuhr damit über den Kotflügel des Wagens. So ein schönes Auto. Warum wurden solche Karosserien nicht mehr gebaut? Alles musste nützlich sein. Aerodynamisch. Bullig. Familienfreundlich. Ökonomisch.
»Wie kommste denn darauf?«, fragte Matze, der den absurden Gedankengang hin- und hergewälzt und schließlich abgeschlossen hatte.
»Neulich auf dem Lausitz-Ring ist mir aufgefallen, wie wenig Frauen Rennen fahren. Und in den Boxen kommen sie so gut wie gar nicht vor. Dabei sind wir technisch so was von im Kommen.«
Im Schacht schepperte ein Schraubenschlüssel zu Boden. René stieg die Stufen hoch und schnappte sich den Lappen aus Coralies Händen.
»Du warst auf dem Lausitz-Ring?«
Mist, dachte Coralie. Sie hatte sich verplappert. Ihr absoluter Reinfall sollte eigentlich ihr Geheimnis bleiben.
»Warum? Immer hast du gesagt, Autorennen wäre was für Schwachmaten.«
»Stimmt ja auch.«
»Was ist das dann für ein Mist mit Make-up-Spiegeln in Rennwagen?«
Coralie verdrehte die Augen. »Das war ein Witz.«
»Solche Witze kenne ich aber gar nicht von dir. Und was soll dieses plötzliche technische Interesse?«
»Hast du was dagegen?«
Verwirrt griff ihr Vater nach der Polierpaste und drückte einen viel zu großen Streifen auf den Lappen. »Nein. Gar nicht. All die Jahre habe ich gehofft, du hättest wenigstens ein bisschen Interesse von mir geerbt. Aber jedes Mal, wenn ich davon anfing, hieß es: Das interessiert mich nicht.«
»Vielleicht lag es daran, dass ich diesen alten Rennfahrergeschichten irgendwie nicht getraut habe.«
»Wie meinst du das?«
Matze räusperte sich. »Also ich geh dann mal.« Draußen vor dem Tor tönte eine Hupe. »Ich glaube, ihr kriegt Kundschaft.«
»Von mir aus«, knurrte Renée. »Wie, nicht getraut?«
Coralie seufzte. »Ich hatte all die Jahre das Gefühl, die Autos waren daran schuld, dass es uns so schlecht gegangen ist. Deshalb wollte ich auch partout nichts mit ihnen zu tun haben. Aber dann, als ich zum ersten Mal überhaupt bei einem Rennen war … Also, eigentlich habe ich das Rennen gar nicht mitbekommen. Aber das Brüllen der Motoren und dieses Vibrieren im Bauch, wenn sie an dir vorüberfahren. Es ist was fast Elektrisches in der Luft. Es riecht nach Öl und Diesel, und alle suchen nach der Perfektion, alles wollen es, das eine, das ganz große Rennen.«
René legte den Lappen weg und breitete die Arme aus. »Meine Tochter.«
»Ach, Paps!« Coralie schmiegte sich an ihn. »Ich weiß im Moment gar nichts. Nur, dass ich Autos liebe. Alte Autos. Neue Autos. Und dass ich mir das nie eingestanden habe. Vielleicht will ich eins bauen. Das ultimative Rennauto für Gewinnerinnen. Was würdest du davon halten?«
»Und wenn es Seifenkisten wären – die Hauptsache ist, du hast mir diesen Schritt damals verziehen.«
Sie gab ihm einen Knuff. »Schon längst.«
Er ließ sie los. »Trotzdem. Raus mit der Sprache. Wer hat es geschafft, dich an den Ring zu bringen?«
Draußen hupte es wieder.
»Unwichtig. Guck lieber nach, wer da wartet.«
Matze kam zurück. Schwer atmend, mit hochrotem Kopf. »Ihr glaubt es nicht«, stammelte er. »Ihr glaubt es nicht!«
»Was denn?«, fragten René und Coralie wie aus einem Mund.
»Draußen steht … draußen steht …«
»Wer?«
»Thomas Rumer.«
Er saß in der Mitte des Hofes in seinem Rollstuhl wie ein König, dem man seinen Thron eine Nummer zu klein geliefert hatte. In der Einfahrt stand Astas Jaguar. Und daneben stand Asta und ihr zur Seite wartete – David.
Coralies Herz setzte aus. »Was macht ihr denn hier?«
Asta lächelte und stakste auf viel zu hohen Absätzen über den Hof auf sie zu. »Coralie! Meine Kleine! – Und Herr Mansur. So schnell sehen wir uns wieder. Ich habe Besuch mitgebracht. David, sag Herrn Mansur Guten Tag.«
»Guten Tag«, knurrte David.
»Und du, Tom, könntest auch ein wenig höflicher sein.«
Rumer betrachtete den abblätternden Putz, als hätte er ein expressionistisches Meisterwerk vor sich.
René sah von einem zum anderen. »Macht, dass ihr vom Hof kommt. Alle.« Damit drehte er sich um und verschwand wieder in der Werkstatt.
»Prima.« David öffnete die Beifahrertür, was ihm nur mit Mühe und einem Tritt gegen den Kotflügel gelang. »Ich hab ja gesagt, das ist ein Schuss in den Ofen. Wir fahren.«
»Nein«, sagte Rumer. »Wir fahren nicht.« Er rollte auf Coralie zu. »Ich muss mit Ihrem Vater etwas klären. Könnten Sie ihn dazu bringen, noch einmal zu uns herauszukommen? Ich fürchte, mein Rollstuhl ist den Herausforderungen Ihrer Werkstatt nicht gewachsen.«
Überall standen Kanister, lagen Wagenheber, lümmelten sich halb offene Werkzeugkästen. Coralie spähte ins Halbdunkel. Ihr Vater war wohl schon wieder im Schacht.
»Was wollen Sie denn klären? Ob Sie damals die Hand Gottes oder die meines Vaters gesehen haben? Die Frage kann ich Ihnen beantworten.«
»Das können Sie nicht, junge Dame, denn Sie waren nicht dabei. – René? Sei ein Mann und komm raus aus deinem Loch!«
»Verschwinde!«, kam es aus dem Dunkel der Unterwelt zurück.
Matze hatte es sich auf dem Beifahrersitz des Mercedes bequem gemacht. In der Hofeinfahrt standen schon wieder die Plagen aus dem dritten Stock und tuschelten. Thomas Rumer in einem Neuköllner Hinterhof – das würde schneller die Runde machen, als ein Fußball über die Mauer flog.
»Sei ein Mann und rede mit mir!«, brüllte Rumer.
»Da gibt es nichts zu reden! Und wenn du noch weiter hier den Dicken machst, vergesse ich alles, was politisch korrekt sein sollte!«
»Was denn?«, höhnte Rumer. »Rollstuhlfahrer schlägt man nicht? Nur zu! Nur zu!« Rumer ballte die Fäuste.
Entsetzt sah Coralie zu Asta und David. »Nun macht doch was!«
Asta eilte auf Rumer zu. »Thomas! Herr Mansur! Wollen Sie denn nicht die Gelegenheit zu einem zivilisierten Gespäch nutzen?«
»Nein!«, brüllten beide gleichzeitig.
Rumer schob seinen Rollstuhl so weit in die Werkstatt, wie es ging. »Ich bin hier, weil ich dir was sagen wollte, du Esel!«
»Was?« Wütendes Gehämmere klang aus dem Bauch des Mercedes. Matze sprang auf und begann, hektisch die herumliegenden Werkzeuge aus dem Weg zu räumen. Es war nicht ganz klar, ob er sie als Hindernisse oder als potentielle Waffen beseitigte.
Rumer rollte noch näher an den Schacht. »Du hast damals etwas Großes getan«, sagte er in normaler Lautstärke. »Ich weiß nicht mehr, wen ich gesehen habe. Erinnerst du dich?«
René tauchte kurz auf. »Ich habe keine Ahnung, was du meinst.«
»Ich habe ausgesagt, dass ich geglaubt habe, dich gesehen zu haben. Da wusste ich noch nicht, dass du auf einer anderen Position warst. Herrgott! Ich lag im Krankenhaus! Gerade hatten mir die Ärzte eröffnet, wie mein weiteres Leben aussehen würde. Denkst du, ich habe mich da um die Boxenaufstellung gekümmert?«
»Hättest du aber, bevor du das Leben anderer Leute mutwillig zerstörst!«
»Die Versicherung wollte wissen, wie es zu dem Unfall gekommen ist.«
»Durch deine eigene Schuld.«
Plötzlich war es still. Alle sahen sich betreten an. Langsam rollte der Schraubenzieher, den Matze eben auf die Werkbank gelegt hatte, wieder herunter und fiel auf den Boden. Das Geräusch war beinahe ohrenbetäubend. Mit hochrotem Kopf hob Matze ihn auf.
»Was denkst du, was mir all die Jahre in den Sinn kam, wenn ich mich gefragt habe, was mich in dieses gottverdammte Ding gebracht hat?«, fragte Rumer.
Alle schwiegen.
»Es war meine Schuld. Und dann hast du sie auf dich genommen, um mir zu helfen. Ich habe dein Opfer angenommen und mich nie bedankt. Warum nicht? Weil ich diese Version der Wahrheit irgendwann selbst geglaubt habe, um dieses Ding, dieses Leben erträglicher zu machen? Deine Tochter!«
Coralie zuckte zusammen, als Rumer auf sie zeigte.
»Deine Tochter hat mir erzählt, wie es euch danach ergangen ist. Ihr habt die Last eines anderen getragen. Weil …«
Rumer brach ab. René stieg aus dem Schacht. Langsam, in wiegenden Schritten, als ob er während dem Gehen noch seine Gedanken sortieren müsste, kam er Rumer näher. Der sah ihn beinahe ängstlich an.
»Weil du sie nicht mehr tragen konntest«, ergänzte René den Satz. »Es ist gut. Lass uns nicht mehr darüber reden.«
David hatte bis jetzt im Eingang zur Werkstatt gestanden. Nun trat er auf seinen Vater zu und bezog hinter dem Rollstuhl Stellung.
»Ich möchte Ihnen ein Angebot machen. Mein Vater und ich haben das gemeinsam entschieden und zur Bedingung für meinen Einstieg gemacht. Ich will Sie in meinem Team.«
»Welches Team?«, fragte René.
»Das Team Chesnut. Ich habe den Platz für ein Jahr. Aber ich werde alles dafür tun, dass ich nach diesem Jahr in die Formel 1 durchstarte. Und ich will, dass Sie an meiner Seite sind. Mein Vater hat mir erzählt, dass Sie der Beste waren. Und deshalb …«
»Nein.« René schüttelte den Kopf. »Das Angebot ehrt Sie, junger Mann. Aber ich bin zu alt und zu lange aus dem Geschäft.«
David senkte den Kopf. Coralie spürte, wie ihre Wut auf ihn verschwand und etwas anderem Platz machte – einem ziehenden Schmerz im Bauch. Da war er wieder, der andere David. Der, der für seine Ziele einstand, darum kämpfte – und auch Niederlagen in Kauf nahm.
»Nun, dann haben wir hier nichts mehr verloren«, sagte Rumer.
Er wendete seinen Rollstuhl – und stand direkt vor Asta. Sie baute sich so drohend vor ihm auf, dass sie in diesem Moment mindestens um zwanzig Zentimeter gewachsen war.
»Seid ihr beide von allen guten Geistern verlassen?« Ihre Stimme klang, als stünde sie in einem griechischen Amphitheater. Die Schauspielerin in ihr zog alle Register. »So viele Jahre, so viel Leid. Kann es denn kein Ende geben? Kein Verzeihen? Ihr wart doch mal Freunde! Der eine hat gehandelt wie ein Ehrenmann. Der andere wie ein Schwerkranker, der gerade dem Tod von der Schippe gesprungen ist. Herr Mansur – wie hätte Thomas reagieren sollen? Ihre Aussage, Ihre eidesstattliche Versicherung anfechten?«
»Er wusste, dass ich es nicht war!«
»Woher denn? Sie haben es doch beeidet! Um ihm zu helfen, ich weiß. Aber warum tragen Sie ihm nach, dass er diese Hilfe angenommen hat?«
»Weil er sich danach kein einziges Mal gemeldet hat. Weil wir fast vor die Hunde gegangen sind und es ihn nicht interessiert hat!«
»Ich glaubte, du warst es!«, schrie Rumer. Und mit einem Mal glänzten seine Augen feucht. »Wie konnte ich dem Mann die Hand reichen, der mir meine Beine genommen hat? Erst jetzt, erst in diesen Tagen habe ich die Wahrheit erfahren. Was willst du denn noch? Was? Soll ich mich vor dir auf den Boden werfen?«
René starrte Rumer an. Er wollte etwas sagen, aber es kam nichts raus aus seiner Kehle. Er sah zu Coralie und die nickte ihm kaum wahrnehmbar zu.
René räusperte sich. »Lass mal. Aber du könntest ein Bier aus dem Kühlschrank holen.«
»Ein … Bier?«, fragte Rumer.
»Da hinten. Ich bin dann mal unten.«
René verschwand in seinem Schacht. Matze sprang auf und öffnete dienstbeflissen die Kühlschranktür. Rumer rollte zu ihm und holte zwei Flaschen heraus. Dann sah er zur Werkstatttür. Dort standen Asta, David, Coralie und – gerade dazugehechtet – Matze.
»Ähm … Wir gehen mal an die frische Luft«, sagte Coralie.
»Ja«, ergänzte Matze. »Is so heiß hier.«
»Und dieser Benzingeruch!« Asta hielt sich theatralisch ein Taschentuch vor die Nase.
David nickte seinem Vater zu. Und dann folgte auch er den anderen.
Auf der Straße standen mindestens zweihundert Menschen. Sie reckten die Hälse, um einen Blick in den Hof zu erhaschen. Sämtliche Fenster der Nachbarschaft waren geöffnet, Leute hingen über den Fensterbrettern und wurden aufmerksam, als die kleine Truppe die Werkstatt verließ.
»David!«, brüllte einer. »Das ist David Rumer! Der Neue im Team Chesnut!«
Alle jubelten und klatschten Beifall.
»Wo ist dein Vater?«, schrie ein anderer.
»Da ist er! Thomas Rumer!«
Sämtliche Kids der Nachbarschaft stürmten wie auf Kommando los. »Ein Autogramm!«
»He! Raus hier!«, schrie Coralie, aber es war nichts zu machen. Schließlich brachte sie Asta und David in Sicherheit, indem sie ins Haus lief und die Tür abschloss.
»Erster Stock«, keuchte sie und drehte sich noch mal um, weil irgendjemand mit den Fäusten an die Tür hämmerte. »Aufhören! Seid ihr verrückt geworden?«
Als sie sich wieder umwandte, stand David direkt vor ihr. Sie hörte, wie Asta die letzten Treppenstufen zur Wohnung hochstieg und Marion ihr die Tür öffnete.
»Coralie? Kommst du?«, rief ihre Mutter.
»Gleich!«
Im Halbdunkel sah er noch besser aus. Irgendwie verwegen. Die Haare fielen ihm widerspenstig ins Gesicht, und der Blick, mit dem er sie ansah, verursachte eine Gänsehaut. Eine kribbelige, wohlige, trotzdem spanungsgeladene Gänsehaut.
»Eure Fans«, murmelte sie.
Er nickte. »Mein Vater wird Zustände kriegen. So was hat er seit Langem nicht mehr erlebt. Die Leute haben ihn nicht vergessen. Unglaublich.«
»Ja.«
Sie schwiegen. Vorsichtig tastete Coralie nach dem Lichtschalter, aber David hielt ihre Hand fest. »Nicht«, flüsterte er.
Und dann küsste er sie. Es war ein noch schönerer Kuss als damals auf der Filmpremiere. Es war so viel Verheißung darin. So viel Versprechen. So viel Gefühl. Fast … Liebe. Fast zu schön, um wahr zu sein.
Sie wollte ihn wegschieben, aber er ließ es nicht zu. Nur mit dem Küssen hörte er auf.
»Ich bin kein Jemand«, flüsterte sie.
Verwirrt sah er sie an. »Nicht? Was dann?«
»Du hast gesagt, du willst jemanden wie mich.«
»Ja.«
»Ja was?«
»Oh du meine Güte.« Er ließ sie los. »Du bist unglaublich kompliziert. Hat dir das schon mal einer gesagt? Was soll ich denn machen? Seid ihr Mansurs alle so?«
»Ich bin kein Jemand! Ich bin ich!«
Er nickte. »Völlig klar. Aber was willst du mir damit sagen?«
»Dass …« Oh Hilfe. Musste man den Jungen heutzutage ihre Liebeserklärungen diktieren wie eine Deutscharbeit? »Wenn du jemanden willst wie mich, dann such dir jemanden, der so ist wie ich. Aber nicht mich, weil: Ich kein Jemand bin!«
»Ich versteh dich nicht«, stöhnte er und küsste sie. Noch länger. Noch schöner. Irgendein anderer dämlicher Jemand machte das Treppenlicht an.
»Coralie?«
Sie fuhren auseinander. »Ja! Ich komme! Gleich!«
»Also«, sagte David. »Noch mal von vorne. Wenn ich jemanden will wie dich, kriege ich dich nicht, weil du nicht dieser Jemand bist. Wie kriege ich dich dann?«
»Willst du mich?«
»Ja.«
»Dann sag es doch.«
»Das … verdammt noch mal! Das tue ich seit Wochen!«
»Tust du nicht!«
Er zog sie an sich. »Okay. Machen wir es ein wenig old fashioned. Coralie, als ich dich zum ersten Mal mit deinem Zeitungswagen um die Ecke pesen sah und dein erstes Wort an mich …«
»Du hast gewusst, dass ich die Zeitungen austrage?«
»Ja. Und ich war gespannt, wie lange du gebraucht hättest, um es mir zu sagen.«
»Aber – hallo! Das tue ich auch seit Wochen!«
Er lächelte. Im trüben Treppenlicht glitzerten seine Augen wie Diamanten und sein Lächeln war voll wilder Zärtlichkeit. »Vielleicht sollten wir aufhören zu reden.«
»Gute Idee«, flüsterte Coralie.
Und das taten sie. Zumindest so lange, bis Matze an die Tür bollerte und erklärte, der Krieg zwischen den Mansurs und den Rumers sei beigelegt, die beiden wären mittlerweile beim dritten Bier angelangt und er hätte jetzt auch gerne eines, denn das in der Werkstatt wäre alle.