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6.

Es klopfte. Laut. Lauter. Coralie zog sich das Kissen über den Kopf, aber irgendein Wahnsinniger zerrte es weg. Sie blinzelte. Die Morgensonne leuchtete, aber das war auch das Einzige. Das Gesicht ihrer Mutter war finster wie die Nacht.

»Es ist halb sechs!«

»Was?« Coralies Augen waren verschwollen, sie fühlte sich, als lägen schätzungsweise drei Tonnen Zeitungen auf ihr.

»Du müsstest schon längst unterwegs sein. Du hast verschlafen! Hast du den Wecker nicht gestellt?«

»Oh nein!«

Coralie sprang auf, rannte ins Bad und räumte in ihrer Hast gleich noch das halbe Waschbecken ab. Bürsten, Zahnpasta und Becher landeten mit ohrenbetäubendem Scheppern auf der Keramik.

»Was ist denn hier los?«

Renés unrasiertes Gesicht tauchte hinter ihr im Spiegel auf. Coralie fuhr herum.

»Kannst du mich fahren? Bitte, bitte! Die schmeißen mich raus, wenn ich …«

Sie brach ab. Gerade war ihr eingefallen, dass wahrscheinlich ohnehin alles sinnlos war. Für was brauchte sie noch den Job, wenn sie London knicken konnte?

»Kommt nicht infrage. Ich muss heute den Ferrari abliefern. Die wollen ihn noch vor acht in der Garage haben.« René angelte an ihr vorbei nach seinem Rasierpinsel im Regal. »Ich hab’s ja gleich gesagt, das hältst du nicht durch.«

Wie Coralie Sätze liebte, die mit »Ich hab’s ja gleich gesagt …« anfingen und am besten mit »… aber auf mich hört ja keiner« endeten.

»Schon gut. Ist sowieso nicht mehr wichtig.«

Sie lief zurück in ihr Zimmer und ließ sich ins Bett fallen. Aber ihre Ruhe hatte sie damit nicht.

Wenig später erschien ihr Vater, fertig im Blaumann, an der Tür. »Was ist nicht mehr wichtig?«

»Nichts.« Sie warf sich auf die andere Seite und drehte ihm den Rücken zu.

»Du meinst deinen Job? Du hast ihn für vier Wochen angenommen. Leute verlassen sich auf dich. Sie sitzen jetzt alle am Frühstückstisch und haben keine Zeitung.«

Na und? Geht davon die Welt unter? »Ich höre auf.«

»Weil du einmal verschlafen hast?«

»Weil es keinen Sinn mehr hat! Ich brauche das Geld nicht.«

Ihr Vater kam ins Zimmer, zog die Tür hinter sich zu und setzte sich neben sie aufs Bett. Sie konnte sein Rasierwasser riechen – Moos und Holz und ein Hauch Benzin, ein Duft, den sie seit ihrer frühen Kindheit kannte und der bei ihr das Gefühl von Geborgenheit auslöste.

»Du brauchst es für London, hast du gesagt. Und abgesehen davon: Wenn man eine Verpflichtung eingeht, muss man sie auch einhalten.«

»Sie schmeißen mich eh raus. Das haben sie mir gleich am Anfang gesagt. Einmal nicht pünktlich und der Job ist gelaufen.«

»Das werden sie allen Schülern sagen, die sie als Aushilfe einstellen. Schon zur Abschreckung. Aber jeder kommt mal zu spät. Auch unsere Zeitung liegt nicht jeden Tag pünktlich im Briefkasten. Also los jetzt.«

»Hörst du mir nicht zu? Ich brauche das Geld nicht mehr. London ist gelaufen!«

René stand auf und ging zur Tür. »Kann ja sein, dass das Leben ein Versprechen an dich nicht gehalten hat. Aber das ist kein Grund, dass du es ihm mit gleicher Münze heimzahlst. In drei Minuten bist du fertig. Wohin soll’s gehen?«

Um kurz nach sechs erreichten sie den S-Bahnhof Grunewald. Coralies Zeitungsbündel lagen immer noch neben der Laterne. Weit und breit war niemand zu sehen. Auch kein wütender Schichtleiter, der sie einen Kopf kürzer machen wollte.

»Glück gehabt«, murmelte sie und drückte ihrem Vater einen Kuss auf die Wange. Aus dem Bahnhof kamen ein Dutzend verschlafene Frühaufsteher und ein falsch gespieltes »Dieser Weg wird kein leichter sein …« Wie passend. »Danke.«

»Es ist nicht das Ende der Welt. Nur eine neue Herausforderung«, sagte René.

Im Auto hatte sie ihm die ganze Geschichte erzählt. Doch so hoffnungslos, wie sie geglaubt hatte, war die Situation für ihn wohl nicht.

»Du musst einfach mal um was kämpfen«, hatte er gesagt.

Einfach mal. Coralie hatte das Gefühl, ihr ganzes Leben um Dinge gekämpft zu haben. Den Ballettunterricht. Ihr eigenes Zimmer. Das erste und einzige Date, dass sie jemals im Leben gehabt hatte und das grandios in die Hose …

»Hoppla!«

Sie war so in Gedanken zu ihrem Unterstand geeilt, dass sie die hochgewachsene Gestalt einfach übersehen hatte. Ihr Herzschlag setzte aus, als sie erst die Stimme und dann David erkannte. David. Mal zu Fuß und ohne Auto.

»Schon wieder so früh auf den Beinen?«, fragte er. Sein spöttisches Lächeln trug er wohl mit sich herum wie andere ihr Smartphone. Er hatte es jedes Mal im Gesicht, wenn sie ihn sah.

»Die … ähm … Zeitungen«, sagte sie. »Spät dran.«

Oh meine Güte, war das peinlich. Wie konnte das sein, dass sie in seiner Gegenwart das Sprechen verlernte? Aber er achtete gar nicht auf ihr Gestammel. Oder hörte nur mit halbem Ohr zu.

»Habt ihr auch keine gekriegt? Mein Dad wird wahnsinnig, wenn er sie nicht gleich morgens auf dem Tisch hat.« David hatte sich ein Zeitungsexemplar unter den Arm geklemmt. »Ein Glück, dass der Kiosk im Bahnhof schon aufhat. Da werden einige Leute heute ziemlich sauer sein. – Ist das eurer?«

»Was?«

Der Ferrari bog gerade um die Ecke. René winkte ihr zum Abschied durch das offene Fenster zu. Coralie hob den Arm zu einer schwachen Bewegung, ließ ihn aber gleich wieder sinken.

»Also, eigentlich …«

»Tolles Teil. Ein Nachbar von uns hat fast den gleichen. Hätte schwören können … egal. Also. Ja dann …«

Auch ihm schien der Gesprächsstoff auszugehen und das war noch peinlicher. Coralie deutet auf den Zeitungsstapel neben der Laterne, der nicht kleiner werden würde, wenn sie sich noch länger von David aufhalten ließ. In der Abo-Abteilung würden wohl schon die Telefondrähte heiß laufen. Aber sie wollte vor David auch nicht zugeben, für all den Ärger die Alleinverantwortliche zu sein. Zwickmühle.

»Also, ich muss.«

David schüttelte missbilligend den Kopf. »Da liegen sie und keiner kümmert sich drum. Für was werden diese Leute eigentlich bezahlt?«

In Coralie, die sich zumindest vier Wochen lang diesen Leuten zugehörig fühlte, regte sich ein kleiner Ärger. Sie öffnete den Mund –

»Egal.« Er hob seine Zeitung zu einem angedeuteten Gruß.

Sie schloss ihren Mund wieder. »Ja, egal«, antwortete sie leise. Sie holte den Schlüssel zu dem kleinen Verschlag aus ihrer Jeans und wandte sich ab.

»Hast du heute Abend schon was vor?«

»Was?« Vor Schreck fiel ihr der Schlüssel aus der Hand. Hastig hob sie ihn wieder auf.

»Wir feiern eine Party. Wenn du magst, komm doch vorbei.« Er überlegte kurz, kam auf sie zu und blieb vor ihr stehen. Eine Haarsträhne fiel ihm in die Stirn. Mit einer lässigen Bewegung schob er sie zur Seite. »Mein Dad hat Geburtstag. Er will nicht feiern, aber meine Mom zwingt ihn dazu. Sie findet, dass das Leben genau so weitergehen sollte wie immer. Also kommen ein Caterer, eine Band und ungefähr zweihundert Leute, von denen mein Vater einhundertachtundneunzig auf den Mond schießen würde, wenn er könnte. Also?«

»Also was?«

»Kommst du?«

»Ich … Ich weiß nicht. Ich kenne euch doch gar nicht.«

David grinste. »Das geht mir mit genau einhundertachtundneunzig Leuten heute Abend genauso. Bis dann. Keine Geschenke.«

»Ich habe Training.« In letzter Sekunde war ihr diese Ausrede eingefallen. »Und danach bin ich meistens so kaputt, dass ich nur noch nach Hause will.«

»Dann hast du es ja nicht so weit.«

»Und ich bin Frühaufsteher.«

Wieder grinste er. »Das kriege ich so langsam mit. Ich hau mich jetzt aufs Ohr. Bis heute Abend. Ich zähl auf dich!«

Ich zähl auf dich. Als Einhundertneunundneunzigste? Wütend stopfte Coralie die Zeitungen in die Briefkästen. So schnell wie an diesem Morgen hatte sie noch nie gearbeitet. Als sie am Haus der Rumers vorbeikam, überlegte sie einen Moment, diese Adresse einfach auszulassen. Dann sah sie Astas Turban durch die Rosenbüsche leuchten und verkniff sich weitere anarchistische Überlegungen.

»Sie sind heute aber spät dran!« Das Zwitschern hatte einen besorgten Unterton. »Sie sind doch nicht krank, oder?«

»Ich hab verschlafen!« Coralie ignorierte die offene Gartenpforte und Astas erwartungsvolles Gesicht. »Keine Zeit!«

»Ja dann … bis morgen.«

»Bis morgen!«

Um kurz vor halb acht war sie fertig. Fix und fertig. Mit letzter Kraft rollte sie den Anhänger in den Unterstand, schloss ab und merkte erst beim Aussteigen aus der S-Bahn, dass sie ihre Schulsachen gar nicht dabeihatte. Es war ein merkwürdiges Gefühl, ohne alles die Stufen zur Schule hinaufzugehen und durch die Gänge zu ihrem Klassenzimmer zu laufen. So leicht und unbeschwert. Dieser Zustand würde sich spätestens im Matheunterricht ändern, aber sie war froh, dass sie wenigstens den Unterrichtsbeginn noch mit Ach und Krach schaffte.

»… und anschließend gibt es eine VIP-Party und ich darf mit dabei sein!«

Marie schaffte es wieder einmal, sich nicht nur an Coralie vorbei durch die Tür zu quetschen, sondern dabei auch noch weiter zu ihren Fans zu reden, als wären die entweder taub oder als wäre der Rest der Schüler nicht da.

»Das ist ja uuuuuhhhh!« Alle quiekten durcheinander, wedelten sich mit den Händen vorm Gesicht herum wie Kandidatinnen von Model-Shows und verstopften den Durchgang.

Coralie steckte mittendrin.

»Ich mach ein Foto von uns und poste es.«

»Uuuuuhhh!«

»Aber der Ort ist ultrageheim. Keiner darf ihn wissen!«

Maries Augen leuchteten vor Glück. Coralie hatte nicht vor, ihr diese Freude zu verderben. Es gab eben Menschen, die brachte Prominenz an den Rand ihrer geistigen Aufnahmefähigkeit. Sie sammelten alles, was es im Internet und den Zeitschriften gab, leiteten Fan-Foren, bloggten auf »Ich hab einen Star gesehen!« und träumten davon, dem Angebeteten eines Tages einmal persönlich gegenüberzustehen, um dann viktorianisch ins Koma zu fallen.

Marie war eigentlich gar nicht so schlimm. Aber jedes Mal, wenn irgendeine große Filmpremiere anstand, war sie wie ausgewechselt. Casper schien für sie einfach der coolste Typ unter Gottes Sonne zu sein. Allein der Gedanke, ihm nahezukommen – und sei es auch nur für ein Foto – war uuuhhh.

»Aber ich kriege nur drei Freikarten! Und auf die Party geht es nur auf personal invitation …«

Der Rest ging unter in heillosem Geschrei, das erst durch das Auftauchen von Rückert-Lechleitner unterbrochen wurde. Der Mathelehrer mit dem Doppelnamen trieb die Herde auf ihre Sitzplätze und dann war für fünfundfünfzig Minuten Ruhe.

»Ist ja nicht zum Aushalten«, grummelte Laura in der großen Pause. »Man braucht nur den Namen zu erwähnen und sie schreien los. Casper. Ob er sein Krokodil und die Klatsche mit auf die Bühne nimmt?«

Coralie verschluckte sich vor Lachen fast an ihrem Brot und kippte beinahe von der Steinmauer, die die Schule von der Straße trennte.

»Uuuuuhhh!«, kicherte sie.

Marie und ihre Planeten drehten sich irritiert nach ihr um.

»Drei Freikarten«, fuhr Laura fort, der Maries Versprechen nicht entgangen war. Es hatte in Windeseile die Runde gemacht. »Ein Glück. Gestern drohte sie uns doch noch, die ganze Klasse zu verschleppen. Was würdest du dafür tun, um Casper Kendall zu entgehen?«

»Ihn an Bord des Irreversiblers locken und den Abflug machen lassen?«

Jetzt verschluckte sich Laura beinahe. Kichernd hielten sie sich gegenseitig fest, bis sie sich wieder beruhigt hatten.

»Ich bin auf eine Party eingeladen«, sagte Coralie, nachdem beide wieder sicher saßen. »Eine richtige. Keine Film-Premieren-Casper-Party.«

»Von wem?«

»Von David.«

»David.« Laura holte eine Möhre aus den Untiefen ihrer Tasche, biss ab und zermalmte das Stück krachend. »Du meinst den Typ aus der 11b, der immer noch auf seinen Wachstumsschub wartet?«

»Nein. Er ist … Er wohnt da, wo ich gerade Zeitungen austrage. Wir sind uns schon ein paar Mal morgens begegnet. Er fährt wie ein Henker. Angeblich will er Rennfahrer werden, aber so wird das nix. Jedenfalls, er lebt mit seinen Eltern im Haus rechts neben Asta, die aussieht wie ein vergessener Stummfilmstar und immer auf mich wartet, um überhaupt jemanden zu haben, der ihr Guten Morgen wünscht, und heute habe ich verschlafen und wir sind uns an der S-Bahn-Station begegnet …«

»Du und Asta?«

»Nein! David. Da hat er mich eingeladen.«

»Aha. Wie alt?«

»Mindestens siebzig.« Laura riss die Augen auf. Noch bevor sie einen entsetzten Kommentar abgeben konnte, korrigierte sich Coralie. »Nicht David. Asta. David ist vielleicht zwanzig oder so. Benimmt sich aber wie ein Dreijähriger.«

»Also feiert er Kindergeburtstag?«, prustete Laura.

Coralie seufzte. Manchmal war Laura wirklich anstrengend. »Sein Dad feiert Geburtstag, will aber eigentlich gar nicht feiern. Er sitzt im Rollstuhl. Also der Vater.«

»Hast du mir schon mal erzählt.«

»Und er hat lauter Leute eingeladen, die er kaum kennt oder nicht mag. Also irgendwie sind das nicht die richtigen Voraussetzungen für eine heiße Party.«

Laura knackte sich das nächste Stück Möhre ab und beobachtete, wie drei Marie-Fans sich um eine gedruckte Autogrammkarte von Casper Kendall balgten.

»Abgesehen davon, dass du anfängst, wirres Zeug zu reden – wie ist er denn so?«

»Wer?«

»Dieser David.«

Coralie sah zu Boden und murmelte: »Weißichnich. Kennihnjakaum.«

»Willst du denn?«

»Weißichnich. – Ich kenne da niemanden außer ihm. Und so eine Tusse, die er nach Hause gefahren hat. Wobei das lebensgefährlicher war, als wenn er sie am Rande der sibirischen Eisenbahn ausgesetzt hätte.«

»Und warum hat er dich dann eingeladen, wenn ihr euch kaum kennt?«

Coralie zuckte mit den Schultern. Die Frage hatte sie schon den ganzen Morgen über begleitet.

»Weil ich die Nummer einhundertneunundneunzig wäre, die sein Vater auf den Mond schießen möchte.«

»Hm.« Laura hatte die Möhre bis auf den grünen Stilansatz aufgegessen und warf den Rest in Richtung Papierkorb, ohne zu treffen. »Klingt nach ehrlichem, aufrichtigem Interesse an deiner Person.«

»Hör auf. Ich hab schon genug Ärger am Hals, da muss ich mich nicht auch noch von dir auf den Arm nehmen lassen.«

»Was denn noch?«

Das schrille Läuten der Klingel zerschnitt ihre Unterhaltung. Coralie und Laura standen auf und schlenderten zurück ins Schulgebäude.

»London crasht gerade.«

»Was?« Laura, zwei Schritte vor ihr, blieb so schnell stehen, dass Coralie beinahe in sie hineingelaufen wäre. »Sag das noch mal.«

»Mein Platz bei Khaled ist nicht mehr sicher. Es hat sich noch jemand beworben.«

»Aber …«

»Kein Aber. Ich muss ins Stechen. Nicht hier. Nein, direkt vor Ort. Wenn ich patze, kann ich mir gleich den nächsten Flieger zurück nach Hause nehmen.«

»Aber …«

»He!« Coralies Stimme klang lauter, als sie beabsichtigt hatte. »Mehr geht nicht, ja? Ich will nur noch diesen Schultag hinter mich bringen und dann nach Hause, die Decke über den Kopf ziehen und nie mehr aufwachen.«

»Aber …«

»Nein!«

»Okay.«

Manchmal dauerte es etwas, bis Laura begriff, wann Nachhaken zwecklos war. Bis sie das Klassenzimmer erreichten, war Ruhe. Doch vor der Tür nahm ihre Freundin sie zur Seite, sah sich um, ob auch niemand in der Nähe war, der sie belauschen würde, und flüsterte: »Du gehst da hin heute Abend.«

»Ich will aber nicht.«

»Aber ich. Ich brauche noch ein bisschen Material. Keine Brennstoffzellen, eher … Lifestyle. Verstehst du?«

»Nein.«

»Wir wissen beide nicht, wie es bei diesen Leuten zugeht. Aber schau dir das doch einfach mal an. Eine große Villa. Reiche, unglückliche Leute …«

»Woher willst du wissen, dass sie unglücklich sind?«

»Würde Asta sonst jeden Morgen auf dich warten? Sie hat keinen, der mit ihr redet. Und Davids Vater sitzt im Rollstuhl, lädt aber zweihundert Leute ein, die ihm nichts bedeuten. Ich finde das spannend.«

»Dann komm doch mit!« Coralies Gesicht hellte sich schlagartig auf. »Schließlich kann keiner von mir verlangen, ganz allein zu so einem merkwürdigen Fest zu gehen.«

Laura zog die Nase kraus. Dabei wurden ihre Augen ganz schmal und ihr Gesicht bekam für einen Moment tatsächlich etwas Japanisches. Dabei kamen ihre Eltern aus Südkorea, und das, wiederholte Laura dauernd, wäre was ganz anderes. »Was soll ich denn da?«

»Was soll ich denn da?«

»Du bist vom Sohn des Gastgebers persönlich eingeladen.«

»Und du von mir, als meine Begleitperson.«

»Begleitperson«, prustete Laura. »Was zieht man denn an in so einer Position? Gedecktes Gouvernantengrau?«

»Ist doch egal.« Coralie strahlte. »Wir sind jung und haben kein Geld. Das entschuldigt sogar eine Gardine.«