Die Sache mit den Schwulen - Bars
»
L
ass es uns noch mal probieren«, sagte ich entschlossen, nachdem wir eine Weile lang einfach nur auf dem Bett gelegen und gekuschelt hatten. Etwas, wofür uns normalerweise die Zeit fehlte, was wir heute allerdings ausnutzen konnten.
Mit meinen Beinen war so oder so noch nicht viel möglich gewesen, doch mittlerweile wurde es immer später und wenn wir wirklich noch in diese Bar wollten, dann musste ich es jetzt schaffen, zu laufen.
Ich rutschte nach vorne ans Ende des Bettes, wo Dustin mir seine Hände entgegenhielt und mich nach oben zog. Ich nahm den Stock, den er extra zuvor schon besorgt hatte, und machte ein paar vorsichtige Schritte. Meine Beine waren noch weit weg von okay, aber ich würde es auf jeden Fall schaffen, zum Taxi zu kommen und auch in die Bar.
»Du sagst, da gibt es genug Sitzmöglichkeiten, ja?«, fragte ich.
»Absolut. Außerdem hast du mich an deiner Seite. Ich werde dich schon auffangen, bevor du fällst.« Ich wusste, dass er diese
Worte verdammt ernst meinte und nicht nur bezogen auf meine Beine.
Es war mein erster Besuch in einer Schwulen-Bar. Dort, wo sich lauter Menschen trafen, die locker mit ihrer Sexualität umgingen und dazu standen.
Menschen, auf die ich neidisch war.
Menschen, die den Schritt gewagt hatten, zu dem ich einfach nicht in der Lage zu sein schien ... »Ich werde jetzt meine Maske entfernen.«
Überrascht blickte ich Dustin an. »Ich werde nicht verkleidet dorthin gehen, sondern als ich selbst. Als der Mann, den sie dort kennen. Als der Mann, der verdammt stolz darauf ist, den Typen an seiner Seite allen vorzustellen.«
»Okay«, sagte ich und nickte, während Dustin im Bad verschwand.
Sein Mut.
Ich brauchte ihn auch so sehr.
Mein Herz hämmerte wie wild in meiner Brust, als wir das Hotelzimmer verließen. Eine Schwulen-Bar.
Ich konnte kaum fassen, dass ich tatsächlich einmal dort landete. Wenn auch als Sam Miller, der nichts mit mir gemeinsam hatte und gleichzeitig zu einhundert Prozent der Mann war, der ich sein sollte.
Wir gingen langsam zum Aufzug, wobei Dustin mich am Arm festhielt, während ich mich auf den Stock stützte. Es fiel mir noch immer so unendlich schwer, meine Beine voreinander zu setzen. Ich wusste, wie sehr es Dustin anmachte. Ich sah es in seinen Blicken.
Ich sah es in der verdammten Beule in seiner Hose, die er nur mit Mühe kontrollieren konnte.
Im Taxi angekommen war ich froh, endlich zu sitzen. Hoffentlich würde ich es überhaupt bis in die Bar schaffen.
Von Dustin wusste ich, dass wir einige Treppen hinabsteigen mussten, bis in ein Kellergeschoss. Treppen konnte ich mir nur gerade noch rein gar nicht vorstellen. Vor allem nicht abwärts. Doch zur Not würde er mich tragen und das wusste ich. Er verfügte über die nötige Power und ich über das Vertrauen in ihn.
Am Eingang wurden wir kurz kontrolliert, bevor es hinab ging in eine Welt, die ich zuvor noch nie betreten hatte.
Ich ging Stufe für Stufe.
Schritt für Schritt.
Es verlief genau so zögerlich, wie ich mich fühlte.
Allgemein war diese Situation sehr bildlich.
Dustin stand vor mir, hielt mich an den Hüften und zog mich immer weiter mit sich in den Abgrund, um den ich so lange herumgetanzt war. Ich konnte nicht einfach umdrehen. Nicht einfach wieder von hier verschwinden, denn alleine würde ich die Treppen nicht wieder hochkommen.
Ich brauchte ihn.
Als wir endlich unten angekommen waren, spürte ich, wie meine Beine zitterten. Ob vor Aufregung oder vor Anstrengung, das verrieten sie mir allerdings nicht.
Dustin öffnete die Tür und dann betrat ich tatsächlich diese andere Welt, vor der ich mich fürchtete. Ich wusste, dass ich nicht wieder hier rauskommen würde, wenn ich einmal Blut geleckt hatte.
Vielleicht besiegelte ich mit diesem Besuch mein Schicksal, über das ich schon den ganzen Tag lang nachdachte.
Die Bar war viel schicker und gediegener als gedacht, wobei ich wirklich nicht mal genau wusste, was ich eigentlich erwartet hatte.
Alles war mit dunklem Holz verkleidet. Die Stühle und die kleinen Lounge-Ecken waren ebenfalls dunkel gehalten. Die Bar dagegen war ein pinker Farbklecks, der sofort ins Auge fiel.
Es war wirklich schön hier. Und auch die Männer, die hier waren ... verdammt, was hatte ich denn bitte auch erwartet?
Natürlich waren es Männer wie Dustin und ich. Nein, eher wie Dustin. Schließlich standen sie offen zu ihrer Sexualität und versteckten sich nicht.
»Ich muss mich hinsetzen«, sagte ich leise, da ich das Gefühl hatte, meine Beine würden jeden Augenblick nachgeben.
»Hier, kein Problem. Schaffst du es bis zur Lounge oder soll ich dich tragen?« Ich schüttelte den Kopf und folgte Dustin mit meinen wackligen Schritten. Doch niemand hier schien sich daran zu stören.
Ich ließ mich auf die Lounge-Ecke fallen, hatte jedoch keine Chance, mich auszuruhen, da sofort jemand auf uns zukam.
»Dustin. Ich fasse es nicht. Lernen wir jetzt endlich Sam kennen?«, fragte er, während ich die Augen weitete.
Wow.
Er hatte also mit den Männern hier über mich gesprochen.
Das zeigte mir, wie ernst es ihm wirklich war.
Und wie dringend ich mich endlich entscheiden musste.
»Das ist Sam. Darf ich dir Nick vorstellen?« Der großgewachsene Mann mit dem Vollbart streckte mir die Hand entgegen.
»Richtig schön, dich endlich kennenzulernen«, sagte er und schenkte mir ein freundliches Lächeln. »Was dagegen, wenn ich mich zu euch setze, oder wollt ihr unter euch sein? Coop und Spencer kommen gleich auch noch.«
Ich hatte keine Ahnung, von welchen Männern er da sprach, doch ich lernte sie schon wenig später kennen. Sie setzten sich zu uns und begrüßten mich freundlich in ihrer Runde.
Und alles war normal.
Als würde man sich mit alten Kumpels treffen, lustige Anekdoten austauschen und das Leben einfach mal nicht so ernst nehmen.
Zwischendurch blickte Dustin mich immer wieder an oder hielt ganz selbstverständlich meine Hand, ohne dass sich irgendwer daran störte.
Ich ließ mich von der ausgelassenen Stimmung mitziehen, lachte und genoss den Abend. Jede einzelne Sekunde.
Normalerweise war ich der einsame Wolf, der in seinem Büro verrottete oder sich mit der Frau traf, die er für das perfekte Schauspiel bezahlte.
Jetzt saß ich hier und war umgeben von glücklichen, schwulen Männern, mit denen ich wirklich verdammt viel Spaß hatte. An der Seite des Mannes, für den ich bereit war, so viel mehr aufzugeben, als ich je für möglich gehalten hätte.
»Ich muss wirklich pinkeln«, flüsterte ich Dustin zu, der mich sofort ansah. Er war so locker, so lustig, so tiefenentspannt in dieser Runde. Ich liebte es, ihn so erleben zu dürfen.
»Klar. Ich begleite dich«, sagte er und erhob sich, um mir beim Aufstehen zu helfen.
»Klappt doch super heute, Sam«, rief einer der Jungs anerkennend, während ich wartete, bis wir außer Hörweite waren, um Dustin zur Rede zu stellen.
»Sie alle wissen also von mir?«
»Ja, das tun sie. Wir reden hier über solche Sachen. Und das mag ich sehr. Ich bin kein Typ, der alles mit sich selbst ausmachen kann.«
»Und was hast du ihnen zu meinem Zustand erzählt?«
»Du hast einen gutartigen Tumor in der Wirbelsäule, der nicht operiert werden kann. Dieser Tumor drückt auf dein Rückenmark. An manchen Tagen sitzt du dadurch im Rollstuhl, an anderen kannst du fast normal laufen.«
»Wow.« Mehr fiel mir dazu nicht mehr ein.
»Tja, so hat man eine Erklärung für jeden Zustand, in dem du dich gerade befindest. Egal wie und für was du dich später einmal entscheiden solltest.«
Ich sah Dustin für einige Minuten einfach nur an. Sprachlos und vollkommen überfordert von all den Gedanken, die gerade durch meinen Kopf tobten.
Genau diese Erklärung ... sie wäre die Lösung für alles.
Wenn ich denn jemals den Mut finden sollte ...
Als wir wieder zurückkamen, standen bereits neue Getränke auf dem Tisch und es machte niemand eine große Sache daraus, dass Dustin mir helfen musste, längs des Tischs zu gehen oder mich hinzusetzen. Ganz im Gegenteil. Auch die anderen Jungs boten vollkommen selbstverständlich ihre Hilfe an. Sie akzeptierten mich so, wie ich war.
Ob sie auch James Knight akzeptieren würden?
Vermutlich machte es für sie keinen Unterschied, wer ich war. Solange ich Dustin glücklich machte und wir alle Spaß hatten, war es ja auch egal, oder?
O verdammt, ich wünschte mir, dass dieser Tag niemals enden würde. Doch egal, wie sehr ich auch darauf hoffte, nach diesem Drink würden wir von hier verschwinden, um uns dann im Hotelzimmer voneinander zu verabschieden.
Die Treppen stellten mich noch einmal vor eine verdammte Herausforderung, doch dank Dustin und Spencers Hilfe, schaffte ich es, wieder zurück an die Oberfläche zu humpeln.
Wieder einmal Schritt für Schritt, aber nie allein.
»Hat es dir gefallen?«, fragte Dustin im Taxi angekommen, während ich ihn einfach küsste. Als Antwort auf all seine Fragen.
Es hatte mir nicht nur gefallen, sondern die Welt bedeutet.
Dustin schloss die Zimmertür hinter uns, während ich den Stock an die Wand lehnte und mich zu ihm umdrehte.
Ich war bereit.
Vielleicht war ich in meinem ganzen Leben noch nie so bereit gewesen.
Ohne nachzudenken, schlang ich meine Arme um seinen Hals, um ihn stürmisch zu küssen. Mein verdammter Schwanz funktionierte wieder. Ich würde ihn nicht einsetzen, denn ich wusste, dass Dustin es nicht mochte, von hinten genommen zu werden. Seine Lust lag darin, von mir auf ganz andere Arten befriedigt zu werden und sich an meiner Behinderung aufzugeilen.
Ihn jetzt zu vögeln, würde uns nicht nur viel nehmen, sondern auch viel zerstören und das wollte ich nicht. Gleichzeitig freute ich mich aber unglaublich darauf, wenn ich endlich wirklich kommen konnte. Befriedigt durch ihn. Nicht dieser Orgasmus, den ich normalerweise spürte, wenn wir zusammen waren, sondern ein richtig körperlicher, bei dem ich mich endlich voll und ganz fallen lassen konnte.
»Fuck, James«, flüsterte Dustin in mein Ohr, als ich ihn an mich zog und er meinen Ständer spüren konnte.
»Ich will endlich einmal wirklich kommen«, gab ich zu, während wir zum Bett gingen.
»Dafür werde ich sorgen.« Ich grinste bei seinen Worten, auf die ich gehofft hatte.
Wir verschwendeten keine Zeit darauf, uns gegenseitig auszuziehen oder eben dieses so sexy wie möglich zu tun. Stattdessen rissen wir uns die Klamotten buchstäblich vom Leib, bis wir endlich nackt zusammen auf dem Bett lagen.
Dustin richtete sich auf und betrachtete meinen prallen Schwanz, der sich ihm gierig entgegenstreckte.
„Ich hätte nie gedacht, ihn irgendwann einmal so vor mir zu sehen“, flüsterte er und platzierte einen Kuss auf meiner Spitze. Fuck! Seinen Mund zu spüren, diese Berührung von ihm … ich musste mich wirklich zusammenreißen, damit diese magische Nacht nicht sofort endete und ich kam wie ein Teenager, der
seinen Schwanz noch nicht unter Kontrolle behalten konnte. Doch Dustin machte mich einfach wahnsinnig.
Ich hatte noch nie jemanden so sehr gewollt wie ihn. Mit allen Sinnen und gleichzeitig wie von Sinnen.
Ich fühlte mich nicht mehr in der Lage zu denken. Doch das musste ich auch gar nicht, denn Dustin schien den Zustand, in dem ich mich befand, richtig zu deuten. Er leckte über meinen Schwanz, bevor er mich dazu aufforderte, mich auf den Bauch zu drehen.
Ich schluckte hart, bevor ich seinen Worten Folge leistete.
„Fuck“, stöhnte ich und presste meinen Kopf in die Kissen, als er mit seinem kleinen Finger in mich eindrang. Er hatte sich noch nie in mir vergraben und ich konnte einfach nicht glauben, dass jetzt unser erstes Mal wirklich passieren würde.
Mit allem, was dazugehörte.
Inklusive der nicht mehr zu unterdrückenden Gefühle.
In meinem Bauch tobten Schmetterlinge, in meinem Kopf explodierten die Gedanken. Jetzt und hier gab es nur noch uns.
Dustin nahm seinen Daumen hinzu und ließ mich ein weiteres Mal aufstöhnen.
„Du bist so verdammt eng. Ich kann es kaum erwarten, dich zu vögeln“, raunte er in mein Ohr.
„Und ich kann es kaum erwarten, dich dabei zu spüren!“ Ich presste die Worte förmlich hervor, denn mir fehlte die Luft zum Atmen, die mir Dustin bereits mit seinem Vorspiel nahm.
Der Hauptakt würde mich dann vermutlich umbringen.
Das hier war also dieser eine, dieser letzte finale Akt, bevor wir uns wieder trennen mussten. Trennen, ohne zu wissen, was die Zukunft noch für uns bereithielt.
Fuck, diese Gedanken konnte ich jetzt nicht zulassen. Ich schwebte so weit oben auf den Wolken, doch jetzt war die Zeit für den Absturz noch nicht gekommen.
Es ging noch weiter hinauf in den Himmel.
Wie weit hinauf, wurde mir in dem Moment bewusst, in dem Dustin in mich eindrang und mir mit einem heftigen Stoß meine letzten Gedanken raubte.
Er bewegte sich sanft in mir, was allerdings nicht von langer Dauer war. Noch ehe ich ihn bitten konnte, härter zuzustoßen, tat er es bereits und sorgte dafür, dass ich meinen Kopf wieder in die Kissen presste, um den lauten Schrei zu unterdrücken.
Ich war schon von Männern gevögelt worden, aber nie auf diese Art und Weise. Wobei ich nicht einmal beschreiben konnte, worin genau eigentlich der Unterschied lag.
Vielleicht weil Dustin nicht zu sanft war, aber auch nicht zu hart. Vielleicht aber auch, weil ich ihn so sehr begehrte, wie noch keinen anderen Mann jemals zuvor.
Ich wartete darauf, dass Dustin kam, doch zu meiner Überraschung zog er sich aus mir zurück. Überrascht drehte ich mich zu ihm um, doch auf seinem Gesicht lag ein ganz zufriedener Ausdruck.
Ihm war also nicht unwohl dabei geworden, mich zu vögeln.
»Ich habe dir davon erzählt, dass ich es nicht mag, von hinten genommen zu werden, aber das ist so nicht ganz richtig. Es ist für mich nicht das Wichtigste beim Sex, denn bei der Fantasie, die wir zusammen ausleben, ist es schlicht und ergreifend nicht möglich. Doch jetzt ...«
Er musste nicht zu Ende sprechen, denn ich wusste, was er meinte. Ich wusste es so genau.
Und so wandelte sich das Spiel für mich doch wieder zum Vorspiel. Zum Vorspiel für dieses eine, vielleicht einzigartige, Mal, wo ich Dustin ganz spüren durfte.
Ich schluckte hart, als er das Gummi über meinen prallen Schwanz zog, denn meine Vorfreude darauf, es ihm endlich besorgen zu können, mit dem Einsatz meines gesamten Körpers, machte mich mehr an, als ich es für möglich gehalten hätte.
Auch ich weitete ihn zuerst mit meinem Finger, berührte seinen G-Punkt und ließ ihn erzittern. Ich wusste, dass er bereit war. Bereit für mich. Bereit dafür, mich ganz zu spüren.
Wie sehr Dustin meine Stöße genoss, wie sehr er von mir geliebt werden wollte, das konnte er nicht verheimlichen. Sein Stöhnen war energiegeladen. Es war heiß und willig. Und ich war bereit ihm alles zu geben, was ich ihm sonst niemals geben konnte.
Ich intensivierte meine Bewegungen in ihm und versuchte den Moment, bis ich kam, so lange hinauszuzögern, wie es mir nur möglich war.
Es war eine Tortur und gleichzeitig eine unglaubliche Erfüllung, als wir fast zeitgleich kamen.
Er hatte sich vorhin aufgespart, ich hingegen ließ einfach alles raus.
Wer konnte schon sagen, ob wir uns jemals noch mal in dieser Position wieder begegneten.
Wenn irgendwann etwas mit der Spritze schief ging und ich für immer gelähmt sein würde ...
Ich musste nachdenken.
Dringend und ganz in Ruhe.
Ohne all die Gefühle, die dieser Mann in mir auslöste, wenn ich ihn nur anblickte.
Ohne das Zucken in meiner Hose, wenn ich nur an den Rollstuhl dachte.
„Fuck, das war … das war … Fuck!“, stieß er atemlos hervor, während ich leise auflachte und ihn in meine Arme zog.
„Ja, das war es wohl“, erwiderte ich lachend und küsste Dustin dabei sanft. Wie sehr ich mir wünschte, dass unsere Zeit niemals endete, doch ich wusste, dass es nur ein Wunschtraum bleiben würde …
Als ich am nächsten Morgen meine Augen aufschlug, fehlte von Dustin jede Spur. Er war gegangen und das war auch gut so.
Ich war wieder vollkommen hergestellt, brauchte keinen Stock mehr. Diesen Sam ... diesen James, wollte er nicht sehen.