12
Die Sache mit der Wahrheit
» B ist du bereit für morgen?«, fragte Dustin, der am Abend noch spontan vorbeigekommen war, und zog mich in seine Arme.
Wir lagen auf dem Bett, während Mary friedlich in ihrer Wiege schlief. Ich war so unglaublich müde und k. o., dass ich kaum noch wachbleiben konnte.
Trotzdem war es mir so verdammt wichtig gewesen, Dustin an meiner Seite zu haben, wenn morgen alles ans Licht kam. Oder fast alles ...
Etwas, das auch Violet verstehen konnte, die heute ebenfalls Besuch von Gerald hatte.
Ich wollte den beiden ein wenig Privatsphäre gönnen, weshalb ich Mary zu mir genommen hatte, obwohl ich gar nicht an der Reihe war. Doch irgendwie handhabten wir das so oder so nicht nach Plan.
»Ich weiß nicht. Kann man bereit für so einen Mist sein? Ich meine, ganz im Ernst, was geht es die Leute denn eigentlich an? Aber ich bin froh, wenn die ersten Katzen schon mal aus dem Sack sind.«
»Das bin ich auch. Sol ich uns etwas zu trinken mitbringen oder bist du jetzt so gut zu Fuß, dass du es dir selbst holen willst?« Ich wusste, dass Dustin meinen momentanen Zustand wahrscheinlich noch viel mehr hasste als ich selbst. Doch davon ließ er sich eigentlich nichts anmerken.
Er hatte nicht nur ein großes Herz, sondern auch unglaublich viel Verständnis für meine Situation. Nichtsdestotrotz hatte ich beschlossen, mich in der nächsten Woche wieder an den Rollstuhl fesseln zu lassen.
Ich brauchte es einfach so sehr!
Außerdem wollte ich sehen, ob ich mit der Situation zurechtkam. Schließlich waren alle Möbel, die ich zur Versorgung von Mary brauchte, extra angepasst worden.
Außerdem war auch Dustin mehr als bereit, mir mit der Kleinen zu helfen. Etwas, das ich ihm verdammt gut zutraute, seitdem ich ihn heute mit Mary auf dem Arm erlebt hatte.
Es war schon mehr als verrückt, dass er heute zum ersten Mal in meinem richtigen Apartment war und direkt meine Tochter auf seinen Armen hielt. Doch so war unser Leben.
Wir hatten irgendwie »falsch rum« angefangen, wie wir es so gerne nannten.
Zuerst waren wir ein Businessdeal, dann hatten wir Sex, wurden zu Freunden, wurden zu Date-Partnern, zu Love-Interests und jetzt ... Jetzt war Dustin so verdammt wichtig für mich, dass ich mir ein Leben ohne ihn gar nicht mehr vorstellen wollte. Auch wenn wir von diesem Punkt eigentlich noch weit entfernt sein sollten. Schließlich gab es noch so viele Dinge, die wir übereinander erfahren mussten, erfahren wollten. Doch das würde sich alles mit der Zeit ergeben.
Dustin war mein Traummann, daran würde nichts in dieser Welt etwas ändern.
Und wie sehr er hinter mir stand, bekam ich am nächsten Tag zu spüren, nachdem der Artikel veröffentlicht worden war. Ich hatte mir von der Arbeit freigenommen, doch gefühlt meldete sich jeder meiner Handykontakte bei mir.
Sie alle gratulierten mir zur Geburt meiner Tochter, bemitleideten mich für meine Erkrankung und für die Trennung von Vi.
Eine Trennung, die wir heute beim gemeinsamen Dinner mit Dustin, Gerald und Mary feiern wollten. Ganz demonstrativ in einem öffentlichen Restaurant.
Vielleicht konnten wir so schon den Grundstein für unsere Enthüllung legen, wann auch immer diese stattfinden würde.
Es war das erste Mal, dass wir zu viert essen gingen. Eine wahrscheinlich arg komisch anmutende Zusammenstellung von Menschen, doch sowohl Gerald als auch Dustin kannten die Wahrheit hinter Violet und mir. Nur für Mary mussten wir uns irgendwann eine schönere Variante einfallen lassen.
Doch dafür blieb uns noch eine Weile Zeit.
Ich hatte gerade den nächsten Telefonanruf beendet, als ich wieder ins Wohnzimmer zurückkehrte, wo Dustin Mary auf seinen Armen hielt und ihr dabei leise etwas vorsang. Er hatte den Rücken zu mir gedreht, doch ich konnte das Lächeln auf seinem Gesicht förmlich hören.
Er wiegte sie dabei sanft hin und her. Wahrscheinlich in einem Versuch, sie zum Schlafen zu bringen, denn das war bei ihr bis jetzt noch viel zu kurz gekommen heute.
Vermutlich merkte sie auch die Unruhe um sich herum.
Violets Nerven lagen bei Weitem noch blanker als meine, während Dustin auf jeden Fall die Ruhe in Person war.
»Es ist schön, euch beiden zuzusehen«, sagte ich, nachdem ich mich genähert hatte, und lehnte mich gegen seinen Rücken, während ich die Arme um seinen Bauch schloss.
»Sie ist ein Engel, James. Ich kann nicht glauben, dass ich ein Teil ihres Lebens sein darf. Und das meine ich vollkommen ernst.«
»Das weiß ich. Dustin, ich habe mir überlegt, den Doc anzurufen. Ich möchte heute Abend, wenn wir alle zusammen essen gehen, ganz ich sein. So, wie ich sein will.«
»Bist du dir sicher?«, hakte er nach, während ich nicht einmal überlegen musste, bevor ich nickte.
»So sicher, wie ich nur sein kann.«
»Dann ruf ihn an. Ich schwöre dir, dass ich alles dafür tun werde, dass es Mary gut geht, falls du es nicht schaffen solltest.«
»Das weiß ich.« Ich verschwand kurz mit meinem Handy wieder im Büro und sicherte mir den Doc, bevor ich schon einmal den Rollstuhl wieder hervorholte, der in der letzten Ecke meiner Abstellkammer zu versauern drohte.
Allein ihn zu sehen, erfüllte mich bereits mit Glück. Der Gedanke daran, heute Abend wieder auf ihn angewiesen zu sein, ließ mich fast ausflippen.
Violet ahnte nichts von meinem heutigen Zustand, weshalb es sie heute Abend vielleicht nicht überraschen würde, wenn ich im Rollstuhl dort auftauchte.
Schließlich wusste sie nicht, dass ich gerade noch vollkommen normal durch das Apartment lief.
»Ich kann es kaum abwarten, dich endlich wieder so zu sehen«, flüsterte Dustin in mein Ohr.
»Und wir haben heute kinderfrei. Das heißt, wir können auch dem Tempel mal wieder einen Besuch abstatten, wenn uns der Sinn danach steht. Und bevor du fragen solltest, es ist Versprechen und Drohung zugleich.«
Dustin lachte auf und küsste mich sanft.
»Alles klar, ich bin bereit. Du kannst dir wahrscheinlich gar nicht vorstellen, wie bereit.«
Und ob ich mir das vorstellen konnte. In der Zeit, in der ich auf die regelmäßige Lähmung verzichtet hatte, war mein Verlangen von Tag zu Tag gewachsen. Zumal Dustin und ich uns in der Zwischenzeit auch nicht gesehen hatten.
Der Doc, den ich natürlich auch entsprechend fürstlich bezahlte, kam noch am selben Vormittag vorbei, um mich in den Zustand zu versetzen, den ich so sehr brauchte.
Als ich das Schlafzimmer wieder verließ, in meinem Rollstuhl, konnte ich das Glücksgefühl kaum fassen. Auch Dustin strahlte glücklich, als er mich so sah.
»Endlich«, flüsterte er und beugte sich zu mir herab, um mich sanft zu küssen.
»Ich frage mich so oft, was ich getan hätte, wäre ich nicht zu diesem Schritt bereit gewesen. Dann würden wir uns weiterhin nur alle paar Wochen sehen oder schlimmstenfalls gar nicht mehr, weil du die Nase voll hättest.«
»Das hatte nichts mit Nase voll zu tun, sondern damit, dass meine Sehnsucht einfach viel zu groß war und mir das, was du mir geben konntest, nicht mehr reichte. Ich wollte mehr. Ich wollte all das hier, was wir jetzt haben. Das macht mich glücklich.«
Wieder küssten wir uns, wurden allerdings durch das Geschrei von Mary unterbrochen.
Jetzt war es an der Zeit, auszuprobieren, ob all die Maßnahmen, die wir für diesen Fall getroffen hatten, wirklich funktionierten.
Ich schob den Rollstuhl bis vor ihre kleine Wiege, in der sie schlief, und holte sie heraus. Ganz klar ein Problem von vollen Windeln, doch auch das würde ich schaffen. Schließlich gab es hier eine Wickelkommode, die speziell für meine Bedürfnisse umgebaut worden war.
Nachdem ich Mary erfolgreich gewickelt hatte, atmete ich voller Freude und Erleichterung tief durch und blickte mich strahlend nach Dustin um, der mich ebenfalls anlächelte.
»Als wäre das alles gar kein Problem«, sagte er genauso zufrieden.
Ich hielt Mary fest in meinen Armen und schloss für einen kurzen Moment die Augen.
Jetzt fügte sich alles zusammen. All meine Entscheidungen, die ich getroffen hatte, dieses neue Leben, mein Leben ... es passte. Es harmonierte. Es machte mich unendlich glücklich.
»Dieses Strahlen auf deinem Gesicht ... Es tut unendlich gut, dich so glücklich zu sehen.« Dustin gab mir einen Kuss auf die Haare.
Auch er schien zu sehen, zu bemerken und zu wissen, wie glücklich ich war.
Ein Glück, das sich auch am Abend fortsetzte, als wir uns mit Gerald und Violet im Restaurant trafen.
Natürlich medienwirksam. Morgen würden die Fotos garantiert überall abgeduckt werden.
Fotos, auf denen ich im Rollstuhl zu sehen war, im Kreis meiner Lieben. Fotos, auf denen jeder auch Dustin sehen konnte. Wie auch immer sie ihn uns dann zuordneten, konnte ich jetzt natürlich noch nicht beeinflussen. Ich hoffte, irgendjemand sah ihn als meinen Partner. Als Mann an meiner Seite, den ich nie wieder hergeben wollte.
Ich war überrascht, wie einfach dieses gemeinsame Treffen zwischen uns doch ablief, wenn man die Konstellation und die Tatsache bedachte, dass wir uns gerade erst kennenlernten. Doch die Wellenlängen schienen zumindest fürs Erste zu stimmen.
Welche Hürden sich mit den nächsten Wochen, Monaten, ja vielleicht sogar Jahren noch ergaben, würde sich zeigen müssen.
Konfliktpotenzial war durch die gemeinsame Erziehung der kleinen Mary garantiert gegeben. Doch wir waren wohl alle erwachsen und vernünftig genug, um das hinzukriegen.
Zumindest nach jetzigem Stand.
Vor dem Restaurant hatten sich einige Fotografen versammelt, die uns dabei ablichteten, wie Dustin und Gerald mich im Rollstuhl die Treppen runtertrugen, bevor Violet demonstrativ Hand in Hand mit Gerald voranging. Dustin und ich folgten, wobei er mich schob.
Die nächsten Schlagzeilen waren uns also sicher.
Und ich freute mich darauf.
Hoffentlich konnten wir dann bald einen Schlussstrich unter alles ziehen und endlich wirklich das Leben genießen.
»Ich hab übrigens noch eine Überraschung für dich«, sagte ich, nachdem wir wieder zurück im Apartment angekommen waren, und fuhr zum Sideboard im Wohnzimmer, wo ich einen Umschlag aus der obersten Schublade nahm.
Eigentlich war mein Plan gewesen, noch ein wenig zu warten, bevor ich ihn Dustin übergab, doch ich konnte seine Reaktion schlicht und ergreifend nicht abwarten.
Bereits vor einigen Tagen hatte ich mein Vorhaben mit Violet abgesprochen, die nicht nur einverstanden damit war, sondern sich wirklich auch für mich freute.
»Für mich?« Dustin sah mich verwundert an, als ich ihm den Umschlag überreichte.
»Vielleicht eher für uns.«
»Für uns? Na, das wird ja immer besser.«
»Oh, warte erst mal, bis du gesehen hast, was es ist. Es gibt entweder die Möglichkeit, dass du vor Freude ausflippst oder das du vor lauter Ungläubigkeit die Flucht ergreifst.«
»Woah, okay. Was kommt jetzt, James? Was hast du getan?«
»Pack es aus, dann wirst du es wissen.«
In Dustins Gesicht breitete sich diese spitzbübische Freude aus, die ich so gerne sah, während er den Umschlag vorsichtig öffnete.
Er zog die beiden Tickets heraus, wobei sich sein Gesichtsausdruck sofort verwandelte.
Es war der pure Schock, den ich zu sehen bekam.
»Das ist nicht dein Ernst«, flüsterte er.
»Doch, mein vollkommener Ernst. Wenn du es möchtest. Sonst kann ich es wieder zurückgeben.«
»Nein! Also ja! Also ich möchte es. Ja, ich möchte es. O Gott, James, du kannst dir wahrscheinlich gar nicht vorstellen, wie sehr ich es möchte. Ich bin nur nicht damit einverstanden, dass du es bezahlst.«
»Ach, jetzt hör aber auf! Das ist nichts, worüber ich mit dir diskutieren würde. Ich möchte es bezahlen und ich garantiere dir, dass es auch gar kein Problem ist, okay?«
»Okay, dann ... O mein Gott! Das passiert wirklich, oder?«
»Das passiert wirklich, ja. Wenn du es möchtest.«
»Ja!« Seine Reaktion ließ keinen Zweifel mehr daran, wie sehr er es wollte.
»Wunderbar. Ich habe schon alles mit deinem Boss geklärt, du hast Urlaub.«
»Ach wirklich?«, fragte er süffisant grinsend.
»Klar. Wurde von ganz oben angeordnet und genehmigt.«
»Von ganz oben also? Das wird aber wahrscheinlich für Gesprächsstoff sorgen.«
»Wir wurden gerade von der Presse zusammen abgelichtet. Wenn wir also nicht jetzt schon für Gesprächsstoff gesorgt haben, dann weiß ich es auch nicht.«
»Danke«, flüsterte Dustin und beugte sich zu mir runter, um mir einen Kuss auf die Lippen zu hauchen, der allerdings schnell intensiver wurde. Und doch musste ich ihn unterbrechen, denn es gab noch etwas, das ich ihm unbedingt mitteilen wollte.
»Der Doc fliegt mit. Wir haben also während des ganzen Urlaubs alle Möglichkeiten dieser Welt«, ließ ich die Bombe platzen.
»Das ist nicht dein Ernst!«
»Mein voller Ernst. Ich hatte nicht vor, auch nur für eine Sekunde in dieser Woche das Gefühl in meinen Beinen wiederzubekommen.«
»James ...«
Ich spürte, wie hart Dustin war, als er sich wieder an mich presste. Allein bei dem Gedanken daran, was uns bevorstand.
Ich würde wahrscheinlich auch hart werden, hätte ich noch die Kontrolle über meinen Unterleib. Doch so bleiben mir nur die Gedanken und das besondere Gefühl, welches sie in mir auslösten.
Sieben Tage lang ohne Gefühl in meinen Beinen.
Sieben Tage lang ohne Unterbrechung mit dem Mann meiner Träume.
Sieben Tage lang kein Versteckspiel.
Sieben Tage lang keine Eigenständigkeit.
Sieben Tage lang das Paradies auf Erden.
Meinetwegen könnte es sofort losgehen.
Doch jetzt stand etwas ganz anderes auf unserem Plan.
Der Besuch des Tempels, in dem wir schon viel zu lange nicht mehr gewesen waren. Mary hatte ich zu Violet gebracht, weshalb wir auf nichts und niemanden mehr Rücksicht nehmen mussten, außer auf uns selbst.
»Ich schätze, den hier brauchen wir dort unten nicht. Es ist mal wieder Zeit für ein bisschen Armtraining.«
»Ach wirklich?«, fragte ich, während Dustin mich bereits aus dem Rollstuhl auf seine Arme hob. Natürlich meinte er es ernst.
Er trug mich die Treppen hinab in das Apartment, wo er mich langsam auf den Boden setzte. Es fühlte sich gleichzeitig komisch und absolut faszinierend an, wieder hier in diesen Räumlichkeiten zu sein, die ich seit all den Monaten, die es nun mit uns ging, nicht betreten hatte.
»Das letzte Mal hieß dein Gast wohl Andrew.« Ich drehte den Kopf in Dustins Richtung und sah auf den Blindenstock, den er in der Hand hielt.
Andrew, dem ich über die Agentur mitteilen lassen hatte, dass keine weiteren Treffen erwünscht waren.
Ich hatte auch mit ihm Spaß gehabt und unser Spiel genossen, doch nicht auf die Art und Weise, wie ich das Leben mit Dustin genoss.
»Dann siehst du mal, wie lange ich nicht mehr hier war. Den werde ich dann wohl nicht mehr brauchen«, sagte ich, während Dustin mich prüfend ansah.
»Vermisst du es?«
»Nein!« Ich konnte ihm schnell und entschlossen antworten. Wie konnte ich jetzt, wo sich alles in meinem Leben so wundervoll zusammenfügte, noch irgendetwas vermissen?
»Gut, das kam überzeugend.« Er lachte auf, bevor er zur Tür ging und sie öffnete.
»In den Tempel bitte, Mister Knight.«
Sein Wunsch war mir Befehl. Ich zog mich langsam, Stück für Stück voran und genoss das Gefühl in meinen Armen. Verdammt, ich genoss alles an dieser Situation, an diesen Minuten. Einfach alles.
Der Weg bis zum Tempel war weit. So weit, dass ich zwischendurch eine Pause einlegen musste. Alles unter dem gierigen Blick von Dustin. Ich wusste, wie hungrig er war. Ich fühlte es ebenfalls, wenn auch auf eine ganz andere Art und Weise.
Vielleicht, wenn ich irgendwann die Spritze wegließ, würde ich ihn auch noch einmal spüren können, doch danach stand mir momentan gar nicht der Sinn. Ich wollte ihn so spüren, wie ich es jetzt konnte.
Ich wollte wieder diesen Orgasmus genießen, der gar kein Orgasmus war und doch so viel mehr.
Wenn ich es doch nur beschreiben könnte.
Wie oft hatte mich Dustin schon gebeten, ihm dieses Gefühl zu erklären, denn er sah und spürte meine Erregung ja auch. Doch ich konnte es nicht erklären.
Ich spürte meinen Schwanz nicht, dafür reagierten andere Stellen meines Körpers voller Lust und Begierde.
Im Tempel angekommen, blickte ich auf die Liege, die für mich aus dieser Position einfach unüberwindbar weit weg war, doch Dustin wollte auch gar nicht, dass ich es versuchte.
Stattdessen hob er mich vom Boden auf und legte mich darauf. Wir hätten durchaus auch das Bett benutzen können, doch dafür waren wir nicht hier.
»Wir sollten diesen Raum umbauen«, schlug ich vor. Hier befanden sich viele Spielzeuge, die ich beispielsweise mit Andrew oder Carter genutzt hatte, die allerdings rein gar nicht Dustins Bedürfnissen entsprachen.
Er wollte nicht von hinten genommen werden. Zumindest nicht andauernd, weshalb diese Spielzeuge alle rausfliegen konnten. Ich hatte nichts davon, wenn er sie an mir benutzte, spürte ich doch sowieso nichts.
»Heute möchte ich es«, sagte er, was mich aufhorchen ließ.
»Warte hier, ich bin in ein paar Minuten wieder da.«
»Dustin, was ...«
Er ließ mich meine Frage gar nicht stellen, sondern verschwand stattdessen aus dem Raum.
Ich hatte keine Ahnung, wohin er wollte, konnte mir aber bereits denken, dass er etwas von oben holte.
Heute wollte er es ...
Was wollte er?
Meine Frage klärte sich schon ein paar Minuten später, als er mit einem Umschnalldildo in den Raum zurückkehrte und ihn mir entgegenhielt.
»Ich will nicht von hinten genommen werden, weil ich es nicht geil finde. In meinem Träumen kannst du mich wegen deiner Lähmung nicht ficken, so wie es jetzt im wahren Leben auch der Fall ist. Aber hiermit kannst du es.«
»Hilfst du mir, ihn anzubringen?«
»Ja, das werde ich. Und ich habe noch etwas mitgebracht.« Er schob den Stehrollstuhl herein, den ich noch nie benutzt hatte, und betrachtete mich dabei fragend.
»Ich bin zu allem bereit, Dustin. Du brauchst nicht so zu schauen.«
Grinsend schob er ihn neben die Liege, bevor er mir bei dem kleinen Transfer half. Er brachte meine Beine in die richtige Position und zog die Riemen fest, genau wie um meine Taille, sodass ich nicht herausfallen konnte, wenn er den Rollstuhl nach oben fahren ließ.
»Bereit?«, hakte er nach.
»Bereit, wenn du es bist.«
Mit einem Knopfdruck ließ er den Rollstuhl nach oben fahren, sodass ich in eine stehende Position gelangte. Dustin schnallte mir den Dildo um meine Hüften, wobei er mir tief in die Augen sah.
In diesem Rollstuhl konnte ich zwar stehen, doch meine Mobilität war verdammt eingeschränkt. Ich hatte nur meine Arme zur Verfügung. Doch genau das wollte er und es gefiel mir. Es war so unglaublich, wie wir uns ergänzten.
»Strippst du für mich?«, fragte ich, was Dustin auflachen ließ.
»Wirklich?«
»Wirklich. Es würde mir verdammt gut gefallen.«
»Dann ist mir dein Wunsch Befehl.« Er ging zur Stereoanlage, die an der Seite des Raumes stand und legte eine CD ein, bevor er sich so positionierte, dass ich ihn uneingeschränkt sehen konnte.
Hier zu stehen, ohne meine Beine unter mir zu spüren, war ein weiteres dieser sonderbaren Gefühle, die ich nicht in Worte fassen konnte.
Dustin ließ lasziv die Hüften kreisen, bevor er sich mit einem Griff in den Nacken das Shirt über den Kopf zog und seinen muskulösen Oberkörper entblößte.
Seine Bauchmuskeln, seine Arme, alles war so unfassbar definiert. Dafür verbrachte er am Tag auch genug Zeit im Fitnessstudio.
Etwas, dass wir ab sofort auch zusammen tun wollten. Den Grundstein dafür hatten wir schon bei unserem geheimen Date gelegt.
Ich konnte es kaum abwarten, mit ihm zusammen Gewichte zu stemmen und meine Einschränkungen dabei zu spüren.
So wie in diesem Moment.
Dustin vollführte einen sinnlichen Striptease, wobei er auf mich zukam und mich leidenschaftlich küsste, bevor er den unteren Teil seines Körpers entblößte.
In mir zog sich alles zusammen bei dem Anblick seines Schwanzes, den ich jetzt so gerne anfassen oder in meinen Mund nehmen würde. Doch in dieser Position war mir nichts von beidem möglich.
Erst als er splitterfasernackt war, kam er zu mir, überprüfte den Sitz des Dildos und sank vor mir auf die Knie.
Er nahm ihn in den Mund, während ich ihn dabei beobachtete und mir mit allen Kräften vorstellte, dass es mein Schwanz wäre, den er gerade lutschte.
Es turnte mich an. Nein, es machte mich gar wahnsinnig, diesen Gedanken auszuleben. Und das merkte auch Dustin. Er fasste an meinen Schwanz, was ich nur sehen konnte, und rieb daran, bevor er sich zu mir rumdrehte.
Ich konnte mit meinen Fingern in ihn eindringen, ihn weiten und darauf vorbereiten, was gleich zwischen uns passieren würde.
Wobei zwischen uns vielleicht nicht ganz der richtige Ausdruck war. Zwischen dem umgeschnallten Dildo und uns.
Ich hielt den Plastikschwanz fest, zog Dustin ein Stück zurück und ließ ihn dann eindringen.
Dustins Lust war so spürbar, während ich meine Hand um seinen prallen Schwanz legte und er sich stoßartig vor- und zurückbewegte. Scheiße, das hier war wirklich pure Lust auf einer ganz anderen Ebene. Einer Ebene, die vermutlich nur wir beide jemals wirklich verstehen konnten. Doch das war auch alles, was zählte. Es ging hier nur um uns. Nicht darum, was andere Menschen dachten.
Ich sah, wie sich seine Schulterblätter zusammenzogen, während er sich weiterhin vor- und zurückbewegte. Ich spürte das Pulsieren seines Schwanzes in meiner Hand.
Und dann geschah etwas, was zuletzt bei unserem gemeinsamen Wochenende im Hotel passiert war.
Ich kam.
Wenn auch nicht körperlich. Aber ich kam.
Mit allen Gefühlen, die dazugehörten.
Und auch Dustin konnte nicht mehr länger an sich halten. Seine warme Wichse ergoss sich über meine Hand, während ich ihn mit meinem anderen Arm festhielt als sein Körper erbebte.
»Fuck«, flüsterte er leise, nachdem er sich wieder etwas gefangen hatte, und drehte sich zu mir um. Er schlang seine Arme um meinen Hals und küsste mich in einer Art und Weise, mit der er mich noch nie zuvor geküsst hatte.
Wir hatten schon oft Sex gehabt, aber dieses Mal war mit nichts, das wir zuvor erlebt hatten, zu vergleichen.
Wir wurden einander immer vertrauter. Wir wussten, was wir probieren konnten, was wir mochten und wie weit wir gehen durften.
Und verdammt, ich war bereit, mit ihm alles auszuprobieren, was in meinem körperlichen Zustand möglich war.
Wenn nicht mit meinem Schwanz, dann mit diesem Dildo oder was auch immer Dustin noch einfiel.