Als Julia an Deck kam, hatte Nick fast alle Lichter ausgeschaltet. Das Mondlicht verlieh dem Boot eine behagliche, verträumte Atmosphäre.
Als er sie sah, stand er auf. Er trug nur Shorts, und ihr stockte beim Anblick seines muskulösen Körpers der Atem. Als er durch ihre Haare strich, überlief sie ein Schauer. „Komm, setz dich zu mir“, flüsterte er und nahm ihren Arm, um sie zu den Stühlen zu führen. Ein Tisch stand zwischen den Stühlen. Er nahm ein Kissen vom Stuhl, legte es auf die freie Tischplatte und setzte sich darauf.
„Was machst du da?“, fragte Julia amüsiert. „Der Stuhl sieht bequemer aus.“
„Aber so ist es interessanter. Ich bin näher bei dir und kann dich ein bisschen berühren.“ Nick fuhr mit dem Finger über ihre Hand.
„Du hörst nie auf!“, rief sie aus und lächelte.
„Ich bin fasziniert.“
„Oh, bitte. Du bist hinter dem Unternehmen meiner Familie her.“
„Als ich mich hierhin gesetzt habe, habe ich keinen Moment lang ans Geschäft gedacht“, sagte er mit samtweicher Stimme. „Du bist schön, sexy, und ich will, dass du nah bei mir bist und ich dich berühren kann. Vielleicht werde ich dich ja auch noch küssen.“ Er senkte die Stimme. „Früher oder später, Julia, werden wir herausfinden, wie hoch die Flammen wirklich zwischen uns lodern.“
Sie hoffte, dass er nicht bemerkte, wie aufgeregt sie war. „Setz dich auf den Stuhl, Nick, und sieh dir die Sterne an.“
„Du willst, dass ich auf Abstand gehe?“ Bevor sie antworten konnte, streichelte er zärtlich ihren Nacken. „Das denke ich nicht“, fuhr er fort. „Ich weiß, dass dein Puls schneller schlägt, wenn wir zusammen sind. Ich weiß, dass …“
„Du bist viel zu aufmerksam“, wisperte sie. Julia war kurz davor, ihn zu küssen. Stattdessen nahm sie seine Hand weg und drohte ihm mit dem Finger. „Halte dich zurück. Du magst meinen Puls zum Rasen bringen. Aber ich weiß, was gut für mich ist.“
Nick lächelte. „Ich kann es nicht glauben, Julia. Du bist allein auf See mit mir. Du bist mit mir in diesem winzigen Bikini schwimmen gegangen, der wie eine heiße Einladung wirkt und sich mir ins Gedächtnis gebrannt hat.“
„Als ich den Bikini gekauft habe, habe ich dich nicht gekannt.“
„Aber als du ihn eingepackt hast. Ich beschwere mich nicht, glaube mir. Es ist der tollste Bikini, den ich je gesehen habe.“
„Du bist unverbesserlich!“
„Ich bin geduldig. Ich kann warten.“ Er lehnte sich wieder ganz nah zu ihr. „Wir werden uns küssen. Darauf verwette ich meine Jacht.“ Bevor Julia ihn ermahnen konnte, auf Abstand zu gehen, nahm er ihr Handgelenk, fühlte ihren Puls und lächelte sie spöttisch an. Dann setzte er sich auf den freien Stuhl.
„Ich habe den Verdacht, dass du viel zu sehr an Frauen gewöhnt bist, die deinem Charme erliegen.“
„Das wäre schön!“
„Wenn ich dich ansehe, sehe ich einen Mann, der vor Ehrgeiz brennt. Dein Leben ist ausschließlich deiner Karriere gewidmet, Nick.“
„Ich will gute Freunde, schöne Frauen und eine gute Zeit mit ihnen verbringen. Aber ich gebe zu, dass mir das Geschäft wichtig ist. Ich habe gern Erfolg.“
„Ich bin sicher, du liebst es, Erfolg zu haben.“
Er zeichnete mit dem Finger Kreise auf ihr Knie. „Du hast gesagt, dass du Holcomb nicht übernehmen willst, Julia. Was willst du also?“
„Das sagte ich schon. Ich hoffe, ich werde Kinder bekommen und einen Mann finden, der mich über alles liebt. Ich will, dass er der wichtigste Mensch in meinem Leben ist und ich der wichtigste in seinem.“
„Dann ist neben deiner Liebe zu Rufus also noch ein Platz in deinem Herzen frei?“
„Das ist etwas anderes, und das weißt du. Die eigene Familie liebt man immer, oder?“
„Oh, sicher.“
„Warum habe ich den Verdacht, dass du selbst die größte Liebe deines Lebens bist?“, fragte sie weich.
„Au! Das tut weh! Verhalte ich mich so egoistisch und selbstbezogen?“
„Nein, das tust du nicht, um fair zu sein. Aber du legst keinen Wert darauf, für immer die Liebe einer besonderen Frau zu gewinnen.“
„Streiche das ‚für immer‘.“ Nick sah sie an. „Ich hätte gern die Liebe einer besonderen Frau“, flüsterte er.
Julia wurde erneut von einem Prickeln erfasst. Sie lachte weich und versuchte, seine Worte und die Wirkung, die sie auf sie hatten, herunterzuspielen. „Du flirtest schamlos.“
„Genieße es doch einfach. Du bist gern mit mir hier. Zwischen uns funkt es. Ich denke nicht, dass du weißt, wie du das Leben genießen kannst.“
„Und du willst mir das zeigen?“
„Jederzeit und auf jede erdenkliche Weise, wenn du mich wirklich lässt.“
Nick strich leicht über ihren Hals. „Freunde dich mit mir an, Julia.“
Sie schaute in seine dunklen Augen. Wie sehr konnte sie ihm vertrauen? Wie tief sollte sie sich auf ihn einlassen, und wie sehr würde sie es später bereuen? Die letzte Frage brachte sie in die Realität zurück, und sie wandte den Blick ab.
Er erhob sich. „Kann ich dir etwas zu trinken bringen?“
„Nur einen Eistee.“
Mit einem Nicken ließ er sie allein.
Sie seufzte tief. Er wusste, wie sie auf ihn reagierte. Aber wusste er auch, wie stark diese Reaktion war? Hoffentlich nicht, dachte sie. Sie würde wetten, dass er sein Wort halten und sie früher oder später küssen würde. Heute Abend hatte er sie schon fast so weit gehabt. Wenn er jemand anders wäre …
Julia sah sich um. Es war ein schöner Abend. Der Mondschein ließ das Wasser glitzern, und am Himmel funkelten die Sterne. Alles war perfekt. Außer der unüberbrückbaren Kluft zwischen ihnen, die über die geschäftliche Konkurrenz hinausging. Seine Träume und Ziele waren ganz andere als ihre. Für ihn war ihr Bedürfnis nach einer festen Bindung sicher unvorstellbar. Er hatte wahrscheinlich schon vorher Beziehungen mit Frauen gehabt, die genau wie sie eine Ehe und eine Familie gewollt hatten. Er wollte nichts von all dem und ging wohl einfach darüber hinweg.
Nick kam mit den Getränken zurück. Als er Julia das Glas reichte, streifte er mit seinen warmen Fingern die ihren und setzte sich auf den Stuhl.
„Danke.“
„Woher rührt die Angst vor dem dunklen Wasser?“, fragte er beiläufig.
„Ich rede nicht gern darüber, aber es ist kein Geheimnis. Als ich ein Kind war, bin ich mit einer Freundin in einen schlammigen Bach gefallen. Sie fiel in ein Schlangennest, wurde gebissen und musste ins Krankenhaus. Mir ist zwar nichts passiert, aber ich hatte große Angst. Seit dieser Zeit mag ich kein dunkles oder trübes Wasser. Eine kindische Angst, die ich nie abgelegt habe.“
„Dann hast du sie aber gut verborgen. Ich hätte sie nicht bemerkt, wenn du nichts davon gesagt hättest. Du hättest es mir sagen sollen. Wir können nämlich auch andere Dinge tun, die dir mehr Spaß machen.“
„Tatsächlich hast du mich einige Mal vom Wasser und meiner Angst abgelenkt.“
„Tue ich das jetzt auch?“, fragte Nick betont unschuldig.
Julia lachte. „Das weiß du genau! Und jetzt erzählst du mir, wovor du Angst hast, Nick.“
„Davor zu verlieren“, meinte er leichthin.
Dennoch wusste sie, dass es eine ehrliche Antwort war. „Wie verlieren alle ab und zu. Ich nehme an, dass du bisher nur selten verloren hast.“
„Dennoch mag ich es nicht“, erwiderte er entschlossen. „Aber die meiste Zeit über bin ich glücklich mit dem, was ich tue.“
„Womit vertreibst du dir denn sonst noch gern die Zeit?“
„Auf der Ranch züchte ich Rennpferde. Ich habe eine Vorliebe für Pferderennen und Rodeos. Und was magst du?“
„Ich segle, wie du weißt. Halte mich durch Sport fit, wie du offensichtlich auch. Und ich liebe die Oper.“
„Wer ist dein Lieblingskomponist?“ Er nahm Julias Hand und verschränkte seine Finger mit ihren.
„Mozart.“
Nick strich mit dem Daumen über ihre Hand, und sie fühlte sich immer stärker von ihm angezogen. „Eine gute Wahl. Verdi ist auch großartig. Mozarts Zauberflöte wird nächste Woche an der Oper in Santa Fe gegeben. Willst du mit mir hinfliegen und sie dir ansehen?“
Ihre erste Reaktion war, das Angebot anzunehmen. Die Aussicht, mit ihm noch ein Wochenende zu verbringen und sich in Santa Fe die Oper anzusehen, war ungeheuer verlockend. Doch ihre Vernunft ließ das nicht zu. Er könnte ihr viel zu gefährlich werden, wenn sie erneut ein Wochenende mit ihm zusammen sein würde. „Vielen Dank für die Einladung, aber ich muss passen. Nach diesem Wochenende könnten wir eventuell nicht gut aufeinander zu sprechen sein.“
„Angsthase“, neckte Nick sie und streichelte ihre Wange. „Wir sind allein und kommen schon seit deiner Ankunft im Jachtclub bestens miteinander aus. Es gibt keinen Grund für die Annahme, dass sich das ändern wird. Wir haben Spaß miteinander. Ich habe den Eindruck, dass du bei allem sehr vorsichtig bist.“
„Das verhindert, dass ich in Schwierigkeiten komme. Auf keinen Fall werden wir beide nach diesem Ausflug noch mehr Zeit miteinander verbringen.“
„Die Einladung steht. Sag es einfach, falls du deine Meinung änderst.“
Julia bedankte sich höflich und wechselte schnell das Thema. „Welches deiner Rennpferde geht denn in dieser Saison an den Start?“
„Willow Wind wird demnächst in Ruidoso laufen. Er ist bislang ungeschlagen, und das soll so bleiben. Wie gesagt verliere ich nicht gern. Genauso wenig wie du.“
„Das ist schon fast zwanghaft, Nick“, meinte Julia und beobachtete, wie er Kreise auf ihr Knie malte. „Du musst der Beste sein, willst nicht verlieren und bist entschlossen, deinen Weg zu gehen.“
„Genau wie jeder andere. Und ich bin beeindruckt von einer schönen Blondine, die ebenso resolut ist wie ich.“
Sie lachte. „Ich war noch nie im Leben so fest entschlossen wie du, das zu bekommen, was ich will!“
„Nein, du bist weich wie Butter“, sagte er ruhig. „Zumindest habe ich dich zum Lachen gebracht. Das ist gut. Du bist zu ernst, Julia.“
„Das liegt an den Umständen. Es steht viel auf dem Spiel.“
„Nicht heute Abend.“
„Rede einfach weiter über Pferde, Nick“, drängte sie ihn und hörte ihm zu, als er ihr während der nächsten Stunde alles über seine Pferde erzählte. Anschließend kamen sie auf ihre und seine Kindheit und dann auf andere Themen zu sprechen. Und die ganze Zeit über berührte er beiläufig ihre Hand, ihren Arm oder ihre Haare.
Jede seiner Zärtlichkeiten verstärkte Julias Verlangen nach ihm. Im Dunkeln konnte sie sein Profil mit den langen Wimpern und den ausgeprägten Wangenknochen sehen. Er strahlte einen Hauch von Gefahr aus. Die braunen Locken fielen ihm in die Stirn, und sie hätte ihm gern die Haare aus dem Gesicht gestrichen. Was würde er tun, wenn sie ihn berühren würde? Um der Versuchung zu widerstehen, verschränkte sie die Hände im Schoß.
Schließlich stand Nick auf, ging ins Steuerhaus, und als Musik erklang, kam er zurück. Er nahm ihre Hand. „Komm, tanze mit mir.“
Mit einem Lachen stand Julia auf. „In Turnschuhen?“
„Das geht ganz gut“, erwiderte er, und sie fragte sich, mit wie vielen Frauen er schon auf der Jacht getanzt hatte. Er zog sie eng an seine nackte Brust und schlang den Arm um ihre Taille.
Julias T-Shirt und ihr Spitzen-BH waren nur eine dünne Barriere zwischen ihnen, und ihr wurde ganz heiß. Er hielt ihre Hand in seiner, und ihre Beine streiften seine, als sie tanzten.
„Erzähl mir noch etwas von dir, Julia“, sagte er weich. „Jedes Mal, wenn ich dich besser kennenlernen will, weichst du auf unpersönliche Themen aus.“
„Das ist sicherer und harmloser.“
„Und du willst einen sicheren und harmlosen Abend mit mir verbringen? Das denke ich nicht!“
„Doch. Genau das will ich.“
Nick schüttelte den Kopf. „Oh nein. Nicht, wenn wir so viel mehr haben können. Ich möchte, dass all meine Neugier in Bezug auf dich gestillt wird.“ Er fuhr mit dem Finger über ihre Wange und sah ihr in die Augen. Dann begann er ganz zart ihren Nacken zu streicheln. „Was tust du am liebsten?“
Julia schaute auf seinen schön geformten Mund und fragte sich erneut, wie es wäre, ihn zu küssen. Doch sie versuchte sich auf ihre Antwort zu konzentrieren. „Am liebsten bin ich mit meiner Familie und meinen engsten Freunden zusammen, höre Mozart und laufe Ski. Und du?“
„Eine leidenschaftliche Frau zu lieben und sie heiß zu küssen mag ich ganz besonders. Und natürlich Erfolg zu haben, eine Herausforderung anzunehmen und zu gewinnen.“
„Du willst immer und alles gewinnen. Vielleicht hast du meine Antwort nicht vorhersagen können, aber ich deine.“
„Bin ich so vorhersehbar?“
„Absolut! Wenn es um Frauen und ums Geschäft geht, hast du ganz klargemacht, was dir gefällt.“
Nick wirbelte sie herum und beugte sich dann über sie, sodass sie sich zurücklehnen und seine Schultern fester umfassen musste. Er schien sie jeden Moment küssen zu wollen, und Julias Herz klopfte laut. „Daran muss ich arbeiten, damit ich dich überraschen kann“, sagte er. „Vorhersehbar zu sein ist langweilig. Jetzt stellst du mich vor eine weitere Herausforderung.“
„Das war nicht meine Absicht. Aber es ist nicht so schlecht, dass wir uns besser kennenlernen. Jetzt weißt du, dass für mich meine Familie an erster Stelle steht. Und ich weiß, dass es für dich in erster Linie darum geht, zu gewinnen.“
„Ich kann mich nicht erinnern, das gesagt zu haben.“
Sie lächelte. „Dir wäre es immer wichtiger, ein gutes Geschäft abzuschließen, als mit einer Frau zu schlafen. Ich kann mir gut vorstellen, was diesbezüglich in deinem Kopf vorgeht. Da es immer schöne Frauen in deinem Leben gibt, ist deine Arbeit die wirkliche Herausforderung.“
„Wenn Frauen immer sofort meinem Charme erliegen, warum tust du es dann nicht?“, fragte Nick heiser.
„Nicht jede Frau ist von dir hin und weg. Es könnte ein oder zwei von uns geben, die nicht atemlos darauf warten, dass du ihnen deine Aufmerksamkeit schenkst“, antwortete Julia leichthin.
Er lachte. „Du tust das jedenfalls nicht, was dich nur noch interessanter macht. Und dass die Chemie zwischen uns stimmt, ist doch offensichtlich. Selbst du kannst das nicht leugnen.“
„Nein. Aber ich muss dem ja nicht nachgeben. Die Anziehung ist rein körperlich. Meine Emotionen und mein Intellekt sagen mir etwas ganz anderes. Sorry, Nick, aber mach mich nicht zu einem deiner Projekte.“
„Eine köstliche, unwiderstehliche, unmögliche Herausforderung ist das beste Projekt, das man sich vorstellen kann.“ Er lächelte.
Bei seinen Worten wurde Julia heiß, und sie erwiderte sein Lächeln. Die Musik wechselte zu einem schnelleren Stück, und sie tanzten umeinander herum. Ihr Puls raste, als sie seine sexy Bewegungen beobachtete, und sie war sich bewusst, dass auch er sie voller Verlangen beobachtete.
Dann begann wieder ein langsamer Tanz, und er nahm sie fest in seine Arme. Sie bewegten sich kaum, während er Küsse auf ihr Ohr hauchte.
Sie sehnte sich danach, ihre Arme um seinen Hals zu schlingen und ihn zu küssen. Stattdessen schob sie ihn von sich weg und trat zurück, als Nick seinen Griff lockerte. „Ich denke, es ist Zeit für eine kleine Pause“, sagte sie atemlos, drehte sich um und ging zu einem Stuhl.
Er setzte sich Julia gegenüber, lehnte sich zu ihr und strich mit den Fingern über ihre Hände. „Geh mit mir aus, wenn wir wieder zu Hause sind. Wie wäre es am Sonntag mit einem Abendessen?“
„Tut mir leid, Nick. Da habe ich eine Verabredung mit meinem Großvater. Ich sagte ihm, dass ich vorbeikomme, wenn ich zurück bin. Ich will ihn nicht enttäuschen.“
„Also bekomme ich einen Korb von dir.“
„Etwas, an das du in deinem erfolgreichen Leben absolut nicht gewöhnt bist.“
„Du weißt, dass du mich damit nur noch stärker herausforderst. Ich will nichts mehr, als dich in meinen Armen zu halten, in meinem Bett zu haben und zu hören, dass du es auch willst.“ Er streichelte ihren Nacken. „Und das wird passieren. Du wirst mir gehören.“
„Träum weiter, Nick.“
„Diesen Traum werde ich wahr machen.“
„Lass uns das Thema wechseln. Erzähl mir etwas über deine Ranch.“ Sie versuchte, ihm zuzuhören, während er redete. Er fuhr mit den Fingern durch ihre Haare, strich zärtlich über ihren Nacken und schürte so das Feuer zwischen ihnen.
Sie redeten und neckten sich. Die Zeit verstrich, und Julia musste zugeben, dass sie sich die ganze Nacht lang mit ihm unterhalten könnte. Mühelos wickelte Nick sie mit seinem Charme ein. Schließlich schaute sie auf die Uhr. „Es ist schon nach drei Uhr morgens! Ich denke, ich sollte in meine Kabine gehen.“ Nick hatte sie so aufgewühlt, dass ihre Nerven blank lagen. Sie wusste, dass sie kein Auge zutun würde, so sehr wollte sie ihn. Sie stand auf.
Er erhob sich ebenfalls. „Dann werde ich dich hinbringen.“
„Ich finde den Weg. Es ist ja nicht weit.“ Sie lachte.
Nick legte den Arm um ihre Schultern. „Ich will so lange bei dir sein wie möglich.“
Sie nahm den Duft seines Aftershaves und die Wärme seines Körpers wahr, als Nick dicht neben ihr ging. „Das hatte ich nicht im Sinn, als ich gesagt habe, dass wir uns besser kennenlernen sollen.“
„Aber ich hatte genau das im Sinn und finde es großartig.“
Im Schatten des Steuerhauses, wo der Durchgang enger wurde, blieb Nick stehen, drehte sich zu ihr um und umfasste ihre Taille. „Es war ein schöner Tag, Julia.“
Sie sah ihn an und legte die Hände auf seine Arme. „Nick, es gibt eine unsichtbare Linie, die ich nicht überschreiten will.“
„Du weißt, dass ich dich küssen werde. Früher oder später. Am liebsten jetzt.“
„Wir brauchen etwas Abstand.“
„Warum? Wir haben vereinbart, das Geschäft außen vor zu lassen. Ich bin ein Mann, und du bist eine Frau. Zwischen uns hat es schon gefunkt, als du auf dem Parkplatz vor mein Auto gelaufen bist.“
Julias Herz klopfte laut, als er sie in seine Arme zog und mit seinem Mund ganz zart über ihre Lippen strich. „Nick“, wisperte sie. Aber er küsste ihren Protest einfach weg, und ihre Vorsicht und Bedenken lösten sich in Luft auf. Als er mit seinem erregenden Zungenspiel begann, schlang er den Arm um ihre Taille und zog sie näher an sich. Julia schmiegte sich an ihn, und er nahm sie noch fester in seine starken Arme. Sie sehnte sich so sehr nach diesem Mann. Leidenschaftlich erwiderte sie seinen heißen Kuss.
All ihre Berührungen, das Flirten und die Zweideutigkeiten hatten dazu geführt, dass sie jetzt beide in Flammen standen. Da sie ihn ebenso um den Verstand bringen wollte wie er sie, schlang sie die Arme um seinen Nacken und strich aufreizend mit ihren Hüften über seine Lenden. Er rang nach Atem und erschauerte. Seine Küsse wurden noch heißer und verführerischer, und sie begehrte ihn immer mehr.
Julia hatte geahnt, dass seine Küsse sie in einen Taumel versetzen würden. Sie erwiderte seine Küsse, bewegte verführerisch ihre Hüften und wollte ihn mehr, als sie es für möglich gehalten hatte. Sie stöhnte, strich über seinen muskulösen Rücken und genoss es, seinen durchtrainierten, warmen Körper zu spüren, während er ihr mit den Fingern durch die Haare fuhr.
Es kam ihr so vor, als würde ein Traum wahr werden. Oder war es ein Albtraum? Sie wollte seine Küsse, aber gleichzeitig war ihr klar, dass sie sich damit eine Menge Probleme schaffte. Sie lehnte sich zurück, um mit den Händen über seine Brust zu streichen. Hingebungsvoll erwiderte sie seine tiefen Küsse, als er sie noch enger an sich zog. Sie hoffte, dass er von ihr ebenso überwältigt war wie sie von ihm. Sie wollte mehr für ihn sein als nur eine weitere Frau, die er erobern wollte. Er sollte sich immer an sie erinnern.
Ihre den ganzen Abend über unterdrückte Leidenschaft brach sich Bahn, und ihre heiße Reaktion auf seinen Sex-Appeal mischte sich mit der Wut über seine Arroganz und seinen Ehrgeiz. Doch in diesem Moment überbrückten die Küsse die Kluft zwischen ihnen. Sie wollte Nick, wie sie noch nie einen Mann zuvor gewollt hatte. In diesem Augenblick war er für sie der aufregendste Mann auf der Welt. Ihr Hunger nach ihm war größer als ihre Vorbehalte gegen ihn.
Während Julia mit den Händen seinen Körper erkundete, ließ er seine Hände von der Taille zu ihren Brüsten wandern. Ganz leicht und zart strich er über ihre Brüste. Sie umfasste seine Handgelenke und hielt seine Hände fest. „Nein“, wisperte sie. Sie schob ihn weg und wandte das Gesicht ab. Sie war verrückt nach ihm, und ihr Körper vibrierte vor Lust. Sie wollte erneut in seinen Armen liegen, aber sie wusste es besser. „Wir hören jetzt damit auf“, sagte sie mit rauer Stimme, konnte aber nicht widerstehen, ihm noch einmal über die muskulöse Brust zu streichen.
Sie hätte es niemals so weit kommen lassen dürfen. Sie wollte mit ihm schlafen. Doch das konnte zu viel in ihrem Leben zerstören. Wenn sie mit ihm schlief, würde sie es wahrscheinlich unglaublich bereuen. „Wir haben uns beide für einen Moment vergessen. Aber wir dürfen die enormen Differenzen zwischen uns nicht vergessen.“
„Die Differenzen sind geschäftlicher Natur“, wisperte Nick und verteilte sanfte Küsse auf ihrem Hals. „Im Moment spielen sie keine Rolle. Ich kann Arbeit und Vergnügen trennen.“
Julia trat zurück und löste sich aus seiner Umarmung. Sie stieß mit dem Rücken an die Reling, sah ihn an und nahm sein Gesicht in ihre Hände. „Es geht nicht um Arbeit und Vergnügen, sondern um Lebensstile und Werte. Es liegen Welten zwischen uns, Nick.“
„Es sind nur Küsse, Julia“, entgegnete er, während er ihren Hals liebkoste.
„Wir sollten das nicht tun. Ich will keine Gefühle für dich entwickeln, die mich dann in unserem Kampf ums Geschäft beeinflussen würden. Und du weißt, dass es ein Kampf ist“, fügte sie hinzu.
„Versuchst du dich oder mich zu überzeugen?“ Er strich ihr eine Haarsträhne hinter das Ohr.
„Vielleicht uns beide“, gab sie zu.
„Ja, es wird ziemlich heiß zwischen uns“, meinte Nick so verführerisch, dass ihr die Knie weich wurden. „Es ist nur ein gemeinsames Wochenende. Entspann dich und genieße es. Wir haben ein bisschen getanzt und uns geküsst – nimm das doch ein wenig leichter. Ich mache dir ja keinen Heiratsantrag.“
„Ich will mich nicht in dich verlieben“, bekannte Julia offen. Es ärgerte sie, dass er so locker mit der gegenseitigen Anziehung umging. Seine Äußerung untermauerte ihre Entscheidung, seinem Charme zu widerstehen.
„Ich habe kein Wort von Verlieben gesagt. Wir können eine wundervolle Beziehung …“
„Ich nicht, Nick!“, unterbrach sie ihn. „Eine wundervolle Beziehung ohne Liebe gibt es für mich nicht. Das ist ein leeres, schales Leben, wie ich es nicht führen möchte.“
„Du verpasst einige tolle Momente, Julia“, entgegnete er samtweich. „Nimm das Leben nicht so ernst.“
„Als wenn du es nicht ernst nehmen würdest, wenn du bei einem Geschäft den Kürzeren ziehst. Und gelegentlich hast selbst du doch schon verloren, oder Nick? Irgendwann im Laufe der Geschichte von Ransome, nicht wahr?“ Wut flammte für den Bruchteil einer Sekunde in seinen Augen auf, und Julia wusste, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. Er hasste es zu verlieren und wollte das nicht zugeben. „Wann hast du das letzte Mal verloren, Nick?“ Sie konnte nicht widerstehen, ihn zu provozieren. „Wie unbekümmert und locker warst du da?“
Er kam näher, fuhr mit beiden Händen durch ihre Haare und bog ihren Kopf zurück. Seine dunklen Augen funkelten wütend. „Du spielst mit dem Feuer, und das weißt du. Du reizt mich absichtlich.“
„Du bist derjenige, der meint, man sollte das Leben nicht so ernst nehmen.“ Julia hoffte, dass er nicht bemerkte, wie gern sie ihn küssen würde. Er wollte nur ihren Körper und war nicht an ihrem Herz interessiert. Deshalb würde er sie nicht bekommen.
Nick zog sie enger an sich. „Du wirst mir gehören. Es knistert viel zu sehr zwischen uns, um es zu ignorieren. Bald wirst du aufhören, so vorsichtig zu sein, denn das entspricht nicht deiner Natur. Dann wirst du dich voll und ganz auf das Leben einlassen. Je öfter du mich abweist, desto größer wird mein Eroberungsdrang. Ich werde dich verführen.“
„Also setzt du immer deinen Willen durch? Aber dieses Mal wirst du nicht gewinnen. Du hast noch nicht erkannt, dass es auch noch andere, wichtigere Werte im Leben gibt. Aber ich warne dich. Wenn du mir in die Quere kommst, gehst du ein ungewohntes Risiko ein.“
Er lächelte spöttisch. „Das Risiko nehme ich auf mich und fange jetzt gleich damit an.“ Er schlang die Arme um sie und küsste sie lange und leidenschaftlich.
Sein Kuss elektrisierte Julia so sehr, dass sie einfach genauso voller Verlangen auf sein Zungenspiel eingehen musste. Sie legte die Arme um seinen Hals.
„Du wirst mir gehören, Julia“, schwor er.
Sie schmiegte sich an ihn und vergaß ihren Entschluss. In diesem Moment gab es nur noch Nick und seine heißen Küsse. Das Blut pulsierte heiß in ihren Adern, und ihr Körper sehnte sich nach mehr. Doch sie wusste, dass sie einen Kampf austrugen. Sie öffnete die Augen und lehnte sich zurück. „Dieses Mal wirst du nicht gewinnen.“
„Doch, das werde ich“, murmelte er zwischen zwei Küssen. Julia begehrte ihn mit jeder Faser ihres Körpers. Sie ließ die Hände über seinen Rücken und seine Hüften gleiten.
Nick stöhnte und ließ sie seine Erregung spüren. Er stand genauso in Flammen wie sie, und seine Küsse wurden immer heißer und begehrlicher. Er zog das T-Shirt aus ihren Shorts und fuhr mit den Fingern unter den Stoff bis hinauf zu ihrem BH. Dann umfasste er ihre Brüste und strich mit dem Daumen über ihre Brustspitze. Sie seufzte vor Lust, und er ließ die Finger langsam unter den Spitzenstoff ihres BHs gleiten.
Sie hielt seine Hand fest. „Jetzt hören wir auf, Nick. Ich werde nicht innerhalb weniger Stunden auf deiner Jacht in deine Arme und dein Bett sinken.“
„Du magst es, wenn ich dich berühre, Julia“, sagte er leise, während er seine Hände zuerst über ihren Nacken und dann langsam über ihren Rücken bis hinunter zu ihrem Po gleiten ließ.
Sie drehte sich weg. „Ich wünsche dir eine gute Nacht“, sagte sie atemlos und hasste sich dafür, dass ihr die Erregung so deutlich anzusehen war.
„Ich werde dich zu deiner Kabine bringen.“
„Das ist nicht nötig“, erwiderte sie trocken. „Ich kann ja nicht verloren gehen. Du weißt, dass ich mich wohlgefühlt habe, Nick. Viel zu wohl.“
„Gib es zu, Julia.“ Er berührte den Halsausschnitt ihres T-Shirts. „Der Abend war heiß, leidenschaftlich und aufregend.“
„Du musst das hören, oder? In Ordnung. Du bist sexy und aufregend, der Tag und der Abend waren toll.“ Sie bemerkte, wie ihre Worte ihn noch weiter anstachelten. „Mein Herz klopft. Ich stehe in Flammen und bezweifle, dass ich aufgrund deines unglaublichen Körpers ein Auge zumachen werde. So, ich habe es gesagt. Bis morgen früh dann.“
Nick griff nach ihrem Arm und zog sie wieder an sich. „Erwartest du von mir, dass ich dich gehen lasse, wenn du solche Sachen sagst?“
„Aber ja. Ich habe dir nichts gesagt, was du nicht schon wusstest. Und du hast mich dazu gedrängt. Gute Nacht.“ Julia machte sich los und eilte davon, ohne zurückzusehen. Sie konnte seinen heißen, begehrlichen Blick im Rücken fühlen und ahnte, dass er überlegte, ob er ihr folgen sollte.
Dann war sie in ihrer Kabine und atmete tief aus. Im Spiegel sah sie, dass ihre Haare zerzaust und ihre Lippen von seinen Küssen gerötet waren. Sie fragte sich, ob sie in der kurzen Nacht, die ihr noch blieb, auch nur eine Stunde schlafen würde. Obwohl sie wusste, dass es nur Lust war, die ihn motivierte, war sie gern mit ihm zusammen. Er war ein aufregender, begehrenswerter Mann, der küssen und eine Frau mit viel Charme in den Bann ziehen konnte. Sie musste sich zwingen, daran zu denken, dass er nur am Geschäft und an ihrem Körper interessiert war. Sein Herz blieb dabei völlig unbeteiligt. Frauen waren für ihn ausschließlich Lustobjekte.
Schließlich legte Julia sich in ihre Koje, sehnte sich nach Nick und hasste sich dafür. Wenn sie vernünftig wäre, würde sie sich morgen auf den Weg nach Hause machen. Sie hatte bisher nichts erreicht, und Nick umzustimmen schien hoffnungslos zu sein. Sie machte die Augen zu und versuchte zu schlafen. Doch stattdessen dachte sie daran, wie sie miteinander getanzt und geflirtet und sich geküsst hatten. Sie hatte ihn gewarnt, auf der Hut zu sein und sein Herz nicht zu verlieren. Aber es war ihr Herz, das in Gefahr war. Nick war ehrgeizig, rücksichtslos und wollte um jeden Preis gewinnen. Das durfte sie nie vergessen.
Als Julia aufwachte, musste sie einen Moment überlegen, bevor sie wusste, wo sie war. Sie stand auf, um sich auf einen weiteren Tag mit Nick vorzubereiten. Eine halbe Stunde später betrat sie die Bordküche und sah, dass er das Frühstück zubereitete. Es duftete nach Kaffee und gebratenem Speck. „Guten Morgen.“
Er drehte sich abrupt um, sah sie an, und für den Bruchteil einer Sekunde blitzte Wut in seinen Augen auf.