6. KAPITEL

Katherine betrat das Wohnzimmer und rief ihrem Vater ein Hallo zu. Duke Ransome stand auf und lächelte. Doch als er Cade erblickte, wurde er rot und runzelte die Stirn.

„Katherine, ich sagte dir doch, dass ich dich allein sehen wollte.“

„Ich habe darauf bestanden, Mr Ransome“, warf Cade ein, bevor Katherine etwas sagen konnte. Er stellte sich vor ihren Vater. Keiner von beiden machte Anstalten, dem anderen die Hand zu reichen.

„Katherine, lass uns bitte allein“, befahl Duke barsch, ohne Cade aus den Augen zu lassen.

„Ich möchte lieber bleiben“, sagte sie und erntete einen wütenden Blick.

Duke wandte sich an Cade. „Ich dachte, wir hätten eine Vereinbarung, dass Sie nie wieder hier auftauchen. Da ich Sie nun vor mir sehe und Sie Ihr Versprechen gebrochen haben, gehe ich davon aus, dass Sie Katherine alles erzählt haben.“

Katherines Magen krampfte sich zusammen, denn in diesem Moment wurde ihr klar, dass Cade die Wahrheit gesagt hatte. Ihr Vater hatte ihn praktisch gezwungen, sie zu verlassen, und dann hatte er sie belogen.

Am liebsten hätte sie vor Schmerz aufgeschrien. Aber das alles war vorbei, die Vergangenheit konnte niemand mehr ändern. Ihr war kalt, und sie fühlte sich schwindlig, obwohl sie nicht zu Ohnmachten neigte. Sie war verraten und betrogen worden, zuerst von Cade und nun von ihrem Vater.

Cade nahm einen Scheck aus der Brieftasche. „Ich zahle meine Schuld zurück, Mr Ransome“, sagte er. „Dies ist ein Scheck über fünfhunderttausend Dollar. Ich habe das Geld gut genutzt, und durch die Investitionen, die Sie mir ermöglichten, stehe ich da, wo ich heute bin. Im Grunde schulde ich Ihnen Dank, weil Sie mir den Weg zu finanziellem Erfolg geebnet haben.“ Er warf den Scheck auf den Couchtisch.

„Wie kannst du das so ungerührt mit anhören, Dad?“, rief Katherine und ballte die Hände. Sie konnte beim besten Willen ihre Emotionen nicht mehr verbergen. „Wie konntest du mir so wehtun, mich so täuschen und hintergehen?“ Ohne ihm Zeit zum Antworten zu lassen, wandte sie sich an Cade. „Und wie kannst du ihm so gelassen einen Scheck reichen, wenn er uns beide um unsere Zukunft betrogen hat?“

Cade hob die Schultern. „So ist es nun einmal. Ich habe es mit dem Geld deines Vaters geschafft, daran ist überhaupt nicht zu rütteln“, erklärte er mit Nachdruck und sah dabei Duke an, der mit hochrotem Kopf und geballten Händen dastand.

„Sie Lump! Sie steckten damals in Schwierigkeiten, und wir hatten eine Abmachung“, stieß Duke hervor.

„Ja, Sir, die hatten wir, und ich brach mein Versprechen, niemals wieder nach Texas zu kommen. Sie haben verhindert, dass ich Ihre Tochter heiratete, und das war es, was Sie wollten. Jetzt bekommen Sie Ihr Geld zurück. Seien Sie vernünftig, Mr Ransome. Ich habe inzwischen die Mittel, alles aufzukaufen, was Sie besitzen“, sagte Cade ruhig. „Katherine wird einige Wandgemälde für mich anfertigen. Sie haben eine äußerst begabte, erfolgreiche Tochter, und ich vermute, einiges von ihrem Erfolg verdankt Katherine ebenfalls Ihnen.“ Cade wandte sich ihr zu. „Ich warte draußen im Wagen auf dich, Katherine. Hier habe ich nichts mehr verloren.“

Cade ging und schloss die Tür hinter sich. Katherine trat vor ihren Vater. „Wie konntest du mir das antun?“

„Es war zu deinem Besten“, entgegnete Duke. „Wäre Cade hiergeblieben, hätte er niemals das erreicht, was er heute ist.“

„Dad, ich werde nie begreifen, dass du mich so sehr verletzen konntest.“

„Vergiss nicht, dass ich es zu deinem Wohl getan habe. Cade war Abschaum. Hier wäre nichts aus ihm geworden. Sein Bruder sah einer Gefängnisstrafe entgegen. Keiner von uns hätte gedacht, dass Cade sich einmal so entwickeln würde.“

„Er war kein Abschaum“, protestierte sie entrüstet.

„Du solltest nicht für ihn arbeiten. Du wirst dich wieder in ihn verlieben, und er wird dich wieder sitzen lassen. Ihm geht es nur um Rache.“

„Wenn er auf Rache aus wäre, hätte er dir dann das Geld zurückgezahlt?“

„Er hat die Situation doch in vollen Zügen genossen“, entgegnete Duke verärgert.

Katherine hatte genug, drehte sich um und eilte hinaus. Ihr Vater rief ihr etwas nach, aber sie ließ sich nicht aufhalten. Vor neun Jahren hätte sie keine Sekunde lang vermutet, dass er hinter Cades Verschwinden stecken könnte. Sie wusste zwar, dass ihr Vater Cade nicht mochte, aber sie hatte gedacht, er wäre mit der bevorstehenden Hochzeit einverstanden.

Sie trat aus dem Haus und erblickte Cade, der wartend an seinem Auto lehnte. Als sie seinen erwartungsvollen Blick sah, vergaß sie einen Teil ihres Zorns und Schmerzes.

„Lass uns irgendwo essen gehen“, schlug er vor und legte ihr einen Arm um die Schultern.

„Ich kann jetzt nichts essen.“

„Vielleicht geht es, wenn wir wieder in Fort Worth sind.“ Er holte sein Handy hervor und reservierte einen Tisch in einem Lokal.

„Ich kenne ein ruhiges Restaurant, und wir können uns den gemeinsamen Abend nehmen, den ich ersteigert habe.“

„Den hatten wir doch schon gestern.“ Katherine öffnete die Beifahrertür, aber Cade trat ihr in den Weg.

„Wir haben seit gestern einiges bereinigt, das zwischen uns stand“, erklärte er. „Wir können noch einmal von vorn anfangen, und dieser Abend wird bestimmt schöner als der gestrige.“

„Ich fand es gestern auch recht schön.“ Sie sah, wie sich seine Brust weitete, als er tief Luft holte.

„Heute wird es noch schöner, Katherine, das verspreche ich dir.“ Seine Stimme wurde tiefer, bekam jenen heiseren Ton, der ihr unter die Haut ging.

„Cade, halt dich bitte zurück. Mir ist noch ganz schwindlig von all dem, was ich erfahren habe.“

„Das verstehe ich ja“, entgegnete er sanft. „Aber es gibt keinen Grund, endlos darüber zu brüten. Komm schon, nur einen Abend. Das kann doch so schlimm nicht sein.“

Es klang verlockend, aber die Ereignisse der Vergangenheit hingen über ihnen wie eine düstere Wolke. Dennoch war da diese starke Anziehung, die jeden Moment außer Kontrolle geraten und neuen Kummer bringen könnte.

„Komm. Nur einen Abend. Du musst doch etwas essen.“

„Erpresser.“ Sie seufzte. Natürlich hatte er recht. Wenn sie jetzt allein bliebe, würde ihr Zorn weiter in ihr schwelen, sie würde sich quälen und ständig an all das denken, was sie an diesem Tag erfahren hatte.

Sie nickte. Cade trat zur Seite und stieg ein.

„Ich weiß, mein Vater meinte, es wäre nur zu meinem Besten, aber es schmerzt trotzdem unbeschreiblich“, flüsterte sie. Cade berührte beruhigend ihre Schulter.

„Das tut mir leid.“

Als sie wieder in Fort Worth waren, hielt Cade zu Katherines Verwunderung vor seinem Hotel. „Komm mit hinauf, während ich mich umziehe. In dem Restaurant sind Krawatte und Jackett vorgeschrieben.“

„Schon wieder lockst du mich in dein Zimmer“, meinte sie neckend.

„Es wird genauso harmlos wie beim letzten Mal, es sei denn, du willst es anders.“

„So, so. Und was würde passieren, wenn ich es anders wollte?“

„Lass dich überraschen“, gab er mit einem Funkeln in den Augen zurück.

Sie nahmen den Lift, und als sie bei Cades Suite angekommen waren, hielt er Katherine die Tür auf. „Ich brauche nicht lange“, erklärte er. „Mach es dir inzwischen bequem.“

Sie schlenderte zur Balkontür und überlegte, ob sie hinausgehen und die Aussicht genießen sollte. Sie drehte am Griff und zog, doch nichts passierte.

„Die Tür klemmt“, sagte Cade hinter ihr. Er kam aus dem Schlafzimmer auf Katherine zu. Sie sah seine muskulöse Brust, während er im Gehen ein weißes Hemd überzog. Ihr Mund wurde trocken, und sie konnte den Blick nicht von ihm wenden. Sie musste daran denken, wie sie seinen Körper gestreichelt und mit Küssen bedeckt hatte.

„Ich wollte die Verwaltung benachrichtigen, damit sie die Tür reparieren, aber ich habe es vergessen“, erklärte er.

Katherine hörte kaum, was er sagte. Atemlos sah sie zu, wie er an der Tür rüttelte und sie mit einem Ruck aufzog. „Bitte, du …“

Er brach mitten im Satz ab, und Katherine schaute hoch.

„Du denkst an dasselbe wie ich“, flüsterte Cade. Er ergriff ihre Hände und legte sie an seine Brust. Er war kräftiger, stämmiger als damals und muskulöser.

Katherine riss ihre Hände zurück, als wäre Cades Brust eine heiße Herdplatte. „Nicht, bitte.“

„Warum nicht?“ Er schob eine Hand in ihr Haar und bog ihren Kopf zurück, damit er ihren Mund besser erreichte. „Du denkst daran, wie du mich immer berührt hast“, sagte er leise. „Warum tust du es jetzt nicht? Warum wehrst du dich dagegen? Damals hast du es sehr gern getan.“

„Ich habe dir erklärt, dass ich gewisse Dinge vermeiden will“, entgegnete sie ebenso leise.

„Für mich gilt das nicht. Ich will deine Küsse, ich will deine Hände spüren, und zwar jetzt“, sagte er. „Wenn du mich so ansiehst wie eben, machst du mich wahnsinnig. Vielleicht weißt du es gar nicht, aber deine Augen sind sehr ausdrucksvoll. Ich kann mich nicht einfach umdrehen und das Ganze vergessen. Bitte leg deine Hände wieder auf meine Brust.“

„Nein“, flüsterte sie. Sie blickte in Cades dunkle Augen und war verloren. „Lass mich los, Cade, ich sagte dir doch …“

Sie brachte den Satz nicht zu Ende, denn Cade küsste sie. Erst zärtlich, dann immer leidenschaftlicher. Automatisch legte sie beide Hände auf seine Brust, um ihn von sich zu schieben, doch in dem Moment, als sie ihn abermals berührte, war es um ihre Selbstkontrolle geschehen.

Sie strich über Cades nackte Haut, spürte die flachen Brustwarzen, streichelte seine kräftigen Schultern und seinen Bauch und strich über seine Oberschenkel. Dann löste sie ihre Lippen von seinen. „Nicht, Cade, wir dürfen nicht …“

„Doch, wir dürfen. Und du willst mich, genauso wie ich dich“, flüsterte er. Wieder küsste er sie, härter dieses Mal, und Katherines Protest erstarb. Sie strich über seine Brust und seinen Rücken und schmiegte sich an ihn. Sie merkte nicht einmal, wie er ihr die Kostümjacke abstreifte, doch als er ihre Bluse aufknöpfte und auf den Boden warf, nahm sie es wahr. Als Nächstes landete ihr BH auf dem Teppich. Katherine spürte Cades nackte Brust an sich, und sie erinnerte sich an die gemeinsamen Stunden der Leidenschaft.

Hin- und hergerissen zwischen Vernunft und Verlangen, küsste sie ihn. Es war der Cade ihrer Träume, der sie in den Armen hielt. Die Sehnsucht nach seinen Zärtlichkeiten wurde übermächtig, sie wollte ihn berühren, seine Küsse erwidern. Sie drängte sich an ihn und bemerkte seine Erregung.

„Nein“, stieß sie aus und wich heftig atmend zurück. „Cade, wir haben uns zu anderen Menschen entwickelt, wir haben unterschiedliche Ziele im Leben, wir können nicht einfach da weitermachen, wo wir aufgehört haben.“

Sein heißer Blick glitt über ihre Brüste, und er umfasste sie mit den Händen. Als er mit den Daumen die Spitzen umkreiste, stöhnte Katherine laut auf. Er neigte den Kopf und nahm eine Knospe in den Mund, reizte sie leicht mit den Zähnen, umspielte sie mit der Zunge.

Aufstöhnend klammerte Katherine sich an Cades Schultern. Unwillkürlich drängte sie sich ihm entgegen, wollte ihn in sich spüren. Er schob ihren Rock hoch, strich über ihre Schenkel, glitt mit der Hand in ihren Slip und streichelte sie.

Katherine schrie auf und krallte ihre Hände in sein Haar. Ihre Lust steigerte sich fast ins Unerträgliche, und sie wusste, in der nächsten Minute wäre es um sie geschehen. Mit letzter Kraft gab sie ihm einen Stoß vor die Brust und wich zurück. Während sie seine Handgelenke umklammert hielt, sah sie ihm in die Augen. „Das dürfen wir nicht tun.“

„Doch, Katherine“, widersprach Cade. „Niemand kann es uns verbieten, wenn wir es beide wollen.“

„Es gibt ungezählte Argumente dagegen“, entgegnete sie aufgebracht. „Du hast mich schon einmal unglücklich gemacht, das will ich nicht wieder erleben.“ Sie streifte sich ihre Bluse über, knüllte ihren BH zusammen und steckte ihn in die Handtasche. Dann hob sie ihre Kostümjacke auf.

Als sie sich umdrehte, stellte sie fest, dass Cade sie prüfend ansah.

„Wovor hast du Angst?“, fragte er.

„Das sagte ich doch gerade – ich will mir nicht noch einmal das Herz brechen lassen. Schon beim ersten Mal dachte ich, ich überlebe es nicht. Ein zweites Mal will ich das nicht durchmachen.“

„Wir müssen uns doch dieses Mal nicht binden.“

„Das ist für mich keine Lösung. Wenn wir zusammen schlafen, fühle ich mich gebunden, Cade. Ich bin mit meinem Herzen dabei, und das will ich in diesem Fall nicht. Wir können die Uhr nicht zurückdrehen. Zu viel ist geschehen, es gab zu viele Kränkungen.“

„Verflixt, Katherine, was vergangen ist, ist vorbei.“

„Nein. Die letzten Stunden haben alles wieder lebendig werden lassen. Du möchtest eine Familie gründen – such sie dir anderswo.“

Cades Blick war so intensiv, dass ihr Herz stark zu pochen begann, und sie fragte sich, was in ihm vorgehen mochte. Schließlich wandte er sich ab und hob sein Hemd auf.

Sobald sich die Tür zum angrenzenden Schlafzimmer hinter ihm geschlossen hatte, atmete Katherine aus. Wie sollte sie bloß mit ihm zusammenarbeiten?

Sie trat vor den Spiegel, strich sich das Haar glatt und betrachtete sich kritisch. Ihr Mund war gerötet, sie hatte hochrote Wangen, ihr Haar war zerzaust. Sie versuchte, ihre Kleidung einigermaßen in Ordnung zu bringen, und ließ das Haar offen auf die Schultern fallen.

Sie sehnte sich nach Cade, aber sie redete sich ein, dass es sich um pures sexuelles Verlangen handelte. Am besten, sie nahm ein Taxi und fuhr nach Hause, dann hätte sie ihre Ruhe.

„Warte, Katherine.“

Sie hatte bereits die Tür erreicht, drehte sich jedoch zu Cade um. Bei seinem Anblick setzte ihr Herz einen Schlag aus. In dem dunklen Anzug, dem weißen Hemd und mit der Fliege sah er unglaublich gut aus, und sie musste ihre ganze Willenskraft aufbieten, um sich nicht in seine Arme zu stürzen.

„Lass uns essen gehen. Ich verspreche dir, es wird nett“, sagte er.

Unfähig, sich ihm zu widersetzen, hielt Katherine inne. „Gut siehst du aus“, bemerkte sie und fand, dass es eine krasse Untertreibung war.

„Danke. Gehen wir?“

Sie nickte. Schweigend fuhren sie mit dem Lift nach unten.

Cade hatte einen ruhigen Dinnerclub mit gedämpfter Beleuchtung, leiser Musik, Pianobar und kleiner Tanzfläche ausgewählt, wo man ihnen einen Tisch in einer gemütlichen Nische anwies.

Katherine bestellte ein Glas Rotwein, und nachdem der Kellner gegangen war, hob Cade erstaunt die Augenbrauen. „Heute probierst du also den Wein.“

Sie zuckte mit den Schultern. „Es ist irgendwie netter als Kaffee oder Eistee. Cade, nach dem Essen könnten wir in meinem Büro vorbeischauen, dann zeige ich dir ein paar Fotos von Wandgemälden, die ich gemacht habe. Ich verwende nie dasselbe Motiv zweimal, so weißt du zumindest, was nicht mehr zu haben ist. Aber ich kann mich ein bisschen darauf einstellen, welche Bilder dir gefallen würden.“

„Gut“, sagte er. „Aber erst tanzt du mit mir. Ich habe fünfhunderttausend Dollar für einen Abend mit dir gezahlt. Ich finde, das sollte mich zu fünf Tänzen berechtigen, was auf hunderttausend Dollar pro Tanz hinausliefe. Das ist doch wohl vertretbar, oder nicht?“ Sein Ton war sachlich, aber in seinen Augen saß ein Zwinkern, und Katherine konnte nicht umhin zu lachen und mit gespielter Empörung den Kopf zu schütteln.

„Cade, ich tanze mit dir, sooft du willst. Dein Honorar ist so großzügig, dass ich noch viel mehr tun würde, um dich glücklich zu machen.“

„So? Es ist noch gar nicht lange her, da hast du dich rundheraus geweigert, mich glücklich zu machen.“

„Natürlich innerhalb gewisser Grenzen. Tanzen steht auf der Liste der als harmlos geltenden Aktivitäten.“

„Und was steht auf der Liste der riskanten Sachen?“

„Mit dir ins Bett gehen.“

„Damit wir uns nicht missverstehen“, sagte er und strich über ihren Handrücken, „Tanzen ist demnach erlaubt?“

„Richtig.“

„Und Küssen?“ Er schaute auf ihren Mund.

Da war es wieder – er flirtete mit ihr, sie ließ es zu, und es verursachte ihr sogar einen erregenden Schauer. „Küsse auf den Mund mögen noch angehen. Alles andere ist streng verboten.“

„Ich glaube, ich frage lieber gar nicht erst weiter, sondern finde es selbst heraus durch Versuch und Irrtum.“

„Du bist doch schon dabei“, entgegnete sie und lächelte.

„Ich halte lediglich deine Hand“, sagte er mit gespielter Entrüstung. „Das zählt nicht. Dies ist ein wunderschöner Abend, ich bin mit einer aufregenden Blondine zusammen, warum sollte ich da nicht Händchen halten, tanzen und dich küssen?“

„Vergiss nicht, wir bewegen uns in der Öffentlichkeit.“

„Das können wir im Handumdrehen ändern. Bis zu meinem Hotel sind es nur fünf Minuten.“

„Nein. Hör auf zu flirten, Cade.“

„Wenn ich mit dir zusammen bin, kann ich einfach nicht aufhören. Du bist unwiderstehlich. Komm, wir tanzen, ich mag jetzt nicht auf das Essen warten.“ Er stand auf und zog sie mit sich.

Sie betraten die Tanzfläche, und kaum hatten sie die ersten Schritte getan, begann Katherines Herz heftig zu klopfen. Wie gut es sich anfühlte, in seinen Armen zu sein! Ihre Beine streiften seine, ihre Hände lagen ineinander.

„Früher hast du oft und gern gelacht“, bemerkte Cade leise.

„Damals war das Leben noch unkompliziert. Hier und heute, mit uns beiden, habe ich wenig Grund zum Lachen.“

„Entspann dich, Katherine. Es gibt viele Gründe zum Lächeln. Wir gehen heute freundlicher miteinander um als gestern. Du weißt inzwischen, was damals passiert ist, und ich weiß, weshalb du meine Anrufe und meine Briefe nicht beantwortet hast. Wir können den nächsten Schritt tun.“ Er lächelte ihr zu, und sie verspürte einen Stich. „Zum Beispiel könntest du mir erzählen, wie du deine Firma gegründet hast.“

„Es fällt mir schwer, nett und freundlich zu plaudern, während mir der Schock noch in den Gliedern sitzt. Nach alldem verspüre ich Zorn und Schmerz zugleich.“

„Versuch es einfach“, bat er leise. Sein Atem strich warm an ihrer Schläfe entlang. Sie bewegten sich in perfekter Harmonie, beim Tanzen zumindest befanden sie sich im Einklang.

„Nun erzähl doch mal, wie du dich selbstständig gemacht hast“, drängte er, wobei er sie dichter an sich zog. Es war ein langsames Stück, sodass sie sich fast auf der Stelle bewegten.

„Du erinnerst dich vielleicht, dass Kunst in der Schule schon immer mein Lieblingsfach war. Gleich in den ersten Jahren auf der Highschool fing ich mit Wandgemälden an, aber da handelte es sich meistens um die Wände in den Zimmern meiner Freundinnen. Hin und wieder bat mich eine der Mütter, einen Werkraum oder ein Kinderzimmer auszuschmücken. Im College bemalte ich dann Außenmauern von Gebäuden und bekam richtige Aufträge. Ich konnte gut mit dem Computer umgehen und verband beides. Dann hatte ich einen Job in der Werbung und machte ein paar Praktika. Nebenbei nahm ich Aufträge an, und bald verdiente ich damit mehr als mit dem Job. Also machte ich mich selbstständig.“

„Und es gab in all den Jahren keinen Mann in deinem Leben.“

„Stimmt.“ Sie warf ihm einen Blick von der Seite zu. „Bist du jetzt zufrieden?“

„Über alle Maßen“, sagte Cade zufrieden, und sie lächelten beide.

„Und was war mit dir? Gab es in dieser Zeit bei dir etwa auch keine ernsthafte Beziehung? Du brauchst nicht zu antworten, ich glaube es sowieso nicht.“

„Es stimmt aber. Keiner von uns hat sich gebunden. Ich finde, das sagt einiges.“

„Es sagt, dass wir beide fleißige Menschen sind und vielleicht etwas anders als andere“, meinte sie locker.

„Oder aber …“

„Es gibt kein Oder. Vergiss es.“

„Du hast dich im Lauf der Jahre verändert“, stellte Cade fest. „Du bist schöner geworden und ernster.“

„Kein Wunder. Die Welt hat sich verändert. Du hast dich ebenfalls verändert.“

„Inwiefern?“, wollte er wissen und lehnte sich ein wenig zurück, damit er ihr ins Gesicht sehen konnte.

„Du bist selbstsicher, du hast Schliff, und du siehst noch besser aus.“

„Vielen Dank.“

Sein Blick hielt ihren fest. Cades Arme zu spüren, in seine dunklen Augen zu sehen, all das weckte ihr Begehren. Bei der leisesten Berührung wurde ihr heiß. Sie standen beinah regungslos auf der Tanzfläche, ihre Füße bewegten sich kaum, sie schauten sich an, und Katherine konnte ihren Blick nicht von seinem lösen. Er war genauso, wie sie ihn beschrieben hatte, und noch viel mehr – der aufregendste Mann, dem sie je begegnet war. Sie sehnte sich nach seinen Küssen, die sie stärker erregten, als sie es jemals bei einem Mann erlebt hatte. Vielleicht war es kindisch von ihr, ihn auf Distanz zu halten.

Cade zog sie fester an sich. „Ich will dich“, flüsterte er, und es durchrieselte sie heiß.

Sie rückte ein Stück von ihm ab und legte den Kopf in den Nacken. „Das ist im Honorar nicht inbegriffen, ich habe das bereits klargestellt.“

„Natürlich nicht. Ich habe keine Sekunde lang gedacht, ich könnte dich kaufen“, sagte er rasch. „Meine Gefühle für dich haben nichts mit dem Auftrag zu tun.“

Sie sah ihm in die Augen und spielte kurz mit dem Gedanken, ihren Widerstand einfach aufzugeben, Cade noch einmal zu vertrauen. „Die alten Wunden stehen für alle Zeit zwischen uns, und außerdem besteht die Gefahr, wieder verletzt zu werden.“

Er erwiderte ihren Blick mit so ausdrucksloser Miene, dass Katherine sich erneut fragte, was in ihm vorgehen mochte.

„Offensichtlich habe ich weniger Schwierigkeiten, die Vergangenheit zu begraben. Ich kann das alles völlig beiseite schieben.“

„Dann kann ich dich nur beglückwünschen“, sagte sie. Die Musik verstummte, und sie gingen zum Tisch zurück. Als sie einander gegenübersaßen, fügte Katherine hinzu: „Und zum Glück wird mein Vater sich von nun an nicht mehr in meine Angelegenheiten einmischen.“

„Was mich betrifft, kann er das nicht mehr. Aber dein Vater wird sich nicht mehr ändern, fürchte ich, und sich immer einmischen.“

Nachdem ihnen der Kaffee serviert wurde, stand Cade auf und nahm Katherines Hand. „Wie wäre es jetzt mit meinem dritten Tanz?“

Auf der Tanzfläche angekommen, hielt er Katherine dicht an sich gedrückt, während sie sich zu einem langsamen, romantischen Stück bewegten. „Es ist wunderbar, dich in den Armen zu halten.“

„Cade, du hast offenbar nichts anderes im Sinn, als mich zu verführen.“

„Falsch. Wenn ich dich wirklich verführen wollte“, sagte er leise, „sähe das anders aus. Das eben war nur eine Randbemerkung.“

„Aha.“ Sie schüttelte tadelnd den Kopf. „Dann setzen wir solche persönlichen Bemerkungen auch auf die Verbotsliste.“ Hoffentlich wird die an diesem Abend nicht noch länger, dachte sie.

„Bitte nicht“, sagte er. „Ich tanze gern mit dir, ich möchte dich küssen und …“

„Cade“, unterbrach sie gereizt und warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. Er reagierte mit einem schiefen Lächeln.

„Na gut, dann eben unpersönlich. Welches von deinen bisherigen Wandgemälden ist dein Favorit?“

„Am meisten Spaß machte mir eine Berglandschaft in einem Berghotel in Colorado. Es war herrlich dort, und die Arbeit war ein einziges Vergnügen. Übrigens, wenn wir noch in meinem Büro vorbeischauen wollen, sollten wir allmählich gehen.“

„In Ordnung, dann fordere ich meine restlichen Tänze ein anderes Mal ein“, sagte er versöhnlich, nahm ihre Hand, und sie verließen die Tanzfläche.

Ein anderes Mal, wiederholte Katherine im Geiste. Wie lange würde sie Cade widerstehen können? Wie oft würden sie sich in der nächsten Zeit sehen? Vermutlich sehr oft.

Sie brauchten nur wenige Minuten bis zu „Ransome Design“ im zehnten Stock des Renaissance Building. Katherine schaltete das Licht ein, als sie ihr Eckbüro betraten, und wandte sich zu Cade um, der den Raum musterte.

„Hübsch hast du es hier, Katherine“, bemerkte er. Er betrachtete den antiken Schreibtisch aus Mahagoni, den eleganten Couchtisch mit den bequemen Polsterstühlen, die Bücherregale, die Ölgemälde, die hohen Zimmerpflanzen.

„Da drüben ist eine Bar.“ Sie wies auf eine Tür. „Ich hole inzwischen die Alben mit den Bildern.“ Katherine trat an ein Regal und reckte sich, um einen Band herauszunehmen, doch Cade langte über ihren Kopf hinweg und nahm ihr die Alben ab.

„Sag mir, welche du brauchst, und ich hole sie dir“, erklärte er. Er hatte sein Jackett bereits ausgezogen, und sobald er die Alben abgelegt hatte, nahm er auch seine Fliege ab und öffnete den obersten Hemdknopf. Katherine wandte sich ab und schlüpfte aus ihrer Kostümjacke. Dabei merkte sie, wie Cade sie beobachtete. Sie atmete tief durch und erwiderte seinen Blick.

„Du hast unter der Seidenbluse nichts an“, stellte er mit heiserer Stimme fest.

„Cade …“

„Hier hast du deine Bücher.“ Seine Stimme klang noch immer tief.

Im Büro war es warm, fast stickig, und Katherine hatte keine Lust, ihre Kostümjacke wieder anzuziehen, das wäre schlicht lächerlich. Aber sie wollte Cade auch nicht herausfordern. Sie setzte sich hin und schlug ein Album auf.

„Nimm dir einen Stuhl“, sagte sie so sachlich wie möglich. „Ich werde einen Entwurf für das erste Wandbild anfertigen, und wenn er dir gefällt, fange ich an zu malen. Zwischendurch werde ich mir immer wieder Zeit nehmen, Ideen für das zweite Bild zu entwickeln. So beschleunigen wir die Abläufe, und ich kann mich auf jeweils ein Gemälde konzentrieren.“

„Hört sich vernünftig an.“

Er nahm neben ihr Platz, und zusammen schauten sie die Bände durch, wobei Cade hin und wieder Bemerkungen machte. Katherine notierte sich seine Kommentare, dabei war sie sich die ganze Zeit seiner Nähe und der knisternden Spannung zwischen ihnen bewusst.

Bald stellte Katherine fest, dass Cade ein unkomplizierter Kunde war. Sie sammelte eine Menge Ideen, skizzierte Bilder und war zuversichtlich, dass sie ein passendes Motiv finden würde.

Zu ihrer Überraschung lieferte auch Cade Skizzen von Motiven, die er mochte. Er neigte sich dabei immer dicht zu ihr herüber.

„Ich mache dir einen Entwurf von diesem Motiv“, erklärte sie. „Du solltest noch mindestens zwei weitere aussuchen, damit ich dir eine Auswahl vorlegen kann.“

„Nicht nötig. Das hier gefällt mir, und du weißt genau, was ich mag.“ Sein Ton wurde verführerischer, und Katherine dachte nicht mehr an den Entwurf. Sie schaute Cade an.

„Musst du eigentlich ständig flirten?“, fragte sie.

„Immer, wenn sich die Gelegenheit bietet.“

Er saß so dicht neben ihr, dass sie sich an der Schulter und den Armen berührten. Sacht strich er ihr mit einem Finger über die Wange. „Du brauchst mir für dieses Motiv keinen Entwurf anzufertigen. Ich sehe auch so, dass es genau das ist, was ich im Esszimmer haben möchte.“

„Dann mache ich es eben nur für mich, damit ich ein Gespür dafür bekomme. Du bist ein unkomplizierter Kunde, Cade.“ Katherine merkte selbst, wie atemlos sie klang. Sie dachte nicht an ihren Auftrag, sondern an den Auftraggeber.

„Schade, dass du nicht so unkompliziert bist“, flüsterte er ihr zu. Mit der Fingerspitze zeichnete er die Rundung ihrer Ohrmuschel nach, und Katherine lief ein Schauer über den Rücken.

„Also ist jetzt alles klar, und ich kann mit den Skizzen anfangen?“, fragte sie.

„Ja, so bald wie möglich“, erwiderte er. Und dabei sahen sie sich die ganze Zeit tief in die Augen.

Katherine versuchte einen klaren Kopf zu behalten und zwang sich, an ihre Aufgabe zu denken. „Ich schätze, ich kann am Dienstag bei dir einziehen.“

„Am Montag gehen wir zu deiner Bank“, erklärte Cade.

„In Ordnung. Ich habe hier noch einiges zu erledigen.“

„Dann mache ich einen Termin für uns aus. Wie heißt deine Bank?“

Katherine sagte es ihm, und er nickte. Sie schob ihren Stuhl zurück und stand auf. Der Raum wirkte auf einmal bedrückend, ihr war heiß, sie brauchte Abstand zu Cade, damit sie keine Dummheit beging.

„Lass die Bücher einfach da liegen, ich räume sie irgendwann weg“, sagte sie, doch er lächelte und sammelte die Alben ein.

Katherine zuckte mit den Schultern und griff nach ihrer Kostümjacke. Im nächsten Moment hatte Cade die Bücher abgelegt und Katherine in seine Arme gezogen.

„Bevor du deine Jacke anziehst“, sagte er und umarmte sie, „komm noch mal kurz her.“ Er klang heiser und erregt.

Sein Blick war voller Verlangen, und Katherines Herzschlag beschleunigte sich.

„Cade …“

Er zog sie noch fester an sich und küsste sie auf die Art und Weise, mit der er stets ihre Proteste verstummen ließ. Ihr Herz pochte laut, als sie Cades Zunge fühlte, und sie schlang ihm die Arme um den Nacken. Sie gab sich dem Zauber dieser Küsse hin, die ein kaum zu kontrollierendes Feuer der Leidenschaft in ihr entfachten.

Katherine merkt nicht, wie Cade ihre Bluse aus dem Rockbund zog. Erst als sie seine Hände auf ihrer nackten Haut spürte, wurde es ihr bewusst. Er liebkoste ihre Brüste, rieb mit der Handfläche über ihre Knospen, und Katherine drängte sich ihm unwillkürlich entgegen.

„Cade …“, flüsterte sie noch einmal. Dann war sein Mund wieder auf ihrem, fordernd und besitzergreifend. Und sie spürte, dass er voll erregt war.

Ihr Rock glitt mit leisem Rascheln auf den Boden. Cade umfasste ihre Hüften und lehnte sich zurück, um Katherine anzusehen. Sie trug nur noch ihre halterlosen Strümpfe und den Tanga, und sein heißer Blick war wie eine Liebkosung.

„Du bist so schön“, flüsterte er und zog sie an sich. Sie spürte seine Körperwärme durch sein weißes Hemd hindurch, fühlte den weichen Wollstoff seiner Hose und die harte Gürtelschnalle seiner Hose an ihrem Bauch.

Cade strich mit beiden Händen über ihren nackten Po und über ihre Oberschenkel. Dann schob er eine Hand unter ihren Tanga, um sie zu streicheln. Katherine hielt sich an ihm fest, drängte sich ihm entgegen und stöhnte vor Lust und Verlangen auf. Sie legte eine Hand auf seinen Schritt und streichelte ihn ebenfalls.

Doch schon einen Moment später stieß sie ihn mit einem Laut, der wie ein Schluchzen klang, von sich.

Cade wich zurück.

„Wir werden nicht miteinander schlafen!“, stieß Katherine atemlos hervor. „Du verführst mich nicht!“ Sie spürte seinen Blick wie Feuer auf ihrer Haut, während sie ihren Rock vom Boden aufhob und ihn anzog. Nach Atem ringend, stand sie vor ihm. „Du bekommst mein Herz nicht noch einmal“, erklärte sie. „Wir würden uns nur wieder verletzen.“

Sie registrierte sein zerknittertes Hemd, das ihm halb aus der Hose hing. Die Ausbuchtung in seiner Hose ließ keinen Zweifel über seinen Zustand. Sein Gesicht war gerötet, er atmete ebenso heftig wie sie. Ihr unbelehrbares Herz sehnte sich zurück in seine Arme.

„Ich wollte dir nie wehtun“, stieß Cade zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. „Weder damals noch heute.“

„Was du redest! Als du damals gegangen bist, glaubtest du vielleicht, es wäre zu meinem Besten. Aber du hast genau gewusst, dass du mir damit wehgetan hast. Trotzdem hast du es getan, um deinem Bruder zu helfen.“

„Hätte ich ihn ins Gefängnis bringen sollen?“, fragte Cade aufgebracht.

„Natürlich nicht, so habe ich es nicht gemeint. Du hast deine Pflicht getan, aber du hast gewusst, dass es mich verletzte. Inzwischen trennen uns Welten, was Ansichten und Lebensstil angeht.“

„Das hatten wird doch schon abgehakt“, widersprach er.

Katherine zog ihre Jacke an, als wäre es eine Rüstung, und knöpfte sie fest zu. Ihre Bluse saß nicht besonders ordentlich, doch das war ihr gleichgültig. „Von mir aus können wir gehen.“

Cade ging neben ihr her, ohne sie zu berühren. Sie schaltete das Licht aus und warf noch einen Blick zum Tisch hinüber. Wie lange würde es dauern, bis sie diesen Tisch anschauen und nicht Cades Bild vor sich sehen würde, wie er daneben stand, zerzaust und erregt, Verlangen im Blick?

Schweigend stiegen sie ins Auto. Katherine versuchte sich zu sammeln, doch sie hatte mit widerstreitenden Gefühlen zu kämpfen.

Bei ihrem Haus angekommen, stieg Cade mit aus und sagte: „Du sagst mir Bescheid, wenn ich dir die Packer für deine Sachen schicken soll.“

„So viel ist es nicht“, erwiderte sie. „Es passt alles in mein Auto.“

„Nimm lieber zu viel mit als zu wenig. Sechs Wandgemälde entstehen nicht von heute auf morgen.“

Sie nickte. „Danke, dass du mir erzählt hast, was damals passiert ist.“

„Leider wird es einen Keil zwischen dich und deinen Vater treiben.“

„Trotzdem ist es mir lieber, Bescheid zu wissen. Das war damals ein entscheidendes Ereignis für mich. Es ist immer gut, die Wahrheit zu kennen.“

„Ich bin froh, dass du so denkst.“

Er sah ihr in die Augen. Sekunden verstrichen, und Katherine wusste, wenn sie sich nicht zusammenriss, würde sie ihm im nächsten Moment um den Hals fallen.

„Gute Nacht“, sagte sie und ging ins Haus. Hastig schloss sie die Tür, ohne noch einmal zurückzublicken.

Mit einem tiefen Seufzer ließ sie sich im Wohnzimmer in einen Sessel fallen. Der Tag war ereignisreich gewesen, doch die nachhaltigsten Bilder waren die von Cade, als er sie küsste und liebkoste.

Am Dienstag würde sie zu ihm ziehen. Wie sollte sie die ständige Nähe emotional durchstehen?