Okay, es sah wirklich alles andere als professionell aus, aber zumindest war es mir gelungen, die verschmierte Wimperntusche abzuwischen und ein paar der störrischsten Locken zu bändigen. Es wirkte … kunstvoll zerzaust?
Aber um ehrlich zu sein, war es mir vollkommen egal. Was hatte Kyle noch mal gesagt? Dass ich mich von der Meinung anderer nicht beeinflussen ließ? Er hatte recht. Wer ein Problem damit hatte, dass meine Haare nicht perfekt saßen, konnte mich mal kreuzweise.
Ich bahnte mir einen Weg um die Cafeteria herum, wobei ich mich weit genug vom Partytrubel entfernt hielt, um nicht wieder mit reingezogen zu werden.
Ms Laurilas Klassenzimmer lag in dem Flur, der von der Nische mit den Verkaufsautomaten abging. Aus der Tür fiel ein Lichtschein in den dunklen, leeren Korridor, der mir wie ein Leuchtfeuer den Weg durch das Meer aus grünen Schließfächern und geisterhaften Spiegelungen auf den gefliesten Wänden wies.
Kurz vor der Tür hielt ich inne und kontrollierte im Spiegel der Glasscheibe noch einmal meine Zähne. Ich war so in Eile gewesen, dass ich nicht mehr nachgesehen hatte, ob irgendwelche Lippenstiftspuren daran hafteten, was ziemlich peinlich wäre. Ich wollte gerade eintreten …
… als ich wie angewurzelt stehen blieb.
Er war dort drin. Mit ihr.
Sein Arm lag um ihre Schulter.
Und sie sah mit einem Blick zu ihm hoch, mit dem sie locker für das Cover eines Liebesromans hätte posieren können, sagte etwas zu ihm, und er ließ es geschehen …
… und dann küssten sie sich.
Ich rannte los.
Mehr brauchte ich nicht zu sehen. Aber vor allem wollte ich nicht, dass die Kameras mich sahen.