Kapitel 6

Ian

Ich habe beschlossen, Sam endlich den Hof zu machen, hatte aber noch nicht den Mut, den ersten Schritt zu wagen. Ich schwanke seit Tagen hin und her, wie ich es am besten anstelle. Man kann nicht drei Jahre lang mit einer Frau nur befreundet sein und sie dann eines Tages beim Mittagessen um eine Verabredung bitten.

Sam würde lachen und glauben, dass ich sie auf den Arm nehme. Das verträgt mein Stolz nicht.

Nein. Ich muss Takt walten lassen, sie auf ganz natürliche Weise verführen und ködern, wie neulich in meiner Küche, als sie mir die Haare färbte. Ich wusste, dass da etwas war, wir hatten beide nur zu viel Angst.

»Ich glaube, ich werde Sam um eine Verabredung bitten«, erzähle ich meiner Mutter am Mittwochabend am Telefon.

»O mein Gott!«

Sie lässt vor Schreck ihr Handy fallen, und der Bildschirm zersplittert. Sie kann mich nicht zurückrufen. Das ist genau der Grund, warum ich ihr nie etwas erzähle.

Wenige Minuten später kriege ich einen Anruf vom Handy meines Vaters. Anscheinend hat sie ihm seins geklaut, damit wir unser Gespräch fortführen können.

Sie schnieft, und als ich sie darauf anspreche, gibt sie zu, dass sie geweint hat. »Ich bin nur so glücklich. Ihr zwei schleicht schon seit Jahren umeinander herum, und ich kann mir wirklich keine perfektere Frau für dich vorstellen.«

»Noch hat sie nicht Ja gesagt. Ich hab sie noch nicht mal gefragt.«

»Ach, das wird sie. Glaub mir, sie wird Ja sagen, und wer weiß?! Vielleicht habe ich nächstes Jahr um diese Zeit eine Schwiegertochter! Und Enkelkinder!«

Offenbar war es ein Fehler, meine Mom in meinen Plan einzuweihen. Normalerweise erzähle ich ihr nur das, was dringend notwendig ist, weil es mein Leben viel einfacher macht. In einem Versuch, ein besserer Sohn zu sein, hatte ich gedacht, ich erzähle ihr von Sam.

Am nächsten Tag bombardiert sie mich mit Textnachrichten.

Dad: Bin im Apple-Store! Sie wechseln meinen Bildschirm aus. Hier ist übrigens Mom. Hast du Sam schon gefragt? Sag Bescheid, wie es läuft! *Konfetti-Emoji* *Herzaugen-Emoji* *Sektflaschen-Emoji* *Braut-Emoji* *Bräutigam-Emoji*

*Baby-Emoji*

*Baby-Emoji*

*Baby-Emoji*

*Baby-Emoji*

*Baby-Emoji*

*Baby-Emoji*

*Baby-Emoji*

Ich simse nicht zurück.

Sie bleibt beharrlich.

Dad: Kannst du dir das vorstellen? Hoffentlich kriegen die Kinder ihre Haare!!!

Dad: Hier noch mal Mom. Wegen der Haare. Eure Kinder würden auch mit deinen Haaren gut aussehen. Ich hätte nur wahnsinnig gern ein Mädchen, das aussieht wie Sam.

Minuten vergehen.

Dad: Jetzt fühle ich mich schlecht. Du bist auch süß. Wirklich.

Dad: Sohn, dein Vater hier. Ich brauche mein Handy zurück. Bitte sag deiner Mutter, du rufst sie so bald wie möglich an.

Dad: Und außerdem, worauf zum Teufel wartest du?

Nicht er auch noch. Ich frage mich, ob ich ihre Nummern blockieren soll, aber wahrscheinlich würden sie sich einfach neue geben lassen. Ich bin versucht, bei AT&T anzurufen und Textnachrichten aus meinem Vertrag streichen zu lassen. Das täte ich sogar, wenn ich nicht gerade mit Sam telefonieren würde.

Wir besprechen den Stoff für unseren Aufklärungsunterricht morgen früh. Das meiste ist uns sowieso vorgegeben, aber Sam will besonders gut vorbereitet sein.

»Warum bringst du für die Präsentation nicht einfach von zu Hause ein paar Kondome mit?«, fragt sie. »Ach, warte, lassen die sich überhaupt noch entrollen, wenn sie total ausgetrocknet sind, weil das Gültigkeitsdatum abgelaufen ist? Wir wollen uns doch vor den Kids nicht blamieren.«

»Urkomisch. Vergiss bloß nicht, dein 200-Liter-Fass Gleitmittel mitzubringen.«

»Ha. Warum denn ich – hast du keins da?«, fragt sie aufrichtig verblüfft.

»Normalerweise brauche ich das nicht.«

»Ach, weil die Frauen, die es bis in deine Wohnung schaffen, rund um die Uhr, sieben Tage die Woche kleine sprudelnde Niagarafälle sind?«

»Rund um die Uhr wäre übertrieben. Ich würde sagen, nur während des Akts, also drei, normalerweise vier Stunden.«

Sie schnaubt verächtlich. »Ooookay, Casanova. Hoffen wir mal, dass du diese feuchten Märchenbräute mit ordentlich Flüssigkeit versorgst. Hoffentlich kriegen sie auf dem Weg nach draußen ein Gatorade von dir.«

Ich lehne mich auf meiner Couch zurück und grinse. Geplänkel mit Sam ist für mich der Höhepunkt des Tages.

»Was sollten wir deiner Meinung nach denn noch mitbringen? Ein paar von deinen hochleistungsfähigen, gasbetriebenen Vibratoren?«

»Um Platz zu sparen, bringe ich nur den kleinen mit. Ich hab ihn Ian genannt – reiner Zufall, hat nichts mit dir zu tun.«

Das sind Frotzeleien, aber bei der Vorstellung, dass sie ihren Vibrator nach mir benennt (selbst wenn er mir anatomisch nicht entspricht), zieht sich mein Bauch zusammen.

Normalerweise würde ich mich zurückhalten und uns zurück auf freundschaftliches Terrain lenken.

Doch heute Abend beschließe ich, die Sache zu forcieren. Das nennt man eine Gelegenheit beim Schopf packen.

»Wie oft benutzt du ihn?«

Sie schnappt nach Luft.

»Haha. Komm schon, Ian, wir müssen uns konzentrieren, sonst haben wir den Kindern morgen nichts zu erzählen. Bisher wollen wir nur einer Banane ein Kondom überziehen – was ich, egal, wie geläufig das in der Populärkultur der Sexualkunde zu sein scheint, noch nie gemacht habe. Und wenn es nun kaputtgeht? Dann ist Safer Sex den Jungs für immer vergällt.«

»Lass mich das einfach übernehmen.«

»Findest du, wir sollten uns einen Rap oder so was ausdenken, nur damit die Stunde leichter zu verdauen ist?«

»Unbedingt«, antworte ich todernst. »Ich lehne mich jetzt weit aus dem Fenster und gehe davon aus, dass du dir schon was überlegt hast.«

»Ja, klar. Ich meine, es ist nichts Tolles.«

Sie legt sofort damit los.

»Mein Name ist Sam, ich will euch sagen

Geschützt könnt ihr den Sex ruhig wagen

Mit Gummis, Gleitgel, ein paar Toys

Läuft alles super mit den Boys.«

»Das schüttelst du so aus dem Ärmel?«

Sie klingt kein bisschen verlegen, als sie antwortet: »Das hab ich in der vierten Stunde in Gruppenarbeit erarbeiten lassen. Und außerdem, sagen wir mal, ich hab damals nicht umsonst die Talentshow für Sechstklässler gewonnen. Ich habe die Mittelstufen-Version von Dreifach-Platin erreicht.«

»Das Filmmaterial will ich sehen.«

»Tsss. Das hättest du wohl gern. Zu meinem Glück hat Dad versehentlich die Schutzkappe auf dem Camcorder gelassen.«

In der folgenden Gesprächspause schleichen sich meine Gedanken auf Zehenspitzen zurück zu ihrem Vibrator. Ich will wissen, ob sie mir die Wahrheit gesagt hat.

»Wie lange hast du Ian schon?«

»Was interessiert dich das?«

»Nenn es Langeweile.«

»Wenn dir so langweilig ist, ich hab ein paar Arbeiten, die du für mich benoten kannst.«

»Okay, dann nenn es Neugier.«

Schweigen. Schritte hallen durchs Telefon. Ich frage mich, ob sie jetzt in ihrem Zimmer ist. Eine Tür wird zugemacht, und dann seufzt sie. »Ein paar Jahre.«

»Dann brauchst du bestimmt bald einen neuen?«

»Ich benutze ihn nicht besonders oft.«

»Armer kleiner Ian.«

»Sorg dich nicht um ihn, dem geht’s gut.«

»Was ist mit dir? Geht’s dir auch gut?«

»Ian …«, schimpft sie.

»Sam …«, spotte ich.

Ich könnte schwören, dass ich höre, wie sie eine Schublade an ihrem Nachttisch öffnet und wieder schließt.

Ich grinse und stelle mir vor, wie sie ihre Pyjama-Shorts und ihren Slip abstreift.

Am liebsten würde ich sagen: Arme kleine Sam. Sie benutzt einen Vibrator anstelle des Originals? Sie verdient etwas Besseres.

»Wo bist du jetzt?«, frage ich.

Sie klingt nervös, als sie antwortet. »In meiner Wohnung.«

»Offensichtlich. Wo in deiner Wohnung?«

»Spielt das eine Rolle?«

»Du liegst auf deinem Bett, stimmt’s?«

»Du weißt doch, dass ich hier keine bequeme Sitzgelegenheit habe. Wenn man seine Möbel alle über Kleinanzeigen bekommen hat, lümmelt man viel auf dem Bett herum.«

»Du machst dir was vor, Hot Lips.«

»Nenn mich nicht so.«

Sie klingt sauer – sauer und angetörnt.

Am anderen Ende rascheln Laken.

Ich will mit ihr facetimen und hinterfrage das Bedürfnis nicht. Ich tue es einfach.

»Warum versuchst du, mich zu facetimen?!« Sie klingt zutiefst beunruhigt.

»Warum gehst du nicht ran?«

»Ich bin nicht wirklich angezogen!«

»Dachte ich’s mir doch«, brüste ich mich. »Wir sind doch beste Freunde. Ich dachte, das heißt, wir verbergen nichts voreinander. Geh ran.«

»Nein.«

»Dann ist es nicht schwer zu erraten, was du gerade machst. Grüß Ian von mir.«

Sofort kommt die FaceTime-Verbindung zustande, und ihr erschöpftes Gesicht erscheint auf meinem Handybildschirm. Sie sitzt ans Kopfende ihres Bettes gelehnt. Ihre Wangen sind gerötet, und ihr Mund ist so weich und feminin, dass mich das überwältigende Bedürfnis überkommt, ihn um mich zu spüren.

Sie trägt ein enges Baumwolltop ohne BH darunter. Das Handy hält sie so, dass ich nur ihren Oberkörper sehe: ihre cremefarbenen Schultern und ihre Brust. Ihre Nippel sind hart, und ich will jeden von ihnen in den Mund nehmen. Ich wäre sanft dabei, auf sie konzentriert. Ich würde mit dem Finger unter ihrem Schlüsselbein entlangfahren und sie am ganzen Körper erröten lassen. Die arme kleine Sam hat recht – sie würde vor Lust zerfließen.

»Siehst du?«, sagt sie mit einem Grinsen, das besagt: Ertappt. »Du bist auch nicht angezogen.«

Sie meint damit, dass ich kein Hemd anhabe. Ich hab mir nach dem Duschen die Mühe gespart.

»Ja, aber anders als du hab ich eine Hose an.«

Das war nur geraten, aber als ihre Augen groß werden und sie noch röter wird, weiß ich, dass ich recht habe.

»Ja … tja …« Sie räuspert sich und wendet den Blick vom Bildschirm ab. »Hier drin ist es echt heiß – stickig.«

»Nun ja, ich kann mir vorstellen, dass es heiß hergeht, wenn der kleine Ian auf dem Streifzug ist.«

»Deshalb ist mir nicht heiß. Ich habe gerade Sport gemacht.«

Wem will sie eigentlich was vormachen?

»Du bist eine echt schlechte Lügnerin.«

»Na und?!« Dieses Gespräch nervt sie gewaltig. »Ich bin eine Lügnerin und du spitz wie Nachbars Lumpi. Warum rufst du nicht eine vom Neuntklässler-Quartett an? Die können dir sicher aushelfen – du weißt schon, dir vor morgen früh noch einen Auffrischungskurs geben. Du brauchst das offenbar.«

»Ja, da hast du recht.«

Sie schluckt in Zeitlupe. Das Handy in ihrer Hand gerät ins Wanken.

»Und du?«, frage ich.

Sie verdreht die Augen. »Was glaubst du, warum ich auf diesen Dating-Apps bin? Bestimmt nicht, um Freunde zu finden. Willst du mir jetzt etwa vorschlagen, mir ›auszuhelfen‹ wie in einem billigen Porno?«

»Du hattest eindeutig noch nie Telefonsex. Du bist ziemlich schlecht darin.«

Mit ihren blauen Augen sieht sie in meine. »Was?«

»So fängt man normalerweise nicht an. Ich frage dich, was du anhast, und du sagst es mir, aber ich weiß es ja schon: ein weißes Top, einen Slip und sonst nichts.«

»Ian.«

Mein Name klingt wie eine Warnung, eine Boje, die Schwimmer mahnt, jetzt besser kehrtzumachen. Aber ich habe Warnungen satt, deshalb schwimme ich weiter ins offene Wasser. Es ist Zeit, eine Theorie zu überprüfen.

»Willst du mich nicht fragen, was ich anhabe?«

»Ich wette, ich kann es erraten: eine schwarze kurze Sporthose und Boxer-Briefs von Calvin Klein.«

Interessant. Vielleicht beobachtet mich Sam doch heimlich beim Umziehen.

»Und … ich hatte schon mal Telefonsex. Glaub nicht, dass du mich mit diesem merkwürdigen Spielchen, das du spielst, unter Druck setzen kannst.«

Eine ihrer Hände verschwindet vom Bildschirm, und ich weiß, dass sie sich berühren will. Vielleicht liegt ihre Hand auf ihrem Oberschenkel. Vielleicht hat sie die Beine nur ein bisschen gespreizt und versucht sich einzureden, dass sie nur ihre Unterwäsche zurechtrückt. Ich wette, ihre Finger streichen schon bald am Saum ihres Slips entlang und reiben den seidigen Stoff an ihrer Feuchte. Ausziehen kann sie den Slip nicht, weil ich es mitbekommen würde. Nein, wenn sie Haut auf Haut spüren will, muss sie ihn beiseiteschieben.

»Aber ich finde, ich sollte jetzt auflegen«, sagt sie mit belegter Stimme.

»Du könntest mich auch zu Ende bringen lassen, was ich angefangen habe.«

»Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«

Ihre Unschuldsnummer ist wenig überzeugend. Ich wette, sie berührt sich zögernd und versucht es sich auszureden, aber dafür ist es zu spät. Ich weiß, dass es bei ihr wenigstens ein paar Monate her ist. Weiß, dass sie im tiefsten Inneren genauso ausgehungert ist wie ich.

»Du willst also so tun, als ob? Dann mal los. Wir können es Recherche für morgen nennen.«

»Was?«

»Dass ich dich jetzt zum Orgasmus bringe.«

»Herrgott, Ian.«

Das Gleiche könnte ich zu ihr sagen. Glaubt sie etwa, ich bin der einzige Verführer hier? Sie ist die wandelnde Verführung. Selbst jetzt beißt sie sich auf diese volle Unterlippe, und ich bin nur Sekunden davon entfernt, meinen Schwanz in die Hand zu nehmen. Ihr weißes Top ist papierdünn. Die Andeutungen ihrer Kurven, die ich darunter erkenne, treiben mich an den Rand des Wahnsinns.

»Sag mir, was du mit deiner Hand machst, Sam.«

»Dir den Stinkefinger zeigen.«

»Sei ehrlich.«

»Ian, das ist …«

»Eine Fantasie, weißt du noch?«

Einen langen Moment treffen sich unsere Blicke auf dem Bildschirm, und ich sehe, wie sich die Rädchen in ihrem Gehirn drehen. Sie will es und gleichzeitig auch nicht. Ich glaube, ich habe sie, aber ich weiß auch, dass sie jede Sekunde auf diesen kleinen roten Kreis auf ihrem Bildschirm drücken und es uns beiden verweigern könnte.

Ich sage kein Wort, während ich auf ihre Entscheidung warte.

Ich werde sie nicht noch mehr nötigen als bisher.

Schließlich kommt ihre samtige Stimme durchs Telefon. »Okay, du willst ein Spiel spielen? Ich spiele mit. Ich … berühre mich selbst.«

»Wie? Durch deinen Slip?«

»Ja.«

»Schieb ihn beiseite.«

Sie schließt die Augen.

»Sam«, sage ich und greife nach unten, um meinen Schwanz zurechtzurücken. Er fleht um Aufmerksamkeit, aber ich will mich auf sie konzentrieren. »Schieb ihn beiseite und sag mir, wie feucht du bist.«

Im Laufe unserer Freundschaft haben wir bestimmt Hunderttausende Worte miteinander gesprochen, doch momentan klingen unsere Sätze, als würden sie von Fremden gewechselt.

Sie legt den Kopf in den Nacken und richtet den Blick zur Zimmerdecke, sodass ihr Hals entblößt ist. Wenn ich jetzt bei ihr wäre, würde ich mit den Zähnen über ihre pochende Ader fahren.

Ich höre leises Rascheln, und ihre Augen schließen sich flatternd.

»Sehr.«

Ich lächele zufrieden. Da, das beweist meine Theorie von vorhin.

»Danach schicke ich dir per Kurier eine Flasche Gatorade.«

Sie schlägt die Augen auf. »Ian!«

Ich wünschte, ich könnte ein Pokerface aufsetzen, aber es geht nicht. Das hier ist zu gut, hat sich schon zu lange angebahnt.

»Bewege deinen Finger auf und ab. Es ist nicht deine Berührung, sondern meine, und wenn ich es wäre, wäre ich gründlich. Ich würde mir die Zeit nehmen und meine Finger ganz langsam in dir versenken, und im Gegenzug würdest du mich in die Schulter beißen, um nicht laut meinen Namen zu stöhnen.«

Ich weiß, dass sie meinen Anweisungen folgt, denn sie wird immer kurzatmiger. Von ihrer Taille abwärts sehe ich nichts und habe trotzdem das Gefühl, in der ersten Reihe zu sitzen. Meine Fantasie geht mit mir durch. Ich bin schon in diesem Zimmer gewesen. Ich weiß, dass ihr Bettzeug weiß ist. Dass ihre Slips normalerweise dünn und aus Spitze sind. Sie trägt gerne Farben. Genau wie ihre Haut. Sie ist ohne Zweifel von Kopf bis Fuß rot.

»Ich will, dass du deinen Mittelfinger in dich gleiten lässt und dir vorstellst, dass ich es bin.«

Sie schüttelt den Kopf, aber ich weiß, dass sie auf mich hört. Ich weiß, dass sie es tut.

»Wenn ich jetzt da wäre, würde ich dir diesen Slip ausziehen und deine gespreizten Beine aufs Bett drücken.«

Sie lacht leise. »So gelenkig bin ich nicht.«

Ich grinse. »Doch, das weiß ich ganz genau.«

Im nächsten Moment lässt sie das Handy fallen, und der Bildschirm wird schwarz. Eine Sekunde lang denke ich, dass sie weg ist, aber ich höre sie noch, ihre schwere Atmung, raschelnde Laken, Stoff, der an ihren Beinen hinabgleitet.

Verdammte Scheiße. Sie zieht den Slip aus.

»Wie lange ist es her, seit dich jemand geschmeckt hat? Und damit meine ich kein überhastetes Vorspiel, die zwei obligatorischen Zungenschläge, Sam. Ich meine, mit dem Gesicht zwischen deinen Beinen vergraben, während die Zunge immer wieder tief eintaucht.«

»Ian … bitte …«

»Ich will dich schmecken

Sie keucht.

So kurz davor.

Sie wird immer kurzatmiger.

Sicherlich zittern ihre Beine.

Ich stelle sie mir auf dem Bett vor, errötet und feucht und so gehorsam.

»Ich bin ganz kurz davor, Ian.«

»Stell dir vor, wie gut wir zusammenpassen werden, Sam. Stell dir vor, wie mühelos ich dich ausfüllen werde.«

»Ian … ich …«

Der Rest des Satzes zerfließt, genau wie sie.

Sie krallt sich an ihren Laken fest, kurz davor, nur durch den Klang meiner Stimme die Selbstkontrolle zu verlieren.

»Anfangs werde ich ganz sanft sein, aber weißt du, was? Ich bin viel zu lange einsam gewesen, und ich muss ficken – und zwar hart.«

Ich weiß, sie ist nur Sekunden davor, mich hören zu lassen, wie sie kommt, doch dann – ist die Leitung plötzlich tot.

Sie hat aufgelegt.

Verdammt.

Ich grinse.

Andere Männer würden sich vielleicht betrogen fühlen, aber ich nicht.

Das ist erst der Anfang, und sie weiß das auch.

Wenige Minuten später, als sie sicherlich auf ihrem Bett liegt und die Restwellen ihres Orgasmus über ihren Körper jagen, schreibe ich ihr eine Nachricht. Sie ist rot angelaufen und keucht, während sie versucht, wieder zu Atem zu kommen. Ich weiß, dass das, was gerade passiert ist, sie wahnsinnig macht, aber mich nicht.

Ian: Nächstes Mal erledigen wir das persönlich.