Kapitel 21

Sam

Wir rennen durch den Flur zu unserem Hotelzimmer, und meine billigen, schlecht passenden Schuhe sind weg. Keine Ahnung, wo genau ich sie verloren habe, aber ich bin jetzt barfuß, und der Boden ist Lava. Er verbrennt unsere Füße, und wir wissen es beide, ohne es aussprechen zu müssen: Nur im Hotelbett sind wir sicher.

»Warte«, sagt Ian, und bevor ich ihn fragen kann, was er vorhat, zieht er mich zur Seite, sodass wir gegen die Wand krachen, und küsst mich heftig. Die Fahrstuhlfahrt war eine Initialzündung. Wir können nicht genug voneinander bekommen. Zum Glück hat er inzwischen aufgelegt, sonst könnte ich seinen Eltern nie wieder in die Augen sehen.

Er schiebt die Hüften vor und hält mich auf diese Weise fest. Die Hand legt er in meinen Nacken, und ich kralle mich an seiner Smokingjacke fest, als wollte ich sie entzweireißen. Noch nie habe ich jemanden in so aufgeputschtem Zustand geküsst. Wir müssen uns alle paar Sekunden voneinander lösen und nach Luft schnappen, weil wir sonst sterben würden, aber dann machen wir sofort weiter. Er knabbert an meiner Unterlippe und beißt zu. Ein Kribbeln schießt durch meinen Körper und setzt sich zwischen meinen Beinen fest. Mir ist warm, ich bin scharf und will jetzt sofort in unser Zimmer.

In irgendein Zimmer.

»Was glaubst du, wo hier die Eismaschine steht?«

»Warum?«

»Wir sollten versuchen, es einfach nur dorthin zu schaffen. Das sollte abgelegen genug sein.«

»Nein, wir sind schon fast im Zimmer.«

Er sagt das, während er mit dem Mund meinen Hals liebkost und am Reißverschluss meines Kleids herumfingert. Gütiger Gott, er will mich gleich hier nackt ausziehen.

Am Ende des Flures wird eine Tür geöffnet. Stimmen dringen in unsere Richtung, und wir rennen weiter.

»Welche Zimmernummer?«

»419. Jetzt komm!«

Und wir rennen. Ian ist sechzehn Mal so groß wie ich und hat kilometerlange Beine, weshalb er mich einfach mit sich mitzieht. Ich bin wie ein kleiner Teddybär, der hinter ihm im Wind flattert.

Uns droht keine Gefahr mehr. Die Wachmänner haben die Verfolgung aufgegeben, sobald wir aus dem Museum raus waren, aber Ian und ich rennen nicht mehr vor einer Gefahr weg; wir rennen auf sie zu.

»412!«, ruft er und läuft schneller.

»Aah! Ich hab einen Krampf! Lauf ohne mich weiter!«

Er dreht sich zurück zu mir, bückt sich und hebt mich hoch. Die letzten paar Meter trägt er mich, und zum ersten Mal an diesem Tag entsprechen wir dem stereotypen Bild eines Hochzeitspaares. Gleich trägt er mich über die Schwelle.

Als wir das Zimmer erreichen, hält er mich mit einem Arm fest, während er mit der anderen Hand den Schlüssel hervorkramt.

»Mrs. Fletcher, erweisen Sie mir die Ehre?«

Die Anrede rührt mich, aber ich lasse mir nichts anmerken. Stattdessen konzentriere ich mich auf den Versuch, das kleine rote Licht grün zu kriegen. Es dauert fünfundvierzig Jahre. Ich bin zu ungeduldig.

»Halt das Ding länger davor«, weist Ian mich an.

»Mach ich doch!«

Natürlich tue ich das nicht. Ich tippe kurz mit dem Kartenschlüssel an die Tür, ruckele am Knauf und fluche, als wir immer noch ausgesperrt sind.

»Gib her.«

Ian reißt mir den Schlüssel aus der Hand, öffnet die Tür und trägt mich ins Zimmer. Ich berühre die Lava kein einziges Mal. Er wirft den Schlüssel und meine Rose grob in die Richtung des Schreibtischs und schiebt mich an die Rückseite der Tür. Mein Hochzeitskleid rutscht bis zu meinen Oberschenkeln hoch, nicht weil wir schon so weit wären, sondern weil es die einzige Möglichkeit ist, meine Beine um ihn zu schlingen, ohne die empfindliche Spitze zu zerreißen. Trotzdem bekommt der Stoff einen kleinen Riss.

»Mist, tut mir leid«, sagt Ian und unterbricht unseren Kuss, um nachzusehen.

»Egal – küss mich!« Ich ziehe sein Gesicht wieder zu mir und küsse ihn besinnungslos. Seine Zunge fährt in meinen Mund, während ich den Kopf neige, und wir küssen uns, als würden wir gleich aufgegriffen und auf Schiffe verschleppt, die zu entgegengesetzten Enden der Welt segeln.

»Ich … Ich glaub, ich brauche Wasser.«

Das brauche ich wirklich. Ich bin am Verdursten, und wenn wir das die ganze Nacht durchhalten wollen (was der Fall ist), muss ich genug trinken. Ian stellt mich vorsichtig auf dem Boden ab und nimmt meine Hand. Er führt mich ins Badezimmer und füllt zwei Gläser mit Wasser, die wir trinken, während wir uns im Spiegel ansehen. Wir nehmen gleichzeitig den letzten Schluck und stellen die Gläser auf dem Waschtisch ab. Unsere Spiegelbilder atmen schwer und fixieren sich. Die Fliesen passen zu seiner Augenfarbe. Ich habe das Gefühl, auf allen Seiten von Ian umgeben zu sein.

Er tritt hinter mich und legt die Hände auf meine Schultern. An ihn geschmiegt passe ich perfekt unter sein Kinn. Ich betrachte mein Spiegelbild und stelle fest, wie wirr mein Blick ist. Meine Locken sind ein einziges Durcheinander. Meine Brust, mein Nacken und meine Wangen sind rot. Meine Augen sind groß, glänzend und mit kohlrabenschwarzer Mascara umrandet. Im Museum hatte ich noch roten Lippenstift drauf, aber der ist restlos weggeküsst.

»Hast du dein Handy? Meins passte nicht zum Kleid.«

Er nickt und zieht seins aus seiner Tasche. Ich halte es hoch und verewige uns so, mit seinen Händen auf meinen Schultern und unseren puterroten Mündern. Das ist das einzige Foto, das wir von unserem Hochzeitstag haben werden – bis auf das unscharfe Bildmaterial aus dem Museum, das in den Lokalnachrichten gezeigt werden wird und wahrscheinlich bei Aktenzeichen XY … ungelöst. Deshalb mache ich zur Sicherheit noch drei.

»Ich kann nicht fassen, dass wir es wirklich durchgezogen haben«, bemerke ich und lege sein Handy auf den Waschtisch.

Ian spielt mit den Trägern meines Kleides und schiebt seine Finger darunter, sodass seine Knöchel an meiner Haut reiben. Ich erschaudere und hebe den Blick zu seinem Spiegelbild. Er ist hoch konzentriert und hat die Stirn nachdenklich in Falten gelegt.

»Wie fühlst du dich?«, fragt er. »Bereust du es?«

»Nein.«

Blitzschnell treffen sich unsere Blicke, und der Rest unserer Beherrschung verpufft.

Mit einer raschen Handbewegung zieht er den Reißverschluss meines Spitzenkleids auf, das zu Boden fällt und einen Ring um meine Füße bildet. Ich trage farblich aufeinander abgestimmte Unterwäsche, BH und Slip, in dem blassesten Blauton – Ian-Blau. Wie mein Kleid ist sie aus Spitze. Anders als mein Kleid ist sie brandneu. Ich habe sie gestern in einem Dessous-Laden erworben, den seidigen Stoff zwischen meinen Fingern gerieben und mir vorgestellt, wie Ian mich ansieht, wenn ich ihn trage. Die Realität ist noch besser. Er verschlingt mit seinen Blicken meine neu enthüllte Haut: meine zarten Schlüsselbeine, die sanfte Schwellung meiner Brüste über den Spitzenkörbchen, meinen bebenden Bauch. Am Saum meines Höschens, genau in der Mitte, sitzt ein winziges Schleifchen, und dort verweilt Ians Blick eine kleine Ewigkeit.

»Sam …« Es klingt gequält.

»Ich bin nicht Sam – ich bin die Königin von Frankreich, weißt du noch?«

Er greift mit einem Arm um meinen Bauch und zieht mich an sich. Mein Po stößt gegen den Schlitz seiner Smokinghose, und ich spüre, wie seine harte Länge gegen mich drückt. Er schiebt die Finger in mein Höschen.

Nicht so schnell. Ich drehe mich um und schiebe ihn weg, damit ich Platz habe, um mich rückwärts auf den Waschtisch zu hieven.

»Du musst dich auch ausziehen. Das ist nur gerecht.«

»Willst du das für mich erledigen?«

»Nein. Ich will dir dabei zusehen.«

Ian lacht leise und reibt sich verlegen den Nacken. Wenn ich ein Radio hätte, würde ich einen Sender mit sanften, langsamen Songs einstellen, Musik, zu der er sich in den Hüften wiegen kann. Ich will eine Show.

Zuerst bückt er sich und hebt mein Hochzeitskleid auf, um es an die Rückseite der Tür zu hängen. Ich will ihn schon zur Ordnung rufen, aber es ist eine so süße Geste, dass ich es durchgehen lasse. Als das erledigt ist, beuge ich mich vor und warte. Würde jemand eine Karikatur von mir zeichnen, hätte ich eine Stoffserviette um den Hals und hielte Messer und Gabel in meinen Fäusten.

»Bist du dir sicher, dass du nicht lieber ins Bett wechseln willst?«

»Ian.«

Er gibt nach, lockert seine Fliege, zieht sie ab und wirft sie neben mich auf den Waschtisch. Ich greife danach und schlinge sie mir um den Hals. Jetzt sehe ich aus wie ein Geschenk, das nur für ihn verpackt worden ist. Die Vorstellung gefällt ihm offenbar, denn er hält inne und tritt vor, um mich zu küssen, wobei er mit den Händen über die Wölbung meiner Brüste streicht. Ich gebe ein missbilligendes Geräusch von mir und schubse ihn weg, damit er weitermacht.

»Du hast noch einen weiten Weg vor dir, Kumpel.«

Als Nächstes zieht er sein Hemd aus, und es gibt keinen perfekter durchtrainierten Oberkörper als Ians. Er nimmt sein Training sehr ernst, und ich weiß seine Anstrengungen zu schätzen. Danach greift er nach seiner Unterhose.

»Nein, warte. Komm näher«, bitte ich ihn.

Er tritt in Reichweite, und meine Hände ergötzen sich an seinem muskulösen Oberkörper und seinen Schultern. Ich suche mir einen Lieblingskörperteil aus – seine Bizepse – und ändere meine Meinung sofort wieder: seine Bauchmuskeln.

»Ziehst du den Bauch ein?«

»Nein.«

»Hast du im Museum Liegestütze gemacht, bevor ich kam, oder so?«

Er lacht. »Das ist dort genauso verpönt wie illegale Trauungen.«

»Also siehst du … immer so aus?«

Das darf nicht sein. Dann werden wir das Haus nie verlassen. Ich kann nicht mit jemandem verheiratet sein, der so einen Körper hat. Die Leute werden auf der Straße an uns vorbeigehen und sich fragen, warum er sich für mich entschieden hat.

»Was ist mit dir?« Seine Hände liegen auf meiner Taille, und er zieht mich zur Kante des Waschtischs. Ich bleibe ganz still, während er mich berührt, weil ich Angst vor den merkwürdigen Urgeräuschen habe, die mir entfahren würden, wenn ich es zuließe. »Bist du überall so weich?«, fragt er und schiebt die Fingerspitzen unter den Bund meines Höschens.

Mein Bauch zuckt, und ich kralle mich an Ians Schultern fest.

Bei versauten Fragen wie diesen wird er zerfleischt. Er sollte wirklich vorsichtig sein.

Er lässt den Kopf an meine Schulter sinken und seufzt. »Ich drehe noch durch, Sam.«

Mit den Fingern fahre ich durch seine Haare und erlaube ihm, mich noch ein paar Sekunden zu halten, bevor mir mein ursprünglicher Plan wieder einfällt. »Du kannst jetzt weitermachen. Ich will den Rest sehen.«

»Du hast mich doch schon in der Dusche nackt gesehen«, erinnert er mich, tritt zurück und knöpft seine Hose auf.

»Das ist Ewigkeiten her. Ich brauche eine kleine Auffrischung.«

Seine Smokinghose fällt zu Boden, und Ian steht mit nichts als weißen Boxer-Briefs von Calvin Klein vor der Hoteldusche. Ich beiße mir auf die Lippe, richte den Blick an die Decke und zähle bis zehn.

»Was machst du?«

»Ich bete.«

»Du siehst aus, als wolltest du ein großes Stück von dem Granitwaschtisch abbrechen.«

Vielleicht will ich das auch.

»Warte.« Er tritt näher. »Wir sind nicht quitt. Du musst jetzt gleichziehen.«

Mit hochgezogener Augenbraue erwidere ich seinen Blick. »Was meinst du?«

»Dein BH … weg damit.«

Jetzt spricht der nicht so nette Ian – er fordert sogar.

Ich bin total baff.

»Oder brauchst du dabei Hilfe?«, fragt er mit schalkhaftem Blick.

Als er auf mich zutritt, hebe ich abwehrend die Hand. Wenn er mich anfasst, war’s das.

Ich greife hinter meinen Rücken nach meinem BH-Verschluss. »Bist du dir sicher?«

Er legt grinsend den Kopf schief. »Du hast recht, lass ihn einfach an.«

Ich lasse seufzend die Hand sinken. »Puh. Okay.«

In Sekundenschnelle stürzt er sich auf mich und hakt den Verschluss auf. Die Spitzenkörbchen fallen herunter, und kühle Luft trifft auf meine Haut. Meine Brustwarzen ziehen sich zusammen, und ich schlinge die Arme um mich, um mich zu bedecken, doch dann fällt mir ein, dass Ian vor mir steht, mein Ehemann. Mir stockt jedes Mal der Atem, wenn mir dieses Wort in den Sinn kommt. Ich darf ihm gegenüber nicht schüchtern sein. Er wartet, reibt seinen Daumen knapp unter meinem Ohr an meiner Kehle auf und ab, schmeichelnd. Langsam lasse ich die Arme sinken, und er atmet zittrig aus. Ich blicke an mir herab, um zu sehen, was er sieht. Meine Brüste sind cremefarben und rosa und keck. Sie sind wirklich annehmbar. Nicht so groß, dass sie jemanden k. o. schlagen könnten, aber als Ian nach ihnen greift, füllen sie seine Handflächen aus, und das Beste daran ist, dass sie wahnsinnig empfindlich sind. Ich lasse den Kopf nach hinten an den Spiegel sinken, während sich meine Augen bis zum Anschlag nach oben verdrehen. Er wirkt seinen Zauber, zieht mit seinen Daumen langsame Kreise, und dann, als er sich herunterbeugt, um sie zu kosten, halte ich den Atem an. Langsam und systematisch nimmt er jede Brust in den Mund und sieht dabei zu mir auf.

Das ist ein so erstaunliches Gefühl, dass ich fast nach vorn vom Waschtisch kippe, doch er hält mich an den Hüften fest, während er meine Brüste leckt und erregt und warme Luft auf meine Haut atmet. Dennoch sind die Berührungen nicht annähernd genug. Ich hatte geglaubt, die zarte Spitzenunterwäsche würde sich auf meiner Haut gut anfühlen, aber Ian fühlt sich besser an. Seine Zunge umspielt meine Brustspitzen, sein Mund schließt sich um sie, und ich hatte noch nie auf diese Weise einen Orgasmus, aber deshalb heißt es ja auch, dass es für alles ein erstes Mal gibt.

Als ich ihm das sage, lacht er, doch dann wird nicht mehr gelacht, denn seine Hand taucht in mein Höschen, und es ist so feucht, dass es mir fast peinlich ist. Meine Wangen brennen. Vorher hätte ich das Ganze noch mit einem Achselzucken und einem kühlen Lächeln abtun können, aber jetzt kann ich nicht mehr lügen. Mein Körper begehrt Ian, und er weiß genau, wie sehr.

»Öffne die Knie ein bisschen für mich«, bittet er, und ich tue ihm den Gefallen.

Die Außenseiten meiner Knie berühren den kalten Waschtisch, und er nimmt die dünne blaue Spitze, die mich bedeckt, und zieht sie sanft beiseite. Ich halte mich an seinen Schultern fest, und jetzt lasse ich auf keinen Fall mehr los, vor allem, als er ein sexy Stöhnen ausstößt und aufreizend mit dem Finger an meiner Feuchte auf und ab fährt. Er geht es langsam an und sieht auf mich herab, als wollte er ein neu erworbenes Grundstück begutachten. Das gehört mir, und das gehört mir, und dann versenkt er seinen Mittelfinger in mir, und O ja, das gehört mir.

»Ian«, wimmere ich, als er seinen Finger langsam herauszieht und ihn gleich wieder hineinpumpt.

»Seit Jahren, Samantha, seit Jahren

Mehr sagt er nicht, aber ich kapier’s. Bei mir auch, Ian.

Meine Lippen finden seinen Mund, und wir küssen uns wieder, jetzt weniger hektisch und mit mehr Feuer. Wir verweilen und züngeln, während er einen zweiten Finger in mich schiebt.

Er erregt mich mit seiner Hand, pumpt und beschleunigt, bis sich meine Nägel in seine Schultern bohren. Wir haben keine Eile, keine Stelle bleibt unberührt.

Aus dem Vorspiel wird ein bisschen mehr.

Meine Schenkel beben.

Ich halte den Atem an.

Das arme Badezimmer ist so vernebelt und heiß, dass es abgerissen werden muss, wenn wir fertig sind, aber der Winkel ist genau richtig. Die Höhe des Waschtischs bringt mit sich, dass Ian perfekt positioniert ist, nachdem er sich ein Kondom übergestreift hat. Er fragt mich zweimal, ob ich mir auch sicher bin, dass wir nicht lieber ins Bett wechseln sollen, worauf ich antworte, indem ich meine Knie nur noch ein klitzekleines bisschen weiter auseinanderschiebe. Ich sitze mit dem Po am äußersten Rand. Meine Brüste sehnen sich nach Berührung, und er vernachlässigt sie nicht, während er Zentimeter für Zentimeter in mich hineingleitet. Sein Mund liegt auf ihnen, saugt an ihnen, während meiner seinen Hals küsst und ihm ermutigende Worte zuflüstert.

Ich zucke nur ein wenig, als er sich tief in mir vergräbt, brauche Zeit, um mich anzupassen. Ich wusste, dass es einer gewissen … Anpassung bedürfen würde.

»Sam? Geht es?«, fragt er, streicht mir die Haare aus dem Gesicht und neigt mich gerade so weit, dass sich unsere Lippen mühelos berühren können.

Als ich nicke, zieht er sich zurück und schiebt sich wieder hinein. Er lässt die Hüften kreisen, und ich spanne meine Muskeln an, um ihm zu zeigen, dass mir das gefällt. Ein Lächeln umspielt meine Lippen, so fantastisch fühlt es sich an.

»Halt dich fest«, warnt er mich. Ich schlinge die Arme um seinen Hals, und plötzlich ist der Waschtisch überflüssig – ich berühre ihn kaum noch. Ian hält mich an den Hüften fest, während er in mich hineinstößt und sich wieder herauszieht, rein und raus, rein und raus, schön langsam. Er leistet die ganze Arbeit, weshalb mich nichts von meinem anrollenden Orgasmus ablenkt. Jedes Mal, wenn er ganz in mich hineinpumpt, streift er genau die richtige Stelle. Als ich ihm das sage, beschleunigt er ein wenig, pumpt heftiger, hält mich fester. Die Lust steigert sich immer mehr, und ich erreiche den Gipfel.

Ja. Ja. Ja.

Doch dann setzt Ian mich ab. Mein Protest erstirbt, als er mich zum Spiegel umdreht.

Zum Spiegel.

Den hatte ich ganz vergessen, aber Ian nicht. Er dreht uns um und befiehlt mir, mich auf die Zehenspitzen zu stellen. Nur so kann er sich mir anpassen, und selbst dann muss er die Knie beugen. Ohne zu fragen, packt er mich an den Handgelenken und stützt meine Hände auf den Waschtisch. Seine Brust stößt an meinen Rücken, und ich fühle mich in seine Wärme eingehüllt, bis er sich wieder zu seiner vollen Größe aufrichtet. Ich beobachte ihn im Spiegel, und dieser Mann ist nicht der Ian, an den ich gewöhnt bin. Auf einmal bin ich mir der Details bewusst, die ich stets zu ignorieren versucht habe: der markante Kiefer, der scharfe Blick. Das sind die Aspekte von ihm, die mir ein wenig zu einschüchternd erschienen. Doch jetzt sehe ich nichts anderes mehr. Als er zum ersten Mal in diesem neuen Winkel in mich hineinpumpt, sinke ich nach vorn auf den kalten Waschtisch. Lächelnd hebt er mich wieder hoch und hält mich sorgsamer, damit ich beim nächsten Mal aufrecht bleibe.

»Ist das zu viel?«

Natürlich ist es das. Ich bin gezwungen, ihm dabei zuzusehen, wie er es mir besorgt. Ich betrachte meine errötete, erhitzte Haut; die schwarze Fliege um meinen Hals, die nach ihm riecht; meine wirren, zerzausten Haare; den verrückten Ausdruck in meinen Augen. Es gibt kein Entrinnen, und vielleicht werde ich es nicht immer auf diese Art wollen, aber momentan schon.

»Mehr«, bitte ich, und Ian liefert.

Er gleitet langsam in mich und ist jetzt tiefer als zuvor. Er verharrt so, und unsere Blicke treffen sich im Spiegel.

Nackt bin ich schon eine ganze Weile, aber im Spiegel bin ich emotional entblößt. Ian hat meine Seele fest in seiner Hand.

»Ich muss vorsichtig mit dir sein.«

Als ich mit dem Kopf schüttele, greift er um meine Hüfte herum und reibt mit sanften, schnellen Kreisen zwischen meinen Beinen. Mit der anderen Hand spielt er an meinen Brüsten herum, und die Kombination dieser Empfindungen treibt mich schneller zur Ziellinie, als mir lieb ist. Ich will es, und doch will ich, dass es noch ewig andauert. Der kalte Granit schneidet in meine Hüften. Ians Schenkel versengen die Rückseiten meiner Beine. Seine Hand packt meine Brust, und er stößt wieder zu, härter als je zuvor, und dann wieder. Er legt an Tempo zu, und ich krampfe um ihn, greife nach oben, um die Hand um seinen Nacken zu legen. Er lässt die Hüften kreisen. Ein weiteres tiefes Zustoßen und ein Umspielen mit dem Daumen, und meine Nägel bohren sich in seine Haut.

»Ich komme. Ich komme

Es ist, als würde ich ihm ein Opfer darbringen. Hier, nimm es.

Und das tut er. Er pumpt heftig und hört dabei nie mit dem Hüftkreisen auf. Die Nachwehen meines ersten Orgasmus machen mich übermäßig empfindlich. Eben noch glaube ich, dass ich nicht einmal mehr den Hauch einer Berührung vertragen kann, und urplötzlich falle ich wieder, heftiger und schneller als beim ersten Mal, und endlich lässt sich auch Ian fallen. Wir kommen gemeinsam, und er stößt noch einmal tief in mich, fast gewaltsam. Seine Zähne beißen sanft in meine Schultern. Wenn meine Haut verletzt ist, hoffe ich, dass sie vernarbt. Dann habe ich ein kleines Andenken an unsere Hochzeitsnacht.