Sam
Ian lässt mich duschen, während er uns Essen aufs Zimmer bestellt. Als ich fertig bin, wickle ich mich in einen flauschigen Frotteebademantel und trete aus dem Bad.
Während der zehn Minuten, die ich unter dem Duschstrahl stand, habe ich die Bilder unseres Liebesspiels in Gedanken noch einmal Revue passieren lassen. Ian ist ein echter Fang. Die Frauen liegen ihm zu Füßen, und trotzdem ist er nach einer Blitzhochzeit jetzt mein Mann. Ich frage mich, ob er es bereut, mich noch vor der Hochzeitsnacht geheiratet zu haben, und ob ich auch nur halb so gut war wie er, und lache leise. Ich hatte nicht mal genug Hirnleistung, um zu verarbeiten, was er mit mir anstellte, ganz zu schweigen davon, mir Sachen zu überlegen, die ich mit ihm hätte machen können.
Als ich aus dem Bad trete, sitzt er auf dem Bett. Bis auf seine Boxer-Briefs hat er nichts an. Seine Haare sind noch von meinen Händen zerzaust. Er hängt am Telefon und kommt gerade mit seiner Essensbestellung zum Ende, doch sein Blick geht zu mir. Ich erröte, und er lächelt, winkt mich mit dem Finger zu sich und formt mit den Lippen: Komm her.
Meine Füße tragen mich näher, und er zieht mich rückwärts auf seinen Schoß. Ich lehne den Kopf an seine Schulter zurück, während seine Hand vorn zu meinem Morgenrock wandert. Ich denke, dass er fair spielen wird, doch dann schiebt er die Hand vorn hinein und umfasst meine Brust. Wir hatten gerade erst Sex, und auf einmal stehe ich schon wieder an der Startlinie. Das ist völliges Neuland für mich.
»Ja, Sie können noch eine Extraportion Pommes dazutun«, spricht Ian ins Telefon.
Er klingt vollkommen ungerührt von dem, was er gerade mit mir macht. Im Vergleich dazu maunze ich wie eine Katze.
»Sam, willst du irgendwas zum Nachtisch?«
Sam kann gerade nicht ans Telefon kommen. Sie ist tot.
»Sam?«, fragt er noch einmal, aber es ist nur ein Flüstern an meiner Ohrmuschel – ein Necken.
Ich drehe mich um und nehme ihm das Telefon aus der Hand. »Schokoladen-Milchshake. Zimmer 419. Danke.«
Dann werfe ich das Telefon blind zu seiner Basisstation. Es fällt polternd zu Boden, und ich stürze mich auf Ian. Er ist überrumpelt, weshalb ich sekundenlang Oberwasser habe. Es ist herrlich. Er kippt zurück auf das perfekt gemachte Bett, und ich setze mich rittlings auf ihn. Der Gürtel meines Morgenmantels löst sich, und die beiden Seiten fallen auseinander.
»Hast du keinen Hunger?«, fragt er grinsend und hält meine Hüften fest, damit er sich an mich schmiegen kann.
Wie ich sehe, bin ich nicht die Einzige, die den heutigen Abend als Marathon betrachtet.
»Wenn wir fertig sind, werden sie uns einen Krankenwagen schicken müssen«, sage ich und verteile Küsse auf seinem Hals.
Er hebt das Kinn an, damit ich besser drankomme, und jetzt habe ich wirklich Hunger – nach Wissen. Ich werde mir jeden Zentimeter seines Körpers einprägen: die kleine Furche unter seinen Schlüsselbeinen, die zentimeterlange Narbe auf seinem linken Oberarmmuskel, die genauen Maße seiner Brust, gemessen mit meiner Handbreite.
Er versucht stöhnend, sich herumzurollen, doch ich setze mein volles Gewicht gegen ihn ein. »Halt still!«
»Du bringst mich noch um.«
»Ich will nur wissen, wen ich geheiratet habe«, sage ich wie benebelt, während ich mich auf die scharfen Konturen seiner Bauchmuskeln konzentriere.
»Du kennst mich doch«, widerspricht er.
»Das dachte ich auch«, gebe ich zu. »Aber diese Szene im Bad? Das war ein Liebesakt der Extraklasse. Das hab ich von dir nicht erwartet, Fletcher.«
Er zieht eine Augenbraue hoch. Aus meinem Blickwinkel ist er so bezaubernd, dass ich ihn am liebsten erwürgen würde. »Was hast du denn erwartet?«
»In meinen Fantasien ist es meistens ziemlich nett, sanft und süß – du weißt schon, Blümchensex.«
»Du willst es sanft und süß?«, fragt er grinsend.
Ich verdrehe die Augen und beuge mich vor, um ihn zu küssen. Mit den Händen packt er meinen Po und rafft meinen Morgenmantel hoch, bis ich von der Hüfte abwärts nackt bin. Ich hätte mir einen Overall drunterziehen sollen, oder allermindestens den Morgenmantel doppelt zuknoten.
»Ich kann sanft und süß sein«, zieht er mich auf, während seine Hand an der Innenseite meines Beines entlangfährt. Seine Berührung ist federleicht und sanft, als er zwischen meine Schenkel fasst. Ich bin schon feucht. Ich stöhne, und meine Ellbogen knicken ein. Er nutzt die Gelegenheit, um uns herumzurollen, sodass ich jetzt auf dem Rücken liege und er mich auf dem Bett höher schieben kann. Ich liege genau in der Mitte, als er aufsteht und sich seiner Boxer-Briefs entledigt, die er auf den Boden fallen lässt.
Mir bleiben zwei Sekunden, um mich vorzubereiten, bevor er meine Knie auseinanderdrückt und seinen Kopf zwischen meine Schenkel senkt. Zuerst trifft mich sein Atem, warm und schockierend. Ich zucke vom Bett hoch, aber er hält meine Hüften mit dem Arm nieder. Als Zweites spüre ich seinen Mund, womit er einen Kuss auf meine intimste Stelle drückt. Ich kralle mich in die Bettdecke, und endlich leckt er mich mit seiner Zunge, schön langsam, auf und ab.
»Wir können nicht … das Essen.«
Das ist nicht einmal annähernd ein vollständiger Satz, aber Ian versteht ihn. Das Essen wird im Nu auf dem Weg zu uns sein, und der Zimmerservice kann es nicht einfach hereinrollen, während wir es treiben wie auf dem Discovery Channel.
Hätten Sie zwei gern Ketchup dazu? Vielleicht etwas aromatisiertes Gleitgel?
Trotzdem nimmt Ian sich alle Zeit der Welt, mich zu lecken. Er erteilt mir eine Lektion, denke ich. Es ist genau die süße, sanfte Variante, die ich mir gewünscht habe, und jetzt bereue ich es, nicht einfach den Mund gehalten zu haben, weil er sich nicht nur beeilen sollte, weil mein Milchshake auf dem Weg zu uns ist, sondern auch, weil ich so dicht davor bin, einen zweiten Orgasmus zu haben, und das weiß er auch. Sein selbstgefälliges Lächeln verrät es mir. Er lässt mich kurz vor dem Höhepunkt hängen. Ich kann so nicht kommen. Er ist nur ein klitzekleines bisschen zu langsam, zieht es in die Länge und zeigt mir genau, wie quälend »sanft und süß« sein kann. Ich bin zappelig und ungeduldig und flehe ihn an, mich einfach … mir es einfach zu … meiner armen Seele gnädig zu sein!
Ich bin kurz davor, vor Frustration zu heulen, doch dann steht er auf. Ich öffne die Augen. Sein schadenfrohes Grinsen ist verdammt sexy.
Mannomann, das macht ihm richtig Spaß.
»Zufrieden?«, frage ich, die Augen gespielt wütend zusammengekniffen.
»Ich fühle mich … nett. Wie ein netter Kerl«, antwortet er und positioniert meine Beine neu, sodass er Platz hat, sich zwischen ihnen niederzulassen. Er hebt meine Hüften hoch, bis er genau den richtigen Winkel hat, und gleitet Zentimeter für Zentimeter in mich hinein.
Ich kralle mich an den Laken fest und schließe die Augen. Ich beiße mir auf die Unterlippe, damit ich nicht so laut aufschreie, dass ich die ganze Etage aufschrecke.
»Ist es so, wie du es dir vorgestellt hast? Sanft und süß?«, fragt er, beugt sich herunter und nimmt meine Hände in seine. Er zieht sie nach oben über meinen Kopf und drückt sie aufs Bett. Als er sich über mich beugt und sein Schatten über mich fällt, öffne ich die Augen. Seine Haare hängen ihm in die Stirn. Aus dieser Perspektive erscheinen seine scharfen Züge sogar noch einschüchternder. Er zieht sich zurück und stößt wieder zu, und ich stöhne, weil sich sein ganzes Gewicht auf mir intensiv und wunderbar anfühlt.
Sein Gesicht ist direkt über mir. Wir sehen uns in die Augen, bis er sich zu mir herunterbeugt und mich mit einem süßen, verführerischen Kuss verbrennt. Jetzt hält er mit einer Hand meine beiden Handgelenke fest, während er die andere um meine Hüften schiebt. Er kippt mein Becken etwas und richtet sich nur ein klein wenig nach links aus, sodass er hinein- und herausgleiten kann. Jetzt stößt er in mich und behält ein schnelles, mich in den Wahnsinn treibendes Tempo bei. Seine Hüften kreisen, und ich glaube, gleich sterben zu müssen.
Ich schlinge die Arme um seinen Hals und ziehe seinen Oberkörper zu mir. Meine Nägel bohren sich in seine Haut. Ich murmele Worte an seiner Schulter. Seine Zähne beißen in das weiche Fleisch meines Ohrläppchens, und ich erschaudere an ihm, zwinge ihn, jede Welle meines Orgasmus zu spüren, die mich durchflutet.
Als Ian sich sicher ist, dass ich fertig bin, richtet er sich wieder auf und dreht mich um, sodass ich auf allen Vieren bin. Jetzt ist es vorbei mit süß und sanft. Ian ist unerbittlich. Hämmert in mich. Stößt in mich. Fickt mich. Mir steht der Mund offen, meine Augen sind weit aufgerissen. Meine Arme knicken ein, und ich falle mit der Wange auf ein Kissen, aber er hält mich an den Hüften fest, damit ich nicht ganz umkippe. Er drosselt keine Sekunde das Tempo. Als ich einen Blick zu ihm werfe, stelle ich fest, dass er dabei zusieht, was er mit mir macht, und der Anblick scheint ihn so um den Verstand zu bringen, dass er sich zurückzieht, seine harte Länge umfasst und einfach so kommt, mit meinem Namen auf seinen Lippen.
Er beugt sich zu mir, um mich zu küssen, bittet mich, ruhig liegen zu bleiben, und kommt wenige Sekunden später mit einem feuchten Handtuch zurück, um mich zu säubern.
Ich grinse wie eine gefräßige kleine Katze, während er mich sauber wischt. Sobald ich so gut wie neu bin, hilft er mir dabei, mich aufzusetzen und meinen Morgenmantel wieder in Ordnung zu bringen.
Dann fällt mir wieder ein, wo wir uns befinden, wie nobel dieses Hotel ist. Ich sehe mich um, und tatsächlich, es gibt eine Minibar, die mit leckeren Schoko-Nusstrüffeln gefüllt ist. Die Wände sind mit filigranem Goldschnitt-Design überzogen.
»Ian, was glaubst du, was dieses Bett hier kostet? Mit Rahmen und allem?«
Er schüttelt lachend den Kopf. »Warum um alles in der Welt machst du dir darüber Gedanken?«
»Ich frage mich, ob wir es uns leisten könnten, es zu …«
»Kaufen?«
Er hat ehrlich keine Ahnung, worauf ich hinauswill.
»Nein, nein – um es zu ersetzen, falls wir es kaputt machen.«
Er zieht die Augenbrauen bis zum Haaransatz hoch, und dann klopft es an der Tür. »Zimmerservice.«
Ja. Mein Milchshake! Ich schubse Ian aus dem Weg und renne zur Tür. »Ach ja, und PS: Ich gebe nichts von meinem Nachtisch ab.«
»Nicht mal deinem Ehemann?«, fragt er und verzieht sich ins Bad, um die Dusche anzudrehen.
Ehemann! Mein Herz setzt einen Schlag aus. Mein Magen hingegen bleibt ungerührt.
»Netter Versuch.« Ich lächele. »Aber trotzdem nein.«