Der lange, lange Winter ging zu Ende, und die Kirschblütenzeit war wieder angebrochen.
Mit Chobi im Käfig unter dem Arm ging ich unter den blühenden Kirschbäumen am Flussufer entlang. Die zartrosa Blütenblätter verwandelten die Luft in einen zarten Nebel.
Die überall tanzenden Kirschblüten zeigten mir die sonst unsichtbaren Bewegungen der Luft.
»Die Gefühle der Menschen sind für das Auge unsichtbar. Da kann man nichts machen.«
Das hatte einmal der Mensch, der nun neben mir ging, zu mir gesagt. Dieser eine Satz hatte dafür gesorgt, dass ich mich jetzt viel besser fühlte.
Bis dahin war ich tief davon überzeugt gewesen, dass ich selbst daran schuld war, wenn ich die Gefühle anderer Menschen nicht verstand. Ich verletzte Menschen in meinem Umfeld, weil ich Dinge, die für alle anderen sichtbar waren, nicht sah.
Ich wusste ja nicht einmal, was ich selbst fühlte. Jener Gedanke, dass ich etwas bemerkt hatte, aber so getan hatte, als hätte ich nichts bemerkt, stimmte gar nicht und war nur meiner übermäßigen Grübelei entsprungen.
Es gab einen Menschen, der mir das sagte.
Dank Chobi hatte ich ihn kennengelernt.
Der Gegenwind blies die Kirschblütenblätter zu uns.
»Wie schön, oder, Chobi?«
Als ich den Kater in seinem Käfig ansprach, schnurrte er.
Seit ich an jenem Morgen im verschneiten Park diesem Menschen zum ersten Mal begegnet war, hatten wir uns hin und wieder getroffen und miteinander unterhalten.
Ich dachte, es wäre schön, wenn wir uns langsam immer besser kennenlernen könnten.
An jenem Regentag vor langer Zeit hatte ich selbstgerecht geglaubt, ich hätte Chobi gerettet.
Eigentlich aber war ich die Gerettete.
»Hey, Mimi, komm runter!«, rief Masato Mimi zu, die mit gesträubtem Fell oben auf dem Bücherregal hockte.
Ihre Beinverletzung war verheilt, und sie konnte wieder überall herumflitzen.
»Spiel nicht mit der Katze, sondern hilf mir lieber, mit dem Packen fertig zu werden!«
Ich war gerade dabei, das Geschirr in Zeitungspapier einzuwickeln.
»Hör mal, Reina! Eigentlich bin ich der Ältere …«
Dennoch begann Masato pflichtbewusst, die Zeitschriften mit Schnüren zu bündeln.
Die Aufnahmeprüfung hatte ich irgendwie geschafft und war ein Jahr später als Masato an derselben Kunsthochschule immatrikuliert worden.
Da ich beschlossen hatte, wieder in meinem Elternhaus zu wohnen, zog ich aus dem Mehrfamilienhaus aus.
»Interessant, solche Mangas liest du also. Das hätte ich nicht gedacht«, bemerkte Masato, während er in einer Zeitschrift mit Vier-Panel-Comics blätterte.
»Die hat eine Freundin von mir gezeichnet.«
»Du bist mit einer professionellen Manga-Künstlerin befreundet? Cool!«
Die Rede war von Aoi, bei der Cookie lebte. Neben ihrer Arbeit hatte sie in letzter Zeit begonnen, Serien von Vier-Panel-Comics zu zeichnen. Seit sie mit Cookie zu uns gekommen war, um die kranke Mimi zu besuchen, hatten wir uns angefreundet. Hin und wieder besuchte sie mich zusammen mit Cookie, die nun auch schon über ein Jahr alt und eine richtige Dame geworden war.
Durch das offene Fenster wehte der Wind Kirschblütenblätter herein.
Irgendwie erfüllten mich zarte Gefühle.
Ich war auf dem Weg in eine neue Welt.
Ich saß neben ihr in ihrem Zimmer und betrachtete den azurblauen Himmel.
Der Wind sang, und hauchdünne Wolken zogen mit unglaublicher Geschwindigkeit über uns vorüber.
Ihre zarten Fingerspitzen berührten mein Fell.
»Hör mal, Chobi …«, sagte sie.
»Was ist denn?«, fragte ich zurück.
Sie sagte kein Wort mehr, doch ich verstand, was sie fühlte.
Denn wir fühlten dasselbe.
Ich liebe diese Welt.
Das wurde mir in diesem Moment ganz klar.
Plötzlich lächelte sie. Ich schaute hinauf in ihr lächelndes Gesicht, das zu leuchten schien.
Sie hatte meine Gedanken verstanden.
Bestimmt liebt auch sie diese Welt, dachte ich.