Am nächsten Morgen wurde ich durch ein dumpfes, rhythmisches Klopfen aus dem Tiefschlaf gerissen. Zunächst begriff ich nicht, wo ich war und was das Geräusch bedeutete, doch es wurde mir klar, als ich die Augen öffnete und mich verwundert umsah. Ich befand mich auf einer Schweizer Alp, und jemand stieß von unten mit einem Besen gegen die Decke, um mich zur Arbeit zu rufen.

Auch Pablo stand bereits an meinem Bett und stupste mich an. Zwei voneinander unabhängige Lebewesen waren also davon überzeugt, dass ich jetzt sofort aufstehen sollte, auch wenn die Nacht sich gerade erst von den Almwiesen erhoben hatte und leise davonschlich. Es half aber nichts, mein Almeinsatz begann!

Ich schwang mich seufzend aus dem Bett, vollzog eine schnelle Katzenwäsche mit kaltem Bergquellwasser und schlüpfte in Jeans und Fleecepulli. Dann kletterten Pablo und ich die schmale Stiege herab. Unten ließ ich den winselnden Hund einfach aus dem Haus, was sehr praktisch war, und ging dann hungrig in die Küche. Doch dort war niemand zu sehen. Auf dem Holzofen stand ein halb voller Espressokocher, und auf dem Esstisch befanden sich ein paar Tassen, von denen die meisten schon benutzt waren.

Brot oder Müsli waren nicht zu sehen. Offenbar frühstückten die Senner später oder womöglich gar nicht, was ich nicht hoffte.

Ich nahm mir eine frische Tasse, goss Kaffee hinein, gab etwas Milch dazu und beschloss, gleich am ersten Tag einen tatkräftigen Eindruck zu machen. Also ging ich entschlossen durch eine Verbindungstür, durch die die Senner am Vorabend hereingekommen waren, in den Stall hinüber. Dort war bereits das frische Stroh eingestreut worden, also hatte die Bauersfamilie mich am ersten Tag etwas länger schlafen lassen, was sehr nett war. Nichts ahnend schritt ich zur offenen Stalltür, um zu sehen, was sich draußen abspielte.

In diesem Moment kam eine milchkaffeefarbene Kuh hereingeschossen. Vor Schreck sprang ich zur Seite, ließ dabei die Tasse aus der Hand fallen und presste mich an die Wand. Die Kuh schoss haarscharf an mir vorbei und preschte, ohne mich zu beachten, nach vorn zu ihrem Platz. Obwohl es an sich ein zierliches Tier war, kam sie mir riesig vor. Respektvoll hielt ich Abstand. Zum Glück war meine Tasse auf einem Fleckchen Stroh gelandet, sodass sie immerhin heil geblieben war.

»Mokka ist immer die Schnellste, wenn es darum geht, an ihren Platz zu kommen«, meinte Sanne lachend, die mit einer anderen Kuh hinterherkam, die größer und braun-weiß gefleckt war.

Ich atmete tief durch und hob meine Tasse vom Stallboden auf. Sie war leer. Der schöne Kaffee versickerte kaum im festgetretenen Lehmboden. »Ich dachte, es wäre schwierig, die Kühe in den Stall zu bekommen.«

»Nicht, wenn es dort ihr Kraftfutter und ihr Salz gibt«, erklärte die Käserin grinsend, als sie mit der anderen Kuh gemächlich an mir vorbeiging. »Aber manchmal haben sie trotzdem keine Lust. Dann wird es schon lustig.«

Die Gefleckte, die der Einfachheit halber Flecki hieß, befestigte Sanne mit einem Seil an der Wand. »Du kannst Mokka schon mal anbinden. Da drüben ist ihr Platz.«

»Ich?«, rief ich erschrocken.

»Na klar, meinst du, du bist nur zum Kaffeetrinken hier?«, spottete Sanne freundlich.

Ich sah beschämt auf meine Tasse, stellte sie auf einen Balken und ging schnell zu Mokka, um mir vor der Käserin keine Blöße zu geben.

Freundlicherweise war die Kuh ja schon selbst zu ihrem Platz gegangen und wartete ungeduldig darauf, dass es Futter gab.

»Hallo Mokka«, sagte ich beruhigend, um vor allem mir selbst Mut zu machen. »Ich bin Vera, und ich binde dich jetzt fest, okay?«

»Das kennt sie schon, du brauchst sie nicht um Erlaubnis zu fragen«, amüsierte sich Sanne, die mich natürlich vom anderen Stallende aus beobachtete. Ich nickte verlegen, nahm das Seil von einem Ring, der an der Stallwand befestigt war, und schlang es um Mokkas Hals, wie ich es bei Sanne und ihrer Kuh gerade beobachtet hatte. Tatsächlich hielt das Tier vollkommen still, bis ich es geschafft hatte, sie anzubinden. Irgendetwas sagte mir, dass dieses kooperative Wesen in den nächsten Wochen meine Lieblingskuh werden würde.

»Warum werden die Kühe überhaupt angebunden?«, wollte ich wissen. »Ist das nicht Freiheitsberaubung?«

Sanne schüttelte den Kopf. »Nein, sie brauchen ihren festen Platz, damit sie untereinander nicht rumbocken. Auch Kühe haben ihre Hierarchie. Und du siehst: Unsere Kühe haben alle ihre Hörner, nicht wie in der industriellen Milchproduktion. Da können sie sich schon gegenseitig verletzen.«

Die Käserin klatschte unternehmungslustig in die Hände. »Komm, jetzt holen wir auch noch die anderen.«

Mit aberwitzigem Stolz, dass ich meine erste Aufgabe so gut gemeistert hatte, folgte ich ihr neugierig nach draußen. Mittlerweile war die Sonne hinter dem Bergrücken hervorgekommen und tauchte die Landschaft in ein samtiges Licht. Die Morgenluft war genauso kühl und frisch, wie ich sie mir gewünscht hatte. Pablo, der aufgeregt draußen herumschnüffelte, beachtete mich nicht weiter, daher ließ ich ihn gewähren.

Auf dem Weg zur Weide kam uns die Bäuerin mit drei Kühen entgegen, und gleich dahinter trieben die Jungen jeweils zwei Tiere mit einem Stöckchen vor sich her.

Der Bauer fiel bei dieser Arbeit naturgemäß aus und durfte wohl ausschlafen. Beneidenswert!

Die weiteren Kühe liefen schon aufgekratzt zum Stall und brauchten keinerlei Aufforderung, um hineinzugehen.

»Sie merken, dass es heute warm wird«, erklärte Sanne. Tatsächlich kletterte die Sonne gerade orangerot über einen Berg, doch ich hatte keinen Blick für das wunderschöne Naturschauspiel, da ich mich beeilen musste, der Käserin über das unwegsame Gelände zu folgen. Es lag ziemlich viel Geröll auf dem Weg, sodass ich immer wieder umknickte und froh war über meine neuen knöchelhohen Bergschuhe.

»Das mit den Kühen habe ich mir ja viel schwieriger vorgestellt«, rief ich keuchend.

»Wart erst mal ab, bis du unsere Dienstältesten Bianca und Stella kennenlernst«, antwortete Sanne verschmitzt.

Während uns immer wieder Kühe bereitwillig entgegentrabten, stiegen wir über eine Anhöhe, von der aus man eine weitere Weide überblicken konnte. Der Ausblick raubte mir fast den Atem. Endlich waren die Wiesen so grün und saftig, wie ich es mir in meiner Vorstellung ausgemalt hatte!

»Da sind sie«, meinte Sanne auf einmal und zeigte nach unten zu einem Gebüsch, unter dem zwei große, braun gefleckte Kühe lagen, die tatsächlich keinerlei Anstalten machten, sich zu erheben. »Sie machen jeden Morgen Theater!«

Ich sah nach unten zu den Kühen, die demonstrativ, so wirkte es zumindest, die Köpfe wegdrehten. »Wollen sie lieber draußen bleiben?«

»Ach was. Sie brauchen nur ihren Chefinnenauftritt, wenn sie in den Stall kommen. Du wirst schon sehen.« Die Käserin stapfte beherzt den Hang hinunter, zielstrebig auf die beiden renitenten Kühe zu.

Ich wunderte mich, dass jede Kuh anscheinend einen eigenen Charakter besaß. Bisher hatte ich sie eher als einförmige Milchlieferantinnen angesehen. Aber vielleicht hatten wir Menschen sie ja auch nur dazu gemacht?

Bianca und Stella hatten jedenfalls keinerlei Lust, sich zu Futterautomaten degradieren zu lassen. Sie ignorierten jegliches Werben und trotzten auch den süßesten Lockversuchen von Sanne, die wahrhaft mit Engelszungen auf sie einsprach.

»Mui, mui, mui, meine Täubchen, im Stall gibt es leckeres Futter für euch!«

Sanne stellte sich neben Bianca und versuchte, sie mit den Händen von der Stelle zu schieben. Vergebens. Sie schien nur noch mehr auf dem Grasboden zu haften.

Der gleiche Effekt stellte sich ein, als sie es bei Stella versuchte. Die Käserin zog und schob, stellte dabei sogar ihre Gummistiefel auf die Hinterteile der beiden Damen, doch es half nichts.

»Noch haben sie hier ein schattiges Plätzchen, aber in einer halben Stunde wird es ihnen auch zu warm«, brummte Sanne.

Ich stand nur ratlos daneben und sah zu, wagte es aber nicht, bei der Schieb- und Drückaktion direkt an der Kuh mitzuhelfen. Irgendwann gab selbst die geduldige Käserin auf.

»Gut, dann eben nicht. Bekommen eben Mokka und all die anderen lieben Kühe das leckere Salz.« Sanne zwinkerte mir zu und bedeute mir mit einem Kopfnicken, mitzukommen. Während wir uns entfernten, sang sie: »Saaalz, Saaalz, Saaalz …«

»Und das hilft?«, fragte ich skeptisch.

»Du wirst schon sehen«, meinte Sanne zuversichtlich und sang unbeirrt ihren Salzsong weiter, ohne sich noch einmal nach den widerspenstigen Kühen umzusehen.

Kaum waren wir die Anhöhe hochgestiegen, hörte ich von hinten ein dröhnendes Geräusch. Es klang wie eine Horde wild gewordener Stiere, die mit bimmelnden Glocken über die Almweiden galoppierten. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass es doch nur die zwei Kühe waren, die allerdings sehr groß und imposant wirkten und genau auf uns zuhielten.

Ich sprang erschrocken zur Seite und riss Sanne mit mir. Wir fielen ins Gras und kugelten dort zwei Mal um uns selbst, während Stella und Bianca an uns vorbeipreschten, ohne uns eines Blickes zu würdigen.

Die Käserin rappelte sich auf, hielt sich vor Vergnügen den Bauch und rief: »Siehst du, ich hab’s doch gesagt!«

Ich hingegen hatte das untrügliche Gefühl, gerade noch einmal dem Tod von der Schippe gesprungen zu sein. Mein Puls raste. Ich versuchte, mich durch tiefes Ein- und Ausatmen wieder zu beruhigen, was mir jedoch nur halbwegs gelang.

»Komm, wir schauen mal, wo sie sind.« Sanne streckte mir die Hand entgegen und half mir hoch.

Als wir zum Stall zurückkamen, warteten die beiden Kühe seelenruhig vor der Tür, während drinnen bereits alle anderen Kühe an ihren Plätzen standen und sich wohlig schmatzend und mit sanft bimmelnden Glocken ihr Kraftfutter und ihre Ration Salz schmecken ließen, die die Sennerin und ihre Söhne bereits an sie verteilt hatten.

Und nun folgte ein Schauspiel, das absolut bühnenreif war. Auf einmal nahmen Stella und Bianca Haltung an und schritten hintereinander wie zwei Königinnen durch die Stalltür. Alle anderen Kühe hörten sofort mit dem Fressen auf und hielten ehrfürchtig inne. Majestätisch marschierten die beiden Diven an ihnen vorbei, ohne nach rechts und links zu sehen, und ließen sich an ihren Plätzen von der Bäuerin gnädig den Salzbeutel reichen. Erst dann wagten es die anderen Kühe, weiterzufressen.

Eine wirklich faszinierende Demonstration animalischen Standesbewusstseins.

Ich sah Sanne an und nickte beeindruckt. Sie grinste und machte das Daumen-hoch-Zeichen.

»So, ich mache mich ans Melken, und für euch gibt es jetzt Frühstück«, verkündete die Bäuerin, und sofort knurrte mein Magen vernehmlich. Es hatte insgesamt mehr als eine Stunde gedauert, bis endlich alle Kühe an ihrem Platz waren.

Als wir in die Küche kamen, verstand ich, dass sich der Bauer keineswegs ausgeschlafen hatte, sondern in der Zwischenzeit das kleine Mädchen versorgt und das Frühstück zubereitet hatte.

Auf dem Tisch standen eine Kanne mit frischem Kaffee, ein goldglänzender Hefezopf, selbst gemachte Butter und Marmelade, Käse und ein halbes Vollkornbrot.

Ich setzte mich an die köstliche Tafel und langte hungrig zu. Sehr viel hatte ich ja nicht dazu beigetragen, dass die Kühe jetzt alle gesund und munter im Stall standen, aber ich war trotzdem froh, den ersten Teil meines Einsatzes unversehrt überstanden zu haben.

»Und was kann ich als Nächstes machen?«, fragte ich nach ein paar Schlucken Kaffee und einem Bissen von dem köstlichen Hefezopf.

»Der Käse muss gewaschen und umgedreht werden«, antwortete Sanne.

»Danach können Sie sich ums Vreneli kümmern«, meinte der Mann und zeigte auf die Kleine.

»Wir müssen zur Schule gebracht werden«, verkündete der jüngere der beiden Buben, Matteo.

»Ich auch«, forderte die Kleine.

»Quatsch, du gehst doch noch gar nicht zur Schule«, korrigierte sie ihr ältester Bruder Loris und zeigte ihr einen Vogel. Vreni revanchierte sich, indem sie ihm ihrerseits die Zunge herausstreckte.

»Ich habe jede Menge Wäsche und Stopfwäsche«, sagte die Bäuerin, die unbemerkt in die Küche gekommen war, um im Stehen einen Kaffee und ein Stück Butterzopf zu verzehren, bevor es wieder zurück in den Stall ging. »Und kochen muss dann auch noch jemand. Ich sollte mich später um die Zäune kümmern, da mein Mann das ja nicht machen kann.«

Täuschte ich mich, oder war da ein leichter Vorwurf in ihrer Stimme?

»Und die Kühe muss auch noch jemand putzen«, ergänzte Sanne.

Ich musste angesichts des sich immer höher auftürmenden Aufgabenbergs schlucken. Wenn ich nicht aufpasste, würde ich gestresster vom Aufenthalt auf der Alp zurückkommen, als ich es vorher gewesen war. Im Vergleich dazu war meine Arbeit als Galeristin der reinste Kuraufenthalt gewesen. Dann dachte ich aber wieder an die nervigen Künstler. Im Vergleich zu ihnen waren die Kühe wahre Zuckerschnuten. Außerdem hatte ich doch genau dieses echte, einfache Leben kennenlernen wollen, um zu mir zu kommen und wieder einen Sinn in meiner Arbeit zu finden.

Also sollte ich mich nicht gleich am ersten Tag über zu viel Arbeit beschweren.

»Okay, dann bringe ich zunächst die Jungs in die Schule. Vreni darf mitfahren, wenn sie Lust hat, dann komme ich in die Käserei, koche anschließend das Mittagessen, und heute Nachmittag kann ich mich um die Kühe und abends um die fertige Wäsche kümmern.« Ich ging in meiner grenzenlosen Naivität natürlich davon aus, dass es hier eine Waschmaschine gab.

»Und später am Abend lassen wir dann die Kühe wieder auf die Weide, und danach wird der Stall gemistet«, meinte der Senner.

Mir schwirrte der Kopf. Das war wirklich ein unglaubliches Programm für einen Tag. Und ich war mir sicher, dass noch viele kleine Aufgaben hinzukamen, an die jetzt noch keiner dachte.

Ich nahm schnell noch einen Schluck Kaffee und sprang dann einsatzbereit auf, um den Tisch abzuräumen. Die Bauersfamilie sollte gleich sehen, dass sie mit mir einen guten Fang gemacht hatte.

Danach zuckelte ich mit drei Kindern und meinem Hund im Familienkombi der Senner todesmutig die abenteuerliche Straße in den Ort hinunter, wo ich die beiden Jungs erleichtert vor der Schule ablud. Danach sammelte ich mit der Kleinen ein Päckchen bei der Post ein, das dort auf seine Abholung wartete. Verständlich, dass die Paketboten nicht die Serpentinen zur Alm hochfahren wollten! Da ich selbst wesentlich langsamer fuhr, war der Weg nach oben deutlich angenehmer als die rasante Fahrt am Tag zuvor mit der Käserin.

Nach unserer Rückkehr half ich Sanne, die beeindruckenden Laibe zu waschen und umzudrehen, die in der Käserei auf Schiebern in großen Holzregalen lagerten, was eine recht kräftezehrende Aufgabe war, da die Laibe sicher zehn Kilo wogen.

Ohne Pause machte ich mich dann daran, für sieben Personen ein Mittagessen zu kochen. Im Kühlschrank fand ich im Wesentlichen das vor, was der Hof und der heimische Garten im Tal hergaben: ein großes Stück Alpkäse, Butter, ein Kännchen Sahne, Eier, ein paar gekochte Kartoffeln, eine Hartwurst, eine Handvoll Tomaten und zwei Zucchini, die schon etwas schlapp aussahen. Daraus bereitete ich einen Kartoffel-Zucchini-Auflauf mit Tomatensalat und rührte nebenbei noch einen Schokokuchen zusammen. In der Zwischenzeit kümmerte sich der Senner um die Kleine, die allerdings vollkommen damit ausgelastet war, Pablo das Apportieren eines Balls beizubringen, was dieser bereitwillig mitmachte. Ich hatte für meinen Hund kaum Zeit, aber das störte ihn nicht weiter, da er ohnehin fast die ganze Zeit draußen war und seinen Pelz in die Sonne hielt.

Als die Sennerin die Kinder wieder von der Schule abgeholt hatte, konnte ich voller Stolz das brutzelnde Mittagessen auf den Tisch stellen und danach zur Freude der Kinder zum Nachtisch einen Schokokuchen präsentieren.

»Passen Sie auf, dass Sie sich nicht gleich am Anfang total übernehmen«, warnte mich die Sennerin. »In dem Tempo halten Sie das nicht durch!«

Ich hatte auf ein kleines Lob gehofft, aber Frau Stocker war wohl selbst ziemlich am Rand ihrer Reserven und hatte Angst, dass ich gleich wieder ausfallen würde. Aber die Gesichter der Kinder, die glücklich ihren Schokokuchen mampften, entschädigten mich dafür wieder.

»Das geht schon«, wehrte ich ab. Und tatsächlich machte mir die Arbeit zu meiner eigenen Verwunderung viel Freude. Es war wohltuend, Teil einer eingeschworenen Gemeinschaft zu sein, in der jede und jeder seinen Teil dazu beitrug, dass das Projekt Alp funktionierte. Kein einziges Mal stellte ich mir hier die Frage, ob meine Arbeit sinnvoll war, denn das erklärte sich von selbst.

Die nervenaufreibende Arbeit in der Galerie und der Banküberfall waren bereits in weite Ferne gerückt, auch das Geld aus der Beute interessierte mich gerade nicht im Geringsten. Und selbst an meinen Verfolger und die Kommissarin dachte ich an diesem Tag nicht ein einziges Mal.