5. KAPITEL
Shaw
Diffuse Rottöne.
Diverse Schattierungen – einige dunkler als andere – umnebeln mich, während ich an Willows Tür klopfe und warte.
Vor meinem geistigen Auge sehe ich noch einmal, wie er rückwärts aus der Einfahrt setzt.
Ich sehe seinen erschrockenen Blick, der sich rasch in den eines Siegers verwandelte, als ich meine Autotür zuknallte.
Es fällt mir schwer, meinen Hass herunterzuschlucken, während ich im Geiste noch einmal erlebe, wie er einen letzten vielsagenden Blick auf Willows Haus wirft, bevor er den Motor aufheulen lässt und die Straße hinunter verschwindet.
Ich male mir aus, scheiß Reid Mergens Hals zwischen meinen Händen zu halten, während ich das Leben aus seiner widerwärtigen Seele herauspresse, wenn er Willow auch nur ein einziges Wort von dieser abgefuckten Geschichte erzählt hat. Von der ich immer noch nicht weiß, wie ich sie bestätigen oder widerlegen soll.
Aber was mich vor Wut fast zittern lässt, ist die Frage, was zum Teufel er hier überhaupt zu suchen hatte. Der äußere Anschein legt nahe, dass er keine Zeit vergeudet hat, sie mir auszuspannen. Aber war er wirklich deshalb hier? Um seine haltlosen giftigen Theorien zu verbreiten? Ist er unangekündigt hier aufgekreuzt oder hat Willow ihn eingeladen? Wie lange
war er hier? Worüber haben sie gesprochen? Ist ihr klar, dass er sich zwischen uns drängen will? Will sie ihn womöglich zurückhaben? Könnte ich ihr das überhaupt vorwerfen?
Ich bin keine feste Bindung mit ihr eingegangen. Ich habe ihr nicht gesagt, wie stark meine Gefühle für sie sind. Ich habe ihr nicht gesagt, wie sehr sie mein Leben verändert hat oder dass sie all meine Gedanken in Anspruch nimmt. Nach nur wenigen Wochen mit ihr hat diese frustrierende, verschlossene, verwirrende Frau alle Pläne über den Haufen geworfen, die ich je für meine Zukunft geschmiedet habe.
Als sie mich neulich morgens fragte, warum sie, warum jetzt
, wusste ich darauf keine Antwort, weil ich keine Ahnung hatte, wie ich es erklären sollte. Als ich ihr sagte, dass sie mich fasziniert wie keine andere Frau, dass ich für sie etwas ganz Neues empfinde, war das die Wahrheit. Jedes einzelne Wort.
Doch wie sage ich ihr, dass sie die Frau ist, mit der ich nie gerechnet hätte? Dass sie quasi bei mir eingezogen ist. Sich ohne mein Wissen in meinem Herzen eingenistet hat, ohne sich auch nur darum zu bemühen. Wie mache ich ihr verständlich, dass ich in ihr etwas sehe, das ich in keiner anderen Frau zuvor gesehen habe? Verdammt, es ist etwas, das ich nie zuvor hatte sehen wollen
.
Mich
.
Was als verzweifeltes Bedürfnis begann, mich in ihr zu versenken, bis keiner von uns sich noch rühren könnte, hat sich in etwas Unerwartetes und Zerbrechliches verwandelt.
Ich liebe sie.
Ich liebe
sie, verdammt noch mal.
Vollkommen undenkbar, aber hier stehe ich nun. Lasse schon wieder Geschäftstermine platzen, weil ich nach meinem verstörenden Gespräch mit Annabelle Willow sehen muss. Bei ihr sein muss. Um ihre sexy Stimme in mich aufzusaugen. Ihre
Haut an meiner und den schnellen Schlag ihres Herzens an meiner Brust zu spüren, nachdem ich sie hart und schmutzig genommen habe. Ich muss diese unsichere Verbindung zwischen uns festigen. Die nur von meiner Seite stärker wird, auf ihrer jedoch auszufransen scheint, sobald Willow außerhalb meiner Sichtweite ist.
Frustriert, dass ich immer noch vor verschlossener Tür stehe, hämmere ich erneut dagegen und klingele Sturm. Ich weiß, dass sie da ist. Ihr Wagen steht in der Einfahrt. Endlich höre ich schwere Schritte. Einen Moment später fliegt die Tür auf, doch statt in die karibischen Seen zu blicken, die ich herbeigesehnt habe, sehe ich in die Hickory-Augen von Willows Mitbewohnerin.
Bei unserer letzten Begegnung hatte sie knallrosa Strähnen in ihren tiefschwarzen Haaren. Die sind jetzt verschwunden und wurden durch knallig lavendelfarben getönte Spitzen ersetzt. Ihr Gesicht ist ungeschminkt, und ohne den ganzen Mist, mit dem sie sich die Augen umrandet, sieht sie einigermaßen zugänglich aus. Aber ich weiß es besser. Als sie einen Mundwinkel zu einem spöttischen Grinsen verzieht, sieht sie genauso aus wie beim letzten Mal: beschützerisch.
»Sierra.« Ich nicke ihr zu und versuche einen Blick in die Wohnung zu erhaschen.
»Braveheart«, witzelt sie. Mein Sack schrumpft bei der Erinnerung an die unverhohlene Drohung, mich zu zerstückeln, die sie bei unserer ersten Begegnung ausgestoßen hat. Am Türrahmen lehnend, sieht sie suchend an mir vorbei auf die Straße. Als sich unsere Blicke wieder treffen, denken wir anscheinend das Gleiche. »Interessantes Timing.«
Oder auch nicht.
»Wo ist Willow?«, will ich wissen, da ich Sierras nicht gerade subtilen Spott jetzt schon satt habe
.
Sie fixiert mich streng, bevor sie seufzend beiseitetritt. »Auf der Veranda. Durch die Küche durch.«
Hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, endlich Willow zu sehen, und dem Verlangen, Sierra zu fragen, ob sie etwas gegen mich persönlich oder aber gegen die gesamte Spezies der Männer hat, rausche ich an ihr vorbei.
Die Entscheidung fällt mir leicht. Willow gewinnt. Das wird sie immer.
Ich durchquere blitzschnell die Küche, doch als ich durch die Fliegengittertür trete, ist sie nirgends zu sehen. Doch dann erklingt links von mir ihre überraschte Stimme.
»Shaw? Was machst du denn hier?«
Als ich zu ihr herumwirbele, erhebt sie sich anmutig und kommt auf mich zu. Aus irgendeinem Grund fällt mein Blick auf den Tisch, auf dem wie eine erneute gottverdammte Beleidigung zwei Teller stehen. Einer ist bis auf ein paar Krümel leer, während auf dem anderen noch die Reste eines Sandwichs liegen.
Ich weiß, dass das im Großen und Ganzen nichts zu sagen hat, aber er hat mit ihr gegessen
. Er hat mit ihr eine Mahlzeit geteilt und sich mit ihr unterhalten, und jetzt kann ich nicht mal mehr geradeaus gucken, so stark ist die Eifersucht, die sich in mir regt. Ein Gefühl, das ich vor ihr gar nicht kannte.
Sie folgt meinem Blick, und wir sehen uns wütend an.
»Die bessere Frage lautet doch, was der Wahlkampfmanager meines Vaters hier zu suchen hatte«, knurre ich, aber verdammt
, ich koche vor Wut. Und den Namen dieses Arschlochs habe ich absichtlich nicht in den Mund genommen, da ich mir nicht sicher bin, ob ich den penetranten Geschmack auf der Zunge ertragen könnte, den er darauf zurückgelassen hätte. Als sie nicht schnell genug antwortet, belle ich: »Ich warte.
«
Ihre sonst so warmen Augen vereisen wie die Arktis. »Wenn du noch einmal so mit mir sprichst, wirst du noch sehr viel länger auf irgendwas warten. Vor allem auf eine Antwort.«
Eifersucht wütet in mir. Er besitzt Teile von ihr, die ich besitzen will. Belanglose Gespräche. Insider-Witze. Heimliche Blicke. Scheinbar unbedeutende Details, auf denen Beziehungen aufgebaut sind. Das macht mich rasend. Rücksichtslos. Und Entscheidungen, die auf ungestümen, gedankenlosen, kopflosen Absichten basieren, sind niemals
gut.
Sie will die Teller vom Tisch räumen, aber ich bin schneller. Mit einer Bewegung, die ich nicht hätte choreographieren können, trete ich den Stuhl aus dem Weg, packe und drehe sie und schubse sie an die Hauswand. Der Teller, den sie noch nicht fest in der Hand hielt, fällt klappernd auf den Tisch, und ich sehe nicht einmal nach, ob er zerbrochen ist. Der irrationale, außer Kontrolle geratene Teil von mir hofft es. Und dass es Mergens war.
Sie keucht. Genau wie ich. Einander so nah zu sein, entfesselt das wilde Tier in uns beiden. Es ist hungrig, hungernd nach dem, was der andere zu bieten hat und das keiner von uns mit jemand anders sättigen kann. Das darf ich nicht vergessen, während der Schleier aus Egoismus so schwer auf mir lastet wie eine Wolldecke.
Ich mache den Mund auf, doch sie kommt mir zuvor. Und was sie sagt, ist voll Feuer und sengender Hitze. Ich werde rasend hart, noch bevor sie den Satz beendet hat. »Das kommt mir sehr bekannt vor, Shaw. Und ich muss sagen, dein idiotisches Verhalten gefällt mir auch diesmal nicht besser als beim letzten Mal.«
Jetzt presse ich sie so an die Wand, dass sie sich nicht mehr rühren kann. Ich halte sie an den Handgelenken fest, die ich über ihrem Kopf an die Wand drücke. Ich klemme ihre Beine
zwischen meinen ein und spanne die Schenkel an, um sie festzuhalten, und mein Ständer drückt gegen ihre weiche Mitte und lässt sie nach Luft schnappen.
Mein Blick fällt auf die raffinierte Kette, die sie immer trägt und deren Anhänger sich in die Kuhle unter ihrer schlanken Kehle schmiegt. Mein Zorn wird um weitere eintausend Grad angeheizt, als ich mich daran erinnere, wie dieser Scheißkerl geguckt hat, als er sie registrierte. Überraschtes Wiedererkennen. Da ich weiß, dass diese Kette eine weitere Verbindung zwischen den beiden ist, würde ich sie ihr am liebsten abreißen und durch ein Schmuckstück von mir ersetzen. Durch etwas, das sie an mich statt an ihn bindet.
Ich ziehe die Mundwinkel hoch. Mein Lächeln ist ironisch und verdrießlich. Voll Verachtung gegen diesen Wichser, der versucht, sich zwischen uns zu drängen. »Ja. Ich verwandele mich in ein ziemliches Arschloch, wenn ich sehe, dass ein anderer unverhohlen meinen Besitz begehrt.«
Ich habe es getan. Ich habe ihre eigenen Worte gegen sie verwendet. Worte, die sie mir letzten Monat im La Petite entgegen geschleudert hat, als sie mir sagte, dass ich sie niemals besitzen würde. Aber das tue ich. Und sie weiß es auch. Ich besitze sie genauso, wie sie mich jetzt besitzt, mit Haut und Haaren, meinen Verstand eingeschlossen.
Ich rechne mit Protestgeschrei. Damit, dass sie sich unter mir dreht und windet oder versucht, mir ihr Knie in die Kronjuwelen zu rammen, doch sie bleibt still und ruhig und bedient sich stattdessen der großen Klappe, die ich so an ihr liebe. Die ich jetzt am liebsten mit meinem Schwanz ausfüllen würde.
»Wow, Verkehrsrowdy. Sind dir im Büro die Leute ausgegangen, die du schikanieren kannst?«
»Warum war er hier?« Ich habe nicht die Absicht, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Das Bedürfnis, zu wissen, was
er gesagt hat, ist groß und scharf wie die Spitze eines Messers, das sich schmerzhaft in meine Brust bohrt. Hat er es ihr gesagt? Würde sie sich dann von mir anfassen lassen? Fraglich. »Abgesehen davon, um meine Frau anzugaffen und ein Gratisessen abzustauben natürlich.«
»Deine
Frau anzugaffen?« Sie reckt stolz das Kinn in die Höhe, zieht eine Augenbraue bis zum Anschlag hoch und betont jedes einzelne Wort. Es wäre süß, wenn ich nicht so verdammt wütend wäre. Und geil. So verdammt geil.
Gestern Abend ist sie gegen neun bei mir weg. Wir waren nicht einmal vierundzwanzig Stunden getrennt, und trotzdem kam mir die Zeit vor wie endlose Minuten der Qual. Das Wochenende mit ihr zu verbringen, war Segen und Fluch zugleich. Ich empfinde jetzt so viel für sie, dass ich aus der Nummer nicht mehr ohne emotionalen Totalschaden herauskomme.
»Hat er das nicht?«, fordere ich sie heraus, weil ich ganz genau weiß, dass ich recht habe. Und mir ehrlich gesagt vor Angst in die Hose scheiße.
»Bin ich das?«, schießt sie zurück.
Sie muss doch wissen, dass ich es vor Spannung nicht mehr aushalte. Dass ich ihretwegen total von der Rolle bin und wie sehr sie mich verändert, mit jeder einzelnen Sekunde mehr.
Ich lege meine Stirn an ihre und atme ihren erregenden Geruch ein, bevor ich schroff zu ihr sage: »Du weißt, was du bist, Willow. Du bist mein. Ich dachte, das hätten wir schon geklärt.«
»Weil ich einen Vertrag unterschrieben habe.«
Ihre Antwort ist leise und stockend und beweist mir, dass es richtig war, hierherzukommen. Sie versucht jetzt schon, diese verdammten Jalousien herunterzulassen, weil dieses Arschloch ihr nicht gerade subtile Zweifel eingepflanzt hat. Und das geht
mir total auf den Sack. Es entzündet einen Vulkan aus haltlosen Gefühlen in mir, der so glühend heiß ist, dass ich bei dem Versuch, das mir fremde Gefühl zu eliminieren, sofort verbalen Durchfall bekomme.
»Nein. Weil ich in dich –« Ich erstarre und verschlucke mich an dem Geständnis, das sie mir fast entlockt hätte. Sag es, sag es
, schreit mein Verstand. Sag ihr, dass du in sie verliebt bist. Sag ihr, dass Mergen sie nicht haben kann, weil sie dir gehört. Sie wird von jetzt bis in alle Ewigkeit nur dir gehören
. Doch diese Worte – die ich nie zu einer anderen Frau sagen werde – auszusprechen, während wir über einen anderen Mann reden, fühlt sich schäbig und falsch an. Manipulativ.
»Weil du … was bist?« Sie keucht. Wartet. Sie weiß, dass ich mich zurückhalte, und daran, wie Nervosität und Ungeduld ihre Augen zum Leuchten bringen, erkenne ich, dass sie weiß, was ich gerade sagen wollte. Doch wenn es einmal gesagt ist, kann ich es nicht mehr zurücknehmen. Und auch wenn ich mir sicher bin, dass das, was ich für sie empfinde, nichts anderes sein kann als Liebe, soll es, wenn ich es ihr sage, zu meinen Bedingungen geschehen. Wenn ich so tief in ihr vergraben bin, dass sich unsere Seelen vereinen. Wenn ich sie dazu bringe, meinen
Namen herauszuschreien. Wenn ich mir sicher bin, dass sie mich nicht zermalmen wird.
Deshalb tue ich, was ich am besten kann. Ich umfasse ihre Handgelenke kräftiger und drücke sie fester an die Hausverkleidung, während ich mein Becken tiefer schiebe und gegen ihren Sweetspot stoße, bis ihr mit einem leisen Seufzer die Augen zufallen. »Hier geht es nicht um den Vertrag, Willow. Es geht um deinen Ex, der dich zurückhaben will. Etwas, wovon du fest behauptet hast, dass es nicht passieren würde.«
Daraufhin sieht sie mich wieder an. Der Schmerz in ihren Augen haut mich fast um. »Ich habe dir doch schon
gesagt, dass es reiner Zufall war. Er hat nicht aktiv nach mir gesucht.«
»Vielleicht nicht.« Ich weiß, dass sie recht hat. Er hätte seine Überraschung ebenso wenig vortäuschen können wie sie. »Aber jetzt, wo er dich wiedergefunden hat, ist ihm klargeworden, was für ein verdammter Idiot er war, dich überhaupt erst gehen zu lassen.«
Den Blick auf meine Brust gerichtet, leckt sie sich die Lippen und saugt ihre Unterlippe in ihren Mund. Noch eine nervöse Angewohnheit, wenn ich etwas anspreche, was ihr nicht behagt.
»Warum war er hier?«
Sie schaut unter ihren von Natur aus stachelförmigen Wimpern auf. Ihr Ton soll mich verletzen, als sie mit schneidender Stimme sagt: »Um ein Gratisessen abzustauben.«
»Hm. Witziges Mädchen.« Eins, das ich mit ein paar vorenthaltenen Orgasmen bestrafen will.
Taktikänderung. Ich mache sie wütend, obwohl ich nur ihr Entgegenkommen will.
Ich senke den Kopf und küsse ihren Hals, bis sie in himmlischer Kapitulation den Kopf an die Hauswand lehnt. »Er kann dich nicht haben«, flüstere ich ihr barsch ins Ohr.
»Ich will ihn nicht.«
Während ich mit einer Hand immer noch ihre Handgelenke festhalte, fahre ich mit den Fingern leicht über die Innenseite ihres Armes. Ich umfasse ihre Brust und streiche mit dem Daumen über den jetzt harten Nippel, bis sie unregelmäßig atmet. Ich knabbere mich an ihrem Hals entlang und atme ihr berauschendes Parfüm ein, während ich murmele: »Ich will ihn nicht in deiner Nähe.«
»Wir sind nur befreundet«, entgegnet sie ernsthaft.
Ich schiebe meine Hand in ihre knappe kurze Sporthose
und ignoriere ihr gehauchtes »Was machst du da?«, weil ich sowohl schockiert als auch angetörnt bin, als ich unter meinen Fingern ihre nackte Haut finde.
Bei dem Gedanken, dass sie und das Wahlkampf-Arschloch nichts als eine dünne Frotteeschicht getrennt hat, siedet mein Blut. Hätte er das gewusst, wäre er auf die Knie gefallen und hätte sie angefleht, sie schmecken zu dürfen. Ist er vielleicht sogar.
Ich sollte sie auf der Stelle übers Knie legen und ihr dafür den Hintern versohlen, und das tue ich später wahrscheinlich auch, wenn sie nackt und alle viere von sich gestreckt vor mir liegt. Vorerst jedoch habe ich vor, sie auf andere Arten zu bestrafen, die uns vielleicht sogar hinter Gitter bringen könnten, sollten uns die Nachbarn aus ihren Rückfenstern sehen.
»Nein, Goldlöckchen«, raune ich ihr ins Ohr, während ich zwei Finger durch ihre Erregung gleiten lasse und ihre Nässe um die weichen Lippen verteile. Ich erfreue mich an dem Zischen, das aus ihren Lungen kommt, als ich meine Finger ohne Vorwarnung in ihr versenke. Ich fange an, sie direkt hier im Freien mit den Fingern zu vögeln, und mir ist egal, wer uns sieht. »Er will deine langen, biegsamen Beine spreizen und seine Zunge in dich stoßen, bis du auf seinem Gesicht kommst und deine süchtig machende Erregung an seinem Hals herabläuft.«
Ich krümme meine Fingerspitzen zu mir, umkreise mit dem Daumen ihre Klitoris und schwelge im Zittern ihres Körpers.
»Gott, Shaw«, keucht sie, während sie sich rasant dem Höhepunkt nähert. Sie lässt mit Hingabe ihr Becken rotieren, genau wie an jenem ersten Abend, als ich sie auf diese Art in meiner Küche verwöhnt habe.
Ich klemme ihr Ohrläppchen – fest – zwischen meine Zähne und lindere den Schmerz mit sanftem Lutschen, bevor ich
weiterspreche. »Und glaub mir, Willow, wenn er dich ausgelaugt hat, will er seinen Schwanz so weit in dich schieben, dass er quasi bei dir einzieht. Dich zu seinem festen Wohnsitz machen. Er will dich markieren und dein Herz gefangen nehmen. Er will es einschließen und den verdammten Schlüssel wegwerfen, damit es für immer ihm gehört.«
Herrgott. Diese Vorstellung ist unerträglich. Fast lähmend.
Ich
will all das. Dasselbe wie er.
Ich will ihren Körper. Ihre Seele. Ihre Liebe und Hingabe. Ich will ihren Verstand beherrschen, ihre Seele regieren, ihre Schreie jeden Morgen zum Frühstück vernaschen.
Ich ziehe mich zurück und beobachte, wie sich ihre lustverschleierten Augen blinzelnd öffnen und mich um einen Orgasmus anflehen. Ihre Muskeln krampfen jetzt heftig. Mein Schwanz stößt unerbittlich gegen den Reißverschluss meiner Anzughose, doch ich habe nicht die Absicht, aufzuhören.
»Aber das kann er nicht haben, Willow«, versichere ich ihr eindringlich, während ich sie in Höhen treibe, wie nur ich es kann.
Sie sagt nichts. Sie kann nicht. Sie ist schon lange fort in diesem leeren Raum, kurz bevor die Euphorie einsetzt. Aber sie hört zu. Hört jedes Wort, das ich sage.
»Er kann nichts davon haben, weil das alles mir gehört, hörst du? Es gehört mir, oder? Sag es«, fordere ich, weil ich jetzt eine Antwort will. Sie brauche
.
Als sie den Gipfel erreicht, halte ich ganz still. Sie drängt sich wimmernd an meine unbewegliche Hand und versucht sich zu nehmen, was sie braucht. Doch es ist an mir, es ihr zu geben, und ich werde es ihr nicht liefern, bevor sie mir sagt, was ich hören will. Ich lasse ihre Handgelenke los, packe sie an der Hüfte und stoppe sie. Die Bewegung ist grob und macht wahrscheinlich blaue Flecken
.
»Antworte mir, meine Schöne.«
Sie nickt mit leicht geöffneten Lippen.
»Jedes einzelne dieser Dinge gehört mir, stimmt’s?«, will ich wissen, während ich den geringsten Druck auf ihre Klitoris ausübe. Sie lässt ihre Hände auf meine Arme sinken und krallt sich fest.
»Ja«, schwebt es auf einem schwachen Atemzug aus ihr heraus.
»Hat er dir je dieses Gefühl gegeben, Willow? Dich so auf die Folter gespannt, dass du glaubst zu zerspringen? Dass du dich nach dem Ziel ausstreckst, es aber nie erreichen willst? Dass die Lust niemals enden soll, weil es sich so verdammt gut anfühlt?«
Sie ist so kurz davor, dass ich es schmecke. Dieser honigsüße Geschmack schwebt hinauf und landet auf meinen Geschmacksknospen. Ich lecke mir die Lippen und versuche mehr davon aufzufangen. Wünschte, statt meinen Fingern wäre meine Zunge in ihr.
»Hat er das?«, hake ich nach.
»Nie«, murmelt sie, weil sie weiß, dass ich sie sonst nicht fallen lassen werde. Ihre Hüften kämpfen gegen meinen festen Griff an, ihr leises Flehen macht mich fertig. »Bitte, Shaw. Gott … bitte.«
Ein Teil von mir will sie weiter auf die Folter spannen. Will sie bis zum Rand der Glückseligkeit treiben, aufhören und zusehen, wie sie wieder herunterfällt, bevor ich das immer und immer wieder mit ihr mache. Sie ist so schön, wenn sie mir vollkommen ausgeliefert ist. Formbar, erregt und wild. Aber ich glaube, meine Kontrolle über sie ist nur eine Illusion. Willow hält alle Karten in der Hand und kann mich dazu bringen, alles zu tun, was sie will, wenn sie nur darum bittet.
Doch dieses Mal stimmen unsere Bedürfnisse zufällig überein. Ich will ihr dabei zusehen, wie sie den Kampf verliert und
kopfüber in einen explosiven Orgasmus taucht, den ich
geschaffen habe. Ich bewege mich schneller, drücke fester zu und befehle ihr: »Komm jetzt, meine Schöne. Komm für mich
. Ich will, dass dein Geruch in meine Haut eindringt, damit ich dich noch tagelang rieche.«
Sie sieht mir in die Augen, tief in mich hinein, und tut, was ich verlange.
Sie steigt auf. Fliegt direkt in meine Arme. Sie ruft meinen Namen. Zittert und zuckt, bis ihre Muskeln ermüden. Bis sie erschöpft zwischen meinem Körper und der Wand, gegen die ich sie immer noch drücke, zusammensackt.
Es ist wunderschön und großartig.
Es ist Ehrfurcht gebietend.
Heilig.
Es ist ein wertvolles Geschenk, und eines, vor dem ich weder in diesem Leben noch im nächsten weglaufen werde.