14. KAPITEL
Willow
Dieser Traum.
Noah, wie er geduldig wartet.
Schwer atmend.
Mit hartem Schwanz.
Lebhafte haselnussbraune Augen, die so erhitzt sind, dass ich davon Brandblasen bekommen könnte.
Ein sanftes Streicheln seines Daumens über meine Stirn, das mich wortlos beruhigen soll.
Shaw, der grunzt: »Ich will dabei zusehen, wie du seinen Schwanz schluckst.«
Ich, die ihn fragt: »Würde dich das anmachen?«
Er, der antwortet: »Wäre es falsch, wenn es so wäre?«
Es war …
Gütiger Gott, wie war es eigentlich?
Antörnend? Abstoßend? Vielleicht ein wenig von beidem?
Im Flieger, in der Geborgenheit von Shaws Armen, fiel ich in einen unruhigen, hedonistischen Schlaf und träumte von Las Vegas und festlichen Bällen und davon, wie ich mit Noahs Zunge, die mich zum Orgasmus peitschte, das neue Jahr einläutete. Stunden später mögen die meisten Details verblasst sein, doch deutliche Überreste halten sich noch.
Ein Teil von mir wusste, dass es merkwürdig war, nicht wirklich real, die ganze Zeit über, in der ich die Hauptrolle in einer
Fantasie spielte, die von Anfang an nicht meine gewesen war, sondern mir von einer liebeskranken Ex, die mir wehtun wollte, ins Unterbewusstsein eingepflanzt wurde. Egal, was Voodoo-Auge gesagt hat, sie hat dem weiblichen Geschlecht keinen Gefallen getan, indem sie mich »warnte«. Sie hat mir einen rostigen gezackten Dolch in die Brust gestoßen, ihn umgedreht und sich an meinem Schmerz geweidet, während sie die Flammen der Eifersucht schürte, die unübersehbar in ihren schwarzen Augen brannten.
Shaw will mich nicht mit Noah teilen. Das hat er im Flieger klargestellt. Du und ich. Das ist alles. Das ist alles, was es jemals geben wird, Goldlöckchen. Nur dich und mich
.
Ich glaube ihm. Aber was, wenn …
Ja. Was, wenn,
flüstert dieser kleine, unsichere Teil von mir. Was, wenn.
Was, wenn all das vergänglich ist?
Was, wenn ich ihn nicht ganz an mich ranlassen kann?
Was, wenn er es sich anders überlegt?
Was, wenn er beschließt, dass er sich nicht festlegen kann?
Was, wenn er dieses verdorbene Treiben mit Noah nötiger hat, als er glaubt?
Was ist dann?
Ich gebe zu, dass ich eine Sekunde lang erwogen habe, wegzulaufen. Vor dem Vertrag. Vor dem Geld. Vor meiner Verpflichtung. Vor ihm
. Vor allem. Eine einzige Sekunde lang wollte ich vergessen, dass ich den Mann, durch den ich wieder vor Leben brenne, je getroffen habe.
Doch diese Sekunde ging vorbei.
Die schlichte Tatsache lautet, dass ich es, obwohl ich genau das tun sollte, nicht tun will
. Törichterweise habe ich mich hoffnungslos und unwiderruflich in den milliardenschweren Playboy aus Seattle, der noch nie in seinem Leben in eine Frau
verliebt war, verliebt. Selbst wenn er wirklich wie der Wind ist – wild und unkontrollierbar –, ist Shaw Mercer eine Naturgewalt, der man sich nicht entziehen kann.
Er hat meine Seele geküsst und dort unauslöschliche Spuren hinterlassen.
Ich gehöre ihm.
Mir ist vollkommen klar, dass ich wie Voodoo-Auge und jede andere seiner Beziehungen enden könnte. Vielleicht werde ich das auch. Es ist durchaus möglich. Aber vielleicht auch nicht. Vielleicht bin ich auch seine Anomalie. Vielleicht riskiert er genauso viel, indem er mich liebt, wie ich es tue, indem ich ihn liebe.
Tief durchatmend lasse ich das heiße Spritzwasser der Dusche auf meinen Rücken trommeln und wünschte, meine Unsicherheiten ließen sich abwaschen und in den Abguss spülen.
Shaw und Noah haben mich vor ein paar Stunden am Ritz abgesetzt, bevor sie mit einem Wagen samt Chauffeur zu ihrem Treffen fuhren. Shaw sagte, sie seien zum Abendessen wieder zurück, und überraschte mich mit einem Tag voller Wellness-Behandlungen. Das ganze Programm. Maniküre, Pediküre, Gesichtsbehandlung, Ganzkörperpackung, Massage. Haare und Make-up ließ ich aus, weil ich das Verwöhnprogramm nach fünf genusssüchtigen Stunden satthatte.
Auf meiner Haut bilden sich Tropfen, weil die Körperöle wasserabweisend wirken. Ich schäume einen Waschlappen mit nach Vanille duftender Duschlotion ein und fange an, mich zu waschen. Minuten später, als ich sauber bin, die Haare gewaschen und mit einer Spülung gepflegt sind und ein Rasierer die wichtigen Körperteile geglättet hat, fühle ich mich etwas besser, bleibe jedoch länger als sonst in der Dusche und versuche meine Gedanken zu ordnen. Mich davon zu überzeugen, dass das, was ich gestern Abend über Shaw und Noah
erfahren habe, trotz meines verstörenden Traums Schnee von gestern ist.
Jetzt ergibt es totalen Sinn, dass er eine falsche Freundin brauchte. Und das muss auch der Grund sein, warum Reid versucht hat, Shaw in ein schlechtes Licht zu rücken. Natürlich weiß er davon. Noah und Shaw haben eine gemeinsame schmutzige Vergangenheit, und wahrscheinlich würde es für Prestons Wahlkampagne nichts Gutes bedeuten, wenn einige ihrer Eskapaden an die Presse durchsickern würden.
Aber das ist noch nicht alles. Das sagt mir mein Bauchgefühl. Genau wie ich Shaw nicht ganz an mich herangelassen habe, hat er mich auch nicht an sich herangelassen. Ich weiß, dass in seiner Familie noch andere Dynamiken eine Rolle spielen. Annabelle steht permanent kurz davor, Schlagzeilen zu produzieren. Die Beziehung zwischen Gemma und ihrem Mann scheint angespannt zu sein. Und sein Bruder Lincoln? Ich kenne seine Vorgeschichte nicht, aber ich würde Geld darauf verwetten, dass Shaw auch ihn vor etwas zu beschützen versucht, denn so tickt er eben.
Als meine Finger schrumpelig werden, drehe ich das Wasser ab. Ich trockne mich rasch mit einem überdimensionalen flauschigen Handtuch ab, wobei ich darauf achte, die überschüssige Feuchtigkeit aus meinen Haaren zu drücken. Ich kämme sie so gut ich kann mit den Fingern und nehme mir vor, mich nach dem Anziehen ordentlich zu frisieren.
Ich schnappe mir einen dicken weißen Morgenrock von einem Haken an der Wand, schiebe meine Arme hinein und binde ihn an der Taille fest zu, während ich ins Schlafzimmer tapse, um meine Kulturtasche zu holen.
Erst in dem Moment fällt mir auf, dass auf der Steppdecke ein Kleid in der Farbe frischen Winterschnees liegt. Abgesehen von ein paar gut platzierten Pailletten passt es sich
optisch der Farbe der Decke an, weshalb ich es auch übersehen haben muss, als ich vor einer Weile aus dem Wellness-Bereich zurückkam.
Shaw. Gott, dieser Mann.
Voodoo-Auges drohende Stimme flüstert mir warnend zu, dass er mich mit Geschenken einlullen wird, nur um mir später das Herz zu brechen, doch ich ignoriere sie und renne hin, um mir den Seidenstoff genauer anzusehen.
Als ich das Kleid hochnehme, entdecke ich einen Briefumschlag aus vanillefarbenem Leinenpapier, auf dem mein Name steht. Mit zitternden Händen öffne ich ihn und lese die ordentlich in seiner Handschrift geschriebene Nachricht. Als ich damit fertig bin, ist mein Herz von so viel Liebe angeschwollen, dass es zu platzen droht.
Willow,
irgendwie ist dir das Unmögliche gelungen.
Du hast jeden Zentimeter meines Herzens eingenommen, jeden Teil meines Verstandes, jedes Stückchen meiner Seele. Alles, was ich bin, gehört dir.
Dein Shaw
Ich bekomme am ganzen Körper Gänsehaut. Ich ertappe mich bei einem albernen Lächeln, wie eine Teenagerin, deren Freund ihr zum ersten Mal gesagt hat, dass er sie liebt. Und in gewisser Weise hat er das wohl gerade getan.
Ich widme mich wieder dem Geschenk. Ich streiche von oben bis unten mit den Fingern darüber. Es ist kurz. Sexy. Durchsichtig. Gewagt. Zu
gewagt, um es auswärts zu tragen. Der durchsichtige Stoff ist in der Mitte der Körbchen, die aus strukturierter Spitze gefertigt sind, nicht einmal geschlossen, sodass er mich bis hinab zur Scham entblößt. Erst jetzt merke
ich, dass es gar kein Kleid ist, sondern ein Negligee mit einem raffinierten passenden Höschen.
Es ist exquisit und geradezu sündhaft. Ich reibe den seidigen Stoff zwischen meinen Fingern und freue mich darauf, ihn auf meiner Haut zu spüren, bevor er mir hoffentlich in Sekundenschnelle vom Leib gerissen wird.
Obwohl ich weiß, dass ich auf Shaw warten sollte, lasse ich den Morgenrock auf den Boden fallen und ziehe mir das filigrane Negligee über den Kopf. Der Stoff gleitet an meiner feuchten Haut hinab und kitzelt mich am Bauch. Ich verzichte auf das Höschen und stelle mich vor den Ganzkörperspiegel, um mich zu betrachten. Ich drehe mich und betrachte mich aus verschiedenen Blickwinkeln. Dann rücke ich meine Brüste für den maximalen Push-up-Effekt zurecht.
Die Farbe, die er ausgewählt hat, lässt mich jungfräulich aussehen. In dem weißen Negligee, das meine getrimmte Scham einrahmt, wirke ich wie ein tugendhaftes Opfer. Wie eine Opfergabe für seine Launen, für seinen Gebrauch. Wie sein Besitz. Punkt.
Eine Fantasie, wie er in die Suite zurückkommt, wo ich ihn ohne das Höschen auf dem Stutzflügel liegend erwarte, lässt ein sehnsüchtiges Kribbeln über meine Brustwarzen geistern. Ich werde uns Champagner und mit Schokolade überzogene Erdbeeren bestellen. Gedämpfte Musik auflegen. Wir werden den ganzen Abend hier im Hotelzimmer bleiben, wo er sich an jedem Teil von mir gütlich tun kann, bis wir vor Erschöpfung ohnmächtig werden.
Eigentlich wollten wir zu einem eleganten Abendessen ausgehen. Ich habe mir für unsere Reservierung um acht extra ein neues kleines Schwarzes gekauft, doch jetzt träume ich davon, dass wir uns in diesen kleinen Winkel der Welt zurückziehen, wo ich ihn ganz für mich haben kann
.
Mir wäre nichts lieber, als auf zerwühlten Laken rumzuhängen und Junkfood zu futtern, bis Krümel an der Hinterseite unserer Schenkel kleben. Ich will knutschen, fummeln, kuscheln. Normal sein. Langweilig. Nur wir zwei. Ich muss die Bindung zwischen uns festigen. Sie ist von Vorbehalten belastet, die uns zu zerbrechen drohen.
Hoffentlich verzeiht er mir die plötzliche Planänderung, wenn er mich in seinem Geschenk sieht. Ich husche über den Flur zum Wohnbereich der weitläufigen Suite, die Shaw für uns reserviert hat. Für nur zwei Personen ist sie absurd groß und mit ihren zweihundertsiebzig Quadratmetern größer als die Häuser vieler Menschen, meins eingeschlossen.
Ich will mir mein Handy schnappen, um ihn anzurufen, erschrecke mich jedoch zu Tode, als ich eine breite Gestalt sehe, die zusammengesackt auf einem der Samtsessel sitzt, der in meine Richtung gedreht ist.
»Himmel Herrgott«, quietsche ich halb, halb schreie ich es.
Mein Gehirn braucht ein paar Sekunden, um mein sprintendes Herz einzuholen. Als das Adrenalin, das meine Blutbahn überflutet hat, abflaut, krächze ich: »Shaw? Was tust du hier? Du hast mich zu Tode erschreckt.«
War er schon hier, als ich hereinkam? Nein, der Raum war dunkel. Warum hat er mir nicht Bescheid gegeben, als er zurück war? Meine Fragen schlagen sofort in Befürchtungen um, weil mir sein Anblick seltsam vorkommt. Sehr
seltsam.
»Tut mir leid«, sagt er tonlos. Abgekoppelt vom Hier und Jetzt. Sein Körper ist zwar anwesend, doch mit den Gedanken ist er woanders.
Ich gehe einen Schritt vorwärts, während sich meine Augen an das schlechte Licht gewöhnen. Er sieht vollkommen derangiert aus. Eine Hundertachtzig-Grad-Abkehr von seinem sonst so gepflegten Äußeren
.
Sein Button-down-Hemd ist nachlässig aus seiner Anzughose gezogen; die oberen zwei Knöpfe stehen offen. Seine aufgeknotete Krawatte hängt schief und unordentlich herab, was jetzt, wo ich ihn mir genauer ansehen kann, zu seinen wirren Haaren passt. Sie sehen aus, als hätte er sie sich mehrfach gerauft. Unter normalen Umständen wäre es wahnsinnig sexy, doch jetzt ist es verstörend.
Er hält gefährlich lose ein Becherglas in der Hand, in dem eine kleine Menge braune Flüssigkeit schwappt. Also ist er immerhin schon so lange hier, dass er sich einen Drink einschenken konnte. Er beobachtet, wie mein Blick darauf fällt. Als ich wieder zu ihm aufsehe, sind seine Augen dunkel, ernst, so intensiv, dass ich unbehaglich mein Körpergewicht auf den anderen Fuß verlagere.
»Was ist los? Ist dein Meeting schlecht verlaufen?«
Statt mir zu antworten, führt er das Glas an seine Lippen und leert es mit einem einzigen Schluck. Er stellt es so leise auf dem Tisch neben ihm ab, dass kein Laut zu hören ist. Als er mir wieder in die Augen sieht, gefriert die Luft in meiner Lunge.
Er sieht … verzweifelt
aus.
Meine Handflächen fangen an zu schwitzen. Warum, weiß ich nicht, doch jede Zelle meines Körpers schreit, dass er wegen uns in dieser Verfassung ist, nicht wegen seines Geschäftstermins. Was verrückt ist. Oder?
Ich vergesse, dass ich nur notdürftig bekleidet bin, und gehe zielstrebig auf ihn zu. »Shaw, sag mir, was passiert ist.«
Ich bleibe zwischen seinen gespreizten Beinen stehen und lasse mich auf die Knie fallen. Der weiche Teppich federt meine abrupte Bewegung ab. Ich lege die Hände auf seine Schenkel und blicke zu ihm auf, innerlich feige, während ich äußerlich versuche, stoisch zu wirken. Ich habe das deutliche Gefühl, dass er das jetzt mehr von mir braucht als alles andere
.
Unbewusst lasse ich meine Finger langsam nach oben gleiten und ziehe den weichen Stoff mit mir, bis er meine Hände festhält. In dem Moment bin ich mir sicher, dass mir das Herz aus der Brust springen wird.
Er zittert
.
Angst ist ein lebendiges Wesen, das die Macht über mich übernimmt. Ich bin nicht
verrückt. Was zum Teufel ist heute vorgefallen?
»Bitte, Shaw. Du machst mir Angst.«
Den Blick auf seinen Schoß gesenkt, nimmt er sanft meine Hände und führt eine an seine Wange. Mit geschlossenen Lidern reibt er sie hin und her. Tagealte, raue Bartstoppeln scheuern die dünne Haut wund.
Es ist eine zärtliche, süße Geste von solcher Intimität, dass ich kaum atmen kann.
Ich knie in dem Hauch von Seide, der meine Nacktheit bedeckt, zu den Füßen des Mannes, den ich liebe, doch momentan braucht er nicht meinen Körper.
»Sprich mit mir.«
Seine Augen sind immer noch geschlossen. Er kneift sie so fest zu, dass es schmerzhaft aussieht. Er drückt die Lippen auf meine Handfläche und flüstert gebrochen: »Kein Mensch auf der Welt ist mir wichtiger als du.«
Dieser Satz lässt mich mehr um Atem ringen als der Körperkontakt, doch ich werde nicht leugnen, dass Elektrizität über meinen Arm prickelt, als er seine Lippen zu meinem Handgelenk gleiten lässt. »Wie ist das gekommen?«
Ich bin mir ziemlich sicher, dass seine Frage rhetorisch gemeint war, murmele aber trotzdem »Ich weiß nicht«. Und das ist die reine Wahrheit. Keiner von uns hat damit gerechnet; das Geschäftliche ist so persönlich geworden, dass wir beide vor unbehaglichen, unerforschten Gefühlen Schmerzen leiden
.
Er fixiert mich mit seinem düsteren durchdringenden Blick. »Ich würde alles tun, um dich zu behalten, Willow. Dich zu meiner Frau zu machen. Himmel, ich wünsche mir mehr, dass du mein bist, als ich mir je etwas gewünscht habe.«
Ich bin total verwirrt, was die Geschehnisse der vergangenen Stunden betrifft. Er hat mir eine Nachricht hinterlassen, in der er mir sagt, dass ich für ihn von wesentlicher Bedeutung sei. Das sagt er mir schon seit Tagen. Doch jetzt liegt in seiner Stimme ein Anflug von Furcht, den ich nicht verstehe. »Ich gehöre doch dir, Shaw.«
»Wirklich?«
»Ja«, bestätige ich ihm mit jedem Fünkchen Entschlossenheit, das ich aufbringen kann. »Nichts wird daran etwas ändern.« Es sei denn, du willst es
.
»Gott, wie ich mir wünsche, dass das wahr ist.«
Das war nur gemurmelt, doch ich habe es trotzdem deutlich gehört. Noch vor wenigen Wochen hat er mich auf das Ende vorbereitet. Jetzt klingt er, als könnte er ohne mich nicht mehr weiterleben.
Furchtbare Angst, wie ich sie noch nie gespürt habe, brennt sich einen Weg von meinem Bauch zu meinem Brustkorb. Unsichtbare Fäden, die sich eher wie knöchrige Finger drohenden Unheils anfühlen, krallen sich in meine Brust und drücken zu.
Bis ich diesen Mann traf, habe ich nie die Tiefe wahrer Liebe verstanden. Wie sie dein ganzes Wesen einnimmt. Deine Seele verzehrt. In deine Knochen übergeht, in dein Mark, bis sich deine DNA verändert, um sich seiner anzupassen. Solange ich lebe, werde ich nie mehr etwas wie das erleben.
Und irgendetwas bedroht es. Ich spüre es in jedem Molekül meines Körpers.
Dies ist ein entscheidender Moment für mich. Jetzt. In dieser Sekunde
.
Ich könnte mich zurückziehen. Mich wieder zu meiner schützenden kleinen Kugel einrollen und die nächsten paar Wochen mit der routinierten Fassade, die ich in den vergangenen fünfzehn Jahren perfektioniert habe, auslaufen lassen. Ich könnte diese verrückte Liebe, die ich für ihn empfinde, hinter einer Festung aus Angst und Unwürdigkeit verbergen.
Oder ich kann mir diese Gefühle zunutze machen. Die Energie, die ich für meinen Selbstschutz aufwende, nutzen, um mich zu häuten, bis ich nackt und entblößt bin, und dabei frühere Wunden ausbrennen.
Könnte ich verletzt werden? Keine Frage, die Antwort lautet ja.
Aber ist er es wert? Millionenfach.
Das war’s dann. Die Entscheidung ist gefallen.
»Du bist drin.«
»Hm?«, fragt er geistesabwesend.
Du bist drin, du bist drin. Du wolltest rein und jetzt bist du drin
.
Gott, ich habe Bauchschmerzen.
»Ich bin in dich verliebt«, sage ich leise zu ihm. Es war sogar so leise, dass ich mir nicht einmal sicher bin, ob er es gehört hat. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich es laut gesagt habe, doch als er den Blick, der auf unsere verschlungenen Hände gerichtet gewesen war, wieder zu mir hebt, weiß ich, dass es so war, weil die Mimikfalten in seinen Wangen plötzlich ausgeprägter sind. Seine Nasenlöcher weiten sich, während er tief Luft holt. Er öffnet ein wenig seine vollen roten Lippen, als wolle er dasselbe zu mir sagen. Doch er tut es nicht. Er schließt den Mund wieder und schluckt.
Ich schenke ihm ein kleines Lächeln, obwohl meine Lippen vor Nervosität zittern. Er lächelt nicht zurück, sondern sieht mich nur weiter an. Blickt in den abgeriegelten Ort, den ich
nur für ihn aufgerissen habe. Selbst als ich Reid zum ersten Mal meine Liebe gestand, hat es sich nicht so angefühlt.
Er schweigt so lange, dass ich plötzlich rede wie ein Wasserfall, um mich zu verteidigen, falls es nicht das war, was er wollte. »Ich weiß, dass das nicht passieren sollte. Ich weiß, dass das nur ein Job ist und dass es bald vorbei sein wird, aber –« Er schneidet mir das Wort ab, indem er seinen Daumen fest auf meinen Mund presst.
»Hör auf«, knurrt er.
Ach du Scheiße
. Mist. Habe ich alles, was in den letzten Tagen passiert ist, missverstanden? Vielleicht habe ich die Hinweise falsch gedeutet, die Worte, die er mir geschrieben hat, so verdreht, wie ich sie verstehen wollte.
Panik erfasst mich. Mein Gesicht wird heiß. Meine Lippen fühlen sich staubtrocken an, und obwohl sein Finger immer noch dort liegt, lasse ich die Zunge hervorschnellen, um sie zu befeuchten. Dabei komme ich nicht umhin, ihn zu schmecken. Er zuckt zusammen, und sein Blick wird noch verschleierter.
»Sag das noch mal.« Das ist ein Befehl. Er klingt dunkel und harsch. Nach reinem Verlangen. Purem Sex. Er befiehlt
mir, ihm noch einmal zu sagen, dass ich ihn liebe, und ich schließe vor süßer Erleichterung darüber, dass ich mich nicht geirrt habe, die Augen.
Ich atme tief durch die Nase ein, um mir Mut zu machen, und flüstere: »Ich liebe dich«, während ich die Luft wieder ausstoße.
Dann ist mein Gesicht zwischen seinen starken Händen. Er zieht mich zu sich und sieht dabei wild und brutal aus und so wahnsinnig schön, dass ich am liebsten weinen würde. »Alles. Sag all die Worte noch einmal, Willow. Jedes einzelne.«
Alle Worte. Okay. Das kriege ich hin.
»Ich bin in dich verliebt, Shaw Mercer.
«
Er lässt mich nicht aus den Augen.
»Scheiße.« Er blinzelt langsam. Atmet tief durch. »Noch mal.«
Ich muss über seine herrische Art lächeln. Die nervöse Anspannung in meinem Bauch löst sich. Ich hebe die Hände und lege sie auf seine, lege meine kleinen Finger zwischen seine größeren. »Ich bin in dich verliebt, Shaw Andrew Mercer.«
Ich will wieder aufstehen, bleibe aber gebückt, weil er mein Gesicht festhält. Ich klettere auf seinen Schoß und setze mich rittlings auf seine Schenkel. Er bewegt sich die ganze Zeit mit mir, lehnt sich zurück, wenn ich mich vorbeuge, lässt mich aber nie los, lockert nicht einmal seinen Griff um mich.
»Ich bin in dich verliebt.« Diesmal ist meine Stimme butterweich, aber ich betone jede Silbe.
Ich senke den Kopf, um ihn zu küssen. Wir stöhnen beide bei unserer ersten Berührung. Er schmeckt nach Macht, rauchigem Whiskey und reiner Ehrfurcht, wenn sie einen Geschmack hätte.
Mein Kuss ist sanft. Anders als die Küsse zuvor. Er ist vollgepackt mit allen nackten Emotionen, von denen ich jetzt will, dass er sie spürt. Zum ersten Mal, seit ich ein kleines Mädchen war, bin ich vollkommen durchschaubar.
Wir reiben uns träge aneinander. Ausnahmsweise einmal überlässt er mir die Führung. Ich knabbere und necke ihn, unterbreche unsere Küsse oft, um an einer anderen Stelle weiterzumachen. Immer wieder flüstere ich »Ich liebe dich« und fühle mich von Mal zu Mal stärker und sicherer. Als ich es das letzte Mal sage, halte ich inne und warte, bis er die Augen öffnet, damit er versteht, wie ernst ich es meine.
Er sieht es. Seine Kiefermuskeln zucken. Seine Finger drücken kurz meine Wangen, bevor sie zurückgleiten, um durch meine immer noch feuchten Haare zu fahren. Als ich den Kopf
neige, zieht er mich wieder an sich. Er vertieft unsere Verbindung, übernimmt jedoch nicht die Führung, während unsere Zungen langsam umeinander tanzen und unsere Seelen sich zu einer vereinigen.
Am liebsten würde ich ihn ausziehen und mich auf ihn herabsinken lassen. Ich will ihm die ganze Zeit in die Augen sehen, während er sich in mir bewegt, damit er sich über alles klar wird, was da ist. Das Gute, die Fehler, die Ängste, die Schuldgefühle, die Vergangenheit. Das alles gehört jetzt ihm. Ungeschminkt.
Doch tiefsitzende Gewohnheiten sind nicht totzukriegen. Ich bin unsicher und habe Shaw soeben zum ersten Mal gesagt, dass ich ihn liebe. Was heißt das jetzt für uns? Ich wünsche mir verzweifelt, dass er mir das Gleiche sagt, doch ich will, dass er es sagt, weil er es ernst meint, und nicht weil er das Gefühl hat, es tun zu müssen. Leise keuchend löse ich mich von ihm, lege die Stirn an seine und eröffne ihm einen Ausweg.
»Ich weiß, dass du gesagt hast, dass deine Gefühle für mich für dich etwas Neues sind, und ich weiß, dass du keine Beziehungen führst –«
Er grunzt und legt die Lippen wieder auf meine, um mich zum Schweigen zu bringen. Diesmal fließt der Kuss von Leidenschaft über. Er ergreift von ihm Besitz und kontrolliert mich. Sein Schwanz wird unter mir hart, während Shaw mich besinnungslos küsst, und als er an meinem feuchten Mund leise sagt: »Es ist Wahnsinn, wie sehr ich dich liebe, Willow Blackwell«, kann ich mein Schluchzen nicht zurückhalten. »Der totale Wahnsinn.«
»Du liebst mich?«, murmele ich und versuche krampfhaft, mich zusammenzureißen.
»Das weißt du doch.« Er blickt unter schweren Lidern zu mir auf. Seine blauen Augen werden weich und klar. Sein Blick
huscht über mein Gesicht, zu meinen feuchten Augen, meinen geschwollenen Lippen, den Wangen, die sicherlich knallrot sind. »Ich habe noch nie so etwas empfunden. Ich wusste nicht, dass es möglich war.«
»Ich auch nicht«, gestehe ich ihm mit belegter Stimme.
Er zieht einen Mundwinkel nach oben. »Ja?«
Ich nicke und bin vor Rührung plötzlich sprachlos. Hinter seiner charmanten Unsicherheit habe ich die eigentliche Frage gehört. Ich muss ihm von Reid erzählen. Dass wir verlobt waren, so gut wie verheiratet. Dass ich ihn verlassen habe. Ich muss ihm sogar viel erzählen, aber nicht jetzt. Reid gehört nicht in diesen intimen Moment.
»Willst du mir nicht erzählen, was heute los war?«, frage ich und ziehe die Linie seiner kräftigen Augenbraue mit dem Daumen nach. Die Erleichterung in seinem Gesicht wird sofort durch scharfe Züge und einen harten Blick ersetzt.
»Nein«, blafft er mich an.
Ich bin bestürzt. Seine schroffe Weigerung schmerzt wie eine Ohrfeige. »Warum nicht? Irgendetwas hat dich mitgenommen.«
»Willow, ich …« Er seufzt nicht nur einmal, sondern zweimal. Er wählt seine Worte sorgfältig, das merke ich. »Ich will im Moment nicht darüber reden. Bitte.«
»Du kannst mir vertrauen.« Ich klinge verdrießlich. Ich bin es auch.
»Ich weiß.« Ein leises Lächeln umspielt diesen wahnsinnig sexy Mund. Mein Körper schmiegt sich wieder an ihn. Hol ihn der Teufel. Wie kann er mir das antun? »Du hast keine Ahnung, wie viel Vertrauen ich schon in dich gesetzt habe, Goldlöckchen.«
»Ach wirklich?« Mein Sarkasmus erwischt ihn wie ein nasses Handtuch
.
»Bitte, Willow. Bitte lass es dabei bewenden. Vorerst«, fügt er rasch hinzu.
Ich will es nicht dabei bewenden lassen. Ich will ihn bedrängen. Die Wahrheit aus ihm herauszerren, erfahren, warum er in einem Zustand ist, in dem ich ihn noch nie erlebt habe. Er war geradezu verzweifelt, als ich vor nicht einmal zwanzig Minuten den Raum betrat. Doch er scheint sich genauso verzweifelt zu wünschen, dass ich nicht weiter nachbohre, und ich will mich nicht mit ihm streiten. Deshalb werde ich es vorerst auf sich beruhen lassen. Widerstrebend.
»Okay.« Ich lege meine Hände um seinen Hals und verschränke meine Finger. »Aber wir sind mit dem Thema noch nicht durch.«
Er nickt brüsk und entspannt sich zusehends. Sekunden vergehen, und die Stimmung im Raum verändert sich noch einmal, als er endlich bemerkt, was ich anhabe.
»Heilige Scheiße«, haucht er. Er legt beide Hände auf meine Hüften und schiebt mich ein Stück zurück, um sich sattzusehen.
Er lässt langsam den Blick über mich wandern. Zielgerichtet. An meinem Hals beginnend liebkost er jeden entblößten Zentimeter meines Schlüsselbeins und küsst die Schwellung meiner Brüste. Als er schließlich bemerkt, dass ich das Geschenk trage, das er mir dagelassen hat, beginnen seine Augen zu lodern und das darin schwelende Feuer erwacht bullernd zum Leben.
»Gott, bist du sexy«, sagt er zu mir und klingt überwältigt.
Er legt den Zeigefinger auf meine Schulter und zeichnet den dünnen Träger bis hin zu dem Push-up-Körbchen nach. Dann streicht er über den Rand des Stoffes von einer Brust zur anderen und taucht schließlich hinein. Ein tiefes Grollen steigt aus seiner Kehle, als er registriert, dass meine Nippel so hart sind wie Edelsteine. Ich spüre, wie sein Blick noch tiefer
zielt, und als er sieht, dass ich kein Höschen trage, stößt er eine lange Reihe kreativer Flüche aus.
»Steh auf«, gebietet er. Es klingt animalisch und lässt keinen Platz für meine übliche gespielte Renitenz.
Ich spanne meine Oberschenkelmuskeln an und rutsche von seinem Schoß. Ich kralle meine Zehen in den Teppich, erhebe mich auf wackligen Beinen und präsentiere mich ihm. Meine Brust hebt und senkt sich. Mein Herz hämmert an mein Brustbein. Die Innenseiten meiner Schenkel sind vor sichtbarer Lust glitschig.
»Dreh dich um.«
Ich kann mich kaum bewegen, so intensiv sieht er mich an, doch es gelingt mir, mich einmal im Kreis zu drehen, ohne hinzufallen.
»Du bist eine göttliche Gnade, Willow«, sagt er, als ich ihm wieder zugewandt bin. Seine Hände legen sich um meine schlanken Hüften, und seine kurzen Nägel schneiden mir in die Haut. Es brennt. Es schmerzt. Es fühlt sich verdammt fantastisch an. »Eine Göttin, derer ich nicht würdig bin.«
Er rutscht vor, bis er auf der Stuhlkante balanciert. Er zieht mich zwischen seine gespreizten Beine, bis meine Knie das Leder berühren. Sein Blick wandert wieder an mir hinauf. Ich lasse ihn mich begierig in sich aufnehmen, in unserem gegenseitigen Verlangen schwelgen.
»Bitte fass mich an«, dränge ich ihn.
Nur eine halbe Sekunde, bevor sich sein heißer Mund knapp über dem Schambein auf meinen Unterleib drückt, werde ich von warmen Atemzügen überspült. Während er mir in die Augen sieht, flüstert er: »Ich liebe dich, Willow. Ich bin wahnsinnig, zutiefst, unwiderruflich in dich verliebt.«
Oh Gott
. Ich bekomme eine Gänsehaut.
»Weißt du, zu wie vielen Frauen ich das schon gesagt habe?
«
Meine Beine geben ein wenig nach. Ich halte mich an seinen Schultern fest, lecke mir die trockenen Lippen und schüttele den Kopf. In meinem Herzen jedoch weiß ich es. Ich weiß es
.
Sein Mund beginnt sich zu bewegen und verteilt winzige Küsse an einer imaginären Sliplinie entlang. Seine Hände wandern über meinen Hintern. Ein Finger fährt durch meine Ritze. Er taucht in mich hinein, findet mühelos seinen Weg; dann wandert er dorthin zurück, woher er gekommen ist. Er umrandet meine Rosette. Beobachtet meine Reaktion. Ich kann den Kopf nicht länger hochhalten; er fällt in meinen Nacken, weil er sich so verdammt schwer anfühlt.
Dann werde ich hochgehoben. Ich liege in seinen Armen. Ein Schock aus Kälte trifft auf meinen Po, als er mich auf den Rand des Stutzflügels setzt, dessen Deckel geschlossen ist. Er spreizt meine Knie und legt mich zurück. Er fährt von vorn nach hinten mit dem Finger durch mich, kurz bevor sich sein Mund über mir schließt.
Mein Rücken wölbt sich.
Meine Pussy brennt.
Meine Hände packen seine kurzen Haarsträhnen und zerren daran, während er mich leckt und dieses sündhafte Stöhnen von sich gibt, das anders ist als alles, was ich je von ihm gehört habe.
»Zu keiner«, knurrt er, bevor er seine Zunge in mich schiebt. Ich triefe. Stehe in Flammen. Meine Beine schlingen sich um seinen Hals. Er greift unter meine Schenkel, neigt mein Becken nach oben und fährt tiefer hinein.
Er ist erbarmungslos. Manisch. Ausgehungert. Ich sterbe. Heilige Scheiße
, ich kann nicht mehr denken.
Ich taumele, mein ganzer Körper krampft vor gespannter Erwartung, als der Mistkerl einfach aufhört und mich am süßen Rand des Orgasmus schwanken lässt
.
»Nein«, wimmere ich, so angespannt, dass es körperlich schmerzt. Ich würde ja meine Beine aneinander reiben, um mich selbst zu erlösen, doch er hält sie ungerührt auseinander.
»Sieh mich an.« Das ist keine Bitte.
Es gelingt mir, meine Lider zu öffnen, jedoch nur zur Hälfte. Ich keuche. Ich balle die Fäuste, während er über mir steht und dabei ganz exotisch, wild und fiebrig aussieht. »Abgesehen von meiner Familie keiner einzigen Frau, Goldlöckchen. Du bist es. Du allein wirst es immer
sein.«
»Shaw«, seufze ich, während sich ein fantastisches Gefühl in meiner Brust ausbreitet. Der Schmerz der versagten Erlösung lässt nach, und ich greife nach ihm, doch er schnappt sich meine Hand und drückt sie flach auf meinen Bauch. Er schiebt sie hinab, bis meine Finger meine Klitoris berühren, die hart ist und meuternd pulsiert.
»Berühr dich selbst, während ich dich fingere. Ich will, dass wir dich zusammen zum Orgasmus bringen.«
Oh Gott, dieser obszöne Kerl.
Einer seiner Mundwinkel verzieht sich nach oben, als hätte er gehört, was ich denke. Immer noch verschmitzt lächelnd, lässt er zwei Finger durch meine Schamlippen gleiten und stößt sie dann in mich hinein. Er krümmt die Finger präzise und berührt mit ihnen die geheime Stelle, die nur er zu finden scheint.
Ich keuche: »Oh Scheiße.« Ich hebe das Kinn und sehe zur Decke, als er sie liebkost. Ich bewege die Hüften, auf der Suche nach mehr. Bei jedem Hineintauchen hebe ich sie ihm entgegen, weil ich mehr brauche.
»Du erfüllst deinen Teil nicht.« Ich höre ihm an, dass er grinst, und er verlangsamt seinen Rhythmus beträchtlich, bis ich gezwungen bin, mein Kinn wieder zu senken. Ich stelle fest, dass meine Finger genau dort liegen, wo er sie hingelegt hat,
sich jedoch nicht bewegen. »Sieh uns zu. Sieh zu, wie gut wir zusammen sind, Willow.«
Ich will nicht gehorchen. Ich will, dass er tief in die Seele blickt, die ich gerade für ihn aufgeschnitten habe, und ihn herausfordern, wie ich es immer tue, aber es ist eine so erregende Anweisung, dass ich mich fügen muss.
Meine Beine sind gespreizt, die Fersen stehen auf der geschlossenen Klaviaturklappe, ich liege auf dem Rand des Deckels. Ich drücke mich hoch, bis ich aufrecht sitze. Er hat einen Arm um mich gelegt und hält mich fest.
Während ich meine Klitoris umkreise, sehe ich uns zu. Ich fange langsam an, erhöhe das Tempo jedoch fast augenblicklich. Meine Erregung benetzt seine Hand. Es ist vielleicht das Erotischste, was ich je gesehen habe: wie seine glänzenden Finger wieder und wieder in mir verschwinden.
»Gott, sieh dich nur an.«
»Ich sehe doch hin«, flüstere ich. Meine entblößten Falten sind geschwollen und rosa, die inneren Lippen zwei Schattierungen dunkler. Die Adern an seinem Handgelenk treten hervor, und ich reibe mich an seiner Hand, während ich meine Klitoris immer schneller bearbeite. Es ist genusssüchtig und …
»So feucht. So gierig. Ich habe noch nie etwas Schärferes gesehen, Willow. Verdammt noch mal nie.«
Ich auch nicht.
Mit dem Daumen und Zeigefinger seiner freien Hand hält er meine äußeren Lippen offen, sodass jede sündhafte Bewegung noch besser zu sehen ist. »Diese Pussy gehört mir. Dieser Orgasmus gehört mir. Du
gehörst mir.«
Mist, ich zittere. Hitze baut sich auf, deren Intensität sich so schnell vervielfältigt, dass mir davon schwindlig wird. Meine Finger fliegen. Genau wie seine
.
»Oh ja, das ist es, meine Schöne«, schmeichelt mir Shaw. »Gleich.«
Erst in dem Augenblick reiße ich mich von unserem Anblick los. Genau wie Shaw. Unsere Blicke treffen sich. Unsere Seelen richten sich aufeinander aus. Und nur Sekunden später hebe ich ab. Ich kneife die Augen zu. Elektrische Ströme schießen durch mich hindurch, einer nach dem anderen. Mein Körper erbebt und zuckt aufgrund ihrer Wucht. Ich mache den Mund auf, um zu schreien, doch es kommt nur ein Durcheinander aus leisen Jas
heraus. Ich umklammere Shaws Handgelenk und halte ihn in mir fest, damit ich jede Sekunde meines Orgasmus auskosten kann, bis er vorbei ist.
Keuchend sinke ich an seine Brust. Erschöpft und glücklich, weine ich leise.
Shaw Mercer liebt mich. Mich
. Ich kann ehrlich sagen, dass ich noch nie jemandem mein Herz so anvertraut habe wie diesem Mann, der mich gerade in die Arme nimmt und mir ins Ohr flüstert, dass er mich auf ewig lieben wird. Und vielleicht sollte mich das beunruhigen, aber das tut es nicht.
Ich glaube, er würde alles für mich tun.
Absolut alles, außer mir das Herz zu brechen.