19

Obwohl Lena nicht den Eindruck hatte, dass sie Ewald viel berichten konnte, hielt sie ein paar Ecken weiter an und wählte seine Handynummer. Es klingelte nicht einmal, da war er schon dran.

»Danke für Ihr Durchhaltevermögen. Wir konnten ihr gesamtes Gespräch gut mithören. Was war in den Taschen?«

»Am Telefon?«, fragte Lena der Sicherheit halber.

»Ja, ja. Wird schon nicht so kritisch sein. Schießen Sie los!«

Ewald schien es wirklich nicht abwarten zu können. Viel konnte sie ihm allerdings nicht bieten. »Ein Springmesser und ein Zettel.«

»Auf dem was stand?«

»Eine Zahl und ein Modelabel. Fitch & Sons.«

»Das ist kein Modelabel. Das ist ein Waffenhersteller. Welche Zahl?«

»Was mit dreihundert. 333, 338, vielleicht auch 335. Können Sie damit etwas anfangen?«

»Wird das Kaliber sein.«

»Und hilft Ihnen das weiter?«

Es war für einen Moment ruhig in der Leitung. »Weiß ich noch nicht. Ich gebe das an die Kollegen von der Waffenkunde durch. Auf jeden Fall schon mal Danke!«

»Na ja. War wahrscheinlich keine wirklich große Hilfe.«

»Mehr konnten wir nicht erwarten.« Die Enttäuschung in Ewalds Stimme war nicht zu überhören. Sie übertrug sich direkt auf Lena.

»Warum haben sich Ihre Kollegen eigentlich das Handy nicht geschnappt?«

»Zu riskant.«

Das hatte sich Lena schon fast gedacht. So schnell, wie Galib wieder aufgetaucht war, hätte es für sie ein handfestes Problem werden können.

»Es gibt dafür an anderer Stelle gute Nachrichten«, sagte Ewald nach einer Weile. »Meinem Neffen scheint es etwas besser zu gehen.«

»Das freut mich sehr.« Das waren wirklich gute Nachrichten.

»Na, dann.«

Lena wusste nicht, was sie noch sagen sollte. Sich jetzt von Ewald zu verabschieden fühlte sich an, wie einem Menschen Lebewohl zu sagen, von dem man wusste, dass er sich sehenden Auges auf einen Abhang zubewegte. Es waren noch drei Tage bis zum Anschlag. Wenn der Clan nicht seine Pläne verwarf, hatten sie keine Chance mehr. »Machen Sie es gut, Herr Ewald.«

»Sie auch.« Stille. »Frau Bondroit …«

»Ja?«

»Galib Aziz will Sie noch mal treffen?«

»Nein, das kommt nicht infrage«, sagte Lena, um direkt einen Riegel vor die Bitte zu schieben, die zwischen den Zeilen stand.

Sie schwiegen beide einen Moment. Zum Glück war es Ewald, der den Absprung fand. »Na ja, war nur so eine Idee. Machen Sie es auch gut. Und Danke noch mal.«