Tag 12

Freundschaft

Heute befassen wir uns mit Freundschaften, die unsere wichtigsten Beziehungen sein können. Wir mögen ohne Liebespartner oder Ehegatten auskommen, können ohne unsere Familien leben. Aber die meisten Menschen sind ohne Freunde unglücklich. Ich glaube, dass wir uns unsere Eltern aussuchen, bevor wir geboren werden. Aber unsere Freunde wählen wir uns auf einer viel bewussteren Ebene aus.

Der bedeutende US-amerikanische Philosoph und Schriftsteller Ralph Waldo Emerson bezeichnet Freundschaft in einem Essay als »Nektar Gottes«. Darin erläutert er, dass in Liebesbeziehungen immer eine Person versucht, die andere zu verändern, während Freunde sich zurücknehmen und einander mit Wertschätzung und Respekt begegnen.

Freunde können die Kernfamilie erweitern oder sogar ersetzen. Wir alle haben das große Bedürfnis, unsere Lebenserfahrungen mit anderen zu teilen. In einer Freundschaft lernen wir nicht nur mehr über andere, sondern auch einiges über uns selbst. Diese Beziehungen sind ein Spiegel unseres Selbstwertgefühls und -bewusstseins. Durch sie erkennen wir uns selbst und jene Lebensbereiche, in denen wir vielleicht noch wachsen dürfen.

Sollte das Verhältnis zwischen Freunden angespannt sein, hilft ein Blick auf die negativen Botschaften unserer Kindheit. Möglicherweise ist es Zeit für einen mentalen »Hausputz«. Nach den langen Jahren der negativen Denkmuster ist diese Reinigung in etwa so, als würden Sie Ihre Ernährung von Junkfood auf gesunde Nahrungsmittel umstellen. Bei einer Ernährungsumstellung entgiftet sich Ihr Körper, und Sie fühlen sich vielleicht ein oder zwei Tage lang unwohl.

Das könnte Ihnen auch passieren, wenn Sie Ihre Denkmuster verändern. Es kann durchaus sein, dass sich Ihr Zustand an Tag 12 für eine Weile verschlechtert, aber vergessen Sie nicht, dass Sie sich durch eine Menge vertrocknetes Unkraut wühlen müssen, um an den darunterliegenden fruchtbaren Boden zu gelangen. Doch Sie schaffen das! Ich weiß, dass Sie es können!

Übung: Hinterfragen Sie Ihre Freundschaften

Schreiben Sie die folgende Affirmation dreimal auf und beantworten Sie dann die anschließenden Fragen:

»Ich bin bereit, alle Muster in mir loszulassen, die zu problematischen Freundschaften führen.«

Übung: Selbstwertgefühl und Freundschaften

Wir wollen nun Ihr Selbstwertgefühl in Bezug auf Freundschaften untersuchen. Beantworten Sie jede der folgenden Fragen. Schreiben Sie dann eine positive Affirmation (in der Gegenwartsform) auf, die die alte Überzeugung ersetzt.

1. Glaube ich, gute Freunde verdient zu haben?

Beispiel-Antwort: Nein. Warum sollte jemand mit mir zusammen sein wollen?

Beispiel-Affirmation: Ich liebe und akzeptiere mich selbst und finde Freunde.

2. Was befürchte ich am meisten im Hinblick auf enge Freunde?

Beispiel-Antwort: Ich habe Angst vor Verrat. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich jemandem vertrauen kann.

Beispiel-Affirmation: Ich vertraue mir selbst, dem Leben und meinen Freunden.

3. Was habe ich von dieser Überzeugung?

Beispiel-Antwort: Ich erlaube mir zu urteilen. Ich warte darauf, dass meine Freunde einen Fehler machen, damit ich ihnen zeigen kann, dass sie falschliegen.

Beispiel-Affirmation: Alle meine Freundschaften sind eine Bereicherung für mich. Ich bin ein liebenswürdiger und hilfsbereiter Freund.

4. Was könnte passieren, wenn ich mich von dieser Überzeugung verabschiede?

Beispiel-Antwort: Ich könnte die Kontrolle verlieren. Ich müsste zulassen, dass man mich wirklich kennenlernt.

Beispiel-Affirmation: Es ist ganz einfach, andere zu lieben, wenn ich mich selbst liebe und akzeptiere.

Wir sind für unser Leben selbst verantwortlich, und daher gibt es niemanden, dem wir die Schuld dafür zuweisen könnten. Was auch immer »da draußen« geschieht, ist nur ein Ausdruck unseres eigenen inneren Denkens.

Übung: Denken Sie über Ihre Freundschaften nach

Denken Sie an drei Ereignisse, bei denen Sie das Gefühl hatten, von Ihren Freunden schlecht behandelt oder verletzt worden zu sein. Vielleicht hat ein Freund Ihr Vertrauen missbraucht oder Sie in einer Notlage im Stich gelassen. Vielleicht hat diese Person Ihre Partnerin angegriffen. Schreiben Sie alle Beispiele auf und notieren Sie die Gedanken, die Sie im Vorfeld des betreffenden Ereignisses hatten.

Beispiel-Situation: Als ich sechzehn Jahre alt war, wandte sich meine beste Freundin Susie von mir ab und verbreitete bösartige Gerüchte über mich. Als ich sie zur Rede stellte, log sie mich an. Ich hatte während meines gesamten letzten Schuljahrs keine Freunde mehr.

Beispiel-Denkmuster: Ich hatte keine Freunde verdient. Ich fühlte mich zu meiner Freundin Susie hingezogen, weil sie kalt und verurteilend war. Ich war es gewohnt, verurteilt und kritisiert zu werden.

Übung: Unterstützung durch Ihre Freunde

Denken Sie jetzt an drei Situationen in Ihrem Leben, in denen Sie von Freunden unterstützt wurden. Vielleicht hat sich ein guter Freund für Sie eingesetzt oder Ihnen Geld geliehen, als Sie es dringend brauchten. Vielleicht hat diese Person Ihnen geholfen, eine schwierige Situation zu lösen. Schreiben Sie alle Beispiele auf und notieren Sie die Gedanken, die Sie im Vorfeld des betreffenden Ereignisses hatten.

Beispiel-Situation: Ich werde Helen nie vergessen. Denn als mich die Kollegen in meinem ersten Job auslachten, weil ich in einer Besprechung etwas Dummes gesagt hatte, setzte Helen sich für mich ein. Sie half mir aus meiner Verlegenheit und rettete mir den Job.

Meine innersten Gedanken waren: Wenn ich Fehler mache, wird es immer jemanden geben, der mir hilft. Denn ich verdiene Unterstützung. Frauen unterstützen mich besonders.

Übung: Visualisierung

Welchen Freunden möchten Sie Ihre Anerkennung zeigen? Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um sie zu visualisieren. Sehen Sie diesen Menschen in die Augen und sagen Sie: »Ich danke dir und segne dich mit Liebe dafür, dass du für mich da warst, als ich dich brauchte. Möge dein Leben voller Freude sein.«

Welchen Freunden möchten Sie verzeihen? Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um sie zu visualisieren. Sehen Sie diesen Menschen in die Augen und sagen Sie: »Ich vergebe dir, dass du dich nicht so verhalten hast, wie ich es mir gewünscht habe. Ich vergebe dir und lass dich frei.«