Tag 6

Selbstkritik

Heute beschäftigen wir uns mit unserem inneren Kritiker – das ist diese feine, aber beharrliche Stimme in uns, die ständig bemängelt, was wir denken und tun. Meckert Ihr innerer Kritiker auch ohne Unterbrechung an Ihnen herum? Sehen Sie die Welt mit kritischen Augen? Verurteilen Sie einfach alles? Sind Sie selbstgerecht?

Die meisten Menschen haben einen so starken Hang, zu urteilen und zu kritisieren, dass es ihnen schwerfällt, dieses Muster abzulegen. Dabei sollten wir gerade daran dringend arbeiten. Selbstliebe ist nur möglich, wenn wir das Bedürfnis loslassen, alles herabzuwürdigen.

Als Baby sind Sie dem Leben völlig unvoreingenommen begegnet. Staunend haben Sie die Welt um sich herum beobachtet. Sie haben das Leben so genommen, wie es war, es sei denn, Sie hatten Angst oder jemand hat Ihnen wehgetan. Mit der Zeit haben Sie gelernt, die Meinungen anderer zu akzeptieren und sich zu eigen zu machen. Sie haben auch gelernt, Kritik zu äußern.

Übung: Lassen Sie Ihre Selbstkritik los

Lassen Sie uns einige Ihrer Glaubenssätze über Selbstkritik überprüfen. Beantworten Sie dafür die folgenden Fragen und schreiben Sie Ihre Antworten auf. Seien Sie so offen und ehrlich wie möglich.

Beantworten Sie nun die folgenden Fragen und schreiben Sie Ihre Antworten auf:

Lesen Sie nun Ihre Antworten noch einmal durch und denken Sie darüber nach. Ich glaube, dass Kritik unseren Geist verkümmern lässt. Sie bestärkt uns nur in dem Glauben, dass wir »nicht gut genug« sind. Sie bringt sicherlich nicht das Beste in uns zum Vorschein.

Übung: Unterstützen Sie Ihr inneres Kind

Damit ein Kind wachsen und sich entfalten kann, braucht es Liebe, Akzeptanz und Lob. Wir können lernen, wie wir etwas »besser« machen können, ohne das, was wir jetzt tun, als »falsch« zu bezeichnen. Das Kind in Ihnen braucht diese Liebe und Anerkennung immer noch. Richten Sie die folgenden positiven Aussagen an Ihr inneres Kind:

Solche Worte hören Kinder gern. Sie fühlen sich dadurch wohl. Und wenn sie sich wohlfühlen, geben sie ihr Bestes. Sie entfalten sich prächtig. Sollten Ihr Kind oder Ihr inneres Kind ständig hören, dass es etwas »falsch« macht, kann es eine Weile dauern, bis es die neuen, positiven Worte annimmt. Mit dem festen Entschluss, konsequent keine Selbstkritik mehr zu üben, können Sie wahre Wunder bewirken.

Sprechen Sie einen Monat lang auf positive Art und Weise mit Ihrem inneren Kind. Verwenden Sie dazu die oben aufgeführten Affirmationen oder schreiben Sie Ihre eigenen auf. Tragen Sie das Blatt mit diesen Affirmationen bei sich. Wenn Sie bemerken, dass Sie wieder anfangen zu urteilen, nehmen Sie das Blatt heraus und lesen es zwei- oder dreimal. Oder noch besser: Sprechen Sie die Affirmationen laut vor einem Spiegel.

Übung: Ihr kritisches Selbst

Während Kritik Sie innerlich zermürbt und nichts verändert, baut Lob Sie auf und kann positive Veränderungen bewirken. Schreiben Sie zwei Dinge auf, die Sie an sich selbst kritisieren, wenn es um Themen wie »Liebe« und »Nähe« geht. Vielleicht trauen Sie sich nicht, anderen zu sagen, wie Sie sich fühlen oder was Sie brauchen. Vielleicht haben Sie Angst vor Beziehungen, oder Sie ziehen Partner an, die Sie verletzen. Dann überlegen Sie sich etwas, wofür Sie sich in dieser Hinsicht loben können, zum Beispiel:

Ich kritisiere mich dafür, dass ich mir Menschen aussuche, die mir nicht geben können, was ich brauche, und dass ich in Beziehungen klammere.

Ich lobe mich dafür, dass es mir gelingt, jemandem zu sagen, dass ich ihn/sie mag (das hat mir früher Angst bereitet, aber ich habe es trotzdem getan), und dass ich mir erlaube, meine Liebe und Zuneigung offen zu zeigen.

Überlegen Sie nun, was Sie in anderen Bereichen an sich selbst kritisieren und wofür Sie sich loben können.

Herzlichen Glückwunsch! Sie haben soeben damit begonnen, eine weitere alte Gewohnheit abzulegen! Sie lernen, sich selbst zu loben – in diesem Moment. Und Kraft hat man immer im gegenwärtigen Moment.

Übung: Spiegelarbeit

Spiegelarbeit ist einfach und sehr wirkungsvoll. Sie besteht schlicht darin, in einen Spiegel zu schauen, wenn Sie Ihre Affirmationen aussprechen. Der Spiegel reflektiert Ihre wahren Gefühle. In Ihrer Kindheit erhielten Sie die meisten negativen Botschaften von Erwachsenen, und viele von ihnen blickten Ihnen dabei direkt in die Augen und zeigten vielleicht sogar mit dem Finger auf Sie.

Wenn wir heute in einen Spiegel schauen, sagen wir uns meist etwas Negatives. Entweder kritisieren wir unser Aussehen, oder wir beschimpfen uns für etwas anderes.

Sehen Sie sich selbst in die Augen und sagen Sie etwas Positives – das ist eine der einfachsten und effizientesten Methoden, um mit Affirmationen positive Ergebnisse zu erzielen. Denken Sie also gerade jetzt an eine Person, auf die Sie wütend sind. Setzen Sie sich vor einen Spiegel und legen Sie ein paar Taschentücher bereit. Sehen Sie sich in die Augen und »sehen« Sie die andere Person. Sagen Sie ihr, was Sie so wütend macht.

Danach sagen Sie: »In Wirklichkeit wünsche ich mir deine Liebe und Anerkennung.« Wir alle sehnen uns nach Liebe und Anerkennung. Das wünschen wir uns von anderen, und das möchte auch jeder von uns. Liebe und Anerkennung bringen Harmonie in unser Leben.

Um frei zu sein, müssen Sie Ihre alten einschränkenden Gewohnheiten loslassen. Schauen Sie also noch einmal in den Spiegel und sagen Sie sich: »Ich bin bereit, das Bedürfnis loszulassen, wütend zu sein.« Beobachten Sie, ob Sie wirklich bereit sind loszulassen oder ob Sie an der Vergangenheit festhalten.