Kapitel Neun

Carly schmiegte sich an Tiger, der das Junge im Arm hielt, das man ihm vor so vielen Jahren weggenommen hatte.

Er hatte Carly die Geschichte erzählt – man hatte ihn unmittelbar nach seinem Übergang gezwungen, ein Kind mit einer anderen Shifterin zu zeugen, die bei der Geburt gestorben war. Man hatte Tiger das Junge kurz gezeigt, es ihm dann weggenommen und ihm später erklärt, es sei gestorben.

Man hatte ihm auch gesagt, es sei ein Junge gewesen. Das Baby war eingewickelt gewesen, und man hatte ihm nicht erlaubt, es zu berühren.

Tiger hatte den Unterschied damals nicht erkennen können, hatte nicht gewusst, worauf er achten musste. Er war ja selbst fast noch ein Junges gewesen.

Carly wusste nicht, warum man dieses Mädchen hier eingesperrt hatte. Wahrscheinlich weitere Experimente. Schon bevor die Öffentlichkeit von den Shiftern erfahren hatte, hatte man sie dafür missbraucht.

„He, Großer.“ Liam Morrisseys Stimme war sanft, das Schnurren der Katze in ihm schwang darin mit. „Wir müssen gehen. Keine Sorge – sie kommt mit.“

Die Soldaten, die das Tigermädchen bewachten, traten unruhig von einem Fuß auf den anderen. Sie schienen geneigt, Walker zu gehorchen – der Sergeant hatte erklärt, er respektiere die Befehlskette. Aber Carly spürte, dass das nur so lange galt, wie der Sergeant Walkers Autorität stützte. Dem Wenigen nach zu urteilen, was sie von Walker über das Militär erfahren hatte, interagierten Offiziere und Unteroffiziere nicht immer auf Augenhöhe.

„Bring sie raus, Tiger“, verlangte Walker. „Sie untersteht ab jetzt meiner Jurisdiktion als Befehlshaber der militärischen Abteilung der Shifterbehörde. Ihr OvD hat die entsprechenden Anweisungen“, teilte er dem Sergeanten mit.

Carly fragte sich, ob der OvD – der Offizier vom Dienst – die tatsächlich hatte. Walker hatte nicht ahnen können, was sie hier finden würden. Er konnte das nicht im Voraus geklärt haben. Nicht einmal Tiger hatte es gewusst, bis das Band zwischen ihm und seinem Jungen erwacht war.

Dylan hatte kein Wort gesagt. Er war sehr mächtig, auch wenn er nicht mehr der Anführer einer Shiftertown war. Dass er seine Pflichten als Anführer seinem Sohn übertragen hatte, bedeutete, dass Dylan sich frei bewegen und von Ort zu Ort ziehen konnte, um sich um Probleme zu kümmern. Um Ärger zu machen, wie Connor immer behauptete.

Carly fragte sich, ob Dylan von diesem kleinen Versteck hier gewusst hatte, vielleicht sogar von dem Tigermädchen. Wenn ja und wenn er dieses Wissen Tiger vorenthalten hatte, würde Carly ein ernstes Wort mit ihm reden müssen.

Aber nein, Dylan war kein Mann, der solche Informationen für sich behielt. Er hätte Tiger nicht nur informiert, sondern eine Befreiungsmission arrangiert. Trotzdem hatte Carly keine Ahnung, wie Dylan sie gefunden hatte.

Nun, darüber würde sie später nachdenken. Für den Augenblick reichte es ihr, den Arm um Tiger legen zu können. „Komm“, sagte sie. „Bringen wir sie heim und verarzten wir dich.“

„Sie wird Klamotten brauchen“, ließ sich Connor vernehmen. Er sah an sich herunter und zuckte zusammen. „Scheiße, ich auch.“

„Hast du wieder all deine Kleidung ruiniert?“, fragte Sean Morrissey. „Das habe ich dir doch schon tausendmal erklärt, Junge.“

Sean war der Wächter ihrer Shiftertown – er war ruhiger als Liam, denn seine Aufgabe, Shiftern den Weg ins Sommerland zu weisen, machte ihn ein wenig nachdenklicher als seinen Bruder.

Tiger schien sie nicht gehört zu haben. Langsam ließ er das Tigermädchen los, allerdings nicht ganz, und sorgte so dafür, dass ihre Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet blieb. Schritt für Schritt führte er sie zur Tür nach draußen.

Die Soldaten fingerten unruhig an ihren Waffen herum. Walkers Männer behielten sie genau im Auge, auch sie hatten ihre Pistolen schussbereit. Ein Funken hätte genügt, um das Pulverfass zum Explodieren zu bringen.

Carly löste sich kurz von Tiger und trat zu Liam. „Gib ihr dein Shirt.“

Liam starrte sie an. „Wa…?“

Dylans Lippen zuckten. „Na los, Junge.“

Liam seufzte tief. „Ich muss für euch ganz schöne Opfer bringen.“ Er zog sein T-Shirt aus und reichte es Carly.

Das große Shirt saß bei Liam eng, würde an dem Tigermädchen aber locker herunterhängen. Liam war es ein wenig peinlich, hier mit nacktem Oberkörper zu stehen und seine behaarte Brust zur Schau zu stellen, deshalb verschränkte er die Arme, während Sean nur grinste.

Carly schüttelte den Staub aus dem Shirt und gab es Tiger. „Hilf ihr mal besser.“

Tiger nahm das Kleidungsstück, ohne Carly anzusehen. Er hielt das Shirt zwischen sich und seine Tochter und berührte ihre Haut mit dem Stoff.

Das Tigermädchen erschrak und fauchte. Carly fragte sich, ob ihr je jemand Kleidung gegeben hatte, ob sie überhaupt verstand, worum es sich handelte.

Das Tigermädchen beruhigte sich ein wenig, beugte sich über das Shirt und beschnupperte es ausgiebig. Sie verzog das Gesicht und knurrte.

Connor lachte. „Jetzt weißt du, was sie von dir hält, Onkel Liam.“

Die Tigerin riss den Kopf hoch und richtete den Blick ihrer gelben Augen auf Connor. Sie betrachtete ihn einen Moment lang, dann kräuselte sie die Lippen und stieß ein heiseres „Ha!“ aus.

„Seht ihr, sie stimmt mir zu“, erklärte Connor breit grinsend. „Mach dir nichts draus, Mädchen. Onkel Liam kann nichts dafür. Mit der Zeit gewöhnt man sich an seinen Geruch.“

Sean lachte leise. Liam tat, als wäre er genervt, aber Carly sah, dass er in Wirklichkeit um Tiger und die junge Frau besorgt war. Liam mochte manchmal schroff wirken, doch er achtete wie ein Vater auf all seine Shifter und beschützte sie wie seine eigene Familie.

Tiger knüllte das Shirt zusammen und hob es hoch, um es dem Tigermädchen über den Kopf zu streifen. Sie jaulte auf und wich rasch bis fast in den Käfig zurück.

„Schon gut“, beruhigte Connor sie rasch. „Komm, gib mal her.“

Ruhig nahm er Tiger das Shirt aus den Händen und zog es sich selbst über. Er strich es über seinem Oberkörper glatt und spreizte dann die Finger. „Siehst du? Kein Grund zur Sorge.“ Er rümpfte die Nase. „Obwohl Onkel Liam echt übel riecht.“

„Jetzt ist aber gut, Junge“, sagte Liam gutmütig.

Connor schälte sich aus dem T-Shirt und reichte es der Tigerin.

Sie kam wieder näher, einen zögernden Schritt nach dem anderen. Carly hielt die Luft an. Der gesamte Raum, selbst die Soldaten, die gegen sie gekämpft hatten, schaute zu, wie das Tigermädchen die Hand ausstreckte und das Shirt ganz vorsichtig berührte.

Connor tat nichts, hielt es ihr nur weiter hin. Das Mädchen nahm die Hand weg und entriss Connor das T-Shirt dann mit entschlossenem Gesicht.

Sie hielt es einen Augenblick in der Faust, ehe sie versuchte, es überzustreifen, wie Connor es getan hatte, aber es war klar, dass sie noch nie Kleidung getragen hatte. Sie wusste nicht, was genau sie tun sollte.

Connor streckte die Hand aus, um ihr zu helfen. Das Tigermädchen zuckte heftig atmend zurück. Verwirrt drehte sie sich zu Tiger um und hielt ihm das Shirt hin.

Carly sah, dass sie Connor mit ihrem Misstrauen verletzt hatte. Er ballte die Fäuste, sagte aber nichts und reagierte auch sonst nicht – er wollte nicht insistieren und ihr mehr Angst einjagen.

Er tat Carly so leid. Doch es blieb noch genug Zeit, dachte sie, Zeit, das Tigermädchen näher kennenzulernen, zu erfahren, was sie durchgemacht hatte, ihr zu zeigen, dass sie sich um sie kümmern würden. Zeit für sie, sich an sie zu gewöhnen, zu begreifen, dass Connor ein Herz hatte, das so groß war wie Texas.

Carly presste sich die Fingerspitzen an die Lippen, als Tiger seiner Tochter das Shirt über den Kopf streifte. Es entstand weitere Verwirrung, als sie versuchte, die Arme durch die Ärmel zu schieben – sie kämpfte mit dem Stoff, bis die Hände endlich hindurchglitten.

Irgendwann hatte Tiger es schließlich geschafft, ihr das Shirt richtig anzuziehen. Wie Carly vermutet hatte, reichte es dem Tigermädchen bis zur Mitte der Oberschenkel.

Ohne nachzudenken, streckte Carly die Hand aus und befreite das Haar des Tigermädchens aus dem Kragen des Shirts, wo es hängen geblieben war. Dasselbe hätte sie für ihre Schwestern, für Kim oder für Kims Tochter getan.

Sofort fuhr das Tigermädchen herum, bereit zuzuschlagen. Als ihr Blick allerdings den Carlys traf, erstarrte sie mitten in der Bewegung.

Sie sah mit erhobener Faust in Carlys Augen wie eine Katze, die ausgeholt und dann erkannt hatte, dass sie möglicherweise eine Freundin vor sich hatte. Carly stand stocksteif da und wagte nicht, sich zu bewegen.

Das Tigermädchen musterte sie ausgiebig, dann streckte es die Hand aus und strich ganz langsam mit einer Fingerspitze über Carlys Haar.

Sie blinzelte und schaute Tigers Gefährtin staunend an. Dann zog sie die Hand zurück, berührte ihr eigenes Haar und zog die Brauen zusammen.

„Mach dir darüber keine Gedanken“, sagte Carly. „Wir werden es gründlich waschen, schneiden und dir eine richtige Frisur verpassen. Alle werden neidisch auf dein schwarz-oranges Haar sein.“

Sie dachte an Seth, dessen Haar genauso gestromt war, und das Herz tat ihr weh. Sie musste heim.

Tiger legte den Arm um seine Tochter. Sie klammerte sich beim Gehen an ihn, und so legten sie einen Schritt nach dem anderen zurück, zwischen den Soldaten hindurch, die beiseitetraten, und unter den wachsamen Augen von Walkers Männern. Carly folgte Tiger, Connor kam hinter ihr. Sean und Liam folgten wiederum ihnen, und Dylan bildete das Schlusslicht.

Langsam bewegte sich die Prozession in den nächsten Raum, dann in den nächsten und den danach, dann die Treppe hoch ins Erdgeschoss des kleinen Hauses. Als sie auf die Veranda hinaustraten, war es dunkel, was Carly kurz verwirrte. Bei ihrer Ankunft war es später Nachmittag gewesen, inzwischen war die Sonne untergegangen.

Eine Welle der Erschöpfung schlug über ihr zusammen. Carly war seit drei Uhr morgens wach, und die lange Reise und der Schlafmangel holten sie jetzt ein.

Das Tigermädchen zuckte nicht zusammen, als Tiger sie ins Freie führte. Das verriet Carly, dass sie schon unter freiem Himmel gewesen sein musste, möglicherweise bei der Verlegung von einem Gefängnis in ein anderes. Offenbar hatte man sie irgendwann von Area 51 hierhergebracht. Carly konnte sich nicht vorstellen, dass ihre Häscher sie aus anderen Gründen ins Freie gelassen hatten.

Das Tigermädchen zischte, als seine nackten Sohlen die spitzen Steine auf dem Weg berührten, die auch Carly durch die dünnen Sohlen ihrer Sandalen spürte. Tiger hob seine Tochter ganz ruhig hoch und trug sie.

Carly zögerte einen Augenblick, weil sie damit rechnete, dass das Tigermädchen sich dagegen wehren würde, doch es schien zu begreifen, dass Tiger gekommen war, um es zu retten. Das Band zwischen Vater und Tochter hatte bereits existiert – es hatte nur aktiviert werden müssen. Das Tigermädchen schlang Tiger die Arme um den Hals und ließ sich entspannt gegen ihn sinken.

Tiger trug sie den Weg hinunter, den Carly mit Tyson heraufgekommen war, direkt zu einem grauen SUV, der zuvor nicht dagestanden hatte. Carly wusste nicht, wem er gehörte, aber Walker ging an ihnen vorbei und schloss ihn auf.

Tiger nahm auf dem Rücksitz Platz, das Tigermädchen auf dem Schoß. Mit einer Kopfbewegung bedeutete er Carly, sich zu ihm zu setzen.

Carly zögerte, denn sie wollte der jungen Frau keine Angst machen, doch das Mädchen sah sie bloß an und legte dann den Kopf auf Tigers Schulter. Sie war genauso erschöpft wie Carly.

Carly kletterte in den Wagen, schmiegte sich an Tiger, suchte seine Wärme.

Connor erreichte den SUV und spähte unter Carlys Sitz. „Oh, da sind ja meine Klamotten.“ Er zog sie hervor und starrte sie erstaunt an. „Welche von daheim, meine ich. Wie sind Sie darauf gekommen, sie mitzubringen?“, fragte er Walker.

„Das war nicht meine Idee.“ Walker deutete mit dem Daumen auf Sean. „Sondern seine.“

„Ich wusste nämlich, wenn du auf die Idee kommst, dich zu verwandeln, würdest du dir nicht die Zeit nehmen, dich vorher auszuziehen, du dummer Junge“, sagte Sean. „Ich habe auch Tiger welche mitgebracht.“

„Krass.“ Connor drückte sich sein Shirt und seine Jeans an die Brust. „Ich bin froh, dass du sie ausgesucht hast und nicht Onkel Liam. Der Mann hat keinen Geschmack.“

„Ich höre dich laut und deutlich, Neffe.“ Liam schaute in den SUV, wo Tiger saß. „Was jetzt, Großer?“

„Jetzt bringen wir sie heim“, antwortete Tiger prompt. „Wo sie hingehört.“

Liam nagte an seiner Unterlippe, und Carly hatte Mitleid mit ihm. Das würde schwierig werden. Tiger sollte es eigentlich selbst nicht geben – man hatte alle Aufzeichnungen über ihn gelöscht, als man Area 51 dichtgemacht hatte. Ja, er arbeitete verdeckt für die Shifterbehörde, allerdings wussten nur wenige Menschen außer Walker um ihn. Es würde schwierig werden, eine weitere halsbandlose Shifterin, die zufällig auch noch Tigers halbwahnsinnige Tochter war, unauffällig in der Shiftertown unterzubringen.

Aber wenn das jemandem gelingen konnte, dann Liam und Dylan, dachte Carly müde und doch voller Vertrauen. Sie hatten schon für all ihre Shifter große Wunder vollbracht.

Liam straffte die Schultern. „Alles klar“, antwortete er, trat einen Schritt zurück und schlug die Tür zu.

Connor, der inzwischen bekleidet war, setzte sich auf den Beifahrersitz und drehte sich um. Um die hohe Rückenlehne herum sprach er das Tigermädchen an. „Wie heißt du?“, fragte er.

Sie schaute ihn verständnislos an. Auch Tiger hatte keinen Namen gehabt, als er zu ihnen gestoßen war. Carly hatte ihn Tiger genannt, und dabei war es geblieben.

„Sie wird sich einen aussuchen“, sagte Carly. „Aber das eilt nicht.“

Walker glitt auf den Fahrersitz, schloss die Tür und steckte den Schlüssel ins Zündschloss.

„Ist das deiner?“, fragte Carly überrascht. „Ich habe dich ihn noch nie fahren sehen.“

„Ich benutze ihn manchmal dienstlich“, antwortete Walker, während er den Rückspiegel einstellte.

„Woher wusstet ihr überhaupt, wo ihr uns finden würdet?“, fuhr Carly fort. „Nicht, dass ich nicht wirklich froh wäre, dass ihr uns aufgespürt habt.“

Dylan, der an Walkers Fenster getreten war, antwortete ihr. „Ich habe einen Peilsender an meinem Pick-up. Falls Connor ihn sich ausleiht und aus Versehen zu fragen vergisst.“

Connor wirkte kein bisschen verlegen. „Was für ein Glück, nicht wahr?“

Die Soldaten, die das Tigermädchen bewacht hatten, machten sich an den Abstieg. Sie hielten sich für den Augenblick hinter Walkers Männern, doch Carly rutschte besorgt auf ihrem Sitz umher.

„Können wir losfahren, Walker?“, fragte sie.

Das Tigermädchen hob den Kopf, als sie Carlys Ungeduld spürte. Sie sah die Männer kommen und riss ängstlich die Augen auf. „Apúrate!“, rief sie und schleuderte Walker dann eine Reihe von Worten entgegen, die Carly nichts sagten.

„Verdammt“, entfuhr es Connor, dem vor Überraschung der Mund offen stehen blieb. „Sie kann sprechen.“

Das Tigermädchen winkte Walker zu und wurde immer aufgeregter, während Worte aus ihrem Mund erklangen.

„Spanisch“, erkannte Carly, während Walker ohne Eile ausparkte und zurück auf die asphaltierte Straße fuhr. „Hm. Wie sind wir eigentlich darauf gekommen, dass sie nur Englisch sprechen könnte?“

Tiger zuckte die Achseln. „Weil das bei mir so ist?“

„Aber es ergibt natürlich Sinn.“ Carly schnallte sich an. Sie überlegte, ob sie dem Tigermädchen Sicherheitsgurte erklären sollte, gab es jedoch auf, als die junge Frau sich gegen Tiger sinken ließ und die Augen schloss. „Jemand muss sie gefüttert und versorgt haben. Wenn diese Leute Spanisch gesprochen haben, hat sie es von ihnen gelernt. Alle Kinder lernen Sprachen, indem sie Erwachsenen zuhören. Hätten ihre Pfleger Norwegisch gesprochen, hätte sie das gelernt.“

Carly war ziemlich stolz auf sich und diese Schlussfolgerung. Connor strahlte sie an, dann drehte er sich auf seinem Sitz wieder um, während Walker den Hügel hinunterfuhr.

Sie kamen an Tysons Streifenwagen vorbei, in dem er Carly mitgenommen hatte, dann an Dylans Pick-up, der direkt dahinter stand. Carly hoffte, Kirk würde sich um Tyson kümmern, und dieser würde nicht zu viel Ärger bekommen. Er war ein netter Kerl.

Tiger begann, dem Tigermädchen Dinge auf Spanisch zuzumurmeln. Carly sprach nur ein paar Worte dieser Sprache, aber Tiger lernte Fremdsprachen superschnell. Hätte die junge Frau Isländisch gesprochen, er hätte ihr jetzt auf Isländisch versprochen, alles würde gut werden.

Das Tigermädchen entspannte sich in seinem Arm, und Carly konnte sich der Wirkung von Tigers beruhigender Stimme nicht entziehen.

Die lange Nacht, Carlys Besorgnis, Entsetzen und Angst, die Überraschung und die heftigen Gefühle nach dem Aufspüren des Tigermädchens brachen über ihr zusammen. Sie war sich immer noch nicht sicher, wer all die Soldaten gewesen waren und wie die Sache mit ihnen letztlich ausgegangen war, doch das würde sie Dylan und seinen Söhnen überlassen. Sie kannten sich mit so etwas aus. Im Augenblick fuhr Walker sie, Tiger, Connor und das Tigermädchen nach Hause.

Nach Hause – zu Seth, an den Ort, an dem sich Carly wohlfühlte.

Zum Klang der Stimme ihres Gefährten schlummerte Carly ein, in den Schlaf gewiegt von den sanften Bewegungen des SUVs auf den gewundenen Straßen.