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Es gab Momente, überlegte Ba’kif abwesend, in denen es gut war, von der relativen Stabilität der Chiss-Aszendenz aus in das Chaos hinauszublicken. So lernte man zu schätzen, was die Aszendenz war und was sie bedeutete: Ordnung und Wachsamkeit, Sicherheit und Macht, Licht und Kultur und Glanz. Eine Insel der Ruhe inmitten der verschlungenen Hyperraumrouten und den ständig wechselnden Handelsstraßen, die das Reisen und den Handel für all jene dort draußen behinderten oder ganz unmöglich machten.

Wenn man den Legenden glaubte, war das Chaos nicht immer so gewesen wie heute. Einst, im Morgengrauen des Raumfahrtzeitalters, sollte das Reisen zwischen den Sternen so einfach gewesen sein wie heute das Reisen innerhalb der ­Aszendenz. Doch dann, vor vielen Jahrtausenden, hatte eine Reihe von Supernova-Explosionen in der Region gewaltige Trümmermassen mit unglaublicher Wucht zwischen den Sternen hin und her geschleudert, und viele von ihnen waren mit Asteroiden oder ganzen Welten kollidiert, während andere nahezu mit Lichtgeschwindigkeit in Sterne hineingerast waren und neue Supernovae erschaffen hatten. In Kombination mit starken elektromagnetischen Strömen hatte die Bewegung dieser ungeheuren Masse die Hyperraumrouten unwiederbringlich ­verzerrt. Sprünge über mehr als ein paar Sternsysteme hinweg waren seitdem ebenso schwierig wie gefährlich.

Doch diese Instabilität war ein zweischneidiges Schwert. Die Einschränkungen, die die Raumfahrt behinderten und sie so gegen Invasionen von außen schützten, verlangsamten auch die Gewinnung und den Fluss von Informationen – einschließlich Informationen über die Gefahren, die dort draußen in der Dunkelheit lauerten, über verborgene Welten und Tyrannen, die nach Eroberung oder Zerstörung trachteten.

Und nun hatte einer dieser Tyrannen es offenbar auf die Aszendenz abgesehen.

»Sind Sie sicher, dass das der richtige Kurs ist?«, fragte er die junge Frau an den Kontrollen des Shuttles.

»Ja, General, das bin ich«, sagte sie. Ein Schatten beherrschten Schmerzes huschte über ihr Gesicht. »Ich gehörte zu der Mannschaft, die es gefunden hat.«

Ba’kif nickte. »Natürlich.« Es folgte kurzes Schweigen, ein Moment, währenddessen sie zu den fernen Sternen hinausstarrten …

»Da«, rief die Frau plötzlich. »Zehn Grad Steuerbord.«

»Ich sehe es«, nickte Ba’kif. »Bringen Sie uns längsseits.«

»Jawohl, Sir.«

Ba’kif starrte aus dem Cockpitfenster, während sich ihr Schiff stetig näher heranschob, und sein Magen zog sich zusammen. Es war eine Sache, Holos und Aufzeichnungen eines zerstörten Flüchtlingsschiffes zu sehen; persönlich mit der brutalen Realität konfrontiert zu werden, war etwas vollkommen anderes.

Neben Ba’kif richtete sich Senior-Captain Thrawn auf. »Das waren keine Piraten«, sagte er.

»Was macht Sie da so sicher?«, fragte Ba’kif.

»Das Muster der Einschüsse. Die Angreifer wollten das Schiff zerstören, nicht fluguntauglich machen.«

»Vielleicht haben sie es beschossen, nachdem sie es geplündert hatten.«

»Unwahrscheinlich«, entgegnete Thrawn. »Der Einschusswinkel der meisten Treffer deutet auf einen Angriff von hinten hin.«

Ba’kif nickte. Er war bei seiner Analyse derselben Logik gefolgt, und sie hatte ihn zu derselben Schlussfolgerung geführt.

Und zu einer wichtigen, schrecklichen Tatsache.

»Kommen wir zur offensichtlichen Frage«, sagte er. »Gibt es einen Zusammenhang zwischen diesem Schiff und denen, die vor zwei Tagen Csilla angegriffen haben?«

»Nein«, antwortete Thrawn ohne Zögern. »Ich sehe in Muster und Stil keine Verbindung zwischen ihnen.«

Erneut nickte Ba’kif. Auch das hatte er selbst schon geschlussfolgert. »Dann könnte es also sein, dass die beiden Zwischenfälle nichts miteinander zu tun haben?«

»Falls ja, dann wäre es ein interessanter Zufall«, sagte Thrawn. »Ich halte es für wahrscheinlicher, dass der Angriff auf Csilla ein Manöver war, um unsere Aufmerksamkeit von diesem Ereignis hier fortzulenken.«

»Das sehe ich auch so«, stimmte Ba’kif zu. »Und wenn man den Preis dieses Ablenkungsmanövers bedenkt, will jemand unbedingt verhindern, dass wir uns dieses Schiff genauer ansehen.«

»In der Tat«, erwiderte Thrawn nachdenklich. »Ich frage mich, warum sie das Wrack zurückgelassen haben, anstatt es vollständig zu zerstören.«

»Das kann ich Ihnen beantworten, Sir«, meldete sich die Pilotin zu Wort. »Ich war auf dem Patrouillenschiff, das den Angriff entdeckt hat. Wir waren zu weit entfernt, um einzugreifen oder genauere Sensordaten zu sammeln, aber der Angreifer bemerkte uns, und er hat wohl entschieden, dass er es nicht auf eine Konfrontation ankommen lassen wollte. Als wir den Ort des Geschehens erreichten, waren sie bereits in den Hyperraum entkommen.«

»Wir wussten also schon von dem Angriff«, fügte Ba’kif an. »Dann diente das Ablenkungsmanöver wohl eher dazu, uns die Sache vergessen zu lassen.«

»Zumindest, bis mehr Zeit vergangen wäre«, sagte Thrawn. »Was schätzen Sie, General? Wie lange?«

Ba’kif schüttelte den Kopf. »Unmöglich zu sagen. Aber wenn ich bedenke, wie empört das Syndicure über den Angriff auf Csilla ist, würde ich sagen, dass sie der Flotte noch mindestens drei oder vier Monate Druck machen werden, die Schuldigen zu finden. Vorausgesetzt natürlich, dass wir sie nicht schon früher identifizieren.«

»Das werden wir nicht«, entgegnete Thrawn. »Nach den Aufzeichnungen des Angriffs zu urteilen handelte es sich bei den Schiffen um völlig veraltete Modelle. Ich bezweifle, dass sie große Ähnlichkeit mit den Schiffen haben, die die Hintermänner tatsächlich benutzen.«

Ba’kif lächelte grimmig. »Ein klein wenig Ähnlichkeit würde schon reichen.«

»Vielleicht.« Thrawn deutete auf das zerstörte Schiff. »Ich nehme an, wir gehen an Bord?«

Ba’kif blickte die Pilotin an. Ihr Gesicht war angespannt, die Haut um ihre zusammengekniffenen Augen von tiefen Linien durchzogen. Sie war schon einmal an Bord gewesen, und es war ihr deutlich anzusehen, dass sie keine Lust auf einen zweiten Besuch hatte. »Ja«, sagte er. »Nur wir beide. Die Shuttle-Mannschaft wird hierbleiben und die Augen offen halten.«

»Ich verstehe«, nickte Thrawn. »Mit Ihrer Erlaubnis werde ich die Schutzanzüge vorbereiten.«

»Nur zu«, sagte Ba’kif. »Ich komme gleich nach.«

Er wartete, bis Thrawn gegangen war. »Ich nehme an, Sie haben alles so belassen, wie Sie es vorgefunden haben?«, wandte er sich dann an die Pilotin.

»Ja, Sir«, antwortete sie. »Aber …«

»Ja?«, drängte Ba’kif.

»Warum wollen Sie, dass wir es hierlassen, anstatt es für eine genauere Untersuchung nach Csilla zu schleppen?«, fragte sie. »Ich wüsste nicht, welchen Unterschied es macht.«

»Sie werden sich noch wundern«, sagte Ba’kif. »Und ich mich vermutlich auch.«

Er blickte zu der Luke, durch die Thrawn verschwunden war. »Zumindest hoffe ich es.«

Ba’kif hatte die Holos gesehen, die das Patrouillenschiff an das Syndicure auf Csilla und das Expansionskommando auf Naporar geschickt hatte.

Doch die Realität war viel schlimmer als diese Bilder.

Zerstörte Konsolen. Ausgebrannte Datenspeicher und Module. Zerschmetterte Sensoranlagen und Analysekapseln.

Und Leichen. Jede Menge Leichen.

»Das war kein Frachter.« Thrawns Stimme hallte leise aus Ba’kifs Helmlautsprecher. »Sondern ein Flüchtlingsschiff.«

Er nickte wortlos. Erwachsene, Greise, Kinder – die ganze Bandbreite war vertreten.

Allesamt mit brutaler Effizienz abgeschlachtet.

»Was hat die Analyse der Flotte ergeben?«, wollte Thrawn wissen.

»Nicht viel«, gestand Ba’kif. »Wie Sie bereits bemerkten, ­entspricht das Schiff keinem Bautyp, mit dem wir es schon einmal zu tun hatten. Der Nukleincode der Opfer ist auch nicht in unseren Datenbanken verzeichnet. Der Größe des Schiffes nach zu schließen kann es nicht allzu weit gereist sein, aber es gibt jede Menge Planetensysteme und Territorien im Chaos, die wir nie besucht haben.«

»Und die körperlichen Merkmale?« Thrawn machte eine umfassende Handbewegung.

»Schwer zu bestimmen.« Ba’kif musste unwillkürlich schaudern. Die Explosivgeschosse der Angreifer hatten nur wenig übrig gelassen, womit die Rekonstruktionsexperten etwas anfangen konnten. »Ich hatte gehofft, Sie könnten anhand der Überreste vielleicht ein paar Schlussfolgerungen ziehen.«

»Ein paar Dinge sind mir aufgefallen«, sagte Thrawn. »Der Aufbau des Schiffes lässt Rückschlüsse auf gewisse Aspekte ihrer Kultur zu. Und ihre Kleidung scheint auch sehr eigentümlich zu sein.«

»Inwiefern?«, fragte Ba’kif. »Das Material? Der Schnitt? Die Farben?«

»All das – und mehr«, antwortete Thrawn. »Diese Elemente zeichnen ein Bild. Ein Muster, das sich in meinem Kopf formt.«

»Können Sie es vielleicht in Worte fassen?«

Thrawn drehte sich um, und hinter seiner Gesichtsscheibe konnte Ba’kif ein trockenes Lächeln erkennen. »General«, sagte der Senior-Captain. »Glauben Sie mir, könnte ich all das einfach niederschreiben, würde ich es tun.«

»Ich weiß«, sagte Ba’kif. »Es würde uns allen die Sache leichter machen.«

»Vermutlich«, stimmte Thrawn zu. »Aber seien Sie versichert, ich werde diese Wesen erkennen, wenn ich sie sehe. Ich nehme an, Sie möchten den Startpunkt des Schiffes ermitteln?«

»Unter normalen Umständen wäre das mein Hauptziel«, erwiderte Ba’kif. »Aber bei all der Empörung und der Verunsicherung im Syndicure bezweifle ich, dass wir einen Kampfverband von der Verteidigungsflotte abrufen können.«

»Ich wäre auch bereit, allein zu gehen.«

Ba’kif nickte. Er hatte bereits erwartet, dass Thrawn sich ­freiwillig melden würde. Falls es etwas gab, was dieser Mann ­genoss, dann, Mysterien nachzujagen und Rätsel zu entwirren. Seine einzigartige Gabe, Zusammenhänge zu erkennen, die sich anderen entzogen – und die Tatsache, dass ein großer Teil der Aristokra es genießen würde, ihn weit, weit fortzuschicken –, machte ihn zum perfekten Kandidaten für die Aufgabe.

Doch so einfach war es leider nicht.

»Ich bräuchte ein Schiff mit entsprechender Ausrüstung für eine solche Mission«, fuhr Thrawn fort, während er sich in dem Wrack umsah. »Die Springhawk wäre hervorragend geeignet.«

»Ich dachte mir schon, dass Sie das sagen würden«, brummte Ba’kif säuerlich. »Sie wissen, dass man Ihnen dieses Schiff nicht grundlos weggenommen hat, oder?«

»Natürlich«, antwortete Thrawn. »Supreme Admiral Ja’fosk und der Rat waren mit meinem Einsatz gegen die Vagaari-Piraten unzufrieden. Aber in der Zwischenzeit ist ihr Ärger doch sicherlich verflogen.«

»Vielleicht«, sagte Ba’kif ausweichend. »Nun … sagen wir ­einfach, Sie stehen bei den anderen Konzillaren in einem sehr zweifelhaften Ruf.« Es stimmte: Offiziell waren Thrawns Ak­tionen der Grund, warum ihm der Hierarchenrat der Expan­siven Verteidigungsflotte das Kommando über die Springhawk entzogen hatte. Das schloss neben seinen nicht autorisierten Schritten ­gegen die Piraten auch den Tod von Syndic Mitth’ras’­safis mit ein – und den Verlust wertvoller fremder Technologie.

Inoffiziell waren jedoch ganz andere Faktoren im Spiel. Thrawns erfolgreicher Einsatz – ob die Aristokra ihn nun guthießen oder nicht – hatte dem Namen Springhawk zu unerwartetem Ruhm verholfen, und die Ufsa-Familie hatte entschieden, dass nun einer der Ihren das Schiff kommandieren sollte. Ein stiller Antrag im Rat, vermutlich noch ein paar geflüsterte Versprechen und Zusicherungen, und Thrawn war seinen Posten los gewesen.

Natürlich verstieß das alles gegen das Protokoll, denn eigentlich sollten die Aristokra keinerlei Einfluss auf militärische ­Angelegenheiten nehmen. Aber das hieß nicht, dass dem auch immer so war.

Letztlich lief es auf Folgendes hinaus: Thrawn hatte die Situation rein oberflächlich betrachtet und wie immer die politischen Details übersehen.

Trotzdem, das hier könnte eine gute Gelegenheit sein, die ­zivilen Anführer der Aszendenz daran zu erinnern, dass der Rat und nicht das Syndicure über das Militär gebot. Die Syndics hatten Thrawn die Springhawk weggenommen; vielleicht war es Zeit, dass der Rat sie ihm zurückgab. »Ich werde sehen, was ich tun kann«, sagte Ba’kif. »Das Schiff soll eigentlich in ein paar ­Tagen an Admiral Ar’alanis Vergeltungsangriff auf Paataatus teilnehmen, aber danach sollte es möglich sein, Sie wieder zum Kommandanten zu machen.«

»Glauben Sie wirklich, die Paataatu sind für den Angriff auf Csilla verantwortlich?«

»Ich? Nein«, antwortete Ba’kif. »Und die meisten Konzillare ebenso wenig. Aber einer der Syndics hat da diese Theorie präsentiert, und die anderen freunden sich schnell damit an. Sei’s drum. Die Paataatu haben wieder an den Randgebieten der ­Aszendenz herumgestochert – eine kleine Bestrafung war also ohnehin nötig.«

»Ich schätze, das ist vernünftig«, sagte Thrawn. »Aber anstatt auf das Ende dieser Operation zu warten, würde ich lieber schon vor dem Angriff an Bord gehen. Nicht zwangsläufig als Kommandant, sondern um die Mannschaft zu beobachten und zu bewerten.«

»Das lässt sich vielleicht einrichten«, nickte Ba’kif. »Aber andererseits … Warum eigentlich nicht als Kommandant? Ich werde Ar’alani darauf ansprechen. Mal sehen, ob sie einverstanden ist.«

»Danke«, sagte Thrawn. »Ich nehme an, man wird mir für meine Nachforschungen auch eine Himmelsläuferin zur Seite stellen?«

»Wahrscheinlich«, erwiderte Ba’kif. Das Himmelsläufer-Korps konnte dieser Tage nicht viele Leute entbehren, aber da sie nicht wussten, wie weit Thrawns Nachforschungen ihn führen würden, wäre es unklug, seine Reise durch Dutzende Mikrosprünge in die Länge zu ziehen. »Ich werde nachsehen, wer zur Verfügung steht, sobald wir zurück auf Naporar sind.«

»Danke.« Thrawn deutete nach achtern. »Ich vermute, die Angreifer haben auch im Maschinenraum und in den Vorrats­abteilen keine Hinweise hinterlassen.«

»Abgesehen von ein paar zerfetzten Leichen? Nein«, antwortete Ba’kif grimmig.

»Nichtsdestotrotz würde ich mir diese Bereiche gerne ansehen.«

»Natürlich«, sagte Ba’kif. »Hier entlang.«

Einen langen Moment starrte Mid-Captain Ufsa’mak’ro die Befehle auf dem Questis an, den ihm sein Erster Offizier gerade gereicht hatte.

Nein. Nicht sein Erster Offizier. Senior-Commander Plikh’ar’illmorf war jetzt Senior-Commander Mitth’raw’nuruodos Offizier. Und auch nicht mehr der Erste, sondern nur noch der Zweite.

Denn Samakro selbst war zu Thrawns Erstem Offizier bestimmt worden.

Er blickte von dem Questis zu dem Mann auf, der steif vor ihm stand. Kharill kochte vor Wut, auch wenn er vermutlich glaubte, dass er seine Emotionen verbarg. »Haben Sie eine Frage, Senior-Commander?«, fragte Samakro leise.

Kharills Brauen zuckten unmerklich. Offenbar hatte er erwartet, dass der Captain der Springhawk ebenso wütend über die unerwarteten Befehle sein würde wie er selbst. »Weniger eine Frage, Sir. Eher eine Anmerkung«, sagte er mit angespannter Stimme.

»Lassen Sie mich raten.« Samakro hielt den Questis hoch. »Sie sind empört, dass man mir mein Schiff weggenommen und es dem Kommando von Senior-Captain Thrawn unterstellt hat. Sie fragen sich: Sollen wir einzeln oder gemeinsam Protest einlegen, und welche unserer Familien soll zuerst benachrichtigt werden? Sie sind der Auffassung, wir sollten uns zudem bei Admiral Ar’alani, Supreme Admiral Ja’fosk und dem Rat des Verteidigungskommandos beschweren – vermutlich in dieser Reihenfolge – und ihnen erklären, wie töricht und gefährlich es ist, im Vorfeld einer Schlacht die Hierarchie an Bord zu verändern. Und Sie finden, dass wir unserem Missfallen Ausdruck verleihen sollten, indem wir Thrawns Befehle so widerwillig wie nur möglich ausführen. Trifft das in etwa zu?«

Kharills Mund war bereits bei Samakros zweitem Satz auf­geklappt, und jetzt hing er weiter offen, als Samakro es je zuvor gesehen hatte. »Äh … ja, Sir, das trifft zu«, brachte Kharill hervor.

»Tja«, erklärte Samakro, nachdem er ihm den Questis zurückgegeben hatte, »da ich das nun aber schon alles gesagt habe, gibt es keinen Grund, warum sie es wiederholen sollten – egal, vor wem. Kehren Sie an Ihre Station zurück und bereiten Sie den Kommandowechsel vor.«

Kharill schluckte sichtbar, aber er nickte. »Ja, Sir«, sagte er, während er sich zum Gehen wandte.

»Eines noch«, rief Samakro ihn zurück.

»Sir?«

Samakros Augen wurden schmal. »Sollte ich je sehen, dass Sie einen Befehl – egal, von wem  – verweigern oder eine Anweisung nur halbherzig oder mit Verzögerung ausführen, dann werde ich Sie persönlich dem Rat melden. Haben Sie das verstanden?«

»Ich habe verstanden, Sir«, presste Kharill zwischen steifen Lippen hervor.

»Gut«, nickte Samakro. »Weitermachen.«

Er blickte Kharill nach, als der Offizier durch den Korridor zur Brücke der Springhawk marschierte. Hoffentlich hatte er den jüngeren Mann motiviert, dem neuen Kommandanten gegenüber zumindest Enthusiasmus vorzugaukeln.

Und Samakro stellte besser sicher, dass er ebensolchen Enthusiasmus vortäuschte und sich seine wahren Gefühle nicht anmerken ließ.

Denn in Wirklichkeit brodelte es in ihm. Vor Wut. Vor Empörung. Vor Enttäuschung. Wie konnten der Rat und Supreme ­Admiral Ja’fosk es wagen , ihm und der Springhawk so etwas anzutun? Dass Supreme General Ba’kif ein verklärtes Bild von Thrawn hatte, war weithin bekannt, aber von Ja’fosk hätte er mehr erwartet.

Trotzdem: Er hatte seine Befehle, und dagegen zu protestieren, wie Kharill es gerne täte, würde nichts bewirken, außer ein ohnehin schon schwelendes Feuer noch weiter anzufachen. Also würde Samakro seine Arbeit machen und dafür sorgen, dass die anderen Offiziere und Krieger an Bord das Gleiche taten.

Und er würde beten, dass der politische Schlamassel, in den Thrawn sie zweifelsohne hineinmanövrieren würde, ihnen nicht allen das Genick brach.