8

»Interessant«, bemerkte Supreme General Ba’kif, als er seinen Questis beiseitelegte. Er hatte den Bericht zweimal gelesen, das hatte Ar’alani an den Bewegungen seiner Augen erkannt. Entweder er versuchte, möglichst viele Informationen herauszupicken, oder er wollte Zeit schinden, während er sich überlegte, was er dazu sagen sollte. »Ihnen ist hoffentlich klar, dass es gegen unsere Vorschriften verstößt, ein fremdes Schiff zu stehlen, ganz gleich, unter welchen Umständen.«

»Die nikardunischen Schiffe haben uns angegriffen«, erwiderte Thrawn. »Es gibt kein Gesetz, das sagt, dass wir uns nicht verteidigen dürfen.«

»Sicher«, brummte Ba’kif. »Und hätten Sie das verfluchte Schiff zu Klump geschossen, würde sich auch niemand daran stören. Aber es zu entführen ?« Er schüttelte den Kopf. »Und Sie, Admiral. Ich weiß, Sie und Thrawn kennen sich schon lange, aber ich bin ein wenig verwirrt, dass Sie sich willentlich an dieser Aktion beteiligt haben.«

»General, ich habe extra noch einmal die Vorschriften überprüft, bevor ich auf Captain Thrawns Vorschlag einging«, sagte Ar’alani. Innerlich hielt sie den Atem an. »Ich konnte keinen Hinweis darauf finden, dass die Gefangennahme eines Angreifers einen Gesetzesverstoß darstellt.«

»Wenn wir mit diesem Angreifer nicht im Krieg stehen, könnte man es aber in die Nähe eines Erstschlages rücken«, brummte Ba’kif. »Und ich bin sicher, viele Mitglieder der Aristokra werden die Sache genau so interpretieren, wenn sie davon erfahren. Einige könnten sogar verlangen, dass wir das Schiff zurückgeben.«

»Ohne seine Mannschaft?«, warf Thrawn ein. »Das würde nicht gut aussehen.«

Ar’alani schluckte hart. Nein, das würde wirklich nicht gut aussehen, vor allem, da die nikardunische Mannschaft Mas­senselbstmord begangen hatte, noch bevor die Chiss-Entermannschaft einen Weg an Bord gefunden hatte. Zuerst hatte Ar’alani gehofft, dass es zumindest eine Kombination aus Mord und Selbstmord gewesen wäre – dass die Offiziere ihre Krieger erschossen hätten, bevor sie sich selbst töteten. Das hätte zumindest darauf hingedeutet, dass nur ein paar Nikardun derart ­fanatisch waren. Doch das medizinische Team hatte festgestellt, dass sie alle durch ihre eigene Hand den Tod gefunden hatten.

Was für eine Macht hatte dieser Yiv der Wohlwollende über seine Leute, dass sie freiwillig zu solch brutalen Extremen griffen.

»Allerdings«, nickte Ba’kif. »Nun, bis die Syndics beschließen, die Gesetze genauer auszuformulieren, können wir wohl behaupten, dass wir uns in einer Grauzone befinden.« Er tippte seinen Questis an. »Wenden wir uns also dem Nest von Mörderwespen zu, in dem sie da herumgestochert haben.«

»Sie wissen offensichtlich viel über die Aszendenz«, sagte Thrawn grimmig. »Und sie sind so von ihrer eigenen Stärke überzeugt, dass sie praktisch auf unserer Türschwelle ein Flüchtlingsschiff zerstört haben.« Er deutete auf den Questis. »Und es sieht aus, als würden sie sich bereits an unseren Grenzen breitmachen.«

Ba’kif schnaubte und starrte den Questis an, als könnte er die Daten durch schiere Willenskraft in etwas weniger Besorgniserregendes verwandeln. »Sind Sie sicher, dass sie Kontakt mit dem Lioaoi-Regime hatten?«, fragte er. »Ich habe mir all Ihre Querverweise angesehen, aber ich muss gestehen, ich habe keine Ahnung, was Sie da gesehen haben wollen.«

»Die Hinweise sind subtil«, erklärte Thrawn. »Aber sie sind da.«

»Was wir nicht wissen«, ergriff Ar’alani das Wort, »ist, ob sie direkten Kontakt mit der Hauptwelt der Lioaoi hatten oder ob sie lediglich ein paar Kunstwerke und künstlerische Einflüsse aufgeschnappt haben.«

»Genau deswegen müssen wir ihre Hauptwelt aufsuchen«, sagte Thrawn. »Ich muss einen Eindruck von der Situation vor Ort gewinnen, und das ist allein mithilfe der Analyse von Übertragungen oder der Berichte Dritter nicht möglich.«

»Sie wissen, was das Syndicure sagen wird, wenn wir irgendjemanden zum Lioaoi-Regime schicken«, warnte Ba’kif. »Geschweige denn Sie beide.«

»Darum möchten wir die Sache auch geheim halten«, er­widerte Ar’alani. »Das Expansionskommando genießt bei der Erfüllung seiner Pflicht schließlich ein gewisses Maß an Flexibilität.«

»Aber ich bin nicht länger direkt für das Expansionskommando zuständig«, erinnerte Ba’kif sie, bevor er sich beinahe wehmütig in seinem neuen Büro umblickte.

Ar’alani konnte ihn verstehen. Dieses Büro war zwar größer als sein altes im Hauptquartier der Expansiven Verteidigungsflotte auf Naporar, wie es sich für einen der höchstrangigen Generäle der Aszendenz gehörte …

… aber dieses Büro lag auf Csilla, was bedeutete, dass es nicht nur unter der gefrorenen Oberfläche des Planeten lag, sondern auch lediglich einen Steinwurf vom Syndicure und dem Rest der Regierungsorgane entfernt.

Und nur weil die Aristokra sich offiziell nicht in militärische Angelegenheiten einmischen durfte, hieß das nicht, dass sie keine Kritik üben konnte.

»Sie haben das übergeordnete Kommando über das Flottenpersonal«, betonte Thrawn. »Eine Anweisung von Ihnen würde sicher nicht ignoriert werden.«

»Die Springhawk wird gerade repariert, aber wir könnten die Vigilant nehmen«, fügte Ar’alani an. »Thrawn könnte als Offizier oder auch nur als Passagier an Bord kommen und sich unauffällig bei den Lioaoi umsehen.«

Ba’kif seufzte. »Sie wissen, was gewisse Syndics von Ihrer Definition von unauffällig halten.« Er blickte auf seinen Tischmonitor hinab und stieß geräuschvoll den Atem aus. »Und wie der Zufall es will – falls es wirklich Zufall ist –, sind zwei dieser Syndics gerade vor meinem Büro erschienen.«

Im ersten Moment wollte Ar’alani den General drängen, die beiden nicht hereinzulassen. Aber es wäre eine sinnlose Geste gewesen. Offensichtlich hatte jemand sie und Thrawn auf dem Weg hierher gesehen – diese Syndics würden sich nicht abwimmeln lassen, nicht mal, wenn der Supreme General der Expansiven Verteidigungsflotte sie persönlich fortschickte.

Gewaltenteilung und Nichteinmischung hin oder her, sie würden nicht um eine Konfrontation mit diesen Syndics herumkommen. Also konnten sie es ebenso gut gleich hinter sich bringen.

Ba’kif war augenscheinlich zur selben Schlussfolgerung gelangt: Er drückte eine Taste, und die Tür glitt auf. »Willkommen, Syndics«, sagte er abgehackt, während sich die drei Offiziere von ihren Plätzen erhoben. »Was kann ich für Sie tun?«

Ar’alani drehte sich zu den Neuankömmlingen herum. Als Erster trat Mitth’urf’ianico ein, einer der Syndics von Thrawns Familie. Das war eine beliebte Methode, wenn eine Familie dem Militär eine Botschaft schicken wollte – ein sanftes Zupfen an einem der Fäden im komplexen interfamiliären Geflecht der Aszendenz.

Dicht hinter ihm folgte Irizi’stal’mustro, einer der Syndics von Ar’alanis früherer Familie.

Ihre Augen wurden schmal. Das war nicht üblich. Thurfian mochte hier sein, um im Namen der Mitth Druck auf Ba’kif auszuüben, aber sie gehörte nicht länger zur Irizi-Familie, was bedeutete, dass Zistalmu keinen Grund hatte, mit dem General über sie zu sprechen.

Trotzdem hatte es natürlich eine symbolische Wirkung, die beiden nebeneinander zu sehen. Zwischen Irizi und Mitth herrschte eine verbitterte Rivalität; normalerweise würden Syndics dieser Familien Ba’kif allein sprechen wollen, nicht gemeinsam.

Ging es vielleicht darum? Hatten Thurfian und Zistalmu sich zusammengetan, um zu unterstreichen, wie groß das Missfallen angesichts Thrawns jüngster Taten war – selbst über Familiengrenzen hinweg?

»Guten Tag, General«, sagte Zistalmu mit einer angedeuteten Verbeugung vor Ba’kif, anschließend neigte er auch vor Ar’alani und Thrawn den Kopf. »Admiral; Senior-Captain. Ich hoffe, wir unterbrechen keine wichtige Besprechung.«

»Ich habe nur mit zweien der besten Offiziere der Expansiven Verteidigungsflotte über eine anstehende Mission gesprochen«, sagte Ba’kif.

»Wirklich?« Thurfian war so schlecht darin, Interesse vorzutäuschen, dass nicht mal ein Kind darauf hereingefallen wäre. »Ich nehme an, da einer dieser Offiziere Captain Thrawn ist, muss die Mission mit dem Bericht zu tun haben, der vor drei Tagen an das Syndicure weitergeleitet wurde.«

Ar’alani unterdrückte einen Fluch. Normalerweise blieben Berichte von der Flotte tage- oder wochenlang auf den Questis der Syndics abgespeichert, bevor irgendjemand sie durchlas – und selbst dann waren es in der Regel nur Adjutanten oder rangniedere Aristokra. Und im Moment sollten sich die Syndics ohnehin nur für Berichte interessieren, die mit dem Angriff auf Csilla zu tun hatten.

Doch aus irgendeinem Grund hatte Thrawns Name die Aufmerksamkeit dieser beiden Männer geweckt.

»Wir haben an diesem Tag mehrere Berichte weitergeleitet«, sagte Ba’kif. »Um welchen genau geht es?«

»Das wissen Sie doch«, sagte Zistalmu, und sein Blick wanderte zu Thrawn hinüber. »Das ungenehmigte Eindringen in ein fremdes System und der Angriff auf ein fremdes Schiff in besagtem System.«

»Zunächst einmal war der Einsatz der Springhawk im Rapacc-System nicht ungenehmigt«, konterte Ba’kif. »Wie Sie wissen, gab es einen Angriff am Rande des Dioya-Systems …«

»Einen Angriff gegen Angehörige einer fremden Spezies «, unterbrach ihn Zistalmu. »Und die Frage, wer den Angriff auf Csilla begangen hat – einen Angriff gegen Bürger der Aszendenz –, bleibt weiter unbeantwortet.«

»Wollen Sie etwa andeuten, dass die Flotte sich nicht auf mehrere Ermittlungen gleichzeitig konzentrieren kann?« Ba’kifs Tonfall wurde kühler.

»Mitnichten«, sagte Zistalmu. »Aber falls Captain Thrawn nur im Rapacc-System war, um Ermittlungen anzustellen, dann hat er seine Befugnisse durch diesen Angriff weit überschritten. Warum wurde bis heute kein Tribunal einberufen?«

»Die Springhawk wurde angegriffen«, erinnerte Ba’kif ihn. »Alle Schiffe der Flotte haben das Recht, sich angemessen zu verteidigen.«

»Innerhalb eines gewissen, klar definierten Rahmens«, warf Thurfian ein. »Aber wie gesagt, das ist eine Frage, die ein Tribunal beantworten sollte. Wir sind hier, um über diese angedachte Mission zu sprechen. Hat sie oder hat sie nicht mit dem Angriff im Rapacc-System zu tun?« Er warf Thrawn einen anschuldigenden Blick zu. »Sein Fiasko mit den Lioaoi ist uns noch allen lebhaft im Gedächtnis.«

»Ich habe es ebenso wenig vergessen«, erklärte Thrawn leise.

Ar’alani konnte die verborgene Scham in seiner Stimme hören. »Ich bin sicher, Sie sind nicht nur hier, um an alten Wunden zu kratzen«, sagte sie, um einen Teil des Feindbeschusses auf sich zu ziehen.

Sie hätte sich die Mühe sparen können. Thurfian warf ihr lediglich einen kurzen, undeutbaren Blick zu, ehe er sich wieder seinem Hauptziel widmete. »Uns interessiert nicht die Vergangenheit, sondern die Zukunft«, verkündete er. »Wir wissen, dass Sie auf einem illegal überführten Schiff lioaoische Gemälde oder Skulpturen oder etwas Derartiges gefunden haben wollen. Su­preme General, ich hoffe doch schwer, dass Sie nicht ernsthaft in Erwägung ziehen, Captain Thrawn auch nur in die Nähe des Lioaoi-Regimes zu lassen.«

»Warum nicht?«, fragte Ba’kif. »Die Lioaoi waren alles andere als unschuldig an dem, was damals passierte.«

Zistalmu stürzte sich auf die Worte wie ein Raubtier. »Dann wollen Sie ihn also zur Hauptwelt des Regimes schicken?«

»Ich glaube, dass die Nikardun ihren Einfluss auf das Lioaoi-Regime ausgeweitet haben«, erklärte Thrawn. »Wir müssen herausfinden, ob die Lioaoi vollkommen unterworfen wurden oder ob sie noch immer Gegenwehr gegen ihre Eroberer leisten.«

»Nichts davon ist von irgendwelchem Belang«, entgegnete Thurfian. »Was außerhalb unserer Grenzen geschieht, geht uns nichts an. Wie ich Ihnen bereits klarzumachen versuchte, als Sie sich das erste Mal in die Angelegenheiten dieser Region einmischten.«

»Und wenn die Nikardun die Aszendenz erreichen?«, fragte Thrawn.

»Falls die Nikardun die Aszendenz erreichen«, schnappte Thurfian.

»Genau«, nickte Zistalmu. »Ich muss schon sagen, Captain Thrawn. Jemand, der für sein taktisches Geschick so sehr gelobt wird wie Sie, sollte doch erkennen, dass sie uns längst angegriffen hätten, würden sie uns tatsächlich für ein verlockendes Ziel halten. Ich glaube eher, sie haben die Geschichten gehört, die man sich im Chaos über die Aszendenz erzählt, und sie haben beschlossen, sich besser nicht mit uns anzulegen.«

»Oder sie warten, bis sie genug kleinere Systeme übernommen haben, um uns zu besiegen«, warf Ba’kif ein.

»Na schön, sehen wir uns diese Möglichkeit mal etwas genauer an«, entgegnete Zistalmu. »Sie behaupten also, die Nikardun unterwerfen andere Spezies und erschaffen ein Imperium, richtig?«

»Wir haben Hinweise für derartige Aktivität gefunden, ja«, bestätigte Ba’kif.

»Aber um eine unterworfene Spezies zu kontrollieren, braucht man eine starke militärische Präsenz, oder etwa nicht?«

Ein bitterer Geschmack breitete sich in Ar’alanis Mund aus. Sie wusste, worauf Zistalmu hinauswollte.

Und Ba’kif offenbar ebenso. »Vielleicht nicht in dem Maße, wie Sie glauben«, erklärte der General. »Wenn der Widerstand gebrochen ist, reichen ein paar Schiffe und ein kleines Kontingent an Bodentruppen, um die Lage zu überwachen.«

»Insbesondere wenn sie Geiseln nehmen oder auf ähnliche Weise Druck ausüben«, fügte Ar’alani an.

»Fakt bleibt, dass sie Schiffe und Truppen einbüßen, je weiter sie sich in unsere Richtung bewegen«, beharrte Zistalmu. »Je länger sie warten, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie eine echte Bedrohung darstellen.«

Ba’kif schüttelte den Kopf. »So funktioniert das nicht immer.«

Es war ein gerechtfertigtes Argument, aber damit würde er nicht weiterkommen, das konnte Ar’alani bereits auf den Gesichtern der Syndics sehen.

»Wir werden noch ausreichend Zeit haben, uns über diesen Punkt zu unterhalten«, sagte Thurfian. »Da Captain Thrawns Schiff noch immer repariert wird und Admiral Ar’alanis Schiff für eine diplomatische Mission gebraucht wird, wird in nächster Zeit nämlich niemand zum Lioaoi-Regime fliegen.«

»Verzeihung?«, fragte Ba’kif, wobei er Ar’alani einen Blick zuwarf. »Was für eine diplomatische Mission?«

»Die Aszendenz entsendet einen neuen Botschafter nach Urch, der Hauptwelt der Urchiv-Ki«, antwortete Thurfian. »Da die Vigilant eines der berühmtesten Kriegsschiffe in der Flotte ist – und seine Kommandantin eine der besten Offiziere –, wurde beschlossen, dass sie Botschafter Boadil’par’gasoi an sein Ziel bringen sollen.«

»Ich verstehe«, brummte Ba’kif in frostigem Ton. »Und wann hatten Sie vor, mich über diese Entscheidung zu informieren?«

»Wir informieren Sie jetzt darüber, General«, sagte Zistalmu mit gleichförmiger Stimme. »Die Vigilant wird in drei Tagen aufbrechen.«

Ba’kif wandte sich zu Ar’alani um. »Können Sie so früh schon bereit sein?«

»Ja, General«, antwortete sie, wobei sie versuchte, sich ihre Wut nicht anmerken zu lassen. Dass das Syndicure zu solchen Mitteln griff, war unerhört.

Aber vielleicht hatten sie etwas Wichtiges übersehen. Die Reparaturen an der Springhawk sollten erst in zwei Wochen beendet sein, und offenbar glaubte Zistalmu, dass Thrawn bis dahin nichts unternehmen könnte. Aber der Großteil der Schäden an der Springhawk waren kosmetischer Natur, und als Captain könnte Thrawn das Schiff für einsatzbereit erklären, bevor diese oberflächlichen Makel behoben wären. Vielleicht könnte er sich schon zu einem zweiten verstohlenen Besuch beim Lioaoi-Regime davonschleichen, wenn die Vigilant in Richtung Urch aufbrach.

»Bedauerlicherweise wird Himmelsläuferin Ab’begh auf ­einem anderen Schiff benötigt«, fuhr Zistalmu fort. »Aber da die Springhawk ja fürs Erste im Dock liegt, werden wir Ihnen Himmelsläuferin Che’ri und Hüterin Thalias zuweisen, Captain.«

»Und Captain Thrawn wird Sie ebenfalls begleiten«, verkündete Thurfian. »Er hat schon einmal unter Ihnen gedient, und ich bin sicher, er kann sich auch auf dieser Mission nützlich machen.«

»Sicherlich freut er sich sogar über die Gelegenheit«, sagte Zistalmu mit einem schmalen, herablassenden Lächeln. »Soweit ich höre, sind die Kunstgalerien dort der ganze Stolz der Urchiv-Ki.«

Ar’alani unterdrückte ein Stöhnen. Dann hatten sie also doch nichts übersehen. »Da bin ich sicher«, sagte sie. »Es wird mir eine Ehre sein, ihn an Bord zu haben.«

Che’ri sog ruckhaft den Atem ein, und ihre Hand zuckte ein letztes Mal auf den Kontrollen, dann verschwand der Sternenwirbel vor dem Aussichtsfenster, und sie sah stattdessen nun einen blau-weißen Halbkreis vor einem sternbedeckten Hintergrund.

Sie hatten Urch erreicht.

Thalias linste verstohlen zu Thrawn hinüber, der gemeinsam mit Botschafter Ilparg hinter Ar’alanis Kommandosessel stand. Thrawn selbst war reglos und ruhig; Ilparg hingegen ballte und spreizte unermüdlich die Hände, wippte dabei leicht auf den Fußballen vor und zurück. Offenbar konnte er es kaum erwarten, seinen diplomatischen Dienst dort anzutreten. Dass die ­Vigilant unerwartet lange gebraucht hatte, um hierherzugelangen, konnte seine Ungeduld nur noch verstärkt haben.

Thalias trat hinter Che’ri und tätschelte sanft die verspannte Schulter des Mädchens, dann warf sie einen finsteren Blick in Richtung des griesgrämigen Botschafters. Che’ri hatte während des letzten Flugabschnitts eine zusätzliche Richtungsänderung einbauen müssen, und wegen dieses kleinen Umwegs war die ­Vigilant mit mehreren Stunden Verspätung im Urch-System eingetroffen. Soweit Thalias wusste, geschah so etwas ständig, und weder Ar’alani noch Thrawn hatten Che’ri in irgendeiner Form für die Verspätung verantwortlich gemacht – keine vernunftbegabte Person würde das tun.

Ilparg fiel leider nicht in diese Kategorie. Er war offensichtlich an die klar definierten Reiseparameter innerhalb der Aszendenz gewöhnt und schien nicht zu begreifen, dass der Begriff Chaos nicht einfach nur gewählt worden war, weil er einen so markanten Klang hatte.

Das machte ihn zu einem Trottel. Was ihn zu einem hassenswerten Trottel machte, war der Umstand, dass er seiner Kritik an Che’ri lautstark Luft gemacht hatte – direkt vor dem Mädchen. Letzte Nacht hatte Thalias zwei Stunden, ein gutes Abendessen und ein warmes Bad gebraucht, um Che’ri zu trösten, und danach hatte sie ihr gesamtes Repertoire an Schlafliedern abrufen müssen, ehe das Kind endlich eingeschlafen war.

»Und worauf warten wir jetzt noch?«, grollte Ilparg.

»Wir warten darauf, dass wir von der Raumkontrolle der Urchiv-Ki Erlaubnis bekommen, einen Shuttle zu starten«, erklärte Ar’alani.

»Das ist mir auch klar«, entgegnete Ilparg säuerlich. »Wäre es nicht besser, ich wäre bereits an Bord dieses Shuttles, wenn wir die Erlaubnis erhalten?«

»Geduld, Botschafter«, sagte Thrawn.

Thalias verzog das Gesicht. Sie bezweifelte, dass Ilparg positiv auf irgendeine Art von Beschwichtigungsversuch reagieren würde, aber ihn zu mehr Geduld anzuhalten war vermutlich das Schlechteste, was Thrawn hätte tun können.

»Ich hatte schon mehr als genug Geduld, Senior-Captain«, erklärte Ilparg mit einem eisigen Blick. »Jetzt hätte ich gerne Resultate. Offenbar haben sie uns nicht bemerkt. Also, warum kontaktieren Sie sie nicht ein zweites Mal und …«

»Dort.« Thrawn deutete auf den Schirm, der den Bereich hinter ihnen darstellte. »Sehen Sie es?«

»Ja«, murmelte Ar’alani. »Sind Sie sicher, dass es lioaoischen Ursprungs ist?«

Thalias stockte der Atem. Irgendetwas ging dort draußen vor sich. Und Ar’alanis und Thrawns Miene sowie Tonfall nach war es nichts Gutes.

»Nicht zu hundert Prozent, aber ich halte es für wahrscheinlich«, antwortete Thrawn. »Obwohl sich ihre Bauweise seit unserer letzten Begegnung verändert hat, kann ich genug Übereinstimmungen erkennen.«

»Was soll dieses Gerede über die Lioaoi?«, wollte Ilparg wissen. »Das hier ist Urch« – er warf Che’ri einen Blick zu –, »es sei denn, unsere Navigatorin hat uns schon wieder in die Irre geführt.«

Thalias atmete tief ein. Genug war genug. »Entschuldigen Sie, Botschafter, aber …«

»Hier ist Raumkontrolle von Urch«, drang plötzlich eine fremdartige Stimme aus den Brückenlautsprechern. Sie sprach Taarja, aber mit so starkem Akzent, dass man es nur mit Mühe verstehen konnte. »Chiss-Schiff keinen Shuttle starten. Wiederhole: Chiss-Schiff keinen Shuttle starten. Botschafter von Chiss nicht willkommen auf Urchiv-Ki. Nicht willkommen auf keinem Planeten von Urchiv-Ki.«

»Das kann nicht sein«, empörte sich Ilparg. »Es wurde ein Vertrag unterzeichnet … Das Syndicure hat ihn gebilligt.« Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Admiral Ar’alani, rufen Sie die Raumkontrolle und erklären Sie, dass ich mit einem ranghohen Mitglied des Turms zu sprechen verlange …«

»Ruhe«, schnappte Ar’alani. Sie starrte auf das taktische Display.

»Wie können Sie es wagen, in diesem Ton mit mir zu …«

»Ich sagte, Ruhe«, wiederholte Ar’alani. Sie wurde nicht lauter, trotzdem überkam Thalias beim Klang ihrer Worte ein eisiger Schauer.

Ilparg schien die Drohung in ihrer Stimme ebenfalls zu hören. Er hatte den Mund bereits zu einer Entgegnung geöffnet, aber nun klappte er ihn wieder zu.

»Was denken Sie?«, fragte Thrawn.

»Ich zähle acht Schiffe«, murmelte Ar’alani. »Die Lioaoi, sechs, die vermutlich den Urchiv-Ki gehören … und das da.«

»Eine nikardunische Fregatte«, sagte Thrawn.

»Das ist auch mein Verdacht«, nickte Ar’alani, und ihr Tonfall wurde grimmig. »Die übertrieben großen Aussichtsfenster auf der Brücke sind absolut unverkennbar. Die Frage ist nur: Haben sie die Urchiv-Ki bereits völlig unterworfen, oder befinden sie sich noch in der gleichen Belagerungsphase wie damals bei Paccosh?«

»Ich würde auf Letzteres tippen«, erwiderte Thrawn. »Doch solange sie bereit sind, General Yivs Befehle auszuführen, ist ihr exakter Status wohl irrelevant.«

»Wohl wahr«, brummte Ar’alani. »Aber falls sie vorhaben, uns zu zerstören, lassen sie sich ganz schön Zeit damit.«

»Uns zerstören ?«, keuchte Ilparg.

Thrawn ignorierte den Einwurf des Botschafters. »Sie haben keinen Grund zur Eile«, erklärte er. »Wir sind bereits zu tief im Gravitationsfeld des Planeten, um schnell entkommen zu können, und ihre Schiffe formen ein effektives Netzmuster hinter uns.«

»Für mich sieht es nach einem Vergeltungsschlag aus«, bemerkte Senior-Captain Wutroow.

»Interessant«, brummte Ar’alani. »Das wäre ziemlich ehrgeizig von ihnen.«

»Wofür wollen sie Vergeltung?«, wisperte Che’ri während sie Thalias mit großen Augen anblickte.

Thalias schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung.«

»Wir haben eines ihrer Patrouillenschiffe aufgebracht.« Thrawn drehte sich zu ihnen herum. »Captain Wutroow vermutet, dass die Nikardun nun im Gegenzug die Vigilant aufbringen wollen.«

Che’ris Schultermuskeln wurden steinhart unter Thalias Fingern. »Nein«, hauchte das Mädchen. »Sie … nein.«

»Keine Sorge«, sagte Ar’alani. Sie zögerte einen Moment, dann erhob sie sich von ihrem Kommandosessel und kam zur Navigationskonsole herüber. »Niemand macht dir irgendwelche Vorwürfe – dieser Teil des Chaos ist besonders tückisch. Mich interessiert nur, wie eng sie uns eingeschnürt haben.«

»Mit anderen Worten«, fügte Thrawn hinzu, als er neben Ar’alani trat, »welches ist der schnellste und leichteste Fluchtvektor, der uns von hier fortbringen kann?«

»Nimm dir Zeit und denk genau nach, Che’ri«, sagte Thalias. »Die richtige Antwort zu geben ist wichtiger, als schnell zu sein.«

Sie konnte spüren, wie das Mädchen tief einatmete und dann zögerlich die Hände über die Kontrollen bewegte. »Dieser Weg«, murmelte Che’ri schließlich, wobei sie mit dem Finger eine Linie nachfuhr, ungefähr dreißig Grad vom aktuellen Vektor der Vigilant entfernt.

»Das ist nicht der Weg, auf dem wir hergekommen sind«, bemerkte Ar’alani.

»Wir hätten einen noch größeren Bogen machen müssen, um dorthin zu gelangen«, erklärte Che’ri mit flehentlicher Stimme. »Außerdem waren da große Asteroiden im Weg. Und Botschafter Ilparg war ohnehin schon wütend, weil ich so lange gebraucht habe …«

»Ist schon gut, Che’ri«, sagte Ar’alani. Diesmal klang ihr beschwichtigender Ton, als würde er von Herzen kommen. »Wir brauchen nur einen Weg fort von hier, vorzugsweise, bevor sie uns verfolgen. Wenn wir danach einen neuen Vektor berechnen müssen, um zur Aszendenz zurückzugelangen, ist das egal. Steuermann, haben Sie den Vektor?«

»Jawohl, Ma’am«, bestätigte der Pilot.

»Die Sache hat einen Haken«, meldete Wutroow. »Um dorthin zu gelangen, müssten wir nach außen abdrehen. Wir würden direkt in ihr Netz fliegen.«

Ar’alani schürzte die Lippen. »Nicht zwangsläufig.«

»Wir werden nicht zwangsläufig in ihr Netz fliegen?«, fragte Wutroow mit zusammengezogenen Brauen.

»Wir müssen nicht zwangsläufig abdrehen«, korrigierte Ar’alani. Sie zückte ihren Questis und gab etwas ein. »Thrawn?«, fragte sie, als sie fertig war und ihm das Gerät auffordernd hinhielt.

Thrawn blickte auf den Schirm. »Die Vigilant wurde nicht für ein solches Manöver entworfen«, warnte er, bevor er den Questis an Wutroow weiterreichte. »Aber ich glaube, das Schiff sollte der Belastung standhalten?«

»Was für eine Belastung?«, krächzte Ilparg. Ein misstrauischer Ton stahl sich in seine angstverfärbte Stimme. »Was haben Sie vor?«

»Machen Sie sich darüber mal keine Gedanken«, riet Wutroow ihm. Sie tippte den Questis an, und aus den Augenwinkeln sah Thalias, wie ein Diagramm und mehrere Datenfenster auf einem Bildschirm der Steuerkonsole erschienen. »Mid-Commander Octrimo?«

»Ich hab’s, Ma’am«, bestätigte der Pilot zögerlich. »Sind Sie sicher, dass wir das tun sollten?«

»Sie wollen die Vigilant intakt«, erinnerte ihn Ar’alani. »Auf diese Weise verhindern wir das – so oder so. Ausführen.«

»Jawohl, Ma’am.« Octrimo straffte sichtlich die Schultern, dann betätigte er seine Kontrollen.

Mit einem gedämpften Röhren fuhren die Triebwerke auf volle Leistung hoch, und die Vigilant machte einen Satz nach vorne.

Ilparg stieß ein schrilles Quietschen aus. »Admiral!«, plärrte er. »Was tun Sie da?«

»Erste Kursänderung in drei, zwei, eins «, übertönte Ar’alani das Dröhnen.

Vor dem Aussichtsfenster kippte Urch nach links weg, als die Vigilant ihren Vektor anpasste. Immerhin fliegen wir jetzt vom Planeten fort, anstatt weiter direkt darauf zuzuhalten , dachte Thalias, während das Blut schmerzhaft in ihren Schläfen pochte. So blieben ihnen vielleicht noch ein paar Sekunden mehr vor ihrem unausweichlichen Ende.

»Die urchivischen Schiffe nehmen die Verfolgung auf«, rief Wutroow von der Sensorstation. »Die Lioaoi halten ihre Position. Und die Nikardun … sind in Bewegung. Sieht aus, als wollten sie uns den Weg abschneiden.«

»Fünf Prozent mehr Schub«, befahl Ar’alani. »Zweite Kursänderung in drei, zwei, eins

Der Planet rückte noch ein wenig weiter zur Seite, und jetzt sah es aus, als würde ihr Weg sie nur durch die äußere Atmosphäre des Planeten tragen. Nicht dass Thalias je von einem Nightdragon-Kreuzer gehört hatte, der mit voller Geschwindigkeit durch eine Atmosphäre gerast war – und vermutlich aus gutem Grund.

»Die Urchiv-Ki beschleunigen«, meldete Wutroow. »Aber sie müssten noch einiges in Reserve haben, um uns einzuholen. Oh … das scheinen sie gerade selbst erkannt zu haben. Sie lassen sich zurückfallen.«

»Starten irgendwelche Schiffe von der Oberfläche, um uns abzufangen?«

»Ich habe nichts auf den Schirmen«, sagte Wutroow. »Im Moment …«

Sie brach ab, als ein heftiger Schauder die Vigilant durchschüttelte. »Wir treten in die Atmosphäre ein, Admiral«, rief ­Octrimo. »Hüllentemperatur steigt. Noch besteht keine Gefahr.«

Aber das würde sich bald ändern, fuhr es Thalias durch den Kopf. Ihr Physikunterricht war nur eine verschwommene Erinnerung, aber sie wusste, dass Schiffe normalerweise nicht mit Höchstgeschwindigkeit durch eine planetare Atmosphäre pflügten.

»Was ist mit den Nikardun?«, fragte Ar’alani.

»Die Turbulenzen stören unsere Sensoren«, erklärte Wutroow. »Aber es sieht zumindest so aus, als würden sie ebenfalls zurückfallen.«

Das Zittern des Schiffes verstärkte sich. Thalias wusste, sie sollte sich einen Sessel suchen und sich festschnallen, aber sie konnte Che’ris Angst spüren, und sie wollte das Mädchen nicht allein lassen. Fast glaubte sie zu hören, wie die Vigilant unter der ungewohnten Belastung durch Hitze und Druck ächzte.

Aber das war natürlich nur Einbildung. Das Schiff verriet seine Qualen lediglich durch das Schrillen der Alarme.

»Letzte Kursänderung«, schnitt Ar’alanis Stimme durch die Kakophonie. »Himmelsläuferin, bereit machen.«

»Ich bin bereit«, sagte Che’ri mit zitternder Stimme.

»Kursänderung in drei, zwei, eins.«

Octrimo gab Befehle auf seiner Konsole ein, und die Vigilant neigte sich ein weiteres Mal vom Planeten fort. Das Beben des Decks ließ nach.

Der dunstige Schleier vor den Sternen klärte sich – sie waren wieder im willkommenen Vakuum des Alls und rasten mit Höchstgeschwindigkeit den Vektor entlang, den Che’ri ihnen ­gewiesen hatte. Die Sekunden verstrichen, die fernen Sterne rückten näher …

»Wir können springen«, meldete Octrimo.

»Himmelsläuferin?«, rief Ar’alani.

»Bereit«, antwortete das Mädchen. »Wohin soll ich Sie bringen?«

»So weit von hier weg, wie du kannst, ohne dich zu überanstrengen«, erklärte Ar’alani. »Bereit … Los! «

Die Sterne flackerten und verschmolzen zum Wirbel des Hyperraums. Sie waren in Sicherheit.

»Sie können jetzt loslassen«, sagte Thrawn.

Thalias blinzelte, und erst jetzt erkannte sie, dass sie irgendwann während der letzten Minuten die Hand von Che’ris Schulter genommen und stattdessen die Rückenlehne ihres Sessels umklammert hatte. Es kostete sie große Willenskraft, ihre Finger zu lösen und von der Konsole zurückzutreten. »Wir haben es geschafft«, murmelte sie.

»In der Tat«, nickte Thrawn. »Flottenoffiziere betrachten sich gerne als Helden, aber oft sind die eigentlichen Helden die Techniker und Ingenieure, die unsere Schiffe für die Schlacht wappnen.«

»Es sollte aber keine Schlacht geben«, tobte Ilparg. Jetzt, da die Gefahr gebannt war, kehrte seine alte Arroganz zurück. »Was hat das alles zu bedeuten?«

»Die Nikardun greifen andere Welten an …«, begann Thrawn.

»Was es bedeutet?«, unterbrach Ar’alani ihn. »Was es be­deutet, Botschafter, ist, dass es eine Falle war. Jemand wollte ein Chiss-Schiff kapern, und nur zu diesem Zweck hat man Sie nach Urch eingeladen.« Sie lächelte schmal. »Sie waren der Köder.«

»Ich bin kein Köder«, schnappte Ilparg. »Weder für die Urchiv-Ki noch für diese … Wie nennen Sie sich noch mal?«

»Nikardun«, fügte Thrawn hinzu.

»Noch für die Nikardun«, beendete Ilparg seinen Satz.

»Was ist mit den Lioaoi?«, fragte Ar’alani.

Der Botschafter zog die Brauen zusammen. »Was haben die Lioaoi damit zu tun?«

»Eines der Schiffe dahinten gehörte ihnen«, erklärte Ar’alani. »Und sie haben ganz sicher nicht versucht, die Urchiv-Ki zurückzuhalten.«

»Tatsächlich sah es eher so aus, als würden sie zu dem Abfangnetz gehören, das die Urchiv-Ki aufgebaut hatten«, fügte Wutroow an.

»Ach, ist das so?« Ilparg starrte in den wogenden Wirbel des Hyperraums hinaus.

»Wie gesagt, so sah es aus«, wiederholte Wutroow.

»Vielleicht sollten wir der Hauptwelt der Lioaoi einen Besuch abstatten, bevor wir zur Aszendenz zurückkehren«, sagte Ar’alani. »Bitten wir sie um eine Erklärung.«

Ilpargs Kopf ruckte zu ihr herum, und sie hob abwehrend die Hände. »Es war nur ein Vorschlag.«

»Und ein ausgezeichneter Vorschlag obendrein«, sagte Ilparg. »Nur dass wir sie nicht bitten werden. Wir werden eine Erklärung fordern

Er deutete mit einer dramatischen Geste aus dem Aussichtsfenster. »Zur lioaoischen Hauptwelt, Admiral Ar’alani. Mit Höchstgeschwindigkeit.« Einen Moment verharrte er in dieser Pose, bevor er sich auf ebenso theatralische Weise herumdrehte und von der Brücke marschierte.

»Interessant«, murmelte Thrawn. »Das war eine sehr subtile Manipulation.«

»Sie wollten doch zur Hauptwelt der Lioaoi«, erwiderte Ar’alani. »Und genau da fliegen wir jetzt hin.«

»Lernen Sie daraus, Senior-Captain«, fügte Wutroow an. »Sie können bitten und Vorschläge machen und aufzeigen, warum Ihre Theorien Sinn ergeben. Aber wenn Politiker involviert sind« – sie gestikulierte in einer Imitation von Ilpargs Pose zum Aussichtsfenster –, »muss man zu anderen Mitteln greifen.«