ERINNERUNG X

Rekrutierungsmissionen, dachte Aristokra Zistalmu, während er auf seinen Besucher wartete, gehörten zu den undankbarsten Aufgaben, die einem Familienmitglied aufgebürdet werden konnten. Sie waren langweilig, nicht selten frustrierend, und meistens wusste der Rekrutierer nicht einmal, warum man die betreffende Person ausgewählt hatte.

Doch was diesen Fall anging, so wusste Zistalmu genau, warum Mitth’raw’nuru ausgewählt worden war. Und er fragte sich, ob die Irizi-Familie vollständig den Verstand verloren hatte.

Pünktlich auf die Minute erklang das erwartete Klopfen an der Tür. »Herein«, rief Zistalmu.

»Senior-Commander Mitth’raw’nuru«, stellte sein Besucher sich vor, als er in den Raum trat. »Sie hatten nach mir verlangt?«

Zistalmu nickte und deutete auf den Stuhl vor ihm. »Senior-Commander Thrawn, ich bin Aristokra Irizi’stal’mustro.«

»Aristokra Zistalmu.« Thrawn erwiderte das Nicken und setzte sich auf den zugewiesenen Stuhl. »Ich muss zu­geben, ich war überrascht, als ich Ihre Einladung erhielt.«

»Ja«, sagte Zistalmu, wobei er versuchte, seinen Tonfall neutral zu halten. »Ich höre, Sie haben vor ein paar Wochen die Heimstatt der Irizi-Familie besucht.«

»Ja«, antwortete Thrawn. »Ich glaube nicht, dass wir uns dort begegnet sind.«

»Bedauerlicherweise konnte ich nicht dort sein. Die Pflichten eines Syndics haben Vorrang vor seinem Privatleben. Aber Sie haben sich während der letzten Jahre einen erstaunlichen Ruf erworben.«

»Manche Leute würden es eher als Fluch bezeichnen.«

Zumindest war ihm bewusst, wie polarisierend er und seine Laufbahn auf andere wirkten. Zistalmu war nicht sicher gewesen, ob er überhaupt zu Selbstkritik in der Lage war. »Talente und Fähigkeiten werden bisweilen missverstanden«, sagte er. »Soweit ich weiß, hatten Sie Probleme mit einigen Mitgliedern der Mitth-Familie.«

Thrawns Augen wurden um eine Winzigkeit schmaler. »Ich habe noch immer die Unterstützung meiner Familie.«

»Das mag sein.« Der bittere Geschmack der Frustration füllte Zistalmus Mund, als er sprach. Er hatte keine Ahnung, warum die Irizi-Familie Interesse an diesem Kerl hatte – oder warum sie ihn geschickt hatte, um Thrawn zu rekrutieren. Doch Pflicht war Pflicht, und ihm blieb nichts anderes übrig, als seine Aufgabe zu erfüllen. »Diejenigen, die glauben, Ihr Handeln würde die Familie in ein schlechtes Licht rücken, halten mit ihrer Kritik aber nicht gerade hinter dem Berg.«

»Ich bedaure, dass sie unzufrieden sind«, erwiderte Thrawn, »aber ich muss meine Pflichten gegenüber dem Expansionskommando nach bestem Wissen und Gewissen erfüllen.«

»Vor mir müssen Sie sich nicht rechtfertigen«, winkte Zistalmu ab. »Ich habe Sie hierhergerufen, um Ihnen mitzuteilen, dass die Irizi-Familie Ihren Einsatz zu schätzen weiß – auch wenn die Mitth es vielleicht nicht tun.«

»Danke.« Thrawn neigte den Kopf. »Angesichts der Spannungen zwischen unseren Familien wird Ihre Unterstützung meine Position aber vermutlich nicht verbessern.«

»Ich glaube, die Irizi-Familie möchte Ihre Position auf ­direktere Weise verbessern.«

Eine Falte entstand auf Thrawns Stirn. »Inwiefern?«

Im Geiste schüttelte Zistalmu den Kopf. Im militärischen Bereich hatte Thrawn ein respektables Maß an Scharfsicht und taktischem Können demonstriert, aber was das Politische anging, war er so naiv und begriffsstutzig wie ein Kleinkind. »Unser Vorschlag ist, dass Sie sich von den Mitth lossagen und stattdessen zur Irizi-Familie überwechseln«, erklärte er.

»Als Meriten-Adoptivling?«

»Nein, nein.« Zistalmu musste schlucken, bevor er weitersprach. Dies war der Teil, der ihm mehr missfiel als alles andere. »Das hielten die Mitth vielleicht für ausreichend, aber die Irizi sind bereit, Sie zum Geprüften zu machen.«

»Das ist … sehr interessant«, sagte Thrawn, sichtlich überrascht. »Und … überaus großzügig.«

»Sie haben es sich verdient«, erklärte Zistalmu. Jetzt hatte er Thrawns volle Aufmerksamkeit. Wenn ein Meriten-Adoptivling durch seinen Militärdienst in eine Familie aufgenommen wurde, dann endete mit seinem aktiven Dienst auch seine Mitgliedschaft. Ein Geprüfter hingegen blieb nicht nur zeitlebens Teil der Familie; falls er sich als würdig erwies, konnte er sogar in die Position eines Drittrangigen aufsteigen, was bedeutete, dass seine Nachkommen ebenfalls automatisch zur Familie gehörten. »Und angesichts Ihrer Dienstakte müssen Sie sich nicht einmal den Prüfungen unterziehen. Ihre beispielhaften Leistungen genügen der Familie als Beweis für Ihre Eignung.«

»Ich fühle mich geehrt und geschmeichelt«, sagte Thrawn. »Aber was könnten die Irizi sich davon versprechen, wenn ich mich von den Mitth lossage?«

»Da gibt es zahlreiche Motive«, erklärte Zistalmu. »Unsere Präsenz im Militär … Nun, das ist eine politische Angelegenheit. Nichts, worüber Sie sich den Kopf zerbrechen müssen. Sagen wir einfach, wir können immer einen angesehenen, hochrangigen Militäroffizier gebrauchen – und die Irizi halten Sie für die beste Wahl.«

»Ich verstehe.« Thrawn nickte langsam, seine Stirn noch immer nachdenklich gefurcht.

Zistalmu hielt den Atem an. Falls es funktionierte – falls Thrawn das Angebot annahm –, dann wäre es besiegelt. Dann würde er den Irizi gehören und nicht länger den Mitth.

Würden die Irizi es eines Tages bereuen, ihn aufgenommen zu haben? Gut möglich. Aber das war nicht Zistalmus Problem. Ihn interessierte nur, dass erfolgreiche Rekrutierungen sein Ansehen innerhalb der Familie stärken würden – was er von den Kandidaten hielt, tat nichts zur ­Sache.

»Ich weiß Ihr Angebot zu schätzen«, sagte Thrawn. »Aber ich muss erst darüber nachdenken, bevor ich eine Entscheidung treffe.«

»Nehmen Sie sich so viel Zeit, wie Sie brauchen«, erwiderte Zistalmu. Er wahrte eine ausdruckslose Miene, aber in seinem Inneren rangen Verärgerung, Bedauern und Erleichterung um die Vorherrschaft. War Thrawn wirklich so einfältig, dass er die Vorteile dieses Angebots nicht erkannte? »Aber bedenken Sie, falls Sie zu lange zögern, könnten andere aufstrebende Offiziere das Interesse der Familie erregen.«

»Ich verstehe«, nickte Thrawn. »Danke für Ihre Zeit und für Ihr Angebot.« Er stand auf, hielt dann aber noch einmal inne. »Was Ihre Bemerkung über angesehene, hochrangige Offiziere angeht? Ich glaube, Sie haben bereits so jemanden in Ihrer Familie: Senior-Captain Ziara.«

»Richtig, richtig«, erwiderte Zistalmu reumütig. »Aber ich fürchte, sie wird nicht mehr lange bei uns sein.«

»Senior-Captain Irizi’ar’alani«, intonierte Supreme Admiral Ja’fosk. »Treten Sie vor.«

Das war’s. Ziara straffte die Schultern und versuchte, Ihren Atem zu beruhigen, dann machte sie einen Schritt nach vorne, in die Mitte des hell erleuchteten Kreises vor Ja’fosk und den beiden anderen Offizieren.

»Geben Sie Ihren Namen an«, verlangte Ja’fosk in demselben unheilvollen Tonfall.

Versuchte er sie einzuschüchtern, oder war das einfach nur ein Nebeneffekt seiner unglaublich tiefen und förmlichen Stimme? »Senior-Captain Irizi’ar’alani«, sagte sie.

»Diese Person und dieser Name existieren nicht mehr«, entgegnete Ja’fosk. »Sie sind nicht länger Mitglied einer Familie.«

Ziara hielt seinem Blick stand, obwohl sich ein Knoten in ihrem Magen bildete. Sie hatte seit einer Woche gewusst, dass dieser Moment kommen würde, aber damit gerechnet hatte sie schon viel länger. Doch trotz der mentalen Vorbereitung fiel es ihr schwer, ihre Emotionen im Zaum zu halten. Im Gegensatz zu so vielen Irizi war sie in die Familie hineingeboren worden. Sie hatte keine Meriten-Herausforderungen aussprechen oder irgendwelche Prüfungen absolvieren müssen; sie war die eine vollwertige Blutstochter, mit all den Privilegien und der Ehre, die diese Position mit sich brachte.

Bis jetzt.

»Die Aszendenz ist Ihre Familie«, fuhr Ja’fosk fort. »Die Aszendenz ist Ihre Heimat. Die Aszendenz ist Ihre Zukunft. Die Aszendenz ist Ihr Leben.«

Ziara hatte diese Worte während der letzten Wochen Dutzende Male gehört – sie hatte sich ausgiebig auf die Zeremonie vorbereitet –, aber erst jetzt, als sie sie aus Ja’fosks Mund hörte, fühlte sie ihr ganzes Gewicht. Die Aszendenz ist Ihr Leben.

Andererseits … War es nicht schon immer so gewesen? In dem Moment, als sie entschieden hatte, der Flotte beizutreten, hatte sie ihre Zukunft für das Gemeinwohl ihres Volkes geopfert.

Was machte es da für einen Unterschied, ob sie ihm auch noch ihre Familienbeziehungen opferte?

»Senior-Captain Irizi’ar’alani existiert nicht mehr«, wiederholte Ja’fosk. Er nahm ein flaches Päckchen von dem Tisch hinter sich und hielt es ihr hin. »An ihrer Stelle steht nun Commodore Ar’alani.«

Sie machte einen weiteren Schritt nach vorne und nahm das Päckchen entgegen. Durch den transparenten Deckel konnte sie sehen, dass es ihre neue Uniform war. Sie strahlte in hellem Weiß, ganz anders als das Schwarz, das Ar’alani seit Beginn ihrer Laufbahn getragen hatte. Die Rangknöpfe waren bereits am Kragen befestigt, und auf dem Schulterstück, dort, wo sich normalerweise das Symbol ihrer Familie befand, prangten mehrere Kreise – das Wappen der Chiss-Aszendenz.

»Nehmen Sie diese Uniform und Ihr neues Leben an?«, fragte Ja’fosk.

Ziara atmete tief ein. Nein, nicht Ziara. Nicht mehr. »Ja«, erklärte Ar’alani.

Ja’fosk neigte den Kopf, und kurz glaubte sie, ein schmales, bittersüßes Lächeln auf seinem Gesicht zu erkennen.

Vielleicht dachte er gerade an den Tag zurück, da er an ihrer Stelle gestanden hatte. Den Tag, an dem er seine Familie verloren hatte.

Die Feier anlässlich ihrer Beförderung neigte sich dem Ende zu, und die meisten der Gratulanten hatten sich bereits verabschiedet, als Thrawn schließlich auftauchte.

»Meinen Glückwunsch, Commodore«, sagte er, den Kopf gebeugt. »Falls Sie sich noch erinnern: Ich sagte ja, dass Sie eines Tages diesen Rang bekleiden würden.«

»Falls ich mich nicht irre, sagten Sie, ich würde es zum Admiral bringen«, korrigierte Ar’alani ihn. »Ganz so weit bin ich also noch nicht.«

»Sie werden es schaffen«, erklärte Thrawn. »Ich hörte, Sie werden die Destrama und den Patrouillenverband Sechs übernehmen.«

»Richtig«, bestätigte sie. »Und ich habe Sie als meinen Ersten Offizier angefordert.«

»Oh.« Thrawn wirkte überrascht. »Ich dachte, Sie müssten nicht länger auf mich aufpassen.«

»Glauben Sie, Sie waren nur an Bord der Parala , weil ich Sie für General Ba’kif im Auge behalten sollte?«

»Ich glaube, Sie wollten sichergehen, dass ich mir keinen Ärger einhandle.« Er hielt inne. »Keinen weiteren Ärger.«

»Das hat vielleicht eine untergeordnete Rolle gespielt«, gestand Ar’alani, »aber es ist nicht wirklich relevant. Ich habe Sie angefordert, weil Sie ein guter Offizier sind.« Sie lächelte schief. »Und ich habe den Verdacht, dass Sie in der Flotte noch weit aufsteigen werden.«

»Danke«, sagte Thrawn. »Ich werde alles tun, um mich Ihres Vertrauens als würdig zu erweisen.« Erneut zögerte er. »Falls Sie einen Moment Zeit haben, Commodore … Ich brauche Ihren Rat.«

»Für Sie nehme ich mir gerne einen Moment Zeit.« Sie blickte über Thrawns Schulter; keiner der anderen Gäste war nahe genug, um sie zu hören. »Und unter vier Augen genügt es, wenn Sie mich Ar’alani nennen.«

Er lächelte zurückhaltend. »Danke. Das ist … Ich fühle mich geehrt.«

Sie erwiderte das Lächeln. »Also, womit kann ich Ihnen helfen?«

»Ein Repräsentant der Irizi ist vor Kurzem an mich he­rangetreten«, berichtete Thrawn mit gesenkter Stimme. »Er meinte, einige Mitth wären unzufrieden mit mir und sie könnten versuchen, mich zu verstoßen.«

Ar’alanis erster Instinkt war es, die Unterhaltung in einem anderen Raum fortzusetzen. Familienpolitik war ein sensibles Thema. Aber dann fiel ihr ein, dass sie das alles nicht länger betraf. Sie hatte keine Familie mehr. »Wie hieß dieser Repräsentant?«

»Aristokra Irizi’stal’mustro.«

Ar’alani nickte. »Zistalmu. Ich bin ihm nie begegnet, aber ich habe von ihm gehört. Lassen Sie mich raten: Er hat Ihnen vorgeschlagen, sich den Irizi anzuschließen.«

»Seine Wortwahl und sein Tonfall erweckten eher den Eindruck, als wäre mein Übertritt bereits beschlossene ­Sache«, erwiderte Thrawn. »Er sagte jedenfalls nichts von Befragungen oder Eignungstests. Aber er deutete an, dass ich nicht als Meriten-Adoptivling übernommen würde, sondern als Geprüfter.«

»Interessant«, murmelte Ar’alani. »Also waren das alles nur Andeutungen, keine konkreten Zusagen?«

»Er hat keine formelle Einladung ausgesprochen, falls Sie das meinen.«

»Genau das meine ich.« Sie schürzte die Lippen und blickte sich um. Die beiden Irizi, die ihr gratuliert hatten, waren längst gegangen, und nur ein paar niedere Familienmitglieder standen gerade in der Nähe. »Also gut, Folgendes müssen Sie wissen: Die Irizi waren schon immer große Unterstützer des Militärs, insbesondere des Verteidigungskommandos. Sie haben gerne Mitglieder in den oberen Rängen – das werten sie als zusätzliches Prestige, und Prestige ist in der Aristokra eine wertvolle Währung.«

»Prestige ist eine Währung?«

»In gewisser Weise«, klärte sie ihn auf. »Es gibt viele Faktoren, die die Position und Macht einer Familie beeinflussen. Manche sind finanzieller Natur, andere historisch, und wieder andere sind schwerer zu fassen – so wie Prestige oder Leumund.«

»Ich verstehe«, sagte Thrawn, aber sein Gesichtsausdruck strafte diese Worte Lügen. »Und was hat das mit mir oder den Mitth zu tun?«

»Die Mitth sind momentan in einer stärkeren Position als die Irizi«, erklärte Ar’alani. »Während der vergangenen Jahre haben sie außerdem versucht, den militärischen Einfluss der Irizi zu schmälern, indem sie vielversprechende Kadetten und Offiziere rekrutierten.«

»So wie mich?«

»Genau«, nickte Ar’alani. »Es war schon an der Akademie offensichtlich, dass Sie mal eine beeindruckende Karriere hinlegen würden. Der Punkt ist: Die Irizi haben Ihr Potenzial inzwischen ebenfalls erkannt und wollen Sie nun den Mitth abspenstig machen.«

»Glauben Sie, es stimmt, dass die Mitth mich vielleicht loswerden möchten?«

Sie schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht sagen. Ich kenne die Politik und die Strukturen der Mitth nicht so gut wie die der Irizi. Aber ich nehme mal an, falls Sie in Zukunft auf … kontroverse Aktionen verzichten, wird Sie niemand ausstoßen. Meriten-Adoptivlinge sind immer nur Mitglieder auf Bewährung, bis sie sich beweisen. Sie müssen also lange genug durchhalten, um die Prüfungen abzulegen, dann ist Ihr Platz in der Familie gesichert. Und sollten Sie es danach bis zum Drittrangigen schaffen, sind Sie mehr oder weniger unantastbar.«

»Ja«, murmelte Thrawn. »Aber wenn die Irizi mehr Wert auf militärische Leistungen legen, wäre das dann nicht vielleicht eine bessere Familie für mich?«

Ar’alani zögerte. Keine Familie. Keine Familie. »Wenn ich ganz ehrlich sein soll, hat mir nie wirklich gefallen, wie die Irizi das Personal des Verteidigungskommandos dominieren. Ich weiß, während der aktiven Dienstzeit soll die familiäre Identität keine Rolle spielen, aber es gibt Rivalitäten. Und die schlagen sich nicht selten in der Vergabe von Aufgaben und Kommandos nieder.«

»Also raten Sie mir, bei den Mitth zu bleiben?«

»Diese Entscheidung müssen Sie selbst treffen«, entgegnete Ar’alani. »Ein Blutsmitglied der Irizi zu sein war gut für meine Karriere, und ich weiß, dass viele andere auf die gleiche Weise von der Familie profitiert haben. Aber nur weil es gut für mich war, heißt das nicht, dass es auch das Richtige für Sie ist.«

»Ich verstehe«, sagte Thrawn. »Danke. Ich bin Ihnen einen Gefallen schuldig.«

»Gern geschehen.« Sie riskierte ein Lächeln. »Und es ist nicht nur ein Gefallen. Falls Sie sich noch erinnern, habe ich Ihnen geholfen, nicht von der Akademie zu fliegen, als man Sie des Betrugs beschuldigte. Zugegeben, mein Beitrag war klein …«

»Ihr Beitrag war größer, als Sie vielleicht denken«, versicherte Thrawn ihr. »Und das war nicht das einzige Mal. Ich glaube, ich habe mich nie wirklich für Ihre Unterstützung nach dem Zwischenfall bei Stivic bedankt.«

»Meine Unterstützung war völlig unnötig«, winkte Ar’alani ab. »Die Garwia gaben zu Protokoll, dass Sicherheitsoffizier Frangelic den Schwachpunkt in der Strategie der Piraten entdeckt und ausgenutzt hätte. So enthusiastisch, wie sie ihn gelobt haben, ist sicher eine Beförderung für ihn herausgesprungen.«

»Die er zweifelsohne verdient hat.«

»Zweifelsohne.« Sie legte den Kopf schräg. »Aus reiner Neugier: Ich bin alles mehrere Male durchgegangen, aber ich weiß noch immer nicht, wie Sie das Komm mit dem Reichweitenmesser verbinden konnten.«

»Das habe ich gar nicht«, antwortete Thrawn. »Es ist aber möglich, einen Questis anzuschließen und Daten zur Analyse herunterzuladen.«

»Und solche Konnektoren können Daten auch hochladen«, sagte Ar’alani mit einem Nicken. »Also haben Sie Ihren Questis mit der Frequenzmodulation des Reichweitenmessers abgeglichen und eine Audionachricht gesendet.«

»Eine Textnachricht«, korrigierte er. »Hätte es nach dem Zwischenfall eine Untersuchung gegeben, hätte man eine Audionachricht doch etwas zu leicht zu mir zurückverfolgen können.«

Ar’alani nickte erneut. »So oder so, die Garwia sind Ihnen was schuldig.«

»Ich habe es nicht getan, um mir ihre Dankbarkeit zu sichern.« Thrawn klang überrascht, dass sie ihm solch niedere Motive zutraute. »Ich habe es zum Wohl ihrer Spezies getan und zum Wohl aller, die es nach ihnen mit diesen Angreifern zu tun bekommen hätten.«

»Ein nobles Ziel«, erwiderte Ar’alani. »Schade, dass die Aszendenz es nicht entsprechend zu würdigen weiß.«

Thrawn lächelte. »Die Dankbarkeit der Aszendenz spielte ebenso wenig eine Rolle.«

»Wie Sie meinen.« Erneut blickte Ar’alani über seine Schulter. Sechs Personen waren noch da, aber sie schienen in eine angeregte Unterhaltung vertieft zu sein; keine von ihnen würde sie vermissen. »Warum gehen wir nicht irgendwo anders hin, wo es ruhiger ist? Dann können Sie mir zur Feier des Tages einen Drink spendieren.« Sie berührte ihn am Arm. »Und während wir trinken«, fügte sie an, »können Sie mir von den anderen Zielen erzählen, die die Aszendenz Ihnen nie danken wird.«