Thrawn hatte Che’ri erklärt, dass es eine Kette von Systemen in den Niederen Regionen am äußeren Rand des Chaos gab, wo er sich zuerst umsehen wollte. Doch was immer er dort suchte, bislang war er nicht fündig geworden.
Eine der Welten hatte vielversprechend ausgesehen, aber abgesehen von einer lokalen Wachtruppe hatte es dort keinerlei militärische Präsenz gegeben. Die drei folgenden Planeten waren nur spärlich besiedelt, und nur eine von ihnen war so weit entwickelt, dass sie über ein Netz von Langstreckentransmittern verfügte.
Aber die fünfte Welt …
»Was ist das?«, fragte Che’ri, während sie die kleinen Objekte betrachtete, die auf dem Sensorschirm hin und her huschten. Sie sahen aus wie Shuttles oder Raketen oder Sternjäger, waren aber kaum groß genug für einen Piloten, geschweige denn für einen Passagier.
»Ich denke, dass sind robotische Kampfflieger«, antwortete Thrawn, der ebenfalls auf den Schirm starrte, seine Augen konzentriert zusammengekniffen. »Sie werden von künstlichen Intelligenzen bemannt, die man Droiden nennt.«
»Maschinen fliegen ihre Kampfschiffe?«
»Und nicht nur ihre«, erwiderte Thrawn. »Falls die Berichte stimmen, dann wird der Krieg, der gerade in den Niederen Regionen stattfindet, zu einem großen Teil von solchen Droiden bestritten.«
Che’ri dachte darüber nach. »Ist das nicht dumm?«, fragte sie. »Was, wenn jemand rausfindet, wie man die Maschinen abschaltet? Oder wenn jemand in die Fabriken einbricht und die Programmierung ändert?«
»Oder falls es Lücken und Fehler in der ursprünglichen Programmierung gibt, die ausgenutzt werden können«, fügte Thrawn an. »Der Wunsch, Verluste zu minimieren, ist schön und gut, aber er bringt nichts, wenn man deswegen den Krieg verliert. Stell bitte den Fokus von Sensor vier neu ein.«
Che’ri nickte und drückte die entsprechende Taste. Ein Teil ihres Gehirns freute sich darüber, wie gut sie sich nach nur ein paar Tagen im Cockpit des Aufklärungsschiffes auskannte. Thrawn war ein viel besserer Lehrer gewesen, als sie vermutet hätte.
Oder vielleicht war sie auch nur eine gute Schülerin.
»Was siehst du?«, fragte er.
Sie runzelte die Stirn. Da war etwas Komisches in der Mitte der Anzeige, die sie gerade neu eingestellt hatte: etwas Rundes, das eine starke, aber fremdartige Energiesignatur abgab. »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Ich hab noch nie so was gesehen.«
»Ich schon«, murmelte Thrawn nachdenklich. »Diese Signatur gehört zu einem Energieschild, aber der, den ich gesehen habe, umgab ein Schiff. Wohingegen dieser hier ein Gebäude zu schützen scheint.«
»Ein Schild ?«, wiederholte Che’ri. Jetzt, da er es erwähnte – ja, es sah tatsächlich aus wie die Schilde, die Krieger in Illustrationen aus der alten Zeit trugen. »Ist das wie unsere elektrostatischen Barrieren?«
»Sie erfüllen dieselbe Funktion, aber sie sind stärker und vielseitiger«, informierte Thrawn sie. »Diese Technologie zu übernehmen wäre ein großer Fortschritt für die Aszendenz.«
Che’ri blickte aus den Augenwinkeln zu ihm hinüber. Er wollte doch nicht etwa auf dem Planeten landen, oder? Nicht, wo hier überall diese Robotflieger herumschwirrten.
Thrawn schien ihren Blick und ihre plötzliche Furcht zu spüren. »Keine Sorge, wir werden nicht einfach dort hineinstürmen«, versicherte er ihr. »Obwohl es mit einigen Täuschkörpern ein Kinderspiel sein sollte, ihren Schutzkreis zu durchbrechen. Aber wer Raumstreitkräfte hat, der hat für gewöhnlich auch Bodenstreitkräfte, und wir wären einer feindlichen Übermacht auf der Oberfläche hoffnungslos unterlegen.«
»Gut«, sagte Che’ri vorsichtig. Er hatte noch immer diesen durchdringenden Blick in den Augen. »Also … was machen wir dann?«
»Unsere Mission ist es, Verbündete zu finden.« Thrawn streckte die Hand nach den Sensorkontrollen aus. »Aber vielleicht brauchen wir keine ganze Armee.«
»Wie viele Leute würden denn reichen?«
Er deutete auf den sekundären Schirm. »Fangen wir doch mit einer an.«
Che’ri blinzelte überrascht. In der Mitte des Displays sah sie nun ein weiteres Schiff, in etwa so groß wie ihr eigenes, das aber mit abgeschalteten Triebwerken und minimalem Energieausstoß dahintrieb. Es schien ebenfalls die umhersurrenden Robotjäger zu beobachten. »Wer ist das?«
»Das weiß ich nicht«, sagte Thrawn. »Aber die Form und das Energieprofil entsprechen nicht den anderen Bautypen, die wir in den Niederen Regionen gesehen haben.«
»Wie ein Robotschiff sieht es auch nicht aus«, bemerkte Che’ri.
»Gut beobachtet«, erwiderte er, und das Kompliment ließ ihre Wangen vor Stolz glühen. »Vielleicht gehört der Pilot zu der feindlichen Fraktion in diesem Krieg, und er ist hier, um Informationen zu sammeln. In dem Fall haben wir vielleicht einen Verbündeten … da!«
Che’ri zuckte zusammen. Das Energieprofil des anderen Schiffes hatte sich plötzlich verändert. Noch während sie den Mund öffnete, um zu fragen, was los war, drehte sich das Schiff um mehrere Grad, und dann verschwand es mit einem Flackern im Hyperraum.
»Schnell jetzt«, sagte Thrawn. Die Konsole vor Che’ri wurde dunkel, als er wieder die Kontrolle übernahm. »Benutz dein Viertes Auge.«
»Wir folgen ihm?«
»Ich möchte versuchen, es zu überholen«, erwiderte Thrawn. Er fuhr die Düsen und den Hyperantrieb hoch. »Die erste Welt, die wir besuchten, war die am dichtesten besiedelte, somit ist sie auch der geeignetste Ort, um eine Nachricht abzusetzen oder sich mit Verbündeten zu treffen.«
»Wäre eine Welt mit wenigen Einwohnern nicht besser für so was geeignet?«
»Theoretisch, ja«, räumte Thrawn ein. »Aber ein Späher würde versuchen, möglichst wenig Aufmerksamkeit zu erregen. Je weniger Einwohner eine Welt hat, desto mehr fallen Fremde auf.«
»Ich verstehe«, sagte Che’ri. Sie verzog das Gesicht, während sie die Kontrolltafel des Navigators aktivierte. Bis sie sprungbereit wären, hätte das andere Schiff einen Vorsprung von zehn oder mehr Minuten. Wie sollten sie da als Erste ihr Ziel erreichen?
»Es ist nicht schlimm, wenn wir nach ihm ankommen«, erklärte Thrawn, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Aber ich bin überzeugt, dass du sie überholen kannst. Die Hyperraum-Navigationssysteme auf einem Schiff dieser Größe können es nicht mit einer Chiss-Himmelsläuferin aufnehmen.«
Che’ri beugte sich vor und griff nach den Kontrollen. Thrawn hatte recht. Sie waren Chiss, und sie würden dieses Rennen nicht verlieren. Egal, gegen wen sie nun antraten. »Ich bin bereit«, sagte sie. »Wann sollen wir springen?«
Che’ris Viertes Auge schloss sich, und ihr erster Gedanke war, dass sie verloren hatte. Das andere Schiff war nirgends zu sehen, weder auf einem Anflugvektor noch im Orbit um den Planeten. Folglich musste es bereits gelandet sein. Che’ri seufzte und hob die Hand an ihre pochende Stirn. Sie hatte sich so viel Mühe gegeben, aber …
»Da«, sagte Thrawn.
Ihre Augen weiteten sich, und ihre Kopfschmerzen waren schlagartig vergessen. Er hatte recht. Das Schiff, das die Robotjäger beobachtet hatte, war gerade aus dem Hyperraum aufgetaucht. »Was jetzt?«
»Finden wir heraus, ob er mit uns reden will.« Thrawn aktivierte das Komm. »Nicht identifiziertes Schiff, hier spricht Senior-Captain Mitth’raw’nuruodo von der Chiss-Aszendenz«, verkündete er auf Minnisiat. »Können Sie mich verstehen?«
Stille. Thrawn wiederholte die Begrüßung auf Taarja, dann auf Meese Caulf und schließlich auf Sy Bisti. Als sie weiterhin keine Antwort bekamen, überlegte Che’ri, von welchen Handelssprachen sie sonst noch gehört hatte. Doch nach einer langen Pause stieß das Komm schließlich doch noch ein Summen aus. »Guten Tag, Senior-Captain Mitth’raw’nuruodo«, meldete sich eine Frauenstimme auf Meese Caulf. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
»Hätten Sie etwas dagegen, sich vorzustellen, bevor wir uns unterhalten?«, fragte er höflich.
»Sie glauben, wir werden eine Unterhaltung führen?«
»Offenbar haben wir sie bereits begonnen«, antwortete Thrawn.
Eine weitere Pause, diesmal aber kürzer. Che’ri fiel auf, dass das andere Schiff weiter auf den Planeten zuhielt; die Pilotin schien nicht daran interessiert, sich die Chiss genauer anzusehen. »Nennen Sie mich Duja«, sagte die Frau schließlich. »Jetzt bin ich an der Reihe. Unterstützt die Chiss-Aszendenz die Republik oder die Separatisten?«
»Weder noch«, erwiderte Thrawn. »Wir ergreifen in Ihrem Krieg keine Partei.«
»In dem Fall sehe ich keinen Grund, mit Ihnen zu reden. Nichts für ungut.« Dann schob die Frau nach: »Ihnen ist nicht zufällig ein nubianisches Schiff aufgefallen, das hier gelandet ist?«
»Wie sieht es denn aus?«
»Glänzendes silbriges Metall, geschwungene Linien, keine harten Kanten, Zwillingstriebwerke.«
»Wir haben kein solches Schiff gesehen.«
»Dann ist die Unterhaltung hiermit beendet«, erklärte Duja. »War nett, mit Ihnen zu reden.« Ein weiteres Summen, und die Verbindung wurde getrennt.
Che’ri blickte zu Thrawn hinüber. Sie erwartete, dass er versuchen würde, Duja erneut zu kontaktieren, um sie zur Zusammenarbeit zu überreden oder ihr ein Angebot zu unterbreiten. Doch zu ihrer Überraschung schaltete er das Komm ab. »Lässt du sie einfach gehen?«, fragte sie.
»Sie ist keine Kriegerin«, erwiderte Thrawn in grüblerischem Ton. »Vielleicht eine Späherin oder eine Spionin – sie hat eine professionelle Ausbildung, aber sie ist keine Kriegerin.«
»Woher wissen Sie, dass sie eine Ausbildung hat?«
»Ihr Schiff ist bewaffnet«, antwortete er. »Und als wir sie kontaktierten, hat sie es leicht gedreht, damit sie diese Waffen im Notfall schneller einsetzen kann.«
»Oh«, machte Che’ri. Das hatte sie gar nicht bemerkt. »Was machen wir jetzt?«
»Wir warten«, erklärte Thrawn. »Wie gesagt, sie ist eine Späherin oder eine Spionin. Früher oder später wird ein Krieger auftauchen.«
Der Krieger, auf den Che’ri und Thrawn warteten, schien es nicht sonderlich eilig zu haben.
Während ihres dritten Tages über dem Planeten tauchte das silbrige Schiff auf, von dem Duja gesprochen hatte. Es hielt auf eine Siedlung zu, die nahe einer Gruppe schwarzer Säulen aus Stein oder Holz errichtet war, und verschwand dann ein Stück abseits im Wald. Einige Stunden später erhob sich Dujas Schiff zwischen den Bäumen und flog davon, kurz darauf gefolgt von zwei der planetaren Patrouillenschiffe. Che’ri wartete darauf, dass auch der Nubianer wieder startete, aber das silberne Schiff blieb verborgen.
Und danach wieder: nichts. Thrawn verbrachte die Tage damit, alle verfügbaren Informationen über den Planeten zu studieren – dessen Name Batuu war, wie er Che’ri erklärte – und ihr im Simulationsmodus ein paar weitere Flugstunden zu ermöglichen. Che’ri ihrerseits wiederholte die Übungen wieder und wieder und wieder. Thrawn sagte zwar nichts, aber sie war sicher, dass er das Aufklärungsschiff in ihre Obhut geben würde, wenn endlich der Krieger eintraf, auf den sie so lange schon warteten.
Und dann, als sie schon im Begriff war, die Hoffnung aufzugeben, tauchte er plötzlich auf.
»Unbekanntes Schiff, hier spricht General Anakin Skywalker von der Galaktischen Republik«, drang die Stimme des Piloten aus dem Lautsprecher des Aufklärungsschiffes. Sein Meese Caulf war ein wenig verzerrt, aber größtenteils korrekt. »Sie nähern sich der Ausrüstung der Republik und stören eine republikanische Mission. Sie haben Anweisung, sich zurückzuziehen und sich zu identifizieren.«
»Seien Sie gegrüßt«, antwortete Thrawn. »Sagten Sie, Ihr Name ist General Skywalker ?«
»Ja. Wieso, haben Sie von mir gehört?«
Thrawn schaltete sich stumm und blickte zu Che’ri hinüber. Skywalker. Himmelsläufer . »Ein interessanter Zufall, nicht wahr?«
Che’ri nickte. Der Pilot hatte das Wort ausgesprochen, als wäre es sein Name, aber vermutlich lag es nur daran, dass sein Meese Caulf nicht perfekt war.
Thrawn drückte den Kommknopf. »Nein«, erklärte er. »Ich war nur überrascht. Lassen Sie mich Ihnen versichern, dass ich Ihre Ausrüstung nicht beschädigen werde. Ich wollte mir diese interessante Technologie nur ein wenig genauer ansehen.«
»Freut mich, das zu hören«, erwiderte der Pilot. »Und jetzt, da Sie sie genauer angesehen haben, ziehen Sie sich bitte zurück.«
Thrawn schürzte nachdenklich die Lippen, dann lenkte er das Schiff langsam von dem ringartigen Konstrukt fort, das er betrachtet hatte; der fremde Sternjäger hatte es hergebracht und sich dann im Orbit davon abgekoppelt. »Darf ich fragen, was einen Abgesandten der Republik in diesen Teil der Galaxis führt?«, fragte er.
»Darf ich fragen, was Sie das angeht?«, konterte der Pilot. »Sie können Ihre Reise jetzt gerne fortsetzen.«
»Meine Reise?«
»Fliegen Sie hin, wo immer Sie hinfliegen wollten, bevor Sie hergekommen sind, um sich meinen Hyperantriebsring anzusehen.«
Erneut schaltete Thrawn das Komm stumm. »Was denkst du?«
Che’ri blinzelte. Er fragte sie nach ihrer Meinung ? »Ich kenne mich mit solchen Sachen nicht aus.«
»Du bist eine Chiss«, erinnerte er sie. »Und als solche hast du Instinkte und ein Urteilsvermögen – vielleicht sogar umso mehr, weil du eine Himmelsläuferin bist. Glaubst du, er wäre ein guter Verbündeter?«
Che’ri zog die Nase kraus. Sie hatte den Fremden nie getroffen, hatte lediglich seine Stimme gehört …
Aber sie spürte Zuversicht in ihm, eine Stärke und Entschlossenheit. »Ja«, entschied sie. »Ich glaube, schon.«
Thrawn nickte und öffnete den Kanal. »Ja, ich könnte weiterfliegen«, sagte er. »Aber vielleicht wäre es besser, ich helfe Ihnen bei Ihrer Suche.«
»Ich sagte doch schon, ich bin hier in republikanischer Mission. Das ist keine Suche.«
»Ja, das haben Sie gesagt«, erwiderte Thrawn. »Aber warum sollte eine Republik, die sich gerade im Krieg befindet, einen einzelnen Sternjäger auf eine Mission schicken? Da halte ich es für wahrscheinlicher, dass Sie persönlich nach etwas suchen.«
»Ich bin auf einer Mission«, beharrte die fremde Stimme. »Ich folge dem direkten Befehl des Obersten Kanzlers Palpatine. Ich habe keine Zeit für Verzögerungen.«
»Ich verstehe«, erklärte Thrawn. »Vielleicht wäre es dann das Beste, ich zeige Ihnen einfach, wo das Schiff ist, nach dem Sie suchen.«
Eine kurze Pause, dann: »Wovon reden Sie?«
»Ich weiß, wo das nubianische Schiff gelandet ist«, antwortete Thrawn. »Und ich weiß, dass der Pilot vermisst wird.«
»Dann haben Sie also eine private Übertragung abgefangen?«
»Ich habe meine eigenen Quellen. Wie Sie bin ich auf der Suche nach Informationen. Und wie Sie bin ich allein. Keiner von uns hat für sich die nötigen Ressourcen, um unsere Ermittlungen erfolgreich voranzutreiben. Aber gemeinsam finden wir vielleicht die Antworten, die wir suchen.«
»Ein interessantes Angebot. Und Sie sagen, wir beide sind allein?«,
»Ja.« Thrawn blickte zu Che’ri herüber. »Und dann natürlich noch mein Pilot und Ihr Droide.«
»Eben haben Sie keinen Piloten erwähnt.«
»Ebenso wenig wie Sie Ihren Droiden«, konterte Thrawn. »Da keiner der beiden an unseren Nachforschungen beteiligt sein wird, hielt ich es nicht für nötig, das Gespräch darauf zu bringen.«
»Erzwo begleitet mich auf allen meinen Missionen.«
»Ist das so?« Thrawns Augenbraue wanderte auf seiner Stirn nach oben. »Interessant. Ich wusste nicht, dass Navigationsmaschinen noch andere Aufgaben erfüllen. Haben wir eine Allianz?«
Der Pilot zögerte hörbar. Che’ri hob die Hand, und Thrawn drückte den Stumm-Knopf. »Der Pilot des anderen Schiffes wird vermisst?«
»Eine Vermutung«, erklärte er. »Basierend auf der Tatsache, dass es seit Tagen keine Aktivität mehr gab.« Er zog leicht die Schultern hoch. »Außerdem ist General Skywalker offensichtlich um den Piloten besorgt. Ihn an die Dringlichkeit der Situation zu erinnern sollte seine Entscheidung beschleunigen.«
»Nach welchen Antworten suchen Sie denn?«, fragte Skywalker.
Thrawn tippte die Konsole an. »Ich möchte diesen Konflikt besser verstehen, in den Sie verstrickt sind. Ich möchte mehr über Richtig und Falsch wissen, über Ordnung und Chaos, über Stärke und Schwäche, über Absicht und Reaktion.« Einmal mehr sah er Che’ri an, danach richtete er sich plötzlich in seinem Sitz auf. »Sie haben nach meiner Identität gefragt. Ich bin bereit, sie Ihnen zu verraten. Mein Name ist Commander Mitth’raw’nuruodo, Offizier der Expansiven Verteidigungsflotte der Chiss-Aszendenz. Im Namen meines Volkes erbitte ich Ihre Unterstützung, um mehr über diesen Krieg zu lernen, bevor seine Verwüstung unsere eigenen Welten erreicht.«
Sie runzelte die Stirn. Commander? War er denn kein Senior-Captain? Hatte man ihn degradiert?
Nein, vermutlich nicht. Vermutlich wollte er aus irgendeinem Grund seine Position herunterspielen. Vielleicht, damit General Skywalker sich nicht von Thrawns langjähriger militärischer Erfahrung bedroht fühlte. Seine Stimme klang jedenfalls viel jünger als die von Thrawn.
»Ich verstehe«, sagte Skywalker. »Also gut. Im Namen von Kanzler Palpatine und der Galaktischen Republik nehme ich Ihr Angebot an.«
»Ausgezeichnet«, erwiderte Thrawn. »Vielleicht könnten Sie damit beginnen, mir die Wahrheit über Ihre Suche zu erzählen.«
»Ich dachte, Sie sind bereits über alles im Bilde. Sie wissen von Padmés Schiff.«
»Das nubianische Schiff?« Thrawn legte den Kopf schräg. »Die Bauart und das Triebwerkssystem unterscheiden sich grundsätzlich von allem, was ich bislang in dieser Region gesehen habe. Ihr Schiff weist ähnliche Charakteristiken auf; die logische Schlussfolgerung war also, dass ein Fremder den anderen sucht.«
»Ah. Es stimmt, das nubianische Schiff gehört zu uns. An Bord befand sich eine Abgesandte der Republik, die sich hier mit einem Informanten treffen sollte. Als wir keine Rückmeldung von ihr empfingen, wurde ich hergeschickt, um nach ihr zu suchen.«
Che’ri runzelte die Stirn. War Duja die Informantin, von der Skywalker sprach? In dem Fall sollten sie ihm vielleicht sagen, dass sie Batuu längst wieder verlassen hatte.
»Ich verstehe«, sagte Thrawn. »War dieser Informant vertrauenswürdig?«
»Ja.«
»Sind Sie da sicher?«
»Unsere Gesandte war es.«
»Dann ist ein Verrat unwahrscheinlich. Hat der Informant Sie kontaktiert?«
»Nein.«
»In dem Fall sind die wahrscheinlichsten Szenarien, dass er einen Unfall hatte oder gefangen genommen wurde. Wir sollten zur Oberfläche fliegen und herausfinden, was davon zutrifft.«
»Das hatte ich gerade vor, als Sie aufgetaucht sind«, brummte Skywalker. »Sie meinten, Sie wissen, wo sich das Schiff befindet?«
»Ich kann Ihnen die Koordinaten übermitteln«, bot Thrawn an. »Aber vielleicht wäre es praktischer, Sie kommen zu mir an Bord. Ich habe einen Shuttle für zwei Passagiere. Wir können den Flug zusammen unternehmen.«
»Danke, aber ich nehme lieber mein eigenes Schiff. Wie gesagt, ich könnte dort unten Erzwo brauchen.«
»Wie Sie wünschen«, gab Thrawn nach. »Ich fliege voran.«
»Gut«, erwiderte Skywalker.
»Ich werde sofort die nötigen Vorbereitungen treffen«, erklärte Thrawn, während er die Kontrollen bediente. »Eines noch. Ich weiß, dass viele Spezies Probleme haben, Chiss-Namen korrekt auszusprechen. Ich schlage also vor, Sie nennen mich bei meinem Kernnamen: Thrawn .«
»Schon in Ordnung, Mitth’raw’nuruodo. Ich komme damit schon klar.«
»Mitth’raw’nuruodo.«
»Das sagte ich doch«, erwiderte Anakin. »Mitth’raw’nuruodo.«
»Es wird Mitth’raw’nuruodo ausgesprochen.«
»Ja. Mitth’raw’nuruodo.«
»Mitth’raw’nuruodo.«
Che’ri musste an sich halten, um nicht loszukichern. Für sie war der Unterschied ebenso deutlich wie für Thrawn, aber der Fremde schien es einfach nicht zu hören.
Aber zumindest versuchte er es nicht stur weiter. »Also gut«, grollte er stattdessen. »Thrawn.«
»Danke. Das sollte es einfacher machen. Mein Schiff ist bereit. Lassen Sie uns aufbrechen.«
Thrawn schaltete das Komm ab und löste seine Sicherheitsgurte. »Kommst du alleine zurecht?«, fragte er mit einem durchdringenden Blick in Che’ris Richtung.
Sie schluckte hart. Hatte sie denn eine Wahl?
Vermutlich schon. Sein Gesichtsausdruck war offen, und sie hatte das Gefühl, dass er sein Angebot an Skywalker sofort zurückziehen würde, falls sie ihn bat, bei ihr zu bleiben.
Aber sie waren hier, um nach Verbündeten im Kampf gegen die Nikardun zu suchen, und Skywalker könnte ihre einzige Hoffnung sein.
Also straffte sie die Schultern. »Ich schaffe das«, sagte sie. »Was soll ich tun?«
»Flieg zurück zu dem System mit dem Energieschild«, instruierte er sie. »Halte dich weit von den Robotschiffen fern. Warte auf mein Signal, und wenn ich es gebe, dann setzt du die Täuschkörper ein und fliegst zu dem Komplex mit dem Energieschild hinab.«
»In Ordnung«, murmelte Che’ri. Sie hatte die Täuschkörper bislang nur in Simulationen benutzt, aber es hatte ziemlich einfach ausgesehen. »Wie viele soll ich absetzen?«
»So viele wie nötig«, erwiderte Thrawn. »Das heißt, eigentlich kannst du alle benutzen. Falls alles so läuft, wie ich hoffe, können wir danach direkt zur Aszendenz zurückfliegen, ohne uns noch einmal potenzieller Gefahr auszusetzen.«
»Ist gut.« Sie atmete tief durch. »Und Ihnen wird auch nichts passieren?«
»Natürlich nicht.« Er lächelte zuversichtlich. »Ich werde eine Waffe mitnehmen, und ich bin überzeugt, dass General Skywalker einen mächtigen Verbündeten abgeben wird.« Er spähte durch die Cockpitscheibe. »Aber vielleicht sollte ich trotzdem meine Kampfuniform anlegen. Nur für alle Fälle.«