D er Tag zuvor war lang und anstrengend gewesen und auch heute sollte es nicht anders sein. Agony hasste es, sich zu beeilen und zu warten, aber Tonio, dessen Telefon sie bei Zaza kopiert hatte, hatte sich mit Ben, dem Afrikaner, nach einem Konzert verabredet, zu dem der Nigerianer unbedingt gehen wollte.
Agony und Pain waren beide überrascht, dass das Konzert nicht an einem der vielen weltlichen Veranstaltungsorte in der Stadt stattfand, an denen nachts Livemusik gespielt wird. Stattdessen fand es in der St. Alban’s Cathedral statt, wo der Marambigueax Choir auftrat, der zum ersten Mal durch die Vereinigten Staaten tourte. Ihre Mischung aus Gospelspirituals und afrikanischen Beats wurde von NPR vorgestellt, dem nichtkommerziellen, amerikanischen Radiosendernetzwerk National Public Radio, und St. Alban’s war ihre dritte Station auf einer sehr erfolgreichen Einführungstour.
Die Vorstellung begann um 19 Uhr und war komplett ausverkauft. Das Duo war früh angereist und hatte sich einen Parkplatz gesichert, sobald die Parkuhren um fünf Uhr abends nicht mehr verwendet werden mussten. Wie die meisten Kirchen in der Stadt hatte auch St. Alban‹s keinen eigenen Parkplatz. Es gab einen kleinen Park auf der gegenüberliegenden Straßenseite und ein mehrstöckiges Parkhaus auf der anderen Seite am Ende des Blocks.
»Ich verstehe nicht, warum wir Bertha nicht nehmen konnten«, beschwerte sich Agony, die deswegen noch immer ein wenig verärgert war. »Hinten ist mehr als genug Platz. Zumindest mehr als in diesem Buick.«
»Hier ist mehr Platz im Kofferraum.«
Früher an diesem Tag hatte Pain eine der Kisten in ihrer Behelfswohnung im Untergeschoss durchwühlt und ein Hemd angezogen, das keine Einschusslöcher hatte. Dann war er für eine halbe Stunde verschwunden. Sie hatte die Zeit genutzt, um sich in dem spartanischen, aber relativ sauberen Badezimmer frisch zu machen.
Als er zurückkam, hatte er einen Satz Autoschlüssel um seinen Finger gewickelt.
»Wieso«, hatte sie gefragt, »ist es besser, mit einem gestohlenen Auto durch die Stadt zu fahren als mit Bertha?«
»Woher weißt du, dass das nicht die Schlüssel für mein Auto sind?«
»Willst du damit sagen, dass sie es sind?«
»Ich sage nur, dass niemand sagen wird, dass sie es nicht sind.«
Sie hatte inzwischen genug über ihn gelernt, um zu wissen, dass sie sich nicht auf Zirkelschlüsse einlassen sollte.
Jetzt saßen sie in einem großen Straßenkreuzer, den ihr Vater mit Stolz gefahren wäre. Sie wollten früh genug ankommen, um zu beobachten, wer die Kathedrale betrat, damit sie so viele der fünfhundert Besucherinnen und Besucher wie möglich erfassen konnten.
Bei Observationen, selbst mit Partnern, die sich gut kannten, gingen die Gesprächsthemenoft nach der ersten halben Stunde aus. Wenn man jeden Tag zehn Stunden mit jemandem zusammen ist, gibt es nicht viel, worüber man sich austauschen kann. Da sie keine gemeinsame Vergangenheit hatten, verfielen die beiden in vertraute Muster, um sich die Zeit zu vertreiben, während sie darauf warteten, dass die Scheiße losging.
»Du brabbelst schon wieder vor dich hin«, bemerkte Agony.
»Tut mir leid.« Pain klang fast entschuldigend. »Chaz und ich haben bei Aufklärungs- und Scharfschützeneinsätzen immer mentales Schach gespielt. Schweigen war oberstes Gebot – tagelanges Schweigen, während wir uns umdrehten, um ins Gras oder in den Sand zu pissen. Wenn wir eine ebene Fläche hatten, zeichnete er das Brett mit einer Klinge in den Dreck und wir reichten die Klinge zwischen uns weiter, um unsere Züge anzuzeigen. Ich bin gerade im Kopf die Schacheröffnung des Vierspringerspiels durchgegangen.«
»Sein Name war also Chaz?« Sie hatte ihn ertappt.
»Ja«, bestätigte er mit einem traurigen Lächeln. »Ungefähr einmal alle Dutzend Spiele hat er mich gewinnen lassen, damit er nicht allein spielen musste, während ich schmollte. Jetzt spiele ich allein. Du weißt ja, wie das ist. Was soll das mit dem Häkeln?«
»Es ist Stricken«, korrigierte sie ihn. »Zum Häkeln braucht man nur eine Nadel. Zum Stricken braucht man zwei.«
»Nun, mea culpa.« Er warf seine Hände hoch. »Ich schätze, deine Mutter hat dir mehr darüber beigebracht als meine Mutter mir – was verständlich ist, da du ja eine Frau bist.«
»Ich habe schon Leute für weniger herablassende Äußerungen getötet«, entgegnete sie, ohne eine Miene zu verziehen.
Er ließ die Stille auf sich wirken, während er zählte. Siebenundachtzig Stiche – oder wie auch immer sie genannt wurden – später brach sie das Schweigen.
»Alex hat gestrickt, während wir auf Observationen waren. Bevor wir Partner wurden, hat er bis zur Geburt seiner Zwillinge täglich eine Packung geraucht. Er gab das Rauchen auf und fing an zu stricken. Deswegen war ich stolz auf ihn, weißt du? Du willst lange genug leben, um deine Kinder aufwachsen zu sehen und dann Enkelkinder auf deinen Knien hüpfen zu lassen. Er hat für seine Kinder gestrickt, aber das hieß nicht, dass ich ihn nicht deswegen weniger geachtet hätte.«
Wieder einmal verstand er. Als Go-Spieler hatte er Chaz einmal gesagt, Schach sei etwas für Weicheier.
»Man kann im Sand nicht Go spielen«, lautete dessen Antwort. »Tic Tac Toe, vielleicht. Das ist ein Spiel für Weicheier.«
»Aber komm schon, junge Dame.« Pain versuchte, sie wieder in den Moment zu holen. »Du siehst gerade aus wie eine amische Hausfrau.«
»Eine amische Hausfrau«, entgegnete sie, »die auf dem Vordersitz eines motorisierten Fahrzeugs sitzt? Das glaube ich nicht.«
Da hatte sie wohl recht. »Und dann?« Er wusste, dass noch ein Teil fehlte.
Agony holte tief Luft. »Sie haben seinen Spind ausgeräumt. Er war vollgestopft mit Garnknäueln und Bildern von seinen Niños , die an die Türen geklebt waren. Nach der Beerdigung fragte ich seine Witwe, ob ich das Garn haben könnte. Sie fragte mich, warum und ich sagte ihr, dass Alex einige unvollendete Arbeiten hatte und dass es mir eine Ehre wäre, wenn ich sie für ihn fertigstellen könnte. Sie überließ es mir und die Zwillinge nahmen meine fertigen Produkte dankend an. Ich habe mich auf Schals und Mützen spezialisiert und überlasse Pullover den Profis.«
»Ich nehme an, du hast das Ende seines Garns erreicht? Denn sonst weiß ich echt nicht, warum du lila, orange, blau und braun mischst.«
»Was? Gefällt dir das Farbschema nicht?« Sie fand, dass sie die Farben meisterhaft kombiniert hatte.
»Nenn mir ein empfindungsfähiges Wesen, das das tun würde?« Pain bemitleidete jetzt schon jeden, der es am Ende tragen musste.
»Dann bin ich froh, dass das geklärt ist.« Agony lehnte sich zurück und schaute ihn immer noch mit einem Blick an, der jedem anderen die Haare zu Berge stehen lassen würde. »Da du kein fühlendes Wesen bist, wirst du diese Mütze mit Stolz tragen. Ich hoffe nur, dass ich noch genug Garn übrig habe, um deinen dicken Schädel zu bedecken.«
»Du weißt schon …« Er drehte seinen Kopf so, dass sie den ganzen Umfang erfassen konnte. »Manchmal muss man sich mit dem begnügen, was man hat.«
»Oh, scheiß die Wand an!« Sie ließ das Garn und die Nadeln fallen. »Das Konzert ist vorbei!«
»Wie schnell die Zeit vergeht.« Er wusste, dass er mindestens zweiundvierzig andere kluge Antworten parat gehabt hatte, aber er beschloss, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt war, um eine davon zu teilen.
Vom Beifahrersitz des Buicks aus beobachtete Agony, wie die versammelte Menge durch die Eingangstüren von St. Alban’s hinausging. Zazas Tonio stand diesmal nicht im Mittelpunkt ihrer Nachforschungen, auch wenn er überlebt hatte, um an der Veranstaltung teilzunehmen. Afri-Ben war es. Obwohl fünfhundert Menschen hinausgingen, brauchten sie nur einen zu finden.
Agony holte das Telefon heraus, von dem Pain ihr gesagt hatte, dass sie es loswerden müsse, startete eine App, mit der sie ihre Nummer verschleiern konnte und rief die Nummer an, die sie für Afri-Ben hatte, als hätte noch nie ein Telefonverkäufer diesen Trick benutzt.
Verdammte Technik des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Knapp dreißig Besucher telefonierten bereits mit ihren Handys und sie hatte keine Ahnung, wer von ihnen gerade einen Anruf entgegengenommen hatte. Sie wollte gerade auflegen, als Pain ihr das Telefon auf die zweckmäßigste Art und Weise abnahm. Er riss es ihr einfach aus der Hand.
»Pass auf die Menge auf.« Er äußerte den Befehl, ohne Zeit für Erklärungen zu haben. Sie nahm den Befehl nicht gnädig auf, gehorchte aber instinktiv, während er ein paar Sekunden wartete und dann rief: »Ben, du Hurensohn, der Postbote hat neun Monate vor deiner Geburt deiner Mutter in die Muschi gepisst!«
Nur ein Mann mit einem Telefon am Ohr erstarrte und er hatte jetzt ihre ungeteilte Aufmerksamkeit.
»Ich habe ihn!«, meldete sie, als er eine plötzliche Bewegung machte, die ihn von der Menge trennte. »Aber der Postbote?«, fragte sie ihren Begleiter, als ein Strom von Obszönitäten als Antwort durch das Telefon zu hören war. »Vielleicht kannst du mir das nächste Mal eine Warnung geben, bevor du anfängst, wie ein Kesselflicker zu schreien.«
»Ich dachte, es wäre ein sehr vornehmes Schreien«, verteidigte er sich fröhlich.
»Damit würde man dich sicherlich auch als Gaststar zu den Muppets einladen!« Sie hatte nicht vor, es dabei zu belassen.
»Im Gegensatz zu dir kann man mich da bedenkenlos mitmachen lassen, Miss Ruhe-auf-den-billigen-Plätzen.« Er wollte es auch nicht sein lassen.
»Klar«, schnauzte sie, denn sie war gerade richtig in Fahrt, »wenn du auf gruselige Marionetten stehst.«
»Es sind Puppen, keine Marionetten! Jim Henson würde mir das bestätigen.«
Sie hielten in ihrer Zänkerei inne, als ihnen klar wurde, dass die Muppets vielleicht das Einzige waren, was sie aus ihrer Jugendzeit gemeinsam hatten und dass sie Jim Henson seine Ehre erweisen mussten. Als sie sich die Szene vor der Kirche wieder ansahen, steckte Afri-Ben sein Handy ein und bewegte sich schnell durch die Menge, begleitet von zwei anderen Männern, die keine Skrupel hatten, jemanden aus dem Weg zu schubsen, während sie zu einem schicken SUV eilten, der etwa fünf Autolängen vor ihnen auf einem erstklassigen Parkplatz stand.
»Ich zähle Ben und zwei Leibwächter«, bemerkte sie, »aber ich kann nicht sagen, ob sie bewaffnet sind oder nicht.«
Ihr Partner hatte den Geländewagen gefunden und den Buick bereits angelassen. »Das sollte nicht schlimm sein. Jetzt gib mir eine Ohrfeige – so fest, dass sie einen Abdruck hinterlässt.«
Agonys MMA-Training umfasste keine Ohrfeigen, also schlug sie zu. Sie traf ihm am Mund und spaltete seine Lippe.
»Ich sagte Ohrfeige!« Er zog seine Hand von seinem Mund und sah Blut.
»Du hast gesagt, hart genug, um eine Spur zu hinterlassen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich kann es noch einmal versuchen, wenn du willst.«
»Das ist okay.« Er fuhr aus der Parklücke, als Ben und seine Kollegen in ihren Geländewagen stiegen. »Das Blut wird ausreichen.«
Pain gab Gas und rammte die hintere Tür auf der Fahrerseite des Geländewagens.
»Wie konntest du das tun?«, rief er mit einem nasalen Wimmern, als er seine Tür öffnete und hinauskletterte.
Sie hatte ihm direkt auf den Mund geschlagen, also war sie sich nicht sicher, warum seine Nasengänge plötzlich im Vordergrund stehen sollten, aber er ließ seine Tür offen und schrie laut genug, um drei Blocks entfernt gehört zu werden.
»Wir haben in einer halben Stunde eine Reservierung im Restaurant«, jammerte er weiter. »Ich kann doch beim besten Willen nicht so dort auftauchen. Ich muss vielleicht ins Krankenhaus und dann habe ich keine Reste vom Essen übrig, die ich unseren Fellbabys geben kann, ganz zu schweigen davon, dass der Hundesitter vierzig Dollar pro Stunde verlangt. Es wird ein Vermögen kosten, wenn ich die Nacht im Krankenhaus verbringen muss.«
Agony stieg auf ihrer Seite des Buicks aus und umrundete das Heck, damit sie hinter ihm auftauchen konnte. Er wimmerte weiter und schien zu schrumpfen, als er sich dem Fahrer des Geländewagens näherte. Seine Beine waren nicht mehr gerade, sondern in den Knien leicht gebeugt. Zusammen mit einem leichten Buckel im Rücken, der seine Schultern nach vorne wölbte, sah er nicht annähernd so gefährlich aus, wie sie ihn kannte.
»Du hast angefangen!«, rief sie ihm hinterher. »Es ist mir egal, ob du meine Mutter hasst oder nicht. Du hättest sie nie so nennen dürfen.«
Ben und seine Wächter waren im Moment des Aufpralls aus dem Geländewagen gesprungen und standen dem erbärmlich wimmernden Mann gegenüber, der nun auf sie zukam. Sie schienen sich sicher zu sein, dass es sich nicht um einen Bandenangriff handelte. Es handelte sich lediglich um einen Sissy-Boy, der mehr Frau am Hals hatte, als er zu bewältigen wusste. Sie hatten Mühe, ihr Lachen zu unterdrücken.
»Es tut mir leid! Es tut mir sehr, sehr leid, aber sie hat mich geschlagen.« Pain zeigte auf Agony, die sich schnell näherte. »Sie hat mich geschlagen, als ich gefahren bin.« Er deutete auf seine blutige Lippe als Beweis.
»Und jetzt, wo du nicht mehr fährst«, sagte Ben in seinem rhythmischen, nigerianischen Akzent, »werde ich dich dafür schlagen, was du mit meinem Auto gemacht hast.«
»Oh«, flehte er, nah genug, dass der Nigerianer seine Drohung wahr machen konnte, »meine Versicherung wird das abdecken, keine Sorge. Aber ich bin mir nicht sicher, was die Versicherung in Bezug auf die Gesichter deiner Jungs abdeckt.«
»Äh, was meinst du?«
»Der Schaden in seinem Gesicht.« Er deutete am ersten Leibwächter vorbei auf den zweiten. Die dummen Idioten hatten sich nebeneinander aufgereiht, anstatt auf jeder Seite des Mannes, den sie beschützen sollten.
Leibwächter Eins drehte sich zu dem, auf den Pain zeigte, sodass er den Schlag gegen sein Ohr nicht sah. Der Aufprall der Faust brachte das Trommelfell zum Platzen und verursachte einen sofortigen Gleichgewichtsverlust, der seinen Gegner zusammensacken ließ.
Der zweite Wächter versuchte, seine Waffe zu ziehen, aber seine Hand kam nicht mal in die Nähe, als ihr Angreifer ihm einen Tritt gegen den Arm und einen weiteren direkt gegen die Brust versetzte, der ihn gegen den SUV schleuderte, bevor er zusammenbrach.
Ben griff nach seiner Waffe im Schulterholster, aber Agony holte mit ihrem Schlagstock aus und schlug ihm mit einem harten Schlag auf den Arm. Aus nun kraftlosen Fingern fiel die Pistole auf die Straße. Mangels Schusswaffe stürzte sich der Nigerianer auf sie und wurde dafür mit einem harten Hieb mit dem Schlagstock ins Gesicht belohnt. Der Schlag war nicht hart genug, um ihn zu töten oder außer Gefecht zu setzen, aber fest genug, um ihm die Nase zu brechen. Ben umklammerte sein Gesicht, seine Knie gaben kraftlos nach.
Pain verpasste dem zweiten Wachmann einen Tritt in die Rippen, der ihn sehr effektiv davon überzeugte, doch einfach liegenzubleiben. Er nahm dem Wächter die Waffe ab, sah Agony an und runzelte die Stirn.
»Bei dir muss es immer das Gesicht sein, nicht wahr?«
»Er wird mir später danken, wenn er sieht, was für eine Verbesserung das ist. Das wird ein wahres Charaktergesicht.«
»Ich dachte, du hast gesagt, kein Kopftrauma«, tadelte er sie.
»Das sagt gerade der Richtige.« Sie deutete auf den Wachmann, dem jetzt ein Rinnsal Blut den Hals hinunterlief. Sie sah sich kurz um, schnappte sich die beiden verbliebenen Waffen und steckte sie in ihren Mantel, bevor sie mit ihrem Schlagstock auf den Buick deutete.
»Willst du ritterlich sein und uns in deine Kutsche einladen?«
»Ist das der Moment, in dem du endlich die ›Jungfrau in Nöten‹-Karte zückst?« Er ging grinsend an ihr vorbei, bereit sich zu ducken und erreichte die Seitentür des Buicks. »Ich komme dir auf halbem Weg entgegen«, fügte er hinzu, riss die Tür auf und verbeugte sich schwungvoll. »Oder möchtest du lieber in den Kofferraum?«
»Kofferraum bitte, Sir Klugscheißer. Wenn wir schon einen haben, können wir ihn auch gleich benutzen.«
Pain öffnete den Kofferraum und Agony verdrehte einen von Afri-Bens Armen auf seinen Rücken und zwang ihn so zum hinteren Teil des Fahrzeugs. Ihr Partner kam ihr zu Hilfe, nachdem sie gemeinsam ein paar Kabelbinder an den Hand- und Fußgelenken ihres Gefangenen befestigt hatten, hob Pain den Drogenkurier hoch und warf ihn rücksichtslos in den Hohlraum.
»Wir ziehen langsam die Aufmerksamkeit auf uns.« Sie hatte das Gefühl, dass sie darauf hinweisen sollte.
Er knallte den Kofferraum zu und schaute sich um. Seit dem ersten Blechschaden und dem Verladen ihrer Fracht waren weniger als zwei Minuten vergangen, aber das war genug, um eine kleine Menschenmenge zu versammeln. Sie blieben in sicherer Entfernung, aber er hatte keinen Zweifel daran, dass von den Dutzenden Handys, die jetzt Fotos machten, mindestens drei benutzt worden waren, um den Notruf zu wählen.
»Es ist Zeit, ein wenig Kniegas zu geben.« Er beeilte sich, seinen Platz hinter dem Lenkrad einzunehmen, während sie auf den Beifahrersitz rutschte.
»Dir ist schon klar«, bemerkte sie, als er vom Unfallort wegfuhr, »dass mindestens ein Dutzend Handys Bilder des Nummernschilds haben, die die Zeugen den Polizisten zeigen können, wenn sie kommen.«
Mit einem Grinsen wischte er die Bedenken beiseite. »Gut, dass es nicht mein Nummernschild ist.«
»Oh. Du gibst also endlich zu, dass das nicht dein Auto ist?«
»Das habe ich nicht gesagt.« Er bog in eine Gasse ein. »Ich sagte, es ist nicht mein Nummernschild.«