Kapitel 10

P ain wollte das Bleichmittel benutzen, um Ben von seinem Elend zu erlösen und die Leiche zu entsorgen. Agony wollte nicht mehr Tod als unbedingt nötig und hatte sich gegen diese Idee ausgesprochen.

Sie hatte Bertha mitnehmen wollen. Er wollte nicht, dass ihr Fußballmutti-Mobil mehr Schaden nahm als unbedingt nötig und hatte sich vehement dagegen ausgesprochen.

Sie hatten einen Kompromiss gefunden und parkten nun den Buick mitten in einem Bandengebiet, das den Nigerianern nicht gerade freundlich gesinnt war.

Pain öffnete den Kofferraum und Agony half Ben aus dem Kofferraum. Dem Nigerianer fehlte mittlerweile ein Großteil seiner Augenbrauen. Er hielt sich seine gebrochenen Rippen und seine Hose stank nach Urin. Sie hielten sich zurück und beobachteten, wie er sich zurechtfand.

»Das ist das Territorium von Kavyette.«

»Das ist richtig«, bestätigte Agony. »Wenn du ruhig und vorsichtig bist – und Glück hast – hast du zumindest eine halbe Chance, es lebend zu schaffen und in eine freundlichere Umgebung zurückzukehren.«

»Du hättest mich im Keller töten sollen.«

»Warum sollen wir den ganzen Spaß haben?«, fragte Pain. »Wir sind keine Egoisten. Viel Glück!«

Der Nigerianer schaute finster drein, als die beiden in ihr Auto stiegen und wegfuhren. Wenigstens hatten sie ihn auf einer Straße unter einer Straßenlaterne zurückgelassen, die gerade nicht funktionierte. Er schaute die Straße auf und ab, stellte zu seiner Erleichterung fest, dass es größtenteils dunkel war und eilte in die tieferen Schatten. Ohne Auto, ohne Telefon und ohne Waffe standen die Chancen nicht gut für ihn, aber er war nicht tot. Er begann den langsamen, vorsichtigen und fast aussichtslosen Versuch, sich lebend aus dem Kavyette-Territorium zu schleichen.

Pain fuhr sie zu der Adresse, die Ben als seine beste Vermutung angegeben hatte, wo der Prediger festgehalten wurde. Agony hatte recht gehabt. Der Mann würde Stunden brauchen, um aus dem Gebiet der rivalisierenden Bande herauszukommen, also sollten sie genug Zeit haben, um zu tun, was sie tun mussten, bevor der Nigerianer die Chance hatte, jemanden zu kontaktieren, um die Entführer zu warnen.

Während er den Wagen lenkte, versuchte seine Partnerin, ein wenig zu plaudern.

»Was genau hat deine Quest mit meinem Auftritt mit dem Priester zu tun? Und wer nennt heutzutage noch irgendetwas eine Quest?«

»Ich tue das.« Er war sich nicht sicher, warum seine Terminologie für sie so ein Hindernis darstellte.

»Was bist du? Eine Art Ritter des Reiches oder so ein Scheiß?«

»Ich bin eher ein Bauer im Spiel eines anderen. Aber wenn ich ein Ritter wäre, wärst du dann eine jungfräuliche Maid in Not?«

»Ich habe immer noch mehr Waffen bei mir als du«, erinnerte sie ihn. »Und ich bin mehr als bereit, sie alle zu ziehen, wenn du jungfräulich, Maid und mich noch einmal in einem Satz erwähnst.«

»Tut mir leid, Mylady.« Er neigte den Kopf in einer spöttischen Verbeugung. »Aber wer zum Teufel nennt einen Vermisstenfall einen Auftritt? Hast du irgendwo in deinem Mantel eine Band versteckt, die du mir noch nicht vorgestellt hast?«

»Nein, Sir Wichstzuviel«, erwiderte sie schnippisch. »Die Band probt zwei Räume weiter im Rollenspiel-Club. Willst du vorbeikommen, um dich vorzustellen?«

»Vielleicht ein anderes Mal.«

Agony beobachtete ihn beim Fahren und fragte sich, ob sein Blick jemals nur auf das gerichtet war, was vor ihm lag, anstatt jeden Spiegel andauernd mit Blicken abzutasten, als erwartete er, dass die Gefahr aus jedem möglichen Winkel auf sie zukam.

»Vielleicht solltest du ein Cabrio fahren«, schlug sie vor.

»Meine Haare sind nie lang genug, um den Fahrtwind zu genießen«, antwortete er. »Ich weiß also nicht, wozu ein Cabrio gut sein soll.«

»Der Zweck«, erklärte sie, »wäre, dass du auch den Himmel für einen Luftangriff im Auge behalten kannst.«

»Ein Cabrio?« Er dachte kurz darüber nach. »Wahrscheinlich nicht … aber ein Schiebedach wäre vielleicht ganz praktisch. Ich werde das bei der nächsten Aktualisierung meiner Fahrzeugspezifikationen mit angeben.«

»Also gut.« Sie schaute aus dem Fenster auf die Stadtteile, durch die sie fuhren. Er schien normalen Straßen den autobahnähnlichen Freeways vorzuziehen. »Ich habe einen vermissten Pfarrer und du hast eine Quest. Ich kenne den geheimen Handschlag der Tempelritter nicht, aber darfst du mir wenigstens sagen, warum du denkst, dass die beiden Auftritte zusammenhängen könnten?«

»Bist du mit der ›Bruderschaft der Schwarzen Axt‹ vertraut?«

Sie schaute auch auf die Spiegel, während sie antwortete. »Ich weiß nicht einmal, was eine Bruderschaft ist. Eine Schwarze Axt? Was ist das? Eine Bande von Holzfällern, die den sagenhaften Holzfäller Paul Bunyon als Maskottchen haben?«

»Ich wünschte, es wäre so einfach.« Pain seufzte und fuhr weiter. »Die Schwarze Axt ist eine nigerianische Bruderschaft und einigen ihrer Mitglieder werden Verbindungen zu sehr schlimmen Menschen nachgesagt.«

»Wie schlimm?« Das war alles Neuland für sie.

»Du erinnerst dich an unseren gemeinsamen Freund Gus und die Camorra?« Sie nickte. »Sie sind wie Kinder, die sich nach der Arbeit eines Bautrupps heranschleichen, um ihren Namen in den noch nassen Bürgersteig zu kritzeln und lachend davon huschen, weil sie ihre Spuren hinterlassen haben.«

»Lass mich raten …« Sie fand, dass er ein wenig übertrieben dramatisch war, aber sie spielte mit. »Diese bösen Leute wären diejenigen, die Gus’ Leute unter den Beton gemischt hätten, bevor sie ihn gegossen haben?«

»So ähnlich, ja.« Der Tonfall und die Wahrhaftigkeit, die seine Stimme vermittelte, ließen Agony erschaudern. »Diese bösen Menschen hinterlassen keine Spuren. Sie wollen nicht, dass jemand weiß, dass sie überhaupt existieren.«

»Erzähl weiter.«

»Ich wusste, dass einige von Zazas Punks die Nigerianer als neue potenzielle Lieferanten für ihr Heroin angesprochen hatten. Sie schwimmen alle in demselben giftigen Teich mit trübem Wasser. Aber irgendwo über diesem Teich wohnen meine bösen Leute, wie Götter, die vom Olymp herabschauen und über die Eskapaden der Sterblichen lachen.«

»Du musst auf Cocktailpartys ein echter Brüller sein.«

»Ich habe meine Momente.« Er lächelte, aber es verblasste schnell. »Ich versuche nur herauszufinden, welcher nigerianische Fisch am Haken hängt. Das könnte mir zumindest einen Hinweis darauf geben, welcher Schnur ich zu demjenigen folgen muss, der die Rute hält.«

»Und bist du jetzt näher an dieser Schnur als vor zwei Tagen?«

Pain atmete tief ein – so tief, dass sie sich fragte, ob sein Sicherheitsgurt reißen könnte.

»Nein.« Er atmete langsam aus.

»Warum bleibst du dann noch hier, um mir bei meinem Auftritt zu helfen?«

»Kann ich nicht einfach ein guter Kerl sein, der versucht, rechtschaffen zu bleiben?«

Agony schaute ihn schief an. »Sicher, das könntest du sein. Aber deine Rüstung hat ein paar Schwachstellen.«

»Verdammt.« Er schaute auf seine Kleidung. »Ich hatte gehofft, du würdest es nicht bemerken.«

Er nahm seinen Blick für einen kurzen Moment von der Straße und den Spiegeln und sagte die ungeschminkte Wahrheit. »Aus rein egoistischen Motiven. Ich habe gehofft, dass ich, wenn ich dir helfe, den Prediger zu retten, vielleicht genug Vertrauen in der nigerianischen Gemeinschaft gewinnen kann und sich dadurch möglicherweise etwas ergibt, das mich zu meinen bösen Leuten führt.«

»Du nimmst meinen Auftritt also huckepack?« Sie versuchte, verärgert zu klingen.

»Hey«, beschwerte sich Pain und versuchte dabei versöhnlich zu klingen. »Keiner von uns beiden war als Solist besonders gut.«

»Na gut«, räumte sie ein. »Aber du weißt viel mehr über meinen Auftritt als ich über deine Quest.«

Sie waren nahe an ihrem Ziel.

»Abgesehen von dem archaischen Begriff, was ist der Sinn einer Quest?«, fragte er ganz ernsthaft.

»Ich weiß es nicht.« Agony könnte glücklich sterben, wenn sie das Wort Quest nie wieder hören würde. »Einen Drachen erschlagen? Eine Prinzessin retten? Einen heiligen Gral finden? Einen Vulkangott bestechen, indem du ihm glitzernde Schmuckstücke in sein lavagefülltes Maul wirfst, bevor er spuckt?«

»Das Böse rückgängig machen«, sagte er ohne eine Spur von Verlegenheit oder Zweideutigkeit. »Darum geht es bei einer Quest.«

»Das Böse rückgängig machen? Ernsthaft?« Sie fragte sich langsam, ob er ein Sentimentalist oder ein ehemaliger Seminarist im Priesterseminar war.

»Ich weiß, dass wir die Vergangenheit nicht ungeschehen machen können«, fuhr er fort, »aber wir können versuchen, dem Bösen einen Grund zum Innehalten zu geben.«

»Du glaubst also, dass es so etwas wie das Böse da draußen gibt?« Über diese Frage hatte sie in mehr als einer unruhigen, schlaflosen Nacht nachgedacht.

»Ich werde meine Augen noch einmal von der Straße nehmen«, schlug er ihr vor, »wenn du mir direkt in die Augen schauen kannst und mir sagst, dass du nach allem, was du in deinem Leben und deiner Karriere gesehen hast, nicht dasselbe glaubst.«

»Behalte die Straße im Auge. Ich glaube, wir müssen bald links abbiegen«, antwortete sie und zog sich aus dem Gespräch zurück, um ihre verfügbaren Waffen zu überprüfen. Es war einfacher zurückzustecken, denn nichts in ihrem geistigen Arsenal konnte seinen Standpunkt widerlegen.

* * *

Pain bog links ab, dann rechts. Sie parkten auf der Straße vor einem kleinen Laden in der Mitte des Blocks. Um diese Zeit war er geschlossen, aber im Fenster hingen Schilder: ›Frische Produkte. Frisches Fleisch. CBD- und Kratom-Präparate, täglich neu geliefert.‹

»Eine interessante Kombination von Waren«, stellte er fest, als er das Sammelsurium der Schilder las.

»CBD und seine Nutzlosigkeit«, kommentierte Agony. »Die Produzenten der Cannabidiol-Produkte haben eine tolle PR, das ist mir klar. Aber was zum Teufel ist Kratom?«

»Kratom«, informierte er sie, »ist das pflanzliche Äquivalent von Crack-Kokain. Es ist teuer, wirkt schnell und gibt dir entweder einen kurzen Energieschub, heftiges Erbrechen oder eine schmerzhafte Verstopfung.«

»Nun, dann …« Sie versuchte, sich die Werbekampagne für ein so vielfältiges, pflanzliches Ergänzungsmittel vorzustellen. »Setz mich auf ihren E-Mail-Verteiler. Ben sagte, dass Doro im Keller des Lagers nebenan gefangen gehalten wird. Wie wäre es, wenn du hintenrum gehst?«

Er betrachtete die Szene einen Moment lang. Die angrenzende Ladenfront war mit Brettern vernagelt und verriegelt. Er lenkte den Buick um die Ecke und parkte in der Gasse auf der Rückseite des versiegelten Gebäudes. Sie stiegen aus und begutachteten den Hintereingang – eine Metalltür mit einem Griff und einem Schlüsselschlitz.

»Ich mach das schon«, informierte er sie.

Sie trat zurück und er holte eine kleine Masse mit der Konsistenz von Knete hervor und drückte sie in und um das Schloss.

»Hast du mal Feuer?«, fragte er sie.

»Sehe ich aus, als wäre ich ein Raucher?«

»Gut. Mach die Dinge nur schwierig. Aber oh«, fügte er hinzu, »gut für dich. Das bin ich auch nicht.«

Sie schüttelte den Kopf, als er Streichhölzer herauszog. Keine Streichholzbriefchen, sondern eine richtige kleine Schachtel mit Holzstreichhölzern. Er zündete eines an und steckte es an das Ende eines Dochtes, den sie nicht gesehen hatte, bevor er zurücktrat und sich zu ihr setzte.

»Schütze deine Augen«, riet er.

Der Docht brannte herunter, bis nicht mehr viel davon übrig war und sie drehte den Kopf. Sie hörte ein leises Puff und spürte eine Hand auf ihrem Arm.

»Der Keller des Schlosses wurde aufgebrochen, Eure Durchlaucht«, verkündete er. »Sollen wir eintreten?«

»Du solltest dir schon mal Gedanken über die Musikauswahl machen, die zu deiner Trauerfeier gespielt wird, wenn du mich das nächste Mal mit so einem Titel ansprichst«, informierte sie ihn.

»Gut, Miststück.« Er zuckte mit den Schultern und lächelte. »Du zuerst oder ich?«

Agony drehte sich zu der Tür um, die jetzt nur noch an einem einzigen Scharnier hing. Der Eingang zum Keller des Lagerraums war frei für ihr Zwei-Personen-Überfallkommando.

Sie näherten sich langsam. Pain riss die Tür aus ihrem verbeulten Scharnier und warf sie beiseite. Der Eingang führte direkt zu einer Treppe, die in den Keller führte. Sie hörten Musik und möglicherweise Stimmen von unten.

Der Plastiksprengstoff war überraschenderweise leise genug gewesen, um niemanden darauf aufmerksam zu machen, dass sie Eindringlinge hatten, aber das bedeutete nicht, dass bewaffneter Widerstand nicht in ihrer unmittelbaren Zukunft lag, wenn sie die Treppe hinunter in eine unbekannte Situation kamen, in der sie leichte Beute waren.

Sie dachte, dies wäre der ideale Zeitpunkt für ihren Partner, eine Waffe zu ziehen, gegen die er so eindeutig eine Abneigung gezeigt hatte. Natürlich tat er nichts dergleichen und sie gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf, als er den ersten Schritt nach unten machen wollte.

»Was?«, protestierte er, als er sich zu ihr drehte. »Willst du dieses Mal den ganzen Spaß allein haben?«

»Nein«, erwiderte sie, während sie ihre Ersatzwaffe, eine 38er Smith & Wesson mit Stupsnase, hochhielt. »Ich möchte, dass du die nimmst.«

»Die Situation ist noch nicht chaotisch genug.« Er lehnte die angebotene Waffe ab.

»Darum geht es ja«, flüsterte sie und war versucht, ihn die Treppe hinunter zu treten und ihn das ganze Feuer auf sich ziehen zu lassen. »Du hast sie dann schon parat, falls die Dinge chaotisch werden.«

»Mach dir keine Sorgen um mich.« Er wies ihre Bedenken leichtfertig von sich. »Ich komme schon klar.«

»Ich mache mir keine Sorgen um dich, Dummkopf«, schnauzte sie. »Ich mache mir Sorgen, dass ich dich retten muss.«

»Oh.« Er grinste: »Ich liebe Rollenspiele. Endlich habe ich die Chance, die holde Jungfrau in Not zu spielen.«

»Erst wenn du lernst, wie man ein bodenlanges Kleid trägt und dabei elegant eine Treppe hinuntersteigt. Hast du das in letzter Zeit geübt?«

»Ja, aber nur mit zehn Zentimeter hohen Absätzen. In höheren Absätzen wackeln meine Knöchel.«

Der Mann war einfach nur nervtötend. Sie seufzte und überließ ihm den Vortritt, während sie zwei Schritte hinter ihm mit gezogenen Waffen stehen blieb, mit sich im Unreinen, ob eine der Kugeln, die sie abfeuern würde, in seinem Hinterkopf landen würde.

Die Musik und die Stimmen hörten nicht auf, als sie vorsichtig weitergingen, aber es fielen keine Schüsse auf sie.

Pain erreichte das Kellergeschoss und untersuchte die Umgebung, bevor er zur Seite trat und sie nach unten winkte.

Sie blieb neben ihm stehen und sah die Überreste eines kürzlichen Blutbades.

Die Musik kam aus einem CD-Player. Die Stimmen kamen aus einem an der Wand montierten Fernsehgerät. Bikini-bekleidete Schicksen beschwerten sich gegenseitig darüber, dass ihre Männer sie nicht zu schätzen wüssten.

Agony leerte ein halbes Magazin in den Fernsehbildschirm, während Pain das Stromkabel des CD-Players fand und aus der Steckdose riss.

Stille trat ein und sie betrachteten die Szene. Sie brauchten sich keine Sorgen zu machen, dass sie sich gegenseitig Deckung geben mussten. Der Raum hatte keine Türen oder Fenster und es gab keine lebenden Körper mehr, die sie angreifen konnten. Der Boden war nur mit Leichen und Blut übersät.

Pains Aufmerksamkeit wurde auf einen aufgesprühten Totenkopf an einer Wand gelenkt. Die Farbe war schwarz und der Schädel grob gefertigt, aber unverwechselbar.

Ihre Aufmerksamkeit konzentrierte sich darauf, die Leichen auf dem Boden zu untersuchen, um festzustellen, ob Doro darunter war. Sie wälzte eine nach der anderen auf den Rücken. Es war nicht ihre Aufgabe, sie alle zu identifizieren. Diese Aufgabe würde sie den Fachleuten überlassen, die irgendwann eintreffen und sich einen Reim auf das Gemetzel machen mussten. Sie musste versuchen, eine bestimmte Leiche zu finden.

»Das Graffiti an der Wand«, sagte ihr Partner, »ist von den Obersten Eiye, aber irgendetwas stimmt nicht.«

Sie sah ihn von ihren Knien aus an, ihre Hose und ihre Ärmel waren jetzt blutgetränkt, während sie die Leichen durchsuchte. »Stimmt etwas nicht? Sag mir eine Sache an dieser ganzen verdammten Szene, die richtig ist.«

»Die Obersten Eiye und die Schwarze Axt.« Er schaute konzentriert auf das aufgesprühte Logo an der Wand. »Sie sind rivalisierende nigerianische Gangs, aber sie haben es nicht nötig, sich gegenseitig Nachrichten zu hinterlassen, nachdem sie eine Tat begangen haben. Keiner von ihnen hätte es nötig, eine Szene wie diese zu markieren.«

»Ich habe jemanden gefunden, der noch lebt!«, rief sie plötzlich.

Er wirbelte herum, als Agony von einer kleinen, blutverschmierten Frau zur Seite geschoben wurde, die versuchte, zur Treppe zu huschen. Sie spurtete hinterher, holte die Frau ein und schlang ihre Arme von hinten um sie, als sie sich beide auf dem Boden wanden. Die Entflohene versuchte, sich zu befreien, aber Agony hielt sie fest und machte leise, beruhigende Geräusche.