Diana hatte sich zum Abendessen umgezogen. Das weiße Seidenkleid stand ihr ausgezeichnet. Die Köpfe der Männer drehten sich herum, und die Blicke folgten ihr unauffällig – oder so, dass es die Ehefrau nicht sah.
Steve McCoy lächelte und erhob sich. Er rückte ihr den Stuhl zurecht, und sie setzten sich.
„Die Küche soll hier sehr gut sein“, erklärte sie und griff nach der Speisekarte.
Steve winkte einen Kellner und bestellte zwei Aperitifs. Zwischen der tödlichen Begegnung auf der Landstraße und dieser luxuriösen Umgebung schienen Welten und Ewigkeiten zu liegen. Und doch war es nur ein paar Stunden her und nur ein paar Kilometer entfernt gewesen.
„Sie sehen sehr gut aus“, sagte Steve.
Diana neigte den Kopf. „Danke. Als Frau hört man gern mal ein Kompliment.“
Sie schien zu frösteln. „Obwohl die Erinnerung an unser letztes Zusammentreffen heute Nachmittag nicht so erfreulich war.“
„Dafür können Sie mich nicht verantwortlich machen. Schließlich bin ich hauptsächlich Ihretwegen hier.“
Sie lachte leise. Dann hob sie ihr Glas und prostete ihm zu. Steve nahm sein Glas ebenfalls in die Hand.
Er wartete, aber Dianas Hand blieb unbeweglich in der Luft stehen, als sei sie eine Marionette. Ihre Augen wurden starr und blickten auf einen Punkt hinter Steve McCoy.
Er beugte sich vor. „Was haben Sie?“
Rasch senkte sie die Augen. „Drehen Sie sich nicht gleich um, aber ich habe eben einen ziemlichen Schock gehabt. Dort drüben sitzt Mister Robert Wilson, der Boss der American Middle East Oil, und ich frage mich, was er hier zu suchen hat.“
„Ist er allein?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ein junger Mann ist bei ihm. Sie unterhalten sich ziemlich angeregt, und Wilson scheint wütend zu sein.“
„Haben Sie uns schon gesehen?“
„Nein, ich glaube nicht. Aber wenn wir jetzt aufstehen, würden sie uns garantiert sehen. Vielleicht haben wir Glück, und es setzt sich jemand an den Tisch dazwischen.“
„Geben Sie mir bitte Ihren Makeup-Spiegel“, bat Steve.
Sie verstand sofort und kramte in ihrer Tasche. Steve nahm den Spiegel in die Hand und klappte ihn auf. Es war einer der ältesten Tricks, aber immer noch gut. Er konnte die Szene hinter sich beobachten, ohne selbst aufzufallen.
„Der junge Mann ist dieser Phil Hammond. Die Verbindung war mir schon klar, als ich gesehen habe, wer den Flug für Hammond gebucht hat. Und nun sind wir ganz sicher. Wilson ist der Drahtzieher dieser Geschichte. Ich verstehe nicht, weshalb er es riskiert hierherzukommen, aber vielleicht hat Hammond ihm erzählt, dass wir schon ausgeschaltet seien. Möglicherweise weiß er nicht, dass wir die Schießerei auf der Straße überlebt haben. Das wird ein Wiedersehen geben!“
„Sie sind ja mit Hammond schon aneinandergeraten. Ich sehe ihn heute zum ersten Mal. Sieht gar nicht unsympathisch aus.“
„Es gibt wenige Killer, die auch so aussehen. Die besten unter ihnen sind auch die unauffälligsten.“
Diana vertiefte sich in die Karte, aber ihre Gedanken waren nicht bei der Sache, und so wurde der Kellner, der sich bereits erwartungsfroh neben ihnen aufgebaut hatte, wieder weggeschickt.
„Ich würde gerne hören, was die beiden zu besprechen haben“, sagte Diana.
Steve nickte. „Ja, dann wüssten wir wahrscheinlich alles und könnten Ihren Bruder befreien.“
„Kann man nichts tun? Wir könnten die beiden verhaften lassen“, schlug sie vor. „Die Polizei wird die Wahrheit schon herausbekommen. Soll Wilson doch auch mal schwitzen!“
„So einfach geht das nicht. Es liegt doch nichts gegen die beiden vor. Wilson ist wahrscheinlich erst vor Kurzem angekommen, und auch gegen Hammond gibt es nicht den geringsten Beweis, dass er ein krummes Ding dreht. Für seine Pistole hat er vermutlich sogar einen Waffenschein. Nein, die Polizei kann uns nicht helfen. Wir müssen die beiden selbst überführen. Sie müssen uns den richtigen Weg zeigen. Insofern wäre es ganz angebracht, wenn wir jetzt unauffällig verschwinden würden. Das Essen müssen wir an einem anderen Tag nachholen.“
„Zu spät!“, sagte Diana Lester ruhig. „Sie haben uns gesehen, und Wilson hat mich erkannt.“
Steve zwang sich, den Kopf nicht zu drehen. „In diesem Fall können wir natürlich doch essen.“ Er schlug die Karte wieder auf.