Kapitel 22
»Ich brauche noch einen Augenblick, um mich zu sortieren«, sagte Adam.
»Sicher, nehmen Sie sich so viel Zeit, wie Sie wollen.« Sammy klang sanft, wippte allerdings ungeduldig mit dem Fuß.
Einige Stunden waren seit der Rettung der Fremden von der Mondbasis vergangen. Als sich Adam stark genug gefühlt hatte, seinen Bericht wiederaufzunehmen, hatte sich Sammy entschlossen, das Gespräch in den Besprechungsraum des Rathauses von Eridu zu verlegen und das Publikum zu vergrößern, damit sie im Zweifelsfalle schnelle Entscheidungen treffen konnten. Am Kopfende des Tisches saßen nun Adam und zwei weitere seiner Kollegen, ein schwarzhaariger Mann um die Dreißig und eine junge Frau mit vollen Lippen, der die braunen Haare in den Nacken fielen. Beide waren Russell noch nicht vorgestellt worden.
Mit am Tisch saßen, neben Russell und Sammy, Dr. Dressel, Candy, John Mitchell und Elaine Thomas, die Sammy gebeten hatte, später den anderen Bürgern New Californias eine Zusammenfassung zu geben. Sie hatte einen Stapel unbeschriebener, gelber Blätter und einen Kugelschreiber vor sich auf dem Tisch liegen.
Seit Jeremy, der laut Adam mit Nachnamen Gardener hieß, vor einer Woche aus dem Transporter gefallen war, hatte Russell diesen Moment herbeigesehnt. Endlich würden sie Antworten erhalten.
»Ich denke, ich bin jetzt so weit«, verkündete Adam.
»Bitte.« Sammy hob kurz die Hand.
»Ich möchte Ihnen zunächst meine Kollegen vorstellen.« Adam zeigte auf die Frau neben sich. »Das ist Gemma Aaron, eine Physikerin, die sich in unserer Basis mit der Erforschung des Transporters beschäftigte. Mein Kollege rechts von mir ist Luke Herrington, ein Elektroingenieur, der für Instandhaltung und Betrieb der Basis verantwortlich war. Ich selbst bin ebenfalls Ingenieur und stellvertretender Leiter der Mondbasis.«
»Sie kommen also vom Erdmond?«, fragte Sammy.
Adam nickte. »Das ist korrekt. Wir haben dort eine Basis an einem Transporter gebaut.«
Sammy nickte. »Ja, durch den haben wir Sie hierher gebracht.«
Adam schüttelte den Kopf. »Äh, nein. Den Transporter haben wir selber geschaffen.«
Sammy wischte sich über den Mund. »Am besten fangen Sie ganz von vorne an«, bat er. »Laut unseren Informationen von vor fünf Jahren waren alle Transporter im Sonnensystem vernichtet, inklusive dem auf der Venus.«
Adam atmete tief ein und nickte. »Natürlich, ich vergaß, dass Sie noch nicht mit Jeremy gesprochen haben. Also, damals wurde die Venus vernichtet und verwandelte sich in ein winziges schwarzes Loch, das nun die Sonne umkreist. Den Grund wissen wir bis heute nicht, aber es wurde vermutet, dass ein Experiment mit dem Transporter fehlschlug. Dabei wurde auch die neue Verbindung zu New California gekappt. War doch so, oder?«
Sammy wandte den Kopf und blickte Russell an.
»In Wahrheit war es etwas anders«, erklärte Russell. »Aber das können wir ein andermal besprechen. Bitte fahren Sie fort. Wie sind Sie an den neuen Transporter gelangt?«
»Wir waren der festen Überzeugung, dass nun alle Transporter vernichtet seien, aber ein Jahr später registrierten Satelliten den Einschlag eines Fremdkörpers auf dem Mond. Sie können sich unsere Überraschung vorstellen, als sich das Objekt auf Teleskopaufnahmen als Transporter herausstellte.«
»Ja, kann ich.« Russell war perplex. »Haben Sie herausgefunden, wo der so plötzlich herkam?«
»Wir haben die Flugbahn zurückverfolgt und gehen davon aus, dass er aus dem Asteroidengürtel stammt. Und zwar etwa auf halber Strecke zwischen Mars und Jupiter. Einige Wissenschaftler vermuten, dass sich dort noch irgendwo eine Fertigungsstätte für Transporter befindet.«
»Eine Fabrik für Transporter im Asteroidengürtel?«, staunte Russell.
Adam nickte. »Wir nehmen an, dass es sich um Nanomaschinen auf einem Asteroiden handelt, die die ganze Zeit über inaktiv waren, aber ihre Arbeit wiederaufnahmen, nachdem alle Transporter des Sonnensystems vernichtet waren. Wir haben Raumschiffe losgeschickt, um nach dieser Transporterfabrik zu suchen, hatten bislang aber noch keinen Erfolg. Jedenfalls beobachteten wir den Fall weiterer Transporter auf den Jupitermond Europa und den Saturnmond Titan.«
»Auf der Erde haben Sie nichts gefunden?«, forschte Russell.
Adam schüttelte den Kopf. »Nein, und das wäre uns bei der lückenlosen Überwachung mit Satelliten garantiert aufgefallen.«
Russell nickte befriedigt. Immerhin war keines dieser Höllengeräte, die sich schon in der Vergangenheit mehrfach als Weltvernichtungsmaschinen herausgestellt hatten, auf der Erde und drohte dort mit der Zerstörung des Planeten. »Sie haben dann also eine Basis an diesem Transporter errichtet?«
Adam nickte wieder. »Ja, das war vor über vier Jahren. Seither nutzen wir den Transporter intensiv.«
»Nutzen?«, fragte Sammy verblüfft. »Für was denn?«
Adam lächelte. »Zur Forschung und Expansion. Teams brechen regelmäßig auf, um neue Welten zu erforschen. Auf mehreren Planeten wurden bereits Kolonien errichtet.«
»Beeindruckend«, flüsterte Dr. Dressel. »Was hat es denn mit diesen Babytransportern auf sich, von denen dieser Jeremy einen in seiner Tasche hatte?«
»Das wäre mein nächster Punkt gewesen.« Adam berührte die Frau neben sich an der Schulter. »Vielleicht möchtest du dazu was sagen?«
»Sicher«, erwiderte Gemma. »Vor einem Jahr etwa machte ein Physiker eine Entdeckung. Es geschah eher zufällig, da er ein mit Induktion arbeitendes Ladegerät neben dem Transporter auszuschalten vergaß. Als er am nächsten Morgen wiederkam, hatte sich in der Außenhaut des Transporters eine Beule gebildet, die wie eine kleine Warze aussah. Er verstärkte die Spannung im Gerät und dann löste sich eine murmelähnliche Kugel, die sich als Baby-Transporter herausstellte.«
»Und so ein Ding hatte dieser Jeremy bei sich«, stellte Candy fest.
»Dazu komme ich später«, unterbrach Adam. »Um diese Dinge zu erforschen, bauten wir eine zweite Basis. Eine Geheimbasis, etwa fünf Kilometer abseits der Hauptbasis, denn unsere Arbeit wurde als streng geheim eingestuft. Dort züchteten wir den Ableger zu einem ausgewachsenen Transporter heran. Von unserer Basis aus wurden auch die Hintergründe des Supertransporters erforscht.«
»Den Begriff haben Sie früher bereits verwendet«, erinnerte sich Russell. »Was heißt das? Meinen Sie damit diese Basis der Außerirdischen mit dem schwarzen Schaltpult?«
Adam nickte. »Wir hatten uns schon früh gewundert, dass wir uns nicht mehr zu jedem beliebigen Transporter teleportieren lassen konnten. Der Transport gelang nur noch zu Sternsystemen, die nicht weiter als fünfhundert Lichtjahre von der Erde entfernt waren.«
»Das gab es früher nicht«, sagte Russell. Als er noch in Nevada zwangsverpflichtet war, hatte Morrow ihn und seine Mithäftlinge kreuz und quer durch die Galaxie gescheucht. Später auf der Venus hatten sie auch Missionen unternommen, die deutlich weiter wegführten als fünfhundert Lichtjahre. Selbst New California war zehntausende Lichtjahre von der Erde entfernt.
»Richtig, das war am Anfang eines der großen Rätsel, auf das wir bei der neuen Nutzung des außerirdischen Transportsystems gestoßen sind.«
»Das hat mit diesen Supertransportern zu tun?«, fragte Dr. Dressel. Seine Stimme drückte grenzenlose Faszination aus. Er saß in seinem Stuhl, nach vorne gebeugt und mit weit aufgerissenen Augen.
»Irgendwann stießen wir auf den ersten Supertransporter«, erzählte Gemma Aaron. »Sehr vorsichtig begannen wir mit einigen Experimenten und es dauerte lange, bis wir Antworten bekamen. Es handelt sich bei diesen Supertransportern offenbar um so etwas wie Netzwerkknoten im Transporternetz. Jeder Supertransporter ist für mehrere tausend Transporter zuständig, die meist in derselben Region der Milchstraße liegen, obwohl man die Zuordnungen nachträglich ändern kann. Von den Mondbasen aus konnten wir nur noch zu Transportern reisen, die zu unserem Supertransporter gehören. Nur von diesen Knoten im Netzwerk aus kann man andere, weiter entfernte Transporter erreichen und auch nur dann, wenn man vorher deren Supertransporter bereist.«
Russell horchte auf. Das erklärte wahrscheinlich, warum er nicht direkt eine Dauerverbindung zwischen dem Erdmond und New California hatte herstellen können. Aber was hatte es mit diesen Dingern auf sich? »Wieso haben wir früher nie davon gewusst?«
»Womöglich haben wir früher nicht genug Ziele bereist, um zufällig auf einen davon zu stoßen. Das hat sich erst ergeben, nachdem wir diese Begrenzung der Reichweite hatten.«
»Aber warum plötzlich die Begrenzung?«, fragte Dr. Dressel. »Die gab es doch früher nicht.«
»Es haben sich einige Dinge im Transporternetzwerk verändert«, antwortete Gemma. »Wir vermuten, dass es mit den Ereignissen auf der Venus zu tun hat und mit dem Phänomen, das man damals als Todeszone bezeichnet hat.«
»Was hat sich verändert?«, fragte Russell. Er fühlte sich unbehaglich. Dass sich überhaupt irgendwas in diesem Netzwerk veränderte, das von niemandem kontrolliert wurde, beunruhigte ihn zutiefst. Hatte diese planetare Intelligenz, die die Todeszone geschaffen hatte, die Transporter weitergehender manipuliert, als sie gedacht hatten? Oder war es womöglich das Werk ihrer eigenen Manipulationen, um die sich ausbreitende Todeszone zu bekämpfen?
»Wie gesagt, kann man nur noch zu Transportern reisen, die denselben Supertransporter haben. Will man weiter weg, muss man zunächst zum Knotenpunkt und von dort aus zum Supertransporter des Ziels. Erst dann kann man zum eigentlichen Ziel gehen. Ebenso kann man Dauerverbindungen und manch andere Betriebsmodi nur noch von den jeweiligen Supertransportern vornehmen.«
»Mein Gott«, entfuhr es Mitchell. »Das ist ja, als hätte man den einfachen Computern in einem Netzwerk die Administratorrechte entzogen und könne tiefergehende Eingriffe nur noch von den zuständigen Servern vornehmen.«
Gemma nickte. Sie fuhr sich durch die Haare. »Der Vergleich hat sich uns auch aufgedrängt. Wir vermuten, dass nach dem Auftreten der Todeszone, die ja nichts anderes war als eine Manipulation des Netzwerks, ein Sicherheitsmechanismus eingeschritten ist und die Rechte der meisten Transporter beschnitten hat. So wird ein feindlicher Eingriff auf das Subnetzwerk eines Supertransporters begrenzt.«
»Das hätten die Erbauer von Anfang an implementieren sollen.« Sammy klang bitter. »Dann hätten sie womöglich die Vernichtung von Millionen Planeten verhindern können. Immerhin hat die Todeszone bis zu ihrer Eindämmung ein Sechstel der gesamten Milchstraße umfasst.«
Da hatte Sammy allerdings recht. Russell hatte sich in den letzten Jahren oft darüber den Kopf zerbrochen, wie die Erbauer es hatten zulassen können, dass das Transporternetzwerk so einfach auf eine solch todbringende Weise manipuliert werden konnte. Sie mussten völlig anders getickt haben als die Menschen, die sicher einen Abwehrmechanismus eingebaut hätten. Andererseits war das Internet früher auf der Erde auch extrem anfällig für kriminelle Machenschaften gewesen. Immerhin hatte das Transporternetzwerk reagiert. »Aber warum so spät?«
»Wissen wir auch nicht wirklich«, gab Gemma zu und zuckte mit den Schultern. »Ich vermute, dass das Netzwerk eine gewisse Lernfunktion mitbringt, deren Prozesse aber eine Zeit lang dauern.«
»Wie lange nach Eindämmen der Todeszone fand diese Veränderung statt?«, fragte Sammy. »Es wäre interessant, zu wissen, ob es letztlich verhindert hätte, dass die Todeszone die Venus erreicht.«
Gemma schüttelte den Kopf. »Wir können es nicht genau sagen. Als wir auf dem Mond den neuen Transporter in Betrieb nahmen, waren die Supertransporter schon aktiv.«
»Aber Sie können doch in den Logdateien des Transporters nachschauen«, sagte Mitchell verständnislos. »Haben Sie kein Dateninterface eingesetzt?«
Gemma schüttelte wieder den Kopf. »Das ist nicht möglich. Eine weitere Änderung im Netzwerk besteht darin, dass wir keinen Datenverkehr mehr aufbauen können. Die Transporter sperren sich gegen diese Art der Verbindung und wir haben auch bislang keinen Weg gefunden, eine solche wieder aufzunehmen.«
Russell verstand das nicht. »Aber ich habe über Mitchells Wandler doch selber mit dem Transporter gesprochen.«
»Akustische Verbindungen und jene, die über elektromagnetische Wellen hergestellt werden, bleiben davon unbeeinträchtigt«, erklärte Gemma. »Aber auch mentale Verbindungen sind nicht mehr herzustellen. Wir vermuten, dass die im Netzwerk implementierten Änderungen das unterbinden, um weiteren Manipulationen vorzubeugen.«
Russell nickte. Darum war er nicht in der Lage gewesen, über eine Meditation mit dem Transporter zu reden. Und er hatte seine mangelnde Konzentrationsfähigkeit infolge des Alters dafür verantwortlich gemacht.
»Also nur noch akustischer Austausch über Infraschall oder elektromagnetische Wellen?«, fragte Mitchell.
Gemma nickte. »Exakt. Und es bleibt natürlich noch die manuelle Eingabe des Codes über die Steuersäule.«
Mitchell hob die Hand. »Mich würde interessieren, ob Sie versucht haben, ein Dateninterface mittels einer akustischen Signalbrücke einzurichten. Es wäre doch möglich, dass wie bei einem antiken Akustikkoppler eine ...«
Sammy unterbrach ihn. »Entschuldige, aber das geht mir hier zu sehr ins Detail. Adam, bitte fahren Sie mit Ihrem Bericht fort. Was ist auf der Mondbasis geschehen? Warum wurden Sie angegriffen?«
Adam nickte. »Vor zwei Wochen brach plötzlich der Kontakt zur Hauptbasis ab. Es kam auch kein Nachschub mehr. Kritisch war das nicht, da wir Wasser und Atemluft aus dem Mondgestein und dem Sonnenwind extrahieren können und auch genug Nahrung in den Lagern hatten, aber natürlich machten wir uns Sorgen. Ein Trupp ist dann zur Hauptbasis aufgebrochen, aber man hat uns nicht hineingelassen. Als Jeremy eine Notschleuse öffnen wollte, wurden sie angegriffen. Gus’ Helmvisier wurde von einer Kugel durchschlagen, er war sofort tot. Jeremy konnte fliehen und schlug sich zu unserer Basis durch.«
»Haben Sie keinen Kontakt mit der Erde aufgenommen?«, wollte Russell wissen.
Luke Herrington schüttelte den Kopf. Es war das erste Mal, dass der Ingenieur sich zu Wort meldete. »Der Kontakt zur Erde läuft über die Hauptbasis als Relais zu einem Kommunikationssatelliten. Unsere Basis liegt auf der Rückseite des Mondes und hat darum keine direkte Sichtverbindung zur Erde.«
»Konnten Sie nicht direkt den Satelliten anpeilen?«
»Das war - auch aus Geheimhaltungsgründen - nie vorgesehen und darum verfügen wir über keine dafür nötige Ku-Band-Antenne. Für die S-Band-Verbindung des Satelliten haben wir keinen Encoder.«
Sammy hob die Hände. »In Ordnung. Berichten Sie weiter.«
»Jeremy und Gus haben offenbar die Aufmerksamkeit auf uns gezogen, denn am nächsten Morgen wurden wir von etwa zwanzig Astronauten angegriffen«, sagte Adam. »Wir konnten uns verteidigen und zum Rückzug zwingen, aber der Preis war hoch. Wir hatten etliche Tote. Außerdem waren unser Sauerstoffgenerator, die Tanks und die Mondrover zerstört. Es war wohl genau das, worauf die Angreifer es abgesehen hatten. Jedenfalls gingen unsere Vorräte schnell zur Neige und wir hatten keinen Ausweg. Auf uns wartete der Erstickungstod.«
»Dann sind Sie auf die Idee gekommen, uns um Hilfe zu bitten«, schloss Russell.
»Es war Jeremys Idee«, antwortete Adam. »Aber es war eine verzweifelte Idee. Die Atemluft unserer Raumanzüge war fast erschöpft und durch die Schäden an der Basis konnten wir sie nicht auffüllen. Jeremy hatte nur noch für eine Stunde Atemluft und die brauchte er für die Arbeiten am Supertransporter.«
»Was für Arbeiten waren denn da nötig?«, erkundigte sich Mitchell.
»Wir wollten verhindern, dass die Angreifer aus der Mondbasis über den Transporter zu uns oder Ihnen gelangen können. Also haben wir sowohl unseren Transporter als auch den für Sie gedachten Babytransporter mit dem für New California zuständigen Supercomputer verknüpft. Außerdem haben wir dafür gesorgt, dass New California ausschließlich über den zuständigen Supertransporter erreichbar ist. Wir wollten ja schließlich nicht, dass Sie auch überfallen werden.«
Russell nickte. Adam und seine Leute hatten mitgedacht. Immerhin.
»Ich verstehe das mit den Supercomputern noch nicht so ganz«, sagte Candy. »Ich dachte, es sei so etwas wie die Schaltkästen der Telekommunikationsgesellschaft, oder?«
»Grob gesagt, ja«, bestätigte Adam.
»Und die beiden Transporter auf dem Mond sind mit einem anderen Schaltkasten verbunden als der Transporter auf New California. Dann hätten wir zum Mond doch über zwei Supertransporter gehen müssen, oder nicht?«, fragte Candy irritiert.
Adam nickte. »Das war bis vor Kurzem jedenfalls noch so«, sagte er. »Ich habe es Ihnen eben versucht, zu erklären. Jeremy ist über unseren Supertransporter zu Ihrem gegangen und hat von dort aus unseren Transporter von seinem Schaltkasten gelöst und stattdessen mit dem Supertransporter New Californias verbunden.«
So hatte Russell es auch verstanden. Und wenn man nun von der einen Mondbasis in die andere oder von New California aus auf die Hauptbasis gehen wollte, musste man über zwei Supertransporter dorthin. Es gab ihnen zusätzlichen Schutz.
»Warum sind Sie denn ausgerechnet zu uns gekommen und nicht zu einer der von Ihnen angelegten Kolonien?«, wollte Sammy wissen.
»Weil wir die Codes nicht hatten. Die Datenverbindung zum Server der Hauptbasis war ja unterbrochen. Wir hatten nur den Zielcode für New California, weil es ein uns zugewiesenes Projekt war.«
»Haben Sie denn eine Idee, warum Sie überhaupt angegriffen wurden? Auf der Hauptbasis sind doch Ihre Freunde und Kollegen?«, fragte Russell.
Adam hob hilflos die Hände. »Ehrlich gesagt, haben wir keine Idee. Wir haben versucht, über Helmfunk mit den Angreifern zu sprechen, aber sie hatten offenbar ihre Funkgeräte abgeschaltet. Ich kann es mir nur so erklären, dass die Basis von einer fremden Macht übernommen wurde.«
»Außerirdische?«, grübelte Candy.
Adam schüttelte den Kopf. »Die Angreifer trugen die Raumanzüge der Mondbasis, auch wenn wir wegen der abgedunkelten Visiere die Gesichter nicht sehen konnten. Vielleicht Chinesen.«
»Sind Sie im Krieg mit China?«
»Nicht wirklich.« Adam wiegte den Kopf. »Na ja, ein kalter Krieg. Wir haben zwar keine Informationen über eine Eskalation, aber eine andere Lösung fällt mir nicht ein.«
»Dieser Jeremy hat erzählt, wir wären die Nächsten, die dran wären«, meinte Sammy.
»Das war vielleicht ein wenig übertrieben. Er wollte wahrscheinlich nicht, dass Sie uns die Hilfe verweigern«, sagte Adam kleinlaut. »Und ganz auszuschließen ist es ja nicht.«
»Was können Sie uns sonst noch sagen?«, fragte Russell. »Wie ist es auf der Erde gelaufen? Was war da mit den Chinesen?«
»Was war Ihr letzter Stand?«, fragte Gemma.
»Vor fünf Jahren«, antwortete Russell. »Krieg in Europa.«
»Der ist inzwischen ...« Mit einem Knall öffnete sich die Tür und Dr. Lindwall stand im Eingang, die Lippen fest aufeinandergepresst.
»Clarke?«, fragte Sammy.
Der Mediziner blieb hinter Dr. Payne stehen. Er war blass. »Jeremy Gardener ist gerade gestorben.«