92

Die Drinks gehen auf mich

Grace

ICH ZITTERE IN DER SEKUNDE, IN DER SICH Hudsons Fänge in meine Haut senken. Nicht aus Angst oder Nervosität, sondern aus einem so mächtigen Verlangen, dass ich an nichts anderes denken kann. Nichts anderes fühlen kann.

Das hatte ich nicht erwartet. Vielleicht hätte ich das müssen, nach dem Kuss auf dem Uhrenturm. Doch er hat schon von mir getrunken – in der Höhle – und während sich das gut angefühlt hat, war es doch kein bisschen wie jetzt.

Nichts in meinem Leben hat sich je so angefühlt.

Energie sirrt durch meine Nervenenden.

Hitze droht mich bei lebendigem Leib zu verschlingen.

Lust – wunderbare, unglaubliche, grenzenlose Lust – durchdringt jede meiner Zellen. Erfüllt mich und zerstört mich zugleich, bis ich nichts mehr will, als dass das nie aufhört. Dass es niemals endet, nie.

Hudson hebt mich ein wenig hoch, knurrt tief in der Kehle. Der Arm, den er um meine Taille geschlungen hat, zieht mich noch fester heran, bis unsere Körper aneinanderkleben und jegliche Distanz, die zwischen uns bestand – echt oder eingebildet –, nur noch eine Erinnerung zu sein scheint. Und trotzdem dränge ich mich noch näher an ihn, will immer noch mehr von ihm spüren. Ihn ganz spüren auf alle Arten, wie eine Person eine andere spüren kann.

Meine Finger sind bereits in seinem Haar und ich greife fester zu, genieße das Gefühl weicher Seide, die sich um meine Fingerspitzen schlingt, während ich ihn mit jedem unserer Atemzüge etwas mehr an mich binde.

Hudsons Knurren ist jetzt lauter, sein Körper und seine Hände und sein Mund – oh Gott, sein Mund – drängender, während er mich fester hält, gieriger trinkt.

Und irgendwie wird die Lust noch größer, bis ich unter dem Ansturm all dessen nicht mehr atmen kann. Ich bin zerstört, vollkommen ruiniert, mein Körper nichts als ein leeres Gefäß, das darum fleht, von ihm gefüllt zu werden.

Um mehr fleht, obwohl ein Teil von mir sich nicht vorstellen kann, dass es je mehr geben kann.

Um all das fleht, was Hudson mir geben kann. Fleht, ihm alles im Gegenzug zu geben.

Ich wimmere tief in der Kehle und Hudson hält einen Augenblick inne, um zu sehen, ob ich okay bin. »Hör nicht auf«, flüstere ich in sein Ohr. »Hör nicht auf, hör nicht auf, bitte hör nicht auf.«

Dieses Mal erfüllt sein Grollen den Raum, hallt von den Wänden wider und er beißt tiefer, zieht fester, schickt eine Welle der Ekstase direkt in mein Herz. Ich schreie auf, mein Körper steigt auf und kippt, meine Hände greifen statt in sein Haar nach seinen Schultern, um mich festzuhalten, während meine Knie zu Wasser werden und mein Blut zu Dampf.

Nichts hat sich je so gut angefühlt. Nichts sonst könnte sich je so gut anfühlen.

Wie Hudson von mir trinkt, ist die totale Reizüberflutung, in mir begegnen und mischen sich tiefste Lust und süßester Schmerz, bis da nichts mehr sonst ist. Bis da nur noch Hudson und ich sind und dieser eine perfekte Moment, der nie enden soll.

Doch schließlich tut er das – so wie alles.

Hudson zieht sich zurück, löst sich von mir und ich klammere mich verzweifelt an ihn. Er lächelt an meiner Haut, dann fährt er zart mit der Zunge in kleinen Kreisen über und um die Bissmale, die er unter meinem Ohr hinterlassen hat.

»Okay?«, flüstert er, als ich meine Hand an seinen Hinterkopf drücke und ihn festhalte.

»Mehr als okay«, hauche ich zurück. Dann lehne ich mich zurück und sehe ihm ins Gesicht. »Du?«

Er grinst. »Nie besser.«

Das macht mich glücklich. »Ja?«, frage ich mit einem kleinen Lächeln.

»Oh ja.«

Und dann hebt er mich in seine Arme und trägt mich zum Bett. Er legt mich sanft darauf, lacht ein wenig, als ich mich an ihn klammere, um ihn bei mir zu behalten.

»Ich gehe nirgendwohin, Grace«, sagt er und streckt sich neben mir aus, dann drückt er mir einen sanften Kuss auf die Lippen.

Ich weiß nicht, ob es ein Versprechen ist oder nur dazu gedacht, mich zu entspannen, aber egal was es ist, es funktioniert. Der Schlaf steigt herauf und holt mich und als ich in ihm versinke, sage ich: »Gut«, und gebe ihm das einzige Versprechen, das ich geben kann. »Ich auch nicht.«

Er lächelt an meinem Haar und ich kann nicht anders als zu hoffen, dass das reicht.