Kapitel 8 Henry
„Das wäre mir neu.“ Laurence warf ihm einen strafenden Blick zu.
Henry rollte mit den Augen und setzte sich auf das Sofa. So bequem.
Alec hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. Er müsste sich endlich bedanken – später.
„Beruhig dich“, sagte er grinsend. „Natürlich ist er kein Kindermädchen! Laurence ist der geschätzte Butler meiner Familie.“
Alec hatte die Arme vor der Brust verschränkt und lehnte im Türrahmen. Er machte keine Anstalten, sich zurückziehen zu wollen. Wunderbar!
Denn wenn er jemanden aus dem Hause Quincy ertragen konnte, dann den rührigen Butler, und trotzdem wollte er keine Geschichten aus Rosewater hören! Alecs Anwesenheit könnte allzu unangenehme Fragen verhindern, hoffte er.
„Warum verschwendest du wieder deine Freizeit für einen Besuch bei mir?“, fragte Henry.
Mit einem leisen Schnaufen schlug Laurence elegant die Beine übereinander
.
„Mein lieber Junge, wie jedes Mal, so ist auch dieser Besuch eine Herzensangelegenheit, keine Pflichtübung.“ Er strich sich die Hose glatt. „Ich war ohnehin geschäftlich in London und wollte nach dir sehen.“
Henry zog ein Bein auf das Sofa und umfasste es mit einem Arm.
„Ich mache uns Tee und Kaffee“, sagte Alec entschlossen. „Und besorge Kuchen! Dauert nicht lange“, fügte er an und es klang nach einer Rüge.
Henry zuckte mit den Schultern. „Kaffee ist gut, aber Laurence isst keinen Kuchen ... glaube ich?“ Alec sollte bleiben!
„Oh ja, bitte sparen Sie sich den Weg.“ Der Butler sagte es mit einer abwehrenden Handbewegung. „Ich habe Gebäck mitgebracht.“ Er griff nach der Papiertüte und hielt sie in Alecs Richtung.
„Macarons?“ Henry freute sich jetzt schon auf die luftigen bunten Kekse mit der wohlschmeckenden Füllung.
„Natürlich.“ Laurence lächelte milde. „Wenn ich früher aus London zurückkam, bist du mir schon auf der Auffahrt entgegengelaufen. Für Macarons hast du mich fast von den Füßen geholt.“
Henry schluckte. Das waren die schönen Erinnerungen an seine Kindheit auf Rosewater. Aber es war nicht wahr, dass er Laurence nur wegen des bunten Gebäcks stürmisch begrüßt hatte. Er hatte
damals nicht einmal gewusst, dass es einen Unterschied zwischen seiner Familie und dem Butler gab, und ihn einfach vermisst. Bis heute fühlte er diesen Unterschied nicht. Und doch war Laurence ein Angestellter. Sicher, einer der ihn seit seiner Geburt kannte und gern hatte. Aber so pflichtversessen wie der war, dachte er vielleicht, er müsste Henry besuchen? Mit einem dumpfen Gefühl im Magen sah er zu Alec.
„Von mir aus. Dann nur Kaffee“, sagte der und verschwand in Richtung Küche.
„Es geht ihm nicht gut“, sagte Laurence, sobald Alec außer Sichtweite war.
Nun rebellierte Henrys Magen wirklich. Augenblicklich wollte er zu Alec in die Küche springen. Sag etwas!
Es hallte drohend in seinem Kopf.
„Das tut mir leid“, presste er mühsam hervor.
„Es ist das Herz. Eine Klappe ist defekt, meint der Arzt. Solche Dinge sind heute gut behandelbar, aber er will nicht nach London kommen, verschanzt sich auf Rosewater. Joggt wie ein Irrer, weil er glaubt, damit könnte er es aufhalten. Dünn ist er geworden.“ So viel schwang in Laurence Worten mit. Mitgefühl, Sorge und ein Hauch von Zorn.
In Henry mischten sich Befürchtungen mit Abwehr. „Es ... Ich weiß nicht, was ich sagen soll“,
gestand er leise und verschränkte seine Finger so fest, dass es wehtat.
Eindringlich sah Laurence ihn an. „Er ist dein Vater! Rede du mit ihm. Ich bin ... nur der Butler! Aber wenn sein Sohn mit ihm spricht, wird er vielleicht zuhören!“
Henry schluckte hart an den Worten. Unwillkürlich schüttelte er den Kopf, kämpfte gegen alle Dämonen, die ihn einen schlechten Sohn schimpften, einen Egozentriker, einen, der seinen Vater sterben ließ.
„Ich bin kein Arzt und er ist ein intelligenter Mann. Wenn er sich nicht richtig behandeln lassen will, ist das seine Entscheidung.“
Für einen Augenblick war es, als würde er in einen Spiegel schauen und zurück blickte das Gesicht seines Vaters. Verflucht! Sehnsucht schwappte in Henry nach oben, zusammen mit vielen Erinnerungen. Zärtlich und liebevoll hatte ihn sein Vater immer behandelt. Geduldig war er gewesen. Bis ... „Und es ist ihm doch ohnehin völlig egal, was ich denke“, fügte er voller Überzeugung an.
Laurence’ Seufzen schien aus tiefster Seele zu kommen. „Du irrst dich“, murmelte er.
Mit einem Mal tauchte das Bild des Gespräches in Henry auf, das eines der Letzten mit seinem Vater werden sollte
.
Henry sah sich, 21 Jahre alt, und bisher war Laurence der Einzige gewesen, der wusste, dass er schwul war. Seine Mutter ahnte es wohl, aber mit der hatte er nie darüber geredet. Nun wollte er es endlich seinem Vater erzählen. Beim Abendessen nahm er allen Mut zusammen, vielleicht weil Laurence mit am Tisch saß, hatte er sich bereit gefühlt.
„Papa, ich muss dir etwas sagen. Ich werde niemals heiraten, jedenfalls keine Frau, und mit Sicherheit keine Kinder haben. Ich bin schwul.“
Es hatte sich so gut angefühlt, es auszusprechen, so erleichternd. Und Laurence hatte ihm aufmunternd zugelächelt. Für einen Augenblick hatte sein Vater das Essen unterbrochen, die Farbe gewechselt. Ganz bleich war er geworden. Schließlich nahm er sein Besteck wieder auf, und atmete tief durch.
„Henry, Liebes, was meinst du? Sollen wir den morgigen Tag für einen Reitausflug nutzen? Es könnte der letzte schöne Tag des Jahres werden“, hatte er mit seiner üblichen Plauderstimme gesagt.
Henry war fast die Gabel aus der Hand gefallen und er hatte sehen können, wie irritiert Laurence war.
„Hast du mir überhaupt zugehört, Vater?“, hatte er unsicher gefragt.
Sein Vater hatte aufgesehen und für den Bruchteil einer Sekunde schienen Bedenken über sein Gesicht zu huschen. Dann hatte er sanft gelächelt
.
„Selbstverständlich, mein Stern. Was ist mit dem Reitausflug?“
Henry schnaufte bei der Erinnerung. Er hatte tatsächlich geglaubt, dass der verdammte Ausritt einer Aussprache dienen würde. Noch einmal hatte er es angesprochen. Aber nichts! Sein Vater, ganz der studierte Biologe, hatte ihm irgendwelche Wildblumen am Wegesrand erklärt. Jeden von Henrys Versuchen, doch noch eine Reaktion von ihm zu seinem Outing zu bekommen, hatte er weggelächelt. Henry war danach nach London abgereist und hatte seinen Vater nicht einmal mehr über den ersten MS Schub informiert. Na, der hatte es natürlich von Laurence erfahren, wollte sofort zu ihm kommen, doch das hatte Henry abgelehnt! Ein einziges Telefonat hatten sie seither geführt.
„Mein Stern, Clara Tanner hat nach dir gefragt, diese Industrielle, du weißt schon. Solange du in London bist, besuch sie doch mal.“
Henry sah sich noch, wie er auf das Telefon gestarrt hatte. Mein Stern? Wie konnte er so etwas sagen? Nutzte seinen Kosenamen, den nur er, sein Papa, zu ihm sagen durfte und ignorierte komplett den Mann, der aus seinem Stern geworden war! Und er wusste, dass die Tanners zwei Töchter in seinem Alter hatten! Hatte ihn sein Vater etwa verkuppeln wollen, trotz seines Outings
?
Henry wusste nicht, wie oft sein Vater seither angerufen hatte, mit den Jahren hatte es nachgelassen. Kein einziges Mal hatte er das Gespräch angenommen, alle Postkarten aus Rosewater ignoriert. Einen Brief, den hätte er vielleicht geöffnet, er war sich nicht sicher. Aber wenn sein Vater einen anderen Sohn erzwingen wollte – dann war Henry dazu nicht bereit!
„Habt ihr schön geschwiegen?“ Alecs Stimme drang an sein Ohr, riss ihn aus der Vergangenheit. „Ich war so frei und hab mal den Tisch gedeckt.“
Henry hinkte zum Tisch und staunte. Wo hatte Alec denn die Porzellan-Etagere gefunden? Zarte Rosen bedeckten alle drei Ebenen, die Alec nun mit Macarones befüllte. Die Rosafarbenen unten, die Blauen in der Mitte und die Braunen, mit der leckeren Schokoladenfüllung, ganz oben. Er machte sich einen Spaß daraus, um den Tisch zu schreiten und jedem von rechts die Kaffeetasse zu füllen. Dabei verbeugte er sich leicht und grinste, während er sich zu ihnen setzte.
„Ich bin ja nur der Hausmeister, merkt man, was? Ein richtiger Butler setzt sich nicht zu der Herrschaft.“
Gott, er ist einfach wunderbar.
Henry war froh, dass Alec seinen verliebten Blick nicht bemerkte. Der starrte nachdenklich auf den braunen Keks auf
seinem Teller und schien zu überlegen, wie man ihn möglichst vornehm aufessen konnte. Jetzt nahm er die Kuchengabel und brach ein winziges Stück ab, steckte es sich umständlich in den Mund.
Henry lachte leise. Das dringende Bedürfnis, Alec zu küssen überkam ihn, ließ sich nur schwer unterdrücken. So ein schönes Gefühl. Warum lehnte sein Vater ihn deshalb ab? Er liebte eben Männer, was war dabei? Erben? Sollte doch ein Cousin erben, ihm war es gleich. Etwas stach ihm unangenehm in den Magen. Während die beiden Männer plauderten, schwieg er, blickte über den hübsch gedeckten Tisch hinweg zum Kamin.
Wie konnte das überhaupt möglich sein? Der Mann, der Vater und Mutter für ihn gewesen war und ihm einige Therapiestunden mit seiner Zuwendung erspart hatte – der lehnte ihn ab, nur weil er schwul war? Na, sein Vater wollte ja durchaus Kontakt. Aber wie konnte er etwas ablehnen, was keinem Menschen schadete? Den Teil von Henry, in dem eben ein anderer Mann ein schönes Gefühl erzeugte? Wollte er nicht, dass sein Sohn glücklich war?
Henry seufze schwer und biss in den rosafarbenen Keks. Süße mischte sich auf seiner Zunge mit der Himbeerfüllung, lenkte ihn für einen Moment ab. Er sah zu Alec, der Laurence gespannt lauschte. Der erzählte gerade von der Party auf Rosewater, auf der er für einen Kellner hatte einspringen müssen. Henry
erinnerte sich lebhaft daran, wie der Butler einen riesigen Kerzenständer auf das Buffet hatte fallen lassen. Das Tischtuch darunter hatte bei der Aktion Feuer gefangen. Aber sein Vater hatte nur laut gelacht und geklatscht, es den Gästen als geprobte Einlage verkauft. Für Henry war er damals ein Held gewesen.
Aufhören!
Diese Gedanken an sein Zuhause mussten aufhören. Jahre hatte er mit diesen Fragen zugebracht, ohne Ergebnis. Die Liebe, die er zu seinem Vater verspürte, war darüber in seinen Gehirnwindungen verschollen. Zurück blieb die Erinnerung an einen wunderbaren Menschen, für den er jetzt nicht mehr richtig war, nicht mehr passend. Es tat immer noch weh, aber es war nicht zu ändern.
„Nun muss ich aber wirklich los, sonst verpasse ich den Zug“, sagte Laurence und Henry kam es vor, als wäre es plötzlich. Sie hatten geplaudert und gelacht und er hatte darüber die Zeit vergessen. Das war mehr als nur die Erinnerung an ein Leben gewesen, das er einmal gelebt hatte. Das war die Gegenwart. Wann war die denn hier eingezogen?
„Henry?“ Laurence Stimme brachte ihn zurück.
„Ich bringe dich zur Tür“, sagte er, stand auf und ging voraus.
An der Tür sah Laurence ihn eine Weile an. Mit einem Mal streckte er seine Hand aus und zupfte
Henry eine Strähne aus der Stirn, bevor er sich vorbeugte.
„Melde dich doch bei ihm“, flüsterte er in Henrys Ohr.
Fast unmerklich schüttelte Henry den Kopf und schwieg. Es wollte ihm nichts mehr einfallen. Dicht hinter sich hörte er Alec atmen und war erleichtert. Diskretion war wohl nicht Alecs Hobby, verhinderte aber ein weiteres Gespräch, das Henry nicht führen wollte.
„Gute Heimreise.“ Er blinzelte zu Laurence, der sich mit einem eleganten Lächeln leicht vor ihm verbeugte.
„Pass auf dich auf, mein Junge“, sagte er und blickte zu Alec. „Und Sie junger Mann, sind großartig! Ich wünsche Ihnen eine lange Dienstzeit im Hause Quincy.“ Er drehte sich ab und berührte den Türgriff. Noch einmal sah er über seine Schulter. „Wenn ich mir nach über 30 Dienstjahren diese Bemerkung erlauben darf: Die Herren Quincy haben bisweilen so viele Dornen wie die Rose in ihrem Wappen, aber ein geduldiger Gärtner lernt, damit umzugehen.“ Er lächelte wissend und verschwand durch die Tür.
„Cooler Mann! Von dem könnte ich viel lernen. Der würde mich zu einem richtigen Butler ausbilden“, murmelte Alec und lehnte sich gegen die Wand im Flur. „Ach und du, Lord Quincy, bist ein miserabler
Gastgeber! Nicht mal einen Tee oder Kaffee hättest du ihm angeboten. Haben sie dich im Pferdestall großgezogen?“
Unwillkürlich musste Henry grinsen. Ohne ein weiteres Wort wollte er an Alec vorbeigehen, aber der hielt ihn am Oberarm fest.
„Hör auf, mich anzuschweigen!“ Er klang entschlossen und seltsam liebevoll. Henry fühlte die Worte durch seinen Schwanz zucken.
Schnell wollte er sich befreien, aber Alec ließ nicht los. Er musterte ihn skeptisch und begann breit zu lächeln. Mit erfahrener Hand strich er über die wachsende Beule in Henrys Jeans. „Es macht dich an, wenn ich Klartext mit dir rede? Kein Problem! Ich habe dir nämlich noch ein paar Dinge mitzuteilen!“
Für einen Moment schloss Henry die Augen. Verwirrung breitete sich in ihm aus. Zwischen seiner anschwellenden Lust und seiner Abwehr. Entdeckt!
Alec hatte herausgefunden, dass ihn ein wenig Dominanz bei einem Mann heißmachte, noch dazu, wenn sie so selbstverständlich und ungezwungen war. Aber so viel Macht wollte er dem Kerl nicht geben!
„Ich ...“ Er suchte nach Worten und fand nur Alecs grüne Augen, die ihn fordernd anblickten.
„Jaaa?“ Alec zog ihn näher und schob ihn gegen die Wand. Ohne den Blick abzuwenden, massierte er Henrys harten Schwanz durch die Hose
.
Henry stöhnte leise und schob ihm seine Hüften entgegen. Der muskulöse Mann vor ihm, der fordernde Gesichtsausdruck und die harten Worte – er zerfloss unter Alecs Händen zu einer Pfütze aus Lust.
Der kam noch näher, presste seinen Körper gegen Henrys, schob dessen Hand in seinen Schritt. Mächtig und hart ragte seine Erektion auf, bildete ein Zelt aus Jeansstoff. Hungrig begann Henry ihn zu massieren.
Plötzlich trat Alec einen halben Schritt zurück und Henry vermisste die geschickte Hand augenblicklich.
„Nicht so schnell!“ Alecs entschlossene Worte ließen Henry schaudern. Unbefriedigt zog er die Augenbrauen zusammen. „Ich will mit dir über diesen ... Zeitvertreib sprechen“, verlangte er.
Henry zuckte mit den Schultern. „Was gibt es da zu besprechen?“ Er hatte wirklich keine Ahnung.
Mit einem Mal wirkte Alec weniger dominant. Er schnaufte leise. „Warum müssen wir jetzt schon ein Label darauf kleben? Ich will dich doch nicht gleich heiraten, keine Sorge. Ich will ... einfach mehr Zeit mit dir.“
„Na und? Du bist hier, noch vier Wochen. Das ist eine Menge Zeit. Ich nerve dich doch jetzt schon. Deine Worte!“
Alec rollte mit den Augen. „Du strengst dich ja auch an. Aber ...
“
Er kam wieder näher und Henry schloss die Augen, genoss die Wärme, den sanften Kuss. Fuck!
Dieser Typ war genau die Mischung aus hart und zart, die er mochte. Na ja, umso besser war der Zeitvertreib!
„Lassen wir doch einfach offen, was es ist! Du ... da ist etwas in mir und das will zu dir. Ich will mir das in Ruhe ansehen.“ Alec sprach dicht an seinem Ohr.
Henry schluckte die aufsteigende Beklemmung herunter. Plötzlich zuckten seine Glieder, das beschädigte Bein kribbelte.
„Nein!“, brachte er aufgebracht heraus. Bevor er in einen Strudel gezogen wurde, aus dem er nicht entkommen konnte, musste er das hier beenden. Zumindest das Gespräch! „Nein, das musst du dir nicht ansehen! Zwei junge schwule Männer in einer Wohnung? Da entsteht schon mal Hitze.“ Alec öffnete den Mund, aber Henry sprach schneller. „Lass uns einfach Spaß haben. Wenn ... wenn du mir etwas sagen willst, dann warte. Verschieb es auf deinen letzten Arbeitstag!“ Ein schmerzhaftes Lächeln schlich sich auf Henrys Lippen. Etwas in mir will zu dir?
Aber doch nicht zu mir in fünf Jahren, wenn ich vielleicht im Rollstuhl sitze!
„Ich muss mich hinlegen“, murmelte er erschöpft. Jetzt war es ihm egal, ob Alec mitbekam, wie die MS ihn ermüdete und ab und an einen alten Mann aus ihm machte, der einen Mittagsschlaf brauchte
.
„Dann komm.“ Alec nahm seine Hand und zog ihn sanft hinter sich ins Wohnzimmer bis zum Sofa.
Verwirrt legte Henry sich hin, fühlte die weichen Polster an seinem Rücken. Mit einem milden Lächeln griff Alec nach der Wolldecke, die am Ende zusammengefaltet lag, breitete sie aus und legte sie über Henry. Er sank vor ihm in die Hocke. Mit der Rückseite seiner Hand strich er ihm über die Wange. Henry seufzte und schmiegte seinen Kopf näher an die streichelnden Finger.
„Bist echt ein harter Brocken.“ Die Worte drangen durch seine Erschöpfung.
Er nickte zustimmend. „Ist bei uns im Gen-Mix“, gab er zu und wusste, wäre er wacher, hätte er es nicht gesagt.
„Aber ich habe eine Bedingung für mein Schweigen!“
„Ach?“, murmelte Henry.
„Du willst nicht darüber reden, dafür wirst du laufen und zwar jeden Tag, mit mir!“
„Laufen?“ Henry war sich nicht sicher, ob er noch alles richtig verstand.
„Jawohl! Du und ich werden ab morgen jeden Tag nach draußen gehen. Du weißt schon – dort, wo die Welt ist, Luft, Licht, Sonne – Menschen!“
Henry sank tiefer in seine Ermüdung, schwer lagen seine Glieder auf dem weichen Sofa
.
„Keine Menschen“, flüsterte er im Halbschlaf und hörte Alecs genervtes Seufzen wie durch Watte.
„Von mir aus. Dann eben Luft, Mondlicht und erst mal keine Menschen. Aber wir werden jeden Abend vor diese Mauern treten und uns die Welt ansehen!“
„Okay“
Henry hatte keine Ahnung, was er zustimmte. Er fühlte Alecs Lippen auf seiner Wange, dann seiner Stirn und entspannte sich. Nur kurz ausruhen.
Menschen? Mondlicht?
Mit diesem Gedanken schlief er ein.