Leseprobe: Der Duft von Zimtschnecken
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it geschlossenen Augen schnupperte Marius unter der Decke hervor. Der Geruch von frisch gebackenem Hefeteig und einem Hauch von Zimt lag über der Wohnung. Wunderbar! Und noch etwas mischte sich darunter. Stieg da etwa der Duft von Kardamom in seine Nase? Oh, endlich ein entspannter Samstagmorgen, dachte er erfreut, schlug die Augen auf und erschrak.
Entgeistert sah Marius sich um. Er war nicht zu Hause! Vielmehr lag er in einem bequemen Doppelbett, aber anstatt in seine teure Satin-Bettwäche, war er in kuschelige Decken mit Baumwollbezug gehüllt. Die Wände waren in einem hellen Braunton gestrichen und der flauschige Teppich war ... mintfarben! Schlagartig fiel Marius der gestrige Abend ein. Leise stöhnte er, zog die Decke über den Kopf und murmelte: „Verflucht!“
Hannah hatte ihn verlassen! Ah, das war schon vor einer Woche gewesen. Sie hatte ihn sogar einen Versager auf allen Ebenen genannt. Ach ja ... und sie hatte ihn seit Monaten betrogen. Aber gestern? Da war er in der Stadt gewesen und in diesem hübschen Café gelandet, wo er auf Swen getroffen war! Swen und ...
„Morgeeen“, flötete es jetzt von der Tür.
Marius schob die Decke etwas weiter nach unten. Da war er, der Rest des Vortages: Nick! Groß, schön und charmant. Er lehnte seinen schlanken Körper gegen den Türrahmen und grinste. „Na Schatz, schaffst du es, aufzustehen, oder willst du Frühstück im Bett? Es gibt Zimtschnecken. Frisch gebacken.“
Ausgerechnet Zimtschnecken, dachte Marius und das Wasser lief ihm im Mund zusammen. Sein Lieblingsgebäck! Nick hatte Kardamom in den Teig getan. Genauso backte seine Mutter ihre Zimtschnecken. Nach einem schwedischen Rezept, das sie aus dem Urlaub mitgebracht hatte. Aber in der Tür stand eindeutig nicht seine Mutter!
Mit nacktem Oberkörper, nur in Jogginghose, stand Nick da und lächelte. So als könne er keiner Fliege etwas zuleide tun. Er mit seinen verdammten
Zimtschnecken!