XIII

Neun Jahre zuvor

In den Akten des Chinesischen Ministerium für Staatssicherheit wurde er als Max geführt; in einer Mischung aus Verärgerung und Bewunderung benannt nach Maximilien de Robespierre, einem der führenden Köpfe der Französischen Revolution, der auch als der Unbestechliche bekannt war. Denn dass Monsignore Rinanzo unbestechlich war, hatte sich in den letzten Monaten bei verschiedenen Gelegenheiten immer wieder herausgestellt. Man hatte seine Post geöffnet, seine Telefone abgehört und seine Mails gelesen. Man hatte seine sämtlichen Internetaktivitäten überwacht und ihn rund um die Uhr beschattet, aber das Ergebnis war stets dasselbe gewesen: Dieser Mann war einfach nicht zu packen. Er besuchte keine pornographischen Internetseiten, er hatte keine heimliche Geliebte, oder – was dem Ministerium noch besser gefallen hätte – einen heimlichen Geliebten, noch spielte er um Geld oder tat irgendetwas, was auch nur im entferntesten unkorrekt oder gar illegal gewesen wäre. Rauchen und ein mäßiger Rotweingenuss waren offenbar seine einzigen Laster. Ein direkter Versuch, ihn zu bestechen, und ein weiterer, ihn mittels einer attraktiven jungen Agentin in eine verfängliche Lage zu bringen, die gefilmt werden konnte, waren schon im Ansatz an Monsignore Rinanzos unnachgiebiger Haltung gescheitert. Es war zum Verzweifeln.

Zwar war er nicht der einzige auf der Liste, auch drei andere Priester, die im Dienste des Vatikan standen und dort permanent Zugang hatten, waren als »aussichtsreich« eingestuft worden, und über sie hatte man schnell das eine oder andere Unvorteilhafte herausfinden können, doch waren vier Kandidaten nun mal besser als drei, und so beschloss man zu Monsignore Rinanzos Unglück, selbst aktiv zu werden.