Prolog
G reg setzte den bettelnden Gouverneur auf den Stuhl in Ds Keller. Wieder wurde ich mir der Macht bewusst, die von uns ausging, denn diese war so groß, dass der um Reue winselnde Mann nicht einmal gefesselt werden musste. Während Riley draußen im Nebenzimmer sein Gewehr reinigte, standen wir vor diesem Kerl, der unseren Deal gebrochen hatte. Nur wegen ihm richtete das FBI ein weiteres Mal seine Aufmerksamkeit auf uns. Dafür würde er nun leiden müssen. Wie das aussah, wussten wir alle. Nur nicht der Politiker.
Unser Ruf war legendär. Bis heute verstand ich nicht, wieso. Niemand, der uns nah genug gekommen war, konnte die vielen Schreckensgeschichten in der Welt verbreiten. Es gab nur wenig Überlebende. Diejenigen, die es schafften, trauten sich nicht, darüber zu sprechen.
»Adam, die Kamera.« D riss mich aus den Überlegungen und ich klappte den Bildschirm der Digitalkamera aus und warf sie dem Politiker auf den Schoß.
»Ist das meine Tochter?«, fragte dieser und ich schnalzte mit der Zunge.
»Du musst schon auf ›Play‹ drücken.« Was er dann auch tat. Kurz darauf beschallten die Hilferufe und ihr Geheule den Kellerraum. Diese Töne erinnerten mich daran, was ich mit der kleinen Politikertochter angestellt hatte, und ein breites Grinsen bildete sich auf meinen Lippen.
Der Gouverneur schluchzte, als sich ihr gebrochenes Geflenne mit meinem Stöhnen mischte, und schüttelte fassungslos den Kopf. Anscheinend kam er jetzt zu der Stelle, wo ich seine Tochter richtig benutzte und erniedrigte, denn er klappte den Bildschirm zu und warf die Kamera in die Ecke, sodass sie über den Boden schlitterte.
»Ihr seid Schweine! Dreckige, verlogene Schweine«, brüllte er und ich hätte am liebsten laut losgelacht. »Was habt ihr mit ihr gemacht?«
»Das hast du gesehen«, erwiderte ich gelangweilt. »Du konntest es ja nicht bis zum Schluss abwarten, also kannst du dir den Rest denken.«
»Ist sie tot?«, flüsterte er und sah mit Tränen in den Augen zu D.
»Nein. Adam war so freundlich, sie sich selbst zu überlassen. Wir können ja schlecht deine Tochter allein für deine Fehler büßen lassen. Bei dem, was du getan hast, muss schon mehr rausspringen.«
Er meinte, zu wissen, was auf ihn zukam. Dabei konnte die Realität viel grausamer als jede noch so kranke Fiktion sein.
»Ich würde ja Gnade walten lassen. Nur bin ich nicht eine von diesen Personen, die keine Probleme mit Vertragsbrüchen haben.« D konnte schon immer ein einfühlsamer Psychopath sein. Dabei versuchte er noch nicht einmal, nett aufzutreten. Er war einfach charmant.
»Das lag nicht allein in meiner Hand.«
»Jetzt, wo du das Thema Hand ansprichst …« D wandte sich mir zu und nickte. Mit einem Lächeln legte ich den mit Sorgfalt eingepackten Geschenkkarton auf seinen Oberschenkel. Ich müsste lügen, würde ich sagen, dass ich mich nicht am liebsten vor Lachen weggeschmissen hätte und mich freute, als er vorsichtig die Schleife öffnete und das Seidenpapier umschlug. Es kostete mich meine ganze Energie, nicht ›Überraschung‹ zu brüllen, als er bei dem Anblick der modrigen Hand seiner Verlobten kreidebleich wurde.
Aber ich konnte es mir nicht nehmen lassen, mich zu ihm rüberzubeugen und auf den Verlobungsring zu zeigen. »Wie der Klunker heraussticht. Ziemlich bleich die Kleine, was?«
Er sah mich noch schockierter an und brachte keinen Ton heraus. Herrje, der Ärmste.
»Mein Gott …«, winkte ich ab. »Das ist nur ihre Hand. Du hättest den Rest des Körpers sehen müssen. Aber der liegt ganz tief im Lake.«
»Von der Suche würde ich abraten«, meinte D trocken.
»Ja«, gab Greg noch hinzu. »Wer weiß schon, wie viele Frauen bereits dort am Grund liegen und angenagt wurden. Also ich habe nicht mitgezählt.«
Okay, das war mein Einsatz. Ich lachte los. Es lohnte sich nicht, das zurückzuhalten. Das war zu gut.
»Ihr Schweine. Ihr seid doch alle krank!«, brüllte das Häufchen Elend. Da zog D sein Wägelchen mit seinem Spielzeug heran.
»Jetzt, wo du krank erwähnst …« D hatte einen ausgezeichneten Sinn für Humor. Mein Blick wanderte zu dem typischen Metzgerwerkzeug – und das war der Moment, in dem mein voller Magen rebellierte.
»D, ich bin weg.« Ich klopfte ihm auf die Schulter und er sah mich verwundert an. »Sorry, aber mein Magen macht da nicht mit.« Er nickte und nahm das erste Folterwerkzeug in die Hand. Beim Rausgehen hörte ich den Gouverneur noch: »Neeeeiiiinnnnn!«, brüllen. Mit der Tür, die ins Schloss fiel, erloschen auch seine Schreie.