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I ch presste die Lippen zusammen, unterdrückte das Schreien und dennoch ließen sich die Tränen nicht aufhalten. Im Auto gleich neben der Kreatur sitzend spürte ich seine Finger noch an meinem Leib und es widerte mich an. Gleichzeitig wurde mir speiübel bei dem Gedanken, was ich dabei auch noch gefühlt hatte. Wie krank war ich, dass ich so reagierte? Ich hätte mich dagegen wehren sollen und hatte es nicht gekonnt. Zu tief saß das Erlebnis in mir, wo er mich mit dem Kopf gegen das Holz geschlagen hatte. Zu gewaltig hielt sich der Schmerz in meinen Knochen fest, der mich erstarren ließ.
Wenn ich jedoch ehrlich zu mir war, hätte mich keine Gegenwehr gerettet. Beweis dafür war meine Erinnerung. Dennoch ekelte ich mich selbst an, weil ich etwas empfunden hatte. Etwas Großes, Übermächtiges und Schönes. Das durfte aber nicht so sein.
Fassungslos und voller Pein verdeckte ich mit den Händen mein Gesicht und weinte in mich hinein. Verstand einfach nicht, wie ekelhaft Adam war. Wie es ihn anmachte, Kit und Colt beim Liebesakt zu beobachten, wo ich fast der Meinung gewesen wäre, dass ein weiches Herz in ihm schlagen würde. Ich hatte es nur kurz gedacht, als er die Kette so bedeutungsvoll zwischen den Fingern gehalten hatte. Eine Fehlinterpretation. Denn er war ein Monster. Angeregt von seinen eigenen Freunden hatte er mich erneut berührt. Wie krank er doch war und widerlich. Wie konnte ein so gutaussehender Mann nur so abstoßend sein? Wieso benutzte er mich nur, wo er doch jede Frau haben konnte?
Adam war ein Fiesling. Ein monsterartiger Dreckslappen, der sich an mir rieb und den ich trotz der Kleidung und des dicken Mantels gespürt hatte.
Säuerliche Flüssigkeit kroch meine Kehle hoch und ich würgte. Ruckartig hielt er an und merkte scheinbar, dass ich die Übelkeit nicht länger unterdrücken konnte. Automatisch öffnete ich die Tür, auch wenn die Reifen noch nicht stillstanden, sprang heraus und … übergab mich.
Brennender Schmerz schoss vom Magen ausgehend die Speiseröhre hinauf und verteilte mein Leid im Schnee, während mir die Tränen die gereizte Haut verbrannten. In mir zog sich alles zusammen und ich wusste nicht, was schlimmer war. Dass ich heulte wie ein kleines Mädchen oder dass ich mich übergab, weil mich ein attraktiver Mann gegen meinen Willen berührt hatte.
So erbärmlich, wie es sich anfühlte, konnte es doch nicht sein. Er hatte längst Abscheulicheres getan. Trotzdem wurden meine Beine weich, der Kreislauf brach ein und vor mir verschwamm das Weiß der verschneiten Straße. Die Schneelandschaft kippte und gerade, als ich dachte, ich würde zu Boden stürzen, wurde ich von hinten gehalten.
»Hey, Poppy«, flüsterte das Monster direkt an meinem Ohr. Sein Geruch stieg mir in die Nase und erneut krampfte mein Magen, nur war dieser leer. Im nächsten Moment hob die widerliche Bestie mich hoch, drückte mich an seinen fälschlich warmen Körper und setzte mich auf den Sitz. Schweigend. Noch immer war mir schwindelig und übel, als er den Motor wieder startete und den Weg fortsetzte. Dann brach er leider auch die Stille.
»Sei froh, dass du mich nicht verstehst. Denn entschuldigen werde ich mich nicht. Und dass du dich so verhältst, verletzt mich«, knurrte er neben mir. Er dachte doch nicht wirklich, dass ich mich für seine Übergriffe bedanken würde? So dumm konnte selbst dieser Teufel nicht sein. Ich hasste ihn und irgendwann würde er auch seine Strafe dafür bekommen.
Ich müsste nur diese blöden Unterlagen stehlen, die mich erst in diese verzwickte Situation gebracht hatten. Dann hätte ich meine Freiheit und er würde hinter Gittern verrotten können. Genau an dieser Kleinigkeit hielt ich mich fest, während er vor sich hin schimpfte und uns zurück zur Villa steuerte.