16
M eine Hände schwitzten und noch immer sah ich das Bild seines muskelbepackten Körpers vor mir, während ich ihn nervös verfolgte. Mir war klar, was er damit bezweckte. Er wollte mir die Angst nehmen, und mir zeigen, dass keine Gefahr von ihm ausging. Doch so naiv war ich nicht. Längst wusste ich, wie attraktiv er war, auch wenn mich sein nackter Oberkörper und die Sanftheit seiner Haut mit den ausgeprägten Muskelsträngen überrascht hatte. Er war vollkommen perfekt. Nicht eine Narbe prangte auf seinem Körper und noch immer war mein Mund ganz trocken.
Im Geiste dankte ich ihm, dass er mir das gezeigt hatte, bevor ich ins Verderben stürzen würde. Denn so etwas Schönes hatte ich noch nicht gesehen. Selbst Edwin, der vor Muskeln strotzte und durchaus attraktiv war, konnte da nicht mithalten. Jetzt sowieso nicht mehr. Denn er hatte sich verändert und glich nicht mehr meinem Liebsten.
Nichtsdestotrotz konnte Adams Aussehen mich nicht blenden. Er war eine Bestie. Eine gemeine, begehrenswerte Kreatur, die einen verführte mit freundlichem Lächeln und einem schützenden Körperbau.
Er ging voraus und schaute auch nicht zurück. Anscheinend entwickelte ich mich vom hässlichen Mädchen zu etwas, was für ihn interessant wurde. Denn seine Reaktion war mir nicht verborgen geblieben. Ich rechnete ihm an, dass er mich nicht erneut überfallen hatte und nun über die Flure schritt, die Treppe hinab und mich in den großen Speisesaal führte, wo bereits Calvin, sein Vertrauter – dessen Name ich nicht wusste – und Colts Männer saßen. Mein Blick flog nach Mila suchend über die Runde. Doch sie war nicht da. Dort, wo ich das letzte Mal gesessen hatte, zog Adam mir höflich den Stuhl vor und bedeutete mir, mich hinzusetzen. Neben leere Stühlen. Gleich gegenüber von ihm, seinem Freund und Calvins Vertrautem.
Der Detroiter Mafiaboss lächelte mir freundlich zu und nachdem ich dies erwidert hatte, schaute ich hinab auf meine schwitzigen Finger. Mir wurde bewusster, wo ich mich befand und mit wem. Das sollte ich nicht vergessen und hatte es dennoch getan. Auch mein Auftrag kam mir wieder in den Sinn. Lauter und wichtiger als zuvor.
Plötzlich durchkreuzte eine warme Stimme meine Gedanken.
»Schön, dass ihr es auch rechtzeitig zum Essen schafft«, moserte Calvins Vertrauter, als sich Mila nach einer Begrüßung, die mich aufschauen ließ, lächelnd neben mich setzte.
»Finde ich auch, Malcolm.«
»Du bist wie deine Schwester.«
»Und dennoch wunderst du dich über mein Verhalten.« Sie beugte sich zu mir, strahlte mich so hinreißend an, dass mir warm wurde, und hauchte mir einen Kuss auf die Wange.
»Hallo, Pascha. Ich hoffe, du wirst von dem Ungeziefer nicht allzu sehr geplagt.«
»Mila, komm schon!« Ich schaute zu der Stimmquelle direkt neben mir, zu Riley, der mit offenen Armen dastand und den Kopf schüttelte.
»Was denn? Nicht jeder kann so ein Goldjunge wie du sein«, erwiderte Mila amüsiert und Riley setzte sich uns gegenüber. Die Seite wurde immer voller, wogegen Mila und ich auf der anderen allein saßen. Ob es wohl feste Plätze gab? Denn zwischen Mila und Calvin blieb ein Stuhl frei, was mich daran erinnerte, dass Kit dort zuletzt bei dem Frühstück gesessen hatte.
»Lasst uns essen und übers Geschäft reden«, bekundete Calvin und Mila begann nach den Schüsseln zu greifen, um meinen Teller zu befüllen.
»Hast du alles mit dem Top regeln können, Adam? Die Lieferung ist nicht angekommen«, begann Greg.
»Ja, klar. Alles im Lot.«
»Wir sollten über Davon reden. Wir wissen immer noch nicht, wo er ist.« Malcolm zwang Mila damit, innezuhalten.
»Ist der nicht der Typ, der Kit in den Rücken gefallen ist und Mitschuld trägt für ihren Zustand?« Anhand ihrer Stimme konnte es unmöglich eine Frage sein und doch wartete sie auf eine vernichtende Antwort.
»Ja, und dennoch ist er ein Teil dieser Familie.«
»Welcher? In der, wo Kit einmal Macht besessen hatte, und durch die sie nun ein Krüppel ist?«
Da mischte sich Calvin ein. »Sie ist stark, Mila, und Davons Beweggründe waren andere, als sie zu verletzen oder ihr gar einen Schaden zuzufügen.«
»Trotzdem …«
»Trotzdem suchen wir ihn.«
Mila knurrte etwas Unverständliches vor sich hin und stocherte im Salat herum. Obwohl mein Magen brummte, war die Lust, zu essen, längst vergangen.
»Wenn Mila schon angepisst ist, wie fühlt sich da Kit?«, warf Greg ein. »Meint ihr nicht, dass sie vielleicht etwas damit zu tun haben könnte?«
»Nein!«, wandten Calvin und Malcolm gleichzeitig ein.
»Stiletto ist rachsüchtig und …«
»NEIN!!!«
»Schon gut, ich meinte ja nur, dass wir in alle Richtungen denken sollten.«
Sie diskutierten weiter und während ich versuchte, Salat, Fleisch und Reis zu mir zu nehmen, kam mir der Gedanke, dass Greg womöglich recht hatte. Denn Kit holte sich ihre Vergeltung. Dafür war sie bekannt. Es dauerte, aber es kam immer dazu. Erst recht, wenn derjenige zu ihren Kreis gehörte. Er musste sterben. Innerlich wettete ich darauf, dass sie diesen Kerl eher tot als lebendig finden würden.
Neben mir wurde Mila auch ruhig. Vielleicht dachte sie dasselbe. Schließlich war es ihre Schwester und sie kannte sie am besten.
Das gemeinsame Essen ging schneller voran, als erwartet, und ich schaffte es fast, meinen Teller zu leeren. Viel zu zügig war Adam bei mir und viel zu ruppig zerrte er mich in den Stand.
»Lass sie in Ruhe, sie bleibt bei mir!« Mila wollte mir wie immer helfen, als sie ebenfalls aufstand und sich zwischen uns stellte.
»Siehst du nicht, wie verstört sie schon ist?«
War ich das? Nein, eigentlich nicht. Glaubte ich zumindest.
»Sie ist durch dich so verstört!«
»Mila, beruhige dich. Alles ist gut«, kam Calvin Adam zu Hilfe, anstatt mir, und auch Riley stellte sich neben Mila, damit Adam mich aus dem Raum schaffen konnte. Mein Blick haftete sich an meine neue Freundin, die mich entschuldigend ansah – dabei tat es mir leid, dass sie sich solche Sorgen machte. Am liebsten wollte ich ihr zuflüstern, dass es mir gut ging. Dass ich schon mit Adam klarkam und dass er alles wiederbekommen würde, sobald ich irgendwie die Dokumente an mich nehmen konnte. Meine Lippen blieben versiegelt und ich ließ mich von Adam führen. Bis wir allein im Flur standen und ich meinen Arm aus seinem Griff herausschlug.
Wütend sah ich ihn an, machte ihm klar, was für ein Blödkopf er war, und er lachte nur, weil wir beide wussten, dass ich gegen ihn keine Chance hatte. Widerwillig lief ich neben ihm her und natürlich brachte er mich auf das Zimmer. Auf mein Zimmer.
Wie sollte ich mich in Calvins Büro schleichen, wenn diese Kreatur mich immer wieder einschloss?
Vielleicht musste ich wirklich aus dem Fenster fliehen.
Das wäre eine Idee. Dafür brauchte ich nur zu warten, bis er einschlief. Nur schob er mich in den Raum, ohne diesen zu betreten, um gleich hinter mir die Tür zu verriegeln. Verwundert stand ich allein in der Helligkeit dieses Zimmers. Drehte mich aber rasch wieder um, damit ich durch das Ohr am Holz lauschen konnte, ob er ging. Was er auch tat. Auf dem Flur öffnete sich eine Tür, nur schloss er diese nicht. Falls er dortblieb, wäre es die perfekte Möglichkeit, abzuhauen. Der Gedanke war noch nicht zu Ende gesponnen, da näherten sich seine Schritte wieder. Blitzschnell rannte ich zum Bett und setzte mich hastig hin, als hätte ich nicht nach einer Fluchtmöglichkeit gesucht. Die Zimmertür wurde aufgeschlossen und wie erwartet betrat Adam den Raum. Mit einer Hand zeigte er mir, sitzen zu bleiben, weshalb mein Blick zu seiner anderen wanderte. Dort, wo er eine Spritze festhielt. Erschrocken stand ich auf und suchte offensichtlich nach einer Flucht. Durchkämmte hastig mit den Augen den Raum und prüfte, ob ich an ihm vorbei durch die offen stehende Tür rennen konnte. Es war zwecklos.
Was immer er mir verabreichen wollte, es würde mich töten. Da konnte er mich noch so mitfühlend und schützend ansehen. Es war eine Lüge. Er betrog und log mit seiner Mimik, seiner Körpersprache und auch als er: »Ganz ruhig, ich werde dir nicht wehtun«, sagte. Vielleicht nicht er direkt, aber die Flüssigkeit, die mich erwartete. Das Gift, welches er vorhatte, mir zu injizieren.
»Poppy, ich kann nicht die ganze Nacht bei dir bleiben.« Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Auch wenn ich das gerne möchte.« Dieser Widerling grinste schelmisch und fixierte mich mit seinen liebevollen, weichen Gesichtszügen und diesen tiefblauen Iriden, die einen regelrecht ins Verderben lockten. »Du bist aufgebracht, aber genauso kann ich dich nicht allein lassen. Komm her.« Der Wahnsinnige zeigte es mit den Fingern und ich spekulierte sicher nicht auf den Wahrheitsgehalt seiner Worte. »Komm, Poppy. Ich tu dir nichts«, sprach der Wolf zu dem Lamm, bevor er es fraß. »Es ist nur ein Beruhigungsmittel, nichts Schlimmes«, beteuerte der Psychopath, ehe er Massenmorde ausführte.
Am liebsten hätte ich ihm die Gedanken mitten ins Gesicht geschleudert, gefolgt von geballten Fäusten. Gleichzeitig und mit jedem weiteren Schritt, den er auf mich zu setzte, besiegelte er die Ausweglosigkeit, während mich das Bett hinter mir einkesselte.
Blitzschnell holte er auf und stand vor mir. Die nun aufgebaute Fleischmauer minimierte zudem jegliche Chancen, mich lebendig aus der Lage zu befreien.
»Ganz ruhig«, flüsterte er hinabschauend und mein pochendes Blut und die Furcht in meinen zittrigen Gliedern behaupteten etwas anderes. Sie schrien mir ›Lauf! ‹ zu und dennoch konnte ich mich nicht bewegen.
Die Bestie stürzte sich jäh auf mich, riss mich von den Beinen und da er ahnen konnte, dass ich gedanklich längst davonlief, fiel ich nicht nur rückwärts aufs Bett, sondern er setzte sich gleich auf mich. Erschrocken und vom Gewicht auf dem Bauch zerdrückt schlug ich nach ihm, bis er meinen Arm zu fassen bekam und diesen unter seinem Knie fixierte. Den anderen hielt er ausgestreckt von mir weg.
»Shhht«, machte er, als er mit den Zähnen die Schutzkappe der Kanüle abzog und neben sich ausspuckte. Die glänzende Spitze der Injektionsnadel stach mir regelrecht ins Auge und ich schüttelte verneinend den Kopf. Gleichzeitig versuchte ich, meinen Arm aus dem festen Griff seiner Finger zu ziehen, und schaffte es nicht, als sich die Spitze der Nadel der Haut näherte.
»Shhhht, Poppy«, sprach er scheinheilig sanft, schmeichelte mir dabei mit diesem fürchterlichen, honigsüßen Lächeln und stach mir durchs Fleisch direkt in die Vene. »Alles wird gut.« Und drückte mir das Gift unter die Haut, welches meinen Tod besiegelte. Kalter Schmerz breitete sich langsam aus.
Erst als die gesamte Flüssigkeit in meinen Arm gezwungen worden war, löste er sich von mir und stand allmählich auf. Noch besaß ich die Kraft, von ihm abzurücken und starrte auf die kleine Wunde am Arm, wo sich ein Blutstropfen bildete.
»Schlaf schön, Poppy. Wir sehen uns morgen.« Wieder dieses Lächeln, als würde ich wirklich den Morgen noch erleben. Er zwinkerte mir zu, drehte sich um und verließ den Raum, nicht ohne die Tür hinter sich zu verriegeln. Kaum war das klickende Geräusch des Türschlosses versiegt, sprang ich auf.
Auf der Stelle wurde mir schwindelig, ich schaffte es jedoch bis zum Fenster, um meinen Fluchtweg genauer auszukundschaften. Am hölzernen Blumengitter könnte ich hinabsteigen und somit aus diesem Raum flüchten. Allerdings wusste ich nicht, wie ich wieder in die Villa und von da aus direkt ins Büro von Calvin kommen sollte – unbemerkt.
Mein Kreislauf sorgte für kleine Sternchen, die ich vor den Augen sah, meine Glieder zuckten und wurden fürchterlich weich, dass ich mich plötzlich am Fensterbrett festhalten musste. Adams Gift breitete sich aus, lockte mich in den Schlaf und packte meinen Verstand in eine diffuse Decke.
Heute könnte ich nicht flüchten.
Heute war ich zu müde.
Heute musste ich nur schlafen.
Ungewollt und gegen jeden Willen, außer dem meines Körpers, stolperte ich zum Bett zurück und fiel hinein.
Spürbare Blicke auf meinem Körper, wie eine streichelnde Hand, weckten mich sanft aus der Dunkelheit, die über mich eingebrochen war. Er hatte mir tatsächlich kein Gift gespritzt und behielt recht damit, dass wir uns wiedersehen würden. Zwar lag der Raum in nächtlicher Finsternis, als ich die Augen öffnete, aber seine Silhouette stand unbestreitbar neben dem Bett. Etwas Unheilvolles lag im Zimmer, wie er sich näherte und sich zu mir runterbeugte.
»Shhht«, machte er, was wie eine Gewohnheit klang. »Ganz ruhig«, flüsterte er sanft, liebevoll und zugleich dunkel belegt. Ich rührte mich nicht, wartete ab, da ich längst nicht in meinen Körper zurückgefunden hatte. Tosend laut hallte die Furcht durch mich hindurch, während er mir die Decke an einer Ecke vom Leib nahm. Angezogen und starr lag ich da, obgleich sein Blick durch meine Kleidung spürbar wurde.
Meine Arme wie auch Beine kribbelten, wachten wie mein Verstand auf. Derweil gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit und präsentierten mir die Bestie in voller Pracht und Schönheit, die fälschlicher nicht sein konnte. Oberkörperfrei stand er da, zeigte mir das Spiel seiner Muskeln, als die Decke zu Boden glitt. Kurz darauf versperrte er mir die Sicht, indem er seine sehnigen Arme verschränkte und wie von selbst wanderte mein Blick zu der grauen Jogginghose, die viel zu tief auf seinen Hüften saß. Ein ausgesprochen hinreißender Anblick, wenn er nicht so ein grausames Monster wäre.
Da er die Arme löste und die Hand nach mir ausstreckte, befreite ich mich aus der Starre und wich automatisch zurück. Nur mein Handgelenk bekam er zu fassen, was mich umso mehr verschreckte. Doch nur sanft schlossen sich seine Finger darum. So, also wollte er mir wirklich nichts Abscheuliches antun. Durch die Dunkelheit sah ich nur gedämpft seine Züge, sah nicht das Leuchten seiner blauen Augen. Und aus dem unheilvollen Schweben im Raum wurde eine ungreifbare Wärme.
»Ich tu dir nicht weh, Poppy«, flüsterte er. Er hob meinen Arm an, hielt die Finger an seine Lippen und küsste sanft die Kuppen, was mich bei der Sanftheit, die darin lag, erschaudern ließ. Ungeachtet der Reaktion ließ er mich nicht los, führte jedoch die Hand wieder zu meinem Körper. Schwebend ließ er meine Finger über meine eigene, rechte Brust fliegen, sodass nur die Spitzen über die bekleidete Haut tanzten. Ich spürte den Pullover, der förmlich an mir klebte, nahm die ungewöhnliche Hitze wahr, die mich aus dem Nichts flutete, und schluckte schwer, obwohl mein Mund trocken war. Unbeirrt kreisten meine Finger weiter um den Nippel herum, der sich schmerzhaft verhärtete und ein paradoxes Zucken zwischen den Schenkeln auslöste. Ich öffnete leicht die Lippen, wollte fragen, was das zu bedeuten hatte und was er da tat, doch schluckte ich jede Silbe herunter, noch bevor ich sie aussprach.
Meine Finger flogen langsam, zärtlich und kaum spürbar zu der Kuhle zwischen den Brüsten, als wären es längst nicht mehr meine und beschworen damit ein mächtiges Ziehen im Unterleib. Zeitgleich pochte mein Herz immer schneller, während in mir der Atem erstarb.
Verwirrt von den Emotionen, gespalten zwischen mehr und in Ruhe gelassen werden zu wollen, blieb ich liegen und ließ mich weiterhin von dem ungewöhnlich behutsamen Monster überraschen, das mich nicht berührte und es dennoch tat.
Die Fingerspitzen wie auch er glitten weiter hinab. Sie tanzten mir über den Bauch und schließlich schoben sie zärtlich den Stoff nach oben, sodass die nackte Haut darunter seinen Blick erhellte. Angespannt und ungewollt erregend knisterte die Luft zwischen uns, wurde heißer und zerreißender. Doch er ließ nicht ab und mit den Kuppen spürte ich die Hitze und die leichte Feuchtigkeit auf der Haut. In mir bebte eine unerklärliche Lust, die er reizte. Auch, als er den Bauchnabel umkreiste, eher er das Spiel mit meinen Fingern weiter hinab bis zu dem Bund der Hose fortsetzte.
»Schließ die Augen, Poppy«, wisperte er gedämpft und legte mir seine andere Hand auf die Augen, damit ich auch verstand. Ich atmete tief durch, schloss sie und presste die Lider auch zusammen, als ich ihn längst nicht mehr spürte. Das Nächste, was ich wahrnahm, war die Tür, die sanft ins Schloss fiel. Rasch öffnete ich die Augen und setzte mich auf. Ich sah mich um und er war tatsächlich gegangen. Mein Kopf schwirrte und mein Blick auf die Decke, die meinen erhitzten Körper bedeckte, verwirrte mich.
Sie hatte doch auf dem Boden gelegen? So schnell konnte er mich nicht wieder zugedeckt haben. Hatte ich nur geträumt?
Langsam, entgeistert und mit weichen, noch nicht wachen Gliedern stieg ich aus dem Bett und schritt vorsichtig und tapsend zur Tür. Nachdem ich die Klinke heruntergedrückt hatte, wusste ich auch, dass ich eingeschlossen war. Mit dem Ohr am Holz lauschte ich nach Schritten, doch die Stille war erdrückend. Ich war allein. Schweißgebadet und allein und es gab kein Anzeichen, dass er hier gewesen war. Hatte ich seine Anwesenheit wirklich nur geträumt? Kopfschüttelnd bewegte ich mich zurück zum Bett, legte mich hinein und kam nicht zur Ruhe, da die Hitze gegenwärtig war. Die Luft lag schwer im Raum, getrieben von der Lust, die in mir hallte. Im Bett riss ich die Kleidung von mir, warf sie achtlos zu Boden, sodass ich nur noch im Slip unter der Decke lag.
Dennoch waren die Hitze sowie das unvermeidliche Kribbeln auf der Haut und sein belegtes »Shhh«, welches ich nicht vergessen wollte, unerträglich. Vor geschlossenen Augen tauchte diese grausame Mauer aus Fleisch, Muskeln und Hingabe auf, lockte die Begierde, die ich so nie zuvor empfunden hatte, und ich kam nicht umher, die Fingerspitzen sachte unter der Decke um meine Brust kreisen zu lassen, so, wie ich es geträumt hatte. Es erweckte ein derartiges Verlangen in mir, dass ich nicht so geduldig und achtsam meinen Leib erkundete wie er. Ich glitt sofort zum Slip und streichelte über dem Stoff die pochende Mitte. Der Gedanke, dass es dieses Monster war, der meine Kuppen auf und ab gleiten ließ, erregte mich auf eine neue, intensive Weise, sodass ich aufstöhnte und mich auf den Bauch drehte.
Unmittelbar und von Gier gesteuert rieb ich durch den Stoff die sensible Stelle und bewegte zeitgleich das Becken. Mit den Hüften kreisend kam ich meiner Hand entgegen, schob den Slip auf Seite und glitt mit dem Finger in die hitzige Feuchtigkeit, die zuckend nach mehr schrie und mich stöhnen ließ.
Mein Herz tanzte rasant im Takt zu dem schnellen Atem und den stoßenden Bewegungen meines Fingers und der Hüften. Schweißperlen löschten den Brand auf der Haut und ich erdrückte den Schrei im Kissen, als eine laute Explosion mich im Bett überfiel.
Bebend beruhigte sich mein Atem. Allmählich wurde mir bewusst, was ich getan hatte und warum. Sogleich schämte ich mich für die Lust. Letztlich gab ich aber dem Medikament die Schuld. Das, was Adam mir gespritzt hatte, hatte mich zwar nicht umgebracht, sorgte jedoch für Halluzinationen, die mich in den Wahnsinn trieben.
Wackelig richtete ich mich im Bett auf, schaute mich beschämt um, ob ich wirklich allein war und niemand etwas mitbekommen hatte, und kuschelte mich wieder unter die Decke, um den Schlaf fortzuführen, während mein Verstand sich nicht abschaltete.